Hessen-Biotech NEWS 01/2007

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

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NEWS BioIndustrie 2021: Wir sind dabei! Weiße Biotechnologie: Neue Broschüre Medizintechnik in Mittelhessen Neues Internetportal: hessen-medtech.de Digitales Patientenportal: CIMECS Kompetenzatlas hessen-biotech in neuer Auflage Vorgestellt: Thomas RECORDING

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Die dritte Welle der Biotechnologie Liebe Leserinnen und Leser, auch wenn wir davon meist nichts merken: Die Biotechnologie durchdringt mittlerweile viele Lebensbereiche – selbst solche, von denen wir es in der Regel nicht erwarten. Sie kommt in die Phase, in der sie die Schranken ihrer klassischen Einsatzgebiete überschreiten wird, indem Mikroorganismen und deren Enzyme zunehmend in großtechnischen Herstellungsprozessen eingesetzt werden: Zum Beispiel, um Futtermittelzusätze zu erzeugen, die bislang chemisch synthetisiert worden sind, oder bei der Lederverarbeitung, wo sich der Verbrauch von Wasser und Energie um ein Fünftel senken lässt. Die sogenannte weiße Biotechnologie optimiert Produktionsvorgänge, senkt Kosten und hilft natürliche Ressourcen zu schonen. Eine aktuelle Broschüre aus meinem Hause stellt Grundlagen und wirtschaftliche Potenziale der neuen Anwendungen anschaulich vor (siehe Seite 4). Die erstaunlichen Leistungen von Zellen werden unsere gesamte Industrieproduktion nachhaltig verändern, darüber sind sich alle Fachleute einig. Es wird darauf ankommen, dass unser Land es schafft, seine unbestrittene technologische Kompetenz auch in marktfähige Güter umzumünzen.

INHALT

Die Voraussetzungen dafür sind gut. In unseren wissenschaftlichen Einrichtungen wird auf internationalem Niveau geforscht. Zugleich bringt unsere Wirtschaft jahrzehntelange Erfahrungen beim Betrieb

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Weiße Biotech: Erfolg für hessischen Wettbewerbsbeitrag

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Neue Broschüre: Weiße Biotechnologie

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Das Buch zum Thema: Sammelband über weiße Biotechnologie

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Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“

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Neuauflage des Kompetenzatlas’ hessen-biotech

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Rückblick auf die Medica

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Medtech-Cluster Mittelhessen

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Die „elektronische Krankenakte“ CIMECS im Test

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Neu: Internetportal hessen-medtech

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Kurznachrichten aus der Medizintechnik

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FIZ: Zweiter Bauabschnitt im „Land der Ideen“

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Vorschau auf das InnovationsForum 2007

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großtechnischer Anlagen mit, sodass akademische Erkenntnisse tatsächlich umgesetzt werden können: Die deutschen Fermentationskapazitäten gehören zu den umfangreichsten der Welt, und der Großteil davon konzentriert sich in der Rhein-Main-Region. Die traditionellen Stärken unseres Bundeslandes in Chemie und Pharma kommen in der industriellen Biotechnologie erneut zur Geltung – der Erfolg des hessischen Beitrags zum deutschlandweiten Clusterwettbewerb spricht für sich (Seite 3). Biobasierte Methoden sind endgültig zu einer Querschnittstechnologie geworden. Erfolgreiche Verfahren diffundieren über die Grenzen einzelner Branchen hinweg, wodurch sich Wirtschaftszweige verändern und wechselseitig befruchten. Zum Beispiel nutzt der nordhessische Medizintechnik-Spezialist Activaero die Chance, dass seine Inhalationsgeräte eine wirksamere Asthmatherapie ermöglichen, indem er sich an der Entwicklung von Arzneimitteln beteiligt. Es wird spannend sein zu verfolgen, welche weiteren Schnittmengen sich zwischen vormals weitgehend unabhängigen Branchen in Zukunft noch ergeben. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Dr. Alois Rhiel Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Exzellenzinitiative: Etappensieg für FIRST

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Hessen auf der BIOTECHNICA 2007

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Ausschreibungen

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EuroTrans-Bio – Transnationale KMU-Förderung

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IHK Frankfurt: Stammzellen-Diskussion

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Für Sie gelesen E. L. Winnacker: „Zeitenwende“

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Kooperationsreise nach Moskau

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Firmenportrait: Thomas RECORDING

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Oligosaccharid-Forschung an der TU Darmstadt

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Nachrichten aus der Wirtschaft

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Nachrichten aus der Wissenschaft

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Bestellung/Anfrage

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Veranstaltungen/Termine

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Impressum

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Weiße Biotech: Wir sind dabei! Erfolg für hessischen Beitrag zum Clusterwettbewerb

„Integrierte BioIndustrie“ – so lautet der Titel des hessischen Clusterkonzepts, der beim Wettbewerb „BioIndustry 2021“ einen ersten Erfolg verbuchen konnte: Der Verein „Frankfurt Biotech Alliance“ (FBA) als Initiator ist aufgefordert worden, seine Projektskizze weiter auszuarbeiten. Das Bundesforschungsministerium BMBF führt die Fördermaßnahme „BioIndustry 2021“ durch, um die industrielle Anwendung der Biotechnologie zu unterstützen. Neunzehn Anträge waren hierzu beim Projektträger Jülich eingereicht worden; sechs davon kamen eine Runde weiter, darunter auch der hessische Beitrag. Dessen Konzept überzeugte die Jury: Angestrebt ist, gezielt Verbundprojekte zu initiieren; dazu werden geeignete Partner aktiv vernetzt – seien es Chemieunternehmen, Mittelständler oder akademische Arbeitsgruppen.

Werkzeugkasten der Biotechnologie Der Antragsentwurf enthält exemplarische Vorhaben, die auf aktuelle Marktbedürfnisse der Industrie eingehen, etwa die Verwertung von Lignozellulose oder die Wirkstoffentwicklung für die pharmazeutische Industrie. Die Autoren identifizieren für jede Stufe der Wertschöpfungskette, welcher Kooperationspartner die notwendigen Kompetenzen mitbringt, um die anfallenden Aufgaben zu erledigen: Zum Beispiel für die Bereitstellung von Enzymen, für die Prozessentwicklung, oder für die Herstellung des Endproduktes. Der Clou des Wettbewerbsbeitrags: Über alle Wertschöpfungsketten hinweg kommen Schlüsseltechnologien zur Anwendung, unabhängig von Zielmärkten und konkreten Produkten. Sie bilden somit eine übergeordnete Klammer für die verschiedenen Projekte. Zu den Instrumenten dieses Werkzeugkastens zählen Enzymkatalyse, Fermentation und Prozesstechnik. Die Antragsskizze benennt für die einzelnen Kernkompetenzen anerkannte Experten, die als Koordinatoren fungieren.

Aktives Zentrum Die Voraussetzungen für einen Erfolg des Clustermodells sind gut: Die Verbundprojekte sind in eine Szene eingebettet, die schon heute hervorragend

Zellen in die Produktion! Hessen hat die größten Fermentationskapazitäten Deutschlands. (Foto: Degussa)

vernetzt ist. Eine große Zahl von innovativen Unternehmen verdichtet sich zu einem aktiven Zentrum, das sich durch intensiven Austausch auszeichnet. Gerade kleinere Firmen haben in der Praxis bewiesen, dass sie anspruchsvolle Vorhaben zum Erfolg führen können, vor allem im Bereich der Biokatalyse. Hinzu kommen Kompetenzen in Anlagenbau, Prozessentwicklung und Qualitätssicherung: Eine Ende vergangenen Jahres erstellte Branchenübersicht weist für Hessen aus, dass 50 Unternehmen in den genannten Feldern tätig sind.

Heiße Phase Derzeit arbeiten die FBA und ihre Mitstreiter daran, ihr Konzept im Detail auszuformulieren – substanziell gefördert durch die Aktionslinie hessen-biotech des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Insbesondere werden die einzelnen Clusterprojekte ausführlich beschrieben, wobei Themen wie Märkte, Schutzrechte und Finanzierung zur Sprache kommen. Der Cluster „Integrierte BioIndustrie“ wurde auf Initiative von engagierten Unternehmern gestartet. Diese haben in ihrer unternehmerischen Praxis gezeigt, dass sie in der Lage sind, Projekte bis zur Kommerzialisierung zu verfolgen. Dadurch ist gewährleistet, dass nach Ablauf der Förderperiode eine eigenständige Infrastruktur etabliert sein wird – mit dem Ziel, erfolgversprechende Technologievorhaben anzustoßen und einer wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen. ha Frankfurt Biotech Alliance: www.biotech-alliance.de

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Zelluläre Werkstätten. Neue Broschüre: „Weiße Biotechnologie“ Was haben Waschmittel und Käse gemeinsam? Beide sind Produkte moderner Biotechnologie. Mikroorganismen und deren Enzyme finden zunehmend Eingang in die industrielle Produktion, auch bei Gütern des täglichen Bedarfs. Dennoch sind solche Anwendungen weniger bekannt als rote und grüne Biotechnologie. Um diese Informationslücke zu schließen, hat die Aktionslinie hessen-biotech jetzt eine Broschüre über die sogenannte weiße Biotechnologie erstellt. Experten erwarten, dass die industrielle Biotechnologie der Wirtschaft neue Impulse gibt und dazu beiträgt, die Umwelt zu schonen. Die neue Publikation informiert in allgemein verständlicher Form darüber, was man unter weißer Biotechnologie versteht, welche Vorteile Wirtschaft und Umwelt daraus ziehen und wie sie in Hessen bereits industriell genutzt wird. Die Einsatzgebiete der neuen Verfahren sind vielfältig, wie die eingangs genannten Beispiele verdeutlichen: Zellen oder ihre Bestandteile bilden chemische Grundsubstanzen und erzeugen Energie, sie machen Naturstoffe zugänglich oder tragen zur Optimierung von Herstellungsprozessen bei. Während sich Rote und Grüne Biotechnologie klar voneinander abgrenzen lassen, sind die Verwertungsmöglichkeiten in der industriellen Produktion uneinheitlich. Sie können der Chemie ebenso zugute kommen wie der Energieerzeugung, in der Kosmetik so nützlich sein wie bei der Lebensmittelherstellung. Was diese mannigfaltigen Anwendungen eint, sind die Methoden, die dabei zum Einsatz kommen: Naturwissenschaftliche Erkenntnisse aus Mikrobiologie und Organischer Chemie verbinden sich mit moderner Verfahrenstechnik. Die Broschüre bietet eine knappe Übersicht, welche biotechnologischen Prinzipien für die industrielle Nutzung von Belang sind.

Zellen auf Wachstumskurs „Die weiße Biotechnologie ist in Deutschland auf Wachstumskurs“, heißt es in einem aktuellen Gutachten der Deutschen Bank. Enzyme und Mikroorganismen ersetzen immer häufiger herkömmliche Herstellungsverfahren. Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Die Prozesse werden vereinfacht, der Energieverbrauch sinkt, es entsteht weniger Abfall, die Unternehmen sparen Kosten. Unser Land verfügt über klare Standortvorteile, um wissenschaftliche Kompetenz mit Know-how in der Produktion

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Wie Pfeil und Bogen: Bakterien-Enzyme krümmen sich bei der Energieerzeugung (Abb.: Buckel/Uni Marburg)

zusammenzuführen: Chemiebranche und Verfahrenstechnik sind traditionell stark, und an den Hochschulen wird auf internationalem Niveau geforscht. In der Publikation wird anhand von konkreten Beispielen gezeigt, welche Anwendungen schon heute erfolgreich sind: So erlauben Biokatalysatoren eine effiziente Erzeugung von Arzneimittel-Vorstufen; in der Kosmetik verwendet man Schutzstoffe von Mikroorganismen, die sich an extrem unwirtliche Lebensbedingungen angepasst haben (siehe Leseprobe); und die Nachfrage nach bekömmlichen und wohlschmeckenden Nahrungsmitteln lässt sich nur dekken, indem man sich mikrobieller Helfer bedient. Besonderes Gewicht wird in der Broschüre darauf gelegt, welchen Nutzen die weiße Biotechnologie für die Umwelt verspricht. Das betrifft einerseits den Energieverbrauch, der in manchen Fällen um bis zu einem Drittel gesenkt werden kann. Andererseits erhofft man sich von den neuen Technologien, dass sie die Wirtschaft von fossilen Rohstoffen unabhängig machen. 20 Prozent der Chemieproduktion gehen auf das Konto von Polymeren auf petrochemischer Grundlage – also von Plastik und ähnlichem. Zunehmend aber werden Pflanzen als Lieferanten nachwachsender Rohstoffe erschlossen. Aus Kartoffel- oder Maisstärke lässt sich zum Beispiel Ethanol gewinnen, der biotechnologisch zu Reifengummi weiterverarbeitet werden kann. An diesem Punkt zeigen sich Berührungspunkte mit der grünen Gentechnik, die für effiziente, pflanzliche Rohstoffquellen sorgen kann.

Weiße Biotechnologie in Hessen In Hessen finden sich zahlreiche Unternehmen und Hochschulteams, die an industriell verwertbaren Enzym-Technologien arbeiten. Das Fundament


wird von der biochemischen Grundlagenforschung geschaffen, die molekulare Wirkungsweisen aufklärt. Andere Wissenschaftler setzen das Methodenarsenal der Gentechnik ein, um leistungsfähigere Biokatalysatoren zu entwickeln. Etliche Firmen sind auf bestimmte Mikroorganismen spezialisiert, um deren einzigartige Fähigkeiten einer großtechnischen Nutzung zugänglich zu machen.

LESEPROBE Aus dem Salzsee auf die Haut - Ein Bakterienwirksoff für die Kosmetik Enzyme von Mikroorganismen finden bereits in den verschiedensten industriellen Bereichen Anwendung, beispielsweise in der Waschmittel-, Lebensmittel-, Textil-, Papier-, Kosmetik- und Pharmaindustrie. Die Kosmetikindustrie hat das Bakterium Halomonas elongata, das in Salzseen vorkommt, als Wirkstoffproduzenten für sich entdeckt. Um extreme Schwankungen im Salzgehalt tolerieren zu können, reichert der Mikroorganismus in seinem Inneren die Schutzsubstanz Ectoin in hoher Konzentration an. Ectoin wirkt in den Zellen wie ein Wasserspeicher und schützt sie vor dem Austrocknen. Darüber hinaus dockt es an die Zellmembran sowie an biologisch wichtige Proteine an und bewahrt sie davor, bei hohen Temperaturen zerstört zu werden. Diesen Schutzmechanismus entfaltet Ectoin auch in menschlichen Hautzellen: Die Substanz dringt in die Zellen ein und macht sie widerstandsfähig gegen Trockenheit, Hitze und Sonneneinstrahlung. Etwa 50 Ectoin-haltige Kosmetika sind derzeit auf dem Markt.

Daneben gibt es Spezialisten für die Fermentation, die Prozessoptimierung und die Verwertung des anfallenden Abfalls – die Unternehmen in Hessen decken die gesamte Wertschöpfungskette ab. Schon 2003 erfasste die „Standortstudie hessen-biotech“ in unserem Bundesland 18 Unternehmen, die auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie aktiv waren. Die Finanzierung solcher Aktivitäten ist bei großtechnischen Anwendungen ein ebenso wichtiges Thema, wie für die Biotechnologie überhaupt. Daher bietet ein eigenes Kapitel eine Übersicht, welche Förderinstrumente zur Verfügung stehen. Die Publikation macht ihre Leser mit wichtigen wissenschaftlichen Grundlagen der Weißen Biotechnologie vertraut: Wie funktionieren Biokatalysatoren? Was ist das Metagenom? Wozu taugen chirale Moleküle? Kurze Portraits stellen eine Reihe von Akteuren der Branche vor, sowohl Firmen als auch Forscher. Alle Anwendungen werden anhand aktueller Beispiele erläutert; zahlreiche Abbildungen veranschaulichen die komplexen Zusammenhänge. Eine Zusammenstellung von Förderinstitutionen und Netzwerkinitiativen rundet die Darstellung ab. ha

Die Broschüre „Werkzeuge der Natur. Weiße Biotechnologie in Hessen“ ist mit dem Bestellformular auf Seite 31 zu beziehen; auf dem Internetauftritt der Aktionslinie hessen-biotech steht sie auch als PDF-Datei zum Download zur Verfügung: www.hessen-biotech.de

Die Industrie nutzt Enzyme, mit denen der Pilz Trichoderma reesei Pflanzenabfall verdaut (Foto: Nadicom)

Das Buch zum Thema:

Symbol der Transformation Ein Sammelband über weiße Biotechnologie Weiße Biotechnologie ist ein Thema, das vor allem Fachleute interessiert. Um ihm die Öffentlichkeit zu verschaffen, die einem Verlagsprodukt ausreichenden Absatz verspricht, muss man die gesellschaftliche Relevanz herausstreichen. So verfahren auch die Herausgeber des Buches, das hier anzuzeigen ist. Sie verschreiben sich in ihrem einleitenden Artikel einem breitgefächerten Ansatz, für den Biotechnologie nicht nur die industrielle Verwertung biochemischer und zellbiologischer Verfahren ist. Die „Querschnittsdisziplin“ verbinde vielmehr Life Sciences, Verfahrenstechnik und – Sozialwissenschaften! Das macht neugierig.

Um diesen Anspruch einzulösen, bieten Heiden und Zinke eine beeindruckende Riege von Koautoren auf. Allesamt sind es Kenner der Materie – entweder betreiben sie biotechnologische Forschung an Hochschulen, oder es handelt sich um Praktiker aus chemischer Industrie und Biotech-Firmen. Etliche hessische Namen belegen die Vorrangstellung des Standortes; das gilt nicht zuletzt für Mitherausgeber Holger Zinke vom Metagenomspezialisten BRAIN aus Zwingenberg. Der vordere Teil des Buches versammelt Marktanalysen und detailfreudige chemische Ausführungen zu Biopolymeren, die Zukunft der Chemie

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wird ebenso abgehandelt wie nachwachsende Rohstoffe und vieles mehr. Ein zweiter Abschnitt enthält kurzgefasste Fallstudien. Wie nicht anders zu erwarten, schwankt die Qualität der Beiträge erheblich, von thesenfreudigen Essays bis zu faktenreichen Abhandlungen mit konkreten Anwendungsbeispielen. Dass es dabei zu lästigen Wiederholungen kommt, ist wohl unvermeidlich bei

einer Auswahl, die ihre Leser schon aufgrund der schieren Bandbreite befriedigt. Man lernt eine Menge aus diesem Buch. Wer sich aktuell über industrielle Biotechnologie informieren möchte, ist damit gut bedient. Johannes Scholten Stefanie Heiden & Holger Zinke (Hg.): Weiße Biotechnologie – Industrie im Aufbruch, Berlin (Biocom) 2006, 140 Seiten, 26,80 Euro

Maschinenpark der Proteine Der Frankfurter Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“ Von Proteinen kann man lernen. Sie erbringen vielfältige Leistungen in lebenden Zellen, oftmals im Verbund von mehreren Molekülen. Um Krankheiten zu behandeln, muss man Bau und Funktion solcher Komplexe im Detail aufklären – das geht am besten, indem sich auch die Wissenschaftler zusammentun. Die Frankfurter Proteinforschung hat mit dieser Strategie Erfolg gehabt: Der Cluster „Makromolekulare Komplexe“ erhält Fördermittel aus der Exzellenzinitiative. Die Strukturbiologie ist seit langem eine der Stärken des Wissenschaftsstandorts Frankfurt. Darauf kann der neue Forschungsverbund aufbauen, um Gestalt und Leistungen großer Zellbestandteile umfassend zu studieren. Im neuen Exzellenzcluster engagieren sich neben der J. W. Goethe-Universität die beiden Max Planck-Institute für Biophysik und Hirnforschung, außerdem das Georg SpeyerHaus sowie das „Frankfurt Institute for Advanced Studies“ FIAS. Auf diese Art entsteht eine fächerübergreifende Zusammenarbeit von Medizinern, Chemikern, Pharmazeuten und Biologen. „Wir werden die vorhandenen Stärken bündeln, um ein einzigartiges Forschungszentrum zu schaffen“, sagt Professor Werner Müller-Esterl, der den Verbund koordiniert. Er verspricht sich Impulse für die Entwicklung neuer Arzneimittel. Die beteiligten Forschungseinrichtungen erhalten an die 35 Millionen Euro, verteilt über fünf Jahre. Die Firmen Sanofi-Aventis und Zeiss stellen zusätzliche Mittel bereit. Damit stets mit modernsten Methoden gearbeitet werden kann, fließt ein Teil

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Komplexe Signale – Forschung an Proteinen Um ein Protein genau zu beschreiben, reicht es nicht aus, die zugrunde liegende Gensequenz zu kennen. Denn die Eiweißverbindungen falten sich zu komplizierten Gebilden, um ihre Funktion zu erfüllen. Außerdem schließen sich oftmals mehrere Moleküle zu einer funktionellen Einheit zusammen. Ein Beispiel sind die Bestandteile der Atmungskette. Sie verwandeln Nährstoffe in Energie – eine lebenswichtige Aufgabe, für die eine ganze Reihe von Proteinen in Serie geschaltet ist. Die Proteine bestehen ihrerseits aus Untereinheiten, die zum Teil gegeneinander beweglich sind. Von „rotierenden Protonenturbinen“ und „makromolekularen Maschinen“ spricht Professor Ulrich Brandt von der Universität Frankfurt, der die Komplexe erforscht. Wenn die unübersichtliche Anordnung gestört ist, leidet die Gesundheit: Zum Beispiel weiß man, dass Proteine der Atmungskette eine Rolle bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit spielen. Viele wichtige Proteine sind an Zellmembranen gebunden. Membranproteine erfüllen vielfältige Aufgaben: Sie bewerkstelligen, dass die Zelle Nährstoffe aufnimmt, sie schleusen die Abfallprodukte des Stoffwechsels aus oder wirken als Rezeptoren, die Signale weiterleiten. „80 Prozent aller Arzneimittel wirken über Membranproteine“, betont Professor Hartmut Michel die Bedeutung dieser komplexen Moleküle.


des eingeworbenen Geldes in die Geräteentwicklung. Der Großteil der Mittel geht jedoch an neu zu berufene Professoren. Frankfurt lockt mit hervorragenden Kollegen und einem attraktiven akademischen Umfeld. Die Initiatoren sehen daher gute Chancen, die besten Köpfe aus aller Welt an den Main zu holen. ha/Anne Hardy (Uni Frankfurt) www.uni-frankfurt.de

Der Nobelpreisträger forscht am MPI für Biophysik an sogenannten „G-Protein-gekoppelten Rezeptoren“. Diese Moleküle stellen die Hälfte der Zielmoleküle aller Arzneimittel, hat bereits im Jahr 2002 eine Marktanalyse ermittelt. Um genau zu wissen, wo neue Wirkstoffe ansetzen können, soll ihre Struktur nun weiter aufgeklärt werden – unter anderem, indem man die Proteine in Zellen oder im Reagenzglas herstellt und mit aufwändigen Techniken analysiert. ha

Viel Profil Der Kompetenzatlas hessen-biotech in neuer Printausgabe

Der Kompetenzatlas hessen-biotech bietet profunde Auskünfte über diesen Wirtschaftssektor. Der Branchenführer enthält kurzgefasste Firmenprofile, aus denen alles hervorgeht, was man über ein Unternehmen wissen will: Kernkompetenzen, Anwendungsgebiete und Kontaktadressen. Grundlage bildet eine aufwändige Datenerhebung. Die eingeflossenen Angaben wurden durch Fragebögen und persönliche Interviews bei den Unternehmen erfasst. Aktuelle Informationen Im Kompetenzatlas hessen-biotech stehen Profile von 200 Unternehmen zur Verfügung. Seit der ersten Auflage des Branchenführers im Jahr 2002 hat sich

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Um größtmögliche Aktualität zu gewährleisten, wird der Inhalt regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Die vierte Auflage bietet einleitend einen Übersichtsartikel, der die wichtigsten Merkmale des Standorts darstellt. Der Hauptteil versammelt die Firmenprofile; jede Eintragung umfasst wichtige Kerndaten sowie eine kurze Selbstdarstellung des betreffenden Unternehmens.

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Seit sieben Jahren schon informiert der Branchenführer über die Leistungsfähigkeit der hessischen Biotechnologie. Der Wirtschaftszweig ist in unserem Bundesland in großer Vielfalt vertreten. Um einen Kern produzierender Unternehmen, die sich zunehmend biotechnologischer Methoden bedienen, hat sich in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Fülle kleiner Start-ups und mittelständischer Betriebe angesiedelt, die neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umsetzen. 250 Unternehmen in Hessen erwirtschaften mit mehr als 17.000 Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro.

die Zahl der aufgenommenen Firmen um ein Drittel gesteigert – eine ideale Ausgangsbasis für Recherchen über Biotechnologie-Unternehmen in Hessen.

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Die Biotechnologie ist eine innovative Branche, die von der ständigen Veränderung lebt. Da ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Das Land Hessen leistet sich zu diesem Zweck ein bewährtes Instrument, das immer wieder an die sich wandelnden Erfordernisse angepasst wird: Die Printausgabe des Kompetenzatlas’ hessen-biotech ist soeben in neuer Auflage erschienen.

Einfache Handhabung Ein ausführlicher Anhang bereitet die umfangreichen Angaben benutzerfreundlich auf. Er erleichtert die Suche nach Kooperationspartnern, Dienstleistern, Produkten und Kunden. Zu diesem Zweck enthält das Kompendium Tabellen, in denen die Betriebe nach Tätigkeitsbereichen und Anwendungsgebieten aufgeführt sind. Dadurch lässt sich ohne weiteres recherchieren, wer Kompetenzen in Pharmazie, Ernährung oder Umwelttechnik aufzuweisen hat. Die Internetseiten der Aktionslinie enthalten ein weiteres Angebot: Die Onlineversion des Kompetenzatlas’ erlaubt, jederzeit neue Firmenprofile einzustellen und Updates vorzunehmen (www.hessen-biotech.de).

Fleißige Mitarbeiter der Biotechnologie: Hefezellen (Foto: Boles/Uni Frankfurt)

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Der Kompetenzatlas hessen-biotech gibt Hilfestellungen, um sich in der vielfältigen hessischen Biotech-Szene zu orientieren. Er hilft sowohl den eingetragenen Firmen, als auch den Nutzern, die nach einem kompetenten Ansprechpartner suchen: Der Branchenführer bringt Partner zusammen, die voneinander profitieren. DT

Der Kompetenzatlas der Aktionslinie hessenbiotech ist mit dem Bestellformular auf Seite 31 zu beziehen.

Ansprechpartner: Dr. Detlef Terzenbach, Tel. 06 11 / 7 74-8613, E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de

Erfindungsreichtum für die Gesundheit Hessen auf der Medica auf dem Stand der Firma TransMIT aus Gießen. Bei der Firma Milenia Biotec aus Bad Nauheim konnte man sich direkt am Landesstand schonend, weil mit nur einem Tropfen Blut, auf Allergien testen lassen. Ist unsere Nahrung ein Auslöser für viele gesundheitliche Probleme? Kann Nahrung uns gesund machen? Die Antwort lieferte die Firma Evomed aus Darmstadt, die in Zusammenarbeit mit dem Tumorspezialisten Johannes F. Coy eine neue, vielversprechende Ernährungstherapie bei Krebserkrankungen anbietet. Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik honorierte während der Messe Dr. Coys herausragendes wissenschaftliches Engagement mit dem Diaita-Wissenschaftspreis. Die Medica ist die internationale Leistungsschau der Medizintechnik. Der hessische Messeauftritt, zum dritten Mal in Folge dabei, hat sich einmal mehr als echter Anziehungspunkt und attraktive Geschäftsplattform erwiesen – aufgrund seiner exzellenten Positionierung, des ansprechenden Designs und vor allem durch die ausstellenden Firmen, welche die Leistungsfähigkeit und Vielfalt der hessischen Medizintechnik überzeugend zur Schau stellten. Mikrobiologische Diagnostik aus Dietzenbach, medizinische Schnelltests aus Marburg, Allergiediagnostik aus Bad Nauheim sowie modernste Sterilisations- und Desinfektionsentwicklungen aus Kelkheim bildeten nur ein Teil des Angebotes an die Fachbesucher. Wie wird aus einer Idee ein konsumierbares Produkt und welche Wege führen dahin? Wie viele Schritte erfordert eine Patentanmeldung und wie viele sind es dann noch bis zur Markteinführung? Antworten auf diese Fragen fanden Interessierte

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Dank der Medizintechnik profitieren die Patienten trotz steigenden Kostendrucks von gesundheitsfördernden Produkten, schonenden Diagnoseverfahren und vielversprechenden Therapien. Unser Bundesland konnte in Düsseldorf zeigen, wie groß sein technologisches Potential zugunsten der Menschen ist – mit Erfolg, wie die Aussteller bestätigen: Die Bewertungen für die drei bisher durchgeführten hessischen Landesbeteiligungen waren durchweg positiv. Viele teilnehmende Firmen signalisierten noch während der Messe ihr Interesse an der nächsten. „Der gemeinsame Auftritt bietet den Unternehmen ein optimales Präsentationsforum“, äußerte Detlef Terzenbach, Projektleiter des Gemeinschaftsstandes. Der Gemeinschaftsstand auf der Medica 2007 ist bereits in Vorbereitung und stößt erwartungsgemäß auf großes Interesse von Seiten der Unternehmen. „Wie schon in den vergangenen Jahren, werden wir vermutlich nicht jeden berücksichtigen können“, erklärte Maria Hoffmann, die den Hessenstand betreut: „Interessierte Firmen sollten sich


Impressionen von der Medica: Der Hessische Gemeinschaftsstand im Zentrum des Interesses

daher beeilen, denn noch besteht die Möglichkeit, sich eine Präsentationsfläche zu sichern.“ Nachzügler haben noch bis zum 30. April Gelegenheit, sich anzumelden. MH Kontakt: Maria Hoffmann, Hessen Agentur Telefon 06 11 / 7 74-82 40 E-Mail: maria.hoffmann@hessen-agentur.de

Alle Informationen zur Medica 2007 stehen online unter dem Portal www.hessen-medtech.de zur Verfügung.

„Einmaliges Umfeld” Machbarkeitsstudie über Medizintechnik-Schwerpunkt Die Medizintechnik in Mittelhessen soll ein professionelles Clustermanagement bekommen. Dies ist das Ergebnis einer Standortstudie, die vom „Regionalmanagement Mittelhessen“ in Auftrag gegeben worden ist. Anfang des Jahres wurde der Branchenreport in Gießen vorgestellt.

in der Medizintechnik auf: Hier finden sich mehr Medizintechnikfirmen als im Landesdurchschnitt, wenn das Verhältnis zu allen umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen zugrunde gelegt wird.

„Ein einmaliges Umfeld von wissenschaftlicher Forschung und Lehre und hervorragendem wirtschaftlichen Potenzial“ bescheinigt Markus Wessel der Region. „Unsere Potenzialanalyse hat einen eindeutigen Medizintechnik-Schwerpunkt festgestellt“, führt der Geschäftsführer der Beratungsfirma „Exper-Consult“ aus, die das Gutachten abgefasst hat. Gefördert wurde die Studie vom Hessischen Wirtschaftsministerium.

Überraschendes Ergebnis Die identifizierten Medizintechnik-Firmen wurden umfassend befragt, ebenso wie Fachleute aus der Forschung. Das überraschende Resultat: Die Errichtung eines großen Medizintechnik-Zentrums wird als verzichtbar angesehen. Stattdessen regt das Gutachten an, bei Bedarf flexible bauliche Maßnahmen zu ergreifen, die an konkrete Projektbedürfnisse angepasst werden können. Diese Gebäude sollten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hochschulen entstehen.

Die Expertise identifizierte in Mittelhessen 450 Medizintechnikunternehmen aller Sparten – von der Forschung bis zum Vertrieb. Der Regierungsbezirk Gießen weist herausragende Kompetenzen

Nachholbedarf besteht vor allem dort, wo es um die privatwirtschaftliche Nutzung von Know-how und Infrastruktur der akademischen Einrichtungen geht: Nur gut 10 Prozent der Unternehmen geben

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Das Gutachten analysiert detailliert die Kompetenzen, die Mittelhessen in der Medizintechnik und angrenzenden Feldern aufweist, sowohl in der Wissenschaft als auch in den Unternehmen. Die Autoren geben Empfehlungen, wie sich die regionalen Stärken weiter ausbauen lassen: Zum Beispiel indem man einen institutionellen Ansprechpartner schafft, der Vernetzung fördert und Projekte initiiert. Zu seinen Aufgaben würde auch gehören, Kooperationen zu betreuen und Veranstaltungen anzubieten.

Enthusiasmus für Medizintechnik: Oberbürgermeister Heinz-Peter Haumann (re.) bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie, unterstützt durch Professor Martin Fiebich von der Fachhochschule GießenFriedberg

an, dass der Zugang zu diesen Ressourcen einfach sei. Hier solle ein qualifiziertes Clustermanagement Abhilfe schaffen, das bei der TransMIT GmbH als einer anerkannten Transfereinrichtung der Region angesiedelt werden soll, empfiehlt die Studie. Auch Erwartungen gegenüber der öffentlichen Hand fragte die Erhebung ab. Am deutlichsten wurde der Bedarf an Förderberatung laut. Knapp 50 Prozent der Unternehmen haben Interesse an Kooperationsbörsen, und ebenso viele wünschen sich, dass ihnen Kontakte zur Wissenschaft vermittelt werden. Ähnlich hoch ist die Nachfrage nach einem Fachkräftemarketing, das den Firmen qualifiziertes Personal zuführt. Großen Zuspruch fand auch der Vorschlag, Weiterbildungsveranstaltungen anzubieten.

Zur Realisierung der identifizierten Handlungsempfehlungen wird „Exper-Consult“ eine Durchführungsstudie erstellen. Deren Ziel ist es, konkrete Technologieprojekte zu ermitteln. Mit den Ergebnissen ist noch vor den Sommerferien zu rechnen. ha

Teil 1 der Studie „Entwicklungsmöglichkeiten der Medizintechnik in Mittelhessen“ ist vom Verein „MitteHessen“ zu beziehen: Regionalmanagement für Mittelhessen c/o IHK Gießen-Friedberg Telefon: 06 41 / 79 54-25 30 www.mittehessen.de

„Vollständig, sicher, schnell.“ Die „elektronische Krankenakte“ im Test. Der Probelauf für die digitale Krankenakte CIMECS hat begonnen. Die Technologie ermöglicht „einen sicheren Austausch von Patientendaten zwischen niedergelassenen Ärzten und Klinikum“, betonte Hessens Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel zu Beginn des Testbetriebs. In den kommenden Monaten haben 90 Ärzte Gelegenheit, Erfahrungen mit der elektronischen Krankenakte zu sammeln. Das „Central Interdisciplinary Medicare System“ CIMECS ist ein Internetportal für Mediziner, mit dem Behandlungsprozesse dokumentiert und gesteuert werden können. Es ermöglicht eine reibungslose Kommunikation zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten. Die Patientenplattform wurde vom Universitätsklinikum Gießen und

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Marburg entwickelt; das Hessische Wirtschaftministerium und die Deutsche Telekom haben dafür insgesamt eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Röntgenbild per Mausklick „Der Schlüssel für eine bessere Patientenversorgung liegt in der Verfügbarkeit aller relevanten Patienteninformationen am richtigen Ort“, führte der Wirtschaftsminister zu den Zielen des Projekts aus. CIMECS soll es möglich machen, Patientendaten sicher und effizient zu übermitteln. Stammdaten, Diagnosen und individuelle Risikofaktoren werden zentral archiviert und sind online zugänglich – die Kommunikationsplattform bietet einen kompletten Überblick über Krankengeschichte und aktuelle Befunde.


Effizienter Informationsaustausch: Projektleiter Kurt-Heinz Marquardt (rechts) erläutert dem Hessischen Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel die Vorzüge von CIMECS (Foto: AG Marquardt)

Boxweltmeister Sven Ottke ließ sich auf dem hessen-media-Stand während der CeBIT schon mal von den Vorteilen überzeugen, die eine Vernetzung mit sich bringt: Er hatte sich als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt, um vom Gießener Team um Professor Kurt-Heinz Marquardt auf Herz und Nieren untersucht zu werden. Nicht die geringste Formschwäche blieb den Medizinern verborgen: Nachdem Ottke einen Fahrrad-Leistungstest absolviert hatte, begutachtete ein zugeschalteter Fachmann vom fernen Gießen aus die Ultraschallaufnahmen, die seine Kollegen in Hannover anfertigten. Ohne Zeitverzug konnte sofort die richtige Entscheidung gefällt werden, wie weiter zu verfahren sei. Der behandelnde Arzt braucht somit keine Doppel-Untersuchungen durchzuführen, ehe er die adäquaten Maßnahmen einleitet. Insbesondere in Notfällen hilft CIMECS wertvolle Zeit sparen, indem die Helfer vor Ort schnell Zugriff auf lebenswichtige Daten erhalten. Auf diese Weise lassen sich Informationsengpässe vermeiden, wie sie bislang noch häufig an der Nahtstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung auftreten. „Kein Zutritt für Unbefugte“ Um das Informationssystem nutzen zu können, benötigt man einen Internetanschluss – und eine spezielle Chipkarte. Diese trägt eine digitale Signatur, die einer rechtsverbindlichen Unterschrift gleichkommt. Die hessische Landesärztekammer testet für das Projekt einen elektronischen Mitgliedsausweis, der in diesem Rahmen erstmals zum Einsatz kommt. Zudem fließen die Daten nicht einfach ungesichert über das Internet, sondern sind durch ein besonderes Sicherheitsprotokoll verschlüsselt. „Es gilt der Grundsatz: Kein Zutritt für Unbefugte“, heißt es hierzu von der TelekomTochter T-Systems.

CIMECS hält fit: Boxweltmeister Sven Ottke (im Fahraddress) auf der Cebit bei hessen-media, unterstützt vom Sportreporter Werner Hansch (oben re.) (Foto: Grabow)

Die digitale Krankenakte werde die Patientenversorgung verbessern und Kosten sparen, indem sie Mehrfachuntersuchungen vermeiden helfe, versprach Hubert Haag von T-Systems. Geplant ist, den Testbetrieb auf 200 Ärzte auszuweiten, sobald die Pilotphase abgeschlossen ist. ha CIMECS ist ein gemeinsames Projekt des Landes Hessen und der Deutschen Telekom im Rahmen ihrer strategischen Kooperation „multimedia-initiative hessen“. Kontakt: www.mmi-hessen.de

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Neues Angebot der Aktionslinie: Das Internetportal hessen-medtech Medizintechnik ist eine der Säulen einer modernen Gesundheitswirtschaft. Einen Überblick über die vielfältigen Potenziale der Medizintechnik in unserem Bundesland gibt das neue Internetportal hessenmedtech.

hessen-medtech ist ein Angebot des Hessischen Wirtschaftsministeriums im Rahmen der Aktionslinie hessen-biotech. Es dient dem Zweck, Partnern in der Gesundheitswirtschaft den Zugang zu Medizintechnik aus Hessen zu erleichtern. ha

Auf der Website finden sich aktuelle Informationen über den Standort, zum Beispiel die Branchenstudie „Medizintechnik in Hessen“ als PDF-Dokument zum Download. Informationen über einzelne Unternehmen bietet der Kompetenzatlas hessen-medtech.

Sie finden die Angebote des neuen Internetportals unter der URL www.hessen-medtech.de

Nachrichten aus der Medizintechnik Medizintechnikpreis für B.Braun Melsungen. Der B.Braun-Konzern hat den „Innovationspreis Medizintechnik“ gewonnen, den das Bundesforschungsministerium (BMBF) gestiftet hat. Bundesministerin Annette Schavan überreichte den Preis während der Fachmese Medica. Die Auszeichnung wurde für das Blutreinigungssystem CardioImmun zuerkannt. Das Verfahren entfernt schädliche Antikörper aus dem Körper, die gegen eine Virusinfektion gebildet werden, aber das Herzgewebe angreifen. Zur Reinigung strömt das Blut über feine Membranen, wobei die Antikörper durch Peptide abgefangen werden. Zur Weiterentwicklung der Technologie stellt das BMBF anderthalb Millionen Euro bereit. B. Braun AG www.bbraun.de

Nie mehr „I did not inhale“! Gemünden. Der Medizintechnik-Hersteller Activaero eröffnet eine Niederlassung in den USA. Sitz der Filiale ist Dublin im Bundesstaat Ohio. Die Dependance solle dazu beitragen, die zahlreichen Kundenbeziehungen in Nordamerika „zu festigen und auszubauen“, sagte Gerhard Scheuch, der Chef des deutschen Mutterunternehmens mit Sitz im Landkreis Waldeck-Frankenberg.

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Activaero ist einer der führenden Produzenten von Inhalationsgeräten. Ein beträchtlicher Teil des Firmenergebnisses werde in den USA erwirtschaftet, betonte Scheuch. Activaero GmbH Axel Fischer, Activaero GmbH, Telefon 0 64 53 / 6 48 18-0

Vermeidbare Stichverletzungen Frankfurt am Main. Stichverletzungen im Krankenhaus können durch sichere Produkte vermieden werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Frankfurter Ärzte durchgeführt haben. Die meisten Verletzungen passieren bei der Entsorgung, schreiben die Autoren. Die Untersuchung wurde von dem Virologen Professor Holger Rabenau zusammen mit Sabine Wickler durchgeführt, die den Betriebsärztlichen Dienst des Universitätsklinikums leitet. Die beiden befragten insgesamt 720 Beschäftigte. „Nadelstichverletzungen verursachen hohe Kosten, die den Mehrkosten für sichere Instrumente gegenübergestellt werden müssen“, so Wicklers Fazit. Derartige Produkte bietet etwa die Firma B.Braun aus Melsungen an. ha/Ricarda Wessinghage (Universität Frankfurt) www.kgu.de


Mehr Raum für Ideen Das FIZ beginnt mit zweitem Bauabschnitt

Das Frankfurter Innovationszentrum FIZ ist von der Standortinitiative „Land der Ideen“ ausgezeichnet worden. „Im Frankfurter Innovationszentrum treffen Experten aus der Life Science zusammen, die mit Know-how, großem persönlichem Engagement und echtem Unternehmergeist innovative Biotech-Ideen entwickeln“, hieß es in der Laudatio.

Bei der Prämierung startete die Veranstaltungsreihe „Wie FIZ für Junge Wissen schafft“, mit der Neugier an der Wissenschaft gefördert werden soll. Zum Auftakt malten Schüler der benachbarten Grundschule Riedberg, was der hessische Biotechnologie-Beauftragte Theo Dingermann ihnen zuvor unter dem Mikroskop gezeigt hatte: Blutkörperchen und Bakterien. (Foto: FIZ)

Die Biotech-Firma Merz Pharma will am Standort Riedberg expandieren. Damit das Unternehmen seine Forschungsaktivitäten ausweiten kann, geht das Frankfurter Innvationszentrum Biotechnologie (FIZ) noch im Frühjahr daran, seinen Gebäudekomplex auszubauen.

stärken. „Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir allein in Forschung und Entwicklung 58 neue Vollzeitstellen geschaffen“, erläuterte der Geschäftsführer von Merz, Bernhard Scheuble. „Wir freuen uns über modernste Laborgebäude und einen Standort, der Synergien mit der Universität und Forschungsinstituten fördert.“

„Das FIZ ist in kurzer Zeit zu einer wichtigen Adresse für Innovation, Forschung und unternehmerische Initiative avanciert“, sagte der Hessische Ministerpräsident Roland Koch, der dem FIZ-Aufsichtsrat vorsitzt. Der bestehende Bauteil des FIZ ist zu 100 Prozent belegt. Um der großen Nachfrage nach Labors und Büroräumen genügen zu können, erweitert das Technologiezentrum seine Flächen um mehr als das Doppelte. Der größte Teil des Neubaus ist bereits an die Firma Merz vermietet, dessen Präparat Memantine der einzige europaweit zugelassene AlzheimerWirkstoff ist. Das Unternehmen hat seinen Sitz schon seit Frühjahr 2006 im FIZ. Mit dem Einzug in den zweiten Bauabschnitt wird es seine Forschungsaktivitäten in Frankfurt-Riedberg noch ver-

Innerhalb von zwei Jahren sind im FIZ rund 120 hochqualifizierte Arbeitsplätze entstanden. Mit dem anstehenden Ausbau werden im gleichen Zeitraum mindestens weitere 180 Arbeitsplätze in der pharmazeutischen Spitzenforschung hinzukommen, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. „Die Entscheidung von Merz Pharma zeigt, dass Infrastrukturmaßnahmen wie das FIZ richtungweisend sind. Sie schaffen attraktive Bedingungen für privatwirtschaftliche Investitionen und stärken den Technologiestandort FrankfurtRhein-Main“, so Ministerpräsident Koch. FIZ/Merz www.merz.de www.fiz-biotech.de

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Erfolgsgeschichten und Zukunftsfragen Das InnovationsForum 2007

Diskussionsplattform der Biotechnologie: Das InnovationsForum

Vor 20 Jahren sind die ersten Arzneimittel auf den Markt gekommen, die biotechnologisch erzeugt wurden. Einige dieser Biologicals sind bereits aus dem Patentschutz gefallen. Ist die Zeit für Nachahmerprodukte gekommen? Und wie stehen künftig die Chancen für innovative, biotechnologische Medikamente? Diese Fragen stehen im Fokus des InnovationsForums 2007. Die alljährlich stattfindende Veranstaltung hat sich als die zentrale Diskussionsplattform der hessischen Biotechnologie etabliert. Das InnovationsForum greift aktuelle Trends auf und beleuchtet neue Marktpotenziale. Die Konferenz fördert den notwendigen Gedankenaustausch, der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verbindet. Nachgeahmte Biomedikamente In diesem Jahr geht es bei dem Treffen um einen Themenkomplex, dem große Bedeutung für die Zukunft der Pharmabranche zukommt: Innovative Arzneimittel aus biotechnologischer Herstellung und nachgeahmte Produkte, also Biologicals und Biosimilars. Neben den neuesten wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen soll auch über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gesprochen werden. Das Ziel ist es, die Chancen zu beschreiben, die sich vor allem für Start-ups und Mittelständler ergeben. Jedem Schwerpunkt ist eine Vortragsreihe gewidmet, in der renommierte Wissenschaftler ebenso zu Wort kommen, wie Vertreter namhafter Unternehmen. Eröffnet wird die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion, an der unter anderem der hessische Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel teilnimmt. Für erste biotechnologische Arzneimittel sind bereits die Schutzrechte ausgelaufen, wie zum Beispiel für das Blutbildungshormon Erythropoetin. Wie bei anderen erfolgreichen Medikamenten,

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verfolgen etliche Firmen eine Nachahmer-Strategie. Das hat zu einer intensiven Debatte über regulatorische Rahmenbedingungen geführt, die neue Richtlinien der europäischen und US-Zulassungsbehörden nach sich zog. Aus dieser Entwicklung ergeben sich eine Vielzahl von Fragen, denen hochkarätige Vorträge gewidmet sind: Welche Erfahrungen machen erfahrene Biosimilar-Hersteller? Welche Perspektiven eröffnen sich für kleine und mittelständische Unternehmen? Wie reagiert der Finanzmarkt auf Nachahmerprodukte? Trends und Ausblick Eine der größten Erfolgsgeschichten für biotechnologisch erzeugte Medikamente stammt aus dem Rhein-Main-Gebiet: Die Insulinherstellung am Standort Frankfurt-Höchst. In der Zulassungsstatistik nimmt die Wirkstoffklasse der Biologicals einen immer größeren Raum ein. Hierzu zählen Fusionsproteine, das Design künstlicher Peptide, sowie Therapeutika auf der Basis von Nukleinsäuren. Die Beiträge einer zweiten Vortragsreihe skizzieren aktuelle Trends und geben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen. Die Foren werden Aspekte der Grundlagenforschung ebenso berühren wie die Wirkstoffentwicklung, die Prozessgestaltung wird genauso diskutiert wie Zulassungsfragen und Pharmaökonomie. Das InnovationsForum endet mit einer Abschlussdiskussion, an dem Referenten beider Vortragsreihen teilnehmen. DT Das sechste InnovationsForum wird in Kooperation mit der Frankfurt Biotech Alliance durchgeführt. Die Veranstaltung findet am 20. Juni 2007 statt und dauert von 10 bis 17 Uhr. Tagungsort ist die IHK Frankfurt am Main. Informationen und Anmeldung unter www.hessen-biotech.de/InnovationsForum


Exzellenzinitiative: Etappensieg für FIRST Freude an der Frankfurter Universität: Die Graduiertenschule FIRST hat Aussichten, durch die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern gefördert zu werden. Die Hochschule wurde in der zweiten Runde des Wettbewerbs aufgefordert, einen ausführlichen Antrag einzureichen. Bei Erfolg gibt es fünf Millionen Euro für das Doktorandenprogramm. Der Promotionsstudiengang der „Frankfurt International Research Graduate School for Translational Biomedicine“ (FIRST) soll Pharmazeuten praxisnah ausbilden, so dass Wirkstoffe rascher den Patienten zugute kommen als bisher. Die Stipendiaten erhalten neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein Training, in dem sie die Entwicklungsstufen kennenlernen, die ein neues Arzneimittel bis zur Zulassung durchläuft. Zu den Forschungsschwerpunkten der Studenten zählen Entzündungen, Schmerz, Krebs und Herzgefäßerkrankungen. Viele aussichtsreiche Vorhaben kommen derzeit noch nicht über die präklinische Entwicklung hinaus. „Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich Wissenschaftler auf Fragen der Arzneimittelsicherheit spezialisieren – auch aus ökonomischen Gründen“, sagt Professor Gerd Geisslinger vom „Zentrum für Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit“ (ZAFES).

Diese Spezialisierung sollte nach Möglichkeit bereits im Studium erfolgen. Die Ausbildung bei FIRST geschieht in intensiver Zusammenarbeit mit entsprechenden Einrichtungen außerhalb der Universität, darunter das Paul-Ehrlich-Institut sowie Zulassungsabteilungen der pharmazeutischen Industrie. Beteiligt ist auch das Georg-Speyer-Haus, das bereits Erfahrungen mit dem erfolgreich etablierten Graduiertenkolleg „Biologicals“ hat. FIRST orientiert sich strikt an den Anforderungen, die der globale Arbeitsmarkt stellt, um die Barrieren zwischen akademischer Forschung und industrieller Anwendung zu überwinden. „Wir waren von unserem Konzept so überzeugt, dass wir schon im März des vergangenen Jahres einen Probelauf gestartet haben“, so Professor Dieter Steinhilber, der Sprecher von FIRST. An dem Pilotprogramm des ZAFES nehmen 33 Studenten der Chemie, Medizin und Pharmazie teil. Der Erfolg spricht für sich: Ein großer Teil der Absolventen hat schon während der Doktorarbeit lukrative Stellenangebote in der Tasche. Anne Hardy (Universität Frankfurt)/ha

www.uni-frankfurt.de

Gemeinsam zum Messe-Erfolg hessen-biotech und Science4Life auf der BIOTECHNICA 2007 Premiere auf der BIOTECHNICA: Die Aktionslinie hessen-biotech und die Gründerinitiative Science4Life organisieren den diesjährigen Messeauftritt unseres Bundeslandes in enger Abstimmung miteinander. Beide Gemeinschaftsstände liegen direkt nebeneinander. Während der Ausstellung wird der Auftakt zur neuen Runde des Gründerwettbewerbs stattfinden – als Jubiläumsveranstaltung im zehnten Jahr seines Bestehens! Die hessische Messebeteiligung kann auch dieses Mal mit zahlreichen Vorzeigeunternehmen aufwarten; außerdem sind hochkarätige Hochschulteams und erfahrene Technologietransfer-Einrichtungen dabei. Die Beteiligung am Hessen-Auftritt zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus: Die Aussteller präsentieren sich dem internationalen Fachpublikum auf 300 Quadratmetern. In diesem Rahmen

Immer wieder ein Erfolg: Der Gemeinschaftsstand der Aktionslinie hessen-biotech auf der BIOTECHNICA

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nutzt jeder Teilnehmer eine eigenständige Standeinheit, profitiert aber zugleich von der kompletten Infrastruktur. Die Aktionslinie hat für ein attraktives Standdesign gesorgt, das sich in den Grundzügen an der publikumswirksamen Gestaltung in den Vorjahren orientiert. Nicht zuletzt: Die Aussteller können sich mit Vorträgen und Produktpräsentationen am Programm des HessenForums beteiligen, eingerahmt von Diskussionsrunden und professioneller Moderation. Die unmittelbare Nähe des Science4LifeStandes bietet vielfache Gelegenheit, mit den besten Gründungsprojekten der vergangenen Jahre ins Gespräch zu kommen.

