LAMBDA-Nachrichten 4.2017

Page 12

Österreich Aktuelle Meldungen

Laut der von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und Transgender-Lebensweisen (WASt) in Auftrag gegebenen Studie „Queer in Wien“ leben bis zu 180.000 Menschen in Wien, die homo- oder transsexuell sind – das sind knapp zehn Prozent der Bevölkerung. Das Immobilienportal FindMyHome.at hat seine Userinnen und User zu Wohnung, Miete und Co. befragt. 318 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt und die gestellten Fragen beantwortet. Circa ein Drittel der Befragten beschrieb sich dabei als homosexuell, und sie haben dabei Aufschluss über ihre aktuelle Wohnsituation gegeben. Wozu dienen die eigenen vier Wände? „Darin sind sich die Befragten einig: Privatsphäre, Geborgenheit und Entspannung sind sowohl bei homo- als auch heterosexuellen Befragten die am häufigsten genannten Schlagworte in

Zusammenhang mit dem eigenen Zuhause“, so Bernd Gabel-Hlawa, Gründer und Geschäftsführer von FindMyHome.at. Der Traum der perfekten Immobilie sieht bei den beiden Gruppen allerdings unterschiedlich aus: „Knapp die Hälfte der homosexuellen Befragten sieht ihr Traum-Zuhause in einer Wohnung, dicht gefolgt vom eigenen Haus. Unter den heterosexuellen Befragten war die Wahl eindeutiger: Mit großem Abstand steht das eigene Haus an erster Stelle der beliebtesten Wunschimmobilien.“ Zudem ist ein Garten der häufigste Wunsch unter Heterosexuellen, Homosexuelle wollen dagegen häufiger eine Dachterrasse. Wie sieht die Wohnsituation der genannten UserInnen aus? Auch in der durchschnittlichen Größe der Immobilien gibt es Unterschiede: Die meisten Befragten der LSBT-Community gaben an,

QUEERIOSITY DEINE QUEERE COMMUNITY IN ST. PÖLTEN

Treffen zweimal im Monat

EXPLORE YOUR C O L O R S. Q U E E R I O S I T Y. A T

12

FOTO: MICHAEL STELZHAMMER

Queere Wohntrends

Immobilienexperte Bernd Gabel-Hlawa auf 51–70 m2 zu wohnen. „Die Tendenz ist hier allerdings steigend, ein Viertel der Gruppe gab an, bereits auf 71–90 m2 zu leben“, so Gabel-Hlawa. Heterosexuelle ÖsterreicherInnen gaben hingegen in den meisten Fällen an, nur die kleinste Kategorie an Wohnraum, also maximal 50 m2, zur Verfügung zu haben. 27 Prozent – und damit die Mehrheit der Befragten aus der LSBT-Community – geben monatlich zwischen 501 und 750 Euro fürs Wohnen aus. Die Mehrheit der heterosexuellen Befragten zahlt monatlich zwischen 301 und 500 Euro für Miete, Betriebskosten und ähnliches. Gabel-Hlawa: „Beide Gruppen beschrieben diese Kosten am häufigsten als ‚mittelmäßige finanzielle Belastung‘. Der prägnante Unterschied: Heterosexuelle zahlen tendenziell weniger monatliche Kosten für das Wohnen als Homosexuelle, empfinden die Kosten jedoch ähnlich

finanziell belastend. Knapp ein Drittel der heterosexuellen Befragten beschrieb die Wohnkosten sogar als große bis sehr große Last.“ Bereits 2010 hatte FindMyHome. at in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Marketagent. com eine Befragung homo- und heterosexueller Männer durchgeführt. „Schon damals war deutlich, dass schwule Männer mehr Budget in ihre Immobilie investieren, Einrichtungsgegenstände inbegriffen. Das war zum Teil auf das höhere zur Verfügung stehende Einkommen zurückzuführen. Heute ist zu beobachten, dass sich die Ergebnisse der homo- und heterosexuellen Gruppen in vielen Punkten immer stärker angleichen, sei es die aktuelle Wohnsituation oder die Traumvorstellung des Zuhauses. Die Mitberücksichtigung von homosexuellen Frauen in der aktuellen Studie könnte dabei eine Rolle für dieses Ergebnis spielen“, so Gabel-Hlawa.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.