HKB-Zeitung 2/2019

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HKB-Zeitung

Thema: Der Rausch in der Kunst 1 – 2 / 8 – 14 In Wort und Bild: Studierende der HKB über Rausch

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«Heute berauscht man sich mit Clicks and Likes» Interview mit Nadine Wietlisbach und Nino Baumgartner

N°2/2019 Hochschule der Künste Bern HKB

Juni— August 2019 4 × jährlich

HKB aktuell | Agenda 6 Zu viel getrunken von der verdammt geschwefelten Freiheit von Roland Fischer 7 Im Rausch der Moderne von Martin Waldmeier

15 Stellungnahme MDMA in drei Akten von Jessica Jurassica

17 Das HKB-Highlight im Sommer: Diplomsommer / L’été des diplômes 2019 18 Ausgezeichnet! Interview mit Elisa Shua Dusapin 19 N eu an der HKB HKB-Absolventin im Fokus: Anna Gössi Zu Gast: Evan Parker

20 HKB-Agenda: Juni – August 2019 23 Der Master-Studiengang Music Composition stellt sich vor 24 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB


JUNI –  AUG UST 2019 HKB -ZEITUNG

Laurence Rast | BA Visuelle Kommunikation Pour vivre heureux, vivons cachés?, Illustration 2


L i e b e Leser*Innen

In dieser HKB-Zeitung fragen wir nach dem Rausch in der Kunstwelt, aus der Perspektive der twentysomethings. Wir lassen Studierende der HKB zu Wort und Bild kommen (Seiten 1–2 und 8–14). Ein Künstler, der an der HKB studiert hat, diskutiert Rauscherfahrung mit einer Museumsdirektorin (Seite 4). Der Kurator einer Ausstellung über Ekstase erläutert den kunsthistorischen Kontext (Seite 7). Und schliesslich, unvermeidlich: Was ist nach dem Rausch? Der Kater, ein wenig erforschtes Wesen (Seite 6). Hoffentlich haben Sie den einen oder anderen berauschenden Moment beim Lesen dieser Zeitung. Falls sich dabei auch ein Katermoment einstellt, vertrösten wir Sie auf die nächste HKB-Zeitung, die Ende August erscheint.

Rausch und Kunst – eine Literatur- und Filmliste der HKB Mediothek an der Fellerstrasse 11 in Bern. Alle Titel können daselbst ausgeliehen werden. Literatur Werner Berg: Im Rausch der Kunst. Berg Museum. München: Hirmer, 2013 Cinema Nr. 60: Rausch. Marburg: Schüren, 2015 Gisela Framke (Hrsg.): Im Rausch der Schönheit. Die Kunst des Jugendstils. Dortmund: Kettler, 2018 Katja Frank: Existenzialistische Absurdität und kein Ausweg? Rausch und Kunst von der französischen Décadence bis zur Literatur der Moderne. Bamberg: University of Bamberg Press, 2013

HKB -ZEITUNG

1919 wurde in den USA die Prohibition beschlossen. Als noble experiment hat man das Alkoholverbot auch bezeichnet – ein interessanter Begriff für den Auftakt der restriktiven Drogenpolitik des 20. Jahrhunderts. 100 Jahre später ist die Berauschung durch Substanzen immer noch eine der liebsten Betätigungen der Menschen. Der Rausch also ist ein Dauerbrenner, ebenso ist der Umgang mit dem Rausch eine Dauerherausforderung.

JUNI –  AUG UST 2019

EDITORIAL

Samuel Geiser u.a. (Hrsg.): Revolte, Rausch und Razzien. Bern: Stämpfli, 2018 Dorothee Gerkens: Elfenbilder – Traum, Rausch und das Unbewusste. Die Erkundung des menschlichen Geistes in der Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Berlin: Reimer, 2009 Ulrike Groos u.a. (Hrsg.): Ekstase in Kunst, Musik und Tanz. Kunstmuseum Stuttgart, Zentrum Paul Klee. München: Prestel, 2018 Henrik Jungaberle u.a. (Hrsg.): Rausch im Bild – Bilderrausch. Drogen als Medien von Kunst in den 70er Jahren. Sammlung Prinzhorn Heidelberg. Heidelberg: Verlag das Wunderhorn, 2004 Alexander Kupfer: Die künstlichen Paradiese. Rausch und Realität seit der Romantik. Stuttgart: Metzler, 1996 Alexander Kupfer: Göttliche Gifte – kleine Kulturgeschichte des Rausches seit dem Garten Eden. Stuttgart: Metzler, 1996 Markus Landert u.a. (Hrsg.): Im Rausch, zwischen Höhenflug und Absturz. Kunstmuseum Thurgau. Wien: Verlag für Moderne Kunst, 2016 Konrad Paul Liessmann (Hrsg.): Im Rausch der Sinne. Kunst zwischen Animation und Askese. Wien: Zsolnay, 1999 Jean-Hubert Martin (Hrsg.): Dubuffet & Art Brut – im Rausch der Kunst. Mailand: 5 Continents, 2005 Michael Philipp (Hrsg.): Dionysos – Rausch und Ekstase. Staatliche Kunstsammlungen Dresden. München: Hirmer, 2013 Michael Schretsche u.a. (Hrsg.): Rausch – Trance – Ekstase. Bielefeld: Transcript, 2016 Thomas Seelig u.a.: Im Rausch der Dinge. Vom funktionalen Objekt zum Fetisch in Fotografien des 20. Jahrhunderts. Fotomuseum Winterthur. Göttingen: Steidl, 2004 Thomas Strässle u.a. (Hrsg.): Trunkenheit, Kulturen des Rausches. Amsterdam: Rodopi, 2008

Filme

Jonas Akerlund: Spun. USA, 2003

Danny Boyle: Trainspotting. GB, 1996

Mike Figgis: Leaving Las Vegas. F/USA, 1995

Milos Forman: Hair. USA/D, 1979

Miklos Gimes: Bad Boy Kummer. CH, 2010 Benny Jaberg: The Green Serpent of Vodka, Men and Distilled Dreams. RUS/CH, 2013

Barry Jenkins: Moonlight. USA, 2016

Gaspar Noe: Enter the Void. D/F/I, 2009 Otto Preminger: Der Mann mit dem goldenen Arm. USA, 1955

Beste Grüsse Christian Pauli, Leiter Redaktion HKB-Zeitung

Joachim Trier: Oslo, 31 August. N, 2011

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JUNI –  AUG UST 2019 HKB -ZEITUNG

«Heute berauscht man sich mit clicks and likes » Wie hast du es mit dem Rausch? Nadine Wietlisbach, Direktorin des Fotomuseums Winterthur (*1982 in Wohlen), und Nino Baumgartner, HKB-Absolvent und Künstler in Bern (*1979 in Bern), über den Rausch in der Kunst und den Rausch der Digitalisierung. Nino, was fällt dir spontan zum Thema Rausch ein? Zerstreut und gleichzeitig fokussiert. Alkohol. Drogen. Marihuana. Sex. Dinge, die verboten sind. Sport. Flow-Modus. CP Und dir, Nadine? NW Wenn es um Fotografie geht oder um Kunst: Da fallen mir Autorinnen und Autoren ein wie etwa Richard Billingham und Nan Goldin. Oder auch jüngere Künstler*innen, die rauschhaft arbeiten. Maya Rochat etwa. Für mich selber bedeutet Rausch, Dinge bis zum Exzess zu treiben, oder vielleicht sogar über den Punkt hinaus, an dem es noch gesund ist. CP Rausch kann demnach gesund sein? NW Unbedingt. Rausch kann eine Perspektive eröffnen, die man unberauscht nicht finden kann. CP Nino, verbindest du auch derart positive Metaphern mit Rausch? NB Der Rauschzustand ermöglicht einem, über sich hinaus zu wachsen. Ich kann in einen Rausch geraten, wenn ich auf einen Berg hinaufrenne, da habe ich nur noch das Ziel vor den Augen, bin sehr konzentriert. Wenn ich hinunterrenne, muss jeder Schritt passen: Das nennt man Situational Awareness und es ist ein rauschhafter Zustand, der sehr positiv ist, aber auch ein Risiko in sich birgt. NW Rausch hat viel mit Eskapismus zu tun. Sich verlieren. Über sich hinauswachsen. Den Ort des Alltags verlassen, die Umstände, die Realität liegen lassen. Dem positiven Nimbus des Rausches in der Kunst haftet allerdings viel Romantisierendes an. Gerade der Beruf der*s Künstler*in wird mit Rausch in Verbindung gebracht. Da spielt eine starke Mythologisierung. CP Die Berauschung ist ein uraltes menschliches Bedürfnis und Herausforderung zugleich. Neuerdings scheint das Thema gerade wieder sehr en vogue zu sein. Wo kommt das her? NW Ich finde nicht, dass Rausch derzeit in der Kunst speziell ein Modethema ist. Es ist andauernd ein Thema. Das sieht man, wenn man an Kunsthochschulen arbeitet: Rausch wird von jungen Künstler*innen stets wieder von Neuem aufgegriffen. Das Ausbrechen, das Exzessive, das Radikale und das Ungewisse sind für künstlerische Arbeit und Projekte zentrale Momente. Kommt dazu, dass das Publikum die Resultate oder vermeintlichen Resultate des künstlerischen Rausches sehen will. In der Kunst ist das Interesse und die Lust auf den Rausch ein Evergreen, kein One Hit Wonder. NB Es geht hier auch um ein Künstlerbild, das befriedigt werden muss. Von einer*m Künstler*in wird ja geradezu erwartet, dass er oder sie sich Räusche zulegt. Das Publikum, die*der Käufer*in, die*der Zuhörer*in will teilhaben am künstlerischen Rausch. Diese Erwartungshaltung hatte ich einst selber übernommen: Auch ich dachte, ich muss eine Flasche Rotwein trinken oder kiffen, um Kunst zu machen. Am Tag darauf hat man einen Kater, nimmt das im Rausch geschaffene Kunstwerk in die Hand und denkt: Na ja. Und noch etwas später merkt man: Da war einfach nichts, keine Kunst im Rausch. Als Künstler*in sucht man nach einer Erweiterung der Wahrnehmung. Die Produktion im Rausch aber hat mich enttäuscht.

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«Die Produktion im Rausch aber hat mich enttäuscht.» Wir reden also von einem Klischee des Künstlerbildes? Das Rauschhafte in der Kunst ist ein Bild, das sich auf der produzierenden wie vermittelnden Seite halten kann. Dieses Bild wird andauernd genährt. Dabei ist der Rausch ja nur ein Weg in der künstlerischen Praxis. Ja, es ist ein Klischee, das der Realität nicht immer entspricht. Ein*e Künstler*in mit einem gewissen Output oder einer sozial-gesellschaftlichen Verantwortung kann sich ja nicht dauernd abschiessen. CP Nino, du arbeitest oft im Schnittfeld zwischen Natur, Landschaft und Kunst. Ich sage dem jetzt mal: Kunstintervention. Welche Rolle spielt der Rausch für dein künstlerisches Schaffen? NB In der letzten Zeit etwas weniger. Wenn ich alleine arbeite – etwa wenn ich in einem einsamen Tal während dreier Tage Kupferradierungen mache oder einen Hang hinunterrutsche und gleichzeitig zu zeichnen versuche – gibt es diesen Moment des Rausches, einen Rauschzustand, diese spezifische Konzentration und Hingabe. Wenn ich aber mit Leuten unterwegs bin – etwa auf meinen Shortcuts, dann bin auf die Menschen konzentriert: Das ist kein Rausch, sondern verlangt eine grosse Aufmerksamkeit auch anderen gegenüber. Es ist wie das Gegenteil von Rausch: Kontrolle. Überhaupt kann ich bestätigen, was Nadine gesagt hat. Zu Beginn meines Kunststudiums hätte ich nie gedacht, dass das Künstlerdasein zu 50% aus Büroarbeit und Organisieren besteht. CP

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Wie sieht das bei dir aus, Nadine? Mehr Rausch oder mehr Kontrolle? In professioneller Hinsicht bin ich für ein ganzes Museum verantwortlich, das sind 50 Personen. Wir haben ein dichtes Ausstellungsprogramm und ein riesiges Vermittlungsangebot. In dieser Verantwortung haben rauschhafte Momente zwar durchaus Platz, aber doch eher in homöopathischen Mengen. Wenn man zum Beispiel mit einer*m Künstler*in arbeitet, kann man sich gerne verlieren. Abgesehen davon: Die wirklich rauschhaften Zustände sind ja nicht die, die man unbedingt mitteilen muss.