Die BIOTECHNICA ist die deutsche Leitmesse der Branche. Etwa ein Viertel der Besucher kommt aus dem Ausland. Mehr als zwei Drittel der Gäste sind Entscheidungsträger. Für 2007 erwartet die Messegesellschaft nochmals eine leichte Steigerung auf rund 13000 Besucher. Auch eine Teilnahme am hessen-biotech-Stand lohnt sich: Mehr als 90 Prozent der Mitaussteller gaben vor zwei Jahren an, dass sie mit dem Verlauf der Messe zufrieden oder sogar sehr zufrieden waren. ha Informationen zum hessischen Gemeinschaftsstand auf der BIOTECHNICA 2007 finden sich unter www.hessen-biotech.de im Menüpunkt „Veranstaltungen“.

Aktuelle Ausschreibungen Symbiosen mit Ertrag – Der Hessische Kooperationspreis 2007 Zusammenarbeit wird belohnt: Das Technologie Transfer Netzwerk Hessen (TTN) schreibt zum dritten Mal den Hessischen Kooperationspreis aus. Er wird an mittelständische Unternehmer und Wissenschaftler verliehen, die sich zusammentun, um das Know-how aus der Forschung für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg nutzbar machen. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert. Um den Preis können sich Projektkonsortien bewerben, sofern mindestens einer der Partner seinen Hauptsitz in Hessen hat. Unter den Beteiligten sollen sich eine wissenschaftliche Einrichtung sowie ein kleines oder mittelständisches Unternehmen befinden; der Projektabschluss muss zwischen Anfang Mai 2005 und Ende Mai 2007 liegen. Weitere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung: Die Zusammenarbeit bezieht sich auf ein konkretes Projektziel, bei dem Know-how von einem Partner zum anderen fließt. Die Kooperation muss vertraglich geregelt sein, wobei die Aufteilung des Gewinns im Vorfeld vereinbart wurde.

Einsendeschluss für den diesjährigen Hessischen Kooperationspreis ist der 31. Mai 2007. Bewerbungsunterlagen und weitere Informationen finden sich unter www.ttn-hessen.de, oder sind zu beziehen über die Geschäftsstelle des TTN bei der HA Hessen Agentur: Sven Mayer Telefon 06 11 / 7 74 86 44 sven.mayer@hessen-agentur.de

Wissenschaftspreis der Handwerkskammer Die Handwerkskammer Kassel und die PhilippsUniversität Marburg haben zum dritten Mal einen Wissenschaftspreis ausgelobt. Er honoriert herausragende Magister- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen, deren wirtschaftliches oder technologisches Thema sich auf den betrieblichen Alltag übertragen lässt oder eine direkte Relevanz fürs Handwerk hat. Die Auszeichnung ist mit 2500 Euro dotiert. Eingereichte Arbeiten müssen zwischen 2004 und 2006 begutachtet worden sein. Bewerbungssfrist ist der 30. September 2007. www.uni-marburg.de/forschung/ forschungsfoerderung/hwkammer-preis

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Medizintechnik-Wettbewerb: Auf zur neuen Runde

Transfer von Ergebnissen der Genomforschung

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) ruft zur Teilnahme am Innovationswettbewerb Medizintechnik auf. Zweck der Förderung ist es, den Weg von der Idee zu einer medizinisch nutzbaren und wirtschaftlich umsetzbaren Technik zu verkürzen. Das Programm umfasst zwei Module, welche die Lücke zwischen Grundlagenforschung und marktnaher Forschung schließen. Im „Basis-Modul“ werden grundlegende Schlüsselexperimente unterstützt, die zum Nachweis der Machbarkeit einer neuen Technik in der Medizin dienen; die Zuschüsse hierfür können bis zu 300.000 Euro betragen. Im „Transfer“-Modul gibt es bis zu anderthalb Millionen Euro für F&E-Vorläufervorhaben; das sind Projekte, die einer vorwettbewerblichen Entwicklung noch vorausgehen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen technischen Entwicklern und klinischen Anwendern ist ausdrücklich gefordert. Formlose Vorlagen können bis zum 31. Mai eingereicht werden.

Medizinische Genomforschung und Systembiologie haben zu Erkenntnisfortschritten in Diagnostik und Therapie geführt. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) strebt einen effizienten Transfer solcher Erkenntnisse in die medizinische und indus-trielle Anwendung an und fördert daher „Innovationsallianzen der medizinischen Genomforschung“ (IA). Gefördert werden Partnerschaften zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die entweder Ergebnisse aus der Humangenomforschung in Richtung patentfähiger Produkte weiterentwickeln, oder valide Verfahren zur funktionellen Genomforschung erarbeiten, die ein klares Potential für die medizinische oder industrielle Nutzung aufweisen. IA können drei Jahre lang bis zu drei Millionen Euro jährlich an Zuwendungen erhalten. Projektskizzen werden bis zum 21. Juni 2007 erbeten. Projektträger DLR, Gesundheitsforschung Telefon 02 28 / 38 21-2 10 www.gesundheitsforschung-bmbf.de

Projektträger im DLR für das BMBF, Gesundheitsforschung www.pt-dlr.de

EuroTrans-Bio – Initiative für transnationale KMU-Förderung Die Forschungsförderung der EU bietet außer den Maßnahmen in den Rahmenprogrammen zusätzliche Förderprogramme, die ihrer Struktur nach weniger umfangreich und daher für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) leichter zugänglich sind. Aus aktuellem Anlass stellen wir an dieser Stelle die Initiative EuroTrans-Bio vor, die jetzt in die zweite Ausschreibungsrunde geht. EuroTrans-Bio ist darauf fokussiert, die nationalen Forschungsförderungsprogramme der Partnerstaaten und -regionen für KMU im Bereich der Biotechnologie zu koordinieren. Ziel ist es, durch eine abgestimmte Förderung wesentliche Synergieeffekte zu erzielen und die Konkurrenzfähigkeit der KMU im internationalen Wettbewerb zu steigern.

An der zweiten Ausschreibung von EuroTrans-Bio beteiligen sich Deutschland, Österreich, Frankreich, Finnland, das spanische Baskenland, die Region Flandern in Belgien, Italien und Spanien. Für die Ausschreibung wurden Fördermittel in Höhe von bis zu 35 Millionen Euro bereitgestellt. Die Ausschreibung ist themenoffen für alle Projektvorschläge aus den Bereichen der industriebezogenen und angewandten Forschung der Biotechnologie. Gefördert werden Verbünde von Biotech-Firmen aus mindestens zwei der beteiligten Länder. Akademische Forschungsgruppen können den Konsortien ebenfalls angehören, wenn ihr Beitrag zur Erreichung der Projektziele erforderlich ist. Die Ausschreibung beginnt am 15. März. Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig. Weitere Details über

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die Modalitäten der Ausschreibung werden rechtzeitig im Bundesanzeiger veröffentlicht und sind auch über die Webseiten des Projektträgers Jülich (www.fz-juelich.de/ptj/rahmenprogramm-biotechnologie/) und das Webportal der Initiative EuroTrans-Bio (www.eurotransbio.net) zu erfahren. HU

Weitere Auskünfte erhalten Sie von Nicole Jansen IRC Hessen/Rheinland-Pfalz Telefon 06 11 / 7 74-86 33 nicole.jansen@hessen-agentur.de Helmut Unger IRC Hessen/Rheinland-Pfalz Telefon 06 11 / 7 74-86 50 helmut.unger@hessen-agentur.de

Technologie-Angebote Nr.

Land

Projekt

Stand

Gesucht

07 IE IEEI 0H9V

IE

Novel rapid diagnostic test for detection of Candida albicans yeast infections in blood. An Irish research team has developed a diagnostic test that permits the specific and rapid identification of the yeast pathogen Candida albicans. This test facilitates the rapid identification of C. albicans as the cause of a particular sepsis episode so that bacterial sources of infections can be ruled out, thereby quickly facilitating the administration of appropriate anti-fungal therapy.

Available for demonstration

Diagnostics company with an existing/ expanding/complementary range of nucleic acid based diagnostic products for licence agreement. Additional development and optimisation of the technology for a commercial diagnostic application.

07 ES MADG 0H5O

ES

Kit for assessing Sperm DNA Fragmentation in a large number of animal species. A university spin-off company located in Madrid has developed a rapid Sperm DNA Fragmentation kit for different animal species. The new kit for animals provides instant information about DNA quality of each sperm cell. Its use is pertinent for assessing sperm quality characteristics and infertility in animal reproduction studies.

Already on the market

Company or research centre working on animal health, which may be interested in a technical cooperation for the development of new kits for different animal species. They would also welcome commercial agreement.

07 NL NLSE 0HBE

NL

Improved method for detection of proteolytic enzymes: In the present invention a major improvement of the modified pro-enzyme technology has been made, which results in elimination of the constraints typical of serine proteases, and in principle enabling the development of substrates for any target protease. The modified pro-enzyme technology is not limited by the constraints typical of serine proteases, and in principle enables the development of substrates for any target protease.

Available for demonstration

Partners from the field of biotechnology for license agreement

07 BE FLIW 0HCW

BE

A yeast screen technology platform for high-throughput genotoxicity testing. For their high-throughput drug discovery program a Flemish company active in the drug discovery of Alzheimer’s disease and Parkinson’s disease developed an in-house diagnostic test based on a genetically modified yeast strain. The cells of the yeast strain are modified in such a way that they have improved absorption capacity for extracellular test compounds. This leads to a more sensitive assay compared to other commercial screening tests.

Already on the market

The company is looking for partners interested in non-exclusive licensing (target market: biotech and pharma industry) or royalty-based collaboration or partnerships (mainly CRO’s).

Technologie-Gesuche Nr.

Land

Projekt

Gesucht

07 BE FLIW 0HGI

BE

Development of a quick test to determine the quality of biofuels

The company is interested in the development of a test kit or in the improvement of existing test kits for the quick evaluation of biodiesel or/and pure plant oil as a first-line inspection tool. They want to introduce onto the market a simple (non-skilled people must be able to do the test), cheap (sales price circa 1 euro per test), safe (no contact possible with dangerous chemical compounds and easy recycling), robust (independent of climate conditions) and quick test (few minutes). The result of the test should be a “Pass/No Pass” signal. They are now looking for technical collaboration to develop the quick test. The partner can be both an industry, academy or research organisation. The company is also interested in the joint improvement/adaptation and commercialisation of an existing kit.

07 TR TEEU 0H2N

TR

The Flemish branch of a multinational company offers quality control services for oil, gas, chemical, agricultural, mineral and pharma industries.It is observed that a large number of smaller producers are emerging all around Europe. These companies do not all have a fully equipped laboratory and have a need for simple testing that can give a ‘pass/no pass’ answer for the most critical quality parameters. Furthermore end-users of biofuels (fleet companies, individual car owners, truck companies, etc.) do not have a possibility to quickly check the quality of the biofuel that they just bought.

Technology for Production of Bioethanol from Brewers’ Spent Grain A Turkish brewing company is seeking a technology to recover bioethanol from spent grain wastes. This waste is usually sold as animal feed. They are looking for a technology to evaluate this waste and produce a more value added product out of the grain wastes.

The company is looking for a research centre or a company that has the technology or own know-how to be implemented to this project. The goal is to regenerate the waste into a more value added product than animal feed. It is estimated that bioethanol production can be a good alternative to animal feed. Anyway, alternative methods, technologies and ideas are welcome.

Nähere Informationen zu den Technologie-Profilen bitte mit dem Faxformular auf der Seite 31 anfordern.

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Potenzial der Tausendsassas Diskussion über Stammzelltherapie bei der IHK Frankfurt Stammzellen sind Alleskönner. Sie bringen unterschiedliche Zelltypen aus sich hervor, die etwa nach einem Herzinfarkt das erkrankte Gewebe regenerieren. Auf Einladung der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) loteten Kenner der Materie aus, wie es um die wirtschaftlichen Perspektiven der regenerativen Medizin steht. Die Veranstalter konnten mit sachkundigen Referenten aufwarten: Professor Dieter Hoelzer, Direktor der Frankfurter Uniklinik für Hämatologie und Onkologie, führte in allgemeinverständlicher Form in das Thema ein. Sein Kollege Professor Andreas Zeiher erklärte, wie Stammzelltherapie nach einem Herzinfarkt helfen kann, die Neubildung von Gefäßen zu fördern. Eine große Studie habe erwiesen, dass die Pumpleistung des Herzens sich verbessert, wenn man Vorläuferzellen aus dem Knochenmark injiziere. Der Kölner Medizinprofessor Jürgen Hescheler entwarf ein Bild der biotechnologischen Zukunft, in der Stammzellen künstlich aus Körperzellen gewonnen werden, und Zellen sich dank eingeschleuster Gene in jede gewünschte Richtung entwickeln.

Wie kann sich die Multipotenz der Stammzellen wirtschaftlich entfalten? Darüber sprachen die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion. Gregor Schulz hob die Anforderungen hervor, die mit der Handhabung des lebenden Materials verbunden sind, zum Beispiel bei der Abtrennung von Zellen. Wegen dieses Aufwands sei das Geschäft für große Gesundheitskonzerne unrentabel, führte der Chef von Biotest weiter aus – die prozessierten Mengen seien zu klein. Thomas Gottwald widersprach: „Die Pharmaindustrie verabschiedet sich vom Blockbuster“, so der Geschäftsführer von Fresenius Biotech, „denn die Medizin diversifiziert sich immer stärker.“ Im Ergebnis bestand immerhin Einigkeit: Innovative Medizinprodukte müssen nicht teuer sein – im Verhältnis zu anderen Behandlungskosten. „Das Geld für Stammzelltherapie kann anderswo eingespart werden“, lautete das Fazit Karl-Gerhard Seiferts von AllessaChemie. Johannes Scholten www.frankfurt-main.ihk.de

„Ganz neue Wissenschaft” Ernst Ludwig Winnacker im Gespräch Vom Knaben in Königsstein zu einem Weltmann der Wissenschaften: Dies ist der biografische Bogen, den das vorliegende Buch von Ernst Ludwig Winnacker spannt. Zum Ende seiner Amtszeit bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat deren bisheriger Präsident eine Art Resumee vorgelegt – eine lesenswerte, anregende Lektüre. Der schmale Werk versammelt fünf Gespräche, die der gebürtige Frankfurter mit einer langjährigen Mitarbeiterin und einem Journalisten geführt hat. Die Themen wechseln schnell, und manches wird ein wenig zu pauschal abgehandelt - mitunter wünscht man sich beim Lesen, Winnacker ließe sich und dem Leser ein bisschen mehr Zeit zum Erzählen. Das mag daran liegen, dass man mit der geistigen Wendigkeit des 65jährigen nicht leicht mithalten kann. Der große Vorzug eines solchen Interviewbandes liegt in seinem lebhaften Duktus. Das kommt dem Buch vor allem dort zugute, wo von den Fortschritten der Molekulargenetik die Rede ist, dem Gebiet von Winnackers ureigenen Forschungen,

Für Sie gelesen oder von seinen wissenschaftspolitischen Visionen. Man spürt sofort, welche Themen ihm am Herzen liegen: Die Nachwuchsförderung gehört ebenso dazu, wie die Öffnung der Wissenschaften – zwischen den Disziplinen, aber auch gegenüber der Gesellschaft. Der Biochemiker lässt uns teilhaben an den aufregenden Pioniertagen der Genforschung, die er als eine „Zeitenwende” erlebt hat, so der Titel des Buches. Und er entwirft ein Bild von der Wissenschaft der Zukunft, die er vor noch größeren Umwälzungen sieht: „Wir müssen Abschied nehmen vom Reduktionismus”, fordert Winnacker mit Emphase: „Das ist ein ganz neuer Wissenschaftsbegriff, das ist im Grunde eine ganz neue Wissenschaft.” Man darf gespannt sein, welche Agenda der Funktionär in seinen neuen Amt verfolgt: Seit Februar ist er Vorsitzender des Europäischen Forschungsrates. Johannes Scholten Ernst Ludwig Winnacker: Wissenschaft an der Zeitenwende. Im Gespräch mit Marco Finetti und Eva-Maria Streier. Freiburg im Breisgau (Herder) 2006, 190 Seiten, 9,90 Euro

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Im Lande Mitschurins Kooperationsreise nach Moskau Moskau war das Ziel der jüngsten Kooperationsreise, die das Kasseler Ost-West-Wissenschaftszentrum mit seinen Partnern im März durchführte. Die russische Hauptstadt hat sich zur Drehscheibe für die Biotechnologie des Landes entwickelt, seitdem die Metropole den „Internationalen Biotech World-Kongress“ beherbergt. 24 Wissenschaftler und Unternehmer aus der ganzen Bundesrepublik wollten es sich nicht nehmen lassen, die russische Branche kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Im Mittelpunkt der Reise stand das Deutsch-Russische Kooperations-Forum „Life Science / Biotechnology“, auf dem deutsche und russische Teilnehmer die Gelegenheit nutzten, ihr Forschungsinstitut oder Unternehmen in einem Kurzvortrag vorzustellen. Vom Main an die Moskwa So referierte Volker Sperber von der Universität Kassel über umweltfreundliche Polymer-Kunststoffe. Anschließend sprach Herrmann Uchtmann von der Philipps-Universität Marburg über Bio- und Chemosensoren. Michael Fischer vertrat das Fuldaer Institut für Umwelt und Gesundheit; sein Vortrag behandelte umweltanalytische Methoden zur Schadstofferkennung. Es folgte ein Workshop über die Rahmenbedingungen für Innovationen; das Rhein-Main-Gebiet als Standort von Pharma, Chemie und Biotechnologie wurde von Kerstin Porten präsentiert, die für die Wirtschaftsförderung Frankfurt teilnahm.

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Am zweiten Reisetag stand der Besuch der internationalen Messe auf dem Programm; dort wurde auch ein deutscher Gemeinschaftsstand organisiert. Darüber hinaus bestand bei Fachexkursionen Gelegenheit, die Lomonossow-Universität und das herausragende Institut für Bioorganische Chemie der Russischen Akademie der Wissenschaften kennen zu lernen. Die vielfältigen Angebote machten es den Teilnehmern leicht, eine Reihe zukunftsträchtiger Kooperationen anzubahnen. Fünf hessische Wissenschaftler konnten Partnerinstitute besuchen und konkrete Projektvorhaben weiterentwickeln. Wegen des großen Erfolgs der Reise denken die Veranstalter an eine baldige Wiederholung. ha www.bruecke-osteuropa.de Im Rahmen ihrer Netzwerkaktivitäten erhält das Ost-West-Wissenschaftszentrum kontinuierlich Kooperationsangebote aus Russland. Nachfolgende Tabelle führt eine kleine Auswahl an. Weiter gehende Auskünfte erteilen Nicole Burghardt und Isabella Raszcyk: Universität Kassel, Ost-West-Wissenschaftszentrum Telefon 05 61 / 8 04-36 09 Fax 06 51 / 8 04-37 92 E-Mail: gorzka@uni-kassel.de www.owwz.de.

BI-0001

Development kinetic models of the glutathione metabolism and application to quantify experimental data Institute for Systems Biology SPb - Moscow

BI-0004

Kinetic modeling of the interaction of oxidative phosphorylation and the antioxidant system of mitochondria as a model of cell aging Institute for Systems Biology SPb - Moscow

P-0002

Investigation of extremophiles – including Black Yeast Fungi – as producers of biologically active substances Saint-Petersburg State CHEMICAL PHARMACEUTICAL ACADEMY

MB-0001

Soluble forms of immune cell membrane antigens in patients with severe trauma N. I. Lobachevsky State University of Nizhni Novgorod

MB-0002

Cell-cell, cell-surface interactions: mechanisms, genetic determinants, prevention, and application Institute of Biophysics SB RAS, Krasnoyarsk

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Sensoren für Medizin und Pflanzenforschung: Thomas RECORDING Die Anzahl älterer Menschen steigt in den Industrieländern rapide an. Deswegen wächst auch die Anzahl von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen. Damit man erfolgreiche Therapien entwickeln kann, gilt es die zugrunde liegenden pathophysiologischen Vorgänge zu verstehen. Hierfür werden Spezialgeräte und Apparaturen benötigt, die neurophysiologische Vorgänge messbar machen, etwa die Ausschüttung von Transmittern. Die Entwicklung und Herstellung solcher Produkte für medizinische und elektrochemische Anwendungen sind das Kerngeschäft der Thomas RECORDING (TREC). Zentraler Bestandteil des Produktportfolios sind Mikroelektroden, die nicht nur elektrische Ableitungen ermöglichen. Vielmehr sind bereits Sensoren in Erprobung, mit denen gezielt Substanzen wie der Neurotransmitter Dopamin gemessen werden können. Dies wird durch eine Spezialbeschichtung möglich, die eine Ablagerung störender Substanzen auf der Elektrode verhindert, durch welche diese unbrauchbar würde. Über die Forschung hinaus könnten diese Sensoren im klinischen Einsatz genutzt werden, um die Wirksamkeit einzelner Therapien zu überprüfen. Neben solchen Einzelelektroden produziert Thomas RECORDING als weltweit einziger Hersteller spezielle Multifaserelektroden. Sie bestehen aus mehreren metallischen Innenleitern, die zur Isolation mit Quarzglas umhüllt sind. Zur präzisen Positionierung dieser Elektroden – beispielsweise im Gehirn – hat Thomas RECORDING gemeinsam mit der Arbeitsgruppe für Neurophysik an der Universität Marburg einen motor getriebenen Mikroelektrodenmanipulator entwickelt und zur Marktreife gebracht. Thomas RECORDING wurde 1989 in Marburg gegründet, seit dem Jahr 2000 hat die Firma ihren Sitz im Gießener Europaviertel – „für uns durch den guten Autobahnanschluss und die Nähe zum Frankfurter Flughafen ein idealer Standort“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Uwe Thomas. Das Unternehmen beschäftigt 21 Mitarbeiter.

Präzise Messung: Der TREC-Neuronavigator positioniert Mikroelektroden im Gehirn. Das Bild zeigt den Mikromanipulator auf das halbrunde Stereotaxiesystem eines anderen Herstellers montiert.

Management der Thomas RECORDING GmbH: Die Inhaber Sascha und Uwe Thomas mit dem technischen Leiter Dirk Höhl (v. r. n. l.; Fotos: Thomas RECORDING)

Herr Thomas, welche Idee verfolgten Sie bei der Firmengründung? Unser Ziel war es, die Geräte und Mikroelektroden, die wir an der Philipps-Universität Marburg entwickelt hatten, für den Markt zugänglich zu machen. Viele Arbeitsgruppen aus der ganzen Welt, vor allem aus den USA, hatten nachgefragt, weil sie unsere Technik in ihrem Labor nutzen wollten. Die Universität konnte diesen Schritt nicht leisten. Im Grunde handelte es sich um eine Ausgründung – auch wenn der Begriff damals noch nicht in aller Munde war.

Worauf liegt der Schwerpunkt Ihrer Produktentwicklung? Unser Schwerpunkt ist die Neuroforschung. Wir haben fortgesetzt, was wir von Anfang an gemacht haben: Institute, die neurowissenschaftlich arbeiten, mit Gerätschaften zu versorgen. Mit den von uns entwickelten Mikroelektroden lassen sich zum Beispiel Dopamin und Ascorbat nachweisen. Das kann in der Neuroforschung genutzt werden, um die Transmitterausschüttung zu messen und Aktionspotenziale abzuleiten. In der Biologie lässt sich über Ascorbatmessungen der Stresszustand der Pflanzen bestimmen.

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Die Pflanzenforschung ist ein völlig anderes Gebiet als die Neurophysiologie. Wie kam es, dass Sie Mikroelektroden für diesen Bereich entwickelt haben? Das Projekt ist durch die Zusammenarbeit mit Stefan Hanstein entstanden, der zur Arbeitsgruppe von Professor Felle am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Gießen gehört. Über ein Drittmittelprojekt haben wir kleine Elektrodenfasern und eine Beschichtung entwickelt, die man in Pflanzen einsetzen kann, um die Vitamin C-Konzentration in kleinen Atemöffnungen der Blätter zu messen und auf diesem Weg den oxidativen Stress von Pflanzen zu bestimmen. Die Mechanismen sind bisher zwar noch nicht umfassend erforscht. Wir wissen aber, dass Vitamin C eine große Bedeutung für die Abwehr von Krankheitserregern besitzt, sowie für die veränderte Resistenz der Pflanze aufgrund von Umwelteinflüssen.

Haben die Ascorbatsensoren bereits Produktreife erlangt? Derzeit arbeiten wir noch an der Haltbarkeit der Beschichtung, die Sensoren sind also noch im experimentellen Stadium, funktionieren aber sehr gut. In jedem Fall werden wir aber weiter an dieser Technologie arbeiten, um sie bis in zweieinhalb Jahren auf den Markt zu bringen.

Für den Dopaminsensor entwickeln Sie ein motorgetriebenes Neuronavigationssystem, um die Elektroden im Gehirn zu positionieren. Wie weit sind Sie auf diesem Weg? Das Neuronavigationssystem ist bereits im Einsatz, allerdings werden im Moment nur neuronale Ableitungen gemacht. Derzeit bauen wir jedoch eine Abteilung auf, die die Dopaminbeschichtung für den industriellen Einsatz entwickeln soll. Wir konnten bereits zeigen, dass die Selektivität der Sensoren hoch ist. Wir hoffen, in etwa einem Jahr die Marktreife zu erreichen. Prämierte Innovation: Erfolgsbilanz von Thomas RECORDING 1997 – Zweiter Platz beim Hessischen Innovationspreis 1999 – Sieger beim Deutschen Mittelstandspreis 2004 – Hessischer Innovationspreis – Sonderpreis der hessischen Kreditinstitute, für die Entwicklung von Nano-Chemosensoren

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Welche Substanzen lassen sich mit Ihren Mikroelektroden nachweisen? Es sind zum jetzigen Zeitpunkt bereits Dopamin, Serotonin und Ascorbat mit unseren Elektroden gemessen worden. Unsere Zielmoleküle sind jedoch sämtliche elektroaktiven Neurotransmitter, also Substanzen, die reduzierbar oder oxidierbar sind.

Etwa 80 Prozent Ihres Umsatzes machen Sie in den USA. Wie kommt das? Wir haben von Anfang an die meisten Kunden in den USA gehabt, weil Professor Vernon Mountcastle, ein bekannter Neurophysiologe aus den USA, als erster unsere Geräte erworben hat. In der Folge haben seine Doktoranden und Studenten ebenfalls unsere Produkte gekauft. Kurioserweise haben wir auch viele Kunden in Europa dadurch gewonnen, dass sie unsere Geräte in den USA in der Anwendung gesehen haben.

Wie sehen Ihre Unternehmensziele für die kommenden Jahre aus? Jetzt geht es erst einmal darum, den Dopaminund Ascorbatsensor erfolgreich zu vertreiben und in der Medizintechnik voranzukommen. Bei den Sensoren für Neurotransmitter wird es vermutlich noch zweieinhalb bis drei Jahre dauern. Ein weiteres wichtiges Projekt, das wir vorantreiben wollen, ist das Projekt Retina-Implantat, das in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten läuft. Dabei soll Blinden zur Stimulation ein Elektrodenarray ins Auge implantiert werden, so dass sie wieder sehen können. Schon zu meinen universitären Zeiten habe ich mich damit befasst und jetzt arbeiten wir seit zwei Jahren sehr intensiv daran. Wir werden noch in diesem Jahr das erste Mal ein solches Implantat bei einem Patienten einsetzen und wollen uns dann dafür einsetzen, dass diese Technologie zur Marktreife geführt werden kann. Corinna Volz-Zang

Thomas RECORDING GmbH Winchester Straße 8 35394 Gießen Telefon 06 41 / 9 44 14-0, Fax 06 41 / 9 44 14-14 info@ThomasRECORDING.com


Enzyme an der Kette Biokatalyse von Zuckern an der TU Darmstadt Oligosaccharide üben in der Natur vielfältige Funktionen aus. Um die kurzen Zuckerketten zu nutzen – beispielsweise bei der Tumorbekämpfung – müssen „Substanz-Bibliotheken“ geschaffen werden, so dass man die Eigenschaften der natürlich vorkommenden Zucker und ihrer Derivate studieren und gezielt nach Wirkstoffen suchen kann. Die Arbeitsgruppe um Profesor Wolf-Dieter Fessner an der Technischen Universität Darmstadt entwickelt chemo-enzymatische Verfahren, welche die effiziente Produktion dieser Substanz-Bibliotheken ermöglichen. „Nicht immer steht bei unserer Forschung eine einzelne Zielverbindung im Fokus“, betont Fessner. Vielmehr gehe es hauptsächlich um Methodenentwicklung zur Nutzung von Enzymen als Biokatalysatoren. Zellen erkennen einander durch Oligosaccharide, die an ihren äußeren Oberflächen angebracht sind. Ein Beispiel dafür, welche Auswirkungen schon geringfügige Veränderungen der kurzkettigen Zucker haben können, ist das auf Oligosacchariden beruhende ABO-Blutgruppensystem: Durch minimale Abweichungen wird aus Blutgruppe A die Blutgruppe B, samt einer immunologisch extrem unterschiedlichen Antwort, die über Leben oder Tod entscheidet. Aber nicht nur hier spielen diese Zucker eine wichtige Rolle, sondern auch bei einer ganzen Reihe von Krankheitsbildern, wie etwa Autoimmunerkrankungen oder Krebs.

einzelne Substanz eine eigene, vielstufige Synthese neu entwickelt werden: „Das sind also relativ ineffiziente Wege, und sie bringen einen enormen Entwicklungsaufwand für jede einzelne Struktur mit sich.“ Fessner und Mitarbeiter suchen daher enzymatische Methoden, um sich von den Biokatalysatoren den schwierigsten Teil der Arbeit abnehmen zu lassen. Mehr Vielfalt als die Natur erlaubt Nur wenn Enzyme hohe Substrattoleranzen besitzen, können sie effizient für viele verschiedene Synthesen genutzt werden. Bei der Suche nach solchen Enzymen stieß die Arbeitsgruppe auf das Bakterium Neisseria meningitidis, den Erreger der Hirnhautentzündung. Der Organismus trägt Polysialinsäuren auf seiner Oberfläche, zu deren Biogenese er verschiedene Enzyme benutzt, die eine erstaunlich breite Substrattoleranz aufweisen. „Derzeit sind wir dabei, solche Enzyme auf ihre Substrattoleranz hin zu untersuchen, und damit schließlich auch Varianten von Oligosaccharidstrukturen in vitro zu erzeugen“, sagt Fessner. Die Enzyme, die für die Synthesen eingesetzt werden sollen, werden rekombinant in dem Bakterium Escherichia coli produziert, also indem man Neisseria-Gene in die Wirtszellen einschleust. Aber mit

Wolf-Dieter Fessner (Foto: TUD)

Das ganze Spektrum der Biotechnologie: Arbeitsgebiete der AG Fessner – Gentechnik, Fermentation, Proteinchemie, asymmetrische Synthese, Screening und Festphasensynthese (von oben rechts im Uhrzeigersinn)

Virale oder bakterielle Erreger finden häufig über eine Affinität zu Oligosaccharidstrukturen den Weg in die Zelle. Um zu verstehen, wie strukturelle Modifikationen die biologische Reaktion verändern, und um pathologische Vorgänge zu unterbrechen, muss man diese Strukturen zunächst in vitro untersuchen, also außerhalb des zellulären Milieus. Hierzu werden sowohl die natürlich vorkommenden Zucker als auch zahlreiche nichtnatürliche Varianten benötigt. Spezialauftrag für Enzyme „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Methoden zu entwickeln, um eine solche strukturelle Vielfalt überhaupt erst gezielt zu erzeugen“, erläutert Fessner seinen Forschungsschwerpunkt. „Das ist nicht trivial, denn solche verschiedenartigen Modifikationen findet man nicht in der Natur. Die Natur beschränkt sich auf sehr wenige strukturelle Varianten.“ Zwar lassen sich derartige Strukturen auch chemisch synthetisieren, allerdings müsste für jede hessen-biotech NEWS 1/2007

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Sie einen wunderschönen Cocktail, in dem sich neben Ihrem verlängerten Oligosaccharid die nicht verbrauchten Ausgangsmaterialien befinden, außerdem Enzyme, anorganische Salze und so weiter …“, führt Fessner aus. „Um das Oligosaccharid zu isolieren, muss ein relativ großer Aufwand betrieben werden. Das Reinigungsverfahren ist wenig selektiv und alsonicht ergiebig.“

Prinzip der nichtkovalenten organischen Festphasensynthese (NC-SPOS) An einen hydrophoben Anker (A) wird in organischem Milieu eine erste Substanz (S) angehängt (oben). Durch Wechsel in eine heterogene wässrige Phase kommt es zur Bindung – der Anker ist nichtkovalent an die hydrophobe Matrix gebunden (O). Jetzt werden die gewünschten enzymkatalysierten Syntheseschritte durchgeführt, zum Beispiel das Anhängen von Zuckerresten. Am Ende wird durch Zugabe des organischen Cosolvens die hydrophobe Bindung aufgehoben – die neu synthetisierte Substanz X ist frei und kann isoliert werden. CVZ (Grafiken: Fessner)

den natürlich vorkommenden Enzymen geben sich Fessner und seine Mitarbeiter nicht zufrieden. Mittels „gelenkter Evolution“ versuchen sie, Enzyme mit besonderen Eigenschaften herzustellen. Die Methode besteht darin, ganze Enzymbibliotheken durchzumustern, um verbesserte Varianten zu finden. Von den gefundenen Enzymmutanten, die bereits in gewünschter Richtung abgewandelt sind, werden erneut Mutanten erzeugt, die man wiederum nach Wunsch sortiert … und so fort. „Wunderschöner Cocktail“ Die resultierenden Eigenschaften können das Substratspektrum betreffen, aber auch die Stereoselektivität der Kohlenstoff-Verknüpfung, bei der die Arbeitsgruppe seit langem Pionierarbeit leistet. Unter Stereoselektivität ist die Auswahl zwischen Molekülen zu verstehen, die sich zueinander verhalten wie Bild und Spiegelbild – sogenannten Enantiomeren. Enantiomerenreine Verbindungen benötigt man als Vorstufen zu Wirkstoffen in der Medizin. Wenn die Zuckerketten mithilfe von Enzymen endlich Stück für Stück verlängert worden sind, eröffnet sich den Forschern ein weiteres Aufgabenfeld. Denn an der Synthese sind eine ganze Reihe von Reagenzien beteiligt. „Nach der Reaktion haben

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Geniale Synthese Deswegen ist die Arbeitsgruppe auf die Idee gekommen, das Ganze als festphasenunterstützte Synthese durchzuführen. Bei der normalen Festphasensynthese wird eine Substanz, an der eine Verknüpfung erfolgen soll, über eine feste, kovalente Bindung an einer unlöslichen Matrix verankert. Im Anschluss werden die gewünschten Syntheseschritte durchgeführt. Jedoch ließ sich die klassische organische Festphasensynthese für Fessners Zwecke nicht nutzen, da mit konventionellen Materialien keine Enzymkatalyse betrieben werden kann. Ein weiterer Nachteil des herkömmlichen Verfahrens der „solid-phase organic synthesis“ (SPOS): Die Analytik ist aufgrund der Bindung zwischen Substrat und Festphase wenig empfindlich, aber mit hohem apparativem Aufwand verbunden. Das Team von Fessner hat die Festphasensynthese auf eine Weise modifiziert, die ebenso simpel wie genial erscheint: Bei dem neuen Verfahren wird keine dauerhafte Verbindung geknüpft, sondern die Verankerung an der Festphase erfolgt über schwächere, hydrophobe Bindungskräfte („noncovalent solid-phase organic synthesis“ oder NCSPOS). Die Syntheseschritte finden in wässriger Suspension statt – in diesem Milieu haftet der wasserscheue Akzeptor, also die Substanz, an die neue Zucker angehängt werden sollen, an der wasserabweisenden Matrix. Ist die Synthese jedoch beendet, lässt sich die Bindung durch Zugabe eines organischen Cosolvens aufheben; das Substrat löst sich von der Matrix und kann rein gewonnen sowie hochempfindlich analysiert werden. Auf diesem Wege soll es nun möglich werden, die gewünschten Substanzbibliotheken zu erzeugen. Corinna Volz-Zang

Professor Wolf-Dieter Fessner TU Darmstadt Institut für Organische Chemie und Biochemie Telefon 0 61 51 / 16-66 66 E-Mail: fessner@tu-darmstadt.de


Kurz und gut: Nachrichten auf www.hessen-biotech.de Aktuelle Meldungen rund um die Biotechnologie in Hessen finden sich jetzt auch auf der Homepage der Aktionslinie hessen-biotech. Ob Firmennachrichten oder brandneue Ergebnisse der akademischen Forschung – mit einem Klick auf www.hessen-biotech.de sind Sie immer auf dem neuesten Stand, was aktuelle Entwicklungen der Branche in unserem Bundesland angeht. In den hessen-biotech NEWS kann man dann wie gewohnt die gesammelten Meldungen eines Quartals in aller Ruhe nachlesen. ha

Nachrichten aus der Wirtschaft Konsortium bekämpft Krebs bei Kindern

Merck-Arznei wirksam gegen Darmkrebs

Frankfurt am Main. Neue Angriffspunkte gegen Krebs bei Kindern sind das Ziel des Konsortiums SYNLET, das im März seine Arbeit aufgenommen hat. Die Europäische Union fördert den Forschungsverbund mit 1,7 Millionen Euro. Die Koordination des Projekts liegt beim Frankfurter Unternehmen blue-drugs.

Darmstadt. Der Pharmakonzern Merck vermeldet einen Erfolg für sein Krebsmedikament Erbitux. Das Arzneimittel hat in einer klinischen Studie den primären Endpunkt der Phase III erreicht. In die internationale Studie CRYSTAL waren mehr als 1000 Patienten aufgenommen worden, die mit einer Chemotherapie gegen Darmkrebs behandelt wurden. Ein Teil erhielt zusätzlich Erbitux. Durch die Kombinationstherapie überlebten die Betroffenen länger, ohne dass der Tumor weiter wuchs.

An SYNLET beteiligen sich sieben Firmen und akademische Institutionen aus Deutschland, Österreich, Israel und Spanien. Sie nutzen für ihre Untersuchungen eine Zellbank, die am Interdisziplinären Labor für Tumor- und Virusforschung in Frankfurt eingerichtet ist. Susanne Barth (blue-drugs) www.blue-drugs.com

DECHEMA: Neuer stellvertretender Geschäftsführer Frankfurt am Main. DECHEMA-Geschäftsführer Gerhard Kreysa hat einen neuen Stellvertreter. Der Vorstand des Verbandes hat den Chemiker Kurt Wagemann in das Amt berufen. Wagemann studierte Chemie in München und erwarb dort auch seinen Doktortitel. Er gehört der DECHEMA seit 1989 an, bislang leitete er dort die Abteilung Forschungsförderung. Seit vergangenem Jahr hat Wagemann einen Lehrauftrag zum Thema Bioraffinerien an der Universität Stuttgart inne. Christine Dillmann (DECHEMA)

In Europa erkranken jährlich mehr als 370 000 Menschen an Darmkrebs. Lediglich fünf Prozent der Betroffenen überleben länger als fünf Jahre, nachdem sich Metastasen ausgebildet haben. Erbitux ist ein monoklonaler Antikörper, der eine zelluläre Signalkette unterbricht. Dadurch wird verhindert, dass Tumorzellen in gesundes Gewebe einwandern. Das Medikament ist bereits in 59 Ländern zugelassen. Merck KGaA

Biotest: Forschen gegen Pandemie Dreieich und Frankfurt am Main. Die Firma Biotest aus Dreieich arbeitet für die Europäische Kommission an einem Impfstoff gegen die Vogelgrippe. Das Unternehmen ist Teil eines Konsortiums, zu dem auch die Frankfurter Goethe-Universität gehört. Biotest wird im Rahmen des Projekts präklinische Experimente durchführen. Die EU fördert das Gesamtvorhaben mit zweieinhalb Millionen Euro. bionity.de www.biotest.de

www.dechema.de

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Weiße Biotech expandiert: Investorengeld für BRAIN Zwingenberg. Der Enzymspezialist BRAIN erhält zwölf Millionen Euro vom Mittelstandsinvestor MIG aus München. Es handelt sich um eine der größten privaten Beteiligungen, die im Jahr 2006 in der deutschen Biotechnologie zustande gekommen sind, heißt es aus den beiden Unternehmen. Die Mittel sollen für eine anstehende Expansion des BiotechUnternehmens eingesetzt werden. BRAIN betreibt am Firmenstandort in Zwingenberg bereits umfangreiche Laboranlagen. Darunter befindet sich ein Screening-Zentrum, in dem gezielt nach Genen und Bakterienstämmen gefahndet wird; in einem Technikum werden Produktionsprozesse im Pilotmaßstab entwickelt. In Zukunft will das Unternehmen eine „Multi-Purpose“-Anlage nutzen, um seine Produkte herzustellen. Für die geplante Erweiterung des Betriebs liegt bereits ein Bebauungsplan vor. BRAIN AG

Gasproduzent investiert im Industriepark Höchst Frankfurt am Main. Der italienische Konzern SOL baut im Industriepark Höchst eine neue Produktionsstätte. Der Industriegas-Hersteller investiert 15 Millionen Euro in eine Gasverflüssigungsanlage, die vor allem flüssigen Stickstoff und hochreinen Sauerstoff erzeugen soll. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2009 vorgesehen. Die Industrieparkgesellschaft Infraserv Höchst wird die Anlage betreiben. Susanne Schläfer (Infraserv) www.infraserv.com

Gemeinsam gegen Asthma Gemünden. Die Activaero GmbH beteiligt sich an der Entwicklung von AVT-01, eines Wirkstoffkandidaten der Martinsrieder Firma Avontec. Die Partner wollen klinische Studien fortführen, in denen sich das Mittel als wirksam gegen Asthma erwiesen hat. Activaero

www.brain-biotech.de

Initiative für Mikroben-Genomik Kooperatives Verfahren – DECHEMA und VDI regeln ihre Zusammenarbeit neu Frankfurt am Main. „Größere Effizienz bei der Bearbeitung von Zukunftsaufgaben“: Das ist das erklärte Ziel der gemeinsamen Initiative „ProcessNet“, mit dem DECHEMA und der Verein deutscher Ingenieure VDI ihre Zusammenarbeit auf eine neue Grundlage stellen. Mit einem vor kurzem unterzeichneten Kooperationsvertrag führen die beiden Institutionen ihre Aktivitäten in den Bereichen Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen und Technische Chemie zusammen. „Aufgrund der viel größeren Basis aktiver Fachkollegen soll eine stärkere Wirkung im öffentlich-politischen Raum erzielt werden“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung der Verbandsvorsitzenden, Alfred Oberholz von der DECHEMA und Professor Norbert Schadler von der Fachgesellschaft GVC im VDI. Die fachliche Arbeit von ProcessNet wird in Fachgemeinschaften erfolgen, zum Beispiel für Sicherheitstechnik, Aus- und Weiterbildung, Werkstoffe, Nachhaltigkeit sowie Prozess- und Anlagentechnik. Die ProcessNet-Geschäftsstelle wird von Kurt Wagemann geleitet. ha/Christina Hirche (DECHEMA) presse@dechema.de

Düsseldorf. Namhafte Unternehmen haben sich zum „Industrieverbund Mikrobielle Genomforschung“ zusammengeschlossen, der die funktionelle Genomforschung an Mikroorganismen fördern will. Die Vereinigung strebt an, dass der Einsatz von Mikroorganismen in technischen Prozessen effizienter wird als bisher. Außerdem sollen mikrobielle Produkte mit neuen Eigenschaften entwickelt werden. Dieses Engagement erfolge in enger Kooperation mit dem Bundesforschungsministerium, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative. Der Vereinigung gehören unter anderem die Firmen BASF, Bayer, Degussa, Henkel, Wacker und BRAIN an. Karl-Heinz Maurer (Henkel) karl-heinz.maurer@henkel.com

Talecris: Europazentrale in Frankfurt Frankfurt am Main. Die nordamerikanische Firma Talecris Biotherapeutics richtet ihre Europazentrale in Frankfurt ein. Das gab das Unternehmen in einer Presseerklärung bekannt. „Die europäische Führungsmannschaft hat das Wissen und die Erfahrung, um unseren Kunden maßgeschneiderten Vertrieb und Service zu bieten“, sagte Geschäftsführer Alberto Martinez. Talecris ist ein weltweit agierendes Biotechnologie-Unternehmen, das Behandlungsmethoden entwickelt, die sich gegen Erkrankungen von Lunge und Immunsystem richten. Talecris www.talecris.de

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Nachrichten aus der Wissenschaft Preise für Alzheimer-Forscher Frankfurt am Main. Die Alzheimer Forschungs-Initiative AFI vergibt Fördergeld an zwei Mediziner der Johann Wolfgang Goethe-Universität: Professor Thomas Deller und Peter Uhlhaas erhalten je 40 000 Euro für ihre wissenschaftlichen Vorhaben. Deller leitet das Institut für Klinische Neuroanatomie der Universität, Uhlhaas arbeitet im Labor für klinische Neurophysiologie des Universitätsklinikums. Die Alzheimer-Erkrankung geht mit einem krankhaften Wachstum von Nervenfasern einher. Thomas Deller und seine Mitarbeiter wollen herausfinden, wie es dazu kommt. Ihre Ergebnisse sollen neuartige Therapien ermöglichen. Peter Uhlhaas will testen, wie Alzheimer-Patienten auf Bilder reagieren, die menschliche Gesichter zeigen. Zu diesem Zweck misst der Forscher die Gehirnaktivität der Probanden. Uhlhaas vermutet, dass dabei Besonderheiten auffallen, die zur Früherkennung der Krankheit beitragen können. Ricarda Wessinghage (Universität Frankfurt) www.kgu.de

zu ihrem Vorsitzenden. Zum Präsidenten des Vorstandes wurde der frühere Wissenschafts-Staatssekretär JoachimFelix Leonhard bestellt. Die Stiftung ist mit einem Kapital von 100 Millionen Euro ausgestattet, die bei der Privatisierung der Universitätskliniken Gießen und Marburg erlöst wurden. Mit den Zinserträgen soll die Hochschulmedizin an beiden Standorten gefördert werden, der damit „neue, hervorragende Perspektiven eröffnet werden“ – so sagte Minister Corts anlässlich der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums. Der offizielle Name „Emil von Behring und Wilhelm Conrad Röntgen-Stiftung“ erinnert an die zwei Nobelpreisträger, die in Marburg und Gießen gewirkt haben. ha/HMWK http://www.hmwk.hessen.de

Impfen – nicht vergessen!

Widerstand zwecklos! Peptid macht Krebstherapie wirksamer

Marburg. Ein Forschungsverbund unter Beteiligung der Philipps-Universität erhält 2,4 Millionen Euro von der EU, um einen Impfstoff gegen Alzheimer zu entwickeln. Das Teilprojekt am Marburger Universitätsklinikum wird von dem Neurologen Richard Dodel geleitet.

Frankfurt am Main. Krebsforscher vom Georg-Speyer-Haus haben ein Protein entdeckt, das die chemische Tumortherapie unterstützt. Professor Bernd Groter und sein Team nahmen ein Rezeptormolekül unter die Lupe, das wuchernde Zellen unempfindlich gegen ein Krebsmedikament macht. Die Resistenz bewirkt, dass hohe Wirkstoffdosen verabreicht werden müssen, um eine Chemotherapie zum Erfolg zu verhelfen. Deswegen kommt es häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen.

Die zur Impfung verwendeten Antikörper richten sich gegen Protein-Bruchstücke, sogenannte‚ Amyloid-Peptide. Diese Eiweißverbindungen bilden Ablagerungen im Gehirn und führen dadurch zur Altersdemenz. Richard Dodel ist es als einem der ersten gelungen, Antikörper aus menschlichem Blut gegen die Peptide zu gewinnen. Impfversuche lösten bisher jedoch überschießende Reaktionen des Immunsystems aus. Deren Ursachen zu ergründen ist Teil des Forschungsvorhabens. Thilo Körkel (Uni Marburg)

Die Frankfurter Forscher schleusten ein Peptid in die Krebszellen ein. Dabei handelt es sich um eine kleine Eiweißverbindung. Dieses Molekül bindet an den Rezeptor, so dass er die Zellen nicht mehr gegen die Chemotherapie abzuschirmen vermag. Das Peptid könnte in Zukunft Teil einer Kombinationstherapie sein, bei der geringere Wirkstoffdosen als bisher ausreichen, um Krebszellen abzutöten. Christel Kost (Georg-Speyer-Haus)

Minister Corts ist Vorsitzender der BehringRöntgen-Stiftung Wiesbaden. Die Behring-Röntgen-Stiftung kann ihre Arbeit aufnehmen. Das Kuratorium der Einrichtung wählte Anfang des Jahres den Hessischen Wissenschaftsminister Udo Corts

www.med.uni-marburg.de

Wenn das Immunsystem versagt Behring-Lecture an der Uni Marburg Marburg. Hans-Hartmut Peter ist mit der Behring-Lecture der Philipps-Universität geehrt worden. Der Immunologe hielt seinen Vortrag Ende vergangenen Jahres zum Thema „Antikörpermangel-Syndrome“. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 5000 Euro verbunden. Professor Peter arbeitet am Medizinischen Universitätsklinikum Freiburg. „Der Preisträger hat sich bei der molekularen Aufklärung von variablen Immundefekten einen international anerkannten Namen erworben“, erklärte der Marburger Immunologieprofessor Diethard Gemsa in seiner Laudatio. hessen-biotech NEWS 1/2007

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Mit der Behring-Lecture werden in unregelmäßigen Abständen Forscher geehrt, die auf den Gebieten der Immunologie, Virologie, Mikrobiologie oder Molekularbiologie tätig sind. Viola Düwert (Uni Marburg) www.uni-marburg.de

Hessen baut auf Gießener Life Sciences – Neubau für Biomedizinisches Forschungszentrum Wiesbaden. Startschuss für das Biomedizinische Forschungszentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen: Das Hessische Wissenschaftsministerium hat bei der Stadt Gießen den Bauantrag für das Projekt einreichen lassen. Der Neubau wird mehrere Sonderforschungsbereiche, Nachwuchsgruppen und Graduiertenkollegs unter einem Dach beherbergen. Mit den Bauarbeiten soll im Frühjahr 2007 begonnen werden, die Fertigstellung ist zum Wintersemester 2009/2010 geplant. Die Gesamtkosten sind auf mehr als 70 Millionen Euro veranschlagt. „Nach dem großen Erfolg der medizinischen Forschung in Gießen bei der Exzellenzinitiative ist dies ein wichtiger Baustein für weitere Erfolge“, sagte der Präsident der Universität Gießen, Professor Stefan Hormuth. ha www.hmwk.hessen.de

Protein-Fabriken auf Eis – Auszeichnung für Ribosomenforscher Frankfurt am Main. Zwei Biochemiker haben den diesjährigen Ehrlich-Darmstädter-Preis erhalten: Ada Yonath und Harry Noller wurden Mitte März für wissenschaftliche Arbeiten geehrt, welche die Struktur der Ribosomen erhellt haben. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert. Ribosomen sind große Proteinkomplexe, die Erbinformation in Eiweißmoleküle übersetzen. Sie sind daher von zentraler Bedeutung für alle Lebewesen. Ada Yorath kühlte die Proteinkomplexe auf minus 185 Grad Celsius, um sie mittels Röntgenkristallographie zu untersuchen. Ihr Kollege Harry Noller klärte erstmals die Struktur eines Bakterien-Ribosoms vollständig auf. Die gewonnenen Erkenntnisse haben „ein neues Verständnis dieser makromolekularen Ribonukleinsäure-Protein-Komplexe ermöglicht“, heißt es in der Begründung der Jury. Monika Mölders (Universität Frankfurt) www.uni-frankfurt.de

Computer testen Mediziner – Elektronische Prüfungen an der Uni Frankfurt Frankfurt am Main. Die Goethe-Universität führt Medizinerprüfungen künftig am Computer durch. Dadurch sinke der Zeitaufwand für Examina um 80 Prozent, vermeldet die Hochschule, die eigens ein Rechnersystem mit 150 Peripheriegeräten etablieren ließ. Die Ergebnisse der ersten Durchläufe sind ein Erfolg, lässt Professor Johannes Schulze verlauten, der dem Dekanat des Fachbereichs Medizin angehört. Ricarda Wessinghