Hessen-Biotech NEWS 01/2011

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS P E R S O N A LI S IE R T E

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Hessen-Biotech Lounge: Gesundheitsforschung – Zukunft gestalten Neue Publikation: Personalisierte Medizin in Hessen Wissenschaftsporträt: Krebs verstehen und individuell behandeln Wirtschaftsporträt: Humatrix – Vom Vaterschaftstest zur Personalisierten Medizin BioFuture: Bioinformatik als Werkzeug der Personalisierten Medizin Rhein-Main Cluster Individualisierte ImmunIntervention ist fit für den Spitzencluster-Wettbewerb des BMBF

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Liebe Leserinnen und Leser, der Personalisierten Medizin gehört die Zukunft, denn Krankheiten sind so verschieden wie die Menschen. So können individuelle Behandlungskonzepte die Gesundheitsversorgung besser, sicherer und schließlich auch wirtschaftlicher machen. Hessen ist mit seiner starken akademischen Spitzenforschung, seinen vielen kleinen und mittler en Biotechnologieunternehmen sowie seinen großen, international tätigen Pharmafirmen sehr gut aufgestellt. Die Porträts des jungen Frankfurter Unternehmens humatrix und der ambitionierten Tumorforschung in der Pädiatrie der Goethe-Universität zeigen dies in der aktuellen Ausgabe der Hessen-Biotech NEWS exemplarisch. In einer globalisierten Wirtschaft braucht man starke Netzwerke, um komplexe, innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen und sich so Wettbewerbsvorteile zu sichern. Wir fördern diesen Aufbau und die Weiterentwicklung solcher Clus-

INHALT

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Hessen-Biotech aktuell Neue Publikation: Personalisierte Medizin in Hessen

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Hessen-Biotech Lounge Gesundheitsforschung - Zukunft gestalten

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Hessen-Tour des BIOTechnikums geht in Darmstadt zu Ende

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Auf dem Weg zur Personalisierten Medizin

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Fachkongress Synthetische Mikrobiologie

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Dieter Posch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

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Vom Vaterschaftstest zur Personalisierten Medizin

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Nachrichten aus der Wirtschaft

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Nachrichten aus der Wissenschaft

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Fit für den Wettbewerb

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5. Hessischer Kooperationspreis ausgeschrieben 8 Deutsche Biotechnologietage 2011 in München

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Kooperationsmöglichkeiten mit europäischen Partnern

„Der Flaschenhals bei Genomanalysen ist die Auswertung“ Bioinformatik als Werkzeug der Personalisierten Medizin

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Hessen-Biotech auf der Personalized Medicine Convention in Köln

Internationale Märkte erschließen

BioFuture

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Hessen-Mix

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Hessen International

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Wirtschaft im Porträt

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timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Die Vernetzung der Medizinwirtschaft in Mittelhessen wird fortgesetzt

Wissenschaft im Porträt Krebs verstehen und individuell behandeln

Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt

Zu Unternehmensgründungen motivieren Grundsteinlegung der Founding Angels Initiative

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Gerne empfehle ich Ihnen auch die neue Publikation „Personalisierte Medizin in Hessen“, die diese neue Therapieausrichtung und ihre wichtigsten Akteure in Hessen vorstellt. Dabei wir d deutlich, dass die Personalisierte Medizin ein hochinnovativer Bereich ist, der zur starken W irtschaftsleistung des Standortes Hessen beitragen wird.

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Industrielle Biotechnologie im Fokus der Politik Erster Parlamentarischer Abend in Berlin

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ter- und Netzwerkinitiativen. In der Personalisierten Medizin unterstützen wir beispielsweise den RheinMain Cluster Individualisierte ImmunIntervention (CI3).

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Biotechnologie im Alltag Biotechnologie in der Polizeiarbeit

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Termine/Impressum

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Hessen-Biotech aktuell

Neue Publikation: Personalisierte Medizin in Hessen „Personalisierte Medizin“ hat sich zu einem T rendbegriff entwickelt. Doch was genau steckt hinter dieser neuen Richtung in der Medizin, bemühen sich doch Ärzte seit jeher, ihren Patienten individuell zu helfen? Zum Thema Personalisierte Medizin in Hessen hat die Aktionslinie Hessen-Biotech eine Publikation herausgebracht, die diese neue Therapieausrichtung vorstellt. Welche Chancen bietet die Personalisierte Medizin? Wie weit ist sie schon heute? Was ist von der Personalisierten Medizin in den nächsten Jahren zu erwar-

ten? Die Broschüre gibt Antworten auf diese Fragen, stellt wichtige Akteur e aus Hessen vor und zeigt, dass Hessen als größter Pharmastandort Deutschlands in Verbindung mit hochinnovativen Biotechnologie-Unternehmen sowie akademischer Spitzenforschung hier eine wichtige Rolle einnimmt. Die Broschüre kann im Internet unter www.hessen-biotech.de/publikationen bestellt oder heruntergeladen werden.

Hessen-Biotech Lounge Gesundheitsforschung – Zukunft gestalten

In inspirierender Atmosphäre an außergewöhnlichen Orten über die Zukunftsthemen der Branche diskutieren und sie selber mit gestalten, das ist die Idee der Hessen-Biotech Lounge, die am 13. April 2011 im EXPLORA Science Center zum ersten Mal stattfindet. Gastredner der Auftaktveranstaltung ist der hessische Biotechnologiebeauftragte Pr ofessor Theo Dingermann. In seinem Impulsvortrag wir d er über Möglichkeiten und Herausforderungen der zukünftigen Gesundheitsforschung referieren und anschließend in einer offenen Runde mit allen Teilnehmern diskutieren. Vor der V eranstaltung haben die T eilnehmer Gelegenheit, einen abendlichen Rundgang dur ch das EXPLORA-Science-Museum zu machen. Ausgestattet mit einer speziellen 3D-Brille kann man eine der weltweit größten 3D-Sammlungen auf sich wirken lassen. Das EXPLORA Science Center mit seiner außergewöhnlichen Atmosphäre verbindet W issenschaft, Visionen, Eigeninitiative und Experimentierfreude in optimaler Art und Weise und schafft damit den perfekten Rahmen für den Auftakt der HessenBiotech Lounge.

Die Veranstaltung richtet sich an Fachund Führungskräfte sowie Entscheider aus der Pharmaindustrie und Biotechnologie, Labordiagnostik, Krankenhäusern, Arztpraxen, Verbänden und Krankenversicherungen. Die Teilnahme an der Hessen-Biotech Lounge ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich. Weitere Informationen zum Programm, Anfahrt sowie die Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie im Internet unter www.hessen-biotech.de.

Veranstaltungshinweis Hessen-Biotech Lounge: Gesundheitsforschung – Zukunft gestalten Datum: 13. April 2011; 16:30 bis 19:30 Uhr Ort: EXPLORA Science Center, Frankfurt am Main Anmeldung unter: www.hessen-biotech.de

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Hessen-Tour des BIOTechnikums geht in Darmstadt zu Ende Zwölf Städte, 32 Schulen, sechs W ochen Biotechnologie zum Anfassen – bereits zum dritten Mal tourte der Biotech-Truck durch Hessen. Mit Praktika, Vorträgen und geführten Ausstellungsrundgängen brachte das BIOTechnikum die Welt der Biotechnologie zu Schülern und zur inter essierten Öffentlichkeit. Zwölf Städte, 32 Schulen, 2.100 begeisterte Schüler: Zum Abschluss der HessenTour des BIOTechnikums zogen die Initiatoren aus dem Hessischen Wirtschaftsministerium, dem VCI Hessen sowie der Arbeitsgemeinschaft Hessischer IHKn positive Bilanz.

In Darmstadt ging die Hessen-Tour im Dezember zu Ende. Die Initiator en aus dem Hessischen W irtschaftsministerium, dem Verband der Chemischen Industrie e. V., Landesverband Hessen und der Ar beitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern zogen positive Bilanz: „Wir freuen uns, dass wir hessischen Schülern mit dem BIOTechnikum die faszinierenden Möglichkeiten der Biotechnologie auf so spannende Weise erlebbar machen konnten“, sagte Axel Henkel, der für Technologie zuständige Abteilungsleiter im Hessischen W irtschaftsministerium. Dass die gemeinsame Aktion einen wichtigen Beitrag leistete, um dem Fachkräftemangel in naturwissenschaftlich geprägten Berufen entgegenzutreten, darin waren sich alle Beteiligten einig. Insbesondere die 53 Schülerpraktika machten deut-

lich: Die Praxisnähe des BIOTechnikums kommt beim hessischen Nachwuchs an. „Dürfen wir jetzt weiter machen“, fragten beispielsweise Schüler der AlbertEinstein-Schule Maintal. Die Jugendlichen war en von dem mobilen Labor so beeindruckt, dass sie gerne auf ihr e Pause verzichtet hätten. Insgesamt konnten fast 2.100 Schüler in Hessen mithilfe erfahrener Wissenschaftler ein fiktives Verbrechen mit einem genetischen Fingerabdruck aufklären oder mit Halbleiterschichten und Hibiskustee eine Solarzelle bauen. Auch während der „Offenen Tür“ interessierten sich viele Besucher für die Möglichkeiten der Zukunftstechnologie: „Kann Biotechnologie auch bei der Diagnose von Krebserkrankungen helfen?“ oder „Welche Jobs bietet die Branche?“ war en Fragen, die die rund 5.000 Besucher der Hessen-T our 2010 unter anderem interessierten.

Auf dem Weg zur Personalisierten Medizin Die moderne Medizin denkt um. Durch Erkenntnisse aus Gendiagnostik und Moleku larmedizin bahnt sich die Personalisierte Medizin allmählich ihren Weg in die klinische Praxis. Ziel ist es, für den Patienten optimale Diagnoseverfahr en und maßgeschneiderte Medikamente zu entwickeln. „Von der Etablierung der Personalisierten Medizin können alle profitieren“, sagte Dr. Horst Kramer von Roche in seinem Einführungsvortrag.

