Motion 2/12 – Mehr als schöne Worte

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Motion INNOVATION

So kommen 100 Jahre Schleiferfahrung in einen Chip

INTERVIEW

Was macht Unternehmensführung nachhaltig?

INTERNATIONAL

Die SCHLEIFRING Gruppe erobert Südamerika

INDEPTH

Das Geheimnis der Schweizer Luxusuhren

SCHAUDT

MIKROSA

WALTER

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02. 2012 Das Kundenmagazin der SCHLEIFRING Gruppe

Die besten Programme für das Schleifen: Motion zeigt Geschichte und Zukunft der Softwareentwicklung – ab Seite 8 MOTION 02 2012 1

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SCHLEIFRING GRUPPE INTERVIEW

Die drei Teilnehmer des Motion-Gesprächs, von links: Experte Christian Geßner, Stephan Nell, Vorsitzender der Geschäftsführung von KÖRBER SCHLEIFRING, und Christian Wriedt, Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung 20 Motion 02. 2012

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MEHR ALS SCHÖNE WORTE Stephan Nell, Christian Wriedt und Experte Christian Geßner im Motion-Gespräch über die Perspektiven, die das Thema Nachhaltigkeit der SCHLEIFRING Gruppe bietet – für Kunden und für Mitarbeiter

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Motion: Der Begriff Nachhaltigkeit ziert heute Geschäftsberichte und Sonntagsreden. Börsennotierte Konzerne dokumentieren mit Angaben zur Nachhaltigkeit ihre Wettbewerbsfähigkeit. Können Sie sich noch erinnern, ab wann das Thema Fahrt aufgenommen hat? Christian Wriedt: Das war bei den beiden Ölkrisen 1973 und 1979, als wir an autofreien Sonntagen zu Fuß über die Autobahn gehen konnten. Aber damals hatte in diesem Zusammenhang noch niemand den Ausdruck „Nachhaltigkeit“ im Kopf.

Christian Wriedt: Dem muss aber immer ein funktionierendes und rentables Geschäftsmodell zugrunde liegen, sonst muss man sich gar nicht über Nachhaltigkeit unterhalten. Dieses Grundverständnis tritt leider immer wieder in den Hintergrund. Darum ist der Begriff aus meiner Sicht inzwischen auch ein wenig abgenutzt. Herr Nell, wann haben Sie den Einstieg in die Welt der Nachhaltigkeit gefunden? Stephan Nell: Das ist genau 22 Jahre her. Mein erster Arbeitgeber kam aus der Aluminiumbranche, die bekanntlich extrem viel Energie verbraucht. Deshalb haben wir uns schon damals sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Nachhaltigkeit ist heute ein Begriff, unter dem viele verschiedene Dinge verstanden werden. Und leider wird Nachhaltigkeit inzwischen oft nur unter Marketingaspekten gebraucht. Auch dafür gibt es einen Begriff: Greenwashing. Nachhaltigkeit wird dann aber nicht wirklich gelebt, sondern dient nur dem schönen Schein.

Diskussion in der Körber-Stiftung in Hamburg: Nachhaltigkeitsexperte Christian Geßner im Gespräch mit Stephan Nell und Christian Wriedt

„VOR EIN PAAR JAHREN NOCH DURFTEN WIR DEN BEGRIFF NACHHALTIGKEIT NICHT IN DEN MUND NEHMEN, DAS WOLLTE KEIN UNTERNEHMER HÖREN. DAS HAT SICH GEÄNDERT.“ Christian Geßner

Warum gehört Nachhaltigkeit eigentlich nicht von Natur aus zum menschlichen Handeln? Und durch welche Faktoren hat sich nicht-nachhaltiges Handeln entwickelt? Stephan Nell: Fehlende Nachhaltigkeit entsteht durch kurzfristige Zielorientierung und egoistisches Verhalten. Nachhaltigkeit braucht ihre Zeit. Aber die Geschäftswelt war über Jahrzehnte vom schnellen Erfolg geprägt. Christian Wriedt: Das hat mit der Systematik unserer Kapitalmärkte zu tun. Insofern stimmt das vorher Gesagte zu 100 Prozent. Umgekehrt bedeutet dies aber: Nachhaltigkeit und längere Fristen dürfen nicht dazu führen, dass man langsamer fortschreitet – denn das würde der Markt sofort abstrafen. Stephan Nell: Unternehmen brauchen für eine nachhaltig positive Entwicklung einen langfristigen Zeithorizont. Da kommt man schon irgendwann darauf, dass dabei die Effizienz nicht leiden darf.

