KUNSTHANDWERK
01 2017
Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
Ausgabe 01 2017
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VORWORT | Bundesinnung
VERBUNDENHEIT Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit großer Freue möchte ich Ihnen die erste Ausgabe
Verbundenheit durch gemeinsame Jubiläumsveran-
des heurigen Jahres präsentieren. Ein inhaltlicher
staltungen noch erhöht werden.
Schwerpunkt ist der Berufsgruppe der Buchbinder gewidmet. Sie sind nicht nur für den Ursprung dieser
In der bevorstehenden Beschlussfassung der Gewerbe-
Zeitschrift verantwortlich, der Hefttitel zeigt auch
rechtsnovelle wird durch die gesamte Sparte Gewerbe
gleichzeitig die homogene Verbindung zueinander.
ebenfalls Verbundenheit signalisiert. Das trifft auch im Bereich der Nebentätigkeiten im verstärkten Maße zu.
Obwohl diese Berufsgruppe von der Anzahl der
In vielen unterschiedlichen Bereichen sind in allen von
Mitglieder die kleinste Berufsgruppe im Bereich der
uns vertretenen Berufsgruppen Gemeinsamkeiten zu
Kunsthandwerke darstellt, sind die Mitglieder sehr
erkennen, die uns alle verbinden.
aktiv. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Ausbildung der Lehrlinge in dieser Berufsgruppe.
Auch die Fortführung und/oder die Übernahme von
Regelmäßig abgehaltene Lehrlingswettbewerbe zeigen
Betrieben ist ein Thema, das einige von uns zur Zeit
das hohe Ausbildungsniveau und tragen maßgeblich zur
oder in naher Zukunft beschäftigt.
Steigerung der Motivation der Lehrlinge und auch der Ausbildungsbetriebe bei. Diese Veranstaltungen tragen
Ich denke, dass durch die Veröffentlichung vieler
wesentlich zur Verbundenheit der Berufsgruppe der
unterschiedlicher Beiträge in unserer gemeinsamen
Buchbinder bei. Der dafür erforderliche finanzielle
Zeitschrift auch neue Ideen geboren werden können.
Aufwand scheint mir dadurch sehr wohl gerechtfertigt
Dokumentation und Information verbindet Menschen
zu sein, wenn man den Kandidaten bei der Preisverlei-
und inspiriert zu neuen Wegen.
hung gratulieren darf. Eine andere Berufsgruppe feiert noch das Jubiläum des 650-jährigen Bestehens: Die Zunft der Gold- und Silberschmiede. Bei den Goldschmieden könnte die
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und verbleibe in Verbundenheit, Ihr Bundesinnungsmeister KommR. Hans Joachim Pinter
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Foto © Lukas Dostal
VERLAG | Die Redaktion
Sehr geehrte Damen und Herren, Mit großer Freude starten wir ins Jahr zwei der Zeitschrift
Mitgliedsbetriebe und den unerschütterlichen Glauben
„Kunsthandwerk“, die wir mit Ihnen und für Sie als Medien-
an eine wirtschaftlich gute Zukunft.
inhaber und Verleger produzieren dürfen. Sie in der Darstellung der vielfältigen unternehmerischen In der Bundesinnung, den Landesinnungen bzw. den
Leistungen, aber auch in Ihren Anstrengungen, traditionelle
einzelnen Berufsgruppen gibt es viele Aktivitäten, die es
Berufsbilder zu erhalten oder sogar noch attraktiver zu
wert sind, ins rechte Licht gerückt zu werden. Zeigen sie
machen, zu unterstützen, macht wirklich Spaß.
doch vor allem eines: die Vitalität der schönen Berufe der Kunsthandwerke, außergewöhnliche Leistungen der
INHALT
Mit besten Grüßen – Michael und Markus Rothbauer
Themenschwerpunkt | BUCHBINDER Internationales Treffen ................................................................ 20 Besuch in der Berufsschule Linz 9 .............................................. 22
VORWORT | Bundesinnung
Ehre, wem Ehre gebührt! ............................................................ 23
Verbundenheit ................................................................................. 3
Buchrestaurierung Sixl Tobelbad ................................................ 24
VERLAG | Die Redaktion ................................................................. 4 EIN PAAR PERSÖNLICHE WORTE | Die Redaktion........................ 5 AKTUELLES | Bundesinnung Büro der Bundesinnung Kunsthandwerke ..................................... 6 Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
Peter Grünauer, Buchbindermeister ........................................... 25 Aktuelles | AUSSTELLUNG Pressegespräch zur neuen Dauerausstellung „Die Evolution Der Minerale“ ....................................................... 26 Porträt | KUNSTGEWERBE TRAUMSPINNEREI & BÄRENPHANTASIE .................................. 27
40 Jahre Buchbinderei Papyrus .................................................... 7
Aktuelles | MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER
Bucheinbände der Wiener Werkstätte .......................................... 8
Artenschutz – Johannesburg 2016 .............................................. 28
X-media Buchbinder-Spezial ....................................................... 10 Meisterprüfung von 20. – 25.2.2017 in Wien ................................ 11 Programm der Österreichischen Buchbindertagung am 23./24. Juni 2017 in Wien ......................... 11 Buchbinder LAP ............................................................................ 11 GMUND „Naturpapierdrucker 2016“ AWARD .............................. 12
Landesinnung Wien | GOLD- UND SILBERSCHMIEDE 650 Jahre Gold- und Silberschmiede .......................................... 30 Die Wettbewerbe und Vorstellung der Jubiläumsbriefmarke .................................................................. 31 Thurner......................................................................................... 31
Rückblick Internationales Treffen der BuchbinderInnen, Kartonagewaren und EtuierzeugerInnen in Innsbruck 7.- 9. Oktober 2016 ........................................................................ 14
Porträt | KUNSTHANDWERK
DAS GROSSE INTERVIEW
At Last | Bundesinnung
Interview mit Dr. Christian Köberl, Direktor des Naturhistorischen Museum .................................... 18
Freywille feierte Firmenjubiläum ................................................ 34
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Helga Tauer .................................................................................. 32
Die Zukunft ist besser als ihr Ruf ................................................ 33
Foto © Weinwurm
EIN PAAR PERSÖNLICHE WORTE | Die Redaktion
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitgliedsbetriebe und Freunde des Kunsthandwerks, es ist wieder soweit: Sie halten die 1. Ausgabe der dies
im Hinblick auf finanzielle Unterstützung seitens der
jährigen Kunsthandwerkzeitung in den Händen. Seit der
Branchen und Zulieferer nun stärker auf www.kunsthand-
letzten Ausgabe hat sich ja doch einiges getan. Das
werk-online.at vermarket werden soll. Ab der Herbstaus-
Wichtigste vorweg: Durch interne Umstrukturierungen in
gabe wollen wir stärker auf die Schiene in sinnvoller
der Bundessparte Gewerbe und Handwerk ist nunmehr seit
Ergänzung zum Printmedium setzen.
1. Februar 2017 Herr Mag. Erwin Czesany zuständig für die Bundesinnung der Kunsthandwerke. Mit ihm kommt ein
Doch alles ist und bleibt nebensächlich, wenn Sie als
langgedienter und erfahrener Innungsgeschäftsführer auf uns
Adressaten dieser Zeitung mit diesem Produkt nicht oder
zu. Die Wiener Musikinstrumentenerzeuger werden ihn noch
nur teilweise zufrieden wären. Wir haben nach eineinhalb
von seiner Tätigkeit als Landesinnungsgeschäftsführer (er war
Jahren dieser Ausgabe wieder einen Fragebogen beigelegt
mein Vor-Vorgänger hier in Wien) von 1989 – 1996 kennen.
und ersuchen, die bis zum 29.5.2017 der Bundesinnung zu
Die österreichischen Buchbinder werden ihn noch kennen,
übermitteln. Das Ergebnis dieser Umfrage ist auch eine
da er von 1996 ein paar Jahre noch vor Herrn Mag. Wild die
Voraussetzung dafür, ob im Juni 2017 in der Bundesinnungs-
damalige Bundesinnung der Buchbinder geleitet hat.
ausschusssitzung auch für die Jahre ab 2018 die Zeitung weitergeführt werden sollte, was ich persönlich sehr hoffe.
Auf jeden Fall hat er schon Akzente gesetzt und dem Projekt „Zeitung“ die Wichtigkeit gegeben, die dieses
Bevor ich Ihnen noch viel Lesevergnügen mit dem Themen-
Kommunikationsinstrument auch besitzen muss. In einer
schwerpunkt Buchbinder wünsche, möchte ich auf die
allgemeinen Redaktionskomiteesitzung im Bundesinnungs-
Einschaltung der Brüder Rothbauer verweisen, die für
vorstand, gemeinsam mit allen für die Zeitung Verantwortli-
potenzielle Inserenten – können auch Mitgliedsbetriebe
chen, wurden gleich mehrere Dinge beschlossen. Die
sein – die Media Daten mit einem eigenen Schwerpunkt für
Zeitung soll ab nun spätestens aber der nächsten Ausgabe
PR-Artikel neu aufgelegt haben. Es würde uns sehr freuen,
klarer strukturiert werden und auch für potenzielle Sponso-
wenn wir auch hier Fortschritte machen können.
ren attraktiver werden. Schließlich ist es ganz wichtig und wurde nun auch so gewürdigt, dass die Zeitung auch digital
Ihr Chefredakteur – Georg Lintner
Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.
www.bawagpsk.com
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AKTUELLES | Bundesinnung
BÜRO DER BUNDESINNUNG KUNSTHANDWERKE Seit 1.2.2017 werden die Agenden der Bundesinnung Kunsthandwerke von Mag. Erwin Czesany und seinem Team betreut. Für viele Funktionäre und Betriebe kein Unbekannter: Mag. Czesany begann seine Karriere als Geschäftsführer 1989 in der Landesinnung Wien der Drechsler, Bürsten und Pinselmacher etc. und der Landesinnung Wien der Musikinstrumentenerzeuger und war für diese bis zu seinem Wechsel zur Bundesinnung der Buchbinder 1996 zuständig. Dank der freundschaftlichen Unterstützung durch seinen Vorgänger Mag. (FH) Jank und das gute Einvernehmen mit dem erweiterten Vorstand der Bundesinnung wird sich die
Foto © Czesany
Einarbeitungszeit in die spezifischen Belange der neuen
Mag. Erwin Czesany
Berufsgruppen Uhrmacher, Gold- und Silberschmiede und Kunsthandwerke kurz gestalten. Unterstützt wird Mag. Czesany durch Frau Yasemin Külec, die bereits Erfahrung mit der Bundesinnungstätigkeit hat und seine Stellvertreter Mag. Iris Dittenbach und Mag. Wolfgang Muth. Die Kontaktdaten bleiben wie folgt unverändert: diekunsthandwerke@wko.at, Tel 05 90 900 3264.
Herbert Obermoser Franz-Ofner-Straße 20 · 5020 Salzburg Tel. +43 / 662 / 45 32 58 druckformen@druckformen.at
Ihr Spezialist in der Herstellung von Prägeformen www.druckformen.at
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
40 JAHRE BUCHBINDEREI PAPYRUS Fotos © druckwelten
1975-2015 – Die Geschichte für außergewöhnliche Druckprodukte 40 Jahre, ein ganz besonderes Ereignis in dieser schnelllebigen Zeit. Fa. Papyrus ist es gelungen allen Widrigkeiten eines Geschäftslebens zu wiederstehen und genauso wie ihre Produkte für alle Zeit geschaffen zu sein. Das Buch erzählt von der langen und wechselvollen Firmengeschichte. Es ist in zwei Teile gegliedert „Geschichte“ und „Produkte“. Bei der Geschichte erfährt der Leser über die vielen Stationen der Firma und den Werdegang von einem kleineren zu einem großen, auf eigenem Grund und eigener Halle stehenden, Betrieb. Das Buch beginnt mit den Worten: „Wir haben ein Faible für Ihre ganze außergewöhnliche Druckproduktion. Bei uns ist nichts unmöglich.“ Wenn man den zweiten Teil „Produkte“ durchgeblättert und die Bildtexte gelesen hat, merkt man, dass für die Fa. Papyrus und ihre Mitarbeiter nichts unmöglich ist. Ein wundervolles, mit viel Liebe zum Detail gestaltetes Buch — herzliche Gratulation.
