LAMBDA-Nachrichten 5.2013

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CDs

LN-Discothek Am Gipfel Drei Jahre nach ihrem erfolgreichen Debütalbum Philharmonics, das eine echte Entdeckung darstellte, hat Agnes Obel ihre zweite CD herausgebracht: Aventine. Auf diesem Album, benannt nach dem südlichsten der sieben Hügel Roms, unternimmt die heute in Berlin lebende dänische Sängerin eine Reihe zarter musikalischer und melancholischer Spaziergänge. Die einzelnen Lieder verströmen eine nächtliche und geheimnisvolle Atmosphäre und wirken durch ihre Instrumentierung mit Geige, Cello und Klavier fast wie Kammermusik. Speziell Dorian, Words Are Dead und Run Cried The Crawling lassen wunderschöne Saiten anklingen, die Seele und Herz berühren. Dazu passt dann irgendwie auch die etwas kühle nordische Schönheit der Dänin, die in ihrem Retro-Outfit ein wenig an eine Protagonistin aus einem Alfred-Hitchcock-Film erinnert.

Wie ein Topmodel Andreas Ottensamer, Solist bei den Berliner Philharmonikern, hat uns mit Portraits – The Clarinet Album ein grandioses Geschenk ge-

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macht. Der fesche junge Wiener Klarinettist, der – wie das CD-Cover beweist – ein wenig wie Richard Gere in American Gigolo aussieht, mischt auf diesem Album Stile und Epochen mit atemberaubender Kühnheit und oszilliert von jazzig bei den Stücken von George Gershwin und Aaron Copland über frühromantisch bei Louis Spohrs Klarinettenkonzert Nr. 1 bis zu pompösem Opernstil bei Domenico Cimarosa. Ottensamers erste CD ist ein absolutes Hörvergnügen.

Musikalische Schätze Auf ihrem neuen Album Guilty Pleasures versammelt die fantastische US-Sopranistin Renée Fleming mit un­ trüglichem Geschmack ihre beliebtesten Stücke, wobei sie in acht verschiedenen Sprachen singt. Ihr Timbre ist dabei immer warm und ihre Technik meisterhaft. Gemeinsam mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Sebastian Lang-Lessing ist ihr eine raffinierte Zusammenstellung unterschiedlicher Thematiken und Stilrichtungen gelungen. Die Abteilung Lied beginnt Fleming mit Villanelle aus Hector Berlioz’ Les nuits d’été, es folgen weitere Schätze wie Nana von Manuel de Falla, Undina von Peter Iljitsch Tschaikowski, Ombra di nube von Licinio Réfice bis hin zu Ar-

mida von Antonín Dvořák und Träume aus Richard Wagners Wesendonck-Liedern – und schließlich die Entdeckung bzw. Wiederentdeckung der Schlussarie der Marie Antoinette bzw. ihres Geistes aus John Coriglianos Oper The Ghosts of Versailles. – Erstklassig!

Der Kaufmann-Stern Nicht nur Richard Wagners 200. Geburtstag markierte Jonas Kaufmann mit einem Album (vgl. LN 2/13, S. 42), auch den anderen großen Jahresregenten des Jahres 2013, Giuseppe Verdi, dessen Geburtstag sich heuer ebenfalls zum 200. Mal jährte, wusste der deutsche Tenor zu würdigen. Auf der Bühne der Münchner Staatsoper sang Kaufmann Il trovatore und auf CD Verdis Requiem – gemeinsam mit der Sopranistin Anja Harteros, der Mezzosopranistin Elīna Garanča und dem Bass René Pape, wobei Daniel Barenboim Chor und Orchester der Mailänder Scala für diese Live-Einspielung dirigierte. Anja Harteros’ Stimme ist magisch, René Pape ist wundervoll, und Jonas Kaufmann singt seinen Part voll Pathos und erreicht mit seiner Art, mezza voce zu singen, in Hostias einen wahren Höhepunkt. JEAN-FRANÇOIS CERF


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