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Mit der Personalisierten Medizin befassten sich 100 Fach- und Führungskräfte aus Pharmaindustrie, Biotechnologie, Diagnostik, Kliniken und Verbänden im Rahmen des InnovationsForum Hessen-Biotech im Dezember in Frankfurt, das von der Aktionslinie Hessen-Biotech gemeinsam mit der Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main veranstaltet wurde. „Für Innovationen in der Entwicklung von Medikamenten sowie in der en wirksamer therapeutischer Anwendung wird die Personalisierte Medizin bald nicht mehr wegzudenken sein“, sagte Staatsminister a. D. Florian Gerster, Vorstandsvorsitzender der gesundheitswirtschaft rhein-main zur Eröffnung des Forums. Jens Krüger, Referatsleiter für Bio-, Nano- und

Umwelttechnologie im Hessischen Wirtschaftsministerium, wies auf die zu erwartenden Veränderungen hin: „Die Personalisierte Medizin stellt den Patienten in den Mittelpunkt und nicht mehr die Krankheit. Das stellt alle Akteur e vor Herausfor derungen, bietet aber auch Chancen zum Nutzen von Patienten, Krankenkassen und Pharmaindustrie.“

Nebenwirkungen minimieren Inzwischen können Medikamente entwickelt wer den, die bei spezifischen Patienten optimal wirken und gleichzeitig N ebenwirkungen minimier en. Bedenkt man, dass durch Nebenwirkungen von Medikamenten in Deutschland jährlich bis zu 17.000 Menschen sterben, gewinnt die Personalisierte Medizin enorm an Bedeutung. Darauf wiesen Pr ofessor Daniela Steinberger (bio.logis GmbH) und Dr . Anna Eichhorn (humatrix AG) in ihrem gemeinsamen Vortrag hin.

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Mit der Personalisierten Medizin befassten sich 100 Fach- und Führungskräfte aus Pharmaindustrie, Biotechnologie, Diagnostik, Kliniken und Verbänden im Rahmen des InnovationsForum Hessen-Biotech im Dezember in Frankfurt.

Biomarker – Navigatoren in hochkomplexen Systemen Einen wichtigen Baustein bei der individuellen Behandlung bilden Biomarker. Mit ihr er Funktion als „Navigatoren“ werden biologische Merkmale sichtbar gemacht, die Zielstruktur en für Medikamente identifizieren und auf krankhafte Prozesse im Körper hinweisen. Dr. Thomas Henkel (T argos GmbH) erklärte, dass die Entwicklung validierter prädiktiver Biomarker nahezu genauso aufwändig wie die der Medikamente sei. „Zurzeit sind viele Biomarker noch im Stadium der Erforschung. Der Bedarf gerade an prädiktiven Biomarkern ist jedoch enorm hoch.“

Gewebe, Blut und Daten Zur erfolgreichen Einführung der auf Biomarkern basierten Diagnostik und Therapie bedarf es auch einer geeigneten und sicher en Infrastruktur. Dabei spielen Biobanken eine entscheidende Rolle, wie Dr. Karine Sargsyan von der Medizinischen Universität

Graz betonte. Sie leitet die größte Sammlung biologischer Präparate in Eur opa. In einer solchen Biobank werden neben den Präparaten auch detaillierte Informationen über die Spender gesammelt. Daher sind sowohl die Aufklärung und der Datenschutz des Patienten sehr wichtig, erklärte Dr. Anke Schulte von Sanofi-Aventis. Für die Forschung ist die konstant hohe Probenqualität durch Probenverarbeitung nach standardisierten Verfahren Grundvoraussetzung.

Hoffnungsträger Personalisierte Medizin? Das InnovationsForum konnte die Bedeutung und das Potenzial der Personalisierten Medizin verdeutlichen. Die Forschungsaktivitäten in Hessen im medizinischen und pharmazeutischen Sektor zeigen, dass sich Hessen hierbei ber eits auf einem guten Weg befindet.

Fachkongress Synthetische Mikrobiologie Visionen für Biotechnologie und Pharmazie: 4. Mai 2011 in Marburg

Am 4. Mai 2011 laden das dur ch das Hessische Exzellenz-Programm geförderte LOEWE- Zentrum SynMikro, die Aktionslinie Hessen-Biotech und das Cluster Integrierte Bioindustrie CIB Frankfurt zu einem eintägigen Fachkongress nach Marburg ein. Unter dem Titel „SynMikro – Visionen für Biotechnologie und Pharmazie“ wer den namhafte Refer enten aus Wissenschaft und Wirtschaft das Potenzial dieser zukunftsweisenden Technologie vorstellen und mögliche Anwendungen diskutier en. N eben V ertretern der Firmen BRAIN Biotech, BASF und Evolva Biotech werden hochrangige W issenschaftler aus Marbur g als Referenten erwartet. Zentraler Bestandteil der Veranstaltung ist eine Posterausstellung der Ar beitsgruppen des LOEWE-Zentrums SynMikro. Mit Synthetischer Biologie werden derzeit viele Herausforderungen, aber auch viele Hof fnungen verbunden. Unter anderem sollen durch sie neuartige Möglichkeiten für die Entwicklung von neuen und verbesserten Diagnostika, Impfstoffen und Medikamenten eröffnet werden. Ebenso ist der Einsatz für

Biosensoren, neuartige Zellbiofabriken, neue Biomaterialien und Biobr ennstoffe (zum Beispiel Pr oduktion von Ethanol oder Wasserstoff) denkbar. Die Veranstaltung richtet sich an Experten aus W issenschaft und Wirtschaft, die mehr über diese Zukunftstechnologie und ihr Anwendungspotenzial erfahren möchten. Anmeldung für die kostenfreie Veranstaltung unter www.cib-frankfurt.de. Veranstaltungshinweis Synthetische Mikrobiologie – Visionen für Biotech, Pharma und Chemie Datum: 4. Mai 2011 Ort: Alte Aula der Philipps-Universität Marburg Weitere Informationen: www.hessen-biotech.de

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Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt

Industrielle Biotechnologie im Fokus der Politik Erster Parlamentarischer Abend in Berlin

Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, stellte am Parlamentarischen Abend zur Industriellen Biotechnologie die neue Forschungsstrategie der Bundesregierung vor.

Unter dem Motto „Industrielle Biotechnologie in Deutschland – Impulsgeber für eine nachhaltige Bioökonomie“ trafen sich Ende letzten Jahres rund 80 Gäste aus Politik, W irtschaft und Wissenschaft zum ersten Parlamentarischen Abend zur Industriellen Biotechnologie in Berlin. Vertreter der Chemie- und Biotechnologiebranche diskutierten mit V erbandsvertretern und Abgeordneten aus Bund und Ländern über die Chancen und Herausfor derungen dieser Zukunftstechnologie für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zu Beginn der Veranstaltung stellte Thomas Rachel, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die neue Forschungsstrate gie der Bundesr egierung vor: „Mit BioÖkonomie 2030 wird die Bundesregierung 2,4 Milliarden Euro investieren und eine Brücke schlagen zwischen Tech-

nologie, Ökonomie und Ökologie.“ In dieser For schungsstrategie werde die Indus trielle Biotechnologie eine wichtige Rolle spielen, denn sie verspreche steigende wirtschaftliche Bedeutung und die Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips, resümierte Rachel. Mit dieser klaren Botschaft gelang es dem Staats sekretär, die Erwartungen an die Politik seitens der Veranstaltungsinitiatoren, den fünf Gewinnern der BMBF-Initiative „BioIndustrie 2021“, voll zu erfüllen. Aber auch V ertreter aus dem Industrieverbund Weiße Biotechnologie (IWBio), der BiotechnologieIndustrie-Organisation Deutschland e.V. (BIO Deutschland), der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) und der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. zeigten sich mit dem Verlauf des Abends mehr als zufrieden.

Zu Unternehmensgründungen motivieren Grundsteinlegung der Founding Angels Initiative

Gründungsexperten legten in Berlin den Grundstein für eine Founding Angel Initiative, um Geschäftsideen nicht nur finanziell, sondern auch aktiv unterstützen zu können.

■ Dr. Thomas Niemann

Projektleiter Biotechnologie HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8610 E-Mail: thomas.niemann@ hessen-agentur.de

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Ein unerfahrenes Management-Team und eine unzureichende Startfinanzierung sind die wesentlichen Gründe für das Scheitern von Unterneh mensgründungen. Um Abhilfe zu schaffen, haben CIB Frankfurt und Festel Capital die Idee der Founding Angels ins Leben gerufen. Hier sollen renommierte Wissenschaftler, ambitionierte Studenten und erfahrene Manager als Founding Angel zusammengeführt werden, um Geschäftsideen weiter zu entwickeln und so die besten Voraussetzungen für eine erfolgr eiche Unternehmensgründung zu bieten. Zum nationalen Kick-Off dieser Initiative trafen sich Ende letzten Jahr es in Berlin rund 30 Gründungs experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kapitalmarkt. „Ziel der Founding Angels Initiative ist es, erfolgversprechende branchenübergreifende Geschäftsideen nicht nur finanziell, sondern auch mit

proaktiver Mitarbeit bei der Gründung zu unterstützen“, erklärte Dr. Gunter Festel (Festel Capital). Festel berichtete von seinen Erfahrungen als Founding Angel und verdeutlichte die N otwendigkeit dieser aktiven Hilfe in der frühen Phase einer Gründung. Dies war auch das Fazit der Veranstaltung: Es gebe zwar viele Gründungen, aber auch viele, die früh scheitern. Dies sei auf mangelnde Erfahrung und Kompetenzüberforderung bei den oft jungen Gründungsteams zurückzuführen. Im Vortrag von Bernd Monitor , Vorstandsmitglied des Business Angels Club Berlin-Brandenburg e. V., wurde der Unterschied zwischen „Business“ und „Founding“ Angels nochmals deutlich: „Business Angels helfen ausschließlich finanziell, Founding Angels hingegen sind aktiv und unterstützen mit Know-how.“ In Verbindung mit der überr egionalen hessischen Gründerinitiative Science4Life wir d mit der Founding Angels Initiative ein guter Nährboden für Unternehmensgründungen geschaffen.