IM GESPRÄCH STEPHAN NELL

Stephan Nell (44) übernahm zum 1. Januar 2012 den Vorsitz der Geschäftsführung von KÖRBER SCHLEIFRING. Nell kam 2003 als Vertriebsleiter zur Fritz Studer AG. Seit 2005 gehörte er der Geschäftsführung an, seit 2007 stand er an der Spitze des Gremiums. Im Rahmen der Neuausrichtung der SCHLEIFRING Gruppe übernahm er im Februar 2011 die Verantwortung für Vertrieb, Service und Marketing.

CHRISTIAN WRIEDT

Christian Wriedt (61) ist gelernter Bankkaufmann und war seit 1972 im Vermögensmanagement einer Lebensversicherung tätig. Seit 1992 war er privater Vermögensverwalter von Kurt A. Körber. Als nach dessen Tod sein Privatvermögen an die Stiftung floss, trat Christian Wriedt als Geschäftsführer in die Körber-Stiftung ein. Seit 1996 ist er Mitglied des Stiftungsvorstandes, seit 2001 dessen Vorsitzender.

DR. CHRISTIAN GESSNER

Christian Geßner (42) hat in Münster und Heidelberg Volkswirtschaftslehre studiert und an der Universität Hohenheim in Betriebswirtschaftslehre promoviert. Anfang 2009 gründete er an der Universität Witten/ Herdecke das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU).

Photos: Daniel Cramer

Dr. Christian Geßner: Ausschlaggebend waren für mich der Club of Rome und Dennis Meadows mit „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972. Das Buch hat dazu geführt, dass sich das Thema aus der Umweltschützer-Szene heraus entwickelte. Aber erst 1992 beim Weltklimagipfel in Rio wurde Nachhaltigkeit als politisches Paradigma etabliert, weil 178 Staaten sagten: „Wir wollen nachhaltiger werden und entwerfen Nachhaltigkeitsstrategien für unsere Länder.“ In der Wirtschaft war das Thema in den Jahren danach nicht gerade wichtig. Es wurde höchstens unter dem Aspekt Risikomanagement beachtet und man betonte, dass nicht nur ökonomische Risiken, sondern auch soziale Umweltrisiken wichtig sind. Dabei durften wir das Wort „Nachhaltigkeit“ nicht in den Mund nehmen. Das wollte kein Unternehmer hören, weil es „öko“ war. Das hat sich mittlerweile geändert. Heute merkt man, wie viel in Unternehmen gemacht wurde. Heute heißt es eher: Wir haben viel zu bieten in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit.

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„NACHHALTIGKEIT MUSS AUCH DEN PRODUKTIONSPROZESS PRÄGEN. IM MASCHINENBAU HEISST DAS: WIR BRAUCHEN MASCHINEN, DIE EFFIZIENTER ARBEITEN.“ Stephan Nell

Inlandsmarkt, sondern durch die Exporte. Bei uns werden die Drei-Liter-Autos gebaut und die großen Benzinschlucker in Asien verkauft. Hier müsste man fragen: Ist es das, was der Kunde auch wirklich braucht?

Stephan Nell macht im Gespräch anschaulich, an welchen Stellschrauben in einem Maschinenbau-Unternehmen gedreht werden kann, um die Entwicklung in Richtung höherer Nachhaltigkeit zu treiben

Christian Wriedt: Ich versuche mal, das ganz betriebswirtschaftlich auszudrücken: Nachhaltigkeit bedeutet, Ressourcen zu schonen auf allen Ebenen, denn Ressourcen kosten Geld. Am Ende des Tages ist der Nachhaltigere durchaus auch der Erfolgreichere. Der etwas langfristigere Denkhorizont darf aber nicht in Langmut, Trägheit oder Gemütlichkeit umkippen. Christian Geßner: Ich glaube, es gibt eine Chance, den Egoismus, der auch im Unternehmen notwendig ist, produktiv zu nutzen. Der Unternehmer sagt ja: Ich will etwas schaffen, ich möchte etwas aufbauen – aber ich muss jetzt erst mal bestimmte Umweltaspekte außen vor lassen, um etwas zu entwickeln. Da ist jedoch schon zu fragen: Wie sind die politischen Rahmenbedingungen dafür, dass sich Unternehmen nachhaltiger entwickeln? Hier hat die Politik bisher versagt, weil sie externe Kosten wie Umweltverschmutzung nicht internalisiert. Würden sich nämlich die Kosten, die der Gesellschaft durch nicht-nachhaltiges Handeln entstehen, in den Preisen widerspiegeln, bekämen wir sehr schnell eine nachhaltige Wirt-

