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Foto: Kristina Denhof
PODIUM.
»Ich bin der Durchschnitt meiner eigenen Umfrage!« Sascha Zendlowski: Masterarbeit über das Sportverhalten der Leipziger FOTO Gemeinsam am Ball für ein besseres Sportangebot in Leipzig: Frank Starke (Sportamt), Sascha Zendlowski und Dr. Oliver Crönertz (beide FW).
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portstadt Leipzig – das ist ein Label, das man im Rathaus gerne hört. Die Rasenballer sind auf dem Weg dorthin, wo der Handball längst mit beiden Geschlechtern ist: in Liga 1. Aber nicht nur im Leistungssport ist die Stadt gut aufgestellt: In seiner Masterarbeit registriert HTWK-Student Sascha Zendlowski auch bei den »ganz normalen« Leipzigern eine große Begeisterung für Sport und bewegungsaktive Erholung. Mit wissenschaftlicher Expertise hat der 30-Jährige eine Telefonumfrage konzipiert, administriert, ausgewertet und analysiert, deren Ergebnisse nun in die Sportentwicklungsplanung der Stadt Leipzig eingehen werden. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Sportamt und wurde an der Hochschule mit »sehr gut« bewertet. »Das ist eine fundierte Vorarbeit für die Stadt«, freut sich Zendlowskis Betreuer Dr. Oliver Crönertz (FW): »Auf dieser Basis können die Gremien nun ihre Sportstätten entwickeln, Investitionsbedarfe einschätzen, aber auch Sportarten den jeweils richtigen Stellenwert einräumen.« Sportamtsleiterin Kerstin Kirmes pflichtet dem bei: »Ein Masterplan für Sport- und Bewegungsförderung bis Mitte der 2020er Jahre für eine wachsende, gesunde und ,bewegliche‘ Stadt braucht eine wissenschaftliche Begleitung.« Dass diese Schützenhilfe für die Stadt Leipzig aus den Wirtschaftswissenschaften kommt und nicht aus dem Bereich Sport, findet Crönertz prima: »Es ist schließlich klassische Marktforschung – auch wenn hier der Mensch nicht als Kunde im Mittelpunkt steht, sondern als Bürger.« Woraufhin Zendlowski rasch ergänzt: »Wer aber die Stadt als Dienstleister für seine Bürger begreift, der darf dann auch schon wieder vom Kunden sprechen …« Weil er sich schon immer für Stadtplanung interessierte, hatte sich Zendlowski im Sommer 2014 bei der Stadtverwaltung beworben. Schnell war man sich einig: Die betriebswirtschaftliche Expertise sollte über das Pflichtpraktikum hinausgehen – woraus sich die Idee zur Masterarbeit entwickelte.
»In dem Projekt steckt sehr viel Statistik, Analyse, Tabellenkalkulation, Bilanzierung und Planung. Eine Aufgabe, die also wie gemacht ist für eine betriebswirtschaftliche Masterarbeit!«, sagt Zendlowski, der sich in seinen Paradedisziplinen gut aufgehoben fand. »Es könnte sogar sein, dass ich nach dem Studium für eine weitere Großstadt ein ähnliches Projekt realisiere.« Dankbar sei er der Stadt, die ihm eine »so bedeutende und relevante Aufgabe« übertragen habe. Herausgefunden hat Zendlowski mittels einer vergleichsweise groß angelegten Umfrage (Meinungsforscher führten unter seiner Regie knapp 2.500 Telefoninterviews!) beispielsweise Folgendes: rr Knapp 75 Prozent der befragten Leipziger sind sportlich aktiv oder betreiben bewegungsaktive Erholung. rr Das Aktivitätsniveau in der Altersklasse der Jugendlichen ist im direkten Vergleich zu den anderen Altersklassen auffallend niedrig. rr Es wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Grad der Bildung und dem Sportverhalten festgestellt: Je höher der Bildungsgsabschluss, desto höher die Sportpräferenz. rr Zu den beliebtesten Sport- und Bewegungsaktivitäten der Leipziger zählen Radfahren, Schwimmen, Joggen, Gymnastik, Wandern und Laufen, Fußball sowie Krafttraining. rr Als »Sportgelegenheit« sind vor allem Straßen, öffentliche Plätze, naturnahe Bewegungsräume und Parkanlagen sehr beliebt. Als »Sportanlagen« bedeutsam sind Sporträume, Hallenbäder, kommerzielle Fitnessstudios und Sporthallen. rr Unter »vermisst« rangieren Schwimmhallen, Radwege und Sporthallen auf den ersten drei Plätzen. Zendlowski selbst betreibt in seiner Freizeit überwiegend »bewegungsaktive Erholung« – wie Radfahren, Schwimmen, Laufen und Wandern. »Im Grunde genommen bin ich der Durchschnitt meiner eigenen Befragung«, resümiert er. ffReinhard Franke