«Die wirklich rauschhaften Zustände sind nicht die, die man unbedingt mitteilen muss.» Das ist eine elegante Antwort. Ich verstehe. Dann wollen wir das persönliche Rauscherlebnis nicht noch weiter vertiefen und uns wieder der Kunst zuwenden. Was für eine Bedeutung hat der Rausch für deine kuratorische Arbeit? NW Konkret arbeite ich an zwei Ausstellungen. Bei der einen geht es um Materialität und Farben. Ich befasse mich mit Farborgien und visuell rauschhaften Erlebnissen. Die andere Ausstellung trägt den Titel Because the night: Da geht es um Klubkultur und das Nachtleben. In dieser Ausstellung ist Rausch ein grosses Thema, ein Motiv. Dazu wurde ja auch schon sehr viel geforscht und publiziert. CP Hat sich die Rezeption von Rausch in den letzten zehn Jahren verändert? NW Ja, ich denke, wir sind mit einem Reality Check konfrontiert worden. Rausch beeinflusst und beeinträchtigt alle Sinne. Der Blick auf den Rausch ist komplex und auch komplexer geworden, denke ich. Wie kann Rausch überhaupt dargestellt werden? NB Substanziell haben sich die Drogen in den letzten zehn Jahren nicht gross verändert, auch nicht die Kunstproduktion an sich. Was sich geändert hat, sind die Medien, die Öffentlichkeit, die Selbstvermarktung. Heute berauscht man sich durch Clicks and Likes. NW Die Digitalisierung hat einen enormen Einfluss genommen, sowohl auf die Rezeption von Rausch wie auch auf die künstlerische Repräsentation von Rausch im Online-Kontext. CP Was meinst du mit digitaler Rezeption von Rausch? NW Fast 90 Prozent aller 15-Jährigen in unseren Breitengraden besitzen ein Smartphone. Die Art, wie der Alltag dokumentiert wird und wie man das eigene Sein stets vergegenwärtig und veräussert, hat sich extrem verändert. Wir sind uns gar nicht bewusst, was die permanente Präsentation von sich selber in einer weiteren Öffentlichkeit in uns bewirkt. Wir fotografieren uns unentwegt. Wir sind uns bewusst, wo wir sind, mit wem wir dort sind, was wir konsumieren, was wir anhaben. Aber im Moment, in dem wir das Bild auf eine soziale Plattform stellen, geben wir es aus der Hand. CP Eine Beobachtung: So früh wie bei Jugendlichen die Selbstpräsentation via Smartphone zum Thema wird, so früh wächst auch das Bedürfnis nach Berauschung; zumindest kommt dieser Wunsch immer früher? NW Ich kann die Versuche und Wünsche von Jugendlichen, aus Strukturen auszubrechen, die immer stärker und umfassender definiert werden, gut verstehen. Rauschmittel erlauben den Ausbruch, eröffnen einen Freiraum – wenn auch meist nur für einen Moment. Gleichzeitig beobachte ich bei Jugendlichen aber auch eine extreme Vernunft. Vegane Ernährung. Die ganze Zeit Sport. Kein Alkohol, kurzum eine regelrechte Verzichtsplanung. Meine Meinung: Ausschweifungen gehören zum Leben, sie ermöglichen starke Erfahrungen. NB Ob wir hier nicht auch eine Art Gegenbewegung beobachten können? In meiner Jugend war es klar: Von Donnerstag bis Samstag ist Ausgang, und da schiesst man sich ab. CP War das gerade ein Plädoyer für Berauschung und Drogenkonsum? NW Es geht nicht um ein Ja zu Drogen. Mein Plädoyer geht eher Richtung Genuss, das Loslassen, den Freiraum. Und ich sage das etwa auch nicht, weil ich mir jegliche Form von Eskapismus leisten könnte – im Gegenteil. Berauschung betrachte ich aber als positive Option im Leben. NB Es ist sehr wichtig, dass man auch mal eine Schlaufe einbaut und nicht nur geradeaus geht. Erst dann sieht man auf einmal wieder, was wichtig ist. Rausch kann eine solche Schlaufe sein. CP Zurück zur Kunst: Gäbe es dies ohne Rausch überhaupt? NW Die Kultur- und Kunstgeschichte wäre ohne die Berauschung auf jeden Fall eine andere, eine ärmere. Ich möchte die Geschichte nicht mit jenen Löchern erleben müssen, die unweigerlich entstünden, würde man den Rausch der Kunst entziehen. CP


JUNI –  AUG UST 2019 HKB -ZEITUNG

LINKS NB:

Nino Baumgartner

RECHTS CP:

Christian Pauli

Interview Christian Pauli Illustrationen Celine Künzle

NW:

Nadine Wietlisbach

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JUNI –  AUG UST 2019

Zu viel getrunken von der verdammt geschwefelten F r e i h e i t

HKB -ZEITUNG

Text Roland Fischer *

Was ist eigentlich der Kater nach dem Rausch? Und warum ist dieses sattsam bekannte Phänomen so wenig erforscht? Ein kurzer Rundgang durch die Etymologie, die Medizin und die Moral. Kater, früher auch Katzenjammer genannt. Hat mit flauschigen Tieren erfahrungsgemäss wenig gemein – also ein wenig Wortgeschichte. Zunächst: Kater kommt von Katarrh, also einer böseren Erkältung. Aha. Der Katzenjammer hingegen sei eine abgemilderte Form des sprechenden Kotzen-Jammers, meint die Etymologie. Nun ja. Das Wörterbuch der Brüder Grimm übrigens will nichts wissen vom Kotzen, aber eine entscheidende Differenzierung wird schon da gemacht: «Man unterscheidet nun auch schon physischen und moralischen Katzenjammer, bittre Reue dem Katzenjammer ähnlich.» Als Kronzeugen für den Kater ohne Alkohol-Gift bringen die Grimms Ludwig Börne, den Begründer des deutschen Feuilletons: «Im September 1819, an einem trüben deutschen Bundestage, erwachte ich zu Frankfurt a. M. mit dem Katzenjammer. Ich hatte mich mit guten Kameraden in schlechter Hoffnung berauscht, hatte zu viel getrunken von der verdammt geschwefelten Freiheit und musste das alles wieder von mir geben.» Man wusste also schon da: Der Kater ist kein blosses physiologisches Phänomen. Die Moral ist auch immer noch mit von der Partie, das schlechte Gewissen, die Reue nach dem Exzess. Das Zuviel steckt ebenso in unseren Köpfen wie in der Blutbahn. Für den englischen Erfolgsautoren und philosophierenden Müssiggänger Tom Hodgkinson kommt das Problem mit dem Kater überhaupt daher, dass wir üblicherweise so zu tun versuchen, als hätten wir gar keinen: «We are working in the office, we are in meetings, we are doing things and we are doing them alone. Avoid any useful activity, then. Embrace the useless.» (1) Eine willkommene Übung im Nichtstun also, in der Demut des Nichtproduktivseins – des Nichtkönnens und Nichtmüssens. Lerne man ihn so zu nehmen, dann sei der Kater gar nicht mehr so arg, auch wenn die Kopfschmerzen, das Elendsein natürlich bleiben: «Crazy as it sounds, with a little mental ingenuity and a modicum of planning, a hangover can actually be enjoyed. It can be a creative force, offering its sufferer an unfamiliar and even pleasurable outlook on the world; if, that is, we allow it to do so.»

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Kater, wenn Gift wieder weg Man könnte auch sagen: Man muss mit dem, nicht gegen den Kater gehen. Der Hauptfehler aller Katerkuren bestünde insofern schon im Wort «Kur», meint Hodgkinson: «The hangover cannot be cured; it can only be lived with in different ways.» Einspruch! Wie, der Kater kann nicht kuriert werden? Wir leben doch in Zeiten medizinischer Allmacht? Die moderne Wissenschaft wird zu diesem uralten Leiden doch etwas beizutragen haben – also nachgeschlagen in der Fachliteratur; was ist das überhaupt, ein Kater? The Pathology of Alcohol Hangover, Renske Penning et al., Current Drug Abuse Reviews, 2010: «Alcohol hangover is the unpleasant next-day effect of an evening of excessive alcohol consumption. It is a puzzling phenomenon, since alcohol hangovers are most severe when alcohol has disappeared from the body or blood alcohol concentration (BAC) approaches zero.» Allerdings, das ist seltsam. Der Kater haut dann rein, wenn das Gift schon wieder weg ist. Das hat er mit dem Down nach dem Konsum härterer Drogen gemein. So viel indessen weiss die Wissenschaft: Dieses Tief ist nicht zu verwechseln mit eigentlichen Entzugserscheinungen, die zumeist eine ganz andere Symptomatik aufweisen. Es ist schon eher das psychologische Pendant zum sehr physikalischen «What goes up must come down». Ansonsten aber weiss die Fachliteratur nach wie vor erstaunlich wenig über den Kater als körperliches Phänomen, entsprechende Studien und biochemische Analysen sind rar. Handelt es sich um eine verzögerte Vergiftungserscheinung, büssen wir also direkt für ein Zuviel an Ethanol? Oder äussert sich die Giftwirkung des Alkohols spezifischer in einer Art Entzündungsreaktion, die zu einer Erhöhung verschiedener Immunfaktoren (Interferon und Cytokine) führt? Erst diese wären dann verantwortlich für die Kater-Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit, meinen manche Experten. Oder ist der Kater eine Immun-Überreaktion, die aus dem Ruder läuft, sobald der Alkohol in Substanzen abgebaut wird, die den Körper

hoffnungslos überfordern? Theorien gibt es viele, belastbare medizinische Fakten nur sehr wenige. Hartnäckig hält sich auch die Ansicht, dass gar nicht der Alkohol das eigentliche Übel darstellt, sondern Beistoffe, die sogenannten Congener. So kamen verschiedene Studien zum Schluss, dass (dunkler) Whisky zu böseren Katern führt als (klarer) Vodka. Hangover ist nicht karrierefördernd Immerhin, die paar wenigen Forscher*innen, die sich auf der Welt als Kater-Expert*innen bezeichnen, betreiben seit einigen Jahren aktives Lobbying für den Kater als Untersuchungsgegenstand. Alljährlich trifft sich zum Beispiel die in Holland und England verwurzelte Alcohol Hangover Research Group und diskutiert neue Ergebnisse. Aber nach wie vor gilt, dass «hangover research» nicht unbedingt ein karriereförderndes Themenfeld ist, dass es die Resultate eher in Gratiszeitungen als in renommierte Journals schaffen. Richard Stephens, Psychologieprofesser und Teil der Forschungsgruppe, argwöhnte in einem Interview auch schon, dass die intensive Auseinandersetzung mit einem Laster nicht unbedingt gern gesehen ist in der aufgeklärten Welt der Wissenschaft. Schon erstaunlicher ist, dass die Pharmafirmen das potenzielle Milliardengeschäft einer funktionierenden Katerkur noch nicht gerochen haben. Könnte auch hier wieder die Moral der Geschichte hineinspielen? Wer (übermässig) trinkt soll leiden, und Abhilfe zu schaffen wäre insofern genauso verwerflich wie das Über-die-Schnur-Hauen. Das meint auch der kanadische Journalist Shaughnessy Bishop-Stall, der dem Hangover unlängst ein kleines feines Buch gewidmet hat (2): «Maybe it just points to some human need to not cure this thing, so that we don’t all get stupid drunk all the time.» Aber ebenso entscheidend ist wohl der Forschungsrückstand auf dem Gebiet. Man weiss schlicht noch zu wenig über die genauen Mechanismen, die zu den körperlichen und mentalen Symptomen führen, um einen Wirkstoff zu finden, der den Kater effektiv kontert.

Also dominieren unterdessen Quacksalber*innen das Feld – denn an vollmundigen Katerkuren mangelt es nicht, man überzeuge sich selbst im Internet. Vitamine, Antioxidanzien, Immunbooster, vieles wird angepriesen. Aber allzu wissenschaftlich ist das alles nicht, auch wenn es sich gern so gibt und in schön designten Pillenpäckchen daherkommt. Am besten kommen immer noch die alten Hausmittelchen weg wie viel trinken, auch ein zünftiges Frühstück soll helfen. Und gegen einzelne Symptome wie den Kopfschmerz kann man natürlich auch etwas tun. Insgesamt sieht es aber so aus, als wären wir noch nicht wirklich einen Schritt weiter als Jack Nicholson in der legendären ShiningBarszene, als ihn Lloyd am nächsten Tag distinguiert fragt: «What will you be drinking, Sir?» Und Jack mit schiefem Grinsen ein «Hair of the dog that bit me» ordert. Es ist das englisch-vertrackte Pendant zum teutonischen Konterbier. Geht auf den Glauben zurück, dass man eine drohende Tollwut am besten kuriert, indem man das kranke Tier schnappt und sein Fell in die Wunde reibt. Hat damals wohl ähnlich gut funktioniert wie heute der Whisky am nächsten Morgen.

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Roland Fischer ist Wissenschaftsjournalist und wünschte sich mitunter auch raschere Fortschritte der angewandten Katerforschung. 1 Tom Hodgkinson. How to be idle. Hamish Hamilton 2004 (deutsch: Anleitung zum Müßiggang. Heyne 2007)

Shaughnessy Bishop-Stall. Hungover: The Morning After and One Man's Quest for the Cure. Penguin Books 2018

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Im Rausch der Moderne Rauschzustände und Ekstasen gehören nicht zu den Dingen, die man von einem Museumsbesuch erwartet. Stille Emotionen, sinnliche Erlebnisse ja – aber orgastische Höhepunkte, euphorische Verzückung, himmelschreiender Jubel, taumelnde Trancen, der Fall ins Bodenlose? Der Rausch nimmt in der Kunst indes so eine wichtige Rolle ein, dass ihm das Zentrum Paul Klee eine Ausstellung widmet. Das Phänomen der Ekstase ist uralt und aktuell zugleich. Bereits seit der Antike ist es als religiöses Phänomen bekannt und Gegenstand künstlerischer Darstellungen – so zum Beispiel in Gestalt des Dionysos und seiner Verehrerinnen, der Bacchantinnen, die der Überlieferung zufolge tanzend, jubelnd und trinkend durch die Nacht gezogen sind. Doch besonders seit dem späten 19. Jahrhundert, also einer Zeit der dramatischen gesellschaftlichen Veränderung und Modernisierung, wird die künstlerische Beschäftigung mit Rausch und Ekstase zum regelrechten Phänomen.

menschlichen Existenz; nach einer Kunst, die tiefste Gefühle wecken und den Menschen vom Korsett der «zivilisierten» Unterdrückung urmenschlichster Triebe befreien könne. Dem Franzosen André Breton, Verfasser des ersten surrealistischen Manifestes, schwebte zum Beispiel eine Kunst vor, die – einer Droge ähnlich – «wie ein Rauschmittel auf das Bewusstsein einwirkt», innere Bilder vermittelt und den Betrachter «spontan und unerbittlich» im Innersten trifft.

Sich der Kontrolle der Vernunft entziehen

Nicht wenige Künstler*innen experimentierten mit Rauschmitteln als Quellen der Inspiration. So bot beispielsweise der polnische Künstler und Dichter Stanisław Ignacy Witkiewicz – besser bekannt unter dem Rufnamen Witkacy – Personen aus seinem Freundeskreis Porträts an, die er unter Drogeneinfluss hergestellt hatte. Der besonders ausdrucksstarke Effekt seiner Zeichnungen beruht darauf, dass im Entstehungsprozess Drogen wie Kokain, Alkohol, Opium, Morphium, Haschisch oder auch diverse Psychedelika zur Anwendung kamen, wobei er die jeweilige Kombination stets auf dem Werk mit Kürzeln vermerkte. Auch Paul Klee setzte sich mit Rauschzuständen auseinander – so 1919 in einer Serie von Illustrationen zum Buch Potsdamer Platz des Dichters Curt Corrinth, der sich ein utopisches Berlin vorstellt, dessen Bewohner zügellose Orgien feiern und dabei die Erlösung allen Leidens finden.

Die moderne Lebenswelt ist von der Vernunft geprägt – vom wissenschaftlichen Fortschritt, von Industrialisierung und Marktwirtschaft, protestantischem Arbeitsethos, der fortschreitenden Normierung und Regelung aller möglichen Lebensbereiche und einer tiefgehenden Kontrolle körperlicher Triebe und Affekte. Die Bedeutung des Religiösen und Übernatürlichen schwindet stetig. Der bekannte deutsche Soziologe Max Weber sprach in diesem Zusammenhang auch von einer fortschreitenden «Entzauberung» der Welt. Die Kunst des 19. Jahrhunderts reagierte auf diese Entwicklung mit der Betonung des Sinnlichen, des Erhabenen, des Unbegreiflichen und Ewigen. Literat*innen wie Novalis und E.T.A. Hoffmann in Deutschland oder die Lyriker*innen der Pariser Bohème wie Baudelaire oder Rimbaud entdeckten Opium, Haschisch und Absinth als Mittel zur künstlerischen Erprobung unbekannter Erfahrungsund Bewusstseinshorizonte. Sie entdeckten im Zustand des Ausser-sich-Seins – wie sich der Begriff der Ekstase (von altgriechisch ekstasis) auch wörtlich übersetzen lässt – das Versprechen einer verborgenen Wahrheit über das innerste Wesen von Mensch und Welt. Auf der Suche nach Auswegen entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Hochblüte moderner Ausdrucksformen, die der Begegnung mit dem «Anderen» verschrieben waren – dem Unfassbaren und Unbeschreiblichen, dem Übernatürlichen und Jenseitigen, dem Triebhaften und Unbewussten, dem Leben in der Schwebe. Vertreter*innen der Literatur, der Bildenden Kunst, der Musik und nicht zuletzt auch des Tanzes begaben sich auf die revolutionäre Suche nach dem Schlüssel zum verlorenen Ganzen der

Rausch als Quelle der künstlerischen Inspiration

Auch der französische Dichter und Künstler Henri Michaux war von der bewusstseinsverändernden Wirkung psychotroper Substanzen fasziniert: Michaux – der, ganz im Unterschied zu so manchen Künstlerkolleg*innen, selbst nie der Sucht oder der romantischen Verklärung des Drogenkonsums verfiel – war davon überzeugt, dass der Rausch wie eine Sprache erlernt und gemeistert werden könne und zugleich einen unerhörten künstlerischen und metaphysischen Erkenntnisgewinn versprach. Gerade das Ausserordentliche und das Flüchtige des Rauschzustandes würden es dem oder der Künstler*in erlauben, die Mechanismen der Wahrnehmung und der Erkenntnis zu erkunden. Seine abstrakten Meskalinzeichnungen mit ihren einzigartigen Bewegungsmustern zeugen von dieser Suche.

Die vielfältigen Wege ins Paradies Historiker*innen und Anthropolog*innen sind sich heute einig, dass es sich bei der Lust auf Ekstase, Rausch und Hochgefühl keineswegs um ein modernes Phänomen, sondern vielmehr um eine universelle menschliche Konstante handelt. «Modern» ist daran der Versuch, Rauschzustände zu kontrollieren und die Gesellschaft vor den Folgen zu schützen. Im Kontext der Moderne wird der Rausch politisch. Wie sehr soll es dem Menschen erlaubt sein, sich der Ekstase hinzugeben? Wo liegen die Grenzen? Die immer noch aktuelle Debatte zwischen Kriminalisierung und Liberalisierung von Rauschmitteln zeigt, wie tief die Versuchung verwurzelt ist. Versuche, den Alkohol- und Drogenkonsum gänzlich zu unterbinden – wie beispielsweise im calvinistischen Genf der Reformationszeit oder in den USA während der Prohibition –, scheiterten immer wieder kläglich oder führten gar zur gegenteiligen Wirkung. Martin Luther musste schon im 16. Jahrhundert mit Ernüchterung feststellen, dass «ganz Deutschland mit Saufen geplagt» sei und jede Predigt wohl nichts dagegen bewirken könne, und daran hat sich auch heute nur wenig geändert. Aber selbstverständlich ist der Konsum von Rauschmitteln nicht der einzige Weg zur Ekstase. Wege dorthin gibt es viele – von der stillen Meditation über den rituellen Tanz bis hin zur völligen Verausgabung im Sport oder der Verschmelzung der Körper beim Liebesakt. Tatsächlich ist die menschliche Sexualität womöglich das ultimative legale Rauschmittel schlechthin: Die im Liebesrausch ausgeschütteten Hormone wie Oxytocin, Dopamin, Prolaktin oder Adrenalin bieten dem Körper ein wahres Feuerwerk des Wohlbefindens, das in seiner Wirkmächtigkeit sehr wohl mit dem «künstlichen Paradies» des Drogenrausches vergleichbar ist oder dieses sogar noch überflügelt. Wie wirkmächtig Liebesekstasen sind, zeigte sich in der Kunstgeschichte schon zu Zeiten, als sexuelle Darstellungen als Motive undenkbar waren. So gibt es bereits im Barock Darstellungen religiöser Ekstasen, die – zumindest aus heutigem Blickwinkel – sexuellen Höhepunkten verblüffend ähnlich sind. So zum Beispiel in Gian Lorenzo Berninis bekannter Skulptur der Verzückung der Heiligen Teresa in Rom. Bernini zeigt uns die Heilige mit zurückgeworfenem Haupt, die Augen halb geschlossen

und nach oben gerichtet, mit offenem Mund und wallendem Kleid, das heftigste, bebende Bewegungen des Körpers suggeriert. Damit begründet sich ein Bildmotiv, das sich bis in die zeitgenössische Kunst weiterverfolgen lässt – wie beispielsweise in Werken von Andy Warhol oder Aura Rosenberg. Abseits der Sexualität steckt der menschliche Körper aber auch sonst voller Potentiale – Pionierinnen des modernen Ausdruckstanzes wie Mary Wigman, Gret Palucca, Isadora Duncan oder Anita Berber befassten sich mit dem Potential der Selbsterfahrung in der körperlichen Grenzüberschreitung – und revolutionierten den Tanz, indem sie Körper und Geist tänzerisch sprechen liessen. Ekstase als Grenzgang

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JUNI –  AUG UST 2019

Text Martin Waldmeier *

Ein halbes Jahrhundert nach den weitreichenden kulturellen und sozialen Veränderungen von 1968 hat das radikale Befreiungsversprechen jener Zeit scheinbar an kultureller Strahlkraft eingebüsst hat. Gesellschaftliche Ausstiegsfantasien und damit verbundene Subkulturen haben an Attraktivität eingebüsst. Unsere heutige Gesellschaft ist stärker als je zuvor von Zwängen der Selbstoptimierung geprägt, von Effizienzdenken und kontrolliertem Risiko. Dies hat den Raum für Experimente mit «anderen» Gemüts-, Wahrnehmungs- und Geisteszuständen deutlich geschmälert. Während der Konsum von leistungssteigernden Drogen und schmerzstillenden Opiaten boomt, etablieren sich heute neue Formen des «kontrollierten Kontrollverlusts» als Konsumprodukt – von Abenteuerreisen über die technologisch vermittelte sexuelle Ekstase bis hin zum professionell organisierten Extremsport. Ein Schlüsselmotiv der Ausstellung im Zentrum Paul Klee ist die Ambivalenz ekstatischer Erlebnisse und Phänomene sein. Im Rausch liegen Höhenflug und Fall, Hochgefühl und Schmerz, Schaffensdrang und Wahn, spirituelle Grenzüberschreitung und körperliche Selbstzerstörung, Befreiung und Abhängigkeit, Leben und Tod immer wieder verstörend nahe beieinander. Nichts bringt diese Ambivalenz besser zum Ausdruck als die französische Metapher des «La Petite Mort» – ein Ausdruck, der den Orgasmus bezeichnet und die höchste Lust zugleich mit dem Tod verbindet. Die Ekstase-Ausstellung wagt den Versuch, diese Pole zusammenzubringen – und dabei in einen Bereich des menschlichen Erlebens vorzustossen, der gerade wegen seiner Unfassbarkeit die Fantasie stets neu beflügelt.

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Martin Waldmeier ist der Kurator der Ausstellung Ekstase im Zentrum Paul Klee. Die Ausstellung ist eine Kooperation von Kunstmuseum Stuttgart und Zentrum Paul Klee und dauert noch bis am 4. August 2019. Dieser Artikel erschien zuerst in Kunsteinsicht, dem Magazin von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee.

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JUNI –  AUG UST 2019 HKB -ZEITUNG

Zigarettenlied, Zigarettenlied,2018 2018 Liedtext Liedtext

inhale and Ausfluss, 2019 iPhone-Zeichnung 16:10

Zeno Germinale | Bachelor Fine Arts Alles Attrappe, iPhone-Zeichnung 8

alles Attrappe, 2019 iPhone-Zeichnung 16:10


JUNI –  AUG UST 2019 HKB -ZEITUNG

Nina Caviezel | Bachelor Visuelle Kommunikation TBD, Fotografie 9


Wir stehen im Halbkreis um André herum, warten auf Etwas. Ich halte ein brennendes Feuerzeug an die Zigarettenspitze in Andrés Mundwinkel. Er zieht daran, erzählt. Geschichten, die alle beginnen mit „Als ich in Amsterdam war,…in Hamburg,… in Zürich,…!“ und aufhören mit „Das war krass, sag ich euch!“ Wir bestätigen mit „Ja, Mann. Krass!“ „Heute Abend zieh ich wieder los. Jemand Bock, mitzukommen?“ sagt André und packt Silvan am Oberarm. Er macht einen Ausfallschritt und seine Faust flitzt auf Silvans Brust zu, wo sie einen Zentimeter vor dem Aufprall in der Luft einfriert. Seine Knöchel treten weiss hervor, genauso wie eine dicke Ader an seiner Schläfe. Silvan geht einen Schritt rückwärts, stösst dabei auf das Mäuerchen hinter ihm, gerät ins Schwanken. Andrés Griff um seinen Arm ist fest, die Faust schwebt noch immer in der Luft. „Kann nicht, meine Alte.“ wehrt Silvan ab. „Ich komme mit!“ Ich höre zuerst, was ich sage, bevor ich darüber nachdenken kann. „Ein Freiwilliger, wie schön.“ säuselt André und legt mir den Arm um die Schulter. Wir schauen kein einziges Mal zurück, als wir uns von den andern entfernen in Richtung Stadt. In einer Imbissbude spendiert André mir Döner mit Fritten und Bier. Er trinkt doppelt so schnell wie ich, schaut mir beim Essen zu. „Bist nicht oft allein unterwegs, was.“ stellt er fest. Ich nicke mit vollem Mund. „So so.“ sagt André mit prüfendem Blick. Ich kaue, spüle nach. „Na, so ist Freundschaft.“ Ich richte mich etwas auf, strecke den Rücken durch. André erzählt, er sei nach solchen Nächten auch schon an seltsamen Orten wieder zu sich gekommen, in besetzten Häusern oder fremden Betten. Aber auch schon im Krankenhaus oder bei der Polizei. Ich hänge an seinen Lippen und lasse es mir nicht anmerken. Ich schiele auf die Uhr, André bemerkt es. „Bald, Kleiner.“ Er könne keine Prognosen machen, erklärt André, als wir durch die Barmeile schlendern. Einen Versuch sei es aber immer wert, meint er grinsend. Nun stehe ich neben ihm an einer Bar irgendwo im Nachtleben der Stadt und wir trinken weiter. Kaum habe ich mein Bier geleert, steht ein Frisches vor mir auf dem Tresen. André trinkt im gleichen Tempo Härteres. „Ab jetzt bestell ich dir auch Klares. Nicht dass du pissen musst, wenn‘s los geht, dir dann in die Hosen machst.“ André lacht laut und haut mir auf die Schulter. Wir warten lange, reden kaum. Ich glaube nicht mehr, dass noch etwas passiert, heute Nacht oder überhaupt. Als ich zur Bar hinaus schwanken möchte, stösst mich André mit seinem Ellenbogen hart in die Rippen. „Die zwei! Dort hinten!“ Mit der Bewegung seines Kinns schickt er meinen Blick in Richtung einer Frau in engen Jeans und durchscheinender Bluse. Sie spricht über die linke Schulter hinweg mit einem Mann, der ihr die Hand auf den Oberschenkel legt. Sie will gehen, fegt seine Hand von ihrem Bein. Er hält sie fest, drückt jetzt ihren Oberarm mit seiner grossen Hand. „Kennst du sie?“, flüstere ich ihm zu. Ich rieche Andrés Alkoholatem als er seinen Kopf schüttelt. Ich bin beeindruckt, wie er nach dieser Menge Hochprozentigem noch so gerade durch den Raum gehen kann. Ich folge ihm einige Schritte, lasse meine flache Hand über den Tresen fahren und André nicht aus dem Blick. Er steht dicht hinter dem Mann, fasst ihn an der Schulter und zieht ihn mit einem Ruck von der Frau weg. Er sagt ihm, er solle die Lady gefälligst in Ruhe lassen. Er betont die Bezeichnung für die Frau, zieht das Wort in die Länge. LEEEIIDII. Meine Finger klammern sich um das Holz des Tresens. Andere Barbesucher unterbrechen ihre Gespräche, schielen unauffällig zu den beiden. Andrés Befehl ist leicht verständlich, der Ton scharf. Einen Moment lang halte ich den Atem an, es wird ganz still im Raum. Dann schlägt André zu. Er lässt seine Faust direkt in das Gesicht des Mannes sausen. Nasenbluten. Der andere Mann dreht Andrés Arm hinter seinen Rücken und verpasst ihm Schläge in die Magengrube. Die Töne, die dabei stossweise aus André heraus schiessen, sind brummend und böse. Anfangs kreischt die Lady noch ein bisschen, einen Moment später kann ich sie schon nicht mehr ausmachen in dem Tumult. André tritt mittlerweile mit den Füssen zu, setzt seinen Kontrahenten ausser Gefecht mit einem Kick in dessen Weichteile. Sein Gegner schnappt nach Luft. Ich sehe aufgeplatzte Haut auf Wangen und Stirn. Ich höre das Klatschen von Haut auf Haut, Knacken von Knochen und das Stöhnen, das jedem Treffer folgt. Mein Blut rauscht mir durch die Adern, ich schaue dem Kampf gefesselt zu. Einige Leute in der Bar versuchen die zwei voneinander zu trennen. Ein Dritter prügelt mit. Ein bulliger Security geht auf das Gemenge zu. André schlüpft unter Armen hindurch und packt mich, stürmt mit mir aus der Bar. Ich bin berauscht davon, zu ihm zu gehören, trunken vom Nervenkitzel, fühle mich mächtig an seiner Seite. Wir laufen an beleuchteten Bars, Frauen in Netzstrümpfen vor Bordellen, 24 Stunden Shops und einer Gruppe verkleideter Junggesellen vorbei, bis ich André keuchend an der Jacke ziehe. „Ich kann nicht mehr“, huste ich in seine Richtung. Er bleibt stehen und übergibt sich hörbar in eine Hecke. Ich bleibe in respektvollem Abstand. Danach trotten wir ein paar Schritte weiter, lassen uns in einer Seitenstrasse auf den Rand des Trottoirs sinken. André schaut mich fragend an und ich bemerke das Zucken seiner Mundwinkel, den unsicheren Stolz in seinem Blick. Wir beginnen gleichzeitig zu lachen. Die Hysterie packt uns, wir können uns kaum beruhigen, japsen nach Luft. Er schüttelt seine rechte Hand, öffnet und schliesst sie einige Male, betrachtet sie dabei eingehend. Ich sehe ein paar Kratzer in seinem Gesicht, bewundere ihn von der Seite. „Das war krass, Mann!“ André grinst und sagt: „Das nächste Mal haust du selbst zu!“ Ich kann das nächste Mal kaum erwarten.

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Bettina Scheiflinger | Bachelor Literarisches Schreiben Warten auf etwas, Text

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JUNI –  AUG UST 2019

Warten auf Etwas

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Auch kein Anstandsschluck mehr Ich war immer nüchtern. Es gab keinen Bruch, nie ein Zuviel. War ich betrunken, dann höchstens ein wenig. Habe ich geraucht, dann höchstens ein paar. Entweder wurde mir schlecht oder langweilig. Als mir ein Freund vor etwa drei Jahren erklärte, dass er trinke, um ein intensives Leben zu führen, beschloss ich, komplett damit aufzuhören. Auch an Silvester keinen Anstandsschluck mehr. ‚Intensiv’ ist, wenn alle um einen herum zu besoffen sind um zu merken, dass the magic won’t happen anymore, um halb drei Uhr morgens in irgendeinem Club, an irgend einer Party. Ertappen mich andere beim Nüchternsein, quittieren sie das mit zarten Blicken der Anerkennung, ein bisschen Jalousie vielleicht, oh, ich möchte das auch können. Das höre ich oft. Aber ich bin keine Referenz, tauge null zum Vorbild. Schliesslich weiss ich nicht, wie sich das anfühlt: Lust auf einen Drink zu haben, Bedürfnis nach einer Zigarette danach. Als Jugendliche hatte ich den Übernamen Blauchrüz-Mili. Lange wusste ich nicht, was damit gemeint war. Bis mir irgendjemand steckte: Das Blaue Kreuz, ein christlicher Verein, der hilft, vom Alk loszukommen. Und ich so: Aha. Den Zürcher Platzspitz-Skandal habe ich noch knapp mitbekommen, angegurtet auf dem Rücksitz des Autos meiner Eltern. Ich war ein Kind, ich war schockiert, aber noch intensiver durchfuhren mich die ermahnenden Worten meiner Eltern, die wie Car-Reiseleiter die Tristesse kommentierten, und wenn Sie links schauen, sehen Sie Europas berühmtesten Drogenumschlagplatz. Sollten Sie jemals die Lust verspüren, Drogen zu nehmen: Hier ist, wo sie landen werden. Ich wuchs zum Teenager heran und las ‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‘. Damit hatte es sich. Sagte jemand ‚Drogen‘, sah ich pockennarbige Gesichter, eingefallene Leiber und Spritzen auf Bahnhofklos.

JUNI –  AUG UST 2019

Alle reden vom Rausch und meinen damit den künstlich herbeigeführten. Was aber, wenn dieser von keinerlei Interesse ist? Erfahrungsbericht einer Nüchternen. Wenn Nüchterne davon erzählen, dass sie jetzt nüchtern sind, haben sie meistens eine Überdosis hinter sich. Zu viel geraucht, zu viel getrunken, zu viel gekokst, zu lange zu viel und vor allem zu oft. Und irgendwann kommt der Bruch: So geht das nicht weiter. Dann erscheinen Bücher und Facebook-Posts über das neu gewonnene Lebensgefühl namens Enthaltsamkeit. Eine der erquickendsten Berichterstattungen dieser Art kommt von Benjamin von Stuckrad-Barre. Ich verschlang ‚Nüchtern am Weltnichtrauchertag‘, dieser trockene Einblick in das Sozialleben eines ehemaligen Alkoholikers. Aber viel Möglichkeit zur Identifikation bot sich mir nicht. Denn da schrieb einer, der früher dazugehörte. Dazugehörte zu denen, die an Apéros froh sind um das zungenlockernde Flüssige, dank dem es sich im kollektiven Rauschzustand in die frühen Morgenstunden treiben lässt. Damit es mir da zu blöd wird, muss es schon sehr blöd werden. Ich habe einen guten Draht zu Betrunkenen, ich und meine drei Gläser Orangensaft intus. Habe ich Glück, wird an diesem Apéro einer der Guten serviert, mit Fruchtfleisch und ohne künstlich zugesetzten Zucker.

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Nüchtern

Rauschromantik im Raucherabteil Aber ob ich deshalb nicht konsumiere? Was weiss ich. Vielleicht sind es die Gene mütterlicherseits. Denn mein Vater raucht Kette seit er zwanzig ist. Jetzt ist er 80-Jährig und schwört auf die starken Roten. Krank sei er geworden, als er mal drei Monate Pause gemacht habe. Nie mehr wieder. Das hat er sich geschworen. Und zündet die Nächste an. Als Kind habe ich seinen ausgeblasenen Rauch angewidert weggewedelt. Hat er uns auf Besuche mitgenommen, wurde im Wohnzimmer geraucht. In Restaurants. Im Raucherwaggon der SBB. Ich bin da nur dringesessen, weil meine Freund*innen beim Pendeln zwischen Thun und Bern kiffen wollten, um von ihrem Tag an der Gewerbeschule runterzukommen. Und jederzeit bestand die Möglichkeit, von Bullen in Zivil kontrolliert zu werden. So aufregend kann der Rausch sein. Derweil ich mich ärgerte über meine Klamotten, die nach Rauch stanken. Wenn ich irgendwo Gras rieche, denke ich an Thun, diese 40000-Seelenstadt am Rande der Alpen, wo ich aufgewachsen bin. Das Selveareal war in den Neunzigern ein Party-Sehnsuchtsort für die Jugend aus der ganzen Schweiz. Heute stehen dort Alterswohnsiedlungen, an einem Ort, wo ich als 14-Jährige in Clubs reingekommen bin, für die ich hätte 18 Jahre alt sein sollen. Es war die Zeit der Raves und Hip-Hop-Feten, enge Schlaghosen und kurze Lycra-Tops, Strasssteine, Buffalo-Plateuschuhe , meine Mutter orakelte, dass ich auf der Gosse enden würde. Natürlich glaubte sie mir nicht, dass ich nur tanzen wollte. Neue, noch engere Jeans kaufen und damit auf den Tischen tanzen. Umemache. Das war mein Ding. Aber irgendwie ging das alles auch nüchtern. Tschüss, Welt Natürlich hatte ich meine Momente. Gerade Marihuana roch zu betörend, als ich es nicht selbst einmal als Wirkstoff in meinem Körper erleben wollte. Ich hatte mich mit einem Typen verabredet, auf dem Thuner Mühleplatz, er hat mir einen Joint hingehalten und natürlich nahm ich zwöi, drü Schriise. Beim Kiffen ist es so: Zuerst merkst du nichts und dann gleitest du unmerklich über in so einen Zustand von: nichts. Taube Hände, dumpfe Sinne. Tschüss, Welt. Meine beste Freundin bemerkte mein Abdriften und schmuggelte mich an meiner Mutter vorbei ins Bett, ich schachmatt. Meine Calvin Klein Uhr wog tonnenschwer an meinem Handgelenk. Als ich sie abstreifte, verlor ich Bodenkontakt, so leicht wurde mir. Ich sah die Welt sich drehen und kotzte in der Farbe Grün. Grün wie das Gras, das ich geraucht hatte. Ich sehe noch heute in diese Kloschüssel, als wäre es gestern gewesen. Danach hatte ich tagelang Backflashs, geriet immer wieder in diese Echokammer der Bekifften, die Assistenz braucht, um ins Bett zu kommen. Ich glaubte, hängengeblieben zu sein. Später erfuhr ich, dass dieser Typ eine Wette am Laufen hatte. Mein Höschen wäre das Beweisstück gewesen. Gute beste Freundin. Wahn statt Rausch Heute wünsche ich mir manchmal den Zustand der Gleichgültigkeit herbei. Wünsche mir, bekifft zu sein, schwebend, gleitend, nett und sanft sein. Hirn aus, mir doch egal, heute keine Lust auf Feminismus und deine Ignoranz kann mir nichts. Pilze sammeln auf der Alp und dann in der Wiese halluzinieren? Ich wünsche es mir! Aber dann sehe ich mich, wie ich mich von einer Klippe stürze. Nicht im Rausch, sondern im Wahn. Einmal habe ich eine Linie Koks gezogen mit dem Verdacht, dass es sich um Waschpulver handelt. Es brannte in der Nase und machte mir Sorgen. Hustest du noch, oder hast du dir schon die Nasenscheidewand verätzt? In Sao Paulo war das. Frühes Jahr 2012, am Vale do Anhangabau, dort, wo ein Fluss trockengelegt und zubetoniert wurde, damit eine Schnellstrasse entstehen konnte. Es war meine Zeit, als ich wochenlang nicht vor vier Uhr morgens ins Bett kam, unterwegs in einer Gruppe von Menschen, die sich fast täglich irgendetwas reinpfiffen. Ich erlebte das alles nüchtern – und hatte den Spass meines Lebens. Sassen wir in einer Bar, gab es Bier in Literflaschen und der Kellner knallte jeder von uns ein Copo Americano, wie die kleinen Gläser in Brasilien heissen, vor die Nase. Automatisch. Dann wurde getrunken im Akkord. Ich stieg bald schon um, auf Cola Zero oder so. Aber kein Bier mehr für mich, bitte. Mir schmeckt das nicht. Keine Ahnung, weshalb. Um am nächsten Morgen gerädert aufzuwachen, braucht es am Abend zuvor keinen Alkohol. Mir passiert das nämlich regelmässig. Und dann denke ich mir: Wie schafft man das, mit einem Kater?

Milena Krstic | Master Contemporary Arts Practice Nüchtern, Text 11


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Matteo Petruzzi | Bachelor Fine Arts Feed #2 (My), Print 12

Tanja Schwarz | Master Contemporary Arts Practice Aus der Serie Ich sitze auf dem Leben, Zeichnung


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Lynn Sullivan | Bachelor Visuelle Kommunikation 23:40, Langenthal, Fotografie 13


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Celine Künzle, Mirijam Fries | Bachelor Visuelle Kommunikation Der Traum von einer drogenfreien Welt – ein schlechter Trip, Visual Stills


M D M A in drei A k t e n

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STELLUNGNAHME

Sie kotzte ins Feld. Ich wollte ihr irgendetwas zurufen, brachte aber nichts raus. Stattdessen griff ich aus Versehen mit der Hand ins Feuer. Wir waren zu zweit mitten in einer Dienstagnacht auf einer Waldlichtung und wir hatten je eine unbestimmte Menge MDMA geschluckt, die Kristalle in Zigarettenpapier verpackt und mit Wasser runtergespült, Wasser, von dem wir zu wenig dabeihatten. Vielleicht nahmen wir etwas zu viel von den Kristallen, keine Ahnung, aber sie schmiss trotzdem nochmals nach. Sie schaute mich an, mit weit aufgerissenen Augen, ihr Gesicht und ihre Haare beleuchtet von den Flammen und weil sie meine Jacke trug, bildete ich mir ein, dass sie ich sei und war entsprechend verwirrt. Und ständig hatte ich kinematografische Assoziationen: Ein Stück Holz wurde zur Fernbedienung, um das Feuer zu bedienen, die Schnitte zwischen den einzelnen Aufnahmen waren unsauber, manchmal stockte das Bild. Einzelne Gegenstände funktionierten als eine Art MacGuffin, sie führten mich durch den Trip und verliehen ihm ein Narrativ. MDMA ist eine Kino-Droge. Wenn man drauf ist, ist man komplett im Film. Das liegt vielleicht daran, dass sich die Welt in diesem spezifischen High auf den aktuellen Schauplatz komprimiert, auf den Raum, in welchem man sich befindet, und auch temporal: auf den unmittelbaren Moment. Alles was darüber hinausgeht, existiert nicht. Der Trip setzt sich zusammen aus einer sehr überschaubaren Anzahl Schauplätzen, ein paar Requisiten, einem klassischen Spannungsbogen und drei Akten: Zuerst kurz Set, Setting und Dosis überprüfen und festlegen, dann die Steigerung hin zum Höhepunkt des Highs und zum Schluss das Down mit mehr oder weniger psychotischer Qualität. Wenn man irgendwo pfuscht, wird’s ein Scheiss-Theaterstück, ein schlechter Film oder der dritte Akt einfach viel zu lang. Als es dämmerte, verliessen sie und ich die Lichtung mit dem Fahrrad. Wir waren bereits am Runterkommen, aber immer noch mit tellergrossen Pupillen und bleichen Gesichtern. Mitten im Feld kam uns ein Bauer entgegen, ich wurde nervös und sie auch, sie stürzte vom Fahrrad. Der Bauer schaute uns

Impressum HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB, N°2/2019 Herausgeberin: Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

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Text Jessica Jurassica * Illustration Celine Künzle

besorgt an. Wir fuhren hektisch davon. Der nächste Tag war sonnig und wir spazierten wieder durch den Wald. Der Weg war übersät mit Löchern, die mich alle paar Meter in die Dunkelheit runterrissen. Dann war da wieder nur der sonnige Waldweg. Schmetterlinge und Blumen, bis wieder eines dieser Löcher kam. Nach einer Stunde war ich komplett erschöpft und mein linkes Auge funktionierte nicht mehr. Alles flimmerte. Ich legte mich hin und schlief sehr lange. Ich kam zehn Tage nicht wirklich runter. In dieser Zeit versuchte ich den Trip zu entwirren, indem ich schrieb, auseinanderschnitt und neu zusammensetzte. Ich sortierte meine Bücher nach einem zweiachsigen System, stapelte sie so, dass sich vertikal eine Ordnung ergab und gleichzeitig horizontal zwischen den verschiedenen Stapeln. Ich ordnete meine Welt neu, mein Denken organisierte sich durch Vernetzungen unter den Oberflächen, die sich von meinem Gehirn durch meinen ganzen Körper erstreckten und weiter aus mir selbst hinaus in die Denkapparate längst Verstorbener. Ich hatte Zugriff auf sie alle: Boroughs, Warburg, Deleuze, Nietzsche. Gleichzeitig hatte ich mehrtägige Blackouts und nach zehn Tagen erreichte ich den Höhepunkt in Form kompletter Dissoziation. Ich betrachtete meine Hände, ohne dass ich sie hätte einer Identität zuordnen können. Ich löste mich innerhalb weniger Minuten vollständig auf, bis ich mich im Körper einer anderen Person und an einem anderen Ort manifestiert wiederfand. Dann war es unvermittelt vorbei. Ich hatte mich wieder zusammengesetzt, und zwar genau dort, wo ich sein sollte: in meinem Körper, in meinem Bett. Ein paar Wochen später kaufte ich mir Sartres «Nausea». Darin gibt es eine Szene, wie der Protagonist seine Hände betrachtet und diese keiner Identität zuordnen kann. Und alles um ihn herum nur verzerrtes Rauschen, unvereinbar mit der eigenen Existenz. Also sticht er sich ein Messer in die Hand rein und ist erleichtert, sein eigenes Blut aus diesem seltsamen Körper heraustreten zu sehen. Ich las das Buch nicht zu Ende, es ist eine einzige Psychose. Und Sartre: Damals halt auch nur aus Versehen auf Meskalin hängen geblieben.

Redaktion: Christian Pauli (Leitung) Ariana Emminghaus Peter Kraut Marco Matti Nathalie Pernet Raffael von Niederhäusern Andi Schoon Bettina Wohlfender

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Jessica Jurassica ist Cloud-Literatin, Künstlerin und Kunstfigur. Die 26-Jährige schreibt als freie Autorin und Kolumnistin über Sex, Drogen und Kultur. Sie ist Mitgründerin des KSB-Kulturmagazins.

Gestaltungskonzept und Layout: Atelier HKB, Marco Matti (Leitung) Lara Kothe Lydia Perrot Renate Salzmann

© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden.

Druck: DZB Druckzentrum Bern

Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch

Auflage: 8000 Exemplare Erscheinungsweise: 4 x jährlich

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds

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JUNI –  AUG UST 2019

HKB aktuell | Agenda

N°2/2019

Grafik: Atelier HKB, Renate Salzmann

Diplomsommer / L’été des diplômes 2019 Bern, Biel und Langenthal 31. Mai bis 25. September Details in der HKB-Agenda auf S. 21 hkb.bfh.ch/diplomsommer

Ein langer Sommer steht bevor. Wenn an der HKB die Studierenden ihre Abschluss- und Diplomarbeiten präsentieren, spannt sich ein grosser künstlerischer Bogen auf. Das Programm erstreckt sich nicht nur auf die drei Städte Bern, Biel und Langenthal, sondern über vier Monate und vor allem auch auf alle künstlerischen Disziplinen. Als da wären: Contemporary Art, Design, Écriture littéraire, Fine Arts, Jazz, Klassische Musik, Konservierung-Restaurierung, Kunstvermittlung, Musique et mouvement, Opéra, Theater, Théâtre musical

& Composition sowie Sound Arts. Sie haben den Überblick verloren? Auf hkb.bfh.ch/ diplomsommer finden Sie das ganze Programm. Schauen Sie etwa rein, wenn der Studiengang Musik und Bewegung vom 14. bis 22. Juni im Volkshaus und in der Burg Biel ein Sommerfestival veranstaltet. Wenn, ebenfalls in Biel, am 20. Juni die Studierenden aus ihren Texten lesen und die jungen Künstler*innen von Contemporary Arts Practice das Kunsthaus Pasquart bespielen. Und wenn zwei Tage später die drei Solist*innen zum Konzert im Kongresshaus laden. Der Fachbereich

Gestaltung und Kunst ruft zum grossen Finale an der Fellerstrasse in Bern-Bethlehem, der Studiengang Fine Arts ins Kunsthaus Langenthal. Wenn Sie schon immer wissen wollten, was in der Kunst alles drin ist. Wenn es Sie wundernimmt, wie das Ganze aus junger und neuer Perspektive ausschaut. Dann sind Sie im v 2019 der HKB genau richtig!

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Ausgezeichnet!

« L’instabilité est aussi un moteur »

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Elisa Shua Dusapin En 2014, tu as fini tes études à l’Institut littéraire suisse. Près de cinq ans plus tard, vois-tu clairement ce qui a compté pour toi dans cette formation ? Fondamentalement, l’Institut a joué un rôle d’accélérateur. Mes études m’ont permis d’apprendre à travailler de façon autonome. Sans ces trois années au contact d’autres personnes qui écrivent aussi, j’aurais mis plus de temps à me lancer dans l’écriture d’un roman. Je ne l’aurais peut-être jamais fait. J’avais – et j’ai encore – peu confiance en moi. Aujourd’hui, la question de la légitimité d’écrire me pèse moins, en partie grâce à la réputation de l’Institut, qui ne cesse de grandir. Mais la peur de ne pas réussir à transmettre ce que je voudrais exprimer dans un texte, dans un projet artistique, cette peur, elle demeure. Tant mieux, je crois. Tu as pour l’heure opéré un choix radical : faire de tes activités artistiques ton unique « métier ». Comment cela s’est-il passé ? En réalité, cette situation découle moins d’un choix que d’un concours de circonstances. Dès la fin de mes études, on m’a commandé des textes pour la scène qui m’ont lancée dans le milieu professionnel. Je travaillais aussi comme comédienne dans la compagnie de Maya Bösch. En parallèle, j’ai commencé un master à l’UNIL. Je n’aurais pas fait ce choix aujourd’hui, à 26 ans. Mais j’en avais 20, l’idée d’un autre diplôme me rassurait. Dès la parution de mon premier roman en août 2016, tout s’est accéléré: tournée de promotion, traductions, bourses, résidences d’écriture, à tel point que je n’avais plus l’impression de maîtriser le cours des choses. J’étais abasourdie par la réception du livre, dépassée par la médiatisation soudaine… Une résidence de six mois à New York m’a permis de reprendre mon souffle et de terminer mon deuxième roman. Ensuite, j’avais l’intention de prendre un peu de temps pour réfléchir à ce que j’avais envie de faire, mais la parution de Les Billes du Pachinko m’a entraînée dans un nouveau cycle de promotion et de rencontres, jusqu’à ce que je réalise qu’effectivement, depuis trois ans, je vivais de l’écriture, et qu’avec une meilleure gestion de mes ressources et de mon temps, j’allais pouvoir me débrouiller pour quelques années. Je m’en sors entre droits d’auteurs, conférences et commandes – la plus récente étant un scénario pour un long-métrage de fiction … Ce n’est pas toujours évident, il n’y a aucune sécurité et je dois jongler entre ce que j’accepte pour des raisons financières et ma disponibilité pour mes projets personnels. Tout peut changer d’un instant à l’autre. Cette instabilité est aussi un moteur.

Photo : Romain Guélat

Pour Les Billes du Pachinko (Zoé 2018), tu as reçu l’un des Prix suisses de littérature. Parmi les nombreux prix venus couronner ta jeune carrière, celui-ci a-t-il une couleur particulière compte tenu de ton identité métissée ? Un jury qui débat dans quatre langues, c’est une idée de la Suisse que j’aime. En France, où je me rends souvent pour des rencontres littéraires, on me présente toujours comme une écrivaine française et cela me heurte. Bien qu’originaire de France, j’ai un passeport suisse, j’ai grandi à Porrentruy entre le coréen et le dialecte zurichois du côté maternel et le français du côté paternel. Mon roman parle exactement de cela, du rapport aux langues, à leurs identités propres. Je suis fière de ce Prix suisse de littérature, car au-delà de la reconnaissance littéraire, il me permet de repenser la question de la langue comme outil politique autant que poétique : ce n’est pas parce que je suis Française que j’écris en français ; ce n’est pas parce que j’écris dans la langue française que je suis Française. Ton premier roman, Hiver à Sokcho, a eu un magnifique succès critique et public. La sortie de ton deuxième livre a-t-elle été une source d’inquiétude ? Il m’a fallu presque deux ans avant de pouvoir

me remettre à écrire. Des résidences au bout du monde m’ont beaucoup aidée à trouver le recul et le calme nécessaires. Ma plus grande peur, je crois que c’était ça : ne pas réussir à oublier les médias, l’image publique, ne plus pouvoir me concentrer. Les critiques m’inquiétaient aussi bien sûr, mais dans une moindre mesure. Quand on décide de publier, il faut être prêt à encaisser les retours, même s’ils peuvent être très déstabilisants. Les lecteurs et les critiques relèvent la justesse et la délicatesse de ton écriture. Quand sais-tu que la forme est aboutie ? Je le ressens à un moment donné, c’est une intuition, quelque chose de physique que j’ai du mal à expliquer … En musique, lorsque résonne la dernière note avant l’octave, on ressent un inconfort qui ne peut se résoudre qu’à travers l’octave, comme un soupir de soulagement. Je ressens la même chose dans un dialogue, un paragraphe, cet équilibre entre confort et inconfort. Je ne peux pas l’expliquer, mais j’en suis consciente, donc en jouer. Il y a les romans, mais il y a encore le théâtre. Que t’apporte-t-il ? Enfant, je voulais être danseuse, comédienne

ou mime … L’expression corporelle a toujours été très importante pour moi, voire plus que la littérature. Aujourd’hui, grâce au théâtre, je retrouve un rapport direct avec le public. J’en ai besoin. Je ne pourrais pas seulement écrire des romans, dans la longue solitude que ce travail nécessite. J’adore les lectures publiques et je regrette que le public francophone soit aussi réticent comparé au public germanophone ! Entretien : Michel Layaz, enseignant à l’Institut littéraire suisse

D’origines franco-coréennes, Elisa Shua Dusapin grandit entre Paris, Séoul et Porrentruy. Diplômée de l’Institut littéraire suisse de Bienne en 2014, elle travaille comme comédienne et dramaturge avec divers metteurs en scène dont Maya Bösch et Frank Sémelet. En 2017, elle est boursière culturelle de la Fondation Leenaards ainsi que boursière du Canton du Jura pour une résidence de six mois à New York. Son premier roman, Hiver à Sokcho (Zoé, 2016) obtient de nombreux prix, dont le Prix Robert Walser, le Prix Révélation de la Société des Gens de Lettres, le Prix Régine Deforges et le Prix Alpha. Les Billes du Pachinko (Zoé, 2018) est lauréat d’un Prix suisse de littérature. Ces deux ouvrages sont traduits en plusieurs langues. Dès 2018, Hiver à Sokcho est adapté au théâtre. Actuellement, Elisa Shua Dusapin se consacre à l’écriture et aux arts de la scène. Elle vit entre le Jura, Genève, Séoul et Tokyo.

In Kürze

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Nach über 30 Jahren als Dozent im Studienbereich Musik und Bewegung (Rhythmik) der HKB geht Martin Kutterer im Sommer 2019 in die Pension. Den Kern seines Unterrichts bildeten perkussionszentrierte Rhythmik, Ensembleimprovisation und pädagogische Fächer, ebenso begleitete er Praktika an Kindergärten und Schulen, künstlerische Projekte und schriftliche Arbeiten. Von Aufnahmeprüfungen bis zu Erwachsenenkursen, stets war er als kompetenter, aufmerksamer und kritischer Vertreter der Rhythmik dabei. Für Studienanfänger*innen gab Kutterer einen Kurs in Geschichte der Rhythmik – und schrieb die Geschichte der Bieler Rhythmik mit. Dank seinem Engagement sprossen Jahr für Jahr die beiden szenischen Formate des Studienbereichs für junges Publikum – die Klanggeschichten und das Kinderstück. Im Alltag in der Bieler Burg hatte er immer ein offenes Ohr für studentische Anliegen, eine kluge Empfehlung für Kolleg*innen oder ein Trauminstrument aus seiner Perkussionsschatzkammer. Einige Hundert Studierende und Dutzende von Dozierenden haben von Kutterers Wissen im Unterricht, bei Besprechungen und auf der Bühne profitiert. Die Bieler Rhythmik

schätzt sich glücklich und stolz, Martin Kutterers Erbe weiterleben und -geben zu dürfen. Erfreulicher Erfolg für die Jungmusikerinnen Lea und Selina Frei am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb in Neuchâtel: Die Zwillingsschwestern mit Jahrgang 1999 haben einen ersten Preis gewonnen. Lea und Selina Frei studieren im ersten Bachelor-Jahr Musik Klassik an der HKB in der Klasse von Monika Urbaniak. Als Duo Gemina holten sie am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb in der Kategorie Zeitgenössische Musik | Kammermusik IV-E die Maximalpunktzahl und eine Auszeichnung. Sie spielten Werke von Luciano Berio, Damian Scholl und Henryk Mikolaj Gorecki. An der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hat Julia Siegmundt promoviert mit einer Dissertation zum Thema Der andere Raum Zoo: über Produktion und Reproduktion gesellschaftlicher Naturverhältnisse. Der SNF hat zwei neue Drittmittelprojekte der HKB Forschung bewilligt: — Rabab & Rebec – Erforschung von fellbespannten Streichinstrumenten des späten Mittelalters

und der frühen Renaissance und deren Rekonstruktion von Thomas Gartmann — Kunstfiguren – Gestaltungsprozesse fiktiver Identitäten von Fabiana Senkpiel Beim Wettbewerb der Stiftsmusik Stuttgart hat der ehemalige HKB-Orgelstudent Samuel Cosandey den 1. Preis gewonnen, wird am 29. Juni um 10 Uhr in der Stiftskirche Stuttgart auftreten. Aus 44 Einsendungen hat die vierköpfige Jury fünf Werke ausgezeichnet, Samuel Cosandey gewann mit «... Sommerzeit?» den 1. Preis in der Höhe von 1500 Euro. Die fünf Werke werden beim Preisträgerkonzert von Studierenden der Orgelklasse der Musikhochschule Stuttgart an der MühleisenOrgel uraufgeführt. Samuel Cosandey hat an der HKB bei Daniel Glaus und Xavier Dayer im Master Specialized Music Performance Neue Musik studiert und im Juni 2018 mit Auszeichnung abgeschlossen. Julia Kiesler hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erfolgreich promoviert mit der Dissertation Der performative Umgang mit dem Text. Sprechwissenschaftliche Untersuchung zur sprechkünstlerischen Probenarbeit im zeitgenössischen deutschsprachigen Theater.