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
BUCHEINBÄNDE DER WIENER WERKSTÄTTE 8. März 2017 bis 28. Mai 2017 im MAK-Kunstblättersaal
Die ersten Bücher wurden in Marmorpapier (Tunkpapier), das selbst hergestellt wurde, gebunden. Gleichzeitig entwarfen sowohl Moser als auch Hoffmann Bucheinbände in Leder. Zumeist wurde dafür Ziegenleder (Maroquin) mit stärkerer, körniger Narbung oder solches mit glatter Oberfläche verwendet. Gelegentlich griff man aber auch auf Krokodil-, Schlangen-, Frosch-, Eidechsen- und Perlrochenhaut oder Stoff zurück. Die Geometrisierung war das vorherrschende Gestaltungsprinzip bei den reich dekorierten oder schlicht gestalteten Bänden. Mit den in der Werkstätte vorhandenen Lederstempeln konnten die vielfältigsten Lösungen erzielt werden. Parallele Linien, Quadrate, Rauten, Ellipsen, Kreise, Ovale, Spiralen, Ranken sowie stilisierte Blätter, Blüten und Früchte waren die bevorzugten Motive, die die Einbände überzogen oder darauf nur als Einzeldekor eingesetzt waren. Gelegent-
MAK-Ausstellungsansicht 1: 2017, BUCHEINBÄNDE DER WIENER WERKSTÄTTE. MAK-Kunstblättersaal © MAK/Georg Mayer Koloman Moser: Bucheinband, Ausführung: Wiener Werkstätte, um 1909. Pergament mit Goldprägung, Tunkpapier. © Sammlung Richard Grubman Josef Divéky: Bucheinband, Ausführung: Wiener Werkstätte, 1911. Pergament mit Goldprägung, Textilband. © Sammlung Richard Grubman Josef Hoffmann: Bucheinband mit Originalschuber, Ausführung: Wiener Werkstätte, nach 1922. Leder mit Goldprägung, Karton und Tunkpapier. © Sammlung Ernst Ploil
lich wurde mit der Konzeption des Einbandes dem Inhalt des Buches Rechnung getragen und die Gestaltung des Äußeren mit dem „Inneren“ in Beziehung gesetzt. Mit Ende der 1910er Jahre wurden die für die Einbandgestaltung verwendeten Motive verspielter und üppiger – speziell die Künstlerinnen schufen handbemalte, bisweilen getriebene oder pressreliefierte Bucheinbände. Ab 1924 setzte Hoffmann Wellenprofile für die Buchdeckel ein, etwas später wurden profilierte, geometrische Holzraster aufgebracht, die wiederum mit Leder überzogen wurden. Mag es uns heutzutage verwundern, dass dem kostbaren Buch zugeneigte Personen damals nicht mit der Verlagsausgabe zufrieden waren, sondern KünstlerInnen beauftragten, Einbände für ihre Ankäufe zu entwerfen, so war dies im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eine durchaus übliche Praxis. In der Wiener Werkstätte wurden zwischen 1904 und 1929 über 300 Bucheinbände entworfen. Anhand der in der Ausstellung BUCHEINBÄNDE DER WIENER WERKSTÄTTE präsentierten Objekte aus Privatbe-
A
usgehend von der englischen Arts & Crafts-Bewegung setzten sich auch die Wiener Künstler um 1900 für die Neugestaltung des Bucheinbandes ein. Große Impulse
gingen dabei von der Wiener Werkstätte (1903–1932) unter den Entwerfern Koloman Moser (1868–1918) und Josef Hoffmann
sitz – hervorzuheben sind die Sammlungen Ernst Ploil und Richard Grubman – und aus der MAK-Sammlung kann die ungeheure Fülle an Ideen und die Vielfalt in der handwerklichen Umsetzung, die die Bucheinbände der Wiener Werkstätte kennzeichnen, aufgezeigt werden.
(1870–1956) aus. Unterstützt wurden die beiden Künstler von
Gastkurator: Ernst Ploil Kuratorinnen: Elisabeth Schmuttermeier,
Carl (Karl) Beitel (1866–1917), der in Wien als hervorragender
Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv;
Buchbinder bekannt war und ab Mai 1904 als Meister das Buchbinder-Atelier in der Wiener Werkstätte leitete.
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Maria-Luise Jesch, Assistenz, MAK-Sammlung Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv, Text: MAK
PAPYRUS BUCHBINDER
Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Qualität gesteigert und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser) sowie beigestellte asymmetrische, flexible PVC- und Halb-/ Ganzintegral-Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: min. 170 x 100 mm, max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.
Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC-Zertifikat
Buchfertigungslinie BF530
Buchfertigungslinie BF530
Prägeautomat PE312
Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at
Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
X-MEDIA BUCHBINDER-SPEZIAL Interview/Story: Christine Weiner
Leider fallen durch die Digitalisierung mancher Behördenprozesse
Wie schaut´s aktuell mit der Entwicklung
viele Basisaufträge für Buchbinde-
des Buchbinderhandwerks aus? Dazu haben wir mit der
reien weg. Matrikelbücher
Vorsitzenden der Berufsgruppe Buchbinder, Kartonagen-
werden in den Standesämtern
waren- und Etuierzeuger, Christine Weiner aus Maria
nicht mehr aufgelegt, sondern in
Enzersdorf, gesprochen. Sie führt als Buchbindemeisterin
einer eigenen Datenbank online
seit 1998 eine eigene Werkstatt mit zwei Mitarbeitern im
zur Verfügung gestellt. Schulen
Klostergelände St. Gabriel und vertritt den
lassen keine Stammblätter mehr binden. Das bedeutet aber:
österreichischen Berufszweig seit Ende 2015.
solche Einsparungen an jährlichen Aufträgen sind kaum durch etwas Anderes zu ersetzen. Der Staat selber verfügt über
Durch die Kammerreform 2010 wurde die zuvor eigenständige
eigene Buchbindereiabteilungen in Justizvollzugsanstalten,
Innung der Buchbinder als Berufszweig in die neu gegründete
die von Ämtern mit Aufträgen versorgt werden. So müssen
Innung der Kunsthandwerke eingegliedert. Die weiteren
sich Buchbinder von Aufträgen der öffentlichen Hand zu
Berufszweige sind Gold- und Silberschmiede, Musikinstru-
privaten Kundenaufträgen umorientieren. Es wächst aber auch
mentenerzeuger, Uhrmacher und die Erzeuger kunsthand-
speziell von Privatkunden die Nachfrage nach Buchbindekur-
werklicher Gegenstände. Herr KR Werner Schober war als
sen – eine Möglichkeit sein Angebotsspektrum zu erweitern.
damaliger Bundesinnungsmeister und späterer Vorsitzender
Praktikanten von Designstudien und -lehrgängen suchen
des Berufszweigs eine feste Größe und hat den Übergang
oftmals Plätze und Zusatzwissen für ihr Studium und könnten
mitgetragen. Dies wurde notwendig durch Einsparungsmaß-
dies in den Buchbinderwerkstätten finden. Nischen können
nahmen der Kammer und rückgängiger Mitgliederzahlen. Herr
dadurch geschaffen werden, die die Betriebe mit weiteren
KR Hans-Joachim Pinter, Uhrmachermeister, steht der neuen
Aufträgen und Einnahmen gut weiterarbeiten lässt.
Innung als Bundesinnungsmeister vor. Gerade auch die Digitalisierung führt laut Weiner zu einem Laut Statistik per 31.12.2016 gibt es aktiv 101 gewerbliche
neuen Auftragsbereich. „Mit den weitreichend umsetzbaren
Buchbinderbetriebe in ganz Österreich. Die industrielle
Fertigkeiten sind wir wieder für Druckbetriebe mit anschlie-
Buchbinderei zählt sechs Betriebe, fünf davon in Niederös-
ßender individueller Ausführung von Großauflagen interes-
terreich und ein Werk in Salzburg.
sant“, meint sie. Es gibt ebenso einige Beispiele von
Trotz der im Moment stagnierenden Mitgliederzahlen sieht Christine Weiner die derzeitige Situation der gewerblichen Buchbinder nicht negativ. „Auch wir merken die Auswirkungen der Internationalisierung und die Verlagerung von Aufträgen, aber durch kleinere Strukturen können wir besser und schneller darauf reagieren. Der Trend zum Handgemachten im Allgemeinen wie auch bei Büchern nimmt weiter zu.“ Gefragt sind Buchbinder bei Einzelanfertigungen, wie z.B. wissenschaftlichen Arbeiten, Ausstellungskatalogen, Geschäftsberichten und auch wenn etwa Speisekarten oder Unternehmenspräsentationen besonders ausfallen sollen. Im Bereich der Restaurierungen
Buchbindern, die sich speziell auf die Verarbeitung digital gedruckter Produkte technisch eingerichtet haben. Auch im kleinen Bereich arbeiten immer mehr Drucker mit den handwerklichen Buchbindern zusammen. Mehr darüber auf den folgenden Seiten. Entsprechend ist die Vorsitzende des Berufszweiges auch mit der Ausbildungssituation in Österreich zufrieden. Österreichweit gibt es derzeit fünf Berufsschulen. „Wir haben an jedem Standort Lehrerinnen und Lehrer, die die neuen und alten Techniken beherrschen und vermitteln können.“ Das neue Berufsbild ist nach jahrelangen Bemühungen in der Gesetzgebungsphase und wird voraussichtlich 2018 zur Anwendung kommen.
haben manche Betriebe ein enormes Wissen zu bieten. Die
Christine Weiner sieht für ihren Berufszweig jede Menge
Vielzahl an handwerklichen, buchbinderischen Fertigkeiten
Perspektiven und vertraut auf den Innovationsreichtum und
kann kaum in einem Studium vermittelt werden – das
die bestehende Qualität der bestehenden Betriebe. Eine
bedeutet ein großes Plus für erfahrene Buchbinder, ihren
besonders erfreuliche Nachricht unterstreicht die Weiterent-
Kunden in dieser Richtung fachlich kompetente Reparaturen
wicklung: im Februar treten acht Kandidaten zur Meisterprü-
und die nötige Beratung anbieten zu können.
fung an! Ein schöner Blick in die Zukunft.
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
MEISTERPRÜFUNG VON 20. – 25.2.2017 IN WIEN Auch wenn sich die Zahl der Meisterprüflinge nach der Anmeldung auf vier reduziert hat, können wir gleich zu Beginn mitteilen, dass alle die Prüfung in den Modulen 1-3 bestanden haben. Alle vier sind aus der Steiermark nach Wien gekommen und haben ohne Meisterprüfungsvorbereitungskurs wunderbare Arbeiten abgegeben, sowie bei der Schriftlichen und Mündlichen als angehende KollegInnen sehr gut abgeschnitten. Auszeichnungen in allen drei Modulen brachte Michaela Miesenböck nach Hause. Andrea Foto: LI Wien
Hasenhütl, Karl Maieregger und Anja Fürstner-Schwendenwein waren in allen Modulen sehr gut vorbereitet. PrüferInnen kamen aus ganz Österreich zu Hilfe: Kerstin Czerwenka (Wien), Gudrit Sixl (Steiermark), Christian Fuchs (Salzburg), Josef Konzett (Vorarlberg). Ein herzliches
niemanden mehr so einfach eine Woche zusätzlich zu den
Dankeschön an alle Beteiligten.
verdienten Urlauben frei zu nehmen. Wir brauchen deswegen zwar mehr freiwillige PrüferInnen, aber unter diesem
Dass jede/r von den PrüferInnen nur zwei Tage aufbringen
verkürzten Zeitaufwand wird es eher möglich sein bald
musste, scheint eine gute Lösung für die folgenden
wieder Prüfungen anzubieten – und auch diese nicht immer
Meisterprüfungen zu werden. Es ist in unserer Zeit sicher für
nur in Wien – da bin ich sehr zuversichtlich. Christine Weiner
PROGRAMM DER ÖSTERREICHISCHEN BUCHBINDERTAGUNG AM 23./24. JUNI 2017 IN WIEN Freitag, 23. Juni 2017
Individuelle Anreise in ein
Urania – Ab 13:00 Uhr sind Führungen im Museum An-
selbstgewähltes Hotel – 18:00 Uhr Treffen im Schweizerhaus
gewandter Kunst (MAK) geplant – 14:00 Uhr Vortrag von
(Wiener Prater) zum Stelzenessen
Frau Mag. Mühlbacher über Buntpapiere (MAK) – 15:00 bis 16:00 Uhr Preisverleihung (MAK) – 16:00 bis 18:00 Uhr
Samstag, 24. Juni 2017
10:00 bis 12:00 Uhr Be-
rufszweigsitzung – Tagungsort: Seminarraum in der Wiener
gibt es die Möglichkeit zur Museumsbesichtigung – 18:30 Uhr gemeinsames Abendessen im Zwölf-Apostelkeller
BUCHBINDER LAP LAP mit einer Auszeichnung, zwei guten Erfolgen und einer bestandenen Prüfung! Alle vier Kandidaten wurden vier Jahre vom ipcenter GmbH zur LAP begleitet. Ihr Können zeigten die jungen Männer bei den Prüfungstagen auf beeindruckende Weise und wären als Buchbindergesellen ab sofort eine sehr gute Unterstützung für jeden Betrieb. Wenn Sie einen talentierten Jugendlichen beschäftigen möchten, melden Sie sich bitte beim www.ipcenter.at.
Foto v.l.n.r.: Christian Schuster, Gerhard Herberger, Zeljko Colic, Manuel Leitner, Darko Predic, Isa Kevin Endler, Sophie Machatschke, Christine Weiner, Andreas Schenter (Foto © Christine Weiner)
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
GMUND „NATURPAPIERDRUCKER 2016“ AWARD Spannend bis zum Schluss blieb die Prämierung des diesjährigen GMUND-Awards. Statt 3 wurden diesmal die Preisträger aus 5 verschiedenen Kategorien von der Jury gekürt. In der neu dazugekommenen Kategorie KUNST hatten die Juroren kein leichtes Spiel, denn alle 3 Einreichungen von Buchbindermeister Christian Fuchs waren in der engeren Wahl und fiel schlußendlich die Entscheidung auf die „FLIEGENDEN BLÄTTER“.
Preisträger Christian Fuchs im Familienkreis mit Florian Kohler, sichtlich stolz und zufrieden, freut sich schon auf die nächste kreative Herausforderung, den GMUND AWARD
Dabei bestach das Gesamtkonzept von der Grundidee über
2017. Nähere Informationen unter: www.speisekarten.at
die Papierflug-Sessions bis zur handwerklichen Druckumsetzung. Es flogen die bereitgestellten GMUND-Bögen 70 x 100
Die beiden weiteren Einreichungen:
cm 100g naturweiss durch die Luft, wurden fotografisch
GRAUSAME WEISHEIT und MEIN GARTENBUCH
festgehalten und ein ausgewähltes Motiv auf die geflogenen
GRAUSAME WEISSHEIT STREETART, ZEIGE DEIN PROFIL, die Chronologie der Beschleunigung „Je mehr ich mich besinne weniger gleichzeitig zu tun, desto schneller gelingt meine Entschleunigung“. So lauteten die sich entwickelnden Arbeitstitel während der Projektumsetzung. Drei Reifenprofildrucke im Hof der Firma, zwei Körperteildrucke mit Finger-, Hand-, Fuß-, Schuh- und Gesäßabdrucken in der Buchbinderei, eine Pferdehuf- und Fahrradreifensession ergaben den Basisfundus für die Zusammenstellung von 7 verschiedenen Abfolgen an 13-seitigen Profiltexturen. Das Format von 100 x 35 cm bzw. aufgeschlagen 200 x 35 cm eignete sich besonders, um lineare Spuren zu zeigen. Gedruckt wurde mit umweltverträglichen Fingerfarben in grau und weiss. Die zwei 350g starken Gmund Kartone Nr. 93 grau/Nr. 49 rohweiss sind jeweils miteinander kaschiert und wechseln mit jedem Umblättern die Farbfolge.
Blätter im 3-farbigen Offsetdruck wiedergegeben. Dadurch sind Bildinhalt und Bildträger im Bereich des Blattes ident. Durch die 3-färbige Lithoreproduktion ergeben sich ungewöhnlich farbsatte Farbauszüge, die eine eigenständige Bildsprache entwickeln. Auf der alten, perfekt gepflegten Andruckmaschine wurde das Offsetdrucken zum eindrucksvollen Erlebnis. Das eingereichte und gekürte Werk ist die Nr.1 der limitierten 7er Serie und umfasst alle 7 Zustandsdrucke eines 3-Färbers, als Titel einen C/M Auszug auf GMUND Transparent 200g und einen S/W Druck auf 350g als stabilen Rücken. Sehr reduziert am linken oberen Eck mit 2 Klemmschienen gebunden ist ein schräges Aufschlagen und eine flügelschlagende Präsentation möglich.
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Rückblick Internationales Treffen der BuchbinderInnen, Kartonagewaren und EtuierzeugerInnen in Innsbruck 7.- 9. Oktober 2016 Kongresse können von aussen betrachtet
„Endlich Arbeit“ aber, die Arbeit vergisst
Adria. Von hier aus hat man einen wunder-
ganz schön langweilig wirken, so als ob
man und was bleibt sind die schönen Erin-
baren Blick übers Tal und ins Gebirge. Als
sich die immer gleichen mit den immer
nerungen und die guten Kontakte.
Überraschung fegte über den dunkelnden
gleichen Themen beschäftigen würden.
Himmel ein ferngesteuerter Hubschrauber
Mit Feierlichkeiten ist es ähnlich, die kön-
Die positiven Rückmeldungen unserer
dessen Rotorblätter filmische Visualisierun-
nen einem richtiggehend unsympatisch
Gäste waren hoch erfreulich. Die Pro-
gen und Willkommensgrüße in die Luft
erscheinen, besonders dann, wenn man
grammgestaltung, das Kulturangebot,
schrieben. Nicht nur die dabei aufgeführ-
nicht eingeladen ist oder blöder noch,
die Museumsführungen und die kulinari-
ten Sponsoren waren beeindruckt. Nach
wenn man sich nur nicht eingeladen fühlt.
sche Umrahmung haben viele begeistert.
ausreichend Frischluft wurde im Haus ein
Es war als wären wir auf einen Berg gestie-
Tiroler Schmankerlbuffet eröffnet.
Auf unseren Exkursionen zu den verschie-
gen und hätten auf dem anstrengenden
densten Buchbindertreffen in Deutsch-
Weg nach oben den Kopf frei bekommen,
Das Gebäude, welches von Architekt
land, Österreich und der Schweiz,
den informationstechnologischen Müll
Franz Baumann geplant wurde, stammt
zusammen mit unseren MitarbeiterInnen
aus den Gedanken gekippt und von weit
aus den 1920er Jahren der Österr. Moder-
und Schülern aus unserer Fachberufs-
oben den Alltag ganz klein werden sehen
ne. Es ist samt Einrichtung nahezu original
schule wurden Peter Köll, Bernd Haider
– und so war es ja beinahe wirklich:
erhalten. Wegen der kurzfristig gestiege-
und ich, vor allem von unseren Wiener
nen Teilnehmerzahl wurde der Raum ma-
Freitag, 7. Okt. 2016 am Abend um 18:00 Uhr:
ximal ausgefüllt und es war eng wie auf
reien, mit der treibenden Kraft von Arno
Aus Deutschland, der Schweiz, aus Südtirol
ameligen“ untermalt. Mit „Ziach´orgel“,
Schwab, vor 10 Jahren in Igls organisiert.
und aus fast allen Bundesländern Öster-
Geige und Harfe erfüllten die drei Musike-
„Wieso nicht“, dachten wir, und schon wa-
reichs angereist fuhren wir mit der Berg-
rinnen kein Klischee sondern vermischten
ren wir knietief in der Arbeit. „Endlich
bahn
zur
alpenländische Volksmusik mit internatio-
Freunde“ dachten wir uns scherzvoll und:
Bergstation Seegrube auf 1905m über der
nalem JazzPop auf höchst erfreuliche Art.
Freunden animiert, das nächste Treffen doch wieder in Tirol abzuhalten. Das letzte Treffen hier, haben die Tiroler Buchbinde-
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und
der
Seilbahn
hinauf
einer Skihütte. Musikalisch wurde der Abend von drei Frauen namens „Die Ho-
Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
Samstag, 8. Okt. 2017 Die Gäste nächtigten im Hotel Central von wo aus die meisten Programmpunkte zu Fuß zu erreichen waren. Nur 100 Meter weiter liegt die Wirtschaftskammer Tirol in welcher wir um 9:30 Uhr die offizielle Begrüßung starteten. Kurzweilig moderiert von Peter Köll, Fachgruppenvorsteher der Buchbinder Tirols begrüßten GF Bernhard Johne und BGM Mag.a Christine OppitzPlörer die internationalen Gäste. Daran anschließend zeigte Mag. Christian Moser, in seinem Fachvortrag, Arbeiten und Projekte aus der Restaurierungswerkstatt mit Nachbesprechung bei Kaffee, Gebäck und Tramezzini im Foyer der WKT.
Nach einem geführten Stadtspaziergang mit Besuch der Hofkirche „Schwarz-Mander-Kirche“ wurde bürgerlich im Hotel Central zu Mittag gegessen. Wer wollte hatte gerade noch Zeit für ein Mittagsnicker´chen, auf Neudeutsch: „Powernap“.
Damit uns die Besucher beim Hauptakt am Nachmittag nicht wegpennen, haben wir versucht das Programm abwechslungsreich zu gestalten. Rechtzeitig sammelte sich das interessierte Fachpublikum in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums, dem sogenannten „FERDINANDEUM“. Noch vor Beginn des Hauptaktes war die Ausstellung des 16. Internationalen Jugendleistungswettbewerbes und ein Büchertisch der Wagner´schen Universitätsbuchhandlung zugänglich, welche durch das Engagement von Peter Walder prallvoll mit Fachbüchern aus dem Bereichen Buchgestaltung, Typografie, Kunst und Kunz war, eine Freude und eine gute Kaufgelegenheit für überarbeitete Betriebler.
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Um 14:00 Uhr dann, im gut gefüllten Saal der Bibliothek, begrüßte der Gastgeber Mag. Roland Sila, Kustos der Bibliothek / Ferdinandeum und Mitgestalter unserer Veranstaltung die internationalen Gäste. Darauf folgend stellten Christine Weiner und Christof Jurczek Ihre Arbeit für die Fachgruppe auf Bundesebene vor. Christine Weiner ist als Berufsgruppensprecherin der Buchbinder Österreichs und schon die Jahre davor, mit Geist und Herz für unsere Interessen aktiv. Christof Jurczek ist Berufsgruppensprecher der Buchbinder NÖ und stimmberechtigtes Mitglied als Buchbinder in der Bundesinnung der Kunsthandwerker. Gemeinsam versuchen die Beiden ohne Eitelkeiten, auf die Anforderungen unserer Gruppe Lösungen zu finden. Anschließend überbrachte Maik Beckmann, als Vorsitzender des BDBI, sympathische Grüße aus dem Norden. Bevor nun die Ausstellung der Arbeiten des 16. Internationalen Jugendleistungswettbewerbes der Buchbinder Österreichs, Deutschlands und der Schweiz 2016 eröffnet werden sollte, vergaben wir die nationalen Preise an unseren Nachwuchs. Diese Preisvergabe orientiert sich an der internationalen Platzierung:
Kategorie A (1.Lehrjahr): GOLD: Iris Jenewein; Buchbinderei Der Buchbinder Köll; Innsbruck; Tirol – 2. Platz international BRONZE: Kevin Atzel; Alpina Druck GmbH; Innsbruck; Tirol 5. Platz international Kategorie B (2.Lehrjahr): SILBER: Nikolina Blazevic; Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol – 6. Platz international BRONZE: Laura Leis; Raggldruck; Innsbruck; Tirol 7. Platz international Kategorie C (3.+4. Lehrjahr): SILBER: Verena Hadler; Pro Mente Steiermark GmbH; Graz; Steiermark – 6. Platz international Die Preisträger erhielten die ersten der neu angefertigten Letterpress-Urkunden, in einer Mappe von Christine Weiner, Wifi Bildungsschecks, einen Geldpreis vom
v.l.n.r.: Iris Jenewein, Kevin Atzel, Laura Leis, Verena Hadler;
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Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und als Weg in die Zukunft: Kursgutscheine vom Centro del bel libro Ascona.
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Ab 15:30 Uhr teilte sich die Besucherschar auf 4 Themen-Führungen auf. Papier im Museum – Schätze der Bibliothek – Katastrophen im Museum – Paul Flora Ausstellung
Für die Weiterfahrt zum Bergisel hatten wir die Nostalgiebahn ins laufende städtische Straßenbahnnetz geschleust. Wartezeiten waren daher nicht möglich, und wir deshalb entsprechend überpünktlich an der Haltestelle vorm Museum. Da standen wir Organisatoren nun im Regen und dachten an die strahlenden Spätsommertage die wir wochenlang hatten. Vor ein paar Tagen hätten wir lieber im Freien gegrillt und nun waren wir froh dass wir ein Haus angemietet hatten für das Abendessen. Wie schön doch so eine Fahrt mit der Straßenbahn sein kann. Als hätte der alte Louis Vuitton persönlich die Einrichtung gezimmert, noch bevor er die Idee mit der Herstellung von Koffern hatte. Zieht man an den Lederriemen die entlang der Decke gespannt sind, läutet die Glocke beim Fahrer vorn und er bleibt bei der nächsten Haltestelle stehen. Alles made by tools, mit echtem Werkzeug eben. Metall auf Metall reibt und quietscht und wenn man am Ausgang stehend nicht aufpasst fällt man raus. Kein Mensch in unserem Abteil hatte das Bedürfnis sein Handy rauszuholen während der Fahrt, ausser zum Fotografieren vielleicht. In Serpentinen führt der Weg von der Endstation der alten „Bim“ hinauf zum Bergisel. Wo einst die Tiroler gegen Napoleons Truppen kämpften steht heute DAS TIROL PANORAMA. Es beherbergt das größte Kunstwerk Tirols: das Innsbrucker Riesenrundgemälde. Das Panoramabild zeigt auf knapp 1.000 m² Fläche in überraschend natürlicher 360-Grad-Sicht den Tiroler Freiheitskampf vom 13. August 1809. Kritisch nimmt die Museumsführung den „Mythos Tirol“ in all seiner Widersprüchlichkeit und Faszination unter die Lupe. 200 Jahre später sitzen wir nun bequem, dankbar über die friedliche Zeit, mit unseren bayrischen Freunden im Restaurant am Bergisel und schaun´ vom erwärmten Essensplatz raus auf das beleuchtete Innsbruck.
Das Essen war köstlich aber fertig, die Gespräche waren gut und mussten noch weiter gehen. Wir schnippsten mit dem Finger und schon wieder stand ein Reisebus vor der Tür. Ja genau so sollte das Leben weitergehen. Jedenfalls gingen wir weiter in die nahegelengendste Hotelbar bis auch dort der Heizpilz abgedreht wurde, so ein Glück, denn morgen war ja auch noch ein Tag. Frühstück in unserem einzigen Wiener Kaffeehaus, dem Hotel Café Central. Sowas haben
Bernd Haider, Bernhard Sanders, Peter Köll
unsere Wiener Kolleginnen und Kollegen an jeder Ecke. Schnell noch ein Brötchen dann auf zur Berufsgruppenausschusssitzung, denn das nächste Treffen soll schon geplant werden! … Wien wär schön, ja ja. Wien wär schön. Text: Bernhard Sanders Fotos: Daniel Jarosch, Sigrid Hofer, Bernhard Sanders
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DAS GROSSE INTERVIEW
INTERVIEW MIT DR. CHRISTIAN KÖBERL Direktor des Naturhistorischen Museums Wie bedeutend ist das Naturhistorische Museum zu
rungen im Bereich der Mineralogischen Schausäle
anderen Museen dieser Welt oder Europas? Was ist
werden vermutlich noch intern finanziert werden können
der besondere Wert des Naturhistorischen Museums?
– z.B. wird Anfang März eine besondere Vitrinenreihe zum Thema „Evolution der Minerale“ eröffnet. Auf der
Das NHM ist eines der bedeutendsten Naturkundemuse-
Wunschliste stehen aber auch ein Aktivitätssaal im
en der Welt; eine Reihung (wie das momentan ja so
momentan Saal 50 im 2. Stock, ein neuer Botaniksaal
modern ist) ist weder möglich noch sinnvoll, da die
(obwohl die Botaniksammlung des NHM zu den bedeu-
Bedeutung dieser Museen vor allem bei den jeweiligen
tendsten der Welt zählt, wird Botanik seit über 25 Jahren
Sammlungen liegt, und diese sind bei allen wichtigen
nicht mehr ausgestellt), und dringend nötige Modernisie-
Museen recht divers. Ein Museum hat bei einer Samm-
rungen im Bereich der Zoologie im 1. Stock. Aber auch
lung mehr, ein anderes bei einer anderen – und auch die
nötige Erneuerungen bei Laboratorien und Forschungs-
absolute Zahl der Sammlungsobjekte ist kein definitives
einrichtungen, sowie eine Erweiterung der Depots,
Kriterium, denn auch die Bedeutung der Objekte, nicht
stehen an.
nur deren Anzahl, muss berücksichtigt werden. Bei biologischen Objekten sind von besonderer Bedeutung die sogenannten Typusexemplare – dabei handelt es sich
Welche Personen wollen Sie konkret ansprechen? Haben Sie einen gewissen Bildungsauftrag?
um jene Objekte an denen eine bestimmte Tier- oder Pflanzenart zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben
Sicherlich hat das NHM einen Bildungsauftrag, wie alle
wurde. Da die Sammlungen des NHM knapp 270 Jahre
Museen. Unser Thema ist die verständliche Vermittlung
alt sind, befinden sich besonders viele solcher Typus-
der Naturwissenschaften. Wir sprechen eigentlich alle
oder Belegexemplare in unseren Sammlungen. Insgesamt
Besucherkreise an: Inländer, Touristen, Kinder, Schüler,
kann man aber sagen, dass von der Anzahl der Objekte
Erwachsene, Lehrer, Forscher, Künstler …
und deren Bedeutung das NHM sicherlich zu den 10 bedeutendsten Museen seiner Art weltweit zählt. Was sind die Höhepunkte dieser gesamten Sammlung? Was gibt es hier, was andere, bedeutende Museen dieser Welt nicht in dieser Form haben?
Welche Forschungen werden im NHM gemacht? Im NHM arbeiten über 60 fest angestellte Wissenschafter – damit ist es eine der größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Geo- und Biowissenschaften in Österreich. Dazu kommen noch
Siehe die Argumente zu den Typusexemplaren oben. Bei
Projektmitarbeiter, Techniker, Präparatoren usw. Geforscht
einigen spezifischen Sammlungen ist das NHM Weltspitze
wird auf allen Gebieten auf denen das NHM Sammlungen
– so haben wir z.B. die weltgrößte Meteoritenschau
besitzt – natürlich nicht auf jedem Gebiet mit derselben
sammlung, die gleichzeitig auch die älteste Meteoriten-
Intensität. Wichtige Themenbereiche sind natürlich die
sammlung der Welt ist.
Zoologie, Botanik, Ur- und Frühgeschichte, Meteoritenforschung, Paläontologie, Geologie, Mineralogie,
Was sind die nächsten Schritte, die nächsten großen
Petrographie, Anthropologie... um nur einige zu nennen.
Projekte oder welche Visionen haben Sie noch für das
Am NHM laufen momentan Dutzende extern (=Drittmit-
gesamte Haus, inklusive aller Sammlungen?
tel-) finanzierte Forschungsprojekte, mit Geldmitteln von der EU, dem FWF, der FFG, WWTF und vielen anderen
Wir haben viele Pläne, aber alle erfordern zusätzliche
Organisationen. Wir publizieren etwa 200 „peer-reviewte“
Geldmittel, da nur die kleinsten Änderungen aus dem
wissenschaftliche Veröffentlichungen pro Jahr, was eine
leider immer gleich bleibenden Budget (bei steigenden
auch international sehr beachtliche Anzahl ist. Forschung
Ausgaben) durchgeführt werden können. Einige Sanie-
ist eigentlich der Kern der Aktivitäten des NHM. Die
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DAS GROSSE INTERVIEW
Ausstellungen sind das Ergebnis der Arbeiten an den Sammlungen und der Forschung. Können Sie sich eine Kooperation mit der Landesinnung Wien vorstellen? Sicherlich – wir sind für Themenvorschläge offen. Frage an IM Hufnagl: Gibt es „Wünsche“ ihrerseits an Herrn Dr. Köberl? Wir sind für jede Art von Kooperation mit dem NHM dankbar. Gerne würden wir zum Einstieg eine Veranstaltung oder Sonderausstellung unterstützen. Uns hat die Erfahrung mit anderen Museen gelehrt, dass dies immer der Einstieg in eine spätere Kooperation war. Gerne möchten wir unseren Mitgliedern, dem Meisterverein der Goldschmiede und auch den Auszubildenden die Schätze des NHM, insbesondere die großartige und nahezu unvergleichliche Mineraliensammlung, näherbringen: Köberl: Da fällt mir spontan die geplante Neuaufstellung der Daueraufstellung der Mineraliensammlung ein. Es sollen ab April 2017 in dieser Sammlung Vitrinen mit dem Inhalt „Evolution der Minerale“ aufgestellt werden Lintner: Das können wir uns seitens der Innung gut vorstellen; wir werden Sie diesbezüglich kontaktieren. Ich darf mich nochmals für das ausführliche Interview und für
Dr. Christian Köberl Wolfgang Hufnagl Foto © LI Wien
die tollen Einblicke, vor allem in die Welt der Minerale bedanken.
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DORNBIRN
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
INTERNATIONALES TREFFEN der BuchbinderInnen, Kartonagewaren-und EtuierzeugerInnen in Innsbruck 7.-9. Oktober 2016 – Aus der Sicht eines Teilnehmers. Schon im Frühjahr 2016 nannte uns beim BuchbinderStammtisch Frau Innungsmeister-Stv. Christine Weiner den Termin des Int. Treffens und ersuchte um zahlreiche Teilnahme daran. Ende Juli gab es auf die Frage: „Wer fährt nach Innsbruck“, keine Zusagen. Am nächsten Tag rief mich Frau Huhn an und teilte mir mit, dass Herr KommR. Gerhard Wolkerstorfer bereit wäre, mit einer kleinen Abordnung ins hl. Land Tirol zu reisen und Grüße der Wiener Buchbinder zu überbringen. Neben Herrn Wolkerstorfer saßen noch Frau Regina Huhn, Frau Brigitte Grafinger und Herr Franz Holitzer im bequemen Reisewagen. Frau Huhn hat den Sitzplatz rechts hinten gewählt, um genaue Übersicht auf den Tachometer zu haben und bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit sofort melden zu können, dass sie noch länger leben wolle und keine Strafgelder aus der Firmenkasse bezahlen werde. Anmerkung: Frau Huhn ist im Generalmanagement der Firma
Foto © Holitzer
Papyrus GesmbH & Co KG tätig. Beim Check-in im Hotel Central und anschließender
war jedoch sehr gedrängt, die Rückfahrt zum Hotel gut
Begrüßung gab es ein Willkommensgeschenk für alle
geplant. Am Samstag ging es vorerst in die Wirtschaftskam-
Besucher. Die Wiedersehensfreude mit den anreisenden
mer Tirol, unweit unseres Hotels. Begrüßung durch GF
Kollegen aus dem In- und Ausland war ein herzliches
Bernhard Johne und herzliche Worte von Frau Bürgermeiste-
Erlebnis. Geschätzte 100 Personen waren bei dieser
rin Mag.a Christine Oppitz-Plörer. Der Fachvortrag von Mag.
Zusammenkunft anwesend, darunter das Ehepaar Schober
Christian Moser zu Buchreparatur / Instandsetzung und
sowie das Ehepaar Loy und unsere speziellen Freunde aus
Restaurierung in der Buchbinderei war sehr interessant und
der Steiermark, das Ehepaar Gutmann.
spannend. Der anschließende Stadtspaziergang fiel aus Zeitmangel etwas kurz aus, das „Goldene Dachl“ und einige
Unser ehemaliger Bundesinnungsmeister Fritz Schwab ließ
sehr schöne Fassaden und Gebäude sowie die Arkaden mit
uns Grußworte übermitteln, welche wir gerne erwidern nebst
den gepflegten Geschäften waren zwischen der Innbrücke
Gesundheit und Wohlergehen, auch an seine Maria.
und der Hofburg trotzdem betrachtenswert. Die Besichtigung der „Schwarz-Mander-Kirche“ musste aus den genann-
Per Bustransfer ging es zur Hungerburg Talstation und mit
ten Gründen vorerst aufgeschoben werden. Nach dem
der Standseilbahn auf 860 m Seehöhe, weiter mit der
Mittagessen im Hotel war unser Besuch im Ferdinandeum
Seilbahn auf die „Seegrube“ 1905 m Seehöhe. Bei Aperitiv
der Bibliothek im Tiroler Landesmuseum vorgesehen. Zur
und Blick über Innsbruck konnte man eine atemberaubende,
Begrüßung und Ausstellungseröffnung des 16. Internationa-
einzigartige Modellflug-Nightshow mit Hochleistungs
len Jugendleistungswettbewerbes der Buchbinder Öster-
LED´s-Technik am Himmel beobachten. Dies war das
reichs, Deutschlands und der Schweiz 2016 und der
Highlight des Abends. Im Restaurant gab es anschließend
nationalen Preisverleihung war auch die Lehrerschaft
das Abendessen vom Schmankerl-Buffet, welches gut
angereist um sich von den Leistungen ihrer Schützlinge zu
bestückt und reichlich war. Eine Damenkapelle spielte
informieren. Die ausgestellten Wettbewerbsarbeiten waren
alpenländische Volksmusik vom Feinsten, das Platzangebot
durchwegs sehr anschaubar, modern und kreativ gestaltet,
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
sowie sauber verarbeitet, echt würdig in diesen Räumen
gelungenen Neubau bestaunt werden kann, war in der
präsentiert zu werden. Im Anschluss daran konnte an den
Planungsphase von den Innsbruckern nicht für gut befunden
Führungen mit den Themen: Papier im Museum, Schätze der
worden. Wenn ich mich richtig erinnere wurde dieses
Bibliothek, Katastrophen im Museum und Gemälderestaurie-
Panorama von 4 Malern in äußerst kurzer Zeit hingepinselt.
rung teilgenommen werden. Mein Interesse galt den
Das Abendessen im Restaurant „1809“ neben dem Rund-
„Schätzen der Bibliothek“ und meine Neugierde wurde weit
blick Gemälde gelegen, mundete hervorragend und der
übertroffen, welche Unikate in diesen Räumlichkeiten lagern.
