Hessen-Biotech NEWS 04/2009

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS Hessischer Gemeinschaftsstand auf der analytica 2010 Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Zentrum für Synthetische Mikrobiologie in Marburg ECT GmbH – Sicherheitsforschung mit Dungkäfern und Regenwürmern Graduiertenkolleg für „Biologicals“: Pipeline für die Forscher von morgen

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Liebe Leserinnen und Leser, Sie halten die vierte Ausgabe der Hessen-Biotech NEWS 2009 in Ihren Händen. Dies möchte ich zum Anlass nehmen, mit Ihnen auf ein für die hessische Biotechnologie ereignisreiches Jahr zurückzuschauen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zum Biotechnologie-Standort Hessen sind eindeutig: Hessen ist Deutschlands führender Standort in der produzierenden Biotechnologie. Hessische Biotech-Unternehmen erwarten auch in Zukunft ein deutliches Wachstum und geben dabei dem Standort hervorragende Noten. Auch die Anzahl der Beschäftigten in der Biotechnologie in Hessen ist in den letzten Jahren gestiegen. Diese positive Entwicklung werden wir auch zukünftig tatkräftig unterstützen, um damit einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit zu leisten, Arbeitsplätze zu sichern und neue Jobs zu schaffen. Das im Rahmen des Landesexzellenzprogramms LOEWE geförderte Zentrum für Synthetische Mikrobiologie in Marburg verspricht neue Lösungswege für Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie die Behandlung von Krankheiten einer alternden Bevölkerung, die Bewältigung des Klimawandels und die nachhaltige Produktion biochemischer Substanzen. Das Zentrum Synthetische Mikrobiologie ist in Deutschland einmalig und unterstreicht die Bedeutung und Wertschätzung der Biotechnologie am Standort Hessen.

Die wachsende Nachfrage und der große Erfolg hessischer Unternehmen mit ihren Produktneuheiten am Gemeinschaftsstand Hessen-Biotech auf der Medica 2009 hat das große Potenzial hessischer Biotech- und Medizintechnik-Unternehmen auf beeindruckende Weise verdeutlicht. Außerdem wurde unseren „Forschern von morgen“ in diesem Jahr in Hessen einiges geboten. Neben dem Ausstellungszug „Expedition Zukunft – Science Express“, der auch in Hessen Station machte, lädt die mobile Erlebniswelt BIOTechnikum in der aktuellen Hessen-Tour hessische Schülerinnen und Schüler sowie die interessierte Öffentlichkeit ein, die Faszination der Biotechnologie zu erkunden. Diese kleine Auswahl an Beispielen aus dem Jahr 2009 verdeutlicht die in Hessen vorhandene wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftliche Kompetenz in der Biotechnologie. Für die stetige Weiterentwicklung und Vernetzung möchten wir auch in Zukunft optimale Rahmenbedingungen bieten. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest sowie ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr 2010.

Dieter Posch

INHALT

Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

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1.

2. 2.

3.

Hessen-Biotech aktuell

4.

Laborluft schnuppern im BIOTechnikum

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Hessischer Gemeinschaftsstand auf der analytica 2010

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InnovationsForum Hessen-Biotech 2010

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Rückblick: PharmaForum 2009

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Rückblick Medica 2009

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Rückblick InnovationsForum Hessen-Biotech „Biologicals“

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5.

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Algen als Produzenten von Biomasse – eine ökologische und ökonomische Perspektive für Hessen?

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timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Zweiter Platz für Modellprojekt beim Hessischen Kooperationspreis

Hessen-Biotech NEWS 4/2009

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Hessen International

Deutsch-Russisches Forum Biotechnologie 2010

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Wissenschaft im Porträt Pipeline für die Forscher von morgen

7.

CIB Invest Workshop

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EuroTransBio und die Innovative Medicines Initiati11 ve (IMI) rufen zur Bewerbung auf

6.

Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt

Hessen-Mix

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Wirtschaft im Porträt ECT GmbH – Sicherheitsforschung mit Dungkäfern und Regenwürmern

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8.

Nachrichten aus der Wirtschaft

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9.

Nachrichten aus der Wissenschaft

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Termine/Impressum

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Hessen-Biotech aktuell

Laborluft schnuppern im BIOTechnikum Mobile Erlebniswelt tourt durch Hessen Die mobile Erlebniswelt BIOTechnikum ist wieder in Hessen unterwegs. Mit Anwendungen und Berufsbildern der Biotechnologie sowie interaktiven Exponaten, bietet der zweistöckige Truck hessischen Schülerinnen und Schülern sowie der interessierten Öffentlichkeit Biotechnologie zum Anfassen.

Zusammen mit den Partnern aus dem VCI Hessen und der Arbeitsgemeinschaft Hessischer IHKn schickte der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch während der Auftaktveranstaltung des BIOTechnikums in Darmstadt den Truck auf Hessen-Tour.

Initiiert und unterstützt wird die Tour durch ein Private-Public Partnership des Hessischen Wirtschaftsministeriums, des Verbands der Chemischen Industrie, Landesverband Hessen, und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit und der großen Nachfrage 2008 macht die Informationskampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in diesem Jahr wieder in zwölf hessischen Städten Station. Schüler haben ebenso wie die Öffentlichkeit noch bis 18. Dezember 2009 Gelegenheit, Laborluft zu schnuppern und mit den projektbegleitenden Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen.

Im Erdgeschoss der mobilen Erlebniswelt BIOTechnikum steht der Zusammenhang von biotechnologischer Forschung und dem Nutzen für Mensch und Umwelt im Mittelpunkt. (Quelle: Flad & Flad Communication GmbH)

www.biotechnikum.eu Zum Auftakt der sechswöchigen BIOTechnikum Hessen-Tour sagte Staatssekretär Saebisch: „Indem wir den Nachwuchs frühzeitig für Technologien der Zukunft begeistern, zeigen wir ihm seine individuellen Chancen auf und investieren zugleich in die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.“

Dr. Detlef Terzenbach Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611/774-8613 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der analytica 2010 Teilnahme zu günstigen Konditionen

Die Aktionslinie Hessen-Biotech bietet erstmals einen Gemeinschaftsstand auf der Messe analytica vom 23. bis 26. März 2010 in München an. Die Leitmesse für instrumentelle Analytik, Labortechnik und Biotechnologie gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hessische Unternehmen können sich zu günstigen Konditionen am Gemeinschaftsstand beteiligen und profitieren dabei von einem repräsentativen Messeauftritt mit großer Gemeinschaftsfläche mit Besprechungsmöglichkeiten und Catering am Stand. Der Hessische Gemeinschaftsstand wird sich in Halle 3 befinden, der Themenhalle für Biotechnologie und

Life Sciences und wird von Hessen-Biotech vorbereitet, durchgeführt und vor Ort betreut. Nähere Informationen zur Beteiligung am Hessischen Gemeinschaftsstand finden Sie im Internet unter www.hessen-biotech.de/veranstaltungen. ■

Miriam Schroer Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611/774-8610 E-Mail: miriam.schroer@hessen-agentur.de

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InnovationsForum Hessen-Biotech 2010 Engpass Bildung: Woher kommen die gewerblichen Fachkräfte für Technologieunternehmen?

Nicht nur im Management, auch bei Ausbildungsberufen ist ein effizienter Zugang zu gut ausgebildetem Personal für Hightech-Unternehmen ein Thema von höchstem Rang. Gut qualifiziertes Personal ist ein wichtiger Standortfaktor, wie die aktuellen Ergebnisse der hessischen Biotechnologie-Standortstudie zeigen.

(Quelle: Provadis)

Im Rahmen des InnovationsForums Hessen-Biotech „Engpass Bildung“ am 9. März 2010 in Frankfurt am Main werden die Themen Ausbildung, Zugang zu qualifiziertem Personal und Mitarbeitermotivation diskutiert. Wo sind die richtigen Ausbildungsstätten für Personal von Hightech-Unternehmen und was zeichnet diese Bildungsstätten aus? Auf welche Anforderungen kommt es an und auf welche Weise werden die Ansprüche und Sichtweisen der Unternehmen bei der inhaltlichen Gestaltung von Ausbildungsgängen eingebunden? Welche Rolle spielt die duale Ausbil-

dung? Wie können mehr junge Menschen motiviert werden, einen Beruf in naturwissenschaftlich-technischen Feldern zu ergreifen? Und wie kann dem nach der Finanzkrise wieder drohenden Fachkräftemangel frühzeitig begegnet werden? Das InnovationsForum Hessen-Biotech wird die Schnittstellen zwischen Ausbildungsstätten und Unternehmen, aber auch die weitere Wissensentwicklung bei der Fort- und Weiterbildung in Augenschein nehmen. Nähere Informationen zum InnovationsForum Hessen-Biotech „Engpass Personal“ finden Sie im Internet unter www.hessen-biotech.de/veranstaltungen. ■

Dr. Detlef Terzenbach Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611/774-8613 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de

Rückblick: PharmaForum 2009 Wachstum braucht Forschung

Rund 220 Branchenvertreter trafen sich zum PharmaForum 2009 in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.

Die begleitende Firmenausstellung des PharmaForums bot die ideale Plattform, um wichtige Kontakte zu knüpfen.

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Auf dem diesjährigen siebten PharmaForum in der deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main nutzten rund 220 Branchenvertreter die Anwesenheit von Unternehmensführern und Vertretern der Politik, um wichtige Kontakte zu knüpfen und über aktuelle Wirtschaftspolitik zu diskutieren. Die gemeinsame Veranstaltung der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa) bestand aus drei moderierten Veranstaltungsblöcken, in denen Wissenschaftler und Unternehmer ihre Konzepte und Strategien vorstellten und über aktuelle Entwicklungen in der Pharmaforschung diskutierten, sowie einer begleitenden Firmenausstellung und einer abschließenden Podiumsrunde. „Im hochregulierten Pharmasektor ist eine Kooperation über die Landesgrenzen hinweg erforderlich“, begrüßte der hessische Biotechnologiebeauftragte Professor Theo Dingermann die Teilnehmer des PharmaForums. Dr. Ulrich Betz von Merck Serono verdeutlichte in seinem Vortrag die Bedeutung von Netzwerken und Partnerschaften für große Unter-

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nehmen. Auch die hessischen Unternehmen BioSpring, Heraeus und BAG Health Care stellten ihre Produkte und Dienstleistungen vor. In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der auch der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch teilnahm, wurde über steuerliche Anreize und direkte Forschungsförderung diskutiert. „Forschung und Entwicklung sind die Grundlagen für technischen Fortschritt und dieser wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftswachstums. Gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland sind Innovationen daher die wichtigste Quelle für Wachstum und damit die Sicherung des Wohlstands“, betonte Saebisch. Daher sei eine Ergänzung der in Hessen bereits stark aufgestellten direkten Zuschussförderung durch eine innovationsfreundliche Umgestaltung des Steuersystems geboten, um besonders auch zusätzliche Forschungsimpulse bei kleinen und mittleren Unternehmen auszulösen. Das nächste PharmaForum findet im Herbst 2010 in Mainz statt. www.pharmaforum-sw.de


Rückblick Medica 2009 Ausstellerrekord am Hessischen Gemeinschaftsstand

Bereits zum sechsten Mal in Folge präsentierten sich hessische Unternehmen am Hessen-Biotech Gemeinschaftsstand auf der Medica 2009 in Düsseldorf. Insgesamt dreizehn Mitaussteller aus der Medizintechnik-Branche präsentierten auf 160 Quadratmetern ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen und sorgten diesmal für die größte hessische Beteiligung am Medica-Gemeinschaftsstand. Ein Schwerpunkt der Präsentation lag auf der Diagnostik, die in der ärztlichen Praxis eine zunehmende Rolle spielt. „Dass man heute Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik als völlig unterschiedliche Wirtschaftszweige dennoch in Einklang bringen kann, beweist die Auswahl an Unternehmen an unserem Gemeinschaftsstand. Wir können aus der Fülle schöpfen“, erklärte Dr. Detlef Terzenbach, Projektleiter der Aktionslinie Hessen-Biotech. Ein Highlight am Gemeinschaftsstand war der Hessische Abend, den die Aussteller am Stand nutzten, um wichtige neue Kontakte zu knüpfen.

Der Erfolg der hessischen Mitaussteller auf der Medica spricht für sich. Auch im nächsten Jahr wird HessenBiotech wieder mit dem Gemeinschaftsstand, der die Vielfalt und Innovationen der hessischen Medizintechnikbranche präsentiert, vertreten sein. ■

Großer Andrang und zufriedene Aussteller am Hessischen Gemeinschaftsstand auf der Medica 2009 in Düsseldorf.

Miriam Schroer Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611/774-8610 E-Mail: miriam.schroer@hessen-agentur.de www.hessen-biotech.de

Rückblick InnovationsForum Hessen-Biotech „Biologicals“ Der Prozess ist das Produkt. Herausforderungen für Biotech, Mittelstand und Pharma.

Neue Wege in der Pharmaindustrie: Die Forschung widmet sich neuen Wirkstoffklassen und auch große Pharmakonzerne setzen verstärkt auf Partnerschaften. Diese aktuelle Entwicklung vermittelte das InnovationsForum Hessen-Biotech „Biologicals“. Vertreter aus Pharma- und Biotechunternehmen, Krankenversicherungen, Hochschulen und Zulassungsstellen sind der Einladung der Aktionslinie Hessen-Biotech in die EUMETSAT-Zentrale nach Darmstadt gefolgt, um über Biopharmazeutika der Zukunft zu diskutieren. 150 Biologicals sind mittlerweile zugelassen, 420 befinden sich in Deutschland gerade in klinischen Studien. „Dass wir einst ohne sie ausgekommen sind, können wir uns gar nicht mehr vorstellen“, sagte Professor Theo Dingermann, Biotechnologie-Beauftragter des Landes Hessen. Und auch Birgit Reitmeier von Merck Serono bestätigte: „Biologicals bei Merck Serono sind der Haupttreiber des Wachstums.“ Die Hälfte der Projekte in der Pipeline des Unternehmens basieren auf Biologicals.

In der Podiumsrunde diskutierten (v. l. n. r.) Dr. Urmann von Sanofi-Aventis, der hessische BiotechnologieBeauftragte Prof. Dr. Theo Dingermann und Dr. Hubert Schindler vom Verband der Ersatzkassen den Spagat zwischen technischen Möglichkeiten, ethischer Notwendigkeit und gesellschaftlicher Bezahlbarkeit von Biologicals.

Auch die große Bedeutung von Partnerschaften in der Pharmaindustrie wurde diskutiert, von denen nicht mehr nur kleine und mittelständische Unternehmen profitieren. Auch Großunternehmen wie sanofi-aventis und Merck setzten verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Biotech-Unternehmen und anderen Pharmakonzernen. Sanofi-aventis setzt dabei auf den gemeinsam mit dem Land Hessen geförderten Gründerwettbewerb Science4Life. Merck Serono hat kürzlich den „Venture Capital Fonds“ gegründet, der Start-Ups fördert. www.hessen-biotech.de Hessen-Biotech NEWS 4/2009

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Neues aus dem Cluster „Integrierte Bioindustrie Frankfurt“

CIB Invest Workshop Richtig investieren in die Industrielle Biotechnologie!

Veranstaltungshinweis Workshop CIB Invest: Richtig investieren in die Industrielle Biotechnologie 11. Februar 2010, 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr Wirtschaftsförderung Frankfurt Hanauer Landstr. 126–128 60314 Frankfurt am Main Teilnehmerbeitrag 50 Euro pro Unternehmen (für bis zu 3 Unternehmensvertreter)

Am 11. Februar 2010 werden technologieorientierte Investoren erfahren, warum die Industrielle Biotechnologie ein ernstzunehmendes Gebiet für eine erfolgreiche Investition darstellt. In dem Workshop aus der Reihe CIB Invest werden anhand konkreter Praxisbeispiele wichtige Faktoren und Investitionsmöglichkeiten aufgezeigt und diskutiert. Neben zwei einführenden Vorträgen werden in kurzen Impulsreferaten Erfolgsbeispiele aus Unternehmenssicht präsentiert. Folgende Themen stehen im Fokus der Veranstaltung: > Erfolgsfaktoren und Finanzierungs-/Investitionsmodelle > Erfolgreiche Umsetzung von Investitionen > Zugang zu Projekten und Investitionsmöglichkeiten > Einblicke in und Lerneffekte aus Best-Practise Beispielen

Die Produkte der Industriellen Biotechnologie überzeugen durch vergleichsweise kurze Entwicklungszyklen, geringe staatliche Regulierungen und hohe wirtschaftliche Wertschöpfung. Und der Kapitalbedarf dieser Branche ist erheblich: „Nach einer ersten Abschätzung liegt in Deutschland der Kapitalbedarf in der Industriellen Biotechnologie in den nächsten Jahren bei rund 500 Millionen Euro. In Europa liegt er mit knapp 1,4 Milliarden Euro etwa dreimal so hoch“, weiß Gunter Festel von Festel Capital und Referent der Veranstaltung. Die Entwicklung in der Industriellen Biotechnologie wird davon abhängen, ob es gelingt, genug Finanzmittel zu akquirieren. ■

Dr. Thomas Niemann Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt Tel.: 0611/774-8646 E-Mail: thomas.niemann@cib-frankfurt.de

Algen als Produzenten von Biomasse – eine ökologische und ökonomische Perspektive für Hessen? Veranstaltungshinweis Algenbiotechnologie – von der Wertstoffproduktion bis zum Klimaschutz 24. Februar 2010, 13 Uhr bis 18 Uhr EUMETSAT Zentrale Darmstadt Teilnahmegebühr: 50 Euro pro Person Anmeldung: www.cib-frankfurt.de

Am 24. Februar 2010 lädt das Hessische Umweltministerium zu einer Fachveranstaltung zu anwendungsorientierten Aspekten der Algen-Biotechnologie in die EUMETSAT-Zentrale nach Darmstadt ein. Die Veranstaltung richtet sich insbesondere an die öffentliche Verwaltung und politische Entscheider, aber auch an Interessierte aus Wirtschaft und Wissenschaft. Kooperationspartner der Veranstaltung sind der Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt und die Aktionslinien Hessen-Biotech und Hessen-Umwelttech des Hessischen Wirtschaftsministeriums, unterstützt durch die DECHEMA. Welche Wertstoffe werden bereits mit Hilfe dieser mikroskopisch kleinen Organismen hergestellt? Sind Algen die Biokraftstoffproduzenten von morgen? Können Algen in künstlichen Kultursystemen tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten?

