Megalink 11-2013

Page 18

16

megalink 11.13

I N TE R V I E W

neuentwicklung alles leisten, wird es immer seltener geben. Der Trend geht eindeutig hin zum Spezialistentum mit Experten. Dieses Spezialistentum setzt aber sehr genau definierte Schnittstellen voraus, ansonsten läuft dieses ins Leere, oder? Ja, das ist so und es gibt bereits entsprechende Bemühungen, die Voraussetzungen für klar definierte Schnittstellen zu schaffen. Ein Beispiel dieses Bestrebens ist die normierte Schnittstelle OPC UA für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Sie bieten mit dem neuen S-DIAS-Ein-/Ausgangssystem nun eine Lösung an, mit der sich der Verdrahtungsaufwand an Maschinen deutlich reduzieren lässt. Wie hoch ist Ihr Aufwand, um den Anwender von solchen Ansätzen zu überzeugen? Den braucht es immer bei gewissen Evolutionsschritten. Ich kann mich gut erinnern, welche Überzeugungsarbeit ich vor rund 25 Jahren bei den Maschinenherstellern

leisten musste, als es darum ging, die Relais-Schaltung durch eine SPS zu ersetzen. Diese war auch bei den Bussystemen und der IEC 61131-Norm notwendig. Beim Thema Verdrahtung ist das ein wenig anders, da sich die Kosteneinsparung kalkulatorisch ermitteln lässt. Themen wie beispielsweise «Industrie 4.0» sind da schon schwerer zu vermitteln, weil diese natürlich auch sehr viel mit Philosophie zu tun haben. Wenn sich das so klar kalkulieren lässt, wie hoch ist die prozentuale Einsparung bei einer intelligenten Verdrahtung? Nehmen Sie zum Beispiel die Lohnkosten eines Mitarbeiters, der die einzelnen Drähte im Schaltschrank von Klemme zu Klemme zieht. Bei einem grossen Schaltschrank benötigt er dafür vielleicht drei bis fünf Tage. Nehme ich seinen Stundensatz, entstehen da schnell Kosten von mehreren Tausend Franken. Wenn man so etwas maschinell mit einem Verdrahtungsroboter macht, entfallen diese Kosten.

Zunächst muss ich diesen Verdrahtungsroboter aber kaufen und Unterhaltskosten fallen bestimmt auch an. Wartung und Pflege sind das kleinere Thema. Entscheidend ist, dass sich dessen Einsatz erst aber einer gewissen Schaltschrankanzahl wirklich lohnt. Von was für einer Hausnummer sprechen wir da? Wie viele Schaltschränke im Jahr braucht es, dass sich dessen Anschaffung lohnt? Das kann man nicht so über den Zaun schlagen. Ab repetitiven Aufträgen für zirka zwanzig Schaltschränken pro Kundenauftrag und Jahr wird das Thema sicher interessant, weil es doch einen gewissen Aufwand für das Einrichten braucht. Dazu gehört auch die Definition des Prüfvorgangs, da der Verdrahtungsroboter anschliessend vollautomatisch prüft, ob richtig verdrahtet wurde und alle Kontakte gut sind. Der dazu nötige Aufwand lohnt sich für einen einzelnen Schaltschrank in aller Regel nicht.

Ein Grossteil dieser Schaltschränke geht nach China, das mit 678 Milliarden Euro Umsatz inzwischen der grösste Markt für Maschinen ist. Jetzt sagte der VDMA, dass zumindest viele deutsche Maschinen zu viel Funktionalität böten und die Gefahr bestünde, dass man Kunden an lokale chinesische Wettbewerber verlieren könnte. Was empfehlen Sie dem hiesigen Maschinenbauer, damit ihm das nicht passiert? Das ist keine einfache Frage! Sicherlich bedarf es technologischer Massnahmen, die ganz genau auf die Bedürfnisse der Zielmärkte abgerichtet sind. Damit man diese jedoch kennt, muss man sie zunächst einmal in einer Bedürfnisanalyse er«Energieeffiziente Maschinen sind fassen. Im nächsnicht nur wegen der Energiepreise ten Schritt sollte interessant.» eine MaschinenBeat Meili darüber, wie sich die Produktivität steigern lässt Basisplattform geschaffen werden, welche die Grundbedürfnisse aller Zielmärkte abdeckt und dann mit den entsprechenden Zusatz-Optionen individuell auf die einzelnen Märkte zugeschnitten wird. So kann man meines Erachtens das Kundenbedürfnis am besten abholen und muss nicht für jedes Land wieder eine komplett neue Maschine entwickeln und bauen. Wichtig ist dabei, dass man mit modernen Werkzeugen arbeitet. Auf der mechanischen Seite ist das relativ unkompliziert, da die Basisplattform um mechanische Optionen ergänzt wird. Auf der Softwareseite ist das etwas schwieriger. Hier braucht es moderne EngineeringTools, wie beispielsweise unser Lasal, um mithilfe objektorientierter Programmierung optionenspezifische Softwareklassen zu erBilder: cp


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.