2 minute read

Tadese und Mhammed in Aktion

Tadese & Mhammed in AktionPaul van Riesen von Vluchteling aan Zet Ein Gespräch

Es ist kaum vorstellbar: Man muss Haus und Hof verlassen und steht plötzlich vor dem Nichts. Man landet ohne Arbeit und ohne soziale Kontakte in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht. Tadese aus Äthiopien und Mhammed aus Syrien haben eine ähnliche Situation am eigenen Leib miterlebt. Die beiden Männer mussten - übrigens unabhängig voneinander - aus ihrem Heimatland fliehen. Die Zusammenarbeit von Vluchteling aan Zet und Holbox bietet den beiden Neuankömmlingen die Möglichkeit, sich in den Niederlanden ein neues Leben aufzubauen.

„Sie sind unglaublich motiviert, zu arbeiten“, sagt Paul van Riesen von Vluchteling aan Zet. Tadese Temesgan Tsaedu (das ist sein vollständiger Name, er wurde nach seinem Vater benannt), sprach Tigrinya, Arabisch und einige andere Sprachen, verstand aber die niederländische Sprache nicht vollständig. „Der Mann kommt jeden Morgen mit seinem Fahrrad von Linne nach Echt. Immer pünktlich, bei Wind und Wetter“, fügt Paul hinzu. Seine Motivation? Ein neues Fußballtrikot für seine Tochter.

“ICH ARBEITE FÜR EIN NEUES FUSSBALLTRIKOT FÜR MEINE TOCHTER”

Tadese Temesgan Tsaedu

“ARBEITEN FÜR MEINE FRAU UND KINDER”

Mhammed Fayad

Wie am Schnürchen

Nach vier Monaten Praktikum bietet Holbox Tadese einen Vertrag an. „Wir haben ihm dann ein eBike in Aussicht gestellt, das motiviert Menschen“, fährt Paul fort. „Bis er in ein paar Jahren seinen Führerschein macht. Er meinte, dass er das eBike dann jemandem überlässt, der es braucht. Bei Tadese läuft alles wie am Schnürchen. An der Kommunikation muss er noch feilen.“ Zum Glück bekommt er dabei Unterstützung von Vluchteling aan Zet und Holbox. Jeden Montagnachmittag findet in der Kantine von Holbox Niederländischunterricht für Anderssprachige statt.

Eigenmotivation

Mhammed Fayad wohnte bei seiner Schwester und bezog keine Sozialhilfe. „Er wollte unbedingt arbeiten und sagte: Wenn mir jemand eine Chance gibt, werde ich arbeiten und zeigen, dass ich es kann. Und genau das hat er gemacht. Nach seinem Praktikum begriff Holbox, dass Mhammed eine Menge zu bieten hat. Er geht zum Arzt und kommt am nächsten Tag mit einem komplett eingegipsten Arm zur Arbeit. Mhammed hat eine sehr hohe Eigenmotivation. Er denkt vor allem an das Wohl seiner Frau und seiner Kinder. Er setzt sich sehr für eine Sache ein, ist motiviert und hat eine Vorstellung von der Zukunft. Dann kommt der Rest von selbst.“

Vluchteling aan Zet

Vluchteling aan Zet entstand 2016 aus dem brennenden Wunsch, Asylberechtigte auf dem Weg durch den bürokratischen Integrationsdschungel in Richtung Selbstständigkeit zu begleiten. Paul: „Bei uns steht der Asylberechtigte oder Neuankömmling im Mittelpunkt. Unser Ziel ist es, ihn schnellstmöglich in den niederländischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Das fördert das unabhängige Funktionieren und Leben in unserem Land. Für uns sind viele Dinge ganz normal. Menschen aus anderen Herkunftsländern dahingegen mussten sich noch nie mit beispielsweise Arbeitsethik, Krankenversicherung und Selbstbeteiligung an Versicherungskosten auseinandersetzen. Das kann ganz schön spannend sein. Außerdem besprechen wir mit ihnen Fragen zu Arbeitsverträgen: Was steht da drin? Warum muss ich das unterschreiben? In unserer Rolle als Wegweiser für die Gemeinde möchten wir Neuankömmlingen in den Niederlanden möglichst gut helfen, schnell unabhängig und selbstständig zu werden. Holbox zeichnet sich durch sein soziales Engagement aus und ist darum ein ausgezeichneter Partner für uns.“ n

This article is from: