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MINDESTENS DREI JAHRE UND EIN TAG Text & Foto: Anna Lechner Layout: Florian Jorzick Bildbearbeitung: Katharina Lütgert

„Unser Weg führte uns von der Krabbat-Mühle in Schwarzkollm Richtung Zittau. Es lief nicht wirklich gut an diesem Tag, wir kamen erst gegen 23 Uhr dort an und suchten uns eine der letzten offenen Kneipen“, erzählt Albert, der mit seiner Zunftskleidung mir gegenübersitzt mitten im Ladengeschäft der Bäckerei Schnarre in Herford. Es ist neun Uhr früh. Er ist gerade aufgestanden, besser gesagt: hatte sich gerade erst hingelegt. Schließlich backen er und seine Kollegen von Mitternacht bis sechs Uhr morgens. Albert, der Bäckergeselle aus Kalkar am Niederrhein, ist seit vier Jahren auf Wanderschaft. Seit Juni macht er Station hier bei Familie Schnarre. Und obwohl er damit einer jahrhundertealten Tradition nachkommt, sieht er doch etwas exotisch aus in der Herforder Backstube. Mal ist er ein Zauberer, mal ein Cowboy, dann wieder ein Schornsteinfeger, der Glück bringt: Für all das wird er von den Menschen gehalten, denen er auf der Straße begegnet. Denn Wandergesellen dürfen sich in der Öffentlichkeit nur in ihrer Zunftskleidung zeigen. Wann genau das war, als er von Schwarzkollm nach Tschechien unterwegs war, das ist mit den unzähligen anderen Erlebnissen in seinen Erinnerungen

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