DRUCKPUNKT 2013/04

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Dezember 2013 | Jg. 21 | Nr. 4

Hochdruckliga

DAS MAGAZIN FÜR PRÄVENTION UND BEHANDLUNG DES BLUTHOCKDRUCKS UND SEINER FOLGEN

DRUCKPUNKT

DEUTSCHE HOCHDRUCKLIGA e.V. DHL® - DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HYPERTONIE UND PRÄVENTION

TITE L THEM A

I

M

Praxis Sekundäre Hypertonie Bluthochdruck mit aufspürbarer Ursache

Praxis Herzstillstand – Jede Minute zählt

Ernährung Fettleibigkeit und Bluthochdruck

Richtig wiederbeleben

Wie kann auch ich abnehmen?

HEFT


© WavebreakmediaMicro – Fotolia.com

Machen Sie doch einfach das Beste aus Ihrer Praxis oder Klinik Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – hier wird der Hypertoniepatient optimal versorgt Mit der Zertifizierung von Hypertonie-Zentren leistet die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Die Deutsche Hochdruckliga bürgt für die Qualität der zertifizierten Zentren, schafft damit Transparenz und gibt Patienten Orientierung.

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – welche fachlich-personellen, interdisziplinären und räumlichen Anforderungen müssen erfüllt sein? Die Einrichtung muss mindestens zwei Hypertensiologen/-innen DHL® beschäftigen. Ein/eine Hypertonieassistent/-in DHL® ist wünschenswert. Interdisziplinäre Kooperationen mit der Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Neurologie usw. müssen gewährleistet sein. Es müssen Räumlichkeiten für die ambulante bzw. stationäre Diagnostik und Therapie der Hypertonie vorhanden sein.

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – welche diagnostischen und therapeutischen Angebote müssen vorhanden sein? Grundsätzlich müssen alle diagnostischen Verfahren verfügbar sein – entweder durch das zertifizierte Zentrum oder Kooperationspartner. Therapeutische Notfallversorgung (24h-Notaufnahme, internistische Intensivstation, 24hAkutneurologie und -neuroradiologie) muss zumindest durch einen Kooperationspartner gewährleistet sein. Erforderlich ist darüber hinaus eine Einrichtung zur nicht-medikamentösen Intervention (Diätberatung, Sportmedizin).

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – ein Mehrwert für Praxis & Klinik! Machen Sie Ihre Praxis/Klinik durch die Zertifizierung zukunftsfähig – und binden Sie das erworbene Qualitätssiegel aktiv in Ihr Marketing ein. Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutschen Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird das Hypertonie-Zentrum DHL® zur Qualitätsmarke werden, an der sich aufgeschlossene Patienten, aber auch Leistungserbringer orientieren.

Weitere Informationen sowie Zertifizierungsanträge: Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention www.hochdruckliga.de


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Inhalt

Inhalt 04/2013 Editorial

Neue Trends der Hochdruckforschung

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24 Aktuelles

Sie haben es selbst in der Hand Aktiv gegen Bluthochdruck

Leben mit Bluthochdruck 4

Aktuelles Herzinfarkt – Kälte ist wichtigster Umwelttrigger Extremes Übergewicht wird immer jünger Weniger Kochsalz könnte vor Herzschwäche schützen Depressionen bei Männern oft unerkannt

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Ernährung Fettleibigkeit und Bluthochdruck – Wie kann auch ich abnehmen

12 Rezepte Gesunde Küche für jeden Tag, Leicht – schnell – einfach

Titelbild: © Getty Images/iStockphoto/thinkstock.com

14 Praxis Sekundäre Hypertonie Bluthochdruck mit aufspürbarer Ursache

19 Praxis Herzstillstand – Jede Minute zählt Richtig wiederbeleben

Nephrologietagung 2013 Welche GFR-Formel darf´s denn sein?

Aus der Liga 26 Jahresbericht der Deutschen Hochdruckliga DHL® Was sich 2012 und 2013 beim Thema Bluthochdruck getan hat

31 Aus den Selbsthilfegruppen Zehnjähriges Jubiläum der Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Frankfurt

32 Im DRUCKPUNKT-Interview: Der scheidende Vorstandsvorsitzende Prof. Ulrich Kintscher

34 5. Hypertension Summer School in Berlin So macht Lernen Spaß

36 Neue Kommission „Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen“ Bluthochdruck bei Kindern unterschätzt

22 Leserbriefe Experten der Hochdruckliga beantworten Ihre Fragen

37 Impressum

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Sie haben es selbst in der Hand

Aktiv gegen Bluthochdruck

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er vorliegende DRUCKPUNKT enthält in gewohnter Weise eine bunte Mischung von Artikeln, die sich im weitesten Sinne um den Bluthochdruck drehen. Was aber auf den ersten Blick möglicherweise nicht auff ällt, ist wie sich diesmal „AKTIV“ scheinbar als roter Faden durch die Ausgabe zieht.

Übergewicht und Hypertonie

Die sogenannten Allgemeinmaßnahmen bzw. Lebensstiländerungen haben von je her einen festen Stellenwert in der Behandlung der Hypertonie. Dies wurde in den kürzlich veröffentlichten neuen europäischen Leitlinien zum Bluthochdruck nochmals nachdrücklich betont und weiter in den Vordergrund gerückt. Hierbei ist die aktive Rolle des Patienten („Sie haben es selbst in der Hand“) mit Umstellung der Ernährung bei gleichzeitiger vermehrter körperlicher Betätigung gefordert. Denn die Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten mit Hypertonie ist eine der effektivsten blutdrucksenkenden Maßnahmen. Diese aktiven Maßnahmen mögen einem bei dem kommenden tristen und kühlen Wetter bzw. der Vorweihnachtszeit mit all seinen süßen Verlockungen vielleicht noch schwerer fallen. Überlegen

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Sie sich, ob es nicht gerade deshalb an der Zeit ist, aktiv zu werden. Bedenken Sie hierbei auch, dass eine Lebensstiländerung nicht nur auf die Senkung des Blutdruckes abzielt, sondern auch darauf, dass das Gesamtrisiko gemindert wird, da die meisten Hypertoniker oft mals auch zusätzliche Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes, Stoff wechselstörungen) und Organschäden haben.

Sekundäre Hypertonie

Sekundäre Ursachen einer Hypertonie sind selten, manche sogar eine Rarität. Somit ist grundsätzlich zu beachten, dass hier blinde „Aktivitäten“ weder notwendig noch wünschenswert sind, um bei jedem Patienten mit letzter Gewissheit jede denkbare sekundäre Ursache auszuschließen. Dennoch sollte der behandelnde Arzt anfangs aktiv eine gewisse diagnostische Abklärung der Hypertonie-Entität in Erwägung ziehen und gegebenenfalls bei entsprechenden Hinweisen individuell weiterführende Untersuchungen in die Wege leiten.

Herzstillstand

Der Bluthochdruck ist der maßgebliche Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen und den damit verbundenen Ereignissen wie zum Beispiel Herz-

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Editorial

stillstand. Nach drei Minuten sterben die ersten Gehirnzellen ab. So schnell ist der Rettungsdienst in aller Regel nicht vor Ort. Wir brauchen daher zur Erstversorgung des Patienten die Laien. Dennoch trauen sich weniger als 20 Prozent der Deutschen im Notfall aktiv einzugreifen. Damit unterscheiden wir uns prinzipiell nicht wesentlich von vielen anderen Ländern. Doch es geht auch anders. Vor einigen Jahren hat Dänemark zahlreiche Aktivitäten initiiert, wie beispielsweise aktives Werben für Reanimationskurse (nicht nur im Rahmen des Führerscheins). In nur wenigen Jahren hat sich der Anteil der Personen, die vor Eintreffen des Rettungsdienstes Reanimationsmaßnahmen einleiteten, mehr als verdoppelt.

Nach all dem aktiven, möchten wir zum Schluss auch einmal das „passive“, in Bedeutung von Ruhe und Besinnung in dieser hektischen Zeit (nicht nur) am Ende des Jahres hervorheben. Studien weisen darauf hin, dass auch chronischer Stress zu dauerhaft hohen Blutdruckwerten führen kann. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit und viel Gesundheit für das neue Jahr.

Forum junge Hypertensiologie

Nicht uneigennützig möchten wir Ihr Interesse auch auf einen für Sie möglicherweise unscheinbaren Artikel lenken: dem diesjährigen Erfahrungsbericht der 5. Hypertension Summer School. Diese Veranstaltung von der Deutschen Hochdruckliga DHL® wurde aktiv vom Forum junge Hypertensiologie (FJH) unterstützt. Das FJH besteht aus aktiven Nachwuchskräften mit unterschiedlichen Schwerpunkten, nicht nur der ärztlichen Ausrichtung (Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Pharmakologie), sondern auch der wissenschaft lichen Betätigung (Grundlagenforschung und klinische Forschung). Eine aktive Einbindung und Heranführung von jungen Kollegen ist nicht überall selbstverständlich. Hier sei der DHL® ausdrücklich zu danken, die dies erkannt hat und seit längerem aktiv unterstützt.

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PD Dr. med. Christian Ott Medizinische Klinik 4 Nephrologie und Hypertensiologie Universitätsklinikum Erlangen

PD Dr. med. Marcus Baumann Abteilung für Nephrologie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München

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Wussten Sie schon, dass... © getty images/istockphoto

Herzinfarkt

Kälte ist wichtigster „Umwelttrigger“ Unter den Umweltfaktoren scheint die Kälte offenbar der wichtigste „Trigger“ für die Entwicklung eines akuten Herzinfarkts zu sein. Zwar ist die Feinstaubbelastung der Luft in epidemiologischen Studien wiederholt in Zusammenhang mit der Entstehung von Herzinfarkten gebracht worden. Allerdings seien bei diesen Analysen andere meteorologische Bedingungen wie Temperaturveränderungen als potenziell Einfluss ausübende Ko-Faktoren unberücksichtigt geblieben, stellte eine belgische Forschergruppe um Professor Marc Claeys aus Antwerpen fest. Diese Gruppe wollte deshalb den unabhängigen Einfluss von Luftverschmutzung und Temperaturschwankung auf die Infarktentwicklung klären. Dafür haben sie Daten von knapp 16 000 Patienten ausgewertet, die zwischen 2006 und 2009 an 32 belgischen Herzkatheter-Zentren mit einem akutem Herzinfarkt aufgenommen wurden. Die wöchentlichen Aufnahmeraten wurden in Beziehung zu den meteorologischen Daten gesetzt. Das Interesse galt der graduellen Feinstaubbelastung der Luft, der Schwarzrauchemission, der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit. In einer multivariaten Analyse (mehrere Faktoren werden dabei berücksichtigt) blieb nur ein signifikanter Zusammenhang für die Temperatur bestehen. Sank die Temperatur um zehn Grad Celsius, stieg die Häufigkeit für einen Herzinfarkt um sieben Prozent an.

Bereits geringe Temperaturunterschiede können Infarkte begünstigen Zusätzliche Analysen ergaben, dass niedrige Temperaturen nicht nur im Winter als Trigger für Herzinfarkte bedeutsam waren, berichtete Studienleiter Claeys beim Kongress der Euro4

päischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam. Anscheinend könnten schon geringe Temperaturunterschiede zwischen Innenräumen und dem Freien Infarkte begünstigen, berichtete Claeys. Der Einfluss der Luftverschmutzung als Trigger ist nach diesen Studiendaten eher unerheblich. Wahrscheinlich führe eine Stimulation von Kälterezeptoren im sympathischen Nervensystem zu einer verstärkten Ausschüttung von Katecholaminen wie Adrenalin und Noradrenalin (Botenstoffe), so Claeys. Kälte fördere auch die Aggregation der Blutplättchen und mache das Blut zähflüssiger – was das Risiko für Thrombosen erhöht. Vor allem Personen mit erhöhtem Herzinfarktrisiko sollten sich deshalb gegen starke Temperaturschwankungen wappnen. Peter Overbeck

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der Begriff Schlaganfall unterschiedliche Krankheitsbilder zusammenfasst? Gemeinsam ist ihnen eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns. In etwa 80 Prozent aller Fälle ist ein Gefäß verschlossen (ischämischer Insult), bei den restlichen 20 Prozent ist eine plötzliche Gehirnblutung der Auslöser.


Aktuelles

Adipositas

Extremes Übergewicht wird immer jünger Fettleibigkeit soll als Krankheit anerkannt werden – fordert die Deutsche Adipositas Gesellschaft. Die Diskriminierung der Betroffenen als willensschwach müsse ein Ende haben, so die Experten. In Deutschland leiden immer mehr Männer und junge Erwachsene unter extremem Übergewicht. „Insgesamt ist fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung adipös“, sagte die Kongresspräsidentin der Jahrestagung der Deutschen Adipositas Gesellschaft, Professor Martina de Zwaan. Das starke Übergewicht bringe medizinische und psychologische Probleme mit sich. Mehr als 400 Experten diskutieren über neue Wege der Prävention und Therapie. Von Adipositas spricht man ab einem BodyMass-Index (BMI) von 30. Bei einer Größe von 1,70 Meter wären das 86,5 Kilogramm. Mit einem BMI zwischen 25 und 30 gilt ein Mensch als übergewichtig.

„Adipositas ist eine Krankheit des Gehirns“

© @: getty images/istockphoto | Mädchen: getty images/ moodboard

Die Fachleute forderten die Krankenkassen auf, Adipositas endlich als Krankheit anzuerkennen, sodass die Betroffenen bei der Kostenübernahme nicht auf Einzelfallentscheidungen angewiesen seien. „Adipositas ist eine Krankheit des Gehirns, nicht ein Lebensstil-Phänomen“, betonte der Präsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft, Professor Martin Wabitsch. Der Experte vom Universitätsklinikum Ulm ist Koordinator des Kompetenznetzes Adipositas. In dem vom Bundesforschungsministerium mit zwei Millionen Euro geförderten Projekt bekommen Jugendliche mit schwerem Übergewicht Hilfsangebote. „Unser Ansatz ist nicht die Gewichtsreduktion, sondern die Verbesserung der psychosozialen Situation“, erläuterte Wabitsch. Mädchen und Jungen, die 150 Kilogramm und mehr wiegen, hätten oft eine schlechtere Lebensqualität als Krebskranke. „Sie finden keinen Ausbildungs- und Ar-

beitsplatz. Sie finden keinen Partner. Sie sind zunehmend isoliert.“

Projekt für 14- bis 21-Jährige In dem auf mindestens sechs Jahre angelegten Projekt soll untersucht werden, welche Therapieansätze erfolgversprechend sind. An dem Projekt teilnehmen können 14- bis 21-Jährige, von denen viele aufgrund ihrer Pfunde Gelenkprobleme, nächtliche Atemaussetzer oder Altersdiabetes haben. Bundesweit sind mehr als 200 000 junge Leute betroffen. Wenn die Umstellung der Ernährung und Verhaltenstherapie nicht fruchten, kommt bei krankhaft fettleibigen Jugendlichen ein chirurgischer Eingriff infrage. „Wir wissen, dass die Komplikationen in der Adipositas-Chirurgie geringer geworden sind“, sagte Professor Alfred Wirth aus Bad Rothenfelde. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von Kongresspräsidentin Martina de Zwaan bundesweit 6 000 Adipositas-Operationen wie zum Beispiel Magenverkleinerungen registriert. Die Fachgesellschaft schätzt, dass deutsche Kliniken 2012 insgesamt 9 000 solcher chirurgischer Eingriffe vorgenommen haben. Die Tendenz sei stark steigend, sagte de Zwaan. Eine positive Nachricht hatten die Fachleute aber auch: Bei den Schuleingangsuntersuchungen seien in den vergangenen Jahren weniger übergewichtige Kinder vorgestellt worden. Die Aufklärungskampagnen seit Mitte der 90er Jahre zeigten Erfolge, hieß es. (eb)

Infos zum Start einer klinischen Studie (JAStudie) bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas finden Sie im Web unter: www.kompetenznetz-adipositas.de/jugendliche-mit-extremer-adipositas.html In dieser Studie sollen die medizinischen und psychosozialen Folgen der extremen Adipositas bei Jugendlichen sowie die Akzeptanz und Wirkung einer strukturierten Versorgung untersucht werden. Über diesen Link können Sie auch einen Informationsflyer für Betroffene downloaden. Klicken Sie dafür unten auf der Seite bei Informationsbroschüren den Punkt „Fyler für Betroffene“ an.