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timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen

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Die Vernetzung der Medizinwirtschaft in Mittelhessen wird fortgesetzt Clustermanagement timm tritt in Verstetigungsphase N ach drei Jahren erfolgreicher Arbeit machte das Clustermanagement für die Medizinwirtschaft in Mittelhessen timm Anfang dieses Jahres einen nächsten wichtigen Schritt: Die V erstetigungsphase bis 2013 wird genutzt, um die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft, die Unterstützung konkr eter Projektund Produktideen sowie die Vermarktung der Medizinregion Mittelhessen weiter auszubauen. Eine gemeinsame Förderung ermöglicht dies, an der neben dem Land Hessen, die Landkreise Gießen und Marburg-Biedenkopf, der Regionalmanagementver ein MitteHessen, die Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH und die Universitätsstädte Gießen und Marburg beteiligt sind. Trägerin ist die TransMIT GmbH, die sich ebenfalls in der Förderung des Netzwerks engagiert. Ziel des Clustermanagements timm – Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen – ist es, Unternehmen der Medizinbranche zu unterstützen, um neue Produkte und Arbeitsplätze zu schaf fen: Dies erfolgt durch Weiterbildungsangebote in der Reihe timm-MEDTECH und timm-PHARMA, N etzwerkVeranstaltungen wie das timm-FORUM und Projektentwicklungsrunden wie timm-EXPER T und dur ch konkrete Unterstützung im Pr ojektmanagement, in Zulassungsfragen und bei der Akquise von För dermitteln. Der Gießener Wirtschaftsdezernent Harald Scherer freute sich über die W eiterführung von timm: „Als Standort des ersten privatisierten Universitätsklini kums sind wir an einer Förderung der Zukunftsbranche Medizinwirtschaft sehr inter essiert. Und dass timm hier erfolgr eich arbeitet, zeigen die im V erbund eingeworbenen Projektmittel von über 6,7 Millionen Euro und die daraus entstandenen Projekte.“ Beispiele aus der Gründungsphase ver deutlichen dies: So wur de in einer Gemeinschaftsarbeit von Netzhautchirurgen und Ingenieuren die weltweit erste vollständig in das Auge implantierbar e Sehprothese für Blinde erfolgreich bei Patienten eingesetzt. Forscher arbeiten daran, dass Medikamente über die Lunge genau dahin transportiert werden, wo sie benötigt werden. Mit der Marbur ger-Atem-AntwortMessung (MATAM) hat das Schlafmedizinische Zentrum der Philipps-Universität Marbur g in Koopera tion mit regionalen Unternehmen ein Diagnosever-

fahren zur Risikoabschätzung von nächtlichen Atmungsstörungen entwickelt. Anita Schneider, Landrätin des Landkreises Gießen, bestätigte: „Die Medizinwirtschaft ist eine wachsende Branche. Hier zu investieren ist für uns eine gute Anlage, die sich nicht nur in Beschäftigung, sondern auch im positiven Image bezahlt macht.“ Egon Vaupel, Oberbürgermeister der Stadt Marburg und stellvertretender Vorsitzender von MitteHessen erklärte: „Wir freuen uns, dass sich zunehmend mehr Unternehmen als Mitglieder beim Clusternetzwerk timm engagieren, damit sich das Cluster langfristig selbst trägt.“ „Das Land Hessen trägt den größten Teil der auf drei Jahre angelegten Förderung aus Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Fonds für r egionale Entwicklung (EFRE)“, erklärte Clustermanager Dr . Andreas Weißflog, der seine Tätigkeit für die nächsten drei Jahre fortführen wird. „Über eine verstärkte Zusammenarbeit der Hochschulen mit der W irtschaft, für die sich timm besonders einsetzt, können vor handene Innovationspotenziale noch besser und schneller umgesetzt wer den. Wir sind überzeugt, dass wir damit für die Medizinr egion Mittelhessen noch viel erreichen können und werden.“ Weitere Informationen zum Clustermanagement timm finden Sie im Internet unter www.timm-mittelhessen.de. ■

Clustermanagement timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Tel.: 0641 / 943640 E-Mail: info@timm-mittelhessen.de

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Anouschka Bongardt-Ulherr, Dr. Andreas Weißflog und Dr. Iris Stallkamp sind das Gesicht von timm (v.l.).

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Hessen-Mix Hessen-Biotech auf der Personalized Medicine Convention in Köln Zum ersten Mal beteiligt sich die Aktionslinie Hessen-Biotech an der diesjährigen Personalized Medicine Convention (PerMediCon) vom 21. – 22. Juni in Köln. Der zweitägige Kongress mit begleitender Fachausstellung ist weltweit einzigartig in Konzept und Struktur, da die Veranstaltung sich an sämtliche Akteure der Personalisierten Medizin richtet und diese zu einem interdisziplinären Austausch zusammenführt.

Medizin. Moderiert wird die Veranstaltung PerMediCon vom hessischen Biotechnologiebeauftragten Professor Theo Dingermann. Hessen-Biotech wird mit einem Informationsstand im Rahmen der Ausstellung vertr eten sein und die Vielfalt hessischer Unternehmen und Forschungs projekte der Personalisierten Medizin vorstellen. Veranstaltungshinweis Personalized Medicine Convention (PerMediCon)

Unter dem Motto „Die Zukunft der Gesundheitswirtschaft gestalten: Strategien, Pr ojekte, Netzwerke“ bietet der Kongr ess mit den dr ei Themenblöcken: Rahmenbedingungen, Praxis und Anwendung sowie Innovation aus Forschung und Industrie einen ganzheitlichen Einblick in das Thema Personalisierte

Datum: 21. – 22. Juni 2011 Ort: Congress-Centrum Ost, Koelnmesse Weitere Informationen: www.permedicon.de

5. Hessischer Kooperationspreis ausgeschrieben Das TechnologieTransferNetzwerk Hessen (TTNHessen) schreibt wieder den Hessischen Kooperationspreis aus. Mit dem Preis werden alle zwei Jahre erfolgreiche Kooperationsprojekte geehrt, in denen neue Produkte und Verfahren entwickelt wurden. Er ist mit 5.000 Eur o für den Erstplatzierten, 2.500 Eur o für den zweiten und 1.250 Euro für den dritten Platz dotiert. Bewerbungs schluss ist der 31. Mai 2011. Neu: F&E-Kooperationen von Unternehmen möglich

wurde. Bei der partnerschaftlich und vertraglich geregelten Zusammenarbeit muss ein T ransfer von Know-how stattgefunden haben. Die Bewerbungs eingänge werden von einem unabhängigen Beirat des TTN-Hessen begutachtet. Bewertungskriterien sind unter ander em die technologische und wirtschaftliche Bedeutung des Projektes, aber auch die Art und Intensität der Kooperation. Weitere Informationen zum Hessischen Kooperationspreis inklusive der Bewerbungsunterlagen finden Sie im Internet unter www.ttn-hessen.de. ■

Einer der Preisträger des letzten Kooperationspreises ist das Projekt „Marburger Atemantwort Messung“ (MATAM). Das elektromedizinische Gerät misst die „Atemantwort“ von Patienten auf Veränderungen der Blutgase. Damit steht erstmals ein automatisches und kostengünstiges Screeningverfahren zur Verfügung, das den klinischen Einsatz erlaubt. (Quelle: IFM GmbH)

Bisher konnten sich nur Konsortien im Ber eich Forschung und Entwicklung (F&E) aus hessischen mittelständischen Unternehmen und Hochschulen bewerben. In diesem Jahr gibt es eine Neuerung: Es können Konsortien aus mindestens zwei Partnern in verschiedenen Konstellationen am Wettbewerb teilnehmen: sowohl Tandems aus Hochschulen oder wissenschaftlichen Einrichtungen mit Unternehmen als auch innovative – vorzugsweise mittelständische – Firmen in Kombination mit ander en Unternehmen. Wichtig ist, dass einer der Partner seinen Hauptsitz oder eine Betriebsstätte in Hessen hat und dass es sich um ein gemeinsames F&E-Projekt handelt, das zwischen Mai 2009 und Mai 2011 abgeschlossen

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Geschäftsstelle TechnologieTransferNetzwerk Hessen HA Hessen Agentur GmbH Barbara Hoffmann Tel.: 0611 / 774-8231 E-Mail: info@ttn-hessen.de

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Deutsche Biotechnologietage 2011 in München Der Arbeitskreis der BioRegionen in der BIO Deutschland wird am 25. und 26. Mai 2011 gemeinsam mit dem Münchener Biotech-Cluster BioM die Deutschen Biotechnologietage in München veran stalten. Auch Hessen-Biotech wir d zukünftig Ausrichter der Deutschen Biotechnologietage sein. Die Deutschen Biotechnologietage wer den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Sie sind T reffpunkt für Unternehmen und Forscher sowie Partner in Politik, Förderinstitutionen und Verwaltung. Eingeladen sind alle, die die Entwicklung der deutschen Biotechnologie mitgestalten, über aktuelle Branchenthemen diskutier en sowie Kontakte knüpfen und pflegen wollen. Die deutschen Biotechnologietage haben so den Charakter eines offenen, nationalen Branchentreffens. Die zweitägige Konferenz wird sich am ersten T ag

mit den Schwerpunkten Bioökonomie und der Per sonalisierten Medizin befassen. Symposien zum Thema Technologietransfer und Gründung, Finanzierung, Internationalisierung und Innovationen in der Biotechnologie runden die Veranstaltung ab. Weitere Informationen zu den deutschen Biotechnologietagen 2011 in München finden Sie im Inter net unter www.biotechnologietage-2011.de.

Die Deutschen Biotechnologietage finden 2011 in München statt. Sie sind Treffpunkt für Unternehmen und Forscher sowie Partner in Politik, Förderinstitutionen und Verwaltung.

