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Entscheidung für die Zukunft

Ausbildungsmöglichkeiten im Tourismus — Artikelserie über Fachkräfte im Tourismus

Spricht man mit Gastwirtinnen und Gastwirten über die Herausforderungen für die Zukunft, dann kommt meist – unmittelbar nach der aktuell fehlenden Planbarkeit – die Aussage: Uns fehlen die Mitarbeiter. In der HGV-Zeitung werden in den nächsten Monaten jene Schulen in den Mittelpunkt gerückt, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen ausbilden.

Südtirol ist ein Gastgeberland und der Tourismus ist eine tragende Säule im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gefüge. In den Sommermonaten sind über 38.000 Personen in den gastgewerblichen Betrieben beschäftigt. Und doch könnten es, laut Aussage der Gastwirtinnen und Gastwirte, mehr sein.

Laut einer Erhebung des WIFO spüren 48 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe einen Fachkräftemangel. Das heißt, dass jeder zweite Betrieb zu wenig Mitarbeitende hat. So viel wie in sonst In Südtirol gibt es zahlreiche Möglichkeiten für eine Ausbildung im gastgewerblichen Bereich. Foto: kadmy/stock.adobe.com

keiner Branche. Und doch scheint der Tourismus für junge Menschen ein interessantes und spannendes Feld zu sein. Insbesondere das Angebot an den Berufsund Oberschulen im Bereich Tourismus ist in Südtirol breit gefächert. Erste Adres-

Gastgewerbliche Schulen in Südtirol

Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy

Meran, Rätienstraße 1 Tel. 0473 205 900 www.savoy.berufsschule.it

Landesberufsschule für das Gast- und Nahrungsmittelgewerbe Emma Hellenstainer

Brixen, Fischzuchtweg 9 Tel. 0472 273 800 www.hellenstainer.berufsschule.it

Landeshotelfachschule Kaiserhof

Meran, Freiheitsstraße 155 Tel. 0473 203 200 www.kaiserhof.berufsschule.it

Landeshotelfachschule Bruneck

Bruneck, Josef-Ferrari-Straße 40 Tel. 0474 530 341 www.lhfs-bruneck.berufsschule.it

Landeshotelfachschule Johannes Gutenberg

Bozen, Siemensstraße 6-8 Tel. 0471 562 500 www.gutenberg.berufsschule.it

Scuola Professionale Provinciale Alberghiera Cesare Ritz

Meran, Karl-Wolf-Straße 44 Tel. 0473 203 011 fp.ritz@scuola.alto-adige.it

se, wenn es um die touristische Ausbildung geht, sind die Landeshotelfachschulen in Meran, Bruneck und Bozen und die gastgewerblichen Landesberufsschulen in Brixen und Meran. Jedoch haben auch mehrere Wirtschaftsfachoberschulen einen touristischen Schwerpunkt in der Ausbildung gesetzt und auch die Fachschulen für Hauswirtschaft bilden Jugendliche mit für den Tourismus interessanten Berufsqualifikationen aus. Alle Schulen gemeinsam haben einen starken Fokus auf eine praxisbezogene Ausbildung. Durch Praktika, Expertenunterricht und Projekte wird versucht, den Jugendlichen einen konkreten Einblick in den Berufsalltag zu geben.

Die Ausbildungsmöglichkeiten

Die Ausbildung im gastgewerblichen Bereich wird an insgesamt sechs gastgewerblichen Schulen ermöglicht. An den fünf deutschsprachigen Schulen werden im laufenden Schuljahr rund 1.270 Jugendliche ausgebildet.

Bei der Ausbildung in den Bereichen Küche und Service kann, neben der fünfjährigen Ausbildung an einer Hotelfachschule, auch zwischen zwei weiteren Ausbildungsmöglichkeiten entschieden werden: • Lehre (drei Jahre): Die Jugendlichen arbeiten das gesamte Jahr über im Betrieb, werden vorwiegend im Betrieb ausgebildet und absolvieren jährlich insgesamt zehn Wochen

Blockunterricht an der

Landesberufsschule. Falls man das 15. Lebensjahr noch nicht erreicht hat und somit die Lehre noch nicht beginnen darf, besteht die Möglichkeit, mit dem ersten Jahr Berufsfachschule zu beginnen und anschießend in die

Lehre einzusteigen. • Berufsfachschule für Kochen oder Service (drei

Jahre + achtmonatiges

Praktikum): Die Jugendlichen besuchen die Berufsfachschule und absolvieren anschließend ein achtmonatiges Praktikum im jeweiligen Bereich (Küche oder Service). • Matura der Berufsbildung: Nach Abschluss einer Lehre oder Berufsfachschule haben Jugendliche die Möglichkeit, die

Matura der Berufsbildung zu absolvieren.

Der Besuch der fünfjährigen Hotelfachschule, welche mit der staatlichen Abschlussprüfung endet, befähigt, auch im Hotelmanagement oder an der Rezeption zu arbeiten. Neben allgemeinbildenden Fächern stellt der Praxisunterricht einen wichtigen Bestandteil der Ausbildung dar.

Das Ausbildungssystem ermöglicht es auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, im Hotel- und Gastgewerbe Fuß zu fassen, beispielsweise durch die zweijährige Ausbildung der Höheren Hotelfachschule an der Landeshotelfachschule Kaiserhof in Meran. Zugangsvoraussetzung ist ein Oberschuldiplom bzw. der Nachweis gleichwertiger Kompetenzen.

Unterstützung bei der Entscheidung

Noch bis zum 15. Februar haben Mittelschulabgängerinnen und Mittelschulabgänger Zeit, sich für eine weiterführende Schule zu entscheiden. Die HGJ hat dazu auch in diesem Schuljahr die Berufsinformationskampagne durchgeführt und über 2.000 Schülerinnen und Schüler der 2. und 3. Klassen an 44 Südtiroler Mittelschulen über die Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten informiert. Ziel der Initiative ist es, den Jugendlichen einen ersten Einblick in eine spannende und vielfältige Branche und eine Übersicht über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten zu geben. Auch die gastgewerblichen Schulen haben im Rahmen von verschiedenen Initiativen Schulbesuche durchgeführt oder einen Tag der offenen Tür organisiert, um potenziellen Nachwuchs anzusprechen. „In erster Linie die gastgewerblichen Schulen, aber auch der HGV und die HGJ setzen sich mit verschiedenen Initiativen ein, Jugendliche für das Hotel- und Gastgewerbe zu begeistern. Eine wesentliche Rolle, ob Jugendliche dann auch als Mitarbeitende dem Sektor erhalten bleiben, spielen jedoch die Betriebe selbst, die mit interessanten Berufschancen, zeitgemäßen Arbeitsmodellen und einem wertschätzenden Umgang im Team bei der nächsten Generation punkten“, unterstreicht HGV-Präsident Manfred Pinzger. as

Kraftvoll nach vorne bewegen

Coachingangebot von Business- und Resilienzcoach Heinold Pider

Heinold Pider ist Business- und Resilienzcoach sowie Vermögensberater aus Bruneck. Als Coach ist er ein diskreter Begleiter, um die vielfältigen beruflichen und privaten Herausforderungen bestmöglich zu meistern.

Heinold Pider ist Kooperationspartner des Coachingangebots der Südtiroler Gastwirtinnen „Nur für mich – das Coaching für meine persönliche Entwicklung”, das HGV-Mitgliedern und deren mitarbeitenden Familienmitgliedern fachliche Unterstützung zu vergünstigten Konditionen bietet.

Business- und Resilienzcoach Heinold Pider Die Broschüre zum Coachingangebot ist auf der HGV-Website www.hgv.it abrufbar.

Was hat Sie bewogen, beruflich und persönlich einen neuen Weg einzuschlagen und sich als Coach ausbilden zu lassen? Pider: Es war im Jahr 2001. Ich war damals als Führungskraft in einer Bank tätig und habe vermögende Privatkunden betreut. Ich merkte, dass ich zwar sehr gut beraten und Mitarbeiter gut führen konnte, aber irgendwie fehlte mir noch etwas. Ich spürte in mir den Wunsch, Menschen in ihrer Entwicklung noch besser unterstützen zu können. Aus diesem Grund habe ich mich zusätzlich auf den Weg des Coachings gemacht.

Als die Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen Sie kontaktiert hat mit der Idee zu diesem Projekt, waren sie sofort begeistert. Warum finden Sie das Angebot eines Coachings für Gastwirtinnen und Gastwirte so wichtig? Im Leben stehen wir alle immer wieder vor Herausforderungen. Diese Herausforderungen nehmen zu, wenn jemand viele Rollen innehat und zudem unternehmerisch tätig ist. Da besteht sehr oft viel Klärungs- und Orientierungsbedarf. Zusätzlich geht es darum, mit der eigenen Kraft und Zeit gut und achtsam umzugehen, alte Verhaltensmuster zu prüfen und sich immer wieder neu auszurichten. Coaching kann dabei gerade in der aktuellen Zeit eine gute Unterstützung sein, nicht nur, um gut zu funktionieren, sondern auch, das eigene Wohlfühlen zu stärken und Kompetenzen weiter auszubauen.