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Ergebnis einer großen Bevölkerungsstudie

Weniger Kochsalz könnte vor Herzschwäche schützen Wer viel Kochsalz konsumiert, hat ein erhöhtes Risiko für eine Herzinsuffizienz. Das zeigt die Auswertung von Daten aus einer großen Bevölkerungsstudie, die eine Kölner Forschergruppe auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie präsentierte. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Reduktion der Natriumaufnahme von einem hohen auf ein moderates Niveau das Risiko, im späteren Leben eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, vermindern könnte“, wird Studienautor PD Dr. Roman Pfister von der Universitätsklinik Köln in einer Mitteilung

der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zitiert. Die Kölner Wissenschaftler haben die Daten von fast 20 000 Frauen und Männern analysiert, die an der gesellschaftsbasierten EPIC-Studie teilnehmen. Als Messgröße für die Salzaufnahme wurde die Natriumausscheidung im Harn benutzt. Dabei zeigte sich, dass die Studienteilnehmer mit dem höchsten Kochsalzkonsum um rund ein Drittel häufiger an Herzinsuffizienz erkrankten als Personen mit dem niedrigsten Kochsalzkonsum. (eb)

Sport im Alter – Bewegung für ein langes Leben Dieses Buch wendet sich an die Generation »50plus«. Stehen Sie selbst schon in der zweiten Lebenshälfte oder sind Sie auf einem guten Weg dorthin? Sie haben beste Chancen, ein sehr langes und erfülltes Leben zu führen. Genau so, wie Sie es sich wünschen. Die Fortschritte in der Medizin, eine gesunde Ernährung und die soziale Sicherheit in unserem Land ermöglichen Ihnen eine gewaltige Lebensspanne. Sie können aber auch selbst sehr viel dafür tun, möglichst »erfolgreich zu altern«, wie es in der Wissenschaft so schön heißt. Sport und Bewegung helfen Ihnen dabei. Sie spielen eine entscheidende Rolle, wenn Sie bis ins letzte Lebensjahrzehnt hinein möglichst gesund, selbstständig und mobil bleiben wollen. Sport ist keine Frage des Alters. Er kann uns ein Leben lang begleiten. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Sportarten im Alter besonders zu empfehlen sind, wie sich Bewegung auf den Alterungsprozess auswirken kann und sie erhalten praktische Tipps, wie Sie selbst mit gesundheitlichen Einschränkungen oder körperlichen Handicaps noch mobil bleiben können.

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Andreas Strepenick Sport im Alter – Bewegung für ein langes Leben Rombach Buchverlag KG, 2013 Preis: 19,80 Euro ISBN 978-3-7930-5091-9

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Aktuelles

Er leidet anders

Depressionen bei Männern oft unerkannt Männer erkranken genauso häufig an Depressionen wie Frauen, jedoch äußern sich bei ihnen andere Symptome. Dies hat eine aktuelle Studie gezeigt, die damit das vorherrschende Bild, dass Frauen anfälliger für psychische Erkrankungen seien, widerlegt. Die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) erhofft sich von dieser Studie einen Anstoß zum Überdenken traditioneller Diagnosekriterien und einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Männern.

Darüber reden – noch ein Tabubruch

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Frauen sind doppelt so häufig wie Männer wegen Depressionen in psychischer Behandlung. Dass die Depression beim Mann damit eine vergleichsweise selten diagnostizierte Erkrankung ist, liegt nicht zuletzt an den traditionellen Diagnosekriterien: Antriebs- und Schlaflosigkeit, aber vor allem Trauer und Weinen sind Symptome, die in unserer Gesellschaft als unmännlich gelten, meint Professor Harald Gündel, Mediensprecher der DGPM und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm: „Mit dem Arzt über seine seelische Verfassung zu spre-

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chen, geschweige denn von depressiven Verstimmungen zu berichten, ist für viele Männer nach wie vor ein Tabubruch“, sagte Gündel. Bereits der Männergesundheitsbericht 2013 habe gezeigt, dass seelische Leiden bei Männern zunehmen. Daraus ergäben sich Defizite in der Diagnostik und Versorgung psychischer Erkrankungen.

EINER WIE

KEINER der neue

boso medicus

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Geschlechtsspezifische Symptome Ziel der „National Comorbidity Survey Replication“ zur psychischen Gesundheit war es, Gründe für die bisher beobachtete unterschiedliche Häufigkeit der Depression bei Männern und Frauen zu finden. Forscher der Universität von Michigan werteten dafür die Daten einer landesweiten Umfrage von rund 5 700 Probanden aus. Das Ergebnis: Männer erleben die Symptome einer Depression häufig anders als Frauen und berichten von Reizbarkeit, Wutanfällen, Drogengebrauch und gesteigerter Risikobereitschaft. Basierend auf diesen Erkenntnissen, die im im amerikanischen Fachblatt „JAMA“ veröffentlicht wurden, haben die Forscher einen Kriterien-Katalog zusammengestellt. Dieser listet sowohl traditionelle als auch typisch männliche Symptome der Depression auf. Angewendet auf die Studienteilnehmer durchlitten nach den neuen Kriterien 30,6 Prozent der Männer und 33,3 Prozent der Frauen eine Depression. Zwischen den Geschlechtern besteht also kaum mehr ein Unterschied. Nach den bisher üblichen Diagnosekriterien litten 25 Prozent der Frauen und nur 12 Prozent der Männer unter Depressionen. Bisher ging die Forschung davon aus, dass Frauen stärker auf Stress reagieren und diesem auch schlechter begegnen können. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass in Deutschland vier Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind. „Die Studie verdeutlicht, wie weit Depressionen tatsächlich verbreitet sind und legt nahe, dass wir die Symptome geschlechtsspezifisch betrachten müssen,“ betonte Gündel anlässlich des Internationalen Männertags, der am 19. November stattfand. (eb)

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Abnehmen beginnt im Kopf

Fettleibigkeit und Bluthochdruck – ein Paar auf dem Pulverfass Prof. Dr. med. Jürgen Scholze – Direktor Medizinische Poliklinik, Charité-Universitätsmedizin Berlin Man weiß es ja eigentlich. Zu viel Fett schadet dem Körper. Übergewicht ist einer der Hauptgründe für einen zu hohen Blutdruck. Also Abnehmen. Das ist aber gar nicht so einfach. Was man tun kann, um an Gewicht zu verlieren und welche Auswirkungen das auf die Gesundheit hat, umreißt der folgende Beitrag.

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ls Leser des DRUCKPUNKTES wissen Sie sicher, dass Ihnen ein über Jahre nicht ausreichend oder schlecht behandelter Bluthochdruck nicht nur viele Jahre Ihres Lebens raubt – und das gerade in dem Lebensabschnitt, in dem Sie die Früchte Ihres Arbeitslebens ernten wollen. Nein, auch die Gefahren für eine Pflegebedürftigkeit und Hilflosigkeit beispielsweise nach einem Schlaganfall sind allgegenwärtig. Eine ganz aktuelle weltweite Studie hat gerade ergeben, dass die Hypertonie mit großem 8

Abstand der bedeutendste Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod und die durch Invalidität verloren gegangenen Lebensjahre ist. Als Direktor einer großen medizinischen Universitätspoliklinik erlebe ich täglich viel Leid. Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die schicksalshaft sind. Der Einzelne kann also selbst wenig oder gar nichts zur Entstehung, zum Verlauf oder dem Ende beisteuern; denken Sie nur an die verschiedenen Krebsarten oder Rheuma usw. In dieser Hinsicht unterscheidet sich ein Bluthochdruck von den ge-

nannten Krankheiten beträchtlich. Denn ich kann selbst seiner Entstehung entgegenwirken und ihn mit einfachen Mitteln auch selbst behandeln. Ich muss als Patient kein passives Subjekt sein, sondern kann mich aktiv – quasi selbstbestimmt – einbringen. Aber was sind die Gründe für diese Einschätzung und wie ist die Faktenlage?

Adipositas und Hypertonie – eng miteinander liiert

Übergewicht bzw. Adipositas ist der bedeutendste Risikofaktor für das DRUCKPUNKT 4/2013


Ernährung

Entstehen einer primären bzw. essentiellen Hypertonie. In einer großen Studie in Deutschlands Haus-

Ist dick gleich dick?

Aber ab wann macht dick auch krank und wie sehen Mediziner das? Auf-

Über drei Viertel aller Hypertoniker sind übergewichtig grund zahlreicher Erhebungen zu dieser Problematik haben sich weltweit zwei Bewertungssysteme durchgesetzt. Zum einen der Body-MassIndex (BMI in kg/m2) und zum anderen der Taillenumfang in cm. Nimmt man den BMI zum Maßstab, dann beginnt das Übergewicht ab 25 und die Fettsucht (=Adipositas) ab einem BMI von 30 kg/m2. Wenn Sie Ihre Größe und Gewicht (das übrigens mindestens ein Mal wöchentlich zur Selbstkontrolle bestimmt werden sollte) in die Tabelle 1 eintragen, können sie Ihren derzeitigen BMI mühelos bestimmen.

Der systolische Druck kann bei Hypertonikern um 1,5 mmHg je kg Gewichtsabnahme gesenkt werden

© [M] dipego / fotolia.de

arztpraxen konnte gezeigt werden, dass über drei Viertel aller Hypertoniker übergewichtig bzw. adipös sind. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m2 kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jeder zweite Adipöse hyperton ist, ab einem BMI von 35 kg/m2 sogar 80 Prozent. In amerikanischen Erhebungen wurde bei Adipösen eine Zunahme der Hypertoniehäufigkeit gegenüber Normalgewichtigen in Abhängigkeit vom BMI bis zum Sechs- bzw. Achtfachen beobachtet. Gelang es übergewichtigen, primär gesunden Menschen über vier Jahre ihr Körpergewicht um nur 4,5 kg bleibend zu reduzieren, entwickelten sie zu zwei Drittel seltener einen Bluthochdruck als Personen, die ihr Gewicht konstant hielten.

Um die Gefährlichkeit der Fettpölsterchen einschätzen zu können, sollte man noch seinen Taillenumfang mit einem Maßband messen. Ist dieser bei Frauen über 88 und bei Männern über 102 cm, besteht dringender Handlungsbedarf zum Abnehmen. Denn das Bauchfett ist entscheidend, ob langfristig ein hohes Gesundheitsrisiko vorliegt. Dort und nur dort werden hormonähnliche Substanzen produziert, die zu einem hohen Blutdruck und zur Zuckerkrankheit Diabetes mellitus führen. Genau diese Stoffe sind es, die bei adipösen Menschen ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko provozieren. Um die Eingangsfrage zu beantworten, ob dick gleich dick ist: Es kommt also auf die Fettmasse und die Verteilung im Körper an. Generell ist jedoch zu konstatieren, dass Menschen mit einem BMI über 30 und erhöhten Taillenumfang größer 88 bzw. 102 cm über kurz oder lang einen Bluthochdruck und meist

Tab. 1: Wenn Sie auf der x-Achse Ihr aktuelles Gewicht und auf der y-Achse Ihre Größe eintragen, können Sie Ihren BMI ablesen. DRUCKPUNKT 4/2013

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© iStock

auch Diabetes entwickeln, was zwangsläufig zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führt.

Ernährung und Lebensstil

Im Mittelpunkt der Therapie eines adipösen Hypertonikers steht die Gewichtsreduktion. Generell geht man anhand der Studiendaten davon aus, dass der systolische Druck bei Hypertonikern um 1,5 mmHg je kg Gewichtsabnahme gesenkt wird. Körperliches Training macht die Blutdruckreduktion noch beträchtlich effektiver. In Studien wurde nicht nur die Drucksenkung fast verdreifacht, es sank vor allem auch der Blutdruck während der körperlichen Belastung. Gleichzeitig verbesserte sich auch die Situation des Herzens.

Wie kann auch ich abnehmen?

Mithilfe sogenannter Crashdiäten aus einschlägig bekannten Journalen gelingt es kurzfristig jedem, der es will, an Gewicht zu verlieren. Diesem Gewichtsverlust folgt allerdings fast gesetzesmäßig eine noch stärkere Gewichtszunahme, das sogenannte „JojoPhänomen“. Das kann also nicht die Lösung des Problems sein. Eine fundamentale, also langfristig angelegte Verringerung des Körpergewichtes, ist eine schwierige Angelegenheit, was zahlreiche Studien und der Alltag in einer Arztpraxis belegen. Entscheidend dafür ist der unbedingte eigene Willen – Gewichtsabnahme ist primär kopf- und nicht unbedingt magengesteuert. Dabei können Ihnen Familienangehörige, gute Bekannte, Diätassis-

tenten/innen oder Ärzte behilflich sein. Sie können Ihren Willen aber weder ersetzen, noch entscheidend beeinflussen. Den Ärzten/innen kommt die Aufgabe zu, “Hilfe zur Selbsthilfe” im Sinne des Zitates von Demokritos „Da flehen die Menschen die Götter an um Gesundheit und wissen nicht, dass sie die Macht darüber selbst besitzen” (460–370 v. u. Z.) zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen und den Patienten in seiner Motivation zu unterstützen. Dabei gibt es einige grundsätzliche Überlegungen und Vorschläge zur Herangehensweise, die jedoch stets individuell an den jeweiligen Patienten anzupassen sind bzw. auch mal ganz anders gestaltet werden können. Mit diesem Artikel kann ich nur einige Hinweise geben. Er ersetzt in keinster Weise das Gespräch mit Ihrem Therapeuten oder der Diätassistentin bzw. Ökotrophologin.

Analyse der Essgewohnheiten

Ist die eigene Einsicht in die Notwendigkeit einer Gewichtsabnahme und der unbedingte Wille dafür vorhanden, sollte am Anfang eine realistische und ehrliche Analyse der bisherigen Ernährungsgewohnheiten und der Zusammensetzung und Menge der Lebens- und Genussmittel über einen Zeitraum von mindestens einer Woche stehen.

“Da flehen die Menschen die Götter an um Gesundheit und wissen nicht, dass sie die Macht darüber selbst besitzen”. Demokritos (460–370 v.u.Z.) 10

Sie werden danach häufig selbst staunen, was und wie viel Sie so täglich zu sich nehmen und merken, dass Sie eben nicht schon vom Ansehen eines Stückes Kuchens dick geworden sind. Dazu gehört auch vor allem die Akzeptanz eines unumstößlichen Grundsatzes der Naturwissenschaften, nämlich, dass letztendlich das Körpergewicht das Resultat aus Zufuhr und Verbrauch von Kalorien ist. Sicher liegt dazwischen noch einiges, was nicht immer gerecht verteilt ist: Der Eine kann „essen, was er will“ ohne dick zu werden und bei dem Anderen reichen bereits relativ kleine Essmengen aus, um sofort an Gewicht zuzunehmen. Da spielen unsere Gene und auch Hormone mit, aber auch ganz entscheidend die körperlichen Alltagsaktivitäten und natürlich auch sämtliche sportlichen Betätigungen.

Ernährungsgrundsätze

Soll das Körpergewicht wirksam reduziert werden, ist die Energiezufuhr nach vorheriger Analyse um durchschnittlich 400 kcal pro Tag zu senken. Häufig ist dafür eine Reduktion der täglichen Fettzufuhr auf 30 Prozent der Gesamtenergieaufnahme notwendig, die im Allgemeinen im Größenbereich zwischen 40 und 50 Prozent liegt. Aber auch in der Auswahl der Kohlenhydrate, die nur in komplexer Art (Vollkornprodukte, hoher Ballaststoffanteil wie z. B. im Naturreis etc.) keinen Beschränkungen unterliegen, ist Vorsicht geboten. So sollten schnell spaltbare Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index (Zucker, Weißmehlprodukte, raffinierte Lebensmittel etc.) weitgehend gemieden werden. Denn ansonsten werden dadurch große Mengen von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet, die ihrerseits verstärkt zu Hunger, Nahrungszufuhr und Fettansatz führen und das Abnehmen unmöglich machen. Einen großen Anteil haben daran auch die vielen Snacks, die mal so einfach zwischendurch verspeist werden. Hilfreich beim Abnehmen ist eine klare Strukturierung der Mahlzeiten: Am besten sind drei kleinere Mahlzeiten DRUCKPUNKT 4/2013


Ernährung

am Tag – möglichst frisch zubereitet und immer verbunden mit einem Glas Wasser und möglichst viel Salaten und Gemüse. Obst sollte nur in den frühen Tagesstunden gegessen werden und auch nicht zu viel, da erhebliche Mengen Fruchtzucker darin „versteckt“ sind. Überhaupt hilft es beim Abnehmen enorm, wenn speziell das Abendessen deutlich kohlehydratreduziert oder sogar frei von Kohlenhydraten gestaltet wird. Ein hoher Eiweißanteil in der Nahrung hilft zusätzlich beim Abnehmen.

