20 Jahre Hochschule Magdeburg-Stendal // 15
Es war viel politische Lobbyarbeit nötig Eine Fachhochschule in Magdeburg aufbauen zu wollen, war ein frühes Anliegen von Prof. Dr.-Ing. Götz Grosche, einem der Mitbegründer des Vereins Pro FH. Auch als Gründungsdekan des Fachbereichs Bauwesen gehört er zu den Mitgestaltern der ersten Stunde. Wie kam es dazu, dass Sie am Aufbau des Fachbereiches mitwirken konnten? Es gab zur Wende vier Ingenieurschulen in Magdeburg. Ich hatte bei einem Besuch 1987 in Hildesheim bereits den Begriff Fachhochschule kennengelernt und bin nach der Wende gleich wieder dorthin gefahren, um mich genau zu erkundigen. Ähnliches haben auch andere Kollegen getan. Mitarbeiter aller vier Ingenieurschulen haben dann 1990 den Verein Pro FH gegründet. Wir haben ein dickes Programm geschrieben mit allen Fächern – bis auf Sozialwesen, das kannten wir noch nicht. Ich war Vereinschef. Wir hatten sogar die Lehrinhalte erarbeitet. Es war außerdem viel politische Lobbyarbeit nötig, um das hinzukriegen. Ich glaube, ohne uns hätte Magdeburg keine Fachhochschule bekommen. Welche Schwierigkeiten waren am Anfang zu meistern? Ganz zu Beginn gab es lediglich drei Fachbereiche, Maschinenbau, Elektrotechnik und das so genannte Bauwesen. Erst 1993 wurden mit Hilfe des Rektors Hans-Jürgen Kaschade aus dem Fachbereich Bauwesen zwei Fachbereiche: Bauwesen und Wasserwirtschaft. Ich wurde als Professor berufen und dann als Gründungdekan für Bauwesen eingesetzt. Ich arbeitete in der Brandenburger Straße, wo die Ingenieurschule ihren Sitz hatte. Es gab eigentlich keine großen Probleme. Der Verein hatte Abiturienten dazu aufgerufen, an der FH zu studieren, die Nachdiplomierungen der ehemaligen Absolventen standen an und die Lehrprogramme waren ausgearbeitet. Auch dank der örtlich vorhandenen Lehrkräfte konnte der Lehrbetrieb also sofort beginnen. Durch die Weiternutzung der Räume der Ingenieurschule waren die technischen Bedingungen unproblematisch. Erwähnen möchte ich insbesondere Professor Axel Töpfer aus Hildesheim, der beim weiteren Aufbau Hilfe leistete. Welche Rolle spielte der Verein Pro FH in den ersten Jahren? Er wandelte sich zu einem Förderverein für die Fachhochschule. Wir Kollegen vom Fachbereich Bauwesen haben über den Verein im Auftrag des Arbeitsamtes Maschinenbauingenieuren zu Bauingenieuren umgeschult, damit sie neue Arbeit finden konnten. Das lief ungefähr vier Jahre lang. Ein Teil des Honorars floss in den Verein, der davon heute noch profitiert. Dieses Modell halte ich nach wie vor für vorbildhaft. Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Anfangsjahren und heute? Wir haben damals für acht Semester geplant. Dass sich das nun mit Bachelor und Master auf zehn Semester summiert, freut mich sehr. Das ist jetzt ein richtiges Hochschulstudium. Ich halte übrigens die Evaluierungen und Überprüfungen, wie sie heute stattfinden für gerechtfertigt – wenn es zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch führt. Wie sehen Sie die Hochschule heute, was fehlt noch? Da habe ich einige Wünsche. Unbedingt kommen müsste noch das verpflichtende Auslandssemester – zumindest innerhalb der EU. Ich sehe große Chancen darin, wenn man die Unterschiede kennenlernt und ausgleichend wirken kann. Es wäre schön, wenn die vorbildenden Einrichtungen besser auf das Studium vorbereiten würden. Ingenieure sind oft nicht die begnadeten Redner, in das Gebiet sollte mehr investiert werden. Der Standort Magdeburg wird viel gelobt wegen des vielen Grüns, ihm würde allerdings ein Platz für Lehre im Freien gut tun – so wie Stendal ihn bekommt. Um über den Campus hinauszublicken: Als Architekten haben wir vor schon knapp zehn Jahren mit internationaler Beteiligung Entwürfe erarbeitet, wie der Wissenschaftshafen an Uni und Hochschule angebunden werden kann. Ich wünsche mir überhaupt mehr Kooperationen beider Einrichtungen.
„Dank der örtlich vorhandenen Lehrkräfte konnte der Lehrbetrieb sofort beginnen.“ Prof. Dr. Götz Grosche Vorsitzender des Fördervereins Pro FH