Hochschullehre neu denken Heft 3

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Thinking» in der Bachelor-Ausbildung, darunter das «International Project» und die «Winterschool» (mehr dazu im nächsten Heft). Hinzu kommen Fortbildungskurse für

loops erreicht wird.» Daher gehöre ein frühes Prototyping zu den wichtigsten Elementen des «Design Thinking». Unter einem Prototyp sollte man sich jedoch nicht nur ein hochkomplexes, technisches Konstrukt vorstellen, das beispielsweise zur Erprobung einer Maschine dient, sondern auch ganz einfache Veranschaulichungen, wie Papier- und Kartonmodelle oder Rollenspiele. «Diese dienen als Hilfsmittel, um gemeinsam mit dem Anwender die Fragestellung und die angestrebten Lösungen zu präzisieren. Das klingt jetzt vielleicht etwas banal», meint Patrick Link, «aber gerade in der Industrie ist es immer wieder erstaunlich, wie lange es geht, bis die Entwickler mit einem Produkt tatsächlich zum Kunden gehen. Da besteht nach wie vor viel Nachholbedarf.»

Dozierende, Drei-Tages-Kurse für Executives und Veranstaltungen im Rahmen der Weiterbildung MAS Wirtschaftsingenieur.

Wie solche Prototypen aussehen können, zeigt sich Ende März 2013 in den Studierzimmern und Werkstätten des Departements Technik & Architektur der Hochschule Luzern. Einige Austauschstudierende, die am «International Project» teilnehmen, sind vertieft in Zeichnungs- oder Klebearbeiten, bearbeiten in der Sägerei styroporähnliche Kunststoffblöcke oder visualisieren ihre Ideen im so genannten Fab-Lab mithilfe von 3-D-Druckern. Das «International Project» dauert jeweils ein Semester und die Studierenden arbeiten etwa einen Tag pro Woche an der Design-Thinking-Aufgabe. Die Hochschule Luzern kooperiert dabei jeweils mit realen Firmen. Im vergangen Jahr entwickelten die Studierenden für Duscholux neue Ablagesysteme in der Dusche und für Youmo, ein Startup-Unternehmen für E-Bikes, ein neues Helm-Konzept. Dieses Jahr ist der Zahnbürstenhersteller Trisa der Auftraggeber. Eine fachübergreifende Thematik Am Departement Technik & Architektur wurde «Design Thinking» erstmals im Sommer 2011 durch Professor Larry Leifer, Leiter des Center for Design Research der Stanford University, im Rahmen einer Blockwoche gelehrt. Unterdessen bestehen verschiedene Angebote zu «Design

Auch andere Departemente der Hochschule Luzern arbeiten mit «Design Thinking»: Soziale Arbeit, Design & Kunst und Wirtschaft. In den so genannten ISA-Kursen, die für Studierende sämtlicher Fachrichtungen offen sind, wird ebenfalls «Design Thinking» gelehrt (mehr zu den ISA-Kursen auf S. 19). Im Februar 2013 haben in diesem Rahmen 40 Studierende Ideen für vier verschiedene Auftraggeber entwickelt. Die Migros suchte aufgrund des drohenden Plastiksäckli-Verbots nach Alternativen, Mobility nach Möglichkeiten, den stagnierenden Markt des Car-Sharings weiter auszubauen, und die soziale Institution IG-Arbeit, die eine grosse Reorganisation hinter sich hat, möchte das Zusammengehörigkeitsgefühl der verschiedenen Standorte der Organisation stärken. Und Luzern 60plus wünschte sich Inputs zur Steigerung der Lebensqualität älterer Menschen. Die anschaulichen Präsentationen der Lösungsvorschläge an der Schlussveranstaltung waren teilweise verblüffend: So präsentierte die erste Gruppe ihren Vorschlag für eine iPhone-Bag mit einem Film. Bei der Bag handelt es sich um eine Handy-Schutzhülle, die bei Bedarf in eine Einkaufs‑ tasche umfunktioniert werden kann. Obwohl das Prinzip nur dank eines Kameratricks funktioniert, lobte der anwesende Vertreter von Migros die Idee sehr, denn die Gruppe habe innert kurzer Zeit eine Vision entwickelt, die möglicherweise technisch umsetzbar sei. Einen äusserst charmanten Auftritt legte eine Gruppe hin, die mit zwei Handpuppen arbeitete: Rosie und Hans. Mit einem Fotoroman von Rosie und Hans zeigten die Studierenden auf, was im öffentlichen Raum für ein besseres Leben von älteren Menschen sorgen könnte, beispielsweise ein Extra-Zügli durch die Innenstadt, das ältere Menschen, die nicht mehr so gut auf den Beinen sind, in gemütlichem Tempo von A nach B bringt.

3 AM PULS

an und für sich keine Hexerei. Es geht darum, das Kundenbedürfnis ins Zentrum zu stellen, was durch intensive Beobachtung, Empathie und frühe, häufige Feedback-


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