Getränke in der Bilanz nicht vergessen

Denken Sie aber auch an die vielen versteckten Zucker in Limonaden, Fruchtsäften und den hohen Kaloriengehalt

Jegliche Form von Bewegung ist gut, angefangen vom Gang zur Arbeit und der Benutzung von Treppen statt Aufzügen brechen, gelingt nur, wenn die Ernährungsmaßnahmen von körperlichem Training flankiert werden. Dabei sind in der Planung die individuellen Vorlieben wie auch die objektiven Voraussetzungen zu berücksichtigen. Speziell adipöse Hypertoniker können keine Sportarten mit hoher Gelenk- und Sehnenbelastung ausüben; hier eignen sich in besonderem Maße Bewegungs- bzw. Sportarten im Wasser (z. B. Aquafitness, Aquajogging, Schwimmen) oder auch Fahrradfahren und Ergometer-

An die vielen versteckten Zucker in Limonaden, Fruchtsäften und den hohen Kaloriengehalt von alkoholischen Getränken denken von alkoholischen Getränken. Grundsätzlich sind ungesüßte Getränke aller Art zu bevorzugen. Viel Wasser kann beim Abnehmen sogar helfen.

Zwei Seiten einer Medaille – „Sport ist kein Mord“

Wem es gelingt, 10 kg an Gewicht abzunehmen, der hat wahrscheinlich 3 kg weniger Körperfett, 3–4 L weniger Körperflüssigkeit, aber meist auch 3 kg weniger Muskulatur. Deshalb werden wiederum weniger Kalorien verbrannt und man nimmt anschließend an Gewicht zu. Diesen fatalen Kreislauf zu durch-

training. Zunehmend wird jedoch auch muskelaufbauendes Krafttraining mit geringeren Gewichten und höheren Wiederholungszahlen pro Station (ohne Pressatmung) empfohlen. Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Langzeiterfolg ist eine ausreichende Dauer der jeweiligen Einheiten. So setzt beispielsweise beim Walken oder Joggen erst nach 15 Minuten die Fettverbrennung zur Energiebereitstellung ein. Daraus folgt, dass jede Bewegungseinheit von mindestens 30- bis 45-minütiger Dauer sein und idealerweise 2 bis 3 Mal in der

Woche durchgeführt werden sollte. Aber auch hier gilt der Grundsatz, dass jegliche Form von Bewegung gut ist, angefangen von Alltagsbewältigungen wie der Gang zur Arbeit, der Benutzung von Treppen statt Aufzügen etc. und, dass bei sportlicher Betätigung “ein Mal” besser ist als “kein Mal”. Umgekehrt trifft es aber auch zu, dass es sehr schwer ist, mit alleinig körperlicher Betätigung ohne gleichzeitige Veränderungen der Ernährungssituation, Gewicht abzubauen. Um beispielsweise täglich ca. 400–600 kcal zusätzlich zu verbrauchen, müsste man eine Stunde Rad fahren oder eine halbe Stunde walken bzw. Hausarbeit leisten oder 45 bis 60 Minuten joggen. Eine spürbare Reduktion des Körpergewichtes allein durch körperliche Aktivitäten tritt ab fünf Stunden Sport pro Woche ein. Prof. Dr. med. Jürgen Scholze Direktor de Medizinischen Poliklinik der Charité-Universitätsmedizin Berlin Medizinische Poliklinik/Campus Mitte Hypertension Excellence Center of the European Society of Hypertension (ESH) Luisenstr. 11–13, 10117 Berlin Tel. +49 30 450 514012 Fax +49 30 450 514903

Resümee

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Adipositas ist der bedeutsamste Risikofaktor für das Entstehen von Bluthochdruck. Beides zusammen wiederum bestimmt in entscheidendem Maße das Schicksal der Patienten, denn Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzschwäche und Tod treten häufiger auf. Eine anhaltende, substanzielle Gewichtsabnahme verbessert die Prognose erheblich. Dafür sind Veränderungen im täglichen Lebensstil unumgänglich. Diese umfassen sowohl eine Umstellung der Ernährung in Quantität und Qualität, als auch gleichzeitig eine vermehrte körperliche Aktivität. Entscheidend für die Umsetzung der Empfehlungen sind der Wille und die Ausdauer der Betroffenen.

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© Thomas Trinkl

Zucchini-Cordon bleu Zubereitung: Zucchinischeiben entkernen. Käse und Schinken auf eine Zucchinischeibe legen, mit der zweiten Scheibe abdecken. Nicht salzen! In Mehl, gesalzenem Ei und Brösel an der Oberseite und an den Seiten panieren. Unterseite nicht panieren! Mit der unpanierten Seite auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und im auf 160 °C Heißluft oder 180 °C Unter-/Oberhitze vorgeheizten Backrohr in 25–45 Min. knusprig backen.

Tipps:

+ +

Am gleichmäßigsten schneiden Sie die Zucchini mit einer Wurstmaschine. Zucchini nicht salzen, da sie sonst zu viel Flüssigkeit verliert und die Panade aufweicht. Salzen Sie dafür das Ei kräftig. Panieren Sie nur die Ränder und die Oberseite, sonst klebt die Panade der Unterseite auf dem Blech. Geben Sie das Cordon bleu immer in das heiße Backrohr. Nur so kann sich die Oberfläche verschließen und die Vitamine dadurch besser „einpacken“. Ein lauwarmes oder gar kaltes Rohr öffnet die Zellen der Zucchini und beschleunigt so den Vitaminverlust. Erhitzen Sie das Backrohr auf max. 160 °C Heißluft bzw. 180 °C Unter-/Oberhitze, so gibt es keine Probleme mit dem krebserregenden Acrylamid, das bei sehr hohen Temperaturen in den Brösel entstehen kann. Als Beilage eignen sich Kartoffelpüree und Bittersalat, z. B. Endiviensalat. Der Bittersalat ist der ideale Cholesterinausgleich und verbessert zusätzlich die Kalziumaufnahme aus dem Käse.

Zutaten (1 Portion):

+

2 maximal 1 cm dicke Scheiben von einer großen Zucchini (ca. 13 cm Durchmesser)

+

Zum Belegen Ca. 1 Scheibe würzigen Bergkäse oder Tilsiter (20 g) ca. 1 Scheibe Schinken (20 g)

+

Zum Panieren Etwas Weizen- oder Dinkelvollkornmehl (5 g) 1⁄3 Ei, versprudelt Kräutersalz Brösel (10 g)

Pro Portion

kcal

Eiweiß (g)

Fett (g)

KH (g)

BE

213

16

10

14

1,16

© Thomas Trinkl

kJ 895

Zutaten: (4 Portionen) 4 Schweinskoteletts á 150 g 4 Zehen Knoblauch, gehackt 600 g Blattspinat (aufgetaut, oder frisch und fein gehackt) 120 g Gorgonzola (in Scheiben schneiden) Kräutersalz Pfeffer und Muskat 1 Pkg. Vollkornstrudelteig (120 g)

12

Spinat-Gorgonzola-Kotelett im Strudelteig Zubereitung Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen. Koteletts auf der Fleischseite rundherum in Abständen von 1 cm ca. 1 mm tief einschneiden, damit sich das Fleisch beim Braten nicht nach oben wölbt. Die Koteletts ohne Öl in einer sehr heißen Pfanne beidseitig ein paar Sekunden lang anbraten. Es sollen nur die Poren verschlossen sein. Achtung! Wenn Sie die Koteletts zu lange braten, werden sie beim Überbacken trocken. Je zwei Strudelteigblätter (insgesamt 4) nebeneinander auf ein Backblech legen. In die Mitte jedes Strudelteigblattes 2 EL Spinat geben. Den Spinat mit Kräutersalz, Pfeffer und Muskat würzen. Die angebratenen Koteletts mit Knoblauch einreiben und auf den Spinat legen. Den Käse über den Koteletts verteilen. Mit Spinat abdecken. Wieder darüber würzen. Das Strudelteigblatt rechts und links über das Fleisch klappen. Die überstehenden Enden auf ei-

ner Seite unter den Strudelteig auf der anderen Seite über den Strudelteig klappen. Im vorgeheizten Backrohr bei 170 °C ca. 20 Min. backen bzw. so lange, bis das Strudelteigblatt Farbe annimmt.

Tipps: Anstatt Schweinekoteletts können Sie auch Schweinefilet, Hühnerbrust, Putenbrust oder Kalbsschnitzel nehmen. Als Beilage eignen sich Bittersalat, Kartoffeln, Gemüse und Tomatensauce.

Pro Portion

kJ

kcal

Eiweiß (g) Fett (g) KH (g)

BE

1727

411

45

1,25

19

15

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© Thomas Trinkl

Rezepte

Räucherlachssalat mit Pesto Zubereitung: Ca. 100 g Räucherlachs in Stücke schneiden, 2 EL Pesto, 3 Handvoll Vogerlsalat, 1 kleine Zwiebel in feine Ringe hobeln, Dill fein hacken. Alle Zutaten vermengen und mit der „Blitzschnell- Marinade“ sofort genießen.

Blitzschnell-Marinade:

© Thomas Trinkl

Alle Zutaten der Reihe nach in eine Flasche geben, gut schütteln und bis zur Anwendung im Kühlschrank aufbewahren.

Zutaten (1 Portion als Frühstück oder Jause): 1 Apfel (150 g) 1 EL Preiselbeermarmelade (25 g) evtl. Zimt oder Vanille zum Verfeinern der Marmelade

Für die Preiselbeermarmelade (25 g): 1 kg Preiselbeeren 1 l Wasser 1 Pkg. Gelierzucker (3 : 1) Süßstoff

Zutaten (1 Portion):

Für die Marinade:

100 g Räucherlachs Pesto Voglersalat (3 Handvoll) 1 kleine Zwiebel Dill

½ l natürtrüber Apfelessig (ohne Zucker- und Mostzusatz) 4 EL Estragonsenf (80 g) ca. 3 TL Kräutersalz

Bratapfel mit Preiselbeermarmelade Zubereitung: Vom Apfel mit einem Kernhausausstecher das Kerngehäuse entfernen. Apfel in eine ofenfeste Tasse oder Form stellen. Das Loch mit der Marmelade (evtl. mit Gewürzen verfeinert) füllen. Den Apfel in das Backrohr stellen und bei 180 °C Heißluft oder 200 °C Unter-/Oberhitze backen. Wer den Apfel mit Biss mag, muss ca. 20 Min. warten, wer das Fruchtfleisch wie Mus heraus löffeln möchte, ca. 40 Min. Für die Preiselbeermarmelade alle Zutaten verrühren und unter Rühren aufkochen. 4–10 Minuten unter Rühren sprudelnd kochen lassen. In saubere Schraubverschlussgläser leeren und randvoll füllen, verschließen und auf dem Deckel stehend lagern.

Tipp: Süßstoff erst nach dem Kochen hinzufügen, damit die Süßkraft bleibt. Pro Portion

kJ Bratapfel 620 1 EL Preiselbeermarmelade 386

kcal

Eiweiß (g) Fett (g) KH (g) BE

149 93

1 1

1 1

34 19

2,78 1,68

Schnell, leicht und lecker kochen Um Energie aus dem Kochtopf zu tanken, muss man kein Spitzenkoch sein. Man braucht weder teure exotische Lebensmittel einzukaufen noch stundenlang in der Küche zu stehen. Das beweist Angelika Kirchmaier mit ihrer erfrischenden alltagstauglichen Rezeptsammlung, die alles zu bieten hat, was die tägliche Ernährung für die ganze Familie lecker, leicht und gesund macht: von Frühstücksvariationen und Tipps rund um die gesunde Jause in Schule und Büro bis hin zu Salaten und Suppen, von einer Fülle verschiedener Hauptgerichte ohne und mit Fleisch oder Fisch bis hin zu köstlichen Desserts. Das strapazierfähige Ringbuch hält schon äußerlich, was es auch inhaltlich verspricht. Die bewährten Re-

DRUCKPUNKT 4/2013

zepte sind größtenteils mit heimischen Lebensmitteln leicht und schnell nachzukochen und können auch von Kochanfängern mühelos zubereitet werden. Als Ergänzung zu „Xundheit! Genießen leicht gemacht“, dem Ernährungsratgeber der Autorin, bietet es zudem zahlreiche Gesundheits-, Zeitsparund Zubereitungstipps sowie Nährstoffangaben zu allen Gerichten. Angelika Kirchmaier, Xund kochen! Gesunde Küche für jeden Tag, Leicht – schnell – einfach Auch bei Diabetes und Zöliakie geeignet Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 4. aktual. Auflage 2013, 248 S Preis: € 19,95; ISBN-Nr.: 978-3-7022-2900-9

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Sekundäre Hypertonie

Bluthochdruck mit aufspürbarer Ursache Prof. Dr. Tomas Lenz – KfH Nierenzentrum Ludwigshafen am Rhein Jung, schlank, ein gesunder Lebensstil und trotzdem ein zu hoher Blutdruck? – Auch das ist möglich. Nicht selten haben diese Menschen eine sogenannte sekundäre Hypertonie. Was ist das? Und worin unterscheidet sie sich von der essentiellen Hypertonie?

D

er Begriff „sekundäre Hypertonie“ steht für unterschiedliche Formen einer Hochdruckerkrankung. Durch geeignete diagnostische Maßnahmen lässt sich dafür eine im weitesten Sinne „organische“ Ursache finden, etwa eine Hormonstörung. Wenn es gelingt, die Ursache zu beseitigen, ist der Bluthochdruck bei einer solchen Konstellation im Prinzip heilbar. Im 14

Gegensatz dazu findet sich bei der viel häufigeren sogenannten „primären“ oder „essentiellen“ Hypertonie keine fassbare Ursache. Diese Erkrankung kommt in betroffenen Familien häufiger vor. Deshalb ist von einem „genetischen“ Hintergrund auszugehen, ohne dass das oder die verantwortlichen Gene bislang genau bekannt sind. Der vorliegende Beitrag hat das Ziel, einen Überblick

zum klinischen Erscheinungsbild, der diagnostischen Abklärung und zur Behandlung bei Patienten mit den verschiedenen Formen einer sekundären Hypertonie zu geben.

Sekundäre Hypertonieformen

Bei etwa zehn Prozent aller Menschen mit einem erhöhtem Blutdruck liegt ursächlich eine organische Ursache, also eine sekundäre Hypertonie, vor. DRUCKPUNKT 4/2013


Praxis

Erste Anzeichen meist schon in jungen Jahren

Etwas anders sieht es bei Patienten aus, die an einer sekundären Hypertonieform erkrankt sind. Hier kann die Blutdruckerhöhung bei Menschen jeglichen Alters erstmals in Erscheinung treten; beispielsweise bei unter 30-Jährigen, ja manchmal sogar schon im Kindesalter. Auch ein erstmals jenseits des 60. Lebensjahrs erhöht gefundener Blutdruck sollte aufhorchen lassen (Tab. 1). Die schon erwähnten Einflüsse wie Übergewicht, Essgewohnheiten und Bewegungsmangel spielen – von Ausnahmen abgesehen (z. B. beim übergewichtigen Patienten mit einem sogenannten Schlafapnoe-Syndrom) – eine eher untergeordnet Rolle. Manche Patienten sind schlank, leben gesund und haben trotzdem stark erhöhte Blutdruckwerte. Allein der Schweregrad einer Hypertonie kann schon ein wichtiger Hinweis auf eine sekundäre Hypertonie sein: Besonders Patienten, die trotz einer Behandlung mit drei oder sogar mehr unterschiedlichen Blutdruckmedikamenten noch DRUCKPUNKT 4/2013

Tab. 1 Blutdruck-Merkmale bei Patienten mit sekundärer Hypertonie Die Blutdruckerhöhung kann in jedem Lebensalter erstmals in Erscheinung treten Die Blutdruckerhöhung ist oft stark ausgeprägt Der Blutdruck kann sehr wechselhaft sein Die fehlende Nachtabsenkung des erhöhten Blutdrucks ist ein typischer Befund

Tab. 2 Die wichtigsten organischen Ursachen einer Hypertonie Nierenerkrankungen (Nierengefäßeinengungen, chronische Niereninsuffizienz) Hormonstörungen (Erkrankungen der Nebenniere und der Schilddrüse) Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom Aortenisthmuseinengung (selten) Medikamente

immer erhöhte Blutdruckwerte aufweisen, haben häufiger eine sekundäre Hypertonie. Typisch ist auch eine fehlende Nachtabsenkung des erhöhten Blutdrucks, die mithilfe einer ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung mit geringem technischem Aufwand festgestellt werden kann.