Ausklang mit DJ-Sound sowie weiterer Kommunikation mit
Den Präsentanten kann ich nur mein höchstes Lob für ihr
Kollegen und Freunden weckte Erinnerungen an frühere
geschichtliches und fachliches Wissen aussprechen. Nach
Buchbindertreffen in Innsbruck während der letzten 40 Jahre.
einer kurzen Erhol- und Erfrischungspause für das folgende
Für die Rückkunft ins Hotel haben wir den Shuttlebus dem
Abendprogramm haben sich Frau Huhn und Herr Wolker-
Spaziergang vorgezogen. Beim Frühstück am Sonntag war
storfer in echte Tiroler Tracht gezwängt um den Nachfahren
noch Gelegenheit sich von der Buchbinder-Sippe zu verab-
Fotos © Bernhard Sanders
von Andreas Hofer ebenbürtig zu sein. Frau Grafinger stand
schieden, in der Hoffnung, sie alle gesund und zufrieden
als Garderobiere bereit um eventuell mit ihrem Reisebügelei-
wieder begrüßen zu dürfen. Die folgende Ausschusssitzung
sen die eine oder andere Falte noch glatt zu bügeln. Ein
unserer Berufsgruppe war für die Zahl der Tagesordnungs-
traumhaftes Paar fuhr mit uns in der Nostalgiestraßenbahn
punkte nach meinem Gefühl mit 10 Uhr 30 etwas zu spät
zum Bergisel. Von nun an ging es bergauf. Das Angebot von
angesetzt. Auf Grund der Dauer dieser vielen Entschei-
Peter Köll, dass fußmarode oder leidende Teilnehmer gerne
dungsfindungen machte sich Unmut breit. Diese Zeit bis zum
mit einem bereitstehenden Taxi auf den Bergisel hochfahren
Ende der Sitzung nutzten Herr Wolkerstorfer, Frau Grafinger
können, wurde von unseren strammen Burschen Wolkerstor-
und ich nochmals für einen Rundgang durch Innsbruck, wo
fer und Gutmann nicht angenommen. Der Fußweg war
aber Kirchen und Museen erst am Sonntag nachmittags
serpentinenartig ansteigend zu bezwingen. Etwas schweiß-
wieder für Besichtigungen geöffnet sind, was uns durch die
treibend, groggy und nach einem Drink lechzend sanken
Dauer der Verhandlungen unserer Branchenfunktionäre doch
beide auf die nächste Bank nieder. Bei diesem Anstieg hatte
ermöglicht wurde. Ein nochmaliger, erfolgreicher Besuch der
auch unsere Dirndlträgerin ein unbequemes Erlebnis. Der
„Schwarz-Mander-Kirche“ hat uns für die Wartezeit entschä-
Bund ihrer neuen Strumpfhose hatte sich infolge eines
digt. Bereichert von Eindrücken und Geschehnissen konnten
Produktionsfehlers gelockert, so dass diese zu rutschen
wir dann doch am Nachmittag in gewohnter Sitzordnung die
begann und unsere liebe Regina im Schritt etwas eingeengt
Rückfahrt nach Wien antreten. Abschließend möchte ich hier
war. Das lange Dirndlkleid führte zusätzlich dazu, dass aus
noch dokumentieren, dass unsere Tiroler-Freunde verstehen,
dem Gehen, eher ein Zappeln wurde. Die Mühe hatte sich
Feste zu organisieren, zu feiern und es für nachfolgende
gelohnt, denn das Riesenrundgemälde „Das Tirol Panora-
Veranstalter sehr schwer sein wird, ein solches Treffen dieses
ma“ konnte unter professioneller Führung besichtigt werden.
Standards nur annähernd zu schaffen.
Wie wir erfahren haben war dieses Rundgemälde früher am Fuße des Berges ausgestellt und zu besichtigen. Dass dieses Kunstwerk jetzt am Bergisel in einem modernen, aber sehr
Mit kollegialen Grüssen Franz Holitzer
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
BESUCH IN DER BERUFSSCHULE LINZ 9
Nach den Semesterferien hat Clemens Strandl, Sprecher der Berufsgruppe der Buchbinder in Oberös-
machen sie einen Kasten mit Hals, gerillte Schachtel und einen geritzten Schuber.
terreich, der Berufsschule Linz 9 einen Besuch abgestattet. Dort werden die künftigen Buchbinder aus
Obwohl viele Lehrlinge aus der Industrie kommen, liegt
Oberösterreich und Salzburg unterrichtet, wobei
der Schwerpunkt der Ausbildung in der BS-Linz 9 auf der
derzeit die 3 Jahrgangsklassen von insgesamt 10
Handbuchbinderei.
Buchbinderlehrlingen und 3 Kartonagenwarenerzeugerlehrlingen besucht werden.
Alle Absolventen müssen bei der jährlichen Lehrabschlussprüfung ein handgebundenes Buch, unter Verwendung
Die Ausbildung in den allgemein bildenden Gegenstän-
vorgefertigter Buchblöcke, herstellen. Das Handwerk
den erfolgt gemeinsam mit anderen Berufsgruppen.
selbst ist somit Voraussetzung um als „Geselle“ in den unterschiedlichsten Bereichen der Buchherstellung
Buchbindermeisterin Silvia Strandl, ihre Familie betreibt in
arbeiten zu können. Damit soll aber auch sichergestellt
Linz seit mehr als 80 Jahren einen Buchbinderbetrieb,
werden, dass die alten Handwerksfertigkeiten nicht
unterrichtet den Gegenstand „praktische Arbeit“.
verloren gehen.
In der ersten Klasse wird mit einfachen Bucheinbänden, wie
Künftig werden die Lehrlinge im Bereich Kartonagenwaren-
einer Broschüre und eines Deckenbandes begonnen. Auch
erzeuger aus den Bundesländern Oberösterreich, Tirol,
das Schulbuch wird von den Schülern nochmals umgebun-
Salzburg und Kärnten an der Berufsschule Linz 9 ausgebildet.
den und ein dazu passender Schuber angefertigt. In der zweiten Klasse fertigen die Schüler einen Edelpappband,
An der Berufsschule Linz 9 werden auch die Berufe
ein Fotoalbum und eine Mappe an. In der dritten Klasse
Drucktechnik, Druckvorstufentechnik, Mediendesign und
liegt der Schwerpunkt auf dem Halblederband, den sie zur
Berufsfotografen ausgebildet. Im Rahmen von Projekten
Lehrabschlussprüfung anfertigen müssen. Ebenso beschäf-
erfolgt ein sehr wertvoller berufsübergreifender Unterricht
tigen sie sich mit Buchreparaturen.
mit den Buchbindern und Kartonagenwarenerzeugern.
Die Kartonagenwarenlehrlinge fertigen in der ersten
Die Landesinnung OÖ unterstützt die Lehrlinge der 1.
Klasse ebenso Bücher und einfache Schachteln an. In der
Klasse immer mit einem Werkzeugkoffer und beteiligt sich
zweiten Klasse dann eine Buchschachtel, eine geritzte
finanziell an der Ausrichtung des internationalen Jugend-
Schachtel und eine Faltschachtel. In der dritten Klasse
leistungswettbewerbes. Text und Fotos: Clemens Strandl
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
EHRE, WEM EHRE GEBÜHRT! 30 Jahre Kunstbuchbinderei Franz Dienbauer_Leoben Ich kann mich noch sehr gut an den Kunsthandwerke Stammtisch in Leoben im Brauhaus erinnern, zu dem uns Buchbindemeister Franz Dienbauer eingeladen hat. Damals hat Dietmar Reiber als Berufsgruppensprecher der Buchbinder Steiermark, kurzerhand einen Bus organisiert, um von Graz aus gemeinsam nach Leoben zu fahren und im Brauhaus mit dem Organisator richtig anstoßen und genießen zu können. Als mich nun Mag. Alexander Sumnitsch, der Leiter der Regionalstelle Leoben der Wirtschaftskammer Steiermark, um eine gemeinsame Urkundenüberreichung für Herrn Dienbauer gefragt hat, sagte ich sofort zu, da ich ja schon länger die Buchbinderei besichtigen wollte.
LIM Rupert Hofer, Mag. Alexander Sumnitsch, Franz Dienbauer, Lim-Stv. Dietmar Reiber (von links nach rechts)
Das Wetter war zwar eher unfreundlich, umso freundlicher wurden wir empfangen und durch die nun 30 Jahre beste-
Wenn man so durch die Werkstätte blickt kann man all das
hende Werkstätte geführt. Für alle die Herrn Dienbauer nicht
bunte Spektrum und all die verschiedenen Materialien
kennen ein kurzes Portrait. Der passionierte Buchbinder
entdecken, mit denen hier mit Freude die Buchbinderkunst
wurde in Niederösterreich geboren und wuchs in Wiesmath
ausgeübt und angeboten wird. So entstehen neben vielen
in der Buckligen Welt auf. Er absolvierte die klassische
Diplomarbeiten, Dissertationen, Ledereinbänden, Kaschie-
Ausbildung mit Buchbinderlehre in der Firma Wladika in
rungen, Ganz- und Halbleineneinbände, Broschüren, Gold-
Wiener Neustadt, Gesellenjahren und der abschließenden
prägungen, bis hin zu schönen und edlen
Meisterprüfung 1978 in Wien.
Besprechungsmappen für die Regionalstelle Leoben.
1986 hat er sein eigenes Geschäft in Leoben, in der Gösser-
Der Betrieb wurde bis vor etwa zwei Jahren als Einzelunter-
straße 18 eröffnet. Er hatte stets Gesellen, Büro- und
nehmen geführt, seitdem führt Herr Dienbauer nun mit seiner
Hilfskräfte beschäftigt und als Arbeitgeberbetrieb an die 30
Tochter den Kunsthandwerksbetrieb. Ich wünsche weiterhin
Lehrlinge ausgebildet. Mit großem Erfolg wie auch prämierte
ein so geschäftiges Treiben in der Werkstatt und viel Freude
Lehrlinge wie zum Beispiel Frau Kerstin Zeilinger als „Star of
mit und durch all die wunderschönen Unikate!
Styria“ beweisen.
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Text und Foto © Rupert Hofer
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Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
Buchrestaurierung und Kunstbuchbinderei Sixl Tobelbad
Der kleine traditionelle Familienbetrieb Sixl befindet sich in der Nähe von Tobelbad (Steiermark) im ruhigen und schönen Ortsteil Haselsdorfberg. Schon seit 20 Jahren beschäftigt man sich hier mit dem Thema Buch
Das Spezialgebiet des Kunsthandwerkbetriebs ist neben der
und Buchrestaurierung.
Erhaltung von dem Kulturgut Buch, auch das Ausbinden von hochwertigen Kleinserien, Faksimile, Kunstbänden, sowie
Die Ursprünge des Handwerkbetriebs gingen von Gudrit
das Anfertigen von besonderen Werken und exklusiven
Sixl aus, die sich in einem kleinen Atelier schon früh der
Einzelstücken. Die Buchrestaurierung und Kunstbuchbinde-
Kunst des Buchbindens widmete. Sie hat hierfür einen eher
rei Sixl besteht aus einem kleinen sehr flexiblen, lösungsori-
unüblichen Ausbildungsweg zu diesem Kunsthandwerk
entierten und motivierten Team und kann aufgrund ihrer
eingeschlagen. Während ihres Studiums der Kunstge-
verschiedenen Wissensgebiete und Ausbildungen ein sehr
schichte hat sie sich in mehreren Buchbindereien und
breites Spektrum an Arbeiten anbieten, die handwerkliche,
Restaurierwerkstätten fortgebildet, am Centro de bel libro
materielle, kunstvolle und ästhetische Ansprüche abdeckt.
in Ascona (Schweiz) eine Restaurierausbildung absolviert
Die Leidenschaft zu ihrer Arbeit und ein gewisser Sammel-
und dadurch ihr Wissen in diesem Bereich erweitert.
trieb hat Familie Sixl auch immer wieder bewegt, altes
Zusätzlich schloss sie die Buchbinderlehre und die Meister-
Buchbinderwerkzeug sowie Prägeschriften, Bordüren,
prüfung ab. Neben einigen Fachvorträgen unterrichtet sie
Prägeklischees und Fileten zu suchen und zu erstehen.
seit dem Jahr 2006 die Fachgegenstände des Lehrberufs
Deshalb hat sich im Laufe der Zeit schon ein beachtlicher
„Buchbinder“ als Berufsschullehrerin in Graz und fungiert
Fundus, auf den regelmäßig zurückgegriffen werden kann,
auch als Prüferin für die Meisterprüfung der Buchbinder.
angesammelt. Mit dieser Grundlage durften sie in den letzten Jahren sehr erfolgreich auch für internationale
Auch Wolfgang Sixl-Fuchs widmet sich schon seit einiger Zeit
Kunden aus Russland, Singapur, Großbritannien, Marokko,
der Kunst des Buchbindens und Restaurierens und schloss
Deutschland, Spanien, Liechtenstein usw. arbeiten. Auch
nach einem erlernten Metallberuf ein Studium und dann die
zählt ein arabisches Königshaus zu ihren Kunden für das sie
Buchbinderlehre ab. Er absolvierte ebenfalls am Centro de bel
nun schon seit mehreren Jahren tätig sein dürfen.
libro eine Restaurierausbildung für Bücher. Mit dem Hintergrundwissen als ursprünglich gelernter Maschinenschlosser
Das Team rund um Gudrit Sixl ist auch schon seit vielen
beschäftigt er sich aber auch schon seit Jahren mit der
Jahren für das Stift Rein als Restaurator tätig, wo vor kurzem
künstlerischen Bearbeitung von Metallen. Die alten Techniken
auch ein Bildband über die Arbeit der Buchrestaurierung für
des Gürtlers und Ziseleurs übten schon seit jeher eine
das Stift erschienen ist (Titel: „Restaurierung schriftlichen
Faszination auf ihn aus. So hat er es sich unter anderem zur
Kulturguts“ ISBN 978-3-9504269-1-5, Verlag Sublilium).
Aufgabe gemacht alte Beschläge und Schließen originalgetreu nachzubilden. Aber auch Lederschnitt oder Punziertechniken und die verschiedensten Möglichkeit der Gestaltung des Buchschnitts zählen zu seinen Interessen und Tätigkeiten.
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Noch mehr gibt es unter www.sixl-buch.at. Text: Landesinnung Steiermark Fotos: © Sixl
Themenschwerpunkt | BUCHBINDER
Peter Grünauer, Buchbindermeister Hinter der Fassade eines Altbaus im 1. Bezirk, Augustinerstraße 12 befindet sich im ruhigen Innenhof die Buchbinderei von Peter Grünauer. Herr Grünauer hat das Buchbinderhandwerk bei der Firma Albert Günther, Kunst- und Verlagsbuchbinderei, Wien VIII und Wien VI erlernen dürfen. Beim besten Lehrmeister von ganz Wien, wie Peter Grünauer stolz verrät. Der Betriebsinhaber und Lehrherr Kurt Kierger legte den Grundstein für eine außerordentliche berufliche Karriere. Am 26. September 1963 legte Peter Grünauer die Lehrabschlussprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Bereits mit 22 Jahren machte
Christine Weiner, Friederike Grünauer, Peter Grünauer (Foto: LI Wien)
er die Meisterprüfung. Im Jahr 1970 wagte Peter Grünauer den Schritt in die
Ascona verbrachte. Seine künstlerische Tätigkeit wurde
Selbständigkeit. Er übernahm die Buchbinderei Holzhacker
durch die Einladungen zur Teilnahme an in- und ausländi-
in der Augustinerstraße 12. Bis 1993 hatte Peter Grünauer
schen künstlerischen Bucheinband- Ausstellungen (Wien,
einen weiteren Betrieb in Wien IX. Diese Sortimentsbuch-
Salzburg, New York, Manila, Tel Aviv und Paris) belohnt.
binderei hatte er 1971von Felix Prouza übernommen. Die Firma Grünauer hatte früher in beiden Firmen insgeDie Werkstätte in Wien I wurde sehr bald zum beliebten
samt 13 Mitarbeiter beschäftigt. Derzeit arbeitet ein
Treffpunkt von Künstlern und Liebhabern handgebundener
Geselle in der Augustinerstraße mit. Im Laufe der Jahre
Bücher. Diese forcierten seine Entwicklung in der Kunstbuch-
haben sich die Bedürfnisse der Kunden sehr geändert.
binderei. Ständige Weiterbildung und Perfektionierung
Früher wurden viele antike Schreibtische mit Leder be-
seines handwerklichen Könnens ist und war ihm immer ein
spannt und von Hand vergoldet. Heute ist die Nachfrage
Anliegen, so dass er teilweise seine Freizeit als Gasthörer an
nach dieser klassischen Buchbinderarbeit sehr rückläufig,
der „Ecole Estienne“ in Paris und im „Centro del bel libro“ in
wie so manch anderes typische Buchbindereiprodukt – z.B. Fotoalben oder die Restaurierung von Gebetbüchern in Samt mit Metallverzierungen. Herr Grünauer gab sein enormes Wissen und einzigartiges handwerkliches Können im Laufe seiner Selbständigkeit an 22 Lehrlinge weiter, nicht nur mit der Intension der Jugend die Vielfalt dieses schönen Handwerkes zu vermitteln, sondern auch in der Hoffnung, dass eine gute fundierte handwerkliche
Gästebuch – ausgeführt als Franzband in Oasen-Ziegenleder
Fotos © Grünauer
Ausbildung des Nachwuchses den Fortbestand dieser Handwerkskunst sichern werde.
Handvergoldung der Ledereinlage eines Reiseschreibtisches Ausgabe 01 2017
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Aktuelles | AUSSTELLUNG
PRESSEGESPRÄCH ZUR NEUEN DAUERAUSSTELLUNG „DIE EVOLUTION DER MINERALE“
Pressegespräch am Dienstag, 04. April 2017,
auf allen bisher untersuchten Planeten und Monden unseres
um 10.30 Uhr in der Unteren Kuppelhalle mit:
Sonnensystems. Auf unserem Mond gibt es nach aktuellsten
Univ.-Prof. Dr. Christian Köberl, Generaldirektor, NHM
Schätzungen nur ca. 300 Minerale, auf dem Mars etwa 420, ob-
Wien, Prof. Dr. Robert M. Hazen, Carnegie Institution for
wohl bisher nicht alle nachgewiesen wurden. Grund für die Viel-
Science, Washington DC, und George Mason University,
falt ist neben der Plattentektonik vor allem das Leben auf der
Virginia, Executive Director of the Deep Carbon
Erde. Ihm verdanken über 50 % der Minerale ihre Existenz.
Observatory, Priv.-Doz. Dr. Uwe Kolitsch, MineralogischPetrographische Abteilung des NHM Wien
Ihren Ursprung nahm die Evolution der Minerale nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren, bei dem sich als erste Elemen-
„Seit Charles Darwin kennt man die Evolution von Lebewesen,
te Wasserstoff und Helium bildeten. Bei Kernfusionen in
aber ähnliche Veränderungen gibt es auch im unbelebten Mine-
Sternen und bei Prozessen während Sternexplosionen entstan-
ralreich“, erklärt NHM Wien-Generaldirektor Christian Köberl.
den alle anderen chemischen Elemente. Bei Sternexplosionen blieben von Sternen nur Gaswolken übrig, die sich rasch aus-
„Als das Sonnensystem entstand, gab es eine Handvoll Minerale.
breiteten und die Elemente im Weltraum verteilten. Beim Ab-
Heute sind auf der Erde rund 5.000 bekannt. Über die Äonen ha-
kühlen bildeten sich daraus die allerersten Minerale als winzige
ben sie sich den sich fortlaufend ändernden Umweltbedingun-
Körnchen. So entstanden die 12 Urminerale.
gen angepasst, und geologische Prozesse sowie das Leben auf der Erde brachten der Erde ihre beispiellose Mineral-Vielfalt.“
Die Entwicklung lief weiter – vereinfacht gesehen wurde die Erde erst „schwarz“, Magma erkaltete zu Basalt (4,55 bis 3,8
Auf unserem Planeten gibt es viel mehr Minerale als auf ande-
Milliarden Jahre), dann wurde sie rot vom Rost (3,8 bis 1,0 Mil-
ren Körpern im Sonnensystem. Grund dafür ist das Leben, dem
liarden Jahre), dann wurde sie weiß vom Eis, auch einem Mi-
mehr als die Hälfte der Minerale ihre Existenz verdanken so wie
neral (1,0 bis 0,54 Milliarden Jahre), dann färbten Pflanzen sie
stetige Änderungen der Umweltbedingungen auf der Erde,
grün (0,54 Milliarden Jahre bis heute).
sagt der „Entdecker“ der Mineral-Evolution, Robert M. Hazen von der Carnegie Institution in Washington D.C.
Seit 5. April 2017 integriert das Naturhistorische Museum Wien dieses spannende Konzept in die Dauerausstellung:
Hazen zeigte 2008 erstmals die Zusammenhänge zwischen der
Objekte aus der Erdgeschichte und 56 Minerale zeichnen im
Neubildung von Mineralen und der Entwicklungsgeschichte
Saal 1 die gemeinsame Entwicklungsgeschichte nach.
der Erde auf. Die Mineralvielfalt auf der Erde ist weit größer als
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Ausgabe 01 2017
© Fotos: NHM Wien, Alice Schumacher
Porträt | KUNSTGEWERBE
TRAUMSPINNEREI & BÄRENPHANTASIE Margarethe Sida, Jahrgang 1968, widmet sich seit 10 Jahren dem Schamanismus und der Symbolik. Im Frühjahr 2016 beginnt sie ihre Arbeit im indigenen Kunsthandwerk und gründet die
Der Bär als Krafttier der indigenen Völker stellt Mut,
Traumspinnerei & Bärenphantasie.
Fairness und Durchsetzung dar. Unter weiteren Bedeutungen bietet er auch ein Attribut, welches wir als Erwachsene im Leben oft vergessen: Verspieltheit.
Sie beginnt, wo herkömmliche Erzeugnisse enden: z.B. Traumfänger in den Größen von 35 cm - 80 cm oder Ojo de Dios – das Auge Gottes – eine Mandala Webart
Dies zeigt die Bärenphantasie. Im Schnittmuster ein Bär,
der Huicholen, einem kleinen Volk in Mexiko, welches
verwandelt er sich durch die Verwendung von verschiede-
noch heute den Schamanismus pflegt. Mittels einer
nen Stoffarten/Fellimitaten und dem Nähen von Hand mit
Spannung aus Speichen entstehen hier Ojo de Dios
Nadel und Zwirn zu einem einzigartigen Wesen – ein
Mandalas bis zu einer Größe von 80 cm. Zum Einsatz
verspieltes Kunstwerk in sich.
kommen nur reine Naturmaterialien. Träumen & Stöbern kann man in der Werkstatt Zu Weihnachten 2016 wurden die ersten Ojo de Dios
der Künstlerin in Puchberg am Schneeberg oder
Schmuckstücke gefertigt: Anhänger samt handgeknüpfter
auf verschiedenen Kunsthandwerksmärkten.
Kette, sowie Creolen und Haarspangen.
http://erdenstern.webnode.com/
Traumspinnerei & Bärenphantasie
Kunsthandwerk Margarethe Sida künstlerische Werkelei per Hand
http://erdenstern.webnode.com/
Ausgabe 01 2017
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Aktuelles | MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER
ARTENSCHUTZ – JOHANNESBURG 2016 Ereignisse überschlagen sich Musikinstrumentenerzeuger kämpfen seit Jahren mit Problemen, die die Reisefähigkeit von Instrumenten betreffen. Immer wieder verursachen geschützte Arten wie kleine Mengen von Elfenbein, Schildpatt, verschiedenste Leder, Fischbein, Muscheln oder auch Riopalisander große Probleme. So war in den vielen Monaten vor der CITES Konferenz in Johannesburg unter Zugrundelegung unserer Beobachtungen zu dem bereits installierten Instrumentenpass und dem Umgang mit den Material-Deklarationen das Ziel, einfachere, lebbarere Bedingungen für Reisen insbesondere für Musiker zu erwirken. Dies mit vollem Einsatz unter dem Blickpunkt der über zwanzig großen Orchester, besonders derer der „Musikhauptstadt“ Wien, mit ihren weltberühmten und reisefreudigen Traditionsorchestern einerseits, aber besonders auch um Instrumente und Bögen
zum Vorerwerb zu nutzen, um sich ein späteres aufwendiges
als Kulturgüter in ihrer Originalität erhalten zu können.
Nachweisen über qualifizierte Rechnungen, Lieferscheine, Kaufverträge, Materialdeklarationen oder Versicherungsunterlagen zu
So positive Signale wie die umfangreichen, gut
ersparen.
vorbereiteten (Vor)Gespräche zeigten, warteten wir gespannt auf die Vertragsstaatenkonferenz.
Die Frist beim Fehlen von eindeutigen Nachweisen läuft immer nur bis zur (internationalen) Rechtskraft, diese tritt nach CITES
Doch was ist geschehen? Der (legale) Handel mit Dalbergia (beson-
Konvention jedoch bereits 90 Tage nach dem Beschluss auf der
ders China, dort unter der Bezeichnung „Hongmu“) ist in den
Vertragsstaatenkonferenz in Kraft. In diesem Fall war es der erste
letzten Jahren förmlich explodiert und umfasste 2014 bereits unvor-
Jänner 2017.
stellbare 2 000 000 m3. Gleichzeitig stieg auch der illegale Handel stark an, sodass er laut World Wildlife Crime Report auf 35 Prozent
Wir haben natürlich die Pressemitteilung und Mitteilungen des
– dieser Prozentsatz entspricht dem Vergleichswert aller beschlag-
BMLFUW über die Bundesinnung an die Landesinnungen und
nahmten Waren – in der Statistik anwuchs (im Vergleich liegt Elfen-
von diesen weiter an alle unsere Mitglieder verteilt. Weiters ha-
bein mit 18 Prozent an zweiter Stelle). Somit bestanden zwei
ben wir versucht die Orchester, Musikschulen und uns bekannte
wichtige Kriterien zur Listung der Arten. Die Ernte droht Bestände
Musiker persönlich zu kontaktieren und informieren, aktuelle In-
so weit zu reduzieren, dass ein Überleben von Populationen gefähr-
formationen auch über moderne Medien wie Facebook zu ver-
det ist, andererseits die Art kaum von einer gelisteten Art zu unter-
breiten. All dies zu einer besonders ungünstigen, schwierigen
scheiden ist (look-alike Kriterium). Ähnliches gilt auch für Bubinga.
Zeit, der Advent und Vorweihnachtszeit, dem Hauptgeschäft vieler Kolleginnen und Kollegen. Da bleibt einfach keine, kaum bis
Somit kam es auf der Artenschutz Konferenz in Johannesburg,
wenig Zeit, um Bestände zu durchforsten und Instrumente, Hölzer
Anfang Oktober zum Ergebnis, dass die Regelungen für Dalber-
und Bestandteile aufzunehmen, diese zu vermessen, abzuwie-
gia nigra in Anhang I bestehen bleiben, Dalbergia spp. und Bu-
gen, zu fotografieren und inventarisieren.
binga in Anhang II (mit Anmerkungen) gelistet wurden. Vor allem im Hinblick auf all die vielen kleineren Läden die ja EinAls das Ergebnis schriftlich eintraf, ging es sehr schnell, da der
nahmen / Ausgaben Rechner somit nicht bilanzierungspflichtig und
Fristenlauf sehr kurz ist und die Zeit drängte.
in der Folge auch nicht inventurpflichtig sind. Da können einfach nicht so schnell Bestände abgefragt und Listen erstellt werden.
So haben wir (Thomas M. Gerbeth, Bundesinnung in Rücksprache mit dem BMLFUW und ich) eine Pressemitteilung erarbeitet, um
Zudem sind gemeldete Bestände in Zukunft zu verwalten und
über die Listung neuer Holzarten möglichst rasch und breit zu in-
aufzeichnungspflichtig. Wer eine Werkstatt kennt, weiß wie es
formieren. Wir versuchten in aller Kürze zusammen zu fassen wel-
auch in der Folge schwieriger werden wird, wenn neue Waren und
che (neue) Holzarten betroffen sind, welche Instrumente es
Hölzer eintreffen. Es wird platzmäßig kaum möglich sein seine neu-
hauptsächlich betrifft, welche Auswirkungen die Änderungen mit
en und alten Bestände getrennt zu lagern, zu verwalten; ganz ab-
sich bringen, einhergehend mit dem dringenden Aufruf, die Frist
gesehen von dem logistischen und zeitaufwendigen Verwalten.
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Ausgabe 01 2017
Aktuelles | MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER
Was ist von wem, wann, wie – zum Beispiel beim Einkauf – abzu-
Um vielen aufgeworfener Fragen gerecht zu werden fand eine
fragen? In Österreich gibt es mit Frau Hoffmann eine kompetente
Informations-veranstaltung im BMLFUW Anfang März statt, eine
Anlaufstelle im BMLFUW, in Deutschland wird es schon kompli-
weitere soll im Westen Österreichs folgen. Zudem wurde ein Fra-
zierter, hier verteilen Landratsämter Registrierungsnummern. In
gen- Antworten Katalog der Europäischen Kommission – Gene-
der Folge will die deutsche Naturschutzbehörde auch auf den
raldirektion Umwelt – übermittelt und an unsere Mitglieder
Rechnungen eben diese sehen.
versandt. Anhand der im Laufe der letzten Monate eingelangten Anfragen wird das BMLFUW sein eigenes Frage-Antwort Doku-
Der unterschiedliche Umgang mit dem Thema Vorerwerb je
ment nach Fertigstellung auf der BMLFUW CITES Homepage zur
nach Wohnort, mangelhafte Verbreitung hinsichtlich der Un-
Verfügung stellen (www.cites.at) bzw. via einem Verteiler an Inter-
glaublichen Weite dieses Themas verursachte auch in Deutsch-
essensvertreter, Vereine und Einzelpersonen verschicken.
land große Verwirrung. Leider sind auch in Österreich in den (Tages)Zeitungen viel zu wenige Artikel erschienen, um die Bri-
Zusammenfassend muss ich festhalten, dass für mich der Ein-
sanz des Themas der breiten Masse näher zu bringen. Betrifft die-
druck entsteht, dass hier komplett unterschätzt wurde welche
se gravierende Änderung fast jeden Haushalt. Wer hat nicht zu
weitreichende Folgen durch die Listung der Arten erfolgte. Unse-
Hause eine Gitarre, eine schöne Blockflöte, Klarinette, Oboe oder
re Ansprechpartner im BMLFUW wie Dr. Abensperg-Traun, Mag.
auch ein Streichinstrument mit edlen Bestandteilen aus eben die-
Molterer und Frau Hoffmann sind sehr bemüht um weiterzuhel-
sen Hölzern stehen. Da ja nun auch der Handel – also An- und
fen, aber die Kommunikation so weitreichender Ereignisse sowie der Fristenlauf sollten dringend überdacht werden. Ich verstehe auch nicht wieso zum Beispiel Indien bis auf Widerruf Vorbehalt angemeldet hat (somit wird das Land in Bezug auf Dalbergia spp. so behandelt, als wenn es kein CITES Mitglied wäre), dies aber für unseren europäischen Kulturkreis nicht erwägt wurde, wenn auch nur um eine längere Informations- und Registrierungsfrist zum Vorerwerb zu schaffen. Nach der Presseaussendung wurde meine Telefonnummer und Emailadresse gut genutzt und in der Folge kam ich kaum noch zum Arbeiten. Ich wurde zur Ansprechperson nicht nur unserer Mitglieder des Kunsthandwerks, nein es waren auch viele Musikgeschäfte und Handelsbetriebe aus ganz Österreich dabei. Da braucht es in Zukunft eine bessere Abgrenzung! Ich helfe gerne weiter, erarbeite Lösungen, aber so manche Beschimpfungen waren absolut unangebracht. Um konstruktiv zu bleiben bitte ich Sie / euch alle mitzuarbeiten in
Verkauf – mit Exemplaren der neugelisteten Hölzer einer Doku-
den nächsten Wochen und Monaten all die Kunden da draußen zu
mentenpflicht unterliegen, kommen eine Vielzahl von Problemen
ermuntern, alles was sich zum Belegen als Nachweis eignet– wie
auf uns zu. Legal in der EU befindliche Instrumente und andere
(Reparatur)Rechnungen, Lieferscheine, Kaufverträge, Materialdek-
Kunst- und Kulturgegenstände dieser nun neu gelisteten Arten
larationen, Versicherungsunterlagen oder auch (gut erkennbare)
werden einfach mangels geeigneter Nachweise illegal und kön-
Bilder eines Konzertes und ähnlichem – sehr gut aufzubewahren.
nen nicht mehr gehandelt werden. Viele Kollegen kämpfen schon heute mit erschreckend niedrigen Deckungsbeiträgen. So erwischt uns eine weitere Verzerrung, denn dadurch wird sich der Einkaufsmarkt massiv verändern; wie bei Internetverkäufen allerdings damit umgegangen werden wird, insbesondere in Hinblick
Einen Satz, der mir in guter Erinnerung blieb, möchte ich nicht vorenthalten: „Wenn es so weitergeht, wird wohl die nächste Art die vom Aussterben bedroht ist, der Instrumentenbauer sein!“
der Kontrollmöglichkeiten seitens der im Finanzministerium
PS: Klärungen zu
angesiedelten, zuständigen Zollbehörde, bleibt abzuwarten.
„Persönliche und
Mangels Ressourcen werden dort Kontrollen eher selten sein, ein-
Haushaltsgegenstände“
facher werden hingegen Kontrollen in stationären Geschäften
Reisen betreffend in der
und werden daher vermutlich öfter stattfinden.
nächsten Ausgabe.
Wie werden sich dadurch die Einkaufspreise für registrierte Instru-
Text und Bilder:
mente verändern? Werden alte nicht registrierte Instrumente ohne Nachweis einen großen Wertverlust erleiden?
(Foto © Heimo Binder)
Rupert Hofer
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Landesinnung Wien | GOLD- UND SILBERSCHMIEDE
650 Jahre Gold- und Silberschmiede
MAK Foto: die Preisträger, WH, Dr. Elisabeth Schmuttermeier (MAK), Mag. Marcus Fasching (ÖGUSSA), Dir. DDr. Christoph Thun-Hohenstein (MAK), Generaldirektor der Österreichischen Post, Herrn DI Dr. Georg Pölzl
Am Dienstag, den 14. März 2017 abends strömten viele
GEWINNER DES 4. JAHRGANGS:
1. Preis – Tamara Blümel (HTBLVA Graz-Ortweinschule, Graz)
Menschen ins MAK, vor allem junge Menschen. Was war der Anlass? Anlässlich der 650 Jahrfeier der Wiener
2. Preis – Ilia Kainta (HTBLVA Graz-Ortweinschule, Graz)
Gold- und Silberschmiede luden diese gemeinsam mit
3. Preis – Johanna Helm (HTBLVA Graz-Ortweinschule, Graz)
dem MAK zur Ausstellung „650 Jahre Gold- und Silberschmiede: Die Wettbewerbe“ ein. Hier werden die Werke der Gewinner der beiden Bewerbe „Die jungen Wilden“
und „650 Jahre Gold- und Silberschmiede“ bis 17. April
1. Preis – Sarah Steinbichler
GEWINNER DES 3. JAHRGANGS: (Höhere Technische Lehranstalt, Steyr)
2017 gezeigt. Unter frenetischem Applaus der Kollegen wurden die Sieger zur Siegerehrung begleitet. Die
2. Preis – Magdalena Hall (Forum Goldschmiede, Wien)
Siegerehrung wurde von Landesinnungsmeister Wolfgang
3. Preis – Michaela Kopf (Höhere Technische Lehranstalt, Steyr)
Hufnagl vorgenommen. Die Firmen Felber, ÖGUSSA und Peony Perlen gratulierten den Preisträgerinnen. Im Anschluss an die Feier konnten die Stücke in den Vitrinen
bewundert werden. Der Einfallsreichtum der Preisträgerin-
1. Preis – Julia Loeffler
nen ist faszinierend und offenbar unerschöpflich.
GEWINNER DES 2. JAHRGANGS: (Die Mode- und Kunstschule Herbststraße, Wien)
2. Preis – Reinhilde Lahner Die Fachjury, bestehend aus Fritz Maierhofer (Atelier Contemporary Jewellery Plus…), Karin Kraml (Servus TV), Eva Komarek (Die Presse), Elisabeth Schmuttermeier
(Die Mode- und Kunstschule Herbststraße, Wien) 3. Preis – Miriam Böhmerle (Die Mode- und Kunstschule Herbststraße, Wien)
(Kustodin MAK-Sammlung Metall und Wiener-WerkstätteArchiv) und Wolfgang Hufnagl (Landesinnungsmeister der
Die Sonderpreise wurden an Nadine Pramhas (Die Mode-
Gold- und Silberschmiede) standen vor einer sehr schwie-
und Kunstschule Herbststraße, Wien), Anna Rosa Sophia
rigen Aufgabe, mussten sie doch aus 68 eingereichten
Riess (Die Mode- und Kunstschule Herbststraße, Wien)
Schmuckstücken neun Preisträgerinnen und drei Sonder-
und Nadine Schreiner (Die Mode- und Kunstschule
preise auswählen.
Herbststraße, Wien) überreicht.
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Ausgabe 01 2017
Landesinnung Wien | GOLD- UND SILBERSCHMIEDE
Die Wettbewerbe und Vorstellung der Jubiläumsbriefmarke
Tamara Blümel
Sarah-Steinbichler
Die Stücke des zweiten Wettbewerbs „650 Jahre Gold- und Silberschmiede“ wurden im Rahmen dieser Veranstaltung präsentiert. Hier konnten die Meister des Handwerks ihr Können zeigen. Nun können im MAK die Schmuckstücke von Evelyn Rauter (Kärnten), Stefan Nikl (Wien) und Patrick Hainzl (Wien) im MAK bewundert werden. Ebenso wurde an diesem Abend durch den Generaldirektor der Österreichischen Post, Herrn DI Dr. Georg Pölzl, die Jubiläumsbriefmarke präsentiert. Einleitendende Worte zu diesem überaus gelungenen Abend sprachen der Gastgeber, Herr Dir. DDr. Christoph Thun-Hohenstein. Fotos © Charlie Schwarz
THURNER Der Salzburger Goldschmiedemeister Hartwig Thurner war bei der Inhorgenta 2017 bereits zum achtunddreißigsten Mal in ununterbrochener Reihenfolge mit einem eigenen Stand vertreten. Leider war auch bei allseits beliebten Inhorgenta der unaufhaltsame Trend des Teilnehmen- und Besucherschwundes zu beobachten. Bei einem Stand drängten sich allerdings die Besucher. Es war der Stand von Hartwig Thurner. Zum ersten Mal in all diesen Jahren war er der einzige Stand mit traditionellem Trachtenschmuck. Bei ihm konnten die wunderschönen Kropfketten sowie Chariketten und Granatschmuck bewundert werden. Vor allem die ausländischen Messebesucher waren von Thurner „die original Salzburgerherzen“ begeistert. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Hartwig Thurner mit seinen alpenländischen traditionellen handgefertigten Schmuck kein wird und dass bei der nächsten Inhorgenta wieder mehr Teilnehmer und Messebesucher sein werden. Wer allerdings nicht bis zur Inhogenta 2018 warten möchte, um Hartwig Thurners traditionellen Trachtenschmuck zu bewundern, hat die Möglichkeit Thurners Schmuckmanufaktur in Salzburg in MOZARTS-WOHNHAUS zu besuchen.
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Porträt | KUNSTHANDWERK
HELGA TAUER
Im Kellergewölbe eines alten Hauses auf der Spittelauer Lände befindet sich die Werkstätte der Firma Helga Tauer. Früher waren dort Stallungen für die Postkutschenpferde. Jetzt entstehen in diesen Räumen wunderschöne Produkte. Über eine steile Treppe gelang man ins Refugium von Helga Tauer, wo in vielen Arbeitsgängen schöne Gegenstände für die Ewigkeit vorbereitet werden und ihren endgültigen
Helga Tauer (Fotos © LI Wien der Kunsthandwerke)
Schliff zur „Unsterblichkeit“ erhalten. Aber alles der Reihe nach: Die Firma wurde im Jahr 1926
schichte. Dornen, falls vorhanden, bleiben auf der Rose. Es
vom Großvater von Frau Tauer in Meidling als Metallschleife-
ist natürlich so, dass die Blätter bei der Naturblume irgend-
rei und Galvanik gegründet. Später ist der Betrieb in den 7.
wo sind. Nach dem Kupferbad werden die Blätter vom Stil
Bezirk übersiedelt und seit 1956 befindet er sich auf der
entfernt und etwas versetzt, sodass sie im Karton nett
Spittelauer Lände. Der Betrieb wurde durch den Vater von
aussieht. Also es wird ein bisschen der Natur nachgeholfen.
Helga Tauer vergrößert. Bald begann man mit der Vergol-
Die Blätter werden angelötet und nochmals verkupfert,
dung von Lustern. Im Laufe der Jahre — nach viel Probieren
damit die Lötstelle nicht mehr sichtbar ist. Dann wird die
und Herumtüfteln — nahm die Idee Blumen zu vergolden
Rose versilbert oder vergoldet.
oder versilbern Formen an und wurde zum Hauptprodukt der Firma. Es wurde und wird großer Wert auf die Naturoptik
Die Palette ist riesengroß. Sie reicht vom ersten Kinderschuh
gelegt. Jede Rose hat — auch bei gleicher Sorte — anderer
über Schnuller, Apfel, Semmel, Blume aus dem Brautstrauß,
Blätter, Blütenkopf etc. Schon beim Kauf der Rosen müssen
Ginkoblätter bis zur letzten Zigarette. Besonders beliebt sind
einige Kriterien beachtet werden. Die Rose darf nicht zu
die vergoldeten oder versilberten Naturrosen.
groß, der Stil nicht zu dick und sie darf nicht zu viele Blätter haben. Schließlich muss die Rose auch im Geschenkkarton
Ein Restaurant bringt Spargel zum Vergolden. Diese werden
natürlich aussehen.
bei besonderen Anlässen ausgewählten Personen überreicht.
Zuerst wird die Rose leitend gemacht. Dies kann auf ver-
Beeindruckt von den vielen Möglichkeiten der „Haltbarma-
schiedene Weise erfolgen. Frau Tauer hat hierfür ein eigenes
chung“ organischer und anorganischer Gegenstände und
Verfahren entwickelt. Dann kommt die Rose ca. 4 bis 6
des schier unerschöpflichen Ideenreichtums von Frau Tauer
Stunden ins Kupferbad. Hierbei metallisiert sie sich bereits.
wünschen wir ihr alles Gute und kehren wieder in die laute,
D.h. nach dem Kupferbad ist praktisch überall eine Metall-
nüchterne Realität zurück.
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Ausgabe 01 2017
At Last | BUNDESINNUNG
DIE ZUKUNFT IST BESSER ALS IHR RUF ab 12. Mai 2017 im Kino Inhalt: Ein Film über Menschen, die etwas bewegen. Sie engagieren sich für lebendige politische Kultur, für nachhaltige Lösungen bei Lebensmittel und Bauen, für Klarheit im Denken über Wirtschaft, für soziale Gerechtigkeit.
Diese Bücher erzeugen in den Kunden eine nochmalige Wertschätzung. Dieses gute Gefühl wird Freude über einen Gegenstand, dem schon lange das Ende vorausgesagt wird. Aber wir Buchbinderinnen und Buchbinder
Überall hören wir von Krisen, Medien schüren Verunsiche-
können dieses „Ende“ nicht nachvoll-
rung. Wie reagieren wir darauf? Augen zu, Ohren zu? Oder
ziehen. Dazu gibt es zu viele Kunden,
lieber Ärmel aufkrempeln und was tun?
die extra zu uns kommen um Bücher neu binden oder alte reparieren zu
DIE ZUKUNFT IST BESSER ALS IHR RUF macht Mut: Sechs
lassen. Wir können uns nicht vorstel-
Beispiele erzählen von der Möglichkeit, den Lauf der Dinge
len, dass es eine Welt ohne Bücher gibt. Und wie jede
doch selbst mitzugestalten.
Nachricht weitergegeben wird, so geht auch diese weiter: dass wir Bücher wertschätzen, erhalten und noch lange
Ein Film von Teresa Distelberger, Niko Mayr, Gabi Schweiger
binden werden. Wir müssen diese Einstellung nur unter
und Nicole Scherg (A 2017, 85 Min.)
unseren Mitinteressierten und Kunden erhalten und es zieht seine Kreise.
Dies ist ein Filmtitel, der mich aus der Vergangenheit reißt, der mich sofort an einen Punkt bringt positiv in die Zukunft
So einfach soll das sein … ?
zu schauen, denn was passiert ist, ist eben passiert und wir können nur jetzt für die Zukunft etwas machen.
Diese Gedanken halten zwar nicht die Auflösung mancher Buchbinderbetriebe auf, aber sie können Wege hervorbrin-
Das Buchbinden hat eine lange Geschichte, die es hervor-
gen, die neu begangen und weiterbestehen werden.
gebracht hat behutsam mit dem gedruckten Kulturträger umzugehen. Wären Bücher nicht wertvoll eingebunden
Lebe ich auf Wolke sieben und erkenne die Realität nicht? Man
worden, man würde lose Zettel nie so schätzen, auch wenn
braucht doch genügend gut bezahlte Aufträge und die werden
die gewichtigsten Worte darauf stünden.
doch immer weniger! Wie kann ich behaupten, dass alles besser weitergeht, wo doch die Zahlen ganz anderes sprechen?
Dies fällt mir dazu ein, denn es gibt meinem Beruf eine Wertigkeit. Obwohl ich Bücher nicht mehr so verziere und
Ich sage nicht, dass es einfacher geworden ist. Es ist sicher
kunstvoll ausführe wie Generationen vor mir, schätze ich
schwerer geworden mit seinem Betrieb zu überleben. Man
jedes Exemplar, das durch meine Hände geht, auch wenn
muss besonders genau die wirtschaftlichen Tendenzen um
es „nur“ mit Leinen und ein wenig – aber gut gesetzter –
einen herum erkennen, sehr genau Entwicklungen beobach-
Titelprägung ausgeführt ist. Ich arbeite in meinen Gedan-
ten, immer auch besonders vorsichtig sein, denn ein beste-
ken mit der Geschichte des meisterlichen Handwerks,
hender Betrieb muss genau die richtige Größe haben – zu
umgelegt in die heutige Zeit. Mit diesem Wissen kann ich
jedem Zeitpunkt, zu jeder auftragsmäßigen Veränderung.
neue Techniken ausarbeiten, kann neue Berufsfelder
Man muss das richtige Jonglieren beherrschen – und das mit
erkunden und bearbeiten und Aufträge mit einer Neugier
dem richtigen Team, mit dem man zusammenarbeitet. Das
und Freude auf nahezu vollständige Perfektion ausführen.
unternehmerische Gespür muss sehr gut ausgebildet sein,
Das macht die Freude an meinem Beruf aus – nicht nur bei
denn das „einfache“ Geld-erwirtschaften von früher gibt es
mir, sondern auch bei meinen Mitarbeitern. Wir freuen uns
nicht mehr (da ich das „Früher“ aber selber nie erlebt habe,
über jedes einzelne, gut ausgeführte Buch, das unsere
weiß ich auch nicht, ob das überhaupt stimmt).
Werkstatt verlässt.
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At Last | BUNDESINNUNG
Das ist eine hohe Anforderung an unsere „social skills“,
Das nette und freundschaftliche Miteinander und der
unseren „emotional quotient“, an all das, was wir schon in
kollegiale Austausch können schon am 28. und 29. April in
früheren Jahren gehört haben, aber das immer wichtiger
Gmund bei der Tagung des BDBI (Näheres unter www.bdbi.
wird – auch wenn oder gerade weil unsere Welt immer
de) stattfinden sowie auch am 23. und 24. Juni in Wien bei
„unpersönlicher“ wird.
der Preisverleihung des Internationalen Jugendleistungswettbewerbes (Informationen folgen). Alle Interessierte sind
Ich könnte hier noch schreiben, was wir – Christof Jurczek
herzlich willkommen!
und ich- in der Innung der Buchbinder, Etui- und Kartonagewarenerzeuger für unsere Mitglieder alles machen, aber
Vielleicht kommen wir vorher noch dazu ins Kino zu gehen,
erstrangige ist unsere Offenheit und Freundschaft, mit der
denn diesen Blick kann jede Generationen beherzigen: DIE
wir beide die Angelegenheiten der Berufsgruppe lösen. Mit
ZUKUNFT IST BESSER ALS IHR RUF – Sechs Beispiele
unseren Kolleginnen und Kollegen in Österreich und auch
erzählen von der Möglichkeit, den Lauf der Dinge doch
über die Grenzen hinaus, können wir mit unserem sozialen
selbst mitzugestalten.
und emotionalen Einsatz für unseren Beruf in gegenseitigem Austausch Anregungen und Lösungen finden.
Sind es bei uns vielleicht sogar mehr als sechs? Herzlichst – Ihre Christine Weiner
FREYWILLE FEIERTE FIRMENJUBILÄUM Der Wiener Schmuckhersteller Freywille feierte vor kurzem sein 65. Firmenjubiläum. Begonnen hat das von Michaela Frey im Jahr 1951 gegründete Unternehmen als kleiner Handwerksbetrieb, der handgefertigte Schmuckstücke aus Email in limitierter Auf- lage herstellte. Herzstück der Kleinode, die für ihr künstlerisches Design bekannt sind, ist das Feueremail, das in mehreren Schichten aufgetragen und gebrannt wird. Heute ist der Betrieb international bekannt, führt Filialen in 35 Ländern und beschäftigt rund 550 Mitarbeiter. Zum Sortiment zählen neben Schmuck mittlerweile auch andere Accessoires wie Tücher, Schals, Krawatten und Parfums. Die Wirtschaftskammer Wien gratulierte dem Traditionsbetrieb zu 65 Jahren erfolgreicher Unternehmensführung mit einer Ehrenurkunde. Überreicht wurde diese von WK Wien-Präsident Walter Ruck, der das Unternehmen kurz vor Weihnachten im Rahmen des Gewerbe- und HandwerksSpartentags besuchte. (esp)
v.l.n.r.: Innungsmeister Wolfgang Hufnagl (Kunsthandwerke), Spartenobfrau Maria Smodics-Neumann, WK Wien-Präsident Walter Ruck, Sparten-GF Michaela Schuster, die Firmenchefs Simone Grünberger-Wille und Friedrich Wille (Foto © Florian Wieser)
IMPRESSUM Fachzeitschrift des österreichischen Kunsthandwerks | Offizielles Organ der Bundesinnung der Kunsthandwerke Österreichs und der Landesinnungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Fachvertretung Burgenland. | MEDIENINHABER (VERLEGER): Druckwelten, Michael & Markus Rothbauer GnbR, Tel.: 01/212 28 40, Fax-DW 20 – office@druckwelten.at | REDAKTION: Mag. Georg Lintner (Chefredakteur), Paula Pospisil – redaktion@kunsthandwerk-online.at | GRAPHIK UND DRUCKHERSTELLUNG: Markus Rothbauer – office@druckwelten.at | ANZEIGENANNAHME: Paula Pospisil (redaktion@kunsthandwerk-online.at), Michael Rothbauer (office@druckwelten.at) | ERSCHEINUNGSWEISE: 3-mal im Jahr | AUFLAGE: 7.000 Exemplare, Sammel-Jahresbezug für die Mitgliedsbetriebe | ONLINEPORTAL: kunsthandwerk-online.at | HERAUSGEBER: Bundesinnung der Kunsthandwerke | UNTERNEHMENSGEGENSTAND: Vertretung der Interessen der nach dem Wirtschaftskammergesetz angehörenden Mitglieder der Bundesinnung der Kunsthandwerke, Beteiligung: 100 % | BLATTLINIE: Die Zeitung vertritt die unternehmerischen Interessen der Mitgliedsbetriebe und dient der Information der Leser über die für die Führung eines Unternehmens in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer, technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Fakten und Meinungen. Für eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Zum Abdruck angenommene Arbeiten gehen in das unbeschränkte Verfügen des Herausgebers über. Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der gesonderten Erlaubnis. Mit Name oder Signatur gekennzeichnete Veröffentlichungen stellen jeweils die Meinung des Verfassers dar und geben nicht in jedem Fall den Standpunkt des Herausgebers wieder. | RESPECT! Sämtliche von der Redaktion verfassten Artikel beziehen sich gleichwertig auf Mann und Frau, lediglich zugunsten der Lesefreundlichkeit der Texte verzichten wir auf spezielle geschlechtergerechte Sprachformulierungen.
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