Fit für den Wettbewerb CI3-Clusterkonferenz in Frankfurt Die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Stärken der Rhein-Main-Region spiegeln sich in der großen Zahl von über 300 Unternehmen und Einrichtungen des biotechnologischen, medizinischen und phar mazeutischen Bereichs, mit mehr als 20.000 Beschäftigten und Umsätzen im zweistelligen Milliar denbereich wider. Mit dem Cluster Individualisierte ImmunIntervention (CI3), das sich auf Immuntherapien zur Umsetzung personalisierter Medizinkonzepte fokussiert, soll nun das Netzwerk in der RheinMain-Region nachhaltig gefördert werden. Ein wichtiger Schritt auf dem W eg zu einer der international führenden „Schmieden für individualisierte Immunintervention“ ist die Teilnahme am Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, unterstützt durch die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen. Zur V orbereitung auf diesen Wettbewerb fand Ende Januar die zweite CI3-Clusterkonferenz am Frankfurter Flughafen mit über 120 Teilnehmern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik statt.

könnten. Das Cluster zeige damit, welche einzigartige Stärke die Region im Bereich der Lebenswissenschaften beinhalte. „Diese Bündelung von Kompetenzen brauchen wir im globalen Wettbewerb“, sagte Beer. „Erfolgversprechende Kooperationen kennen keine Landesgrenzen“, bestätigte auch Jens Krüger, Referatsleiter für Bio-, Nano- und Umwelttechnologie im Hessischen Wirtschaftsministerium. „Beispiele sind der Biotech-Cluster Rhein Neckar (BioRN), der 2008 den Spitzenclusterwettbewerb gewonnen hat, sowie der Cluster Integrierte Bioindustrie CIB Frankfurt, der 2007 als Gewinner des BioIndustrie 2021-W ettbewerbs der Bundesregierung hervorgegangen ist.“ Weitere Informationen finden Sie unter www.ci-3.de. ■

Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3) e.V. Tel.: 06131 / 6230581 E-Mail: mail@ci-3.de Internet: www.ci-3.de

Die hessische Staatssekr etärin für Eur opaangelegenheiten, Nicola Beer, erklärte in ihrem Grußwort, dass CI3 beispielgebend dafür sei, was gemeinsame Anstrengungen über den Rhein hinweg bewirken

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Wissenschaft im Porträt

Krebs verstehen und individuell behandeln Maßgeschneiderte Krebstherapie: Simone Fulda leitet das Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie an der Goethe-Universität Frankfurt

Das Forschungshaus der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder wird gerade erweitert. (Foto: Dr. Uta Neubauer)

Das Forschungshaus der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder ist von Bauzäunen umgeben. Simone Fulda, Professorin an der Goethe-Universität und Direktorin des hier ansässigen Instituts für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie, freut sich darüber, denn der geplante Anbau wird ihr noch mehr Laborfläche bieten. „In der Kinder onkologie wird sich in Frankfurt noch einiges tun“, sagt die habilitierte Kinderärztin, die seit vergangenem Juli hier forscht. Eigentlich war nur eine Professorenstelle zu besetzen, doch in den Berufungsverhandlungen überzeugte Simone Fulda mit ihrer Idee, ein Institut für die Erforschung von Kr ebs bei Kindern zu gründen. Das neue Institut gehört zum Fachber eich Medizin der Goethe-Universität, wird aber von der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder finanziert. Noch besteht es aus nur einer Arbeitsgruppe. Sie zählt derzeit 20 Mitarbeiter, befindet sich aber im Aufbau und wächst daher fast wöchentlich. Unter dem Dach des Instituts sind zudem weitere Arbeitsgruppen geplant. Mit dieser Perspektive fiel Fulda der Abschied aus Ulm, wo sie von 2007 bis zu ihrem Wechsel nach Frankfurt eine Forschungsprofessur besetzte, nicht schwer. Frankfurt passe „einfach super“, sagt sie. Mit dem Frankfurter Pr ofessor Peter Bader, Leiter der Stammzelltransplantation der Kinderklinik, hat sie schon während ihrer Ulmer Zeit zusammengearbeitet. Überhaupt lobt sie die „extrem aktive biomedizinische Grundlagenforschung“ der Goethe-Universität sowie die enge Zusammenarbeit mit der Kinderklinik, die unter der Leitung von Pr ofessor Thomas Klingebiel in der Behandlung von Krebs sowohl klinisch als auch wissenschaftlich einen ausgezeich-

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Laborbesprechung: Simone Fulda mit ihren Mitarbeitern Behnaz Ahangarian, Christian Seitz und Ellen Preuß (von links).

neten Ruf besitzt. In diesem Umfeld ein Institut zu leiten ist für die 42-jährige Wissenschaftlerin „das Nonplusultra“.

Signalwege entschlüsseln Simone Fuldas Gruppe erforscht molekulare Veränderungen in Zellen, die den natürlichen Zelltod stören. Eigentlich besitzt jede menschliche Zelle ein genetisch gesteuertes Selbstmor d-Programm, Apoptose genannt, das ihr ungebr emstes Wachsen und Teilen verhindert. In Krebszellen aber ist dieses Programm ausgeschaltet. Dur ch molekulare Defekte, etwa fehlerhaft gebaute Proteine, funktionieren die biochemischen Signalwege der Apoptose nicht mehr. Diese Defekte sind längst nicht bei allen Krebsarten gleich, sie unterscheiden sich sogar innerhalb eines Typs wie Brustkrebs oder Leukämie. Bei Krebszellen ist der natürliche Zelltod, die Apoptose, gestört. Die Aufnahme zeigt angefärbte intakte Zellkerne (rund) und fragmentierte apoptotische Zellkerne unter dem Fluoreszenzmikroskop. (Bild: Prof. Dr. Simone. Fulda)

Welche Signalwege sind bei einem bestimmten Tumortyp gestört? Welche Störungen davon lösen tatsächlich Krebs aus? Und vor allem: welcher Wirkstoff bringt die Apoptose wieder ins Lot? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Fulda und ihre Mitarbeiter. „Die Vision ist, dass wir jeden Kr ebspatienten abhängig von seinen tumor genetischen Veränderungen individuell behandeln“, beschr eibt die Frankfurter Forscherin ihr Ziel. V or der Therapie müsste

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man Tumorzellen nicht nur klassisch unter dem Mikroskop, sondern auch molekularbiologisch unter suchen. Teils werde das schon gemacht, sagt Fulda. Ein Paradebeispiel für eine solche maßgeschneiderte Krebstherapie ist die Behandlung der chronischen myeloischen Leukämie, kurz CML, mit dem Medikament Glivec. Bei CML ist ein bestimmtes Enzym, das Zellen zum W achsen anregt, fehlgesteuert. Glivec hemmt gezielt dieses Enzym und stoppt so das über bordende Wachstum der Krebszellen. Dieses Prinzip der molekular ausgerichteten Therapie müsse noch viel breiter implementiert werden, auch in der Kinderonkologie, sagt Fulda.

nun geplanten klinischen Studie wird allerdings nicht die Betulinsäure selbst getestet, sondern daraus hergestellte noch wirksamere Derivate. „Wenn ich groß bin, möchte ich gesund sein“, steht auf einem Plakat der Frankfurter Stiftung für kr ebskranke Kinder, das ein kleiner Patient gemalt hat. Simone Fulda behandelt zwar keine Kinder mehr. Indem sie aber den Spagat von der Grundlagenfor schung bis zur Arzneientwicklung vollzieht, trägt sie dazu bei, diesen Wunsch zu erfüllen.

■ Institut für Experimentelle

Tumorforschung in der Pädiatrie Goethe-Universität Frankfurt Komturstraße 3a 60528 Frankfurt Prof. Dr. Simone Fulda Tel.: 069 / 678665 - 57 E-Mail: simone.fulda@kgu.de

Dr. Uta Neubauer

Schnell vom Labor zum Patienten Wichtig ist der Krebsforscherin, die selbst jahrelang als Kinderärztin gearbeitet hat, dass ihr e Laborerkenntnisse schnell in die medizinische Anwendung gelangen. In der Fachwelt hat sich dafür der Begriff „translationale Forschung“ etabliert. „Dafür müssen viele verschiedene Kräfte an einem Strang ziehen“, betont sie. Zusammen mit ihr em Frankfurter Kollegen Professor Hubert Serve, Direktor des Universitären Zentrums für Tumorerkrankungen, koordiniert sie den Standort Frankfurt/Mainz im „Deutschen Konsortium für translationale Kr ebsforschung“. In diesem neuen V erbund, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geför dert wird, kooperieren universitäre Krebszentren an sieben Standorten und das Deutsche Kr ebsforschungszentrum in Heidelberg. „Der Transfer von Forschungsergebnissen in die Klinik ist aber keine Einbahnstraße“, betont Fulda, „der Austausch läuft in beide Richtungen. Es ist zum Beispiel extrem wichtig, dass die behandelnden Ärzte uns über auftretende Resistenzen informieren.“ Denn selbst gegen anfangs gut wirksame neue Substanzen können Krebszellen durch Mutationen resistent werden. Fulda und ihre Mitarbeiter untersuchen die Resistenzmechanismen dann im Labor , um zusammen mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen alternative Wirkstoffe zu entwickeln.

Naturstoff aus Baumrinde gegen Hirntumore Zurzeit plant die engagierte Institutsleiterin zusammen mit Kollegen aus der Neuroonkologie und dem Unternehmen Biosolutions Halle eine klinische Studie mit Patienten, die an Hirntumoren leiden. Schon vor Jahren hat Fulda entdeckt, dass der Naturstof f Betulinsäure einen Apoptose-Signalweg aktiviert und so Hirntumorzellen tötet. Betulinsäure kommt in relativ großen Mengen in Platanenrinde vor. Biosolutions Halle hat ein V erfahren entwickelt, mit dem sich die Substanz aus der Borke isolieren lässt. In der

Institutsdirektorin Prof. Dr. Simone Fulda (Foto: Dr. Uta Neubauer)

„Wir brauchen klare Konzepte für forschende Ärzte“ Drei Fragen an Prof. Dr. Simone Fulda, Fachärztin für Kinderheilkunde und Professorin für experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie an der Goethe-Universität Frankfurt

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Wie verlief Ihr Weg von der Kinderärztin zur Direktorin eines Forschungsinstituts? Ich habe schon immer parallel geforscht, auch währ end meiner Ausbildung zur Fachärztin, und dabei festgestellt, dass mich die Forschung mehr interessiert. Bevor ich nach Frankfurt kam, war ich einige Jahr e ausschließlich in der Forschung tätig, erst als Heisenberg-Stipendiatin der DFG, dann als DFG-Forschungsprofessorin in Ulm. Der wissenschaftliche Nachwuchs ist Ihnen besonders wichtig. Wie wollen Sie junge Ärzte für die Forschung gewinnen? Als Vertrauensdozentin der Studienstiftung des deutschen Volkes möchte ich zum Beispiel Pr ogramme zur N achwuchsförderung in der Hochschulmedizin implemen tieren. Aktivitäten dazu gibt es hier schon und die sollen jetzt in einem Forschungskolleg für junge Ärzte gebündelt werden. Haben praktizierende Ärzte überhaupt Zeit zum Forschen? Das ist natürlich etwas Zusätzliches. W ir brauchen daher klare Konzepte. Die jungen Mediziner könnten beispielsweise für eine gewisse Zeit fürs Labor freigestellt werden. Wir haben hierzu Rotationsstellen eingerichtet, das heißt, dass Ärzte aus der Kinderklinik ein Jahr oder länger bei uns im Institut forschen. Frankfurt ist dafür wirklich der ideale Ort: Die Kinderklinik mit ihr em Schwerpunkt auf der Kinderonkologie und jetzt unser Institut – das sind einmalige Strukturen in Deutschland für die Forschung und V ersorgung von Kindern mit Krebserkrankungen.

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Wirtschaft im Porträt

Vom Vaterschaftstest zur Personalisierten Medizin Zehn Jahre humatrix AG: DNA-Analysen aus Frankfurt-Fechenheim Der Frankfurter Osten hat sich gemausert: In den einst trostlosen Gewerbegebieten haben sich EdelClubs angesiedelt, Industriebrachen wurden zu schicken Lofts umgebaut. Hier, in der vierten Etage eines durchgestylten Betonneubaus, sitzt das Biotechnologie-Unternehmen humatrix, bekannt als Anbieter von Vaterschaftstests. Vor zehn Jahren, im Februar 2001, wurde es ins Handelsr egister eingetragen. „Unsere Gründung fiel natürlich nicht zufällig mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms zusammen“, erinnert sich die Biochemikerin Anna Eichhorn, Gründerin und wissenschaftlicher V orstand von humatrix. „W ir waren total elektrisiert, konnten das alles noch gar nicht fassen.“

Die humatrix-Vorstände Dr. Anna Eichhorn und Tobias Gerlinger. (Foto: Dr. Uta Neubauer)

Sie und ihr e vier Gründerkollegen – außer Eichhorn sind heute noch der Biochemiker Matthias Schneider und der Informatiker Martin Thoma dabei – wollten „die Information, die auf der DNA steht, für alle Menschen sinnvoll nutzbar machen, hauptsächlich zur V erbesserung der Gesundheit“. Ein hohes Ziel, aber Geld ließ sich damit auf die Schnelle nicht ver dienen. Also überlegten die Jungunternehmer, was sie mit den teuren Laborgeräten noch machen könnten – und kamen auf die Idee mit den Abstammungsanalysen. „Der Vaterschaftstest ist unsere Cash Cow“, sagt Eichhorn. Damit erreichte humatrix schon 18 Monate nach der Gründung die Gewinnschwelle. Heute tragen V erwandtschaftsnachweise – das Unter nehmen bietet auch Geschwister-, Großeltern- und Mutterschaftstests an – noch etwa die Hälfte zum Umsatz bei.

DNA-Diagnostik für Babys Das mit den Abstammungsanalysen verdiente Geld investierte humatrix in die Entwicklung von DN ATests für die Früherkennung von Krankheiten und Unverträglichkeiten. Das erste Pr odukt dieser Linie kam 2006 auf den Markt, ein modular aufgebautes DN A-Diagnostikpaket für Babys, das über nieder gelassene Ärzte angeboten wird. In einem Wangenabstrich der Kinder weist humatrix angeborene Nahrungsmittel- und Medikamenten-Unverträglichkei ten (siehe Kasten) sowie einen vererbbaren Mangel an dem Protein Alpha-1-Antitrypsin nach, der unter

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anderem zu chr onischen Atemwegserkrankungen führt. In Europa leiden etwa 0,02 Prozent der Bevölkerung an einem Alpha-1-Antitrypsin-Defizit. Sie können mit einer Therapie, bei der das fehlende Pr otein gespritzt wird, erfolgreich behandelt werden – vorausgesetzt, die Störung wird rechtzeitig erkannt. „Mit dem Diagnostikpaket für Babys wollten wir den Markt revolutionieren“, sagt Anna Eichhorn, gibt aber offen zu, dass sich das Pr odukt langsamer am Markt entwickelt als erwartet. V iele Eltern möchten noch nicht in die Gene ihres Neugeborenen blicken. Bei Gentests, vermutet Eichhorn, denken die meisten an die Vorhersage von schweren Krankheiten wie Krebs oder Parkinson. „Dabei untersuchen wir das gerade nicht.“ Humatrix bietet bewusst nur solche DNA-Tests an, bei denen man im Falle eines positiven Befundes eine Maßnahme er greifen kann, um das vorhergesagte Krankheitsrisiko zu kompensieren, etwa durch eine Therapie oder eine Ernährungsumstellung.

Wirksamere Therapien dank Genanalysen Mit den im Baby-Scr eening enthaltenen Untersuchungen auf Medikamentenunverträglichkeiten ging humatrix erste Schritte in Richtung Personalisierte Medizin. Nun will das Unternehmen in diesem Bereich Gas geben. Wie lassen sich unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden? In welcher Dosis muss eine Arznei verabreicht werden? Wirkt ein Medikament überhaupt oder sollte der Patient besser ein anderes nehmen? Die Antworten darauf stehen oft in den Genen. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein psychisch kranker Patient wird mit dem Medikament Haloperidol behandelt, das bei ihm zu unerwünschten Nebenwir kungen führt. Auf der Suche nach der Ursache wendet sich sein Arzt an humatrix und veranlasst eine Analyse des Gens CYP2D6 in einer Blutpr obe des Patienten. Denn dieses Gen enthält den Bauplan für ein Enzym, das wesentlich an der Metabolisierung von Haloperidol beteiligt ist. Findet das humatrixTeam tatsächlich einen Fehler in diesem Bauplan, sollte der Patient mit einem ander en Medikament behandelt werden, das nicht über CYP2D6 verstoffwechselt wird. Bei der Auswahl einer Alternativarznei beraten Eichhorn und ihre Kollegen den Arzt.

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Auch für Pharmaforscher aus Industrie und Hochschulen führt das Unternehmen DNA-Analysen durch, um für Testpersonen einer klinischen Studie die richtigen Medikamente in der optimalen Dosis zu identifizieren. Außerdem will humatrix noch dieses Jahr eine DNA-Untersuchung zur Wirksamkeit von Tamoxifen anbieten. Tamoxifen ist ein Standardmittel in der postoperativen Therapie einer bestimmten Brustkrebsart, wirkt aber in einigen Fällen nicht (siehe Kasten). Ein weiterer Test für einen anderen Wirkstoff – Details verrät das Unternehmen noch nicht – befindet sich ebenfalls in der Entwicklung. „Wir sehen in der Personalisierten Medizin unser e größten Entwicklungschancen, gerade vor dem Hinter grund des neuen Gendiagnostikgesetzes“, betont CEO Tobias Gerlinger, der dem humatrix-Team seit 2004 vorsteht. Laut Gendiagnostikgesetz muss eine genetische Untersuchung von einem Arzt beauftragt wer den. Viele Ärzte aber brauchen in Sachen Genanalysen und Personalisierte Medizin noch N achhilfe, weiß Eichhorn: „Hier verstehe ich mich als Missionarin an der Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin und werde nicht müde, auf Ärztekongressen zu predigen.“ Mit Ausdauer verfolgt Eichhorn auch ein ander es Anliegen: Sie will junge Leute für eine Unterneh mensgründung begeistern. Aktuell engagiert sie sich für die Einführung eines Wahlpflichtfachs „BioEntrepreneurship“ im Studiengang Biochemie der Goethe-Universität Frankfurt. Es gebe in Deutschland viele gute Leute, betont sie, aber zu wenige wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. „Das liegt auch daran, dass es im Studium nicht vermittelt wird.“ Zu ihrem Doktorvater, dem Frankfurter BiochemieProfessor Bernd Ludwig, pflegt Eichhorn noch enge Kontakte, gelegentlich vertritt sie ihn in der Genetik 3-Vorlesung. Wenn sie dann im Hörsaal steht, ist sie vermutlich das ideale Vorbild für alle, die vom eigenen Unternehmen träumen. Eichhorn war bei der Gründung 27 Jahre alt, seit zehn Jahren ist sie Vorstandsmitglied, außerdem Mutter von zwei Kindern. „Nein“, korrigiert sie. „Eigentlich habe ich dr ei Kinder.“ Ihr erstes heißt humatrix. Dr. Uta Neubauer

Seit 2004 der Sitz von humatrix: das U.F.O.-Gebäude in Frankfurt-Fechenheim. (Foto: humatrix)

Gentests klären Arzneirisiken ab Nicht immer zeigen Medikamente den gewünschten Erfolg – manchmal wirken sie gar nicht oder führen zu drastischen Nebenwirkungen. Schon eine einmalige Einnahme von Aminoglykosid-Antibiotika beispielsweise kann bei Patienten mit einer bestimmten genetischen Konstitution schwer e Hörschäden verursachen. Etwa eine von 10.000 Personen trägt diese Veranlagung und sollte daher ein Leben lang auf Aminoglykoside verzichten. Eine Untersuchung auf diese Unverträglichkeit bietet humatrix in einem Diagnostikpaket für Babys an. Ein anderes Beispiel ist das Standardmittel Tamoxifen für die Hormontherapie von Östr ogen-abhängigem Brustkrebs, das bei etwa jeder zehnten Patientin nicht wirkt. Tamoxifen ist eine inaktive Arznei-Vorstufe und muss von einem Leberenzym in den W irkstoff Endoxifen umgewandelt wer den. Bei Frauen mit einem Fehler im CYP2D6-Gen, dem Bauplan für dieses Enzym, findet dieser Umbau kaum statt. Mit einer DNA-Untersuchung will humatrix vor der Therapie klären, ob eine solche Genvariante vorliegt. Der neue Test, den das Unternehmen noch dieses Jahr über Gynäkologen anbieten wird, richtet sich an Frauen nach der Menopause. Für sie gibt es im Fall einer CYP2D6-Genvariante ein Alternativpräparat.

Laborroboter für die Genanalyse: humatrix hat von Anfang an auf einen hohen Automatisierungsgrad gesetzt. (Foto: Dr. Uta Neubauer)

■ humatrix AG Carl-Benz-Str. 21 60386 Frankfurt Tel.: 069 / 420886-0 E-Mail: info@humatrix.de

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Hessen International

Internationale Märkte erschließen Wirtschaftsdelegationsreisen 2011 Delegationsreisen unter politischer Leitung erschließen hessischen Unternehmen wichtige Kontakte im Zielland und schaffen so die Voraussetzung für den Auf- und Ausbau von Geschäftskontakten. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen können auf diesem W eg neue Märkte erkunden, erste Kontakte knüpfen oder bestehende V erbindungen vertiefen.

darüber hinaus schon konkr ete Gespräche mit potenziellen Geschäftspartnern geführt werden. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.hessen-agentur.de/delegationsreisen. Delegationsreisen 2011 China (Peking, Shanghai, Changsha) Datum: 21. – 28. Mai Staatsminister Dieter Posch

Deutsche Botschaften, Generalkonsulate, Auslandshandelskammern und hessische Repräsentanzen geben Informationen über Marktchancen, Finanzierungsmöglichkeiten und Zollvorschriften. Die Erfahrungsberichte deutscher Unternehmen im Zielland helfen die Einblicke zu vertiefen. Durch das Angebot der individuellen B-2-B-Kontakt-Vermittlung können

Brasilien (Sao Paulo, Porto Allegre) Datum: 5. – 12. Nov. Staatssekretär Steffen Saebisch

(Fotos: Pixelio: Maathias Brinker, Fabian Voswinkel)

Kooperationsmöglichkeiten mit europäischen Partnern Genotypisierung der Apo E, ECA und MTHFR Allele von Typ 1 und 2-Diabetikern, um das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung abzuschätzen

Das europäische N etzwerk Enterprise Eur ope Network (EEN) bietet Wege, um Technologien zu vermarkten und innovative Technologien zu finden. Über 1.100 Partnergesuche zum Thema biologische Wissenschaften befinden sich in der Datenbank des Netzwerks. Das EEN verbindet rund 600 wirtschaftsnahe Einrichtungen in allen EU-Mitgliedstaaten und weiteren Partnerländern, um kleine und mittler e Unternehmen in ihrem Europageschäft zu unterstützen. Aktuelle Technologie-Angebote aus dem Netzwerk: Zulassung eines niedermolekularen Proteaseinhibitors EEN-2011-1-1 Ein britisches Hochschul-Spin-Off hat einen neuen niedermolekular en Proteaseinhibitor entwickelt. Das Unter nehmen sucht nach einem Pharma- oder BiotechUnternehmen mit Kompetenzen im Bereich Asthma, Rhinitis und anderen allergischen Erkrankungen zur Auslizensierung der Entwicklung.

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EEN-2011-1-2 Eine spanische Forscher gruppe bewertet durch Genotypisierung ver schiedener Gene das kardiovaskuläre Risiko von Diabetikern. Die Forscher suchen nach institutionellen Gruppen oder Pharmaunternehmen zur Genotypisierung einer großen Zahl von Proben, um die Allele der Gene zu analysier en, die an der Entwicklung polygener Erkrankungen beteiligt sind. Interessenten, die das vollständige Profil der Angebote wünschen oder mit den Anbietern Kontakt aufnehmen möchten, wenden sich an N icole Jansen vom Enterprise Eur ope N etwork Hessen. W eitere Technologieprofile finden Sie unter www.een-hessen.de/153.0.html. ■ Nicole Jansen Enterprise Europe Network Hessen HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8633 E-Mail: nicole.jansen@hessen-agentur.de

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Bio Future

„Der Flaschenhals bei Genomanalysen ist die Auswertung“ Bioinformatik als Werkzeug der Personalisierten Medizin Dr. Mario Looso leitet die wissenschaftliche Ser vicegruppe „EDV und Bioinfor matik“ am MaxPlanck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. Die Gruppe führt bioinformatische Analysen für die Forschungsabteilungen des Instituts durch, plant für die Zukunft aber auch eigene Projekte. Im Gespräch äußert sich Mario Looso zur Bedeutung der Bioinfor matik in der Verarbeitung genetischer Daten. Beschäftigen Sie sich am Max-Planck-Institut ? für Herz- und Lungenforschung schon mit der Personalisierten Medizin Konkrete Projekte gibt es bei uns noch nicht, da Max-Planck-Institute eher Grundlagenforschung betreiben. Aber einige Arbeiten gehen durchaus in diese Richtung. Wir haben zum Beispiel zusammen mit der Abteilung Pharmakologie von Pr ofessor Stefan Offermanns in genetischen Daten von über 1500 Brustkrebspatientinnen potenzielle Biomarker analysiert, die etwas über die Überlebenschance von Patienten aussagen. Die Datensätze haben wir aber nicht selbst erstellt. Sie stammten aus einer Datenbank, die weltweit über viele Jahre von Kliniken, Universitäten und Forschungsinstituten gefüllt wur de und weiterhin ständig wächst. Gentests sollen Krankheiten sowie Arzneiunverträglichkeiten zukünftig frühzeitig er? kennen. Wie trägt die Bioinformatik dazu bei, dieses Ziel zu erreichen? Der Flaschenhals bei Genomanalysen ist die Auswertung der Daten. Die Sequenzierung eines ganzen Genoms dauert mit der neuesten Technik, dem Deep Sequencing, einige Tage, inklusive der Vorbereitung. Mit der Auswertung aber ist man Monate beschäftigt. Hier spielt die Bioinformatik eine wesentliche Rolle, denn sie kondensiert die gesamte genetische Information und die enorme Zahl an potenziellen Kandidaten auf wenige vielversprechende Zielkandidaten.

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Warum ist die Auswertung so aufwändig? Wenn man ein Genom, das sequenziert wur de, auf ein Referenzgenom abbildet, wird man immer Bereiche sehen, die ein bisschen abweichen. Dann müssen wir analysieren, welche Unterschiede bei einer bestimmten Krankheit eine Rolle spielen könn-

ten und welche nur ein gewisses Rauschen darstel len. Wenn man solche Analysen für eine Gruppe Patienten und eine gesunde Kontr ollgruppe durchführt, sind Gr oßrechner wochenlang beschäftigt. Und das ist nur der erste Schritt. Angenommen, wir finden 1000 Gene mit einer Auffälligkeit, dann ist es eine Grundaufgabe der Bioinformatik, in dieser Menge die Topkandidaten zu erkennen, die für eine potenzielle Krankheit eine Rolle spielen. Erst diese Gene würde sich dann ein Mediziner oder Molekularbiologe anschauen und gezielt analysieren. Wie wird die Speicherung der Gendaten gehandhabt? Das ist der nächste kritische Punkt, denn bei großen Speichermedien sind wir immer noch auf Festplatten angewiesen. Es gibt in der Max-Planck-Gesellschaft Zentren zum Deep Sequencing, die ganze Räume für Speichersysteme bauen. Die Deep Sequencer sind mittlerweile günstiger geworden, kleinere Systeme kosten mit der notwendigen IT -Hardware um die 200.000 Euro. Aber die Speichersysteme, die man braucht, um das Gerät mehr ere Wochen durchgehend zu betreiben, kosten ein Vielfaches davon. Bei persönlichen Daten muss man aufgrund des Datenschutzes zusätzlich für eigene Netze, eigene Datenspeicher und für eine Verschlüsselung der Daten sorgen.

Dr. Mario Looso (Foto: Dr. Uta Neubauer)

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Das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim (Foto: MPG)

Was reizt Sie als Bioinformatiker an der Personalisierten Medizin? Für die Bioinformatik ist es eigentlich egal, mit welchen Daten sie arbeitet. In der Medizin ist es – so zumindest meine persönliche Ansicht – aber besonders interessant. Das Schöne ist auch, dass man dieselben Daten in fünf Jahr en mit noch neueren Methoden analysieren und Fragen beantworten kann, die sich heute r echnerisch noch nicht lösen lassen. Bei dem anfangs erwähnten Brustkr ebsprojekt haben wir die Daten mit einem ganz anderen Ziel ausgewertet als die Leute, die sie ursprünglich in die Datenbank gestellt haben. Das ist ein Beispiel dafür , wie sich die Bioinformatik als eigenständige W issenschaft etabliert.

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Das Interview führte Dr. Uta Neubauer

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Nachrichten aus der Wirtschaft

Fresenius Medical Care erweitert Geschäft in Osteuropa

sanofi-aventis und Merck: gemeinsame Erforschung neuer Kombinationen gegen Krebs

Bad Homburg – Fresenius Medical Care (FMC) übernimmt für 485 Millionen Euro die Dialysezentren des niederländischen Medizindienstleisters Euromedic International mit Sitz in Budapest. Der Zukauf ist die größte Transaktion von FMC seit der Übernahme des US-DialyseFoto: Fresenius dienstleisters Renal Care für 3,5 Milliarden Dollar im Jahr 2006. Eur omedic plant, sich künftig stärker auf die Bereiche Diagnostik und Krebstherapien zu konzentrieren. Mit der Akquisition will FMC seine Aktivitäten im Ber eich der Dialysedienstleistungen insbesonder e in Osteur opa ausweiten.