Ursachen einer sekundären Hypertonie

Die Ursachen einer sekundären Hypertonie sind vielfältig. Unterschiedlichste Organsysteme sind daran beteiligt. Die klinisch bedeutsamsten sekundären Hypertonieformen sind in der Tabelle 2 aufgelistet. Manchmal finden sich zwei oder sogar mehr unterschiedliche Ursachen beim selben Patienten. Wird ein erhöhter Blutdruck festgestellt – besonders, wenn er stark ausgeprägt ist – ist meist eine diagnostische Abklärung angebracht, um nach sekundären Hochdruckursachen zu fahnden. Erst wenn dieses diagnostische Programm zu keinem fassbaren Ergebnis kommt, kann man von einer „essentiellen“ oder „primären“ Hypertonie zuverlässig ausgehen.

mes Hormon vermehrt ausgeschüttet wird. Dieses in der Niere gebildete Hormon, das Renin, führt über komplexe Zusammenhänge zum starken Anstieg des Blutdrucks. Diese Form einer sekundären Hypertonie haben etwa ein bis drei Prozent aller Patienten mit Hypertonie. Bei der körperlichen Untersuchung findet sich manchmal im Bereich des Nabels auskultatorisch ein Gefäßgeräusch. Dieses Geräusch entsteht aufgrund von Verwirbelungen in der verengten Nierenarterie. Meist lässt sich die Verengung mithilfe einer Dopplersonografie leicht feststellen, ein Verfahren das keinerlei Gefährdung mit sich bringt. Seltener kommen auch andere bildgebende Verfahren zum Einsatz (z. B. eine MagnetresonanzangioAbb. 1: Die Ursache für den Bluthochdruck kann man manchmal auch in der Niere finden. © hemera

90 Prozent der Betroffenen haben dagegen eine primäre Hypertonie. Diese Form der Hypertonie ist also viel häufiger. Sie tritt meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr in Erscheinung und wird neben der genetischen Verankerung durch zusätzliche Faktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel und zu viel Kochsalz in der Ernährung mit verursacht. Große Anstrengungen richten sich deshalb – neben einer oft notwenigen medikamentösen Behandlung – auch auf Änderungen in der Lebensführung dieser Patienten. Sprich, Betroffene sollten vor allem auf ausreichende körperliche Bewegung und auf eine ausgewogene Ernährung (insbesondere weniger Kochsalz) achten. Übergewichtige Patienten sollten ihr Gewicht binnen Wochen bis Monate möglichst in Richtung Normalgewicht reduzieren. Alleine durch diese Maßnahmen können Menschen mit einer primären Hypertonie ihre erhöhten Blutdruckwerte um 10 mmHg und mehr senken.

Nierenerkrankungen: Ganz unterschiedliche Nierenerkrankungen können einen erhöhten Blutdruck zur Folge haben (Abb. 1). Mit am bedeutsamsten ist hier die einseitige oder manchmal sogar beidseitige Einengung des Gefäßes, das die Niere mit Blut versorgt: die sogenannte Nierenarterienstenose. Die Minderdurchblutung der betroffenen Niere bewirkt, dass ein blutdruckwirksa15


Chronische Nierenerkrankungen wie beispielsweise die verschiedenen Formen einer chronischen Glomerulonephritis, die diabetische Nephropathie oder die familiäre Zystennierenerkrankung gehen in bis zu 80 Prozent der Fälle mit einem erhöhtem Blutdruck einher, besonders wenn die Nierenfunktion bereits eingeschränkt ist (erkennbar durch Laboruntersuchungen). Einerseits schädigt der erhöhte Blutdruck die erkrankte Niere, andererseits erhöht eine bereits eingetretene chronische Niereninsuffizienz über komplexe Mechanismen den Blutdruck weiterhin. Es besteht also eine Art Teufelskreis, der manchmal therapeutisch schwer zu durchbrechen ist. Von Ausnahmen abgesehen lässt sich eine bereits fortgeschrittene chronische Niereninsuffi zienz gleich welcher Ursache nicht rückgängig machen. Denn es sind bereits strukturelle Umbauprozesse mit Vernarbungen im Nierengewebe abgelaufen (z. B. erkennbar 16

im Ultraschall). Die therapeutischen Bemühungen konzentrieren sich daher darauf, ein weiteres Voranschreiten der chronischen Niereninsuffi zienz zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Dafür ist u. a. eine gute Blutdruckeinstellung wichtig, wofür oft mehrere blutdrucksenkende Medikamente, insbesondere auch Diuretika, eingesetzt werden müssen. Der systolische Zielblutdruck sollte etwa zwischen 130 und 140 mmHg liegen. Bei Vorliegen einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) kommen vor allem Hemmstoffe des Reninsystems (ACE-Hemmer oder AT1-Blocker) zum Einsatz. Hormonstörungen: Die Nebenniere, ein endokrines Organ (Abb. 2), besitzt als sekundäre Hypertonieursache eine Schlüsselposition bei den Hormonstörungen. Ist das Organ krankhaft verändert, können die dort in unterschiedlichen Arealen synthetisierten Hormone Aldosteron, Adrenalin/Noradrenalin und Kortisol im Übermaß freigesetzt werden. Über ihre spezifischen Hormonwirkungen

erhöhen sie den Blutdruck manchmal sehr drastisch. Seltener können auch Schilddrüsenerkrankungen den Blutdruck nach oben treiben. Überproduktion von Aldosteron (primärer Hyperaldosteronismus): Ein primärer Hyperaldosteronismus ist mit einigem Abstand die häufigste endokrine Ursache einer Hypertonie, besonders wenn sich der Blutdruck medikamentös nur schwer einstellen lässt. Aus bislang ungeklärten Gründen bildet ein Bereich der Nebennierenrinde der betroffenen Patienten zu viel Aldosteron; entweder liegt eine meist gutartige tumoröse Veränderung vor (Adenom) oder es kommt zu einer Gewebevermehrung (Hyperplasie). Das im Übermaß zirkulierende Aldosteron bewirkt an den Zellen der Harnkanälchen der Niere, dass Natrium zurückgehalten und nicht in vollem Umfang mit dem Urin ausgeschieden wird. Dieser Effekt wird besonders deutlich, wenn die Patienten viel Kochsalz mit der Nahrung zu sich nehmen. Zuviel Kochsalz im Gefäßsystem lässt den Blutdruck ansteigen.

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grafie). Ist die Diagnose einer höhergradigen Einengung einer Nierenarterie zweifelsfrei gestellt, kann es ein Behandlungsansatz sein, das verengte Gefäß zu erweitern. Prinzipiell ist diese Form einer sekundären Hypertonie also heilbar. Dies gelingt durch einen Ballonkatheter, der über die Leiste in das Nierengefäß vorgeschoben wird und mit dem das Gefäß aufgedehnt werden kann. Zusätzlich wird meist ein sogenannter Metallstent in das Gefäßbett eingebracht, um einen Wiederverschluss möglichst zu verhindern. Dieses invasive Verfahren ist heutzutage gut etabliert, birgt jedoch gewisse Risiken und führt nicht immer zum gewünschten Erfolg. Deshalb sollte die Entscheidung gut überlegt sein. Nach heutiger Auffassung sollten nur Patienten mit einem solchen Verfahren in einem spezialisierten Zentrum behandelt werden, bei denen sich der systolische Blutdruck trotz intensiver medikamentöser Behandlung nicht in einen Zielbereich um 140 mmHg absenken lässt. Seltener kommen auch gefäßchirurgische Verfahren zum Einsatz, um das verengte Nierengefäß wieder zu eröffnen.

Abb. 2: Die Nebenniere ist eine paarige Hormondrüse und befindet sich an den oberen Polen beider Nieren. Sie wird unterteilt in die Nebennierenrinde (Aldosteron, Kortisol) und in das Nebennierenmark (Adrenalin/Noradrenalin).

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Praxis

Überproduktion der Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin (Phäochromozytom): Das Phäochromozytom ist ein meist gutartiger neuroendokriner Tumor des Nebennierenmarks und anderer Gewebe außerhalb der Nebenniere (das sogenannte Paragangliom, ca. 15 bis 18 Prozent aller Tumore). Ein solcher Tumor setzt überschießend Katecholamine wie Adrenalin und Noradrenalin sowie deren Abbauprodukte Metanephrin und Normetanephrin, selten auch Dopamin, frei. Er trägt meist eine Kapsel, ist gefäßreich und kann eine zystische Struktur aufweisen (Abb. 3). Das Phäochromozytom tritt in ca. 2 bis 8 Fällen pro Millionen Einwohner und Jahr auf und ist damit deutlich seltener die Ursache einer sekundären Hypertonie als der primäre Hyperaldosteronismus. In etwa der Hälfte der Fälle liegt eine oft „therapieresistente“ Dauerhypertonie vor. Bei einem größeren Teil der Patienten, je nach Quelle zwischen 25 und 50 Prozent, steht die krisenhafte Blutdruckerhöhung im Vordergrund bei zwischenzeitlich weitgehend normalem Blutdruck. Viele Betroffenen klagen über die Trias „Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und Herzklopfen“. Die Krisen entstehen und verschwinden meist plötzlich und können von verschiedensten Aktivitäten ausgelöst werden (nach vorne beugende Bewegungen, Sport, Wasserlassen, Darmentleerung, DRUCKPUNKT 4/2013

Einleitung einer Anästhesie, Gabe von Kontrastmittel, Rauchen usw.). Eine akute hypertensive Krise kann lebensbedrohlich sein. Eine gefürchtete Komplikation ist die Hirnblutung. Diese kann tödlich verlaufen oder zu schwerer Behinderung führen. Hochdruckbedingt kann eine akute Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem auftreten, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen. Die Angina Pectoris-Symptomatik kann bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit während einer hypertensiven Krise verstärkt werden, bis hin zu Entwicklung eines akuten Herzinfarktes. Für die Diagnose entscheidend ist der Nachweis der erhöhten Katecholaminbzw. Metabolit-Sekretion in das Blut oder in den Urin. Sind die Werte erhöht, erfolgt eine Bildgebung (z. B. Magnetresonanztomografie). Eine Gendiagnostik kann manchmal sinnvoll sein, da ein Teil der Tumore durch eine Genmutation bedingt ist. Lässt sich ein Phäochromozytom identifizieren, ist die endoskopische Entfernung des Tumors (laparoskopisch oder retroperiteonoskopisch) nach medikamentöser Vorbehandlung (alpha- und betaBlockade) Methode der Wahl. Beim Paragangliom muss individuell vorgegangen werden. Nach der Entfernung des Tumors beträgt die 5-Jahresüberlebenszeit bei einem gutartigen Tumor über 90 Prozent. Operierte Patienten müssen jedoch lebenslang in ärztlicher Betreuung bleiben, da der Tumor wieder erscheinen kann.

Abb. 3: Adrenales Tumorresektat von einer 29-jährigen Patientin mit sporadischem Phäochromozytom.

ist die Ursache dafür jeweils eine andere. Etwa kann ein Hypophysenadenom oder ein Adenom/Karzinom in der Nebennierenrinde ein Chushing-Syndrom auslösen, es kann aber auch im Rahmen einer Langzeittherapie mit Kortisol auftreten. Im Einzelfall können komplexe Konstellationen vorliegen, etwa ein hormonproduzierendes Bronchialkarzinom (ektope-paraneoplastische Sekretion). Solche Patienten müssen in einem spezialisierten Zentrum betreut werden. Therapeutisch steht die Entfernung der KortisolQuelle im Vordergrund; bei InoperaSchweißausbrüche, Kopfschmerzen, Herzklopfen – zusammen mit Bluthochdruck könnten das Zeichen eines Phäochromozytoms sein.

Überproduktion von Kortisol (Hyperkortisolismus/Cushing-Syndrom): Im Falle eines Hyperkortisolismus bildet die Nebennierenrinde zu viel Kortisol. Generell ist das aber selten die Ursache einer Hypertonie. Diagnostisch wegweisend ist oft das typische klinische Erscheinungsbild: das sogenannte Cushing-Gesicht, ein rundliches und rötliches „Vollmondgesicht“. Liegt ein klinischer Verdacht vor, ist eine spezielle Labordiagnostik nötig, in einem weiteren Schritt auch eine Bildgebung. Es gibt mehrere Formen des Cushing-Syndroms. Bei allen wird zu viel Kortisol produziert, jedoch

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Diagnostisch führt man spezielle Hormonuntersuchungen durch, meist auch eine Bildgebung (z. B. Magnetresonanztomografie). Lässt sich ein größeres Adenom identifi zieren, kann heutzutage mit einem minimalinvasiven Eingriff die Aldosteronquelle entfernt werden. In den meisten Fällen kommt jedoch eine medikamentöse Behandlung mit einem Medikament in Frage, das die Aldosteronwirkung blockiert (z. B. Spironolacton). Die Prognose der behandelten Erkrankung ist gut. Regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks und der Laborwerte (Nierenwerte, Kalium) sind aber lebenslang erforderlich.

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bilität kommen Hemmstoffe der Kortisolsynthese zum Einsatz. Schilddrüsenerkrankungen: Im Falle einer Schilddrüsenfunktionsstörung verändert sich häufig auch die Kreislaufregulation. Werden zu viele Schilddrüsenhormone produziert (Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose), steigt der systolische Blutdruck bei meist unverändertem Mitteldruck an (Abb. 4). Liegt eine Unterfunktion (Hypothyreose) vor, kann es vor allem bei älteren Menschen und nach Radiojodtherapie zu einer diastolischen Hypertonie kommen. Die Blutdruckveränderungen sind meist eher gering ausgeprägt. Die Behandlung der Schilddrüsenerkrankung steht im Vordergrund. Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom Zunehmend wird das sogenannte obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) als sekundäre Hypertonieursache registriert. Mithilfe der mittlerweile einfach zugänglichen Schlafdiagnostik lässt sich bei einer großen Zahl der Blut-

Tab. 3 Wichtigste Medikamentengruppen mit potenziell blutdrucksteigernder Wirkung (in alphabetischer Reihenfolge) Antidepressiva Appetitzügler Erythropoietin Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin) Kortison Nicht-steroidale Antiphlogistika (z. B. Diclofenac) „Pille“ Sympathomimetika (z. B. abschwellende Nasentropfen)

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hochdruckpatienten ein OSAS als Ursache feststellen. Übergewicht ist eine typische Begleitkonstellation. Deshalb trägt neben der oft notwendigen nächtlichen Atemmaskenversorgung auch eine Gewichtsreduktion zu einer verbesserten Blutdruckeinstellung bei. Aortenisthmusstenose Eine Aortenisthmusstenose (angeborene, herznahe Einengung des Aortenbogens) wird vereinzelt erst beim Erwachsenen diagnostiziert. Wegweisend sind Strömungsgeräusche zwischen den Schulterblättern und abgeschwächte bzw. fehlende Leistenpulse. Therapeutisch kommt meist eine operative Korrektur in Frage. Abb. 4: Die Schilddrüse produziert das Hormon Thyroxin. Zu viel davon kann ebenfalls einen Bluthochdruck auslösen. 18

Medikamente Im weitesten Sinne kann man auch Blutdruckerhöhungen, die durch ein

oder mehrere Medikamente verursacht oder verschlimmert werden, als sekundär ansehen (Tab. 3). Man schätzt, dass bei etwa zwei Prozent der Patienten mit einem schwer einstellbaren Hochdruck Medikamente einen wesentlichen Einfluss auf den Blutdruck haben. Im Einzelfall kann man versuchen, diese Nebenwirkung zu verringern, indem man die Dosis reduziert oder auf ein anderes Präparat wechselt. Bei Immunsuppressiva und anderen Präparaten sind diese Möglichkeiten allerdings häufig begrenzt. Auf andere nicht zwingend erforderliche Medikamente mit potenziell blutdrucksteigender Wirkung wie bestimmte Appetitzügler und höhere Dosen abschwellender Nasentropfen sollten Patienten mit Hypertonus möglichst verzichten. DRUCKPUNKT 4/2013


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Herzstillstand

Jede Minute zählt – richtig wiederbeleben Dr. med. Martin Klügl (links), Privat-Dozent Dr. med. Christof Burgdorf (rechts) – Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München Plötzlich kollabiert ein neben stehender Mensch, er wird bewusstlos und atmet nicht mehr – vielleicht hat er einen Herzstillstand. Was macht man dann als Beteiligter? Erste-Hilfe leisten? „Das kann ich doch gar nicht“, denken sich da viele. Doch klar ist: Egal, um welchen Notfall es sich handelt, es ist das einzig Richtige und Wichtigste, zu handeln. Wie man dabei am besten vorgeht, wird im folgenden Beitrag erklärt.

I

n Deutschland versterben jährlich mehr als 100 000 Menschen am plötzlichen Versagen der Herzfunktion (Abb. 1). Ein solcher Herzstillstand, also das Aussetzen des normalen Herzrhythmus, kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Die für den kraft vollen Auswurf des Blutes aus dem Herzen zuDRUCKPUNKT 4/2013

ständigen Herzkammern können zu schnell schlagen (ventrikuläre Tachykardie) oder chaotisch zucken (Kammerflimmern) oder aber auch komplett stillstehen. In solchen Fällen kollabiert die betroffene Person meistens plötzlich und verliert das Bewusstsein, da zu wenig Blut im Gehirn ankommt. Andere über-

lebenswichtige Organfunktionen, wie beispielsweise die Atmung, stellen sich ebenfalls ein. Bereits nach drei bis sechs Minuten treten durch die Minderversorgung des Gehirns irreversible Schäden auf. Wird nun bei Herzstillstand die Pumpfunktion nicht durch eine mechanische Kompression von außen sti19


sich handelt, für Sie als Ersthelfer ist das einzig Richtige und zugleich Wichtigste zu handeln! Verlieren Sie keine Zeit und zögern Sie nicht, erste, womöglich lebensrettende Schritte einzuleiten. Sie können nichts verschlechtern und Sie tragen auch keine Schuld am Ausgang dieser Lage.

Keine Angst vor Fehlern Abb. 1: An einem Herzstillstand sterben in Deutschland 100 000 Menschen pro Jahr.

muliert, verstirbt die Person. Allgemein lässt sich sagen, dass mit jeder Minute, in der wiederbelebende Maßnahmen ausbleiben, die Überlebenschancen um zehn Prozent sinken. Doch der einzige Berührungspunkt mit Erste-Hilfe-Maßnahmen ist für viele Bürger meist nur der Kompaktkurs, der zur Erlangung des Führerscheins nötig ist. Deshalb fühlen sich die wenigsten Bürger tatsächlich dazu bereit und in der Lage, kompetent Erste-Hilfe-Maßnahmen zu leisten. Zwar wünscht sich niemand jemals in einen solchen lebensbedrohlichen Notfall verwickelt zu sein. Leider lässt es sich aber nicht ausschließen, vielleicht doch mal in einer Notsituation helfen zu müssen.

Keine Zeit verlieren

Wenn man als nicht professioneller Ersthelfer eine Reanimation frühzeitig beginnt, können sich die Überlebenschancen der betroffenen Person ver-

Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte sind Sie die einzige Hoffnung für den Notleidenden. Wir wollen nicht verschweigen, dass oft mals auch jede professionelle Hilfe zu spät kommt. Häufig sind die Ursachen des akuten Ereignisses so bedrohlich, dass ein tödlicher Ausgang nicht vermieden werden kann. Nur etwa fünf Prozent der Personen, die einen Herzstillstand erleiden, überleben diesen auch. Doch durch konsequentes, zügiges Handeln könnte diese Zahl deutlich gesteigert werden. Zunächst gilt, dass jede Form der Hilfe lebensrettend sein kann, keine Hilfe jedoch definitiv keine Chance auf Überleben darstellt.

Die Reanimation – Schritt für Schritt (Abb. 2) 1

Verschaffen Sie sich in wenigen Sekunden zuerst einen Überblick: Ist die Person ansprechbar? Falls ja, kann immer noch ein ernsthafter Notfall vorliegen und die Person sollte in eine stabile Position versetzt werden. Bei einem Herzinfarkt zum Beispiel können starke Schmerzen in der Brust auftreten, der sogenannte Vernich-

Mit jeder Minute, in der wiederbelebende Maßnahmen ausbleiben, sinken die Überlebenschancen um zehn Prozent. doppeln. Trotzdem wird in Deutschland bei gerade einmal 18 Prozent solcher Notfälle mit der Reanimation vor dem Eintreffen der Rettungskräfte begonnen. Egal, um welchen Notfall es 20

Abb. 2: In vier Schritten zur Reanimation.

tungsschmerz. Falls die Person nicht auf direktes Ansprechen reagiert, muss sofort überprüft werden, ob die Atmung noch intakt ist. Dies erkennt man an der

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regelmäßigen Bewegung des Brustkorbs oder, wenn man mit dem Ohr am Mund horcht. Falls die Atmung nicht normal ist, sollte umgehend mit der Wiederbelebung begonnen werden. Rufen Sie hierfür Leute aus der Nähe zu sich. Setzen Sie so schnell wie möglich einen Notruf ab. Selbst wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass die Dringlichkeit weniger schlimm als befürchtet war, sollte im Zweifelsfall sofort der Rettungsdienst unter der Notfallnummer 112 informiert werden. Nennen sie hierfür so genau wie möglich den Ort des Geschehens und teilen Sie mit, dass ein möglicher Herzstillstand vorliegt (Merke: Wo? Was? Wie viele?). Beginnen Sie dann mit der Wiederbelebung, sofort! Idealerweise erfolgt die Reanimation mit einer kardialen Kompression abwechselnd mit einer pulmonalen Ventilation. Das heißt 30 Kompressionen des Brustkorbs gefolgt von zwei Mund-zu-Mund Luftspenden. Das A und O ist aber die DRUCKPUNKT 4/2013


Praxis

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Kompression des Brustkorbes! Dabei geht man folgendermaßen vor: Legen Sie die Person auf festen Untergrund. Knien Sie sich neben die Person. Platzieren Sie Ihre Hände in der Mitte der Brust, am besten etwas links des Brustbeins. Halten Sie Ihre Arme gestreckt und neigen Sie sich senkrecht mit Ihrem Oberkörper über die notleidende Person. Beginnen Sie mit dem ganzen Gewicht Ihres Oberkörpers (nicht nur der Arme) und drücken Sie den Brustkorb des Notleidenden um mindestens 5 cm tief mit einer Frequenz von ca. 100 Mal pro Minute (Abb. 3).

+ + + + +

Der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Reanimation ist das sofortige Einsetzen der Herzdruckmassage. Diese sollte kontinuierlich, ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt werden. Sollten Sie nicht wissen, wie man bei der Mund-zu-Mund-Beatmung vorgeht, drücken Sie einfach kontinuierlich weiter. Denn auch durch DRUCKPUNKT 4/2013

Abb. 4: In öffentlichen Einrichtungen und Plätzen wie U-Bahn-Haltestellen befinden sich häufig mobile Defibrillatoren.

die Kompression des Brustkorbs kann ein Luftaustausch in der Lunge stattfinden. Im Idealfall wird jedoch nach 30 Brustkompressionen zweimal kräftig Luft von jeweils einer Sekunde gespen-

Jede Form der Hilfe kann lebensrettend sein det, sodass sich der Brustkorb des Notleidenden anhebt. Hierbei ist darauf zu achten, dass das Kinn des Notleidenden überstreckt wird und die Luftwege frei sind. Allerdings sollte man dies nur wenige Sekunden (max. 10 Sekunden) auf sich nehmen. Nach zwei bis drei Minuten kann ein Tausch des Helfers stattfinden, da aufgrund der Intensität der Aktionen rasch eine

nur noch auf einen Knopf gedrückt werden. Machen Sie sofort danach wieder mit der Herzdruckmassage weiter.

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Abb. 3: Der Brustkorb sollte mindestens 5 cm tief und etwa 100 Mal pro Minute gedrückt werden.

Erschöpfung auftreten kann. Dieser Tausch sollte jedoch reibungslos und mit so wenig Zeitverlust wie möglich geschehen (wenige Sekunden). Setzen Sie die kardiale Kompression fort, bis der Rettungsdienst eintrifft. Fragen Sie Passanten, ob in der Nähe ein mobiler Defibrillator (automatisierter externer Defibrillator) auffindbar ist (Abb. 4). Öffentliche Einrichtungen und Plätze wie beispielsweise U-BahnHaltestellen, Einkaufshäuser, Hotels etc. haben heutzutage häufig solche kleinen, mobilen Geräte, die sich selbsterklärend bedienen lassen. Mit diesen Geräten können gefährliche Rhythmusstörungen, wie Kammerflimmern, unterbrochen werden. Dabei müssen meistens zwei Elektroden mit einem Klebestreifen auf der blanken Brust des Notleidenden platziert werden. Falls das Gerät eine Herzrhythmusstörung (z. B. Kammerflimmern) erkennt, die einen Elektroschock zur Synchronisation der Herzmuskelzellen notwendig macht, muss dann meistens

Prüfen – Rufen – Drücken Als Quintessenz lässt sich sagen: Helfen Sie im Notfall. Zögern Sie nicht, setzen Sie einen Notruf ab und beginnen Sie mit der Herzdruckmassage. Nur so besteht die Möglichkeit, ein Leben zu retten.

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Experten der Hochdruckliga beantworten Ihre Fragen Herbert S. aus Braunschweig fragt:

© [M] fotolia.c

om

Mit 69 Jahren bin ich sportlich ziemlich aktiv: Täglich gehe ich spazieren oder fahre mit dem Rad, zwei Mal pro Woche gehe ich zum Krafttraining unter Anleitung ins Fitnessstudio. Ich habe etwas Übergewicht und bekam die Diagnose „Diabetes“. Seitdem werden meine Blutzuckerwerte regelmäßig überprüft; medikamentös behandelt wird der Diabetes jedoch noch nicht. Gegen meinen Bluthochdruck nehme ich schon seit Jahren ein Präparat ein, das als Wirkstoff Valsartan enthält. Damit lagen meine Blutdruckwerte bisher im grünen Bereich. Seit einigen Monaten messe ich morgens oft stark erhöhte Werte bis zu 200/105 mmHg. Das beunruhigt mich. Tagsüber liegen die Werte im Normbereich. Besteht hier Handlungsbedarf?

Bei einem normalen Tagesrhythmus erreicht der Blutdruck gegen sechs Uhr morgens die höchsten Werte. Tagsüber fällt der Druck wieder ab. Um den Blutdruckverlauf bei Ihnen genauer festzustellen, wäre eine 24-Stunden-Blutdruckmessung hilfreich. Aber auch ohne diese Untersuchung weisen wiederholt gemessene Blutdruckwerte von 200/105 mmHg auf eine unzureichend medikamentös behandelte Hypertonie hin. Diagnostisch möchte man gerne herausfinden, warum der Blutdruck jetzt angestiegen ist, nachdem er früher unter Kontrolle war. Was Ihre Behandlung betriff t, ist hervorzuheben, dass Sie derzeit ja nur ein blutdrucksenkendes Medikament erhalten, die überwiegende Mehrheit aller Bluthochdruckpatienten aber eine Kombinationstherapie mit mehreren Substanzen benötigt. Möglicherweise ist aber auch einfach die momentane Therapie nicht über 24 Stunden wirksam. Das könnte an einer zu niedrigen Dosierung Ihrer Therapie liegen, da niedrige Dosen von Antihypertensiva nicht nur insgesamt eine schwächere Wirkung entfalten, sondern meistens auch eine kürzere Wirkdauer aufweisen. Sie sollten also dringend Ihren behandelnden Arzt zurate ziehen, der die entsprechende Diagnostik durchführen wird und gegebenenfalls die medikamentöse Therapie anpassen kann.

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Professor Brass antwortet:

DAS HERZ-KREISLAUF-TELEFON Noch Fragen? Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der Deutschen Hochdruckliga Rede und Antwort: Telefon 06221 / 5 88 555, Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch Anfragen per Post oder E-Mail (info@hochdruckliga.de) sind willkommen. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt können die Antworten jedoch nicht ersetzen.

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Leserbriefe

Astrid P. aus Regensburg fragt:

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Ich bin 64 Jahre alt. Seit neun Jahren nehme ich täglich morgens eine Tablette gegen meinen Bluthochdruck ein (Valsartan 80 mg). Dadurch sind meine Blutdruckwerte einigermaßen stabil, meist liegen sie bei etwa 135/80 mmHg. Ab und zu steigt der systolische Wert kurzzeitig bis auf 175 mmHg. Diese Spitzen hängen meist mit dem Wetter zusammen. In letzter Zeit ist mein Blutdruck nun mehrmals rapide abgesunken. Dabei wurde mir übel, einmal musste ich erbrechen. Ich hatte kalte Schweißausbrüche und fror sehr stark. Dieser Zustand hielt immer nur kurz an. Danach lag mein Blutdruck bei etwa 100/60 mmHg und der Puls bei 48 bis 50 Schlägen pro Minute. Ich weiß nicht, wie ich mich weiter verhalten soll: Am liebsten würde ich das Valsartan absetzen. Meine Blutdruckwerte liegen morgens vor der Tabletteneinnahme bei etwa 105/80 mmHg.

Der von Ihnen geschilderte starke Blutdruckabfall könnte tatsächlich darauf hindeuten, dass das Valsartan, trotz der geringen Dosis, die Sie einnehmen, den Blutdruck zu stark senkt. Dies muss ein Arzt überprüfen. Die starke Streuung Ihrer Blutdruckwerte ist auffällig. Manchmal liegt dies daran, dass der Blutdruck nicht korrekt, nämlich nach einer kurzen Ruhepause ohne jegliche Ablenkung im Sitzen gemessen wird. Eine Blutdruck-Langzeitmessung könnte hilfreich sein, um das genaue Profil Ihres Blutdrucks zu klären. Ihr behandelnder Arzt wird zusätzlich den Blutdruck auch im Stehen messen wollen. Auffällig ist der sehr niedrige Puls von 48 Schlägen pro Minute. Zur weiteren Abklärung wären eine Echokardiografie, also eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, und ein EKG beziehungsweise ein Langzeit-EKG hilfreich. Weitere mögliche Ursachen für das Absinken des Blutdrucks könnten beispielsweise vermehrtes Schwitzen und Durchfälle mit Flüssigkeitsverlust sein. Sie sollten Ihre Beschwerden unbedingt durch einen Arzt vor Ort untersuchen lassen.

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Professor Brass antwortet:

Hinweis: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Beiträge geben nicht die Meinung der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® oder der Redaktion wieder. Einzelne personenbezogene Daten wurden aus Datenschutzgründen verändert.

Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe DHL® und Regionalbeauftragter. Er war vor seinem Ruhestand viele Jahre Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum Ludwigshafen. Regelmäßig beantwortet er Anfragen von Betroffenen und Interessierten.

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Nephrologietagung 2013: Mathe für Fortgeschrittene

Welche GFR-Formel darf’s denn sein? Formeln sind in der Medizin die halbe Miete – davon können auch Nierenärzte ein Lied singen. Auf ihrem Jahreskongress in Berlin im Oktober gab es zum Thema Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) neuen Stoff. Und eine klare Ansage.

N

ephrologen sollten die Nierenfunktion ihrer Patienten mit verschiedenen Formeln abschätzen, um besser um deren Grenzen und Probleme Bescheid zu wissen. Das ist eine Botschaft von der 5. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), die vom 5. bis 8. Oktober 2013 in Berlin stattfand. 24

Wollen Nephrologen wissen, wie es um die Nierenfunktion ihrer Patienten steht, müssten sie nach Lehrbuchmeinung eigentlich zu langwierigen Prozeduren greifen, um etwa die endogene Clearance anhand des Urins oder die Inulin-Clearance per Blutabnahme zu messen. Doch der Aufwand von Blutabnahme, intravenöser Infusion, Warten und wiederholten Blutab-

nahmen ist in den meisten Fällen schlicht zu groß. Deshalb wird in der Nephrologie seit Jahrzehnten geschätzt: Meistens ist die Angabe der glomerulären Filtrationsrate (GFR) „estimated“, also eGFR. Die älteste Formel ist die CockcroftGault-Formel, die bislang üblichste die MDRD-Formel (Modification of Diet Renal Disease). Beide basieren auf dem DRUCKPUNKT 4/2013


Aktuelles

Alle Formeln sind ungenau

Doch diesen Formeln – auch den neueren – ist gemein, dass sie Ungenauigkeiten haben, etwa einen großen Messfehler, und sie die GFR nur wenig akkurat abschätzen. Sie sind nämlich aus ganz speziellen Populationen entstanden. So entstehen an den Messrändern der GFR Ungenauigkeiten. Bekannt ist etwa, dass man die MDRD-Formel bei Diabetikern, Kindern und Menschen ab 70 Jahren nicht verwenden sollte. Auch sehr geringe Filterleistungen unterschätzt sie. So kann es in der Praxis immer wieder vorkommen, dass die Nierenleistung auf Basis einer GFR-Schätzung falsch eingeschätzt wird oder Patienten gar einem „falschen“ Stadium der chronischen Nierenerkrankung (CKD) zugeordnet werden. Seit Jahren arbeiten Nephrologen weltweit an neuen Schätzformeln, die die heutigen Unschärfen vermeiden sollen.

Neuer Marker Cystatin C

Als neuen Marker haben die Fachärzte Cystatin C entdeckt. Das kleine Protein ist wesentlich genauer als Serumkreatinin, weil seine Syntheserate stabil und weitgehend unabhängig etwa von Alter oder Körpergröße ist. Außerdem deckt es auch den sogenannten kreatininblinden Bereich ab; also den Abfall einer glomerulären Filtrationsrate von etwas weniger als 50 Prozent, in dem das Serumkreatinin noch nicht ansteigt. Neuere Formeln, etwa die CKDEPI oder die BIS2, decken deswegen auch Berechnungen über Cystatin C ab. Doch auch diese Formeln haben allesamt ihre typischen Grenzen. „Alle Schätzformeln sind populationsspezifisch“, erklärte PD Elke Schäffner, die an der Berliner Charité das BIS-Projekt leitet, auf dem DGfN-Kongress in Berlin. Ihr Team hat die eGFR-Formeln BIS1 und BIS2 entwickelt. Die MDRD-Formel wurde etwa bei Patienten mit CKD entwickelt. GFRWerte bei gesunden Probanden würDRUCKPUNKT 4/2013

de sie immer unterschätzen. Auch sind die Formeln nur bis zu einem gewissen Grad akkurat. Die MDRD-Formel bringt es auf eine sogenannte P30-Exaktheit von 81 Prozent. Das heißt: Bei 19 Prozent der Patienten, für die mithilfe der MDRD die GFR geschätzt wird, liegt der tatsächliche Wert letztlich sogar außerhalb der Standardabweichung. Das wird spätestens zum Problem, wenn Ärzte ihre Patienten anhand der Werte in ein CKD-Stadium eingliedern wollen. Nach der neuen Klassifi kation wird die moderat reduzierte Nierenfunktion in die Stadien 3a und 3b unterteilt (GFR 45 bis 59 bzw. 30 bis 44). Kleinste Abweichungen bei der GFR-Schätzung können hier bereits dafür sorgen, dass Patienten in andere CKD-Stadien eingeteilt werden.