Worin liegen Ihre persönlichen Stärken und der Schwerpunkt Ihrer Coaching-Tätigkeit? Ich durfte in meinem Leben viele Erfahrungen machen. Sowohl privat als auch beruflich konnte ich an den verschiedensten Herausforderungen wachsen. Lange Zeit war ich als Führungskraft gefordert und konnte wichtiges Wissen aufbauen – zusätzlich habe ich mich über Jahre in den Bereichen Vermögensberatung und Resilienz spezialisiert. All dieses Wissen stelle ich meinen Kunden zur Verfügung. Ich denke, dass ich sehr achtsam und empathisch, aber auch klar und zielorientiert bin.

Was würden Sie den Gastwirtinnen und Gastwirten raten bzw. was können Sie Ihnen aus Ihrer Erfahrung mit auf den Weg geben? Ein wichtiges Motto von mir ist: „Dem Gehenden legt sich der erfolgreiche Weg unter seine Füße.“ Ich bin überzeugt, dass es sehr wichtig ist, sich kraftvoll nach vorne zu bewegen und die Zukunft mitzugestalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies oft nicht so einfach ist. Gerade deshalb braucht es ab und zu das Innehalten und Reflektieren, sich neu auszurichten und das Alte loszulassen. In meinem Leben haben mich Coaches dabei unterstützt und der Erfolg hat sich immer wieder unter meine Füße gelegt. ds

Innovation im Betrieb als Erfolgsfaktor

Expertentipp von Eva Zingerle, Senior Innovator bei WhatAVenture

In einfachen Worten ist eine Innovation eine Veränderung, die etwas Neues und Unbekanntes mit sich bringt. Eine Innovation ist dann ein Erfolgsfaktor, wenn sie Wachstum generiert mit einem neuen Produkt/Service oder Geschäftsmodell (z. B. ein neuartiges Wellnesskonzept oder ein veganes Restaurant-Franchise), Effizienz steigert (z. B. ein verschlankter Prozess, in welchem der Gast selbst eincheckt) oder einen Wettbewerbsvorteil bringt (z. B. dem Markt einen Schritt voraus sein und den Gast durch digitales Bestellen und Bezahlen begeistern).

Doch wie kann ich Innovation betreiben? Eigentlich habe ich dafür weder Zeit noch Budget! Aus eben dieser Ausgangslage ist das Lean-Innovation-Prinzip entstanden: Durch knappes Budget und hohen Zeitdruck werden Innovationen möglichst schlank, risikoarm und effizient gehalten. Das zentrale Element des Ansatzes ist das frühzeitige und wiederholte Testen von Ideen und Lösungen, um so gleichzeitig risikoarm und kostengünstig in kleinen Schritten zu einem Ergebnis zu kommen, das von Kunden angenommen wird und somit zum Erfolg führt. Der Innovationsprozess wird also in Stücke geschnitten, wobei es im ersten Schritt darum geht zu beweisen, dass tatsächlich Innovationsexpertin Eva Zingerle

ein Problem am Markt existiert, welches der Kunde gelöst haben möchte. Dies lässt sich in der Regel einfach herausfinden, indem man mit jenen spricht, die das Problem haben könnten: den Kunden, den Gästen, dem Personal usw. Bestätigt die Zielgruppe das Problem, kann eine Lösung dazu zu entwickelt werden. Dies ist der Zeitpunkt, an dem häufig in voller Euphorie und unter hohem Zeit- und Kostenaufwand eine vollumfängliche und perfekte Lösung entwickelt wird. Stattdessen bietet es sich an, mit einem Prototyp zu starten, um auch in dieser Phase Kosten und das Risiko einer Fehlentwicklung zu minimieren. Dieser wird wiederum mit den Kunden gemeinsam getestet, wobei das Feedback in die Weiterentwicklung der Lösung mit einfließt. So wird nach und nach, unter wiederholtem Testen, die Lösung entwickelt, welche die Kunden am besten annehmen, weil sie sie durch ihr konstantes Feedback indirekt mitentwickelt haben.

In Südtirol etabliert

Auch bei Südtiroler Betrieben hat sich der LeanAnsatz in der Produktentwicklung etabliert. So hat zum Beispiel die Falkensteiner Gruppe den Ansatz standardmäßig in ihre Produktentwicklung integriert, aber auch KMUs wie Steiner Touring entwickeln ihr Portfolio durch kontinuierliches Testen und unter Einbindung der Kunden weiter.

Der Lean-Innovation-Ansatz empfiehlt sich vor allem für Innovationen, deren gesamtheitliche Umsetzung hohe Investitionen und Zeitaufwand mit sich bringen.

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