LAMBDA-Nachrichten 4.2016

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FOTO: PICTURE ALLIANCE/DPA

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Jetzt erst recht:

Van der Bellen bleibt Bundespräsident In der Medienaussendung, mit der die HOSI Wien drei Tage vor der Stichwahl am 22. Mai eine Wahlempfehlung für Alexander van der Bellen abgab, hieß es, die Wahl zwischen ihm „und Norbert Hofer sollte Lesben und Schwulen und allen Menschen, die nicht der Heteronormativität entsprechen, nicht wirklich schwerfallen. Der Vergleich sollte sie sicher machen. Und nicht nur der Vergleich der Haltungen der beiden Kandidaten in Sachen Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen im speziellen, sondern ganz generell in Sachen Umgang mit Minderheiten und Benachteiligten.“ Nun ja, für manche aus dieser Gruppe scheint das gar nicht so

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selbstverständlich zu sein, wie die eine oder andere Reaktion auf Facebook zeigt, in der die Wahlempfehlung der HOSI Wien kritisiert wurde. Da outete sich etwa eine Transgenderperson als glühende Hofer-Unterstützerin bzw. Van-der-Bellen-Ablehnerin, weil sie sich seit der Ankunft der vielen Flüchtlinge nicht mehr sicher auf Wiens Straßen fühlen könne. Abgesehen davon, dass man auch nicht davor gefeit ist, von einem Inländer blöd angestänkert oder gar körperlich attackiert zu werden, ist die Vorstellung, Hofer könnte als Bundespräsident persönlich für die Reduzierung der Flüchtlingszahlen sorgen, doch etwas – na ja, sagen wir: – weltfremd.

Aber das ist ja leider nichts Neues: Auch bei früheren Wahlgängen musste man ja ziemlich perplex zur Kenntnis nehmen, dass gar nicht so wenige Schwule – Lesben wahrscheinlich nicht so häufig – ihre Stimmen tatsächlich Parteien geben, die klar und offen homophob agieren und agitieren, was ja nur uns AktivistInnen in unserer Parallelwelt so abwegig, ja unfassbar und nicht nachvollziehbar zu sein scheint. Und dabei hatten wir genau diese falschen Vorstellungen von der Funktion des Bundespräsidenten und vom Anforderungsprofil an ihn in besagter Aussendung angesprochen: „Auch wenn Hofer es in seinem Wahlkampf anders darzustel-

len versucht hat: Es wird weder die Mehrheit des Nationalrats noch eine neue Regierung oder ein neuer Regierungschef gewählt, sondern der höchste Repräsentant des Staates. Und dabei sollten die positiven Eigenschaften und persönlichen Qualitäten maßgeblich im Vordergrund stehen.“ Obiges Beispiel zeigt jedenfalls, dass in den „eigenen Reihen“, im Bekannten- und Freundeskreis noch viel individuelle Überzeugungsarbeit geleistet werden kann – wozu bei dieser Gelegenheit ausdrücklich ermuntert werden soll! Hier schlummert ein erhebliches Potential, das noch für die Wiederwahl van der Bellens gewonnen werden könnte!


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