Martina Santarone aus der Violaklasse von Patrick Jüdt hat beim Wettbewerb Premio Francesco Geminiani in Verona den ersten Preis gewonnen, Daniele Valabrega aus derselben Klasse belegte den dritten Platz. Beide studieren im Master Music Performance Klassik an der HKB. Eva Allemann, Mitarbeiterin in der HKB Forschung, hat den Förderpreis Kulturvermittlung 2019 vom Kantonalen Kuratorium für Kulturförderung Solothurn erhalten. Die HKB-Jazz-Dozentin Efrat Alony wurde vom Artemis Women in Action Film Festival 2019 in Los Angeles für ihren Song Hear Me vom Album Dismantling Dreams (Enja Records, 2009) mit dem Preis Best Foreign Artist ausgezeichnet. Marie Caffari, Leiterin des Schweizerischen Literaturinstituts, erhielt im Rahmen des Dies Academicus der Universität Lausanne den Prix de l’Etat de Berne, der jedes zweite Jahr an eine Person oder eine Gruppe verliehen wird, die sich aktiv für einen literarischen/kulturellen Austausch in der Schweiz engagiert.


HKB-Absolventin im Fokus

Neu an der HKB

Anna Gössi

Im Weiterbildungsbereich Design und Medien kommt zu Angeboten wie Data Visualization, Signaletik und Dokumentarfilm ein neues hinzu: der CAS Fotografie. In diesem ersten gemeinsamen Studiengang wollen die HKB Weiterbildung und die Schweizer Journalistenschule MAZ ihre Kompetenzen in den Bereichen Bild, Medien und visuelle Rhetorik zusammenbringen. Der CAS Fotografie fokussiert auf Bildjournalismus und dokumentarische Fotografie. Damit spricht er Journalist*innen und Gestalter*innen an. Der Berner Fotograf Reto Camenisch leitet den neuen CAS. Anmeldeschluss: 9. September 2019, Kursbeginn: 30. September 2019. Sarah Grossmann ist seit März für die Beratung ausländischer Studierender an der HKB zuständig – eine Aufgabe, die für eine internationale Hochschule immer wichtiger wird, müssen doch vermehrt Behördenkontakte gepflegt, entsprechende Abklärungen getroffen und persönliche Umstände der Studierenden mitberücksichtigt werden. Grossmann bringt für diese Aufgabe viel Erfahrung aus dem NGO- und Coaching-Bereich mit, und bereits als Tutorin an der Universität Bern war ihr die Beratung von Studierenden ein besonderes Anliegen. Im Rahmen des Weiterbildungsstudiengangs MAS Musik-Management erwerben sich Musiker*innen erweiterte Kompetenzen, um die eigene berufliche Laufbahn in eine neue Richtung zu lenken. Die Studierenden erhalten u.a. das Diplom als Musikschulleiter*in des Verbands Musikschulen Schweiz. Neu findet einer der Kurstage in Verknüpfung mit dem Ausbildungsstudiengang MA Music Pedagogy statt. Pädagogikstudierende bewerben sich auf eine fiktive Stelle, die angehenden Musikschulleitenden sichten die Bewerbungsunterlagen, führen eine Probelektion und ein Vorstellungsgespräch mit den Kandidat*innen durch und geben schliesslich ein fundiertes Feedback. So erwerben die Beteiligten auf beiden Seiten Kompetenzen, die für ihre weitere berufliche Entwicklung wichtig sind.

An der Scala oder der Met zu singen, war nie Anna Gössis Ziel, die östlichste Stadt Deutschlands allerdings ebenso wenig. Doch die Absolventin des Schweizer Opernstudios fühlte sich in Görlitz vom ersten Besuch an wohl. Aus jenem Vorsingen im Jahr 2016 ergab sich ihr heutiges Engagement als festes Ensemblemitglied am dortigen GerhartHauptmann-Theater. Im Zweiten Weltkrieg von den alliierten Bomben verschont, verfügt die Stadt an der polnisch-deutschen Grenze über eine wunderschöne Altstadt, die auch bereits mehreren Hollywoodfilmen als Kulisse gedient – und in der Gössi eine gemütliche Wohnung gefunden hat. Die Bielerin mag das Kleinstadtflair ihrer neuen, zweiten Heimat: «Ich finde es schön, dass man sich kennt auf der Strasse, die Anonymität einer Grossstadt wäre nichts für mich.» Beruflich bedeutet dies für Gössi, dass sie am Theater von Musical bis Oper alles singt – eine Vielseitigkeit, die ihr sehr entspreche. Eine Festanstellung ist im Opernbusiness alles andere als selbstverständlich. Der Markt ist klein, die Konkurrenz riesig. Dass ihre Kölner Agentin die Zusage aus Görlitz mal als «Sechser im Lotto» bezeichnete, ist indes auch nur die halbe Wahrheit, denn hinter dem Erfolg stecken unzählige Übestunden, Bewerbungen und Vorsingen. Harte Arbeit, die Gössi allerdings mehr als gerne auf sich genommen hat, um ihren Traum eines Lebens als Opernsängerin zu verwirklichen. Und die Früchte kann sie nun ernten. Auch als festes Ensemblemitglied wird Gössi indes noch einiges an Opferbereitschaft abverlangt, wie ein Blick in ihren Berufsalltag zeigt: Während der Probephasen erfährt sie jeweils erst am frühen Nachmittag, ob ihr Name am nächsten Tag auf dem Einsatzplan steht. Pro Woche hat sie Anrecht auf einen freien Tag, allerdings ohne im Voraus zu wissen, welcher das sein wird. Planen lässt sich so kaum. Dass sie sich jeweils die Zeit von 10 bis 14 und von 18 bis 22 Uhr freihalten

Anna Gössi als Ciboletta in Eine Nacht in Venedig (Foto: Marlies Kross)

muss, schränkt auch ihr soziales Leben ein, zumal Wochenenden und Feiertage für sie ohnehin meist Arbeitstage sind. Kommt hinzu, dass sie sich ohne ihren Ehemann, der in Zürich wohnt und arbeitet, in Ostdeutschland niedergelassen hat. Obwohl sich die beiden derzeit nicht so häufig sähen wie andere Ehepaare, geniesse sie jedoch glücklicherweise seine volle Unterstützung. Nach ihren Zukunftsplänen gefragt, muss sie kurz überlegen: «Eigentlich lebe ich jetzt schon meinen Traum. Am glücklichsten bin ich, wenn ich singen und auf der Bühne stehen kann. Der Applaus und die strahlenden Gesichter im Publikum geben mir wahnsinnig viel! Ich möchte einfach weiterhin

Zu Gast

Evan Parker professor. I have known Tom for a good while and trusted his judgement. What were your main goals in terms of content for your visits to HKB? To emphasise the importance of self-belief and the quest for a personal sound. To what extent did you reach them? Only the future lives of the students will provide answers to that question. I can say that there were several students who already have the confidence to improvise in public in so-called “professional” situations.

Jonas Roters hat am 1. Mai 2019 die Funktion als Co-Leiter der Vertiefung Architektur und Ausstattung im Fachbereich Konservierung und Restaurierung aufgenommen. Hauptziel ist die Etablierung eines Leistungszentrums Praxis Denkmalpflege zur Stärkung des Austauschs mit der beruflichen Community und der Vernetzung von Lehre und Praxis. Das Kunstmuseum Bern zeigt bis Ende des Jahres die Intervention Provenienz #1: Herausragende Werke der französischen Kunst des 19. Jahrhunderts aus dem Legat Cornelius Gurlitt mischen sich in die bestehende Museumssammlung. Exemplarisch werden Geschichte und Provenienz der einzelnen Werke aufgezeigt. Seit rund eineinhalb Jahren kooperiert die HKB im praxisorientierten Aus- und Weiterbildungsangebot Werkzuschreibung und Provenienzrecherche interdisziplinär, das nun zum dritten Mal angeboten wird, mit dem Kunstmuseum Bern. Das Museum stellt Fallbeispiele und Lehreinheiten, die HKB bildet Restaurator*innen, Kunsthistoriker*innen und andere Fachleute weiter und trägt damit zu angemessenem Vorgehen im sensiblen Arbeitsfeld von Authentifizierung und Rekonstruktion von Werkbiografien bei.

von meinem Beruf leben können. Klar, dabei wäre es natürlich schön, irgendwann mal wieder näher bei meinem Schweizer Umfeld zu wohnen.» Einstweilen bleibt Anna Gössi aber in Görlitz, wo sie im Juni unter anderem als Ciboletta in Strauss’ Eine Nacht in Venedig und als Lucy in Brechts Dreigroschenoper zu sehen sein wird. annagoessi.ch

HKB -ZEITUNG

Der Grafiker Urs Lehni (*1974) tritt im August die Nachfolge von Roli Fischbacher als Leiter des Bachelor-Studiengangs in Visueller Kommunikation an. Seit 2005 betreibt Lehni zusammen mit Lex Trüb das Studio Lehni-Trueb, das für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet wurde und als letzte grössere Arbeit die gesamten Kommunikationsmittel für die Skulptur-Projekte Münster 2017 gestaltete. Daneben realisiert Lehni immer wieder eigeninitiierte Projekte, zuletzt etwa Corner College, einen offenen Raum für Workshops, Vorträge, Lesungen oder Filmvorführungen. Bis 2017 war er Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und unterrichtete an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland.

JUNI –  AUG UST 2019

von Raffael von Niederhäusern

Where do you think students can benefit most from your rich experience in improvised music? Well ... a difficult question. They can have a look at my history principally through the chronology of recordings and the range of associations and great individuals with whom I have had the good fortune to work.

Evan Parker im Dezember 2010 im Kult, Niederstetten (Foto: commons.wikimedia.org)

As part of the Artist in Residence programme, Tom Arthurs, Artistic Director of the Jazz Division at HKB, invites one personality at a time who has played an important role in the history of jazz and improvised music. During three visits over the course of the academic year, each lasting several days, these musicians offer students a comprehensive insight into their work. Evan Parker, saxophonist and founding father of the European improvised music scene since the mid-1960s, presented three different projects, the musicians involved and their working methods in his three blocks. In addition to theoretical sessions,

Parker attached great importance to direct practical implementation and interaction between students and guests. Evan, what do you think is the attraction of working with young jazz students? I think of what Art Blakey said on one of the original Jazz Messengers’ live recordings at Birdland for Blue Note: “I’m sticking with the youngsters. Keeps the mind active.” Why did you choose to come to Bern and to HKB in particular? I was invited by Tom Arthurs, the course

Is there a moment that you especially remember? It would be invidious to single out any individuals, but clearly the contributions of some of those who already know the secret of “self-belief” were the outstanding moments. Interview (schriftlich): Raffael von Niederhäusern evanparker.com

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Juni–August 2019

HKB-Agenda JUNI –  AUG UST 2019

JUNI Musik Klassik Mo–Fr 6.5.–28.6.

Diplomkonzerte

Ăœber 100 Konzerte im Rahmen der AbschlussprĂźfungen unserer Klassikstudierenden Diverse Orte in Bern Sound Arts Fr–Sa 31.5.–1.6.

Ă suivre #35

Highlight auf der rechten Seite HKB Papiermßhlestrasse 13d, Bern, Grosser Konzertsaal Jazz Mo 3.6. — 20 Uhr

HKB -ZEITUNG

The Music of Lee Morgan, Michel Benita and NguyĂŞn LĂŞ

The Music of Lee Morgan Rosetta Bachofner (voc), GÊraldine Schnyder (voc), Selina Brenner (voc), Matthieu Trovato (p), Debora Korner (eb), Felix Wolf (dr) – Leitung: Thomas Dßrst The Music of Michel Benita and Ngyên Lê Nancy Meier (fl), Xavier Sprunger (sax), Judith Cormier (sax), Jan Dintheer (g), Cyrill Ferrari (g), Max Nyafli (eb), Lucien Zutter (dr), Michael Cina (electr) – Leitung: Matthieu Michel Progr, Bern, Sonarraum U64 Musik & Bewegung Fr–Sa 14.–22.6.

Sommerfestival

Highlight auf der rechten Seite HKB Burg / Volkshaus, Biel Vortragsreihe Mi 5.6. — 17 Uhr

Forschungs-Mittwoch mit Martin FĂźrbach

Vortrag Ăźber die Operation Bernhard, die grĂśsste Notenfälschungsaktion der Geschichte während des Zweiten Weltkriegs HKB Fellerstrasse 11, Bern, Raum 229 Ausstellung Mi 5.6. — 19 Uhr

Cabane B: All Hearts

Screening: Heart Palpitations and Ectopic Beats cabaneb.ch Cabane B, Bern Literatur Do 6.6. — 20 Uhr

alle gesichter, die du trägst

Werkstattlesung mit Studierenden des Schweizerischen Literaturinstituts. Wir ßbersetzten Gedanken, Gefßhle, Erinnerungen, das Jetzt. Hoppla. Wir ßbersetzten ein Gedicht in eine Schneeflocke und ein Pferd in eine Erzählung. Hoppla. Besteht ein Text aus Venen und Arterien und was pumpen wir durch diese Gefässe? Herzblut? Und: Blutet dann das Herz? Es lesen: Andri Bänziger, Erika Do Nascimento, Ariana Emminghaus, Elen Friede, Laura Marti, Louisa Merten, Nora Osagiobare, Bettina Scheiflinger, Michal Steinemann, Julia Toggenburger, Nina Vedova. LiteraturcafÊ Biel

Y Institut Fr 7.6. — 10–12 Uhr

Literatur Sa–Mo 15.6.–9.9.