Darmstadt – Die Merck KGaA und sanofi-aventis U.S. Inc. haben einen Vertrag über eine weltweite Forschungs- und Entwicklungskollaboration unterzeichnet. Die Sparten Mer ck Serono und sanofi-aventis U.S. Inc. wollen gemeinsam neuartige experimentelle Wirkstoffkombinationen erforschen, die spezifische Signalwege in den Krebszellen blockieren könnten. Aus dieser Zusammenarbeit könnten neue, zielgerichtete onkologische Behandlungsmöglichkeiten mit hohem therapeutischem Potenzial entstehen.

Im Sinne der personalisierten und stratifizierten Krebstherapie ist die frühzeitige Kombination neuer und vielversprechender Moleküle über Pipelines und Unternehmen hinweg ein logischer Schritt, um ihre kombinierte Aktivität auf Krebssignalwege zu erforschen, begründen beide Unternehmen ihre Entscheidung.

www.fresenius.de ■ ■

www.merck.de www.sanofi-aventis.de

Enzymexperte Karl-Heinz Maurer im Führungsteam der AB Enzymes Darmstadt – Professor Karl-Heinz Maurer ist neuer Leiter des Business Developments bei AB Enzymes in Darmstadt. Nach mehr als 25 Jahren verlässt der Enzymexperte den deutschen Konsumgüterkonzern Henkel. Die Biotechnologie ist das Kerngeschäft von AB Enzymes. Professor Maurer, der als einer der führenden Köpfe der industriellen Biotechnologie in Deutschland gilt, Prof. Dr. Karl-Heinz Maurer begann bereits 1986 bei Henkel in der biotechnologischen Forschung. Zuletzt war er als Corporate Director Biotechnology für die gesamte Biotechnologie des Düsseldorfer Unternehmens verantwortlich. Im September erhielt er den BioCat Award. AB Enzymes ist ein Spezialist für industriell genutzte Enzyme und gehört seit 1999 zu Associated British Foods, einem international tätigen Nahrungsmittelhersteller mit einem Umsatz von mehr als 10 Milliarden Euro und 97.000 Mitarbeitern in 44 Ländern.

Alexander Würfel ist neuer Geschäftsführer bei Abbott Deutschland Wiesbaden – Alexander Würfel ist neuer Spr echer der Geschäftsführung der Abbott GmbH & Co. KG. Als General Manager verantwortet er das deutsche Pharmageschäft für innovative Arzneimittel. Er folgt damit auf Wulff-Erik von Borcke, der diese Funktion seit 2007 innehatte und zum Hauptsitz von Abbott nach Chicago/USA wechselt. Würfel begann seine Karriere bei Abbott bereits im Jahr 2001 und hat verschiedene Stationen im Unternehmen sowohl auf deutscher als auch europäischer Ebene durchlaufen. 2007 stieg er zum General Manager von Abbott Dänemark auf. Später wechselte er zu Abbott Schweden, wo er bis Ende 2010 ebenfalls als General Manager tätig war. Vor Abbott war Würfel in verschiedenen Positionen im Vertrieb und Marketing bei BASF Pharma in DeutschAlexander Würfel land und Australien tätig. ■

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www.abenzymes.com

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www.abbott.de


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Nachrichten aus der Wissenschaft Max-Planck-Wissenschaftler entschlüsseln Genom von Mais-Schädling Marburg – Regine Kahmann vom Max-Planck-Institut für ter restrische Mikrobiologie in Marburg und Jan Schirawski haben mit Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums das Erbgut des Mais-Schädlings – Sporisorium reilianum – entschlüsselt. Durch einen Vergleich mit dem Genom einer verwandten Pilzart haben sie neue Gene identifiziert, die für den Befall von Mais wichtig sind. Wie diese Schädlinge Pflanzen befallen können, ist bislang kaum bekannt. Vor vier Jahren war es unter Federführung der Marburger Gruppe gelungen, die Genomsequenz von Us tiÄhnlich, aber doch verschieden: die Symptome lago maydis zu entschlüsvon zwei eng verwandten Brandpilzen an Zwerg-Maiskolben. Links: gesunder Maiskolseln. Damals zeigten sie, ben, Mitte: mit Ustilago maydis infizierter dass die Gene einer großen Maiskolben, rechts: mit Sporisorium reilianum Zahl ganz neuartiger, vom infizierter Maiskolben (Quelle: Jan Schirawski) Pilz ausgeschütteter Proteine auf den Chromosomen in Gruppen an geordnet sind (Gencluster). Diese Pr oteine steuern die Kolonisierung der W irtspflanze. Die Marburger Forscher hoffen, dass sich auf Basis ihrer Entdeckungen neue Strategien zur Bekämpfung dieser Pilzgruppe entwickeln lassen. ■

www.uni-marburg.de

Erwartung beschleunigt bewusste Wahrnehmung Frankfurt am Main – Wer schon vorher weiß, was er gleich sehen wird, erkennt es schneller. Zu dieser Erkenntnis gelangte das Team um Wolf Singer, Direktor der Abteilung Neurophysiologie am Frankfurter Max-Planck-Institut für Hirnforschung. Besonders Seheindrücke sind so komplex, dass die Verarbeitung mehrere Hundert Millisekunden dauert. Erst dann dringen sie ins Bewusstsein. Wie die Frankfurter Forscher zeigen, kann diese Verzögerung unterschiedlich lang sein. Denn wenn das Gehirn vor her weiß, was es sehen wird, dann setzt auch das bewusste Erkennen früher ein. Bislang gingen Neurowissenschaftler davon aus, dass bewusste W ahrnehmung zeitlich nicht variabel ist. Wenn die Versuchspersonen vorhersagen konnten, was sie sehen werden, zeigten sich die charakteristischen Hirnstrommuster für bewusste Wahrnehmung schon 100 Millisekunden früher als ohne Erwartungshaltung. Damit haben die Forscher eine Er klärung für die widersprüchlichen Er gebnisse anderer neurowissenschaftlicher Arbeitsgruppen gefunden. Diese hatten nämlich je nach Studie mal sehr früh einsetzende und mal stark verzö gerte Hirnströme für bewusste W ahrnehmung gefunden. Die Ergebnisse könnten zur Folge haben, dass bislang Hirnstr ommessungen falsch interpretiert wurden. Proband mit Elektroden zur ■

www.mpih-frankfurt.mpg.de

EEG-Messung (Quelle: MPI für Hirnforschung)

Ein Denker der Zukunft – Jüngster Medizinprofessor Deutschlands wird neuer Institutsdirektor

Fehlhaltungen vorbeugen, Rückenschmerzen verhindern

Frankfurt am Main – Das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin des Fachbereichs Medizin der GoetheUniversität hat einen neuen Direktor. Professor David Groneberg ist Nachfolger von Professorin Gine Elsner und wird die klinische und wissenschaftliche Forschungsarbeit am Institut neu ausrichten. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der klinischen und experimentellen Arbeitsmedizin sowie in sozial- und umweltmedizinischen Fragestellungen in der Infektiologie, Pneumologie und Allergologie. Bereits mit 28 Jahren wurde er 2002 zum jüngsten Medizinprofessor Deutschlands ernannt. 2004 habilitierte Groneberg an der Charité Berlin. Das Wirtschaftsmagazin Capital zählt ihn zur ‚neuen deutschen W issenschaftselite’ und sieht ihn als einen der ‚40 Denker der Zukunft’. Seine Forschungsar beiten auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz werden weiter an Bedeutung zunehmen: Im Hinblick auf den demografischen Wandel stehe die Arbeitsmedizin vor einigen Herausforderungen, so Groneberg. Auch die Rente mit 67 verlange bessere Strategien zur betrieblichen Gesundheitsförderung.

Darmstadt – Studenten der TU Darmstadt haben ein Gerät entwickelt, das Fehlhaltungen und Haltungsschäden im Rückenbereich vorbeugen und verhindern kann. Rund 75 Pr ozent der 30bis 60-Jährigen leiden unter Rückenschmerzen. Hauptursachen sind Fehlhaltungen und Haltungsschäden. Abhilfe verspricht eine medizintechnische Sensorik, die von den Studenten Ghaith Noman und Azam Mahmood entwickelt wurde. Das kleine Gerät kann – es ist nicht größer als ein USB-Stick – mit einem doppelseitigen medizinischen Sticker auf der Haut angebracht werden. Sobald für eine gewisse Zeit eine falsche Rückenhaltung eingenommen wird, fordert das Gerät den Nutzer auf, seine Haltung zu korrigieren. Darüber hinaus wird über eine Speicherfunktion die Rückenhaltung über den gesamten Tagesund Wochenverlauf mitverfolgt und festgehalten. N oman und Mahmood studieren an der TU Darmstadt Elektrotechnik und Informationstechnik. Mit ihr er Erfindung belegten sie beim TUIdeenwettbewerb 2010 den dritten Platz. Derzeit suchen sie nach einem Partner für die Markteinführung und könnten sich vorstellen beispielsweise mit Krankenkassen zusammenzuarbeiten.

www.uni-frankfurt.de

www.tu-darmstadt.de Hessen-Biotech NEWS 1/2011

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Bundesverdienstkreuz für Frankfurter Universitätsmediziner

„Neue Grippe“: Wirtswechsel mit fatalen Folgen

Frankfurt am Main – Staatsminister Boris Rhein hat das Bundesverdienstkreuz an Professor Manfred Kaufmann überreicht. Professor Kaufmann, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Goethe-Universität hat sich in besonderer Weise in der Medizin verdient gemacht. Er zählt auf dem Gebiet der gynäkologischen Onkologie, insbesondere in dem Bereich der Diagnostik, Therapie und Erforschung des Brustkrebses zu den führenden Köpfen in Eur opa und der W elt. Er erhielt ber eits zahlreiche Preise und Ehrungen, wie den Wilhelm-Warner-Preis für Krebsforschung (2007), den Deutschen Kr ebspreis – Klinischer Teil (1992) und die Ehr endoktorwürde des Petr ov Research Institut Oncology St. Petersbur g (2006). Ein wichtiger Verdienst Professor Kaufmanns ist die Gründung des Pr ojekts Schmetterling als psychoonkologische Betreuungsstelle an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Das Projekt ist inzwischen im gesamten Klinikum angesiedelt und war eine entscheidende Voraussetzung für die Zertifizierung des Universi tären Centrums für Tumorerkrankung (UCT).