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In spannenden Vorträgen wird der aktuelle Stand der Algen-Biotechnologie im Kontext der stofflichen und energetischen Nutzung dargestellt und mögliche wirtschaftliche Perspektiven für Hessen erörtert. Algen sind als Produzenten von Biokraftstoffen und Ausgangsstoffen von Feinchemikalien zurzeit von besonderem Interesse. Die hohen Wachstumsraten und die erstaunlichen Biosyntheseleistungen machen ihren besonderen Reiz aus. Aus Algen werden heute vor allem Nahrungsergänzungsmittel, Futtermittelzusatzstoffe, essentielle Fettsäuren, Carotinoide und Vitamine produziert. Erfolg versprechende Ansätze gibt es auch bei der Gewinnung von Biodiesel aus Algen. Glaubt man einigen Publikationen, scheint ihre industrielle Nutzung nur noch eine Frage von wenigen Jahren zu sein. ■

www.cib-frankfurt.de

© Julián Rovagnati/Fotolia

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timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen

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Zweiter Platz für Modellprojekt beim Hessischen Kooperationspreis Frühzeitige Diagnose und Therapie mit der „Marburger-Atem-Antwort-Messung (MATAM)“ Für die hervorragende und erfolgreiche Zusammenarbeit ist das Konsortium des timm-Projekts „MATAM“ vom Hessischen Wirtschaftsministerium mit dem zweiten Platz beim Hessischen Kooperationspreis prämiert worden. Das Team, bestehend aus den mittelhessischen Firmen IfM GmbH und Activaero GmbH sowie Wissenschaftlern der Philipps-Universität Marburg und der Fachhochschule Gießen-Friedberg, hat ein Medizingerät entwickelt, das vor allem bei der Diagnose der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Atemwegsstörungen helfen soll. Die COPD zählt mittlerweile zu der häufigsten Erkrankung der Atemwege. Ursache ist eine abnorme Entzündungsreaktion, die durch Partikel und Gase verursacht wird. Auslöser dieser Krankheit ist meist Zigarettenrauch. Mit dem neuen Verfahren, das im Rahmen von HessenModellProjekte des Hessischen Wirtschaftsministeriums über den Projektträger Hessen Agentur gefördert wurde, kann nun die Funktionsfähigkeit des „Regelkreises Atmung“ am Patienten überprüft werden. Es wird im Detail gezeigt, ob und wie die Rezeptoren in den Blutgefäßen und im Atemzentrum des Gehirns auf künstliche Veränderungen der Blutgase ansprechen. Bei normaler Regulation kommt es bei einem Anstieg des Kohlendioxids zu einer Erhöhung des Atemzugvolumens und der Atemfrequenz. Bei Patienten mit chronischer Lungenerkrankung oder schlafbezogenen Atmungsstörungen ist die Atemantwort meist deutlich eingeschränkt.

Neue Diagnostik- und Therapieverfahren „Letztendlich können wir auf den Ergebnissen aufbauend neue Diagnostik- und Therapiestrategien entwickeln. Es wird auch möglich sein, Risikopatienten zu erkennen, die durch Nebeneffekte von Medikamenten, speziell die der Atemdepression, gefährdet sind“, sagt Professor Ulrich Koehler, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums (SMZ) an der Universität Marburg. „Mit MATAM steht erstmalig ein automatisiertes und standardisiertes diagnostisches Verfahren zur Verfügung, das eine routinemäßige Anwendung in Klinik und Praxis erlaubt", erläutert

Professor Volker Groß, von der FH Gießen-Friedberg. „Das Schnellverfahren ersetzt die bisherigen aufwändigen Untersuchungen im Schlaflabor und kann in Zukunft als kostengünstiges Screening-Verfahren eingesetzt werden und so zu einer frühzeitigen Diagnosestellung beitragen, die dann ein rechtzeitiges therapeutisches Eingreifen ermöglicht“, so Groß weiter. Zwei Jahre nahm die Entwicklung des Prototyps in Anspruch. Bevor der Nutzen des medizinischen Fortschritts beim Patienten ankommt, müssen noch zahlreiche Tests und klinische Prüfungen durchgeführt werden. Das Entwicklerteam wird die dazu notwendigen Arbeiten auch weiterhin gemeinschaftlich fortführen und hofft, nach Abschluss der Prüfungen das innovative Medizingerät schnell auf den Markt zu bringen. „Der gemeinsame Erfolg mit MATAM ist für uns ein Türöffner für ganz neue Forschungsprojekte geworden“, so Koehler, „die enge Verbindung und Kooperation im mittelhessischen Netzwerk von Medizinern, Naturwissenschaftlern, Technikern und der mittelständischen Industrie ist nahezu ein Garant für eine schnelle und erfolgreiche Umsetzung von Ideen.“

Mit MATAM steht erstmalig ein automatisiertes und standardisiertes diagnostisches Medizingerät für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zur Verfügung, das eine routinemäßige Anwendung in Klinik und Praxis erlaubt.

Die Projektpartner bekamen den Hessischen Kooperationspreis im Rahmen der TTN-Jahrestagung in Kassel vom Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke überreicht.

Über timm timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen ist das Kooperationsnetzwerk für die mittelhessische Medizinwirtschaft, das bei der TransMIT GmbH angesiedelt ist. timm arbeitet mit Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen, dem Universitätsklinikum, Wirtschaftsförderern der Region, Städten und Kommunen zusammen. Durch die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft soll das Potenzial der Region Mittelhessen in der Medizinwirtschaft nutzbar gemacht werden. Das Projekt wird vom Land Hessen und der Region gemeinsam finanziert. Partner sind die Wirtschaftsförderer der Region, die Rhön-Klinikum AG, die Weiss Klimatechnik GmbH, der Verein MitteHessen e.V. und die drei mittelhessischen Hochschulen. timm wird vom Hessischen Wirtschaftsministerium aus Mitteln des Fonds für Regionale Entwicklung der Europäischen Union kofinanziert.

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Hessen-Mix

Science4Life Messe in Frankfurt Jungunternehmer präsentieren ihre Geschäftsideen Innovationsstärke setzt sich durch – davon überzeugten sich zahlreiche Besucher der zweiten Science4Life-Messe in der Jahrhunderthalle in Frankfurt. Unter dem Motto „Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation“ präsentierten 86 Aussteller – vom Start-up bis zum etablierten High-Tech-Unternehmen – aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz und Österreich ihre Produktideen und Dienstleistungen aus den Wachstumsbranchen Life Sciences und Chemie.

Auch Hessen-Biotech informierte Besucher und Aussteller der Science4Life Messe über Aktivitäten und Möglichkeiten in der hessischen Life Sciences Branche.

Sehr erfreut über die große Resonanz auf die Science4Life-Messe zeigten sich die Initiatoren der Gründerinitiative, das Land Hessen und das internationale Pharmaunternehmen sanofi-aventis. Die Science4Life-Messe zeige eindrucksvoll den nachhaltigen Erfolg der Gründerinitiative, stellte Ministerialdirigent Klaus-Dieter Jäger erfreut fest: „Hier ist Zukunft sichtbar. Hier sind sie, die hervorragenden Köpfe mit Mut zum Unternehmertum und mit exzellenten Ideen.“

Den gewinnbringenden Nutzen der Initiative für alle Beteiligten unterstrich auch Professor Werner Kramer von sanofi-aventis: „Das große Interesse an der Science4Life-Messe belegt erneut, dass der Unternehmergeist in Hessen ebenso wie in den anderen Bundesländern ungebrochen groß ist. Davon profitieren alle, die Wirtschaft, die Jung- beziehungsweise Kleinunternehmer selbst, und auch wir, „die Großen“. Denn ein Großteil der medizinisch-pharmazeutischen Innovationen kommt nicht von „Big Pharma“ selbst, sondern von kleinen dynamischen Unternehmen der Life-Science-Branche und der Chemie, mit denen wir die intensive Zusammenarbeit suchen.“ Ab sofort sind wieder Teams mit herausragenden Geschäftsideen aufgerufen, am aktuellen Businessplan-Wettbewerb teilzunehmen und ihre Konzepte bis zum 15. Januar 2010 bei der Geschäftsstelle einzureichen. Die besten Zehn werden auf der Zwischenprämierung am 4. März 2010 in Berlin geehrt. www.science4life.de

CEO & CFO Meeting deutscher Biotechnologie-Unternehmen in Bad Nauheim Neue Geschäftsmodelle und Innovationen als Schlüssel zum Erfolg

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„Die Biotech-Branche hat in diesem Jahr mit angepassten Geschäftsmodellen die Entwicklung innovativer Produkte trotz nachteiliger Rahmenbedingungen und eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes voranbringen können. Dennoch steht die Biotechnologie nach einem harten Jahr vor großen Herausforderungen“, sagte Peter Heinrich, Vorstandssprecher der BIO Deutschland, auf dem jährlichen CEO & CFO-Meeting der Biotech-Branche in Bad Nauheim. Er fügte hinzu, dass sich die Rahmenbedingungen für die Finanzierung der gesamten Branche verbessern müssten. „Die meist kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen Deutschlands sind derzeit noch stabil aufgestellt, benötigen aber einen besseren Zugang zu Finanzierungsquellen wie Wagniskapital, Projektförderung und Pharmapartnerschaften. Nur so werden wir im internationalen Kontext wettbewerbsfähig bleiben.“

errecht diskriminiere die Entwicklung und Finanzierung innovativer Spitzentechnologien, da diese meist durch Eigenkapital finanziert werden.

Jan Schmidt-Brand, Steuerexperte im BIO Deutschland-Vorstand, betonte vor dem Hintergrund des derzeit diskutierten Gesetzes zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums der Bundesregierung den dringenden Reformbedarf. Das geltende Steu-

Das zweitätige CEO&CFO-Meeting, an dem mehr als 100 Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer von Biotechnologiefirmen sowie Branchenexperten teilnehmen, ist das wichtigste Treffen dieser Art in Deutschland.

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Auch Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch hat sich im Rahmen der Veranstaltung für eine innovationsfreundliche Umgestaltung des Steuersystems ausgesprochen. Nicht nur aufgrund der elementaren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch vor dem Hintergrund der mit Forschung und Entwicklung verbundenen Erfolgsunsicherheiten sei eine staatliche Förderung unternehmerischer Aktivitäten erforderlich. Um zusätzliche Forschungsimpulse bei kleinen und mittleren Unternehmen auszulösen, sei eine Ergänzung der vorhandenen direkten Zuschussförderung durch eine innovationsfreundliche Umgestaltung des Steuersystems wichtig.


Biomedizinisches Forschungszentrum der Universität Gießen feiert Richtfest „Der Neubau des Biomedizinischen Forschungszentrums wird für die biowissenschaftlichen und für die klinischen Fächer der Universität Gießen ein wissenschaftlich-infrastrukturelles Umfeld mit optimalen Arbeitsmöglichkeiten für eine herausragende Forschung bieten“, stellte die Hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann beim Richtfest für das einschließlich Erstausstattung gut 102 Millionen Euro teure Gebäude fest. Der Neubau wird durch das hessische Hochschulbauprogramm HEUREKA finanziert. Der Erste Vizepräsident der Universität Gießen, Professor Joybrato Mukherjee, sagte: „Das Biomedizinische Forschungszentrum stellt einen Meilenstein für die sehr erfolgreichen Gießener Lebenswissenschaften dar.“ Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 13.600 Quadratmetern wird voraussichtlich 2011 bezogen werden und sechs Institute aus drei Fachbereichen der Universität Gießen beherbergen. In dem Neubau sind rund 30 Prozent der Nutzfläche für Labore vorgesehen. Das Biomedizinische Forschungszentrum Seltersberg verbindet Wissenschaftler der Fachgebiete Biologie, Medizin und Veterinärmedizin, um dem großen Bedarf an modernen Forschungsflächen nachzukommen und die Aktivitäten der Universität im Bereich der Biomedizin weiter zu fördern. In dem

Neubau sollen die infektiologisch, immunologisch und pharmakologisch ausgerichteten, theoretischen und klinisch-theoretischen Institute sowie die drittmittelgeförderten Arbeitsgruppen zusammengeführt werden. Zu den Forschungsvorhaben, die im Biomedizinischen Forschungszentrum fortgesetzt werden sollen, zählt unter anderem das „Giessen Research Center in Infectious Diseases“ im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes. Angesiedelt werden dort zudem die EU-geförderten Projekte zu Influenza-Viren, zu denen die Erreger der Vogel- und der Schweinegrippe gehören. Auch der Forschungsschwerpunkt Kardio-Pulmonales System wird mit einem Teil seiner Projekte künftig hier eine neue Heimat finden. Diese sind Teil des „Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS)“, dessen Förderung der Universität Gießen zusammen mit dem Max-PlanckInstitut für Herz- und Lungenforschung und der Universität Frankfurt 2006 aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bewilligt wurde.

Der Neubau des Biomedizinischen Forschungszentrums Seltersberg der Universität Gießen (Quelle: Hessisches Bauamt)

Durch die räumliche Nachbarschaft zahlreicher äußerst erfolgreicher Forschergruppen in einem modern ausgestatteten Gebäude sollen die Kommunikationsmöglichkeiten und die gemeinsame Ressourcennutzung optimiert werden.

Hessen-Biotech gratuliert Professor Theo Dingermann Hessischer Biotechnologie-Beauftragter wird Professor des Jahres 2009 In Hessen ist Theo Dingermann, Professor für Pharmazie an der Goethe-Universität in Frankfurt, nicht erst seit seiner Wahl zum „Professor des Jahres“ bekannt. Bereits vor zwei Jahren erhielt der Hessische Biotechnologie-Beauftragte Prof. Dr. Theo Dingermann den von der 1822-Stiftung vergebenen Preis für exzellente Lehre. Das Preisgeld investierte Dingermann in ein interaktives elektronisches Unterrichtssystem. Auf Fragen können die Studierenden einfach per Knopfdruck zwischen verschiedenen Antworten wählen. Das System wertet – ähnlich dem TED-System bei Zuschauerfragen im Fernsehen – das Ergebnis für alle am Bildschirm sichtbar aus. Diese durchaus innovative Unterrichtsmethode kommt bei den Studierenden gut an. Die Vorbereitung auf das richtige Leben von der akademischen Ausbildung in die Berufswelt hinein ist dem

Preisträger ein großes Anliegen, begründete die Jury ihre Entscheidung. Der Pharmazeut nutzt seine Netzwerke, die sich aus seinen Mitgliedschaften in diversen Gremien ergeben, um seinen Studenten Kontakte in die Arbeitswelt zu vermitteln. Auch seine Studenten wissen dieses Engagement zu schätzen: „Seine Vorlesungen sind extrem spannend gestaltet und zeigen insbesondere einen Überblick über aktuelle Entwicklungen. Er versteht die Begeisterung an seinem Fach auf die Studenten zu übertragen.“ Darüber hinaus vermittelt er den „Berufsethos der Pharmazeuten“. Die Wahl zum Professor des Jahres durch das Magazin „UNICUM Beruf“ in der Kategorie Naturwissenschaften und Medizin ist nicht nur eine weitere Bestätigung durch Studierende und Kollegen, die Dingermann vorschlugen, sondern auch eine Anerkennung durch die externe Jury, die aus knapp 700 Vorschlägen vier Professoren auswählte. Hessen-Biotech NEWS 4/2009

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1. Hessischer Clusterkongress TTN Hessen informiert über aktuelle Themen der hessischen Clusterpolitik Am 3. Februar 2010 findet in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main der 1. Hessische Clusterkongress statt. Auf der Veranstaltung, die vom Hessischen Wirtschaftsminister Dieter Posch eröffnet wird, werden Erfahrungen und Ergebnisse der hessischen Clusterpolitik der Öffentlichkeit präsentiert. Die Teilnehmer können sich auf einer Art Marktplatz über die hessischen Initiativen informieren und mit Experten zu aktuellen Themen der Clusterpolitik diskutieren. In Hessen gewinnen Clusternetzwerke als Wachstumspole wirtschaftlicher Entwicklung zunehmend

an Bedeutung. Heute gibt es in Hessen bereits rund 30 erfolgreiche Kompetenznetzwerke, die innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen in zukunftsträchtigen Branchen und Technologien zusammenführen. Hessische Erfolgsbeispiele im Bereich Life Sciences und Medizintechnik sind dafür unter anderem das Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt, das Chemie- und Pharmacluster Industriepark Höchst und timm (Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen). www.ttn-hessen.de

Zentrum für Synthetische Mikrobiologie der Universität Marburg und der Max-Planck-Gesellschaft Lösungswege für Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Mit insgesamt 21,3 Millionen Euro fördert Hessen das gemeinsame Projekt der Philipps-Universität Marburg und des Marburger Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie „Synthetische Mikrobiologie SYNMIKRO" im Rahmen des Landesexzellenzprogramms LOEWE.

(v. l. n. r.) Universitätspräsident Volker Nienhaus, Ministerin Eva Kühne-Hörmann, von SYNMIKRO Bruno Eckhardt und Lotte Søgaard-Andersen sowie Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (Quelle: Universität Marburg)

Bei der feierlichen Übergabe des Bewilligungsbescheides betonte Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann, dass der Forschungsstandort Marburg mit der Philipps-Universität und dem Max-Planck-Institut über eine hervorragende und breit gefächerte Forschungsexpertise auf dem Gebiet der Mikrobiologie verfügt. In der dreijährigen Aufbauphase des neuen LOEWEZentrums – das erste an der Universität Marburg – sollen nach den bisherigen Planungen 102 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Dazu zählen Besetzungen von neuen Professuren und die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mittelfristig soll das Forschungszentrum SYNMIKRO nach Auslaufen der LOEWE-Förderung durch finanzielles Engagement der Zentrumspartner am Standort verstetigt werden.

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Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Professor Peter Gruss, hob die Pionierrolle des neuen Zentrums hervor. „Das Thema Synthetische Mikrobiologie ist so vielversprechend wie zukunftsweisend.“ Stimuliert durch neue technologische Entwicklungen entwickelt sich die Synthetische Biologie zu einer neuen Disziplin. Sie betrachtet biologische Systeme als komplexe Kombinationen eigenständiger Elemente oder Module, die man letztlich neu zusammensetzen kann, um Systeme mit veränderten Eigenschaften und Fähigkeiten zu erzeugen. Die Entwicklung dieser Disziplin verspricht neue Einsichten in die Grundlagenforschung, gleichzeitig aber auch neue Lösungswege für Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wie die Behandlung von Krankheiten einer alternden Bevölkerung, die Bewältigung des Klimawandels und die nachhaltige Produktion biochemischer Substanzen. Das Zentrum SYNMIKRO ist nicht nur innerhalb Deutschlands einmalig – auch in der internationalen Wissenschaft gibt es nur wenig Vergleichbares. Geschäftsführender Direktor des neuen LOEWEZentrums wird Professor Bruno Eckhardt. Koordinatorin seitens des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie ist dessen Direktorin Professorin Lotte Søgaard-Andersen.

Beteiligte Fachgebiete am LOEWE-Zentrum Synthetische Mikrobiologie (Quelle: Universität Marburg)


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Hessen International

EuroTransBio und die Innovative Medicines Initiative rufen zur Bewerbung auf Zwei europäische Initiativen rufen Biotech-Unternehmen auf, sich um Fördermittel für Kooperationsprojekte mit europäischen Partnern zu bewerben. In der Initiative EuroTransBio haben sich zwölf europäische Länder und Regionen zusammengeschlossen, um mit nationalen Fördermitteln europäische Biotechnologie-Projekte zu unterstützen. EuroTransBio fördert Kooperationen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die selber forschen. Antragsteller können die Themen frei wählen, sofern es sich um marktnahe Projekte handelt, die sich der modernen Biotechnologie zuordnen lassen. Im ProjektKonsortium müssen mindestens zwei KMU aus den teilnehmenden Ländern und Regionen (Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Ungarn, Flandern und Wallonien aus Belgien, das Baskenland, Katalonien und die Region Madrid aus Spanien) zusammen arbeiten. Der Koordinator muss ein KMU sein. In den vergangenen Runden bestanden erfolgreiche Konsortien oft aus zwei oder drei Partnern. Die empfohlene Projektlaufzeit liegt bei zwei bis drei Jahren. Die Förderhöhe beläuft sich für deutsche KMU auf bis zu fünfzig Prozent, für Forschungseinrichtungen auf bis zu 100 Prozent. Anträge können bis zum 1. Februar 2010 eingereicht werden.

jektverbünde. Es werden folgende Themen aus den Bereichen Verbesserung der Wirksamkeit von Arzneimitteln und Wissensmanagement gefördert: Bildgebungs-Biomarker, neue Instrumente der Zielvalidierung und molekulare Biomarker für die Krebstherapie; Schnellverfahren für bakterielle Diagnosen; aberrierende adaptive Immunitätsmechanismen; translationale Erforschung chronischer, immunvermittelter Krankheiten; Arzneimittel-/Krankheitsmodelle; offener Pharmakologieraum und elektronische Patientenakten. Anträge können bis zum 8. Februar 2010 eingereicht werden. Hessische Unternehmer und Wissenschaftler können sich dazu beim Enterprise Europe Network Hessen kostenlos beraten lassen. Informationen zu EuroTransBio: www.eurotransbio.net Informationen zur Innovative Medicines Initiative: www.imi.europa.eu ■

Die Innovative Medicines Initiative (IMI) richtet sich mit ihrem zweiten Bewerbungsaufruf an große Pro-

Nicole Jansen Enterprise Europe Network (EEN) Hessen Tel.: 0611/774-8633 E-Mail: nicole.jansen@hessen-agentur.de www.een-hessen.de

Deutsch-Russisches Forum Biotechnologie 2010 Das Ost-West-Wissenschaftszentrum (OWWZ) in Kassel und der Cluster Biotechnologie Bayern organisieren vom 16. bis 18. Juni 2010 in München das Deutsch-Russische Forum Biotechnologie. Neben Überblicksvorträgen zur industriellen Biotechnologie und der biotechnologischen Forschungslandschaft in Deutschland und Russland sowie den unterschiedlichen Förderprogrammen und -möglichkeiten beider Länder sind außerdem vier Round Tables zu den Thematiken BioNano, Bioinformatics, White Biotechnology und Systems Biotechnology geplant. Weiterhin sind Besichtigungen von Instituten und Unternehmen der Umgebung sowie individuelle Gespräche zwischen potenziellen Koopera-

tionspartnern (Match-Meetings) vorgesehen. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten. Ein vorläufiges Programm, Hintergrundinformationen zur Veranstaltung und der Biotechnologie der Region sowie die Möglichkeit zur Anmeldung sind auf der Biotechnologie-Homepage des OWWZ verfügbar (www.biotechnology.owwz.de). ■

Dr. Gabriele Gorzka UniKasselTransfer Ost-West-Wissenschaftszentrum Tel.: 0561/804-3609 E-Mail: gorzka@uni-kassel.de Hessen-Biotech NEWS 4/2009

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Wissenschaft im Porträt

Pipeline für die Forscher von morgen Von der Targetsuche bis zur Zulassung – Graduiertenkolleg für „Biologicals“ schafft Allrounder Forschten Doktoranden früher meist ohne Einbindung in andere Forschungsbereiche relativ isoliert in ihrem Labor, zeigt das Biologicals-Graduiertenkolleg der Goethe-Universität Frankfurt, in welche Richtung eine moderne Aus- und Fortbildung des akademischen Nachwuchses gehen kann. Professor Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt und Sprecher des Graduiertenkollegs, beschreibt, was genau ein solches Graduiertenkolleg speziell für Biologicals auszeichnet: „Alle Partner sind eingebunden, die für Erforschung, Entwicklung und Sicherheit von Biopharmazeutika von BeProf. Pfeilschifter deutung sind.“ Neben der Universität Frankfurt mit den Fachbereichen Biochemie, Chemie und Pharmazie, Biowissenschaften, Medizin und dem Klinischen Studienzentrum RheinMain sind als außeruniversitäre Einrichtung das chemotherapeutische Forschungsinstitut GeorgSpeyer-Haus sowie als Bundesoberbehörde für die Zulassung und Prüfung biomedizinischer Arzneimittel das Paul-Ehrlich-Institut beteiligt. Forschung und Lehre des Graduiertenkollegs sind zudem in die Aktivitäten des Zentrums für Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit (ZAFES) eingebunden. Last but not least sitzen eine ganze Reihe pharmazeutisch forschender Unternehmen im Großraum Rhein-Main wie Merck Serono und Fresenius mit im Boot. Bislang sind in der „Wertschöpfungskette“ Arzneimittelforschung Ausbildungsangebote und Forschungsschwerpunkte der Universitäten in der Regel

Dem Graduiertenkolleg „Biologicals“ ist es wichtig, eine Vielzahl hessischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen in die Arbeit einzubinden.

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auf die frühen Phasen beschränkt. Meist übernehme in der späteren Entwicklung neuer Arzneimittel die pharmazeutische Industrie das Staffelholz, erläutert Pfeilschifter die Ausgangssituation. „Inzwischen ist aber allen Beteiligten klar, dass eine erfolgreiche und moderne Arzneimittelforschung nur gemeinsam geht, denn Grundlagenforschung und Industrieforschung sind keine Gegensätze, sondern befruchten sich gegenseitig und ermöglichen so eine erfolgreiche Arzneimittelentwicklung“, betont Pfeilschifter. Die, wie Pfeilschifter hervorhebt, phantastische Kommunikation zwischen Chemie, Pharmazie, Biologie und Medizin in der Frankfurter Goethe-Universität brachte ihn mit seinen Kollegen aus den anderen Fachbereichen 2004 auf die Idee, eine Nachwuchsförderung im Postgraduiertenbereich zum Thema Biologicals zu etablieren. Ein Graduiertenkolleg speziell für „Biologicals“ zu gründen, hat seinen Grund in der Komplexität der Materie: „Biologicals sind ein Thema, das hochdynamisch ist, das qualitätsvolle, gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter braucht“, begründet Pfeilschifter die Fokussierung. In einem solchen Graduiertenkolleg, auch als Promotionskolleg bezeichnet, können junge Wissenschaftler mit Hochschulabschluss in einem systematisch angelegten Studienund Forschungsprogramm den Doktorgrad erlangen. Nachdem die Idee geboren war, brauchten Pfeilschifter und seine Mitstreiter „dank der äußerst forschungsfördernden Umgebung“ nicht lange, um die gewünschten Partner für das Projekt zu gewinnen. Schon 2005 begann die Förderung eines der größten Graduiertenkollegs in Deutschland mit zunächst 20 Doktoranden.

Das Graduiertenkolleg „Biologicals“ ist in ein umfassendes Qualifizierungskonzept der Goethe-Universität Frankfurt eingebunden, das eine strukturelle Graduiertenausbildung ermöglicht.


Arzneimittelforschung in ihrer Vielfältigkeit erfassen Kernelement der Ausbildung ist ein zwölf Module umfassendes Programm, das alle Kollegiaten während ihrer dreijährigen Promotion absolvieren. Dazu gehören Grundlagen der Arzneimittelentwicklung und Targetidentifizierung ebenso wie Sicherheitspharmakologie, Qualitätskontrolle, Businesspläne und Zulassungsfragen. „Wir bieten mit dem Kolleg dem jungen Nachwuchs die einmalige Chance, Arzneimittelforschung in der Vielfältigkeit, wie sie heute notwendig ist, kennenzulernen“, schwärmt Pfeilschifter. Für alle Entwicklungsstufen und Substanzklassen können Beispiele zur Veranschaulichung aus den Reihen des Kollegs herangezogen werden. Die Zielgruppe für diese Ausbildung sind junge Forscher aus den Naturwissenschaften und Medizin. „Ganz bewusst beziehen wir auch exzellente Fachhochschüler mit ein und die Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, sind exzellent“, berichtet Pfeilschifter stolz. Wie genau sieht nun die Ausbildung in diesem Graduiertenkolleg aus? Alle biomedizinischen Wirkstoffklassen, von DNA und RNA über Proteine bis hin zu Naturstoffen, wurden in eine Matrix eingebunden, die in der zweiten Dimension alle Stufen der Arzneimittelentwicklung – von der Zielstruktur-Identifizierung bis hin zur Zulassung – aufspannt. „Die Idee ist, alle Positionen dieser Matrix mit Forschungsprojekten ausfüllen zu können, um so neben der eigenen Forschung auch den Einblick in benachbarte, aber auch weiter entfernte Bereiche der Biologicals zu ermöglichen“, erläutert Pfeilschifter. Die wissenschaftliche Tätigkeit der Doktoranden wird von dem Betreuer und zwei Ko-Betreuern aus verschiedenen Fakultäten beziehungsweise der Industrie begleitet. In wissenschaftlichen Seminaren und Workshops erlernen die jungen Wissenschaftler darüber hinaus das theoretische und technologische Know-how, das für die Entwicklung neuer Arzneimittel benötigt wird.

rös verteidigt“, und ergänzt: „Die Gutachter, die aus ganz Deutschland kamen, hätten unsere Studierenden am liebsten gleich mitgenommen, ein größeres Kompliment kann das Graduiertenkolleg eigentlich nicht bekommen.“ Der tatsächliche Erfolg eines solchen Graduiertenkollegs bemisst sich aber vor allem daran, ob für den Markt oder am Markt vorbei ausgebildet wird. Auch hier gibt der Erfolg seinen Akteuren recht: „In diesem Jahr werden zehn Doktoranden ihre Promotion abgeschlossen haben und alle sind nahtlos ohne irgendwelche Verzögerungen untergekommen – teils universitär, teils außeruniversitär“, erzählt der Sprecher des Kollegs. Die zukunftsorientierte Ausbildung von Naturwissenschaftlern ist ein großes Anliegen der Frankfurter Goethe-Universität. So ist das Graduiertenkolleg eingebunden in ein umfassendes Qualifizierungskonzept, das eine strukturelle Graduiertenausbildung ermöglicht. Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit sind zudem seit über 100 Jahren ein Hauptschwerpunkt der universitären und außeruniversitären Forschung im Rhein-Main-Gebiet. Das besondere Innovationspotenzial biotechnologisch hergestellter Arzneimittel wurde hier frühzeitig erkannt: „Frankfurt und die Region waren lange in einer Pionierrolle in der Arzneimittelforschung. Vielleicht wird Hessen in absehbarer Zeit die Apotheke Europas für Biologicals!“ freut sich Pfeilschifter. Ausbildungsgänge wie das Graduiertenkolleg im Bereich der Biologicals könnten ihren Beitrag dazu leisten. Dr. Corinna Volz-Zang

Graduiertenkolleg 1172 Prof. Dr. Josef Pfeilschifter Fachbereich Medizin Institut für Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie Klinikum der Goethe-Universität 60590 Frankfurt am Main www.grk-1172.de

Administrative Koordination: Silvia Koob Georg-Speyer-Haus Paul-Ehrlich-Straße 42–44 60596 Frankfurt am Main Tel.: 069/63395-255 Fax: 069/63395-145 E-Mail: s.koob@em.uni-frankfurt.de

Nachwuchsforscher brillieren – Förderung geht ohne Kürzung weiter Mit großer Mannschaft reisten die Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im September dieses Jahres an. Es ging um nicht weniger als die Frage, ob das Graduiertenkolleg, eines der größten in Deutschland, in gleichem Umfang für die kommenden viereinhalb Jahre gefördert wird oder ob es Potenzial zum Einsparen gibt. „Was das Kürzen angeht, hat die DFG resigniert“, erzählt Pfeilschifter stolz, „unsere Studenten haben das Kolleg bravou-

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Wirtschaft im Porträt

ECT GmbH – Sicherheitsforschung mit Dungkäfern und Regenwürmern LOEWE-Konsortialpartner entwickelt Handlungsanweisungen für veränderte Lebensbedingungen Inzwischen hat sie die Schlagzeilen um die Finanzkrise wieder abgelöst – die Sorge um den Klimawandel und wie ihm zu begegnen ist. Während Experten und Politiker trefflich darüber streiten, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um hier gegenzusteuern, arbeiten Dr. Jörg Römbke von ECT Oekotoxikologie GmbH und seine Mitarbeiter an Verfahren, um Auswirkungen von Klimaveränderung und Schadstoffen auf die Umwelt zu simulieren und die ErkenntDr. Jörg Römbke nisse zu nutzen. Dabei geht es nicht alleine „nur“ um die Klimaerwärmung, sondern insgesamt um „anthropogenen“ – also durch den Mensch verursachten – Stress. „Wir haben uns beispielsweise als erstes Unternehmen in Deutschland um die Nebenwirkungen von Pharmazeutika in der Umwelt gekümmert und seit 1996 bereits mehrere EU-Projekte dazu durchgeführt“, erzählt der Biologe. Mit weiteren drei Biologen gründeten Römbke und Dr. Thomas Knacker 1993 in Bad Soden das Unternehmen als Spin-off des Battelle-Instituts Frankfurt am Main. Noch im gleichen Jahr verfügten sie über das GLP Good Laboratory Practice-Zertifikat, eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung und Durchführung standardisierter Testverfahren. Von Beginn an richtete das junge Unternehmen seine Aktivitäten international aus, wurde von der EU mit Projekten beauftragt. Gerade weil in den letzten zehn Jahren viele Bestimmungen zu Chemikalien und Pharmaka auf EU-Ebene erlassen wurden, war dies von zentraler Bedeutung. So müssen Hersteller von Chemikalien, deren Produkte ins Freiland gelangen können, eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen oder durchführen lassen.

Wenn der Fladen giftig wird Beim Einsatz von Medikamenten bei Nutztieren ist der Blick meist auf die Gefahr für den Menschen durch Restsubstanzen im Nahrungsmittel gerichtet. Dass aber auch der umgekehrte Blick lohnt, erläutert Römbke am Beispiel von Antiparasitika: „Die Kuh erhält ein solches Medikament als Wurmkur.“ Das Mittel soll eine Weile wirken, ist daher ein Wirkstoff, der sich nicht so leicht zersetzt und mit dem Dung ausgeschieden wird. „Auf der Wiese liegt jetzt ein Haufen organischen Materials, das schnell abgebaut werden sollte. Dies geht aber nur mit einer sehr komplexen Biologie. Häufig sind diese Mittel jedoch so potent, dass die dafür notwendigen Organismen im Boden geschädigt werden und den Dung nicht mehr abbauen können“, erzählt der Wissenschaftler. Dadurch können die im Dung enthaltenen Nährstoffe nicht in den Boden gelangen. Seit wenigen Jahren sind Hersteller von Pharmaka verpflichtet, den Nachweis zu erbringen, dass keine Umweltgefährdung von ihrem Wirkstoff ausgeht. In einem Stufensystem ist festgelegt, welche Substanzen welchen standardisierten Tests – von denen ECT Oekotoxikologie einige entwickelt hat – unterzogen werden müssen. „Ein solcher Test besteht beispielsweise darin, Regenwürmer unter standardisierten Bedingungen in einen Boden einzusetzen, der vorher mit der Substanz kontaminiert wurde, und über acht Wochen zu beobachten, ob sie sich vermehren und welches Körpergewicht sie entwickeln“, erläutert Römbke. Dabei wird die Konzentration des Wirkstoffs oder der Chemikalie ermittelt, ab der eine Schädigung nachweisbar ist. Ein solcher Testansatz klingt eigentlich banal, ist es aber nicht. Will man tatsächlich aussagekräftige Daten generieren, müssen die Tests mit den verschiedenen Spezies zuverlässig und reproduzierbar sein. „Das Know-how unserer Firma liegt zu mindestens 80 Prozent in der Erfahrung der Mitarbeiter im Handling dieser Organismen, ob es Fische, Algen, Pflanzen, Käfer oder Regenwürmer sind“, betont der Biologe.

Springschwänze, in der Fachsprache als Collembolen bezeichnet, spielen im Nährstoffkreislauf des Bodens eine große Rolle und sind daher eine wichtige Testspezies bei bodentoxikologischen Untersuchungen. (Quelle: ECT GmbH)

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Von Freilandversuchen bis Gutachtertätigkeit

BiK-F – Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Die Expertise der rund 30 ECT-Mitarbeiter ist aber auch noch an anderer Stelle gefragt, „denn häufig deuten sich in Tests bestimmte Effekte an, die nicht ohne entsprechende Expertise zu bewerten sind“, betont der Geschäftsführer. Wie viel der Prüfsubstanz wird im Freiland wirklich im Boden ankommen, wie viel an der Pflanze verbleiben? Wie hoch wird der Abbau der Substanz im Freiland ausfallen, wie spielen Temperatur und Feuchtigkeit mit hinein? Diese Fragen lassen sich nur durch entsprechende Kenntnisse sowie die Auswertung der mehreren 1.000 Seiten umfassenden Bibliothek aus Vorschriften, Gesetzen und Richtlinien von Landes- bis EU-Ebene vernünftig interpretieren. „Wir werden entweder von Unternehmen oder Behörden beauftragt oder als neutrale Institution um eine Bewertung gebeten“, beschreibt Römbke die Auftragssituation und ergänzt: „Diese neutrale Stellung können wir deshalb einnehmen, weil unsere Auftraggeber zu jeweils etwa 50 Prozent von Behörden- beziehungsweise Unternehmensseite kommen.“

Seit dem Frühjahr 2009 haben ECT GmbH gemeinsam mit dem Konsortialpartner Institut für Gewässerschutz Mesocosm GmbH aus Homberg (Ohm) den offiziellen Partnerstatus beim Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) in Frankfurt am Main. Im Rahmen des LOEWE-Programms der Hessischen Landesregierung wird in dem neuen interdisziplinären Forschungszentrum, das von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Frankfurt am Main, der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie einer ganzen Reihe weiterer Partner betrieben wird, international die Interaktionen zwischen Biodiversität und Klima erforscht. Römbke und seine Mitarbeiter untersuchen im Schwerpunkt „Anpassungspotenzial“, ob die derzeit gängigen Testorganismen auch unter veränderten klimatischen Bedingungen – Stichwort Klimaerwärmung und trockenerer Boden – geeignet sind oder ob sie durch Klimaveränderung gefährdet sind und andere Organismen, beispielsweise aus dem Mittelmeerraum, geeigneter sein könnten. Für die realitätsnahe Forschung entwickelt ECT beispielsweise Bodensäulen, die aus dem Freiland entnommen und dann kontrolliert veränderten klimatischen Bedingungen ausgesetzt werden.

Standortsuche in Südamerika Bereits seit zwölf Jahren betreibt das Unternehmen durchgehend Forschungsvorhaben in Brasilien. Vornehmlich arbeiten die Mitarbeiter dort mit Behörden und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Soll dort beispielsweise ein Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, ist ein wichtiges Kriterium die jeweilige Biodiversität, das heißt die Artenvielfalt der in Frage kommenden Gebiete. Diese Arbeit machen die ECT-Mitarbeiter jedoch nicht allein, denn sie verfügen zwar über die Expertise für eine Reihe von Bodenorganismen, für andere Spezies wie Vögel, Schmetterlinge oder auch bestimmte Pflanzenarten sind einheimische Experten oder auch Institutionen aus anderen Ländern beteiligt.

AP 5 Koordination und Außendarstellung

LOEWE-Zentrum „Biodiversität & Klima” C.4 Anpassungspotenzial

C.1 Wald der Zukunft

Beitrag der ECT GmbH & Mesocosm GmbH

Mit Bodensäulen wird die Natur ins Labor geholt und Klimaveränderungen untersucht. (Quelle: ECT GmbH)

Für einen weiteren Forschungsschwerpunkt in BiK-F wurden die Forscher im März dieses Jahres belohnt – „zukunftsorientiert und einzigartig“ – mit diesen Worten wurde das BiK-F-Projekt „Wald der Zukunft“ beim Innovationswettbewerb der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. In dem Projekt wird der Klimaerwärmung vorgegriffen und geprüft, wie sich Eichenarten aus dem Mittelmeerraum unter mitteleuropäischen Bedingungen verhalten. Dr. Corinna Volz-Zang

AP 1 Ökologische Präferenz ausgewählter Arten

AP 2 Terrestrische & aquatische Modellökosysteme

AP 3 Bodenbiozönose: Diversität & Leistungen

Labor

Halbfreiland

Freiland

AP 4 Handlungsempfehlungen für Monitoring & Bewertung

Die Aktivitäten des Konsortiums innerhalb des Biodiversität und Klima Forschungszentrums BiK-F (Quelle: ECT GmbH)

Dr. Jörg Römbke ECT Oekotoxikologie GmbH Böttgerstraße 2–14 65439 Flörsheim am Main Tel.: 06145/9564-0 E-Mail: info@ect.de www.ect.de

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Nachrichten aus der Wirtschaft

BRAIN und Südzucker intensivieren Kooperation im Bereich funktioneller Kohlenhydrate

Biotest Mikrobiologie und Biotecon Diagnostics beginnen Vertriebskooperation

Zwingenberg – Die BRAIN AG und die Südzucker AG bauen ihre langjährige Kooperation aus. Im Zuge des Forschungsvorhabens sollen Produktionsprozesse von funktionellen Kohlenhydraten im Hinblick auf die Produktausbeute und Energieeffizienz optimiert werden. Ziel der Kooperation ist die nachhaltige fermentative und enzymatische Herstellung von funktionellen Lebensmittelzutaten. Schon heute wird ein wachsender Anteil des Zuckers aus Rüben zu hochwertigen Zuckerspezialitäten mit besonderen, gesundheitlichen Eigenschaften veredelt. Verstärkt werden bei der Herstellung der Spezialitäten biologische Prozesse genutzt. Im Rahmen der Kooperation, die zu Teilen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert wird, optimiert BRAIN zusammen mit Südzucker ein biologisches Produktionsverfahren zur Herstellung von Palatinose™, dem ersten zahnfreundlichen Zucker mit ernährungsphysiologischen Vorteilen. So sollen sowohl der Energieverbrauch gesenkt als auch aufwändige Produktaufarbeitungsschritte eingespart werden.

Dreieich – Mit dem Ziel, den weltweiten Launch seines Hygiene Screening Systems zu fördern, hat die Firma Biotest Mikrobiologie mit der Biotecon Diagnostics GmbH eine globale Vertriebskooperation begonnen. Biotest Mikrobiologie vertreibt das Testsystem für die schnelle Identifizierung von Mikroorganismenreiben, die aus Untersuchungen stammen, die im Rahmen der Hygiene-Kontrolle durchgeführt werden. „Die Stärke unseres Hygiene Screening Systems liegt in der gezielten Produktentwicklung, die sich nach den Bedürfnissen der Kunden richtet, einer ständigen Qualitätskontrolle und ausgezeichneten Produkteigenschaften”, betont Alois Schneiderbauer, Chief Business Officer von BIOTECON Diagnostics. „Unsere Kunden in der pharmazeutischen Industrie profitieren von der schnellen mikrobiologischen Methode für die Identifizierung von Bakterien-Kolonien, die auf unseren für die Hygiene-Kontrolle optimierten festen Nährmedien wachsen", sagt Dr. Frank Schulze, Executive Vice President der Global Business Unit Mikrobiologie der Biotest AG.

www.brain-biotech.de ■

Pharmaserv erweitert Logistikzentrum um besonderes Lagergebäude für CSL Marburg – Der Standortdienstleister Pharmaserv plant die Erweiterung des Logistikzentrums mit dem Bau eines besonderen Lagergebäudes für den Kunden CSL Behring. Der Fertigstellungstermin ist für Juli 2010 vorgesehen. „Mit dem Bau dieses neuen GMP-Lagers setzen wir einen weiteren Meilenstein für eine zukunftsweisende Ausrichtung des Standorts Behringwerke“, erklärt Thomas Janssen, Geschäftsführender Gesellschafter der Pharmaserv. Mit einer Dr. Martin Egger (v. l.), Oberbürgermeister Egon Vaupel, Thomas Janssen, GeschäftsGesamtfläche von 2.640 Quaführer Pharmaserv, Dr. Roland Martin, Gedratmetern wird er der Vereinschäftsführer CSL Behring, sowie Conrad Holetzeck, Logistic Director Europe CSL nahmung und Lagerung von Behring, bei der Grundsteinlegung für ein unterschiedlichen Waren dieneues Lagergebäude der CSL. nen. Die Besonderheit dieses geplanten Logistikgebäudes, das nach pharmazeutischem Standard erstellt wird, besteht in den unterschiedlichen Temperaturbereichen (2 bis 8 Grad Celsius und 15 bis 25 Grad Celsius). Deshalb können hier unter anderem Fertigarzneimittel gelagert, kommissioniert und luftfrachtgerecht verpackt werden.

Activaero schließt erfolgreich Finanzierungsrunde über 10,7 Millionen Euro ab Gemünden (Wohra) – Die Activaero GmbH, weltweiter Technologieführer für kontrollierte Inhalation, gab den Abschluss einer Serie A Finanzierungsrunde mit insgesamt 10,7 Millionen Euro bekannt. Das internationale Konsortium wurde von der BioMedPartners AG angeführt und besteht aus VI Partners AG, Abalis Finance AG und Vesalius Biocapital I SICAR S.A. Die Transaktion wurde von MedVenture Partners GmbH begleitet. Diese Finanzierung ermöglicht der Firma, die eigenen Inhalationsgeräte und Technologien weiterzuentwickeln sowie die Aktivitäten in der Geschäftsentwicklung weiter zu forcieren. „Diese Eigenkapital-Unterstützung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung innerhalb der pharmazeutischen Industrie zu erhöhen und unseren Kooperationspartnern überlegene Produkte und Technologien anbieten zu können. Wir sind sehr froh, die Finanzierungsrunde mit solch einem Konsortium an führenden Life-ScienceInvestoren abgeschlossen zu haben“, sagte Gerhard Scheuch, Gründer und Geschäftsführer von Activaero. „Die Entwicklung und Vermarktung unserer Produkte und Technologie steht nun auf einem sicheren finanziellen Fundament.“ ■

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www.pharmaserv.de Hessen-Biotech NEWS 4/2009

www.biotest.de

www.activaero.de


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Nachrichten aus der Wissenschaft Nützliche Bodenpilze bilden Symbiosen mit genetisch veränderter Gerste

Schädigende Wirkung von HormonersatzTherapien

Gießen – Die nützlichen Mykorrhiza-Bodenpilze werden durch genetisch veränderte Gerste nicht beeinträchtigt – das ist das erste Ergebnis eines Projekts der Universität Gießen zur Erforschung der biologischen Sicherheit gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. Die beteiligten Wissenschaftler hatten in einem Freisetzungsversuch eine gegen Pilzinfektionen resistente Gerstensorte ausgesät. Mit einem zusätzlichen Gen ist die Gerste in der Lage, ein die Pilzzellwand auflösendes Enzym zu produzieren. Die rund 4.000 Pflanzen wurden nach und nach geerntet. Sowohl Wurzeln als auch Boden wurden molekularbiologisch untersucht und die Ausbildung von Symbiosen verfolgt. Erstes Ergebnis: Eine deutliche Reduktion des Pflanzenwachstums war nicht zu beobachten. Projektleiter Professor Karl-Heinz Kogel vom Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie der JLU zieht eine positive Zwischenbilanz des Versuchs: „Endlich konnten wir die ökologische Grundlagenforschung an genetisch verändertem Getreide ein gutes Stück vorantreiben.“

Gießen – Hormonersatz-Therapien mit Östrogen verstärken bei Frauen das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen. Gießener Physiologen konnten jetzt erstmals zeigen, wie es zu der schädigenden Wirkung des Hormons kommt: Dr. Rolf Schreckenberg aus der Arbeitsgruppe von Professor Klaus-Dieter Schlüter entdeckte, dass Östrogen ein Peptid (PTHrP) verstärkt, das nur im alternden Herzen ungünstig wirkt. Das Peptid könnte bei allen Frauen, die östrogenabhängig höhere PTHrP-Spiegel besitzen, zu einem kardialen Problem werden. Das wird allerdings kompensiert durch einen Mangel an Stickstoffmonoxid, der wiederum den PTHrP-Rezeptor unterdrückt. Nach der Menopause sinkt auch die Bildung des Peptids selbst ab. Die Gießener fanden nun heraus, dass bei einer Östrogen-Behandlung von Tieren mit Östrogen-Defizit der Rezeptor wieder verstärkt wird, so dass eine schädigende Wirkung des PTHrP am alternden Herzen erneut auftritt. Diese Arbeiten zeigen, dass die Zukunft der Hormon-Ersatz-Therapie für Frauen nach der Menopause wesentlich von einem besseren Verständnis der Wechselwirkung von Östrogen mit anderen Hormonen abhängt.

www.uni-giessen.de

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Wie sich Bakterien durch Verstecken vor dem Abbau durch die Wirtszelle schützen Gießen – Listeria monocytogenes ist ein humanpathogenes Bakterium, das über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen wird und im Verlauf der Infektion in menschliche Zellen eindringt. Durch seine Eigenschaft, der Autophagie zu entkommen, gehört es zu den gefährlichsten Lebensmittelkeimen. Wie sich Listeria monocytogenes vor Autophagie schützt, hat nun eine internationale Forschergruppe unter der Leitung von Professor Trinad Chakraborty (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universität Gießen) und Professor Chihiro Sasakawa (Universität Tokio) entschlüsselt. Um der zelleigenen Abwehr zu entgehen, wendet Listeria monocytogenes zwei sehr menschliche Strategien an: Fliehen und Verstecken. Zur Flucht benutzt das Bakterium nicht seinen eigenen Bewegungsapparat, sondern es „entert“ wirtzellspezifische Bestandteile des Zellskeletts. Verantwortlich dafür ist das bakterielle Oberflächenprotein ActA, das einen Aktinschweif ausbildet, der wie ein Raketenantrieb wirkt und das Bakterium blitzschnell durch die Zelle bewegt. Wird es aber doch von der Wirtszellabwehr erkannt, versteckt sich das Bakterium mit Hilfe der Wirtszellproteine, die es zur Aktin-vermittelten Bewegung benutzt hat.

Dr. Reinfried Pohl-Stiftung fördert neue Stiftungsprofessur an der Universität Marburg Marburg – Eine neu geschaffene Stiftungsprofessur für Molekulare Kardiologie an der Philipps-Universität Marburg verstärkt die Marburger Klinik für Innere Medizin-Kardiologie am Universitätsklinikum Gießen-Marburg. Damit stehen der von Professor Bernhard Maisch geleiteten Klinik gleich zwei vom Stiftungsgeber großzügig mit Sachund Personalmitteln ausgestattete Stiftungsprofessuren zur Verfügung: Die neue ProfesProf. Dr. Dr. sur, die sich mit der Forschung auf dem Thomas Meyer Gebiet der Herzmuskelentzündung befasst, besetzt Professor Thomas Meyer, während Professor Jürgen Schäfer die Professur für Präventive Kardiologie wahrnimmt. Die jetzt neu geschaffene Stiftungsprofessur Molekulare Kardiologie wird hälftig von der Dr. Reinfried Pohl-Stiftung und vom Verein zur Förderung der Kardiologie Marburg mit dessen Präsidenten Professor Dr. Hans Kaffarnik getragen. ■

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Alzheimer-Demenz beginnt mit geschädigter Zellatmung

Paul Ehrlich- und Ludwig DarmstaedterNachwuchspreis 2010

Frankfurt am Main – Plaques und Fibrillen sind das Ergebnis eines gestörten Stoffwechsels im Gehirn: Proteine und ihre Bruchstücke werden entweder nicht mehr richtig verarbeitet oder in zu großer Menge produziert. Das Ergebnis sind Verklumpungen in Form von Plaques aus dem Amyloid-Protein sowie Bündel aus Tau-Protein (Fibrillen). Wie die Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Makromolekulare Komplexe“ der Goethe-Universität berichten, konnten sie bereits in einem frühen Krankheitsstadium Veränderungen in der Atmungskette der Mitochondrien beobachten. Die Menge und Aktivität der Proteinkomplexe, die für die Zellatmung zuständig sind, änderte sich auffällig. Entscheidend war aber, dass die Effekte der Mutationen, die zu Plaques und Fibrillen führten, sich additiv verhielten. Daraus konnte geschlossen werden, dass schon zu einem frühen Zeitpunkt Probleme in den Mitochondrien an der Entstehung der Alzheimer-Demenz beteiligt sind. „Dieses Ergebnis zeigt wieder einmal, wie wichtig der Frankfurter Forschungsschwerpunkt im Bereich der mitochondrialen Biologie für das Verständnis und damit mögliche Therapieansätze bei den neurodegenerativen Erkrankungen im Alter ist,“ betont Professor Ulrich Brandt, dessen Arbeitsgruppe am Fachbereich Medizin an diesen Arbeiten beteiligt war.

Frankfurt am Main – Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Nachwuchspreis geht an die Frankfurter Biologin Professor Dr. Amparo Acker-Palmer vom Exzellenzzentrum „Makromolekulare Komplexe“ der Goethe-Universität für ihre „grundlegenden Beiträge zum Verständnis von Ephrinen und EphRezeptoren und ihrer Bedeutung für die Plastizität des Gehirns und die Blutgefäßentwicklung“. Der Paul Ehrlichund Ludwig Darmstaedter-Preis gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen, die in Deutschland auf dem Gebiet der Medizin vergeben Prof. Dr. werden. Amparo Acker-Palmer Blutgefäße und Nervenzellen durchziehen den Organismus häufig Seite an Seite. Dabei benutzen sie zur Vernetzung ähnliche Mechanismen: Die Feinregulation erfolgt über verschiedene anziehende und abstoßende Signale. Professor Acker-Palmer erforscht die molekularen Übertragungswege, die der Bildung von neuronalen und vaskulären Netzwerken zugrunde liegen.

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Auszeichnung für Hepatitis-Forschung Forschungspreis für Gießener VeterinärVirologen Gießen – Einen von drei der so genannten „PRRSV-Forschungspreise“, die mit jeweils 25.000 Euro dotiert sind, erhielt der Gießener Virologe Professor Till Rümenapf. Der von der Firma Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH erstmals ausgeschriebene Forschungspreis ist für Forschungsvorhaben gedacht, die sich intensiv mit dem „Porzinen Reproduktions- und Respirationssyndrom-Virus“ (PRRSV) beschäftigen. Das für den Menschen ungefährliche PRRSV trat vor etwa 20 Jahren erstmals in Erscheinung und gilt als eine der weltweit wirtschaftlich bedeutendsten Viruserkrankungen in der Schweinehaltung. Neben Fertilitätsstörungen und Ferkelsterblichkeit führt PRRSV bei Schweinen zu gefährlichen Atemwegsinfekten. Professor Rümenapf gehört seit 14 Jahren dem Institut für Virologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Universität Gießen an. Sein Forschungsschwerpunkt liegt bei der Aufklärung von Mechanismen der molekularen Pathogenese von Viruserkrankungen bei Nutztieren. ■

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Gießen – Der Virologe Professor Wolfram H. Gerlich wurde anlässlich des 42. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) „in Würdigung seiner besonderen wissenschaftlichen Verdienste um die Transfusionsmedizin und Immunhämatologie mit der Emil-von-Behring-Vorlesung“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Professor Gerlich hat sich seit Beginn seiner Berufstätigkeit vor 40 Jahren besonders mit dem Hepatitis B-Virus, einem wichtigen Erreger von Leberentzündungen und Leberkrebs, beschäftigt und es dabei verstanden, Grundlagenforschung und klinische Anwendung zu verknüpfen. Besondere Verdienste hat er sich bei der Virussicherheit biologischer Produkte, wie zum Beispiel Blutspenden, erworben. ■

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Veranstaltungen: Ich interessiere mich für Veranstaltungen der Aktionslinie Hessen-Biotech. Bitte informieren Sie mich vor dem nächsten Termin.

Beratung und Service: Wir interessieren uns für Informationen zu folgenden Themen und bitten um Kontaktaufnahme: Modell- und Pilotprojektförderung Beratung zu monetären Förderprogrammen Technologie-Angebote und -Gesuche des Enterprise Europe Network (EEN) Hessen Technologietransferangebot aus der Datenbank des TechnologieTransferNetzwerk-Hessen (TTN) Möglichkeiten der Beteiligung an Messe-Gemeinschaftsständen

Vorname Name und Titel Firma/Institution Straße PLZ/Ort Telefon Fax E-Mail Internet

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Veranstaltungen/Termine

18. – 19. Januar 2010

Frankfurt am Main

Produkte aus Algen Tagung des AK „Algenbiotechnologie“ der DECHEMA ■

www.dechema.de

03. Februar 2010

Frankfurt am Main

1. Hessischer Clusterkongress ■

www.ttn-hessen.de

11. Februar 2010

Frankfurt am Main

Workshop CIB Invest: Richtig investieren in die Industrielle Biotechnologie ■

www.cib-frankfurt.de

11. Februar 2010

Frankfurt am Main

Mikrobielles Wachstum auf Fassaden und Dächern – Ursachen, Hintergründe und Bekämpfung ■

Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.hessen.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de

www.dechema.de/kolloquien Projektträger ist die

24. Februar 2010

Darmstadt

Algenbiotechnologie – von der Wertstoffproduktion bis zum Klimaschutz Fachveranstaltung des Clusters Integrierte Bioindustrie Frankfurt und der Aktionslinien Hessen-Biotech und Hessen-Umwelttech. ■

www.cib-frankfurt.de

4. März 2010

Frankfurt am Main

Kombination von Chemo- und Biokatalyse – neue Möglichkeiten für integrierte Prozesse ■

www.dechema.de/kolloquien

9. März 2010

Frankfurt am Main

InnovationsForum Hessen-Biotech „Standortfaktor Personal“ ■ www.hessen-biotech.de 23. – 26. März 2010

HA Hessen Agentur GmbH Dr. Detlef Terzenbach (Leiter), Miriam Schroer Abraham-Lincoln-Straße 38–42 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611/774-8613, Fax: -8620 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de miriam.schroer@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-biotech.de www.hessen-agentur.de

München

Impressum Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech Dr. Detlef Terzenbach (V.i.S.d.P.) HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Str. 38–42 D-65189 Wiesbaden Redaktion Miriam Schroer, HA Hessen Agentur GmbH Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

analytica 2010 Hessischer Gemeinschaftsstand der Aktionslinie Hessen-Biotech ■ ■

www.hessen-biotech.de/veranstaltungen www.analytica.de

16. – 18. Juni 2010

München

Deutsch-Russisches Forum Biotechnologie 2010 Eine Veranstaltung des Ost-West-Wissenschaftszentrums der Universität Kassel ■

20

www.biotechnology.owwz.de

Hessen-Biotech NEWS 4/2009

Druck Bernecker MediaWare AG Unter dem Schöneberg 1, 34212 Melsungen Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos) Auflage 2.800 Exemplare Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.


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