Tum 2016 73 issue 1

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Übersichtsarbeit

Anti-Fibrotika als neue Therapie der idiopathischen Lungenfibrose Manuela Funke-Chambour, Thomas Geiser Universitätsklinik für Pneumologie, Inselspital, Bern

Zusammenfassung: Neue Studie haben die Wirksamkeit, im Sinne einer Verlangsamung des Krankheitsverlaufes, von antifibrotischen Medikamenten in der Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) gezeigt. Diese Zusammenfassung beschränkt sich auf neue, medikamentöse, anti-fibrotische Therapien und beschreibt die aktuelle Studienlage, Indikationen, sowie Nebenwirkungen, und diskutiert offene Fragen bezüglich der Anwendung. Anti-fibrotics as novel therapy for idiopathic pulmonary fibrosis Abstract: Recent studies have shown efficacy to slow the decrease of forced vital capacity in patients with idiopathic pulmonary fibrosis. This summary refers to recent anti-fibrotic medications and describes current studies, indication for treatment and side effects, as well as discusses open questions of treatment.

Einführung Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine chronische Lungenerkrankung, welche zum Atemversagen führt und mit einer verkürzter Überlebenszeit der Betroffenen einhergeht [1]. Die Patienten stellen sich häufig mit unspezifischen Symptomen, wie chronischer Anstrengungsatemnot und trockenem Husten, vor [1]. In der klinischen Untersuchung kann man trockene basale inspiratorische Rasselgeräusche bei der Auskultation, sowie Trommelschlegelfinger finden [1, 2]. Die Pathophysiologie der Erkrankung wird in einem weiteren Beitrag dargestellt. Die Diagnose der idiopathischen Lungenfibrose erfordert, entsprechend dem Namen idiopathisch, insbesondere den Ausschluss z. B. einer zugrundeliegenden systemischen Erkrankung, einer Umweltexposition oder einer medikamentösen Ursache, da die Therapie sich hierbei grundlegend unterscheidet. Neben den festgelegten histopathologischen und radiologischen Kriterien des typischen UIP (usual interstitial pneumonia) Musters (ebenfalls in einem weiteren Beitrag beschrieben), wie es in der IPF zu finden ist, kommt daher der klinischen Beurteilung eine besondere Bedeutung zu, da auch z. B. rheumatische Erkrankungen oder die chronische Hypersensitivitätspneumonie mit einem ähnlichen radiologischen und histopathologischen Bild einhergehen können. Zusätzlich ist der interdisziplinäre Ausstausch wesentlich, um eine korrekte Diagnose zu finden [2]. Lange Zeit wurden aufgrund pathophysiologischer Überlegungen immunsuppressive Therapien bei der IPF, wie auch bei anderen systemisch inflammatorischen Erkrankungen, verwendet. Eine plazebo-kontrollierte Studie, die die Wirksamkeit von Prednison, Azathioprin und N-Acetylcystein bei Patienten mit IPF untersucht hat (PANTHER-Studie), zeigte nicht nur keinen Effekt, sonTherapeutische Umschau (2016), 73(1), 25–29 DOI 10.1024/0040-5930/a000751

dern auch eine erhöhte Mortalität in der Therapiegruppe [3]. Diese Therapie ist seither bei Diagnose IPF kontraindiziert [4]. Zahlreiche weitere medikamentöse Studien zur Therapie der IPF fielen bisher negativ aus. Therapien mit z. B. Colchicin, Cyclosporin A, Interferon Ȗ 1b, Etanercept [2] und nach den aktualisierten internationalen Empfehlungen Warfarin, Imatinib, Ambrisentan, Macitentan, Bosentan, Sildenafil und N-Acetylcystein Monotherapie werden aufgrund des fehlenden Nutzens und/oder Komplikationen nicht mehr empfohlen [4]. Neben diesen ernüchternden Ergebnissen waren bis heute zwei Medikamente in klinischen Studien der IPF erfolgreich. Nach initialen Phase II und einer Phase III Studien mit Pirfenidone in Japan, wurden parallel zwei Phase III Studien (CAPACITY) durchgeführt, die eine Verlangsamung des Abfalls der forcierten Vitalkapazität im Vergleich zu Placebo zeigten [5]. Bezüglich der Signifikanz des primären Endpunktes gab es jedoch variable Ergebnisse, welche zu diesem Zeitpunkt zu einer Zulassung in Europa und Japan, nicht aber in den USA und der Schweiz geführt haben. Aus diesem Grund wurde eine weitere Studie (ASCEND) [6] durchgeführt, die den zuvor gezeigten Effekt bestätigen konnte. Zeitgleich mit der Veröffentlichung dieser Studie wurden zwei parallel geführte Studien (INPULSIS-1 und -2) mit Nintedanib publiziert, die ebenfalls eine Verlangsamung des Abfalls der FVC zeigen konnten [7]. Damit gibt es zwei Substanzen, die erstmals eine Verzögerung der Erkrankung IPF bewirken können. In diesem Hinblick soll in der folgenden Zusammenfassung eine Übersicht über diese neuen Therapieoptionen gegeben werden, wobei möglicherweise in naher Zukunft weitere Medikamente der neuen Medikamentengruppe der AntiFibrotika zur Verfügung stehen werden. © 2016 Hogrefe


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