Musik & Bewegung Sa 22.6. — 14.30 Uhr

Y-Projektpräsentation

Literatur / Robert Walser-Skulptur

Open House in der Burg

Studierende der HKB bespielen die ehemalige Textilfabrik mit Bildern, Klängen und Gesten zum Thema Fake. HKB Fellerstrasse 11 Musik Fr 7.6. — 18 Uhr

Studierendenkonzert

Studierende des Master Music Composition & ThÊâtre musical zeigen ihr KĂśnnen. HKB Ostermundigenstrasse 103, Auditorium Jazz Mo/Di 10./11.6. — 20 Uhr

AbschlussprĂźfungen 2. Jahr Bachelor

Mo: Sibylle Erb (voc), Nicola Bernhard (tp), Elori Baume (ts), Kilian Schmucki (p), Xavier Käser (dr) Di: Damaris Brendle (voc), Patrick Hinsberger (tp), Till Ruprecht (tb), SĂŠbastien Minguely (g), Christoph Buchs (b), Felix Wolf (dr) HKB Ostermundigenstrasse 103, Auditorium Musik Di 11.6. — 17 Uhr

Konzert Fumi Nakamura (Violine)

Prßfungskonzert CAS Kernfach Advanced HKB Papiermßhlestrasse 13a, Bern, Kammermusiksaal Film Di 11.6. — 18 Uhr

Music in Silence

Das junge Lassus Quartett hat sich bei einem radikalen Experiment von einem Filmteam begleiten lassen: Eine Woche lang probten sie, ohne zu sprechen, in einsamer Natur hochkomplexe Musik. Daraus ist der Film Music in Silence entstanden, der in Anwesenheit von Quartettmitglied David Eggert gezeigt und anschliessend diskutiert wird. HKB Papiermßhlestrasse 13d, Bern, Grosser Konzertsaal Ausstellung Mi 12.6.— 19 Uhr

Cabane B: All Hearts

All that, what matters, quite a cliche cabaneb.ch Cabane B, Bern Jazz Mi–Fr 12.–21.6.

Bachelor-Konzerte

Highlight auf der rechten Seite HKB Ostermundigenstrasse 103, Bern, Auditorium Design Do 13.6.— 17.30 Uhr

Vortrag: Petra Gunst

Gesundheitsbauten – intuitiv orientiert mit Farbe, Form und Licht HKB Fellerstrasse 11 Oper Sa/So 15./16.6.— 19 Uhr

Opernproduktion

Highlight auf der rechten Seite Stadttheater Biel

Studierende des Schweizerischen Literaturinstituts sind ßber die Sommermonate beim Bahnhof Biel präsent und beteiligen sich an der Robert WalserSkulptur von Thomas Hirschhorn. Bahnhofplatz Biel Konzert Jazz So 16.6.

Dancing On Frith Street Django Bates Presents The Music Of Loose Tubes Lille (F) Musik Mo 17.6. — 16 Uhr

Konzert Helene Morant (Violine)

Prßfungskonzert CAS Kernfach HKB Papiermßhlestrasse 13a, Bern, Kammermusiksaal Musik Di 18. — 14 Uhr

Konzert Rafal Zolkos (QuerflĂśte)

Prßfungskonzert CAS Kernfach Advanced HKB Papiermßhlestrasse 13d, Bern, Grosser Konzertsaal Musik Di 18.6. — 18 Uhr

Konzert Megumi Nakajima (Oboe) Prßfungskonzert CAS Kernfach HKB Papiermßhlestrasse 13a, Bern, Kammermusiksaal Ausstellung Mi 19.6. — 19 Uhr

Cabane B: All Hearts

Testdrive party: all heart, cliche beats cabaneb.ch Cabane B, Bern Theater Mi 19.6. — 19.30 Uhr

Projektpräsentation

Die neue Schauspielklasse stellt sich Ende des ersten Bachelor-Jahrs zum ersten Mal dem Publikum. HKB Zikadenweg 35, Bern Literatur Do 20.6. — 19.45–22 Uhr

Bachelor-Lesung

Highlight auf der rechten Seite Schweizerisches Literaturinstitut, Biel Abschlusspräsentation Fr 21.6. — 9.30–15 Uhr

Praxisprojekte Kulturelle Bildung

Die Absolventinnen des CAS Kulturelle Bildung berichten von ihren Erfahrungen und Learnings mit ihrem Projekt im eigenen Praxisfeld. hkb.bfh.ch/cas-kulturelle-bildung HKB Fellerstrasse 11, Bern, Grosse Aula Diplomfestival Contemporary Arts Practice CAP Fr–Di 21.–25.6.

The Raw and the Cooked Vernissage: Do, 20.6., 18 Uhr Highlight auf der rechten Seite Kunsthaus Pasquart, Biel

Drei Workshops, um Rhythmik kennenzulernen: Tanz & Bewegung, Rhythmik und Perkussion HKB Burg, Biel Musik Klassik Sa 22.6. — 19.30 Uhr

Solistendiplomkonzert Highlight auf der rechten Seite Kongresshaus Biel Diplomausstellung Gestaltung & Kunst Sa–Fr 22.6.– 5.7.

Finale 19

Vernissage: Fr, 21.6., 18 Uhr Highlight auf der rechten Seite HKB Fellerstrasse 11, Bern Musik Di 25.6. — 20 Uhr

Konzert Aleksandra Halaczkiewicz (Violine)

Prßfungskonzert CAS Kernfach HKB Papiermßhlestrasse 13a, Bern, Kammermusiksaal Musik Klassik Di–Sa 25.–29.6.

Meisterkurs Saxophon

Im fßnftägigen Kurs wird Christian Roellinger, Hauptfachdozent fßr Saxophon an der HKB, interne und externe Studierende in Originalliteratur und Bearbeitungen fßr Solo und Kammermusik unterrichten. Der Kurs ist Üffentlich, Studierende anderer Hochschulen erhalten Informationen bei rita.weber@hbk.bfh.ch Lenk im Simmental Jazz Mi 26.6.

Master-Konzerte

18.30 Uhr, Joshua Hiltbrunner Unfiltered 20 Uhr, Elina Bächlin Elino Ronja Quartett HKB Ostermundigenstrasse 103, Bern, Auditorium Konzert Do 27.6. — 20 Uhr

Cabane B: Yangboy$ Im Rahmen von Sonic Research, Plattform fßr nationale Experimentalmusik cabaneb.ch Cabane B, Bern Theater Sa–Sa 29.6.–31.8.

Master Projects

Highlight auf der rechten Seite HKB Zikadenweg 35, Bern Turbine Theater, Langnau am Albis

JULI

Auflage 5000

Vernissage: Di, 2.7., 18 Uhr Highlight auf der rechten Seite Kunsthaus Langenthal

AUGUST Gestaltung & Kunst Sa–So 3.–18.8.

Sommerakademie Paul Klee

Statecraft, Better Governance Within, Via, and in Spite of Contemporary Art Kurator: Tirdad Zolghadr Progr Bern, Raum 369 Vortragsreihe Datenvisualisierung Fr 9.8.— 18.30–20 Uhr

Viz Lecture #7: Benjamin Wiederkehr

Interaktive Datenvisualisierungen sind die SchlĂźsselkomponente von zeitgemässen Systemen zur Datenverarbeitung. Sie unterstĂźtzen uns bei der Erkundung, Auswertung und Darlegung von Daten. Benjamin Wiederkehr präsentiert in seinem Referat zum Thema User-Centered & Data Driven Gestaltungsprozesse fĂźr Datenvisualisierungen, die gleichermassen die Daten wie auch den Menschen ins Zentrum stellen. Anhand von praktischen Beispielen zeigt er auf, wie Daten in zugängliche, anwendbare und prägnante Erkenntnisse ĂźberfĂźhrt werden kĂśnnen. HKB Fellerstrasse 11, Bern Grosse Aula Musik Klassik Di–Sa 13.–17.8.

Meisterkurs Dirigieren Blasmusik

Interne und externe Studierende werden während fĂźnf Tagen von den HKB-Dozierenden Rolf Schumacher und Corsin Tuor unterrichtet. Als Gastdozent konnte Ivan Meylemans, Chefdirigent des Zeeland Orchestra in Middelburg (NL) sowie Dirigent des Symphony Orchestra der LUCA School of Arts in Leuven (BEL), gewonnen werden. Das Abschlusskonzert findet unter Mitwirkung des Blasorchesters der Jugendmusik Kreuzlingen statt. Informationen: rita.weber@hkb.bfh.ch Konzerte: Do, 15.8. / Sa, 17.8., jeweils 19.30 Uhr Lenk im Simmental ThÊâtre musical Do 22.8. — 19 Uhr

Georges Aperghis: Machinations (2000)

In einer Fassung fĂźr acht Stimmen von Pierre Sublet (2019) Jardins Musicaux, Cernier

Musik Klassik Mo–Sa 1.–6.7.

Sommerkurse Violine, Viola und Violoncello

Meisterkurse mit Benjamin Schmid, Thomas Riebl und Peter Bruns Konzerte: Do, 4.7., 18 Uhr / Fr, 5.7., 19.30 Uhr Lenk im Simmental

NOCH KEIN GRATIS-ABO DER HKB-ZEITUNG? → publikationen@hkb.bfh.ch 20

Diplomausstellung Fine Arts Mi–So 3.–7.7.

Der Eintritt zu HKB-Veranstaltungen ist, wenn nicht anders angegeben, frei. hkb.bfh.ch/veranstaltungen


Mai–September 2019

Diplomsommer hkb.bfh.ch/diplomsommer Ă suivre #35

Bachelor-Konzerte

In Klanginstallationen, Videovertonungen oder Performances präsentieren die Studierenden ihre Semesterarbeiten. Gemeinsam ist ihnen, dass diese aus eigenen Ideen entwickelt wurden.

Mi, 12.6. 20 Uhr, Lucien Zutter FUSIL! 21.30 Uhr, Florian Hufschmid FEMUND – Stories Of The Nordic Woods

HKB PapiermĂźhlestrasse 13d, Bern, Grosser Konzertsaal

Fr, ab 17 Uhr Installationen, 20 Uhr Konzert Sa, ab 14.30 Uhr Installationen, 17 Uhr Konzert Mit Lejla Bajrami, Michael Bernauer, Pablo Chacon, Till Eiholzer, Julian Glaus, Jan Glauser, Raphael Hitz, Milena Krstic, Pascal Lund-Jensen, Daniel Miska, Manolo Mßller, Andreas Ryf, Tanja Stämpfli, Simon Walker, Merlin Zuellig, Jennifer Bornhauser, Lisa Flurina Mark, Lisa Mark, Matthias Mßller, Maximiliano Santander, Fiona Rody, Candid Rßtter, Jasmin-Serag, Robin Siedl, Yves Spiri, Lars Tuchel

Diplomfestival Contemporary Arts Practice CAP Fr–Di 21.–25.6.

The Raw and the Cooked

HKB Ostermundigenstrasse 103, Bern, Auditorium

Vernissage: Do, 20.6., 18 Uhr Kunsthaus Pasquart, Biel

Mit Kouassi DÊsirÊ Amani, Alice Bottarelli, RÊgine Gapany, Yvonne Gempeler, Julia Hoentzsch, Vlora Imeri, Meret Knobel, Ariane Koch, Marc Lauber, Elodie Masin, Manuel Mengis, Michael Nguyen, Humberto Ocaùa Caballero, Lucile Pochon, Anna Robinigg, Samuel Savenberg, Jonas Schmidt, Christoph Schneeberger, Tanja Schwarz, Patrick Tschäppät, Steve Valentin, Emile Van Helleputte, Latefa Wiersch, Saskia Winkelmann, Shuyue Zhao

Do, 13.6. 20 Uhr, Matthieu Trovato Impulse Trio 21.30 Uhr, Miles ZuberbĂźhler Against The Void Fr, 14.6. 20 Uhr, Maximilian Nyafli Frische Fische 21.30 Uhr, Debora Korner Explain the Unexplainable! Expect the Incredible! Mo, 17.6. 20 Uhr, Judith Cormier Blattgold 21.30 Uhr, Xavier Sprunger AndrĂŠ Di, 18.6. 20 Uhr, Nancy Meier mathilda! 21.30 Uhr, Marco Karrer HOME: Mi, 19.6. 20 Uhr, Selina Brenner Cellophane 21.30 Uhr, Annina Mossoni Îą-ray Do, 20.6. 20 Uhr, Rosetta Bachofner Filou meets Flair Orchestra 21.30 Uhr, Melvin Siegrist mellowdik Fr, 21.6. 20 Uhr, Cyrill Ferrari Oort Cloud 21.30 Uhr, Jan Dintheer Petit Obole

JUNI –  AUG UST 2019

Jazz Mi–Fr 12.–21.6.

Literarisches Schreiben Do 20.6. — 19.45–22 Uhr

Bachelor-Lesung

Schweizerisches Literaturinstitut, Biel

Die Absolvent*innen 2019 des Schweizerischen Literaturinstituts lesen aus ihren Abschlussarbeiten. Mit Matteo Baldi, Benjamin Bietenholz, Victor Comte, Marco De las Heras, Sara Di Addezio, Laura Egger, Fiona FĂźllemann, Nadja Geisser, Milena Keller, Senta Lenstra, GaĂŤlle Neury, Simon Petignat, Lara Schaefer, Carlo Spiller, Bastian Stuber, Samuel Tanner, Johanna Veszeli, Cyrill Walker.

Musik & Bewegung Fr–Sa 14.–22.6.

Do, 20.6. 18 Uhr, Vernissage mit Performances Kunsthaus Pasquart, Biel Fr–Di, 21.–25.6 Diplomausstellung Öffnungszeiten: 11–18 Uhr Kunsthaus Pasquart, Biel Fr, 21.6. 19 Uhr, Lesungen und ApÊro 22 Uhr, Konzert Le Singe, Biel 22.30 Uhr, Konzert La Voirie, Biel

HKB -ZEITUNG

Sound Arts Fr–Sa 31.5.–1.6.

Sa, 22.6. 13/14 Uhr, Performances Kunsthaus Pasquart, Biel 17 Uhr, Konzert La Voirie, Biel 18.45/19.30/20.15 Uhr, Konzerte HKB Burg, Biel

Sommerfestival

HKB Burg / Volkshaus, Biel

Fr, 14.6., 20 Uhr The Song is You Die Bachelor-Abschlussklasse gestaltet einen lebendigen und intimen Abend mit ihrem Repertoire aus Jazz- und Popsongs. HKB Burg, Biel

Diplomausstellung Gestaltung & Kunst Sa–Fr 22.6.– 5.7.

Musik Klassik Sa 22.6. — 19.30 Uhr

Finale 19

Solistendiplomkonzert

Vernissage: Fr, 21.6., 18 Uhr Öffnungszeiten: Mo–Sa, 10–19 Uhr HKB Fellerstrasse 11, Bern

Absolvent*innen Bachelor Visuelle Kommunikation Balz Aellen, Mona Baiutti, Laura Biel, Marlen BĂźchi, Tabea Eccher, Fabienne Grossen, Leonie Jucker, Nadine Laube, Martina Massafra, Simon Meier, Ivie Onaiwu, David Rindlisbacher, Carolina Sanches, Hanna Schiesser, Paavo Schweizer, Till Seeholzer, Lukas Stalder, Nadia Studer, Sebastian Wyss

Sa, 15.6., 17 Uhr / Sa, 22.6., 16 Uhr Ă travers Wenn das Sichtbare unsichtbar wird: FĂźnf Frauen und die Frage nach Transparenz. Doch wie viel Wahrheit vertragen wir wirklich? HKB Burg, Biel Fr/Sa, 21./22.6., 19 Uhr Choreos+ Tanz/Perkussion/Chor von und mit Bachelor- und Master-Studierenden der Musik und Bewegung Volkshaus Biel

Oper Sa/So 15./16.6. — 19 Uhr

Opernproduktion

Stadttheater Biel Der herausragende deutsch-syrische KĂźnstler Manaf Halbouni als Gastdozent und Mathias Behrends setzen mit den Master-Studierenden des Schweizer Opernstudios die Opernproduktion 2019 um.

Werke: Riders to the sea von Ralph Vaughan Williams und Il mondo della luna von Niccolò Piccinni Ensemble: Paola Alcocer, Yi-An Chen, Jeanne Dumat, Viktoria Kadar, Brigitte Keusch, Louise Martyn, Yuka Masuno, Marek PavlĂ­Ä?ek, Salvador PĂŠrez, ChloĂŠ Suard, PaweĹ‚ Ĺšlusarz, Xiang Ting Teng, Lena Tschinderle, Sarah-Anne Worms Musik: Sinfonie Orchester Biel Solothurn Musikalische Leitung: Franco Trinca

Absolvent*innen Bachelor Vermittlung in Kunst und Design Oona Baumann, Lara Caluori, Stefanie Haudenschild, Nadja Knuchel, Angela KrĂźse, Nina Kurth, Bettina Odermatt, GĂŠraldine Pini, MoĂŠ Renfer, Karina Schmidlin, Isabelle Weber, Kathrin Zellweger, Sandrine Zurbuchen Absolvent*innen Master Art Education Annette Brandt, Luca Egger, Anja Dietrich, Michael Gsteiger, Pamela Gardi, Jelena Helbling, Christiane Hamacher, Belinda Kernen, Mirko Kircher, Italo Ribeiro, Andrea Rickhaus, Mara Schenk, Oona Siegenthaler, Philipp Studer Ausstellende Master Design Durre Shehwar Ali, Tamara Aepli, Ivan Al-Azm, Alexandra Blum, Hanna BĂźker, Jonas Christen, Camilo Cornuz, Max Frischknecht, Julia Geiser, Eliane Gerber, Lara Kothe, Maria Mahdessian, Daniela Mirabella, Naho Okamoto, LoĂŻse Pignat, Aikaterini Sampazioti

Kongresshaus Biel

Abschlusskonzert fßr den Master Specialized Music Performance Solist*in, die hÜchste Stufe der Schweizer Musikausbildung. Das Sinfonie Orchester Biel Solothurn wird von seinem Chefdirigenten Kaspar Zehnder geleitet. Die Solist*innen sind Valentin Cotton (Klavier), Olivera Ticevic (Sopran) und Alessandro Sica (Violoncello). Aufgefßhrt werden Werke von Maurice Ravel, GyÜrgi Ligeti und Henri Dutilleux. Theater Sa–Sa 29.6.–31.8.

Master Projects

HKB Zikadenweg 35, Bern Turbine Theater, Langnau am Albis

Sa/So, 29./30.6., 19 Uhr Elvio Yair Avila und Steven Schoch HKB Zikadenweg 35, Bern Fr/Sa, 5./6.7., 19 Uhr Ben Gageik, Lisanne Hirzel und Malte Homfeldt HKB Zikadenweg 35, Bern Do/Fr, 29./30.8. Julius Kastner HKB Zikadenweg 35, Bern Fr/Sa, 30./31.8. Paulina Quintero Turbine Theater, Langnau am Albis Diplomausstellung Fine Arts Mi–So 3.–7.7.

Auflage 5000

Vernissage: Di, 2.7., 18 Uhr Öffnungszeiten: Mi/Do, 14–17 Uhr | Fr, 14–19 Uhr | Sa/So, 10–17 Uhr Kunsthaus Langenthal

Ausblick September Mo–Mi, 2.–25.9. Master Projects ThÊâtre musical & Composition Mo–Mi, 2.–11.9. Master-Konzerte Jazz Fr, 20.9., Master-Präsentationen Konservierung-Restaurierung

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HKB -ZEITUNG

JUNI –  AUG UST 2019

Für Sie nehmen wir uns gerne Zeit.

bekb.ch

Öffentliche Ausstellung

Prix Mobilière 2019: Maya Rochat Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 11

Weiterbildung

MAS

Musikpädagogik in spezifischen Kontexten

CAS Frühinstrumentalunterricht

CAS Kollektive Musizierformen

CAS Kommunikation und individuelle Prozessbegleitung

© Maya Rochat

10. April bis 16. August 2019 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 7 bis 17 Uhr Mobiliar Direktion, Bundesgasse 35, 3001 Bern

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Mehr Informationen mobiliar.ch/kunst mobiliar.ch/kunstsammlung mobiliar.ch/engagement

CAS Profil Musikpädagogik

hkb.bfh.ch / musikpaedagogik


Ein HKB-Studiengang stellt sich vor

HKB -ZEITUNG

Für den neuen Master in Music Composition haben wir die Lehrund Studienstruktur von Grund auf neu gestaltet, denn die junge Generation von Komponist*innen wartet mit paradoxen Ideen auf. Sie streben gleichzeitig nach Individualisierung und Teamwork, nach Kompetenzenvielfalt und Spezialisierung. Darauf haben wir reagiert und können nun bereits zum Studienbeginn im September den neuen Kompositionsmaster mit den Vertiefungen Creative Practice und Contemporary Jazz anbieten. Dieser stützt sich auf drei Grundpfeiler: 1. stark individualisierte Lehre mit Dozierenden wie Simon Steen-Andersen, Cathy van Eck, Teresa Carrasco oder Stefan Prins; 2. breite Auswahl an Vertiefungsfächern, von elektro nischer Musik über «kuratorische» Praktiken bis hin zu Musiktheater; Szene aus der Semesterpräsentation Miniatures im Rahmen des Playtime-Festivals im Januar 2019 (Foto: Giuditta Schera) und 3. regelmässige Intensiv wochen, in denen alle Studierenden des Studiengangs zum Allgemeines Vertiefungen Infrastruktur gemeinsamen Arbeiten zusam• Studienort: Bern • Creative Practice • zahlreiche Übungs- und Unterrichtsräume • Nächster Studienbeginn: • Contemporary Jazz • Säle verschiedener Grösse menkommen. Herbstsemester 2020 • hervorragende Musikbibliothek Hier ist für mich die Anwesenheit • Nächste Bewerbungsfrist: 15. März 2020 Dozierende • modernes Aufnahmestudio von Steen-Andersen essenziell. • Creative Practice: Franziska Baumann, An• Unterrichtssprachen: Deutsch, • Forschungsinfrastruktur Französisch, Englisch gela Bürger, Teresa Carrasco, Xavier Dayer, • zahlreiche Leihinstrumente Dank ihm können wir die Tradition • Abschluss: Master of Arts in Leo Dick, Cathy van Eck, Kirsteen Haardt, Die meisten Räume können von den des Théâtre musical, die Georges Music Composition Studierenden online und rund um die Uhr Michael Harenberg, Peter Kraut, Stefan Aperghis vor über 10 Jahren in • Credits: 120 ECTS-Punkte Prins, Simon Steen-Andersen, Oliver Wäspi reserviert werden. sowie weitere Dozierende aus MusiktheoBern ins Leben gerufen hat, rie und anderen verwandten Bereichen Struktur Kontakt mit einem zeitgemässen Aktuali• Extrem individualisierter Unterricht Nemanja Radivojevic • Contemporary Jazz: Dieter Ammann, tätsanspruch weiterführen. Django Bates, Christoph Baumann, • Breite Auswahl an Vertiefungsfächern +41 31 848 49 79 Oliver Friedli, Peter Gromer, David • 1 Intensivwoche pro Semester nemanja.radivojevic@hkb.bfh.ch Auch die Vertiefung ContemGrottschreiber, Bert Joris, Stefan Schultze, • Abschlussprojekt mit dem Ziel einer Aufporary Jazz haben wir unter der führung auf unterschiedlichen Festivals zu Martin Streule, Klaus Wagenleiter Leitung des Pianisten und Komzeitgenössischem Schaffen ponisten Stefan Schultze inhaltlich überarbeitet. Mit Dozierenden wie Django Bates oder Peter Gromer hat sich dieser StudienStudentin Charlotte Torres im Gespräch bereich der Komposition im modernen Jazz verschrieben. Du hast zunächst klassisches Klavier studiert, spä- sich ein Instrument – z.B. in Ton, Tonhöhe, geschrieben ist. Dieser Moment war so unWir pflegen engen Kontakt ter Jazzpiano und Arrangement, Musiktherapie, Klangfarbe, Geste, Rhythmus – in Richtung glaublich! Jazzmusiker*innen lernen diese zu den anderen Kunstbereichen klassische Klavierbegleitung und freie Improvisa- der menschlichen Stimme bewegen? Darü- Tonleiter nach mehreren Jahren Studium, unserer Hochschule, etwa zu tion. Warum bist du 2016 noch für ein Master-Stu- ber hinaus beschäftige ich mich intensiv mit Leena machte das einfach so, einfach weil sie dium in Komposition an die HKB gekommen? Sprache, mit Linguistik und Semiologie, die diesen Sound wollte. Literatur, Bildender Kunst und Ich hatte einen grossen technischen Ergebnisse davon werden in meine Komposi- Was sind deine Pläne für die Zeit nach dem Theater, aber auch zur HKB Rucksack und wollte nun mehr in die künstle- tionen einfliessen. Gleiches gilt für die Klang- Studium? Forschung. Einige Dozierende rische Reflexion und in die Transdisziplinari- forschung, die ebenfalls ein wichtiger Teil Ich werde auf jeden Fall weiter untertät eintauchen. In Basel, wo ich damals schon meiner Arbeit ist. richten, das mache ich sehr gerne. Ich könnte sind in Lehre und Forschung aktiv, so dass an Vorzeigeprojekten seit einigen Jahren lebte, hatte ich zudem sehr Was können Besucher*innen von deinem Master- mir auch vorstellen, im musikpädagogischen interessante Künstler wie Jannik Giger, Lukas Konzert  erwarten? Bereich zu forschen. Künstlerisch werde ich wie bspw. der Mikrotonalität Huber oder Leo Hofmann kennengelernt, die Auch wenn ich das jeweils nicht von weiter als Komponistin mit Ensembles arbeigleichzeitig aus der Sicht des alle in Bern studiert hatten. Von ihnen wusste Anfang an so plane, sind meine Stücke oft ten. Gegenwärtig bin ich daran, ein eigenes ich auch, dass ich in Bern frei, ohne ein stren- zunächst eher unbequem, vielleicht etwas Ensemble zusammenzustellen, für das ich kompositorischen Schaffens und ges akademisches System würde studieren dunkel und hart, stellen dem Publikum Fra- ebenfalls komponieren, in dem ich aber auch der Forschung gearbeitet wird. können. Das alles gab mir Vertrauen bei der gen. Gegen Schluss aber gehen sie ins Helle, Klavier spielen möchte. Grundsätzlich sehe Ausgehend von Forschung ins Poetische, auch ins Humorvolle. Das kris- ich meine berufliche Zukunft also in drei BeEntscheidung für ein Studium an der HKB. Wurden deine Erwartungen erfüllt? tallisiert sich aber erst im Laufe des Kompo- reichen: als Komponistin, als Pianistin bzw. und Reflexion, definieren wir in Tatsächlich war das Studium dann auch sitionsprozesses heraus, daher kann ich heute Performerin und als Pädagogin. unserem Studiengang auch gegenau das, wonach ich gesucht hatte. Ich war noch nicht genau sagen, ob das beim Konzert meinsam mit den Studierenden äusserst positiv angetan. Wichtig zu erwähnen im September auch so sein wird. Interview: Raffael von Niederhäusern ist in dem Kontext auch der lockere, individuWelche Rolle spielt in deinem beruflichen Leben die deren weitere künstlerische elle Umgang mit den Studierenden und ihren Musikvermittlung? Praxis. Mit anderen Worten ist Ideen. Schon so oft hatte ich zuvor Probleme Ich unterrichte am Konservatorium Freitag, 13. September 2019, 18.30 Uhr, es unser Ziel, dass ihr indivigehabt, weil meine Kunst häufig gewagt und Delémont Klavier. Dort improvisiere ich sehr HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern durchaus provokant ist, an der HKB konnte viel mit den Kindern, im Unterrichtsraum steduelles Studienprofil durch die ich hingegen meine Ideen umsetzen. hen zwei Flügel. Es ist echt erstaunlich, was Charlotte Torres (*1979 in Annecy) hat klassisches Klavier Forschung sinnvoll ergänzt wird. Du schliesst dein Studium im Herbst ab: Arbeitest da alles passieren kann. Vor Kurzem meinte studiert und mehrere internationale Wettbewerbe gewon-

JUNI –  AUG UST 2019

Master of Arts in Music Composition

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Xavier Dayer leitet den Master-Studiengang in Music Composition an der HKB.

du bereits an deiner Master-Thesis? Ja. Ich komponiere für zwei Ensembles mit je fünf bis sechs Instrumenten, beide mit Akkordeon und Cello. Meine Arbeit dreht sich um das vokale Instrument. Wie kann

eine erst 7-jährige Schülerin arabischer Herkunft, sie wolle eine andere Tonleiter spielen. Sie hatte ein libanesisches Lied im Kopf und fand nach drei Minuten Ausprobieren selber die lokrische Tonleiter, in der das Lied

nen. Ihr Interesse für Improvisation und Komposition führte sie u.a. nach Paris und schliesslich nach Basel an die Musik-Akademie. Aktuell macht sie an der HKB bei Xavier Dayer ein Master-Studium in Komposition, das sie im Herbst abschliessen wird. charlottetorres.ch

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Schaufenster — Arbeiten aus der HKB

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Drei Werke aus dem Stencil-Workshop im Bachelor Visuelle Kommunikation diesen Frühling unter der Leitung von Jan Novák (jannovak.net), Filip Kraus und Radek Sidun (briefcasetype.com). Stencil bezeichnet mithilfe von Schablonen angebrachte Graffiti oder Street-Art. džungle – David Rindlisbacher | Teleport – Naomi Mathys & Matteo Messina | Impreza United – Lynn Birrer


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