HK-GT 2011/05

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INFO

Der Hagel zertrümmerte viele Fensterscheiben des Klosters Einsiedeln.

Die Schäden, die das Unwetter hinterliess, waren einerseits starke Windschäden vor allem in der Innerschweiz und heftiger Hagelschlag – vor allem im Gebiet Einsiedeln/Rothenthurm (Kanton Schwyz). Willi Schmid, Inhaber der Firma Meteoradar, verfolgte diesen Gewitterzug auf dem Radar und erklärt die heftigen Windschäden auf kleinem Raum: «Ein Gewitter dieser Stärke tritt bei uns im Durchschnitt etwa einmal im Jahr auf. Die Schäden könnten durch Fallwinde oder kleine Tornados produziert worden sein. In der Schweiz gibt es pro Jahr etwa 1 biss 3 kleine Tornados und etwa alle 5 Jahre einen grösseren Tornado.»

Für Tornados würden die Schneisen im Wald sprechen. Auf einer Länge von mehreren Hundert Metern sind z. B. in Kriens LU in einem relativ engen Kanal von wenigen Dutzend Metern sämtliche gesunden Bäume abgebrochen worden, und in der Verlängerung dieser Linie wurde eine 50 000-Volt-Hochspannungsleitung heruntergerissen. Besonders kräftig wütete der Hagelsturm in Einsiedeln und Rothenthurm. Im Kloster Einsiedeln wurden auf der dem Wind zugewandten Seite des Gewitters sehr viele Scheiben zerschlagen. Bei vielen Gebäuden waren ebenfalls eingeschlagene Fensterscheiben sowie Dellen und Beulen in den Storen zu er-

Vom Hagel zertrümmerte Scheiben im Kloster Einsiedeln. Ansicht von innen.

Der Hagel richtete die Storen zum Teil arg zu. Bei vielen Gebäuden waren Dellen und Beulen in den Storen zu erkennen.

kennen. Der starke Hagelschlag richtete mit den lokal sehr starken Sturmwinden eine zusätzliche Zerstörung an.

Superzelle und Tornados Superzellen sind Gewitterzellen, die besonders starke und gefährliche Gewitter entstehen lassen. Meistens sind sie begleitet von Starkregen, schwerem Hagel und kräftigen Fallböen. Bei 10 –20 % aller Superzellen kommt es zur Bildung von Tornados. Eine Superzelle ist bedeutend langlebiger als eine gewöhnliche Gewitterzelle und kann mehrere Stunden aktiv sein. Lange Zeit ging man davon aus, dass Superzellen vor allem im Mittelwesten der USA auftreten, wo jährlich bis zu 1000 Tornados entstehen können. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass sie bei geeigneten Bedingungen in vielen Gebieten der Erde auftreten können, also auch bei uns. Experten gehen davon aus, dass die Anzahl rotierender Stürme gemessen an der Gesamtzahl der Gewitter etwa 5 % ausmachen. Untersuchungen aus Österreich haben gezeigt, dass im Durchschnitt rund 50 rotierende Gewitterzellen pro Jahr beobachtet werden. Praktisch alle starken Tornados werden durch Superzellen produziert. Da eine Superzelle oft auf der Vorderseite einer Kaltfront in eine Eigenrotation versetzt wird, drehen sich die aufsteigenden Winde in der Gewitterwolke

Der Hagelsturm warf diesen grossen Pflanzentopf in Rothenthurm um und zertrümmerte ihn.

ebenfalls. Wasser, das in diesen Aufwinden kondensiert und als Regen und Hagel zu Boden fällt, gelangt nicht in die Aufwindzone, da es ja von dieser weggedreht worden ist. Durch diesen Mechanismus werden Auf- und Abwindzonen sauber getrennt und stören sich nicht gegenseitig. Bei Gewitterzellen, die sich nicht drehen (was bei den unsrigen meistens der Fall ist), fällt der Regen in die Aufwindzone, was das Wachstum der Gewitterwolke stark bremst. Im weiteren Verlauf der Sturmentwicklung beginnt sich aus dieser Rotation ein Saugwirbel aus Wolkentröpfchen zu bilden, der sich von der Wolkenbasis langsam dem Erdboden nähert und der aussieht wie der Rüssel eines Elefanten. Ein plötzliches Aufwirbeln von Staub am Boden ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der neu entstandene Tornado den Boden erreicht hat. ■

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