Marburg/London – Der Austausch eines einzigen Proteinbausteins genügt, damit das Schweinegrippe-V irus neue Zellen befällt und lebensbedrohliche Atemwegsbeschwerden auslösen kann. Das haben W issenschaftler aus Marburg und London herausgefunden. Die „Neue Grippe“ weitete sich im letzten Jahr zur weltweiten Seuche aus, verursacht durch das Influenzavirus H1N1. Auch wenn die meisten Krankheitsfälle mild verliefen, verursachJetzt wird’s haarig: Die te das Virus mitunter schwere und sogar tödbesonders gefährliche liche Infektionen. Dies berichten die Autoren Variante D222G des Influum Dr. Mikhail Matr osovich und Pr ofessor enzavirus (rot gefärbt) befällt Zellen mit FlimmerHans-Dieter Klenk vom Institut für V irologie härchen (dunkelgrau). der Philipps-Universität in der Fachzeitschrift (Quelle: Philipps-Universität Marburg / AG Matro„Journal of Virology“. Die Autoren untersuchsovich) ten eine spezielle V ariante des Grippeerr egers. Wer sich mit dieser Virusvariante ansteckt, ist besonders stark gefährdet, schwer an Grippe zu erkranken. W ie die Forscher nachwiesen, infiziert das mutierte Virus in stärkerem Maße Zellen, die mit Flimmerhärchen oder Wimpern ausgestattet sind. Solche Zellen kleiden unter ander em Lungen und Br onchien aus und verfügen vorwiegend über eine bestimmte Rezeptorvariante. Die veränderte Rezeptorvorliebe und Umorientierung auf bewimperte Zellen kennzeichnen einen Krankheitserreger von erhöhter Gefährlichkeit.

www.uni-frankfurt.de

Wie Hefen haften Marburg – Biologen und Chemiker aus Marburg und Bayreuth haben herausgefunden, wie es bei Hefe zur Flockenbildung kommt, die beim Bierbrauen wichtig ist – und wie diese sich ver bessern lässt. Hefezellen heften sich mittels bestimmter Proteine aneinander, deren Bindungspartner weiter verbreitet sind als sie selbst; deswegen werden auch Zellen ohne derartige Proteine gebunden, schreiben die Wissenschaftler um Professor HansUlrich Mösch und Professor Lars-Oliver Essen von der PhilippsUniversität in der Online-Ausgabe des US-amerikanischen Forschungsmagazins „Proceedings of the N ational Academy of Sciences“ (PNAS). Modell der A-Domäne des Flokkulins Flo5. Sie enthält eine bislang unbekannte Struktur, die Calcium bindet; diese ist offenbar sowohl bei Mikroorganismen als auch bei Lebewesen mit kernhaltigen Zellen weit verbreitet. Die Flockung unterbleibt vollständig bei mutierten Flo5-Zellen, deren Struktur an dieser Stelle abgewandelt ist. (Quelle: AG Essen)

Wenn Hefezellen sich zusammenlagern, entstehen Flocken oder Filme. Dafür sor gen spezielle Proteine auf der Zellober fläche, so genannte Flokkuline, die an Oberflächenmoleküle anderer Zellen koppeln. Die Erkenntnisse der Forscher haben auch praktische Konsequenzen für die Bierherstellung, denn damit lässt sich die Flockenbildung erheblich verbessern. Die Forschungsarbeit wird gefördert durch die Deutschen For schungsgemeinschaft und durch das Hessische Landesförderprogramm LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) des hessischen W issenschaftsministeriums. ■

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Ein Labor auf dem Chip Frankfurt am Main – Membranständige Rezeptoren, Kanäle und Transporter zählen zu den wichtigsten Zielmolekülen der Pharmaindustrie. Die Suche nach neuen W irkstoffen unter unendlich vielen ähnlichen Verbindungen gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Benötigt werden analytische Techniken, mit denen sich mehr ere tausend potenzielle W irkstoffe parallel an Proteinen testen lassen. Der Arbeitsgruppe von Professor Robert Tampé an der Goethe-Universität ist es zusammen mit dem Walter-Schottky Institut der TU München gelungen, eine Methode zur automatisierbaren und Hochdurchsatzgeeigneten Untersuchung der Membranproteine zu entwickeln. Die Membranproteine werden auf einer Chipoberfläche aufgebracht, auf der sich fast 50.000 Nanopor en befinden. Die Verwendung der nanostrukturierten Oberfläche hat den V orteil, dass die Membranproteine innerhalb von frei tragenden Lipidmembranen auf den Poren in ihrer Funktion erhalten bleiben. Auf organische Lösungsmittel in der Lipidmembran, welche ebenfalls die Struktur der Membranproteine zerstören können, kann verzichtet werden. Wie ein W irkstoff den Transport von Stoffen ins Zellinnere beeinflusst, prüfen die Wissenschaftler mit der Fluoreszenzmikroskopie. Aufgrund der parallelen Architektur des Systems ist eine Vielzahl von gleichzeitigen Messungen möglich.

www.uni-marburg.de ■

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Biotechnologie im Alltag

Biotechnologie in der Polizeiarbeit Ermittelte Sherlock Holmes einst noch mit einer Lupe, so reicht heute ein W attestäbchen. Die Spurensuche der Polizei mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks ist mittlerweile zum Standard geworden und wird als Untersuchungsmethode bei fast jeder Straftat eingesetzt. Knapp 900.000 Datensätze sind bereits in der DNA-Analyse-Datei des Bundeskriminalamtes erfasst. Monatlich kommen etwa 8.200 neue Datensätze hinzu. In Deutschland wurde der genetische Fingerabdruck erstmals 1988 als Beweis in einem Strafprozess anerkannt, allerdings war noch eine relativ große Menge an Blut erforderlich. Das Analyseverfahren hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt. Mittlerweile sind für einen genetischen Fingerabdruck nur noch ganz wenige der tausenden von Zellen nötig, die jeder Mensch am Tag unwillkürlich verliert.

Die Erstellung des genetischen Fingerabdrucks aus einer winzigen Probe funktioniert mit der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), mit der einzelne Genabschnitte, die bei jedem Menschen einzigartig sind, vervielfältigt werden können. Damit wurde der Polizei ein mächtiges neues Werkzeug in die Hand gegeben, um Straftäter zu fassen. Laut aktueller Statistik des BKA hat der genetische Fingerabdruck bereits in fast 90.000 Fällen zur Aufklärung einer Straftat beigetragen, darunter knapp tausend Tötungsdelikte. Auch wenn sich mit dem genetischen Fingerabdruck Personen bereits einwandfrei identifizieren lassen, so steht man bei der Entwicklung des genetischen Phantombildes noch am Anfang. Erste Ansätze dazu haben Forscher bereits bei Ermittlung von Haar- und Augenfarbe mittels einer DNA-Analyse entdeckt. In Deutschland ist jedoch die Ermittlung dieser Marker grundsätzlich nicht erlaubt. Einzige Ausnahme dabei ist die Auswertung des Geschlechts. Dazu wir d ein zusätzlicher DN A-Abschnitt gelesen.

Hessen-Biotech NEWS 1/2011

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Veranstaltungen/Termine Berlin

24. März 2011

Science4Life Konzeptprämierung ■ www.science4life.de Frankfurt am Main

13. April 2011

Hessen-Biotech Lounge: Gesundheitsforschung – Zukunft gestalten ■ www.hessen-biotech.de

Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.hessen.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de

Marburg

4. Mai 2011

Fachkongress SynMikro – Visionen für Biotechnologie und Pharmazie ■ www.hessen-biotech.de München

25. – 26. Mai 2011

Projektträger ist die

Deutsche Biotechnologietage 2011 ■ www.biotechnologietage-2011.de

HA Hessen Agentur GmbH Dr. Thomas Niemann (Projektleiter), Miriam Schroer Abraham-Lincoln-Straße 38–42 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611/774-8610, Fax: -8620 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de miriam.schroer@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-biotech.de www.hessen-agentur.de

Frankfurt am Main

1. Juni 2011

Frankfurt Bio Tech Alliance Workshop: Alzheimer Demenz ■ www.biotech-alliance.de Frankfurt am Main

8. Juni 2011

Impressum

InnovationsForum Bioökonomie ■ hessen-biotech.de

Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Str. 38–42 D-65189 Wiesbaden

Frankfurt am Main

20. Juni 2011 CIB Invest Konferenz 2011 ■ www.cib-frankfurt.de

Redaktion Miriam Schroer, HA Hessen Agentur GmbH

Frankfurt am Main

20. Juni 2011

Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

Science4Life Abschlussprämierung ■ www.science4life.de

Foto © Fotolia.com: adisa (Titel), Alexander Raths (S. 3)

Köln

21. – 22. Juni 2011

Personalized Medicine Convention (PerMediCon) ■ www.permedicon.de

Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos)

Washington, USA

27. – 30. Juni 2011 BIO International Convention ■ www.convention.bio.org 11. – 13. Oktober 2011

Auflage 2.800 Exemplare Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de

Hannover

Biotechnica ■ www.biotechnica.de 3. November 2011

Saarbrücken

Pharma Forum 2011 Gemeinschaftsveranstaltung der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland und dem vfa ■ www.pharmaforum-sw.de 16. – 19. November 2011

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.

Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.

Düsseldorf

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011 www.hessen-biotech.de

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