schaft. Bei der heutigen Struktur sind die Preise immer von gestern. Als Erdöl billig war, bauten wir Autobahnen. Irgendwann haben wir die Infrastrukturen darauf ausgelegt. Heute gibt es ein Problem, weil Benzin und damit Autofahren immer teurer wird. Deshalb müssen wir darauf achten, dass die Preise der Realität entsprechen – und damit die richtigen Strukturen für die Zukunft anreizen. Christian Wriedt: Als wir noch in einer weniger global denkenden und handelnden Welt lebten, hätte man nachhaltigere Standards vielleicht leichter durchsetzen können. Aber heute sitzt unser Konkurrent in China – und nicht nur der Konkurrent, sondern vielfach auch der Kunde. Andere Kulturen und Gesellschaften setzen gerade bei der Nachhaltigkeit andere Prioritäten, schon um im Lebensstandard schnell zu uns aufzuschließen. Christian Geßner: Trotzdem beschäftigen sich auch die Chinesen mit dem Thema. Aber was machen wir? In der Automobilindustrie kommt das Wachstum im Moment nicht durch den

Stephan Nell: Nachhaltigkeit beginnt nicht erst bei den Endprodukten wie dem gerade genannten Drei-Liter-Auto. Nachhaltigkeit muss auch den Produktionsprozess prägen. Im Maschinenbau heißt das: Wir brauchen Maschinen, die effizienter arbeiten. Sie verbrauchen nicht nur weniger Energie, sondern laufen auch kürzer, damit sich der Prozess beschleunigt. Das ist für unsere Branche ein absolutes Zukunftsthema und deshalb müssen wir gerade unter diesem Blickwinkel in Forschung und Entwicklung investieren. Dies wird von vielen Kunden heute schon erwartet und entsprechend honoriert. Und wenn sich ein Kunde noch nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, bekommt er trotzdem einen effizienteren Prozess. Zugespitzt gefragt: Muss man sich Nachhaltigkeit leisten können oder ist sie der Schlüssel für eine höhere Wertschöpfung? Stephan Nell: Wir befinden uns gegenwärtig zwischen diesen beiden Positionen. Ich bin davon überzeugt, dass man in Zukunft mit Nachhaltigkeit Geld verdienen kann. Vor allem die größeren europäischen Konzerne sind heute schon bereit, in Nachhaltigkeit zu investieren – auch, um später mehr Geld zu verdienen. Christian Wriedt: Ich glaube auch, dass wir irgendwo in der Mitte stehen. Das fängt mit dem Geschäftsmodell an: Habe ich ein Produkt, das der Markt braucht? Warum müssen Kunden zur SCHLEIFRING Gruppe gehen, wenn sie ein Schleifproblem gelöst haben wollen? Das tun sie dann, wenn sie von den SCHLEIFRING-Unternehmen einen erhöhten Nutzen bekommen. Dazu gehört auch die Einsparung von Ressourcen: Energie, Materialeinsatz und Emissionen jeder Art; ebenso der Footprint einer Maschine. Das alles spielt neben der Technologie eine zunehmend große Rolle und bringt der Geschäftsidee und dem tragfähigen Geschäftsmodell Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Motion 02 . 2012 23

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Christian Geßner: Ich glaube nicht, dass man sich Nachhaltigkeit nicht leisten kann. Die Frage stellt sich gar nicht. Die Handlungsspielräume werden immer geringer. Sobald die Politik das Thema erst mal erkannt hat, haben Unternehmen nicht mehr viel Spielräume. Momentan ist Nachhaltigkeit noch nicht Cashflow-wirksam, aber schon ein spürbarer strategischer Vorteil.

„KUNDENNUTZEN IST DER SCHLÜSSEL FÜR UNSEREN LANGFRISTIGEN ERFOLG. DAS IST ABER MEHR, ALS PROZESSE ZU OPTIMIEREN.“ Stephan Nell

Stephan Nell: Energie ist teuer, deshalb macht sich jeder über den Stromverbrauch Gedanken. Da geht es um bares Geld. Ich bin oft beruflich in China unterwegs. Immer mehr Chinesen beginnen, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Wenn sie zum Beispiel selbst Flugzeuge bauen, dann Leichtbau. Wie kann ein Schleifmaschinenhersteller nachhaltig wirtschaften? Die Schleifmaschine ist immer eingebunden in Prozesse. Aber was kann an der Maschine selbst bewirkt werden?

Stephan Nell: Das beginnt bei der eigenen Fertigung. Wir haben Systeme im Einsatz, die Verschwendung vermeiden. Ein Beispiel: Normalerweise braucht eine Maschine eine Aufwärmphase. Wir setzen Vorheizgeräte ein, die sie viel schneller auf die entsprechende Temperatur bringen. Oder: Früher hat man nicht darauf geachtet, dass Aggregate mitlaufen, auch wenn sie gar nicht gebraucht werden. Mittels einer intelligenten Steuerung lassen sich diese inzwischen abschalten. Es gibt so viele Ansätze: Kühle ich ein Gebäude mit einer Klimaanlage oder mit einer Wärmepumpe und deutlich weniger Energieverbrauch? Und selbstverständlich tragen unsere Maschinen zur Verbesserung der Prozesse unserer Kunden bei. Auch hierzu ein Beispiel: Ein Eco-Motorhersteller benötigte bis vor Kurzem fünf Werkzeugmaschinen, um ein Teil herzustellen. Durchlaufzeit zwei Wochen, mit Zwischenlager und allem, was dazu gehört. Heute macht er es auf einer einzigen Maschine. In ein paar Minuten ist das Teil fertig und braucht keine Lagerung mehr. Sind Schleifmaschinen auch deshalb nachhaltig, weil sie langlebige Produkte sind? Stephan Nell: Dabei kommt es entscheidend auf die Kunden an. Früher waren sie oft kurzfristig orientiert. Sie haben Maschinen für ein spezifisches Teil gekauft, drei bis fünf Jahre gebraucht und dann entsorgt. Heute ist ein hoher Prozentsatz der Maschinen, die wir vor zwölf Jahren verkauft haben, noch immer im Ein-

Stephan Nell (links) bezieht den Begriff der Nachhaltigkeit auch auf das Thema Mitarbeiter-Motivation

satz. Früher war der Umbau der Maschinen oft schwierig und sehr aufwendig. Heute folgen wir zum Beispiel mit der S22 von STUDER einem völlig neuen Konzept: der Plattform. Wenn das Teil, das der Kunde auf der Maschine fertigt, nach einigen Jahren ausläuft, kann der Kunde einzelne Module komplett ersetzen und die Maschine so weiter verwenden. Die Triebfeder ist immer die Suche nach dem intelligentesten Prozess für den Kunden. Stephan Nell: Ich bin davon überzeugt, dass der Kundennutzen der Schlüssel für unseren langfristigen Erfolg ist. Das ist aber weit mehr, als Prozesse zu optimieren. Unser Gedanke ist immer: Was müssen wir tun, um langfristig erfolgreich zu sein? Uns geht es nicht nur um den Erfolg in den nächsten ein oder zwei Jahren. Wir wollen auch in zehn oder zwanzig Jahren noch immer die Nummer eins im Weltmarkt sein. Das wird uns nur gelingen, wenn wir unseren Kunden die besten Lösungen für ihre Bedürfnisse liefern. Wie beeinflusst die Unternehmensform die Möglichkeit, sich nachhaltig zu verhalten?

Christian Geßner (links) und Stephan Nell bei der Diskussion der Frage, wie weit sich die Unternehmensform auf die Nachhaltigkeitsstrategie auswirkt – sehr stark, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig

Christian Wriedt: Es gibt verschiedene Triebfedern für börsennotierte Unternehmen. Ganze Fondsgruppen werben damit, dass sie nur nachhaltige Aktien in ihrem Bestand führen.

Photos: Daniel Cramer

Christian Geßner: Bei den börsennotierten Unternehmen ist das Thema rein extern getrieben. Die Ratingagenturen fragen Nachhaltigkeitskriterien nach. Also bewegen sich alle in eine bestimmte Richtung. Immer häufiger fragen sich auch Familienunternehmen: Was haben wir eigentlich Schönes gemacht in den letzten Jahren? Warum stellen wir das nicht einmal dar?

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NACHHALTIGKEIT Lesen Sie als Ergänzung zum Motion-Gespräch Auszüge aus „Werte und Grundsätze der Körber-Gruppe“ im Original:

STRATEGIEN UND WIRTSCHAFTLICHE ZIELE

Die Körber-Stiftung als Eigentümerin unseres Konzerns fordert von uns in ihrer Aktionärsrolle, dass wir nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich arbeiten und unseren Unternehmenswert mehren. Die langfristig positive Entwicklung des Konzerns hat Vorrang vor kurzfristiger Gewinnmaximierung.

SOZIALES UND GESELLSCHAFTLICHES HANDELN

Unser wirtschaftliches Handeln basiert auf gesellschaftlichen und sozialen Grundsätzen, denen wir uns gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern verpflichtet fühlen. Es ist für uns ein wichtiges Ziel, das uns zur Verfügung stehende Kapital so einzusetzen, dass Menschen bei uns Arbeit finden. Die nachhaltig profitable Entwicklung des Konzerns ist auch Voraussetzung dafür, dass wir soziale und gesellschaftliche Aufgaben erfüllen oder fördern können.

Christian Wriedt brachte den Blickwinkel der Körber-Stiftung ins Gespräch ein

Wenn das als Marketinginstrument beim Anleger funktioniert, sammelt der Fonds mehr Mittel ein und muss mehr Aktien kaufen. Daraus folgt: Der Aktienkurs steigt. Am Ende wird der Vorstand über eine variable Vergütung in Aktienoptionen bezahlt und profitiert in diesem Beispiel von seiner unternehmerischen Entscheidung für Nachhaltigkeit.

„ALL DIE FACETTEN DER NACHHALTIGKEIT MACHEN EIN UNTERNEHMEN INTERESSANT FÜR GUTE NEUE MITARBEITER IM WELTWEITEN WETTBEWERB UM TALENTE.“ Christian Wriedt

Spielt in der Motivation auch die Nachhaltigkeit eine Rolle?

nehmens in einen größeren Kontext zu setzen. Damit sagt man aus: Wir leisten einen Beitrag. Auch wenn dieser nur marginal ist, tun wir das, was in unserem Verantwortungsbereich liegt. Wenn man eine Verbindung zwischen der Gesellschaft und dem Unternehmen schafft, wenn ein Austausch stattfindet und sich die Mitarbeiter dadurch noch besser aufgehoben fühlen, kann man auch viel flachere Hierarchien leben und mehr delegieren. Das ist für mich ein wichtiger Punkt beim Thema Nachhaltigkeit. Dazu gehören Mitarbeitergewinnung und Motivation, aber auch das Thema Gesundheitsmanagement. Wie sind die Arbeitsbedingungen? Was tue ich für meine Mitarbeiter über die gesetzlichen Anforderungen hinaus? Wie fördere ich das Thema Diversity? Wir werden viele Arbeitskräfte aus anderen Ländern brauchen, um weiter produktiv sein zu können. Darauf müssen Unternehmen kulturell vorbereitet sein.

Christian Geßner: Es gibt Unternehmen, die Nachhaltigkeitsbotschafter berufen und Mitarbeiter gleich von Anfang an mit Nachhaltigkeit impfen. Ich glaube, es wirkt Wunder, wenn man es schafft, die Praxis eines Unter-

Christian Wriedt: Alle diese Facetten tragen zu dem Image, dem Gesicht des Unternehmens bei. Das macht ein Unternehmen interessant für gute neue Mitarbeiter im weltweiten Wettbewerb um Talente.

Auch bei Mitarbeitern gilt es, nachhaltig zu handeln. Die SCHLEIFRING Gruppe investiert viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten. Was hat der Unternehmer eigentlich davon? Stephan Nell: Schleifen ist eine Kunst. Kein Lehrbuch erklärt, welchen Spannwinkel die Platte haben muss und welche Geschwindigkeit passt. Daher kommt auch der Claim eines unserer Unternehmen: „The Art of Grinding“. Ich habe selbst Schleifen gelernt und weiß daher: Schleifen muss man spüren. Das können nur erfahrene Spezialisten. Wir investieren viel in Mitarbeiter, weil wir der Überzeugung sind, dass das am Ende für das Unternehmen nachhaltiger, günstiger und effizienter ist als eine hohe Fluktuation. Zudem entsteht so Motivation.

Stephan Nell: Im Maschinenbau waren anspruchsvolle Technologie und Innovationsstärke lange das, was die Attraktivität eines Unternehmens ausgemacht hat. Das ist auch heute noch so, aber die Mitarbeiter und auch potenzielle Mitarbeiter fragen verstärkt danach, was ein Unternehmen für die Gemeinschaft tut. Geld alleine motiviert niemanden längerfristig. Der Begriff Nachhaltigkeit wird heute mit vielem in Verbindung gebracht. Läuft er Gefahr, beliebig zu werden? Christian Geßner: Natürlich ist die Worthülse eine Gefahr. Allerdings gibt es viele Standardisierungsinitiativen etwa bei Nachhaltigkeitsberichten. Das wird in den nächsten Jahren dazu führen, dass Unternehmen nicht einfach so von Nachhaltigkeit sprechen können, sondern bestimmte Kriterien erfüllen müssen. Wir folgen damit einer europäischen Kultur der Überprüfbarkeit der Werte. Unser Verständnis von Nachhaltigkeit ist eine gewachsene Philosophie. INTERVIEW: MICHAEL HOPP

KONTAKT stephan.nell@schleifring.net

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