LAMBDA-Nachrichten 3.2006

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CDs

LN-Discothek Wellenreiter Die eingängigen Lieder des Kuschelrockers passen zu Jack Johnsons Flair wie der Wind zum Strand seiner Heimat Hawaii. Und die Konzerte des 30-jährigen ExSurfprofi sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Da ist er ein Phänomen, genauso, wenn er in Flipflops, T-Shirt, Surferhose oder Jeans auf der Bühne steht – ein DVD-Tipp, um ihn zu entdecken: A weekend at the Greek, dem berühmtesten Theater in Berkeley, Kalifornien. Der Akustikgitarre spielende Lagerfeuerromantiker bezeichnet seine Musik als „art folk“, eine Mischung aus Reggae, Folk-Rock und Biomusik. Dieser Mann des Meeres scheint oft am Strand zu sitzen und auf die perfekte Welle zum Komponieren seiner „unschuldigen“ Liebesmelodien zu warten. Trotz seines weltweiten Erfolgs ist Jack Johnson indes bescheiden und entspannt geblieben. Er engagiert sich auch für die Umwelt. Zuhause auf der Insel Oahu lernte er fast gleichzeitig laufen und surfen. Später studierte er Filmwissenschaft in Santa Barbara, 2000 drehte er seinen ersten Dokumentarfilm Thicker than water, zu dem er auch den Soundtrack beisteuerte. Der Film ist als DVD erhältlich. Für den Trickfilm Curious George (Coco, der neugierige Affe, 2006) mischte der Sänger vom Pazifik Melodien für Kinder

und Kinder gebliebene Erwachsene. Die CD Sing-A-Longs and Lullabies ist ganz einfach märchenhaft. Und der musikalische Wellentänzer hat auf dieser CD auch gleich zwei überraschende Remixes der Band White Stripes und eines Hits von De La Soul produziert.

Big Ben Zwei Jahre nach There Will Be A Light mit der Gospelband Blind Boys hat sich Ben Harper mit der Doppel-CD Both Sides of the Gun zurückgemeldet. Eine Stunde lang oszilliert die Musik des Amerikaners – wie es scheint „freier“ als früher – zwischen dem Sound der 1970er Jahre und Folk-Balladen. Die 18 Songs auf dem DoppelKonzeptalbum decken viele Facetten ab: Stille, Aggressivität, aber auch Verletzlichkeit. Harper kennt tatsächlich beide Seiten des Schießeisens. Der charismatische Musiker kritisiert etwa George Bush – Black Rain hat er als Reaktion auf das Versagen der US-Politik nach dem Hurrikan Katrina komponiert. Better Way erinnert an Babacool-Musik mit indischen Lampura und Tablas, während Get It Like You Like It eine Hommage an die Rolling Stones ist, und bei Serve Your Soul denkt man einen Augenblick an Led Zeppelin. Mit Both Sides of the Gun ist Ben Harper nicht mehr sehr weit vom mythischen Doppel-Konzeptalbum Electric Ladyland Jimi Hendrix’ entfernt.

Crème de la crème D i e vo n Boris Bergman adaptierte CD Monsieur Gainsbourg Revisited ist eine hervorragende Zusammenstellung von SergeGainsbourg-Chansons, neu interpretiert in englischer Sprache. Auf dem Album finden sich 14 ausgezeichnet übersetzte und arrangierte Songs des genialen, vor 15 Jahren verstorbenen Franzosen. Eine Crème de la crème von Musikern und SängerInnen – von Franz Ferdinand über Marc Almond, Brian Molko, Placebo,

The Kills, Tricky und Michael Stripe bis The Rakes; von Feist, Dani, Carla Bruni, Jane Birkin über Françoise Hardy bis Marianne Faithfull – macht die CD zu einem veritablen Hörgenuss. 1969 sorgte Serge Gainsbourg mit dem Stöhn-Song Je t’aime moi non plus zuerst mit Brigitte Bardot und dann mit Jane Birkin für einen Skandal. Heute sind es zwei Frauen – Cat Power und das britische Topmodel Karen Elson –, die diesen erotischen Song genießen. JEAN-FRANÇOIS CERF

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