Kränker auf dem Papier

Hier zeigt sich laut Schäffner auch eine Schwäche der MDRD-Formel, die gerade im hohen GFR-Bereich ungenau wird: „Wir haben viele Patienten mit Stadium 2, die als Stadium 3 klassifiziert werden.“ Ergo macht die Formel die Patienten auf dem Papier kränker. Bereits vor knapp einem Jahr kam eine internationale Forschergruppe zu dem Ergebnis, dass beispielsweise mit der neuen CKD-EPI-Formel weniger Patienten als CKD-Patienten gelten und ihre Einteilung in die Stadien wesentlich exakter ist als mit der MDRDFormel (JAMA 2012;307(18):1941).Auch bei älteren Menschen liegen die etab-

lierten Schätzformeln oft daneben, denn für diese Patientengruppe wurde sie bisher nicht untersucht. Das Team um Schäffner hat deshalb die BIS1- und BIS2-Formel entwickelt, die Kreatinin oder Kreatinin und Cystatin C verwenden. Jüngst veröffentlichte Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe mit Probanden ab 70 Jahren zeigten, dass beide Formeln den kleinsten Messfehler aufweisen (Ann Intern Med 2012;157(7):471). Alle anderen Formeln hatten die tatsächliche GFR in diesem Test überschätzt. BIS2 scheint also eine Alternative für Schätzungen bei älteren Patienten mit normaler bis moderat eingeschränkter Nierenfunktion zu sein.

Welche Formel ist nun optimal?

Die Nephrologie hat also ein neues Formelset im Werkzeugkasten. Doch welche ist jetzt eigentlich die optimale Formel? Schäffner: „CKD-EPI ist akkurater im höheren GFR-Bereich, MDRD etwas besser bei CKD-Patienten.“ Vor allem für die epidemiologische Forschung seien die CKD-EPIFormeln besser geeignet. Doch beide hätten ihre Limitationen, etwa bei Diabetes, Anorexie, Zirrhose und einem Alter über 70. Für letzteres empfiehlt Schäffner ihre beiden BIS-Formeln. Grundsätzlich rät sie ihren Kollegen, dass sie um die Exaktheit aller Formeln wissen sollen. In manchen Fällen, etwa bei Nierentransplantationen, sei letztlich ohnehin die gemessene GFR die bessere Alternative. Denis Nößler

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Serum-Kreatinin und geben die Clearance in Millilitern pro Minute an, die MDRD außerdem bezogen auf die Körperoberfläche von 1,73 m².

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Jahresbericht der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®

Hochdruckliga

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Was sich 2012 und 2013 beim Thema Bluthochdruck getan hat Die letzten zwei Jahre sind rasch ins Land gezogen. Manches hat man wieder vergessen, anderes gar nicht recht mitbekommen. Neue Leitlinien zum Bluthochdruck, Wechsel in der Geschäftsführung, so einiges ist passiert – dieser Beitrag lässt die Jahre 2012 und 2013 Revue passieren.

Zusammenarbeit mit der European Society of Hypertension (ESH) Die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® gehört zu den kooperierenden Mitgliedern der ESH. Damit reiht sich die DHL® in die Gruppe der ESH angegliederten 32 nationalen Gesellschaften Europas ein. Mit dieser Zugehörigkeit profitiert sie zukünftig von den Erkenntnissen und Aktivitäten der anderen europäischen Gesellschaften für Hypertonie und nimmt am internationalen Erfahrungsaustausch aus Forschung, Klinik und Praxis teil. Dieser regelmäßige Austausch in gemeinsamen Veranstaltungen, Fortbildungen und Kursen steigert die Forschungsqualität, vernetzt das Wissen über Hypertonie und Herz-Kreislauferkrankungen in Europa und stärkt die Prävention und Behandlung. Mit

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diesem Programm spricht die ESH insbesondere auch den europäischen Nachwuchs an: Die jährliche ESH Hypertension Summer School fördert den Austausch junger Mediziner auf internationaler Ebene. In regelmäßig stattfindenden Kursen für Fortgeschrittene können sich Fachärzte auf den neuesten Stand in der Behandlung von Hypertonie und Herz-Kreislauferkrankungen bringen. Die ESH vertritt ebenso die Interessen der am „Affi liate-Program“ beteiligten nationalen Gesellschaften über die europäischen Grenzen hinaus und korrespondiert weltweit mit Gesellschaften wie der Chinese Hypertension League oder den Latin American Hypertension Societies.

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Aus der Hochdruckliga

Neue Europäische Hypertonie-Leitlinien erleichtern die Therapie Rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit leiden unter einem zu hohen Blutdruck. Ihr Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt oder andere Organschäden ist damit erhöht. Um diese lebensbedrohlichen Folgen zu verhindern, ist eine wirksame Therapie unerlässlich. In den im Sommer diesen Jahres veröffentlichten neuen europäischen Leitlinien zum Management von Bluthochdruck empfehlen Experten neue Strategien, um die Versorgung von Hochdruckpatienten zu verbessern. Die neuen Leitlinien der European Society of Hypertension (ESH) und der European Society of Cardiology (ESC) vereinfachen die Blutdruck-Zielwerte, rücken den Lebensstil der Patienten in den Vordergrund und geben den Ärzten größeren Handlungsspielraum. Die vielleicht wichtigste Neuerung sind einheitliche Zielwerte: Für die meisten Patienten, einschließlich derjenigen mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Nierenschäden, gelten die gleichen Blutdruck-Zielwerte. Das vereinfacht die Therapie maßgeblich und kommt der Realität weitaus näher als die bisherigen Anforderungen. Bisher lagen die Zielwerte für Hochrisikopatienten bei 130/80 mmHg. Die wurden aber selten erreicht. Ab sofort

gelten Zielwerte unter 140/90 mmHg für die Mehrzahl aller Patienten. Denn gemäß einer kritischen Analyse der Studienlage ist ein Vorteil niedrigerer systolischer Werte unter 130 mmHg nicht belegt. Ein strikteres Vorgehen fordert die Leitlinie in der Prävention und in der Nutzung nichtmedikamentöser therapeutischer Maßnahmen. Demzufolge gehöre es eindeutig zur Vorbeugung, konsequent auf das Rauchen zu verzichten, mindestens 30 Minuten täglich durch moderates, dynamisches Training körperlich aktiv zu sein und sich gesund, vorzugsweise „mediterran“ zu ernähren. Auch sollten Betroffene ihren Salzkonsum auf maximal fünf bis sechs Gramm pro Tag einschränken – das wäre halb so viel wie bislang tatsächlich durchschnittlich konsumiert wird. Eine wichtige Änderung für Ärzte ergibt sich bei der Medikamentenwahl. Die Leitlinien betonen die Notwendigkeit, dass bei Hochrisikopatienten oft nur eine Kombination aus mindestens zwei Medikamenten den Blutdruck anhaltend senken kann und geben praktische Hinweise für Kombinationsstrategien. Wichtiger als die Methode der Senkung ist, dass der Patient den Ziel-

wert in angemessener Zeit erreicht. Der Arzt kann aus fünf Medikamentengruppen frei wählen und damit die Therapie individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abstimmen. Gleichzeitig werten die Leitlinien die ambulante 24-Stunden- sowie die eigenständige Blutdruckmessung durch den Patienten selbst auf. Denn die bisher üblicherweise praktizierte Messung in der Arztpraxis bildet die Lebenssituation nicht ausreichend ab und kann zu Fehldiagnosen führen. Die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® sieht in den neuen Leitlinien einen weiteren Fortschritt für die Behandlung von Hochdruckpatienten. Die Leitlinien vereinfachen die Therapie für Patienten und Ärzte maßgeblich. Zugleich legen sie mehr Wert auf die Prävention, deren Bedeutung Ärzte ihren Patienten noch deutlicher als bisher nahebringen sollten. Denn Rauchen, Bewegungsmangel und falsche Ernährung seien die größten Risikofaktoren für einen hohen Blutdruck, ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und damit für folgenschwere Erkrankungen. Derzeit bereitet die DHL® in Anlehnung an die neue europäische Leitlinie ihre aktualisierten Therapieempfehlungen in deutscher Sprache vor.

Internationale Studie gestartet – Optimale Behandlung von Schlaganfällen bei Bluthochdruck

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Bluthochdruckpatienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA,

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Durchblutungsstörung des Gehirns, deren Symptome sich nach 24 h zurückbilden) hatten, haben ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall. Eine geeignete Schlaganfallprävention besteht unter anderem darin, den Bluthochdruck und das erhöhte Cholesterin zu senken. Um den Betroffenen eine optimale Therapie zu ermöglichen, startete im Februar 2013 die internationale Studie „Stroke in Hypertension Optimal Treatment Trial“ (SHOT), die bis Ende 2018 andauern soll. Ziel ist es, die optimalen Werte für den sys-

tolischen Blutdruck bei Schlaganfallpatienten mit Bluthochdruck zu finden. Auch die Bedeutung von LDL-Cholesterin zur Prävention von erneuten Schlaganfällen wird dabei geprüft, was nie zuvor in randomisierten Studien untersucht wurde. Die Werte von Blutdruck und LDL-Cholesterin gelten als bedeutendster Faktor für weitere Schlaganfälle sowie für den Rückgang der Merk- und Denkfähigkeit (Demenz). Realisiert wird die Forschungsarbeit durch die Europäische Gesell27


durch verlässlichere Messungen wie der 24-Stunden-Blutdruckmessung ermitteln, was bisher auch nicht erforscht wurde. In der ESH-CHL-SHOT-Studie werden verschiedene Behandlungsintensitäten verglichen, nicht jedoch verschiedene Substanzen. Im Rahmen der auf 4 Jahre angesetzten Studie an 26 europäischen Exzellenzzentren sollen 7 500 Patienten untersucht werden – darunter 200 aus Deutschland. Um die weltweite Relevanz der Ergebnisse sicher zu stellen, werden auch – dank der Unterstützung durch die CHL – Patienten aus China in die Population aufgenommen. Teilnehmen können Patienten, die älter als 65 Jahre sind,

Nachwuchsförderung durch Forschungsstipendien Im Jahr 2012 vergab die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® zum vierten Mal Forschungsstipendien an herausragende Nachwuchswissenschaftler in der Hypertonieforschung. Die insgesamt vier Stipendien von bis zu 50 000 Euro werden für eine Förderhöchstdauer von zwei Jahren verliehen. Eine schriftliche Validierung gegen Ende des Förderzeitraums stellt sicher, dass die bereitgestellten Gelder dem Zweck des Stipendiums entsprechend verwendet wurden. Stipendiaten 2012–2014 PD Dr. med. Kerstin Benz, Erlangen Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Pädiatrische Nephrologie, Erlangen „Rolle der Komplementaktivierung in der Pathogenese von Hypertonieentstehung und Endorganschädigung bei reduzierter Nephronenzahl“

„Vaskuläre Effekte von High-Density Lipoprotein (HDL) bei Patienten mit arterieller Hypertonie“ Dr. med. Ariadni Spyroglou, München LMU München, Med. Klinik und Poliklinik, Endokrinologische Forschung

Information en zur SHOTStudie erhalten Sie unter folgen dem Kontakt : Universitäts klinikum Erla ngen Klinische Fo rschungssta tion CRC, Medizinisch e Klinik 4 Raum: C2.61 9 Ulmenweg 18, 91054 Er langen Tel: 09131 85 -36207 Fax: 09131 85 -36216

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schaft für Hypertonie (ESH) und die Chinesische Gesellschaft für Hypertonie (CHL). Professor Roland Schmieder, Sprecher des Instituts für Präventive Medizin der Nieren-, Hochdruck- und Herzerkrankungen an der Universität Erlangen-Nürnberg, leitet die Studie. Das Forschungsteam geht der Hypothese nach, dass eine Beziehung zwischen dem durch eine Behandlung erzielten Blutdruck und der Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen besteht. Dieser Zusammenhang kann bei Herzinfarkt und Schlaganfällen unterschiedlich sein. Daneben wollen die Forscher den optimalen Zielblutdruck

unter Bluthochdruck leiden, einen Schlaganfall oder eine TIA hatten und erhöhte LDL-Cholesterinwerte haben.

Forum Junge Hypertensiologie Dem „Forum Junge Hypertensiologie“ gehören derzeit 98 Mitglieder an. Den Vorsitz hat Dr. med. Sebastian A. Potthoff aus Düsseldorf. In regelmäßig stattfi ndenden Treffen bietet das Forum den Mitgliedern die Möglichkeit, eigene Forschungsprojekte in ungezwungenem Rahmen vorzustellen und mit Kollegen zu diskutieren. Dies soll den Austausch und die Vernetzung fördern und neue Kontakte innerhalb des Forums schaffen.

„Phenotypic and genetic characterization of mouse models with primary aldosteronism“

Dr. rer. nat. Philipp Hillmeister, Berlin Charité - Universitätsmedizin Berlin, Center for Cardiovascular Research: Campus Charité Mitte

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„Die therapeutische Wirkung von Angiotensin Converting Enzyme (ACE-)Inhibitoren auf das kollaterale Gefäßwachstum (Arteriogenese)“ Dr. med. Thimoteus Speer, Homburg/ Saar Klinik für Innere Medizin IV, Homburg/ Saar

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Hypertension Summer School 2012 und 2013

ESH Summer School

Gemeinsam mit der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® und der Deutschen Hypertonie Akademie bietet das Forum Junge Hypertensiologie die Hypertension Summer School für Nachwuchs-Fachärzte und -Forscher an. Dieser intensive Workshop fördert den Austausch zwischen jungen Ärzten und Wissenschaft lern, die sich für Hypertensiologie interessieren und die zukünftig wissenschaft lich und/oder klinisch auf diesem Gebiet arbeiten möchten. Hierdurch wird die Hypertensiologie als Fachdisziplin und Forschungsbereich gestärkt, frühzeitig gefördert und es entstehen effektive Netzwerke zwischen den Teilnehmern. In der 4. und 5. Summer School 2012 und 2013 waren junge Naturwissenschaft ler und Ärzte eingeladen, sich ein Wochenende intensiv mit dem

Vom 21. bis 27. September 2013 fand die ESH Hypertension Summer School im portugiesischen Porto statt. Jede nationale Partnerorganisation der ESH kann bis zu zwei Kandidaten entsenden, die am Programm teilnehmen. Die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® entsandte Dr. med. Sebastian Ewen aus Homburg/Saar, Mitglied des „Forums junge Hypertensiologie“, und Dr. med. Paul Probst aus Düsseldorf. Die Teilnehmer konnten sich mit anderen an der Hypertensiologie Interessierten zur Grundlagenforschung sowie Erkenntnissen und Studien des Fachgebietes austauschen und internationale Kontakte knüpfen. Unterkunft und Verpflegung wurden von der ESH gestellt, die Anreise für die deutschen Teilnehmer trug die DHL®.

Thema Bluthochdruck auseinanderzusetzen. Das Programm beider Veranstaltungen umfasste Elemente zur Ausbildung zum Hypertensiologen DHL®, Aspekte der klinischen und experimentellen Wissenschaft und schlug erfolgreich die Brücke zwischen Praxis und Theorie sowie Klinik und Forschung. Die Inhalte wurden von erfahrenen Hypertensiologen DHL® vermittelt. Der intensive und interaktive Austausch zwischen jungen und erfahrenen Ärzten und Wissenschaft lern stand dabei im Mittelpunkt. Praktische Übungen untermauerten die Lerninhalte. In das Programm der Summer School 2013 war außerdem das „Treffen junge Hypertensiologie“ eingebunden (den ausführlichen Bericht zur diesjährigen Summer School 2013 fi nden Sie auf der Seite 34).

Selbsthilfegruppen motivieren und informieren Die Gemeinschaft in einer Gruppe hilft den einzelnen Mitgliedern dabei, mit der Krankheit besser zurechtzukommen. In rund 50 Selbsthilfegruppen Bluthochdruck der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® können sich Hypertoniker bundesweit informieren und mit anderen Betroffenen austauschen. Der Patientenbeirat, die Geschäftsstelle, die Regionalbeauftragten sowie die ärztlichen Mitglieder der DHL® fördern alle Gruppen und initiieren und unterstützen die Gründung weiterer Selbsthilfegruppen. Denn mit der kontinuierlich steigenden Zahl an Hochdruckpatienten wächst der Bedarf an öffentlicher Aufklärung und Unterstützung.

Jährliche Fortbildungsveranstaltungen

Die Deutsche Hochdruckliga unterstützt die Leiterinnen und Leiter der Selbsthilfegruppen darin, ihren Mitgliedern geeignete und aktuelle Informationen weitergeben zu können und gibt ihnen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. DRUCKPUNKT 4/2013

Deshalb findet jährlich auch eine Fortbildungsveranstaltung statt, an der die Leiter und stellvertretenden Leiter aller Bluthochdruck-Selbsthilfegruppen in Deutschland teilnehmen können. Geplant und vorbereitet wird die Veranstaltung von den Mitgliedern des Patientenbeirats und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle in Heidelberg. 2012 fand diese Fortbildung vom 26. bis 29. November in Trier statt. 16 Selbsthilfegruppenleiter nahmen daran teil. Karl-Heinz Otte aus Hannover und Professor Bernd Krönig aus Trier eröffneten die viertägige Fortbildung. In einer Begrüßungsrunde stellten sich die Teilnehmer vor. Nach dem Vortrag von

Astrid Müller der SHG Lübeck zum Thema „Nichtmedikamentöse Therapie bei Bluthochdruck“ wurde die Diskussionsrunde eröffnet. Dr. Eugen Hauptmann, Professor Krönig und weitere Gäste hielten Vorträge und tauschten sich mit den Teilnehmern intensiv darüber aus. Nach dem Programm schilderte Krönig Wissenswertes über die Stadt Trier mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Im historischen Bus ging es dann zum Weingut Nell, wo die Teilnehmer eine Kellerbesichtigung samt Weinprobe genießen konnten, und anschließend zu einer Stadtführung. Ein Treffen der Selbsthilfegruppen fand auch im Rahmen der Hochdruckliga-Tagung vom 11. bis 13. Dezember 2013 in Münster statt.

Bundesweite Selbsthilfegruppen Bluthochdruck Wenn Sie einer Selbsthilfegruppe beitreten möchten oder Informationsmaterial wünschen, können Sie sich unter der folgenden Nummer informieren: 06221 /58855-0 oder per E-Mail: info@hochdruckliga.de. Eine Liste mit Adressen und Kontakten der einzelnen Selbsthilfegruppen finden Sie im Internet unter: www. hochdruckliga.de/adressliste-shg.html

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Aus der Hochdruckliga


Geprüfte Blutdruckmessgeräte 2012 bis 2013

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druckmessgeräte liefern jedoch keine verlässlichen Werte. Die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® prüft neue Blutdruckmessgeräte und verleiht ein Prüfsiegel für deren Messgenauigkeit. Bereits 51 Geräte erhielten in den vergangenen Jahren das Prüfsiegel. Darunter wurden 2012 und 2013 vier weitere Blutdruckmessgeräte der Firma Omron ausgezeichnet.

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Die regelmäßige Messung des Blutdrucks durch die Betroffenen ist ein wichtiger Teil der Prävention und Behandlung von Hypertonie. Denn die selbst gemessenen Werte der Patienten zeigen dem Arzt, wie sich der Blutdruck über einen längeren Zeitraum entwickelt hat. Voraussetzung dafür sind zuverlässige Messwerte. Viele im Handel erhältlichen Blut-

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Wechsel in der Geschäftsführung – Dr. Joachim Leiblein verabschiedete sich Im Februar diesen Jahres schied Dr. Joachim Leiblein auf eigenen Wunsch aus der Geschäft sführung der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® aus. Mit Erreichen der Regelaltersgrenze zur Inanspruchnahme

der gesetzlichen Rentenversicherung übergab er das Amt an Rechtsanwalt Maximilian Guido Broglie aus Wiesbaden. Leiblein verantwortete die Geschäfte der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®, der Deutschen Hypertonie

Akademie und der Deutschen Hypertonie Stiftung DHS®. Der DHL®-Vorstand dankt Leiblein für seine erfolgreiche und langjährige Tätigkeit.

Zertifizierte Hypertonie-Zentren

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Besinnliche Festtage und ein Frohes Neues Jahr Wieder geht ein Jahr zu Ende. Eine gute Zeit, um Rückschau zu halten und Bilanz zu ziehen. Vor allem aber freuen wir uns auf das vor uns liegende, neue Jahr: Es wartet nur darauf mit neuen Ideen und Projekten gefüllt zu werden. Wir haben uns für das neue Jahr schon einiges vorgenommen – und das gilt bestimmt auch für Sie. Wir wünschen Ihnen dafür viel Gesundheit, Energie und Lebensfreude. Für die Zeit zwischen den Jahren wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie frohe, besinnliche Festtage. RA Maximilian G. Broglie DHL®-Geschäftsführer und der DHL®-Vorstand sowie die Mitarbeiter der Geschäftsstelle

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Um die Versorgungsqualität von Bluthochdruckpatienten zu verbessern, hat die Deutsche Hochdruckliga e. V. DHL® im September 2012 begonnen, medizinische Einrichtungen zu prüfen und nach Eignung mit dem Titel „Zertifi ziertes Hypertonie-Zentrum DHL®“ auszuzeichnen. Davon profitieren nicht nur Patienten, die sich an dieser Auszeichnung orientieren können, um geeignete medizinische Versorgungsangebote und einen hohen Grad an Versorgungsqualität zu fi nden. Auch Ärzte und Kliniken können durch die Zertifi zierung ihre Qualifikation besser nach außen tragen. Das Gesundheitssystem erreicht damit ein höheres Maß an Transparenz, mehr Sicherheit und eine bessere Versorgung der Patienten. Mittlerweile gibt es 100 Einrichtungen, die sich zum Hypertonie-Zentrum DHL® qualifiziert haben. Diese Zentren sind auf der Homepage der DHL® veröffentlicht (www.hochdruckliga.de/ zertifiziertes-hypertonie-zentrum. html). Zehn weitere Anträge sind derzeit in Bearbeitung.


Aus den Selbsthilfegruppen

Zehnjähriges Jubiläum der Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Frankfurt

Menschen mit Bluthochdruck vor den Folgen bewahren

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erzinfarkt und Schlaganfall – das können die Folgen eines zu hohen Blutdrucks sein. Vor derart einschneidenden Erlebnissen möchte Helmuth Schmitt, Leiter der Selbsthilfegruppe (SHG) Bluthochdruck Frankfurt, andere Menschen bewahren. Er selbst ist Betroffener, bekam vor über zehn Jahren einen Herzinfarkt. Dieses Ereignis veranlasste ihn zusammen mit Gerd Schmitt, die Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Frankfurt zu gründen. „Ich möchte mit unseren Aktionen Menschen erreichen, die einen zu hohen Bluthochdruck haben, und es nicht wissen,“ berichtete Helmuth Schmitt über seine Ziele. Damit, so hofft er, ließe sich vielleicht verhindern, dass diese Menschen später einen Schlaganfall oder Herzinfarkt bekämen. Mittlerweile sind zehn Jahre ins Land gezogen. Die Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Frankfurt feierte im April diesen Jahres ihr zehnjähriges Jubiläum im Sozialzentrum Marbachweg. Mit dabei war auch dieses Mal Professor Helmut Geiger, Leiter der Nephrologie im Uniklinikum Frankfurt und Regionalbeauftragter der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL®, der schon damals bei der Gründung in der Mensa der Universität Frankfurt einen Vortrag hielt. Auch diesmal fand sein Referat über den „Bluthochdruck und die Nieren“ großen Anklang bei den Zuhörern. Er beantwortete ihre Fragen beispielsweise zur Ablation der Nierenarterien, ein Verfahren, das in der letzten Zeit für Diskussionen sorgte und bei den Patienten viele Fragen aufwirft. Zahlreiche telefonische Anfragen haben in den letzten zehn Jahren auch Helmuth Schmitt erreicht. Wie wirken sich unterschiedliche Medikamente aus? Gibt es Wechselwirkungen? Was DRUCKPUNKT 4/2013

Gerd Schmitt (links), Mitgründer der SHG Bluthochdruck Frankfurt, Prof. Helmut Geiger, Leiter der Nephrologie im Uniklinikum Frankfurt, Ulrich Koldas, Leiter der SHG Bluthochdruck Darmstadt und Helmuth Schmitt (rechts), Leiter der SHG Bluthochdruck Frankfurt, feierten zusammen mit insgesamt 30 Besuchern das zehnjährige Jubiläum.

mache ich bei einem plötzlich auftretenden hohen Blutdruck? usw. Nicht selten übermittelt er dann die Ratsuchenden an die Frankfurter Hochdruckambulanzen, wo sich darauf spezialisierte Ärzte viel Zeit für die Menschen nehmen.

Erfrischende Aktionen sorgen für Aufmerksamkeit

Gerade um jene Menschen zu erreichen, die nichts von ihrem Bluthochdruckleiden wissen, veranstaltete die SHG in den letzten zehn Jahren verschiedenste Aktionen. Beispielsweise trafen sich die Mitglieder im Rahmen des Welthypertonietages in dem

Schwarzwaldhotel Enzkloesterle. Mit von der Partie waren der Chef des Hotels und seine über 90-jährige Mutter. In einer Frankfurter Einkaufspassage sorgte die SHG – unterstützt von der Struwwelpeter Apotheke – mit einem Alleinunterhalter für Trubel und machte damit auf ihren Infostand aufmerksam. Zwar ist nicht jede Aktion der absolute Hit. „Der Infostand vor dem Biosupermarkt Alnatura hatte hauptsächlich Zulauf von jungen Frauen mit einem wunderbaren Blutdruck“, erzählte Schmitt. Doch auch ein „kleiner Gag“, wie er es nennt, sollte mal drin sein und belebt die Arbeit der SHG Bluthochdruck Frankfurt. (vsc)

Kommen Sie zu unseren monatlichen Selbsthilfegruppe-Treffen (Jeder Interessent ist willkommen) Jeden letzten Dienstag im Monat Um 17:15 Uhr im Sozialzentrum Marbachweg Haus 1, Dörpfeldstraße 60435 Frankfurt am Main Mehr Informationen im Internet unter www.bluthochdruck-frankfurt.de Kontakt: Tel/Fax: 069-55 22 90 E-Mail: selbsthilfegruppe@bluthochdruck-frankfurt.de

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Im DRUCKPUNKT-Interview der scheidende Vorstandsvorsitzende Prof. Ulrich Kintscher

Hochdruckliga

„Die positiven Eindrücke überwiegen auf alle Fälle“ Drei Jahre hatte Professor Ulrich Kintscher das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® inne. Mit Spaß und Erfüllung ging er diesem Amt nach, auch wenn nicht immer alles einfach war. Im Interview berichtet er, was er dabei bewirken konnte, welche Erfahrungen er machte und wie er auch in Zukunft die Arbeit der DHL® mitgestalten möchte. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich bei allen Mitarbeitern der Geschäftsstelle, insbesondere bei Anne Loos, Emel Bostanci und Dr. Michael Maiwald, für die hervorragende Zusammenarbeit in den letzten Jahren bedanken. Mein besonderer Dank gilt auch unserem neuen GeKintscher: Bluthochdruck ist ein schäftsführer Maximilian Broglie, der mit seiner Erfahrung enorm wichtiges und integrativen PerThema, was große Teile unserer Bevölsönlichkeit die er„Es hat mir viel Spaß und kerung betrifft. Es folgreiche Arbeit der Hochdruckliga forthat mir viel Spaß Erfüllung gebracht, dazu gesetzt hat. und Erfüllung gebeizutragen, dass die Aufbracht, dazu beizuSehr positive Eintragen, dass die drücke bleiben auch klärung, Prävention, hinsichtlich der ZuAufk lärung, PräDiagnose und Behandlung sammenarbeit mit vention, Diagnose von Bluthochdruck meinen Vorstandsund Behandlung kolleginnen und dieser Erkrankung verbessert wird“ verbessert wird. Die -kollegen zurück. Hochdruckliga ist Die Arbeit im Vorstand war immer eine dynamische sehr zielorientiert und dennoch stets und zukunftsorientierte Gesellschaft mit ebenso dynamischen und aktiven harmonisch – Vielen Dank dafür. Mitgliedern sowie einer äußerst engagierten Geschäftsstelle. Die ZusamWas konnten Sie in den vergangenen drei Jahren bewegen, auf welche menarbeit mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle war immer sehr proProjekte und Leistungen sind Sie duktiv und befruchtend. Die positiven besonders stolz? Eindrücke überwiegen auf alle Fälle! Kintscher: Ich bin damals mit dem Es war aber auch nicht immer einfach. Wir hatten einen Wechsel in der Anspruch in den Vorstand gestartet, Geschäftsführung, sodass der Arbeitsdie Verjüngung der Gesellschaft voaufwand für den Vorstand zwischenranzutreiben. Ich denke, das ist uns gut gelungen. Wir haben das „Forum zeitlich sehr hoch war. Ich bin jedoch Junge Hypertensiologie“ (FjH) gefroh, dass dieser Wechsel erfolgreich gründet und im Verlauf gut in der vollzogen wurde.

Im Dezember endet Ihre dreijährige Amtszeit als Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. Mit welchen Eindrücken blicken Sie auf diese Jahre zurück?

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Gesellschaft verankert. Es gibt viele Interaktionen mit dem FjH-Vorstand. Wir veranstalten gemeinsam die jährliche Hypertension Summer School unter der wissenschaft lichen Leitung von Professor Ulrich Wenzel aus Hamburg, die sich sehr großer Beliebtheit unter jungen Ärztinnen und Ärzten sowie Wissenschaft lerinnen und Wissenschaft lern erfreut. Wir versuchen, die jungen Kolleginnen und Kollegen mit eigenen Symposien und Vorsitzen immer besser in den Jahreskongress einzubinden. Ein weiteres wichtiges Projekt war der Ausbau der Kooperationen mit anderen nationalen und internationalen Fachgesellschaften. Hier haben wir uns sehr um Kooperationen mit der Deutschen Gesellschaft für Kar-

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Aus der Hochdruckliga

diologie (DGK), der Deutschen GeFachgesellschaften weiter auszubaunehmen und versuchen zu integriesellschaft für Nephrologie (DGfN) ren. Des Weiteren ist die Kommunien. Die Hypertonie ist nicht der einund der Europäischen Hypertoniekation mit anderen Fachgesellschafzige kardiovaskuläre Risikofaktor. gesellschaft (ESH) ten zunehmend Deshalb ist eine interdisziplinäre Zubemüht. Auf mehsammenarbeit unumgänglich. bedeutender gereren Gebieten worden. Die Hykonnten wir hier Wie haben Sie die Zusammenarbeit pertensiologie ist „Die Hypertensiologie ist ein die Zusammenarein Querschnittsin der DHL® und zwischen ihren verQuerschnittsfach! Die Hochbeit ausbauen, beischiedenen Strukturen erlebt? fach! Daher sollte spielsweise bei der die Hochdrucklidruckliga sollte weiterhin Kintscher: Immer als sehr angenehm Organisation gega weiterhin ideaideale Plattformen für einen meinsamer Veranle Plattformen für und sachorientiert. Die Interdiszipstaltungen und einen konstruktilinarität in der Gesellschaft macht konstruktiven und intensiven Zertifi zierungen ven und intensiwirklich Spaß und man kann viel Wissensaustausch zwischen sowie der Publikaven Wissensauslernen. Die Gremien arbeiten sehr den Fachdisziplinen schaffen“ tion gemeinsamer kompetent. Natürlich gibt und gab es tausch zwischen Leitlinien. den Fachdiszipliauch manchmal Probleme, wobei Die Deutsche nen schaffen. diese oft auf mangelnde KommuniHypertonie-AkaSchließlich sind kation zurückzuführen und dementdemie bildet mit der Aus- und Fortdie Patienten und Patientenvertreter sprechend meistens lösbar waren. bildung von Hypertensiologen einen ein wesentlicher Teil unserer GesellGrundstein für eine bessere Versorschaft. Den intensiven Kontakt und Wie möchten Sie sich zukünftig in die gung der Patienten mit arterieller Hydie Zusammenarbeit müssen wir künfVorstandsarbeit der DHL® einbringen pertonie in Deutschland. Die Akadetig mehr nutzen und pflegen, um auf und welche Ziele verfolgen Sie, um mie konnte weiter ausgebaut werden einer vertrauensvollen Ebene gemeindie Arbeit der DHL® auch künftig und mit Professor Rainer Kolloch hasam mit den Patienten die arterielle mitzugestalten? ben wir eine sehr angesehene und Hypertonie zu bekämpfen. kompetente Persönlichkeit für die wisKintscher: Ich werde natürlich, wenn senschaft liche Leitung gewonnen. Wo sehen Sie weiterhin Handlungsgewünscht, weiter den neuen VorBedeutsam war für uns alle im Vorbedarf für die DHL®, welchen Herausstand mit Rat und Tat unterstützen. stand auch die Gründung der „Komforderungen müssen sich Ihr Das Thema Diabetes, Adipositas und Hypertonie liegt mir sehr am Hermission Hypertonie bei Kindern und Nachfolger und der gesamte VorJugendlichen“. Dieses Themas müssen stand künftig annehmen? zen und ich werde mich in der entwir uns annehmen und dies unbedingt sprechenden Komweiter ausbauen. Kintscher: Ein paar mission weiterhin Schließlich hatten wir zu Beginn Herausforderungen engagieren. „Gemeinsam mit DGK hatte ich schon geIm wissenschaft lides Jahres den Wechsel in der Geund DGfN planen wir schäft sführung: Eine solche Veränchen Beirat freue ich nannt: Verjüngung derung im Vereinsleben ist immer der Gesellschaft und mich auf die Arbeit im die Einführung einer eine Herausforderung für alle Beteieine intensivere ZuRahmen der Planung Zertifizierung für ligten. Diese Bewältigung ist uns sehr künft iger Kongresse. sammenarbeit mit gut gelungen. den vielen Patienten Zusammen mit ProfesRenale Denervationsin unserer Gesellsor Ulrich Wenzel werzentren“ Welche Erfahrungen können Sie an schaft. de ich auch in Zukunft Ihren Nachfolger weitergeben? Besonders wichtig die „Hypertension Sumist mehr gesundheitsmer School“ planen. Kintscher: Die Interaktion mit den politisches EngageIch hoffe, dass es uns ment. Denn: Bluthochdruck ist die gelingt, hiermit ein wissenschaftliches jungen Hypertensiologen ist enorm wichtig für die Gesellschaft und sollte Volkserkrankung Nummer 1 und der Treffen junger Hypertensiologen auf unbedingt fortgeführt werden. Aubedeutsamste Risikofaktor für Tod hohem Niveau langfristig zu etablieund Morbidität weltweit. Als solcher ren. ßerdem ist die Kommunikation mit den Gremien unserer Gesellschaft ein muss er auch politisch wahrgenomAußerdem planen wir gemeinsam wesentlicher Teil der Vorstandsarbeit. men werden und dafür müssen wir mit DGK und DGfN die Einführung Hier sollte man immer ein offenes uns einsetzen. Außerdem ist die Eineiner Zertifizierung für Renale DenerOhr haben und alle Aktivitäten, die bindung der Gesellschaft in Netzwervationszentren. Hier möchte ich unbeaus der Gesellschaft entstehen, aufke nationaler und internationaler dingt weiter unterstützend tätig sein. DRUCKPUNKT 4/2013

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So macht Lernen Spaß

5. Hypertension Summer School in Berlin Manuel Thieme – Düsseldorf, Teilnehmer der 5. Hypertension Summer School 2013 Auch die 5. Hypertension Summer School in Berlin war ein voller Erfolg. Egal ob Student, Berufsanfänger, Arbeitsgruppenleiter oder Professor – gemeinsam tauschte man sich intensiv über das Thema Bluthochdruck aus.

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auseinanderzusetzen. Der Wissensaustausch fand in einer lockeren und freundlichen Umgebung statt, die nicht nur zur Mitarbeit ermutigte, sondern auch genug Zeit für eine gesunde Portion an Spaß und Albernheiten ließ. Eingebettet in das Programm war in diesem Jahr auch das „Treffen junge Hypertensiologie“. Den Mitgliedern des „Forums junge Hypertensiologie“ und den Teilnehmern der Summer School wurde vorab die Gelegenheit gegeben, eigene wissenschaftliche Arbeiten einzureichen und als Poster oder Vortrag vorzustellen und ab dem zweiten Tag zu diskutieren. In einer gegenseitigen Vorstellungsrunde erfuhren wir am ersten Tag zu-

Verschluckte Mohnschnecke im Röntgenbild

Danach zog uns Prof. Reinhold Kreutz von der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit seinem Vortrag über die Epidemiologie (Verbreitung von Krankheiten in der Bevölkerung) und Pathophysiologie (Entstehung und Mechanismus einer Erkrankung) des Bluthochdrucks in seinen Bann. Wussten Sie, dass die deutsche Bevölkerung Spitzenreiter bei der Häufigkeit von Bluthochdruck ist und damit auch die USA weit in den Schatten stellt? Warum werden trotz der schweren gesundheitlichen Folgen durch Bluthochdruck nur 20 Prozent der Erkrankten behandelt? Dies hängt sicherlich zum einen damit zusammen, dass chronischer Bluthoch-

© getty images/ istockphoto

edes Jahr veranstaltet die Deutsche Hochdruckliga e. V. eine Summer School, in der junge Naturwissenschaftler und Ärzte dazu eingeladen werden, sich ein Wochenende intensiv mit dem Thema Bluthochdruck auseinanderzusetzen. In diesem Jahr fand sich zwischen dem 19. und 21. September eine bunt und international gemischte Gruppe von Studenten, Berufsanfängern, Berufsfortgeschrittenen, Professoren und Arbeitsgruppenleitern in Berlin zusammen. Gemeinsam arbeitete man mit Hochdruck daran, den Nachwuchs zu fördern, Wissen weiterzugeben und sich intensiv mit den neusten Erkenntnissen der Bluthochdruckforschung

nächst einige spannende biografische Details so mancher Teilnehmer.

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Aus der Hochdruckliga

druck im Anfangsstadium keine bzw. nur unspezifische Beschwerden hervorruft und dadurch erst spät eine Therapie erfährt, zum anderen aber auch damit, dass Blutdruckmessmethoden zwar zahlreich, aber häufig ungenau sind, wie uns Dr. Siegfried Eckert aus Bad Oeynhausen eindrucksvoll darstellte. Am Abend des ersten Tages wurde nicht nur unser Hunger, sondern auch unser (Wissens-) Durst beim gemeinsamen Abendessen in Noras’ Weinberg angemessen gestillt, bei dem uns Prof. Ulrich Wenzel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu einem Medizinquiz einlud. Die exzellente Verköstigung hielt uns während der humoristisch gestalteten Fragerunde nicht davon ab, das Röntgenbild einer Raumforderung im Bauchraum differentialdiagnostisch erfolgreich von einer verschluckten Mohnschnecke zu unterscheiden.

Es gibt durchaus Diskussionsbedarf

Der zweite Tag der 5. Hypertension Summerschool war der Wissenschaft gewidmet. Wir setzten uns mit jüngst publizierten klinischen Studien auseinander und versuchten, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen

sowie ihren Aussagewert kritisch zu hinterfragen. Dabei trugen gerade die Fragen statistischer Natur zum allgemeinen Diskussionsbedarf bei und es entwickelte sich ein lebhafter Schlagabtausch über die Qualität der einzelnen Forschungsarbeiten. Ein unentbehrlicher Gast dieser Diskussion war der Epidemiologe Prof. Karl Wegschneider vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der keine unserer vielen Fragen unbeantwortet ließ. Seine klare, mathematisch-rationale Argumentationsweise suchte seinesgleichen und erstickte so manches Gegenargument in seinem Keim. Nachmittags erhielten auch die jüngeren Teilnehmer der diesjährigen Summer School die Möglichkeit, ihre eigenen Forschungsarbeiten vorzustellen. Das Themenspektrum reichte von bluthochdruckinduzierten Organschäden in Mäusen über die Bedeutung eines für die Blutgerinnung relevanten Eiweißes in der Herzinfarktdiagnostik bis hin zu neuen Behandlungsmechanismen der chronischen Hypertonie. Am letzten Tag unseres Treffens zeigte uns Prof. Burkhard Weisser vom Institut für Sportmedizin in Kiel in seinem Vortrag eindrucksvoll, dass die Vorteile von Sport und körperli-

Hochdruckliga

cher Aktivität auf die Gesundheit durch eine Vielzahl von Studien belegt sind und, dass auch die ältere Bevölkerung noch von regelmäßiger Bewegung profitiert. Neueste Daten zur „renalen Denervierung“, einer Methode, in der durch die Verödung von Nerven im Bereich der Niere chronisch erhöhte Blutdrücke gesenkt werden sollen, präsentierte PD Oliver Vonend aus Düsseldorf. Insgesamt war die diesjährige Hypertension Summer School ein voller Erfolg. Aktuelle, abwechslungsreiche Vortragsthemen in Verbindung mit einem jovialen, offenen Umgangston schufen eine lebhafte und kreative Arbeitsatmosphäre, zu der alle Teilnehmer – ob Student, Berufsanfänger oder Arbeitsgruppenleiter – etwas beizutragen hatten. Rundum: So macht Lernen Spaß.

Die Wissenschaftliche Leitung übernahmen Prof. Ulrich Kintscher (3. von rechts unten) und Prof. Ulrich Wenzel (2. von rechts unten). Zusammen mit Dr. Sebastian A. Potthoff, Vorsitzender „Forum junge Hypertensiologie“ (2. von oben rechts), und Prof. Dr. Rainer Kolloch, Leiter der Wissenschaftlichen Kommission der Deutschen Hypertonie Akademie (nicht auf dem Bild), organisierten sie die diesjährige Hypertension Summer School. PD. Oliver Vonend, Düsseldorf (4. von oben rechts), Prof. Dominik Müller, Max Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch (3. von oben links), und Dr. med. Andreas Birkenfeld, Center for Cardiovascular Research der Charité Berlin (2. von unten links), traten als Dozenten auf. Die weiteren Personen auf dem Bild waren Teilnehmer der Summerschool. DRUCKPUNKT 4/2013

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Hochdruckliga

Bluthochdruck bei Kindern unterschätzt

© st-fotograf / fotolia.com

Neue Kommission „Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen“

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Aus der Hochdruckliga

Impressum DRUCKPUNKT

Kommission Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen

Herausgeber Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention

Dr. Martin Hulpke-Wette, niedergelassener Kinderkardiologe, Göttingen Prof. Hans-Georg Predel, Deutsche Sporthochschule Köln Prof. Renate Oberhoffer, Kinderkardiologin, Deutsches Herzzentrum München Prof. Reinhard Ketelhut, Sportmediziner/Kardiologe, Berlin Claudia Hacke, Institut für Sportwissenschaft, Kiel PD Elke Wühl, Kindernephrologin, Universitätsklinikum Heidelberg

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und 700 000 Kinder in Deutschland haben einen zu hohen Blutdruck, schätzt die Deutsche Hochdruckliga e. V. (DHL®). Diese Problematik wird bisher allerdings kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen – ein Umstand, der die Deutsche Hochdruckliga veranlasste, eine neue Kommission für Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen zu gründen. Die DHL® möchte damit auch ein Zeichen setzen. Denn nicht nur die Folgen für den Einzelnen sind gravierend: unbehandelt kann ein hoher Blutdruck zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Nieren- und Gefäßschäden führen. Auch das Gesundheitssystem wird künft ig von einer Kostenwelle überrollt werden. „Das kranke Kind heute ist der chronisch kranke und potenziell arbeitsunfähige Erwachsene von morgen“, erklärt Professor HansGeorg Predel vom Vorstand der DHL®.

Keine leichte Frage: welcher Wert ist bei Kindern gesund?

Die Erkenntnis, dass ein Bluthochdruck auch bei schlanken und gesunden Kindern keine Seltenheit ist, möchte die Kommission in ihrer künft igen Arbeit an die Öffentlichkeit und Fachwelt herantragen. „Durchschnittlich kommt jeden Tag ein Kind in meine Praxis, das einen neu entdeckten Bluthochdruck hat“ berichtet der Sprecher der neuen Kommission Dr. Martin HulpkeWette, niedergelassener Kinderkardiologe in Göttingen. Viele Menschen wüssten aber gar nicht, welcher Wert bei einem zehnjährigen schlanken Mädchen gesund sei, DRUCKPUNKT 4/2013

Impressum

Geschäftsführer: Maximilian Guido Broglie (v. I. S. d. P.)

Geschäftsstelle: Berlinerstr. 46, 69120 Heidelberg Tel: (06221) 588 55-0, Fax: -25 Internet: www.hochdruckliga.de E-Mail: info@hochdruckliga.de

Schriftleitung: Prof. Dr. med. Rainer Düsing Prof. Dr. med. Martin Paul

Verlag

nämlich 100/60 mmHg. Ein Ziel der Kommission ist es deshalb, öffentliche Institutionen wie Gesundheitsämter, Schulen und Sportverbände über diese Thematik zu informieren. Würde man etwa bei Sportveranstaltungen den Blutdruck der Kinder prüfen, könne man die Betroffenen frühzeitig erkennen und damit Schlimmeres verhindern, so Hulpke-Wette. „Bei allen Kindern ab drei Jahren sollte der Blutdruck regelmäßig in der Arztpraxis kontrolliert werden,“ fordert er zudem.

Auch die Politik muss etwas tun

Weiterhin möchte die Kommission ein Forschungs-Netzwerk aufbauen, um das Phänomen Bluthochdruck bei Kindern besser zu verstehen. „Es gibt bislang weder Studien zur Medikamentenvergabe bei Kindern mit Bluthochdruck, noch sind für diese Patientengruppe Präparate zugelassen“, bedauert Predel. Auch wie sich Medikamente, z. B. das ADHS-Mittel Ritalin, oder etwa der Konsum von Energy-Drinks auf den Blutdruck der Kinder und Jugendlichen auswirkten, müsse mehr untersucht werden, betont Hulpke-Wette. Auf die Politik möchte die Kommission ebenfalls Einfluss ausüben, sie soll die Präventionsmaßnahmen und Forschungsarbeit fördern. „Wir tragen das Problem an die entsprechenden Ministerien heran“, berichtet Hulpke-Wette. Denn nur durch geeignete Präventionsmaßnahmen und den Erkenntnissen aus der Forschung kann die Zunahme von Hypertonie bei Kindern aufgehalten werden. (vsc)

Urban & Vogel GmbH Aschauer Straße 30, 81549 München Geschäftsführer: Joachim Krieger (President Professional Businesses), Fabian Kaufmann, Dr. med. Esther Wieland

Redaktion Redaktion: Dipl. Mol. Med. Veronika Schlimpert (vsc), Dr. rer. nat. Ulrike Fortmüller Tel. (0 89) 20 30 43-11 48, Fax -3 11 48 E-Mail: Veronika.Schlimpert@springer.com Ressortleiter Kardiologie: Dr. med. Dirk Einecke

Anzeigen Ines Spankau (Anzeigenleitung, verantwortlich)

Gestaltung und Layout Nadine Lameli, Springer-Verlag GmbH

Vorstand der Deutschen Hochdruckliga: Prof. Dr. med Ulrich Kintscher, Berlin (Vorsitzender) Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel, Köln (stellv. Vorsitzender) Dr. med. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Karlsruhe Prof. Dr. med. Reinhold Kreutz, Berlin Prof. Dr. med. Thomas Mengden, Bad Nauheim PD Dr. med. Anna Mitchell, Herne Jürgen Weber, Groß Schenkenberg Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga: Dr. med. Marianne Koch, Tutzing

Druck Stürtz GmbH Alfred-Nobel-Straße 33, 97080 Würzburg Bezug DRUCKPUNKT kann bei der Bundesgeschäftsstelle der DHL® für EUR 21,40 pro Jahr (inkl. MwST./Versandkosten) abonniert werden. Preis für Einzelheft: EUR 4,-. Für DHL®-Mitglieder ist das Abonnement im jährlichen Mindestbeitrag von EUR 16,- (Ärzte: EUR 26,-) enthalten. Als Abo-Zeitraum gilt das Kalenderjahr. Der Bezug verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn nicht 6 Wochen vor Jahresende gekündigt wird. DRUCKPUNKT erscheint max. viermal im Jahr in einer Auflage von je 22.000 Exemplaren Hinweise: Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben nicht immer die Meinung der Hochdruckliga wieder. Bei der Bezeichnung Hypertensiologe DHL® handelt es sich nicht um eine nach Berufsordnung grundsätzlich führungsfähige Bezeichnung für Ärzte, sondern um eine nach dem entsprechenden ärztlichen Berufsrecht einzuordnende Bezeichnung (z. B. nach der Musterberufsordnung der deutschen Ärzte als „Tätigkeitsschwerpunkt“ bzw. nach den Berufsordnungen der Landesärztekammer). Soweit in der vorliegenden Ausgabe von „Weiterbildung“ die Rede ist, handelt es sich dabei um Fortbildungsmaßnahmen der Deutschen Hochdruckliga DHL® – die nicht mit den Weiterbildungsmaßnahmen der Ärztekammern zu verwechseln sind. Bankverbindung Sparkasse Heidelberg IBAN: DE58672500200009206205, BIC: SOLADES1HDB

ISSN 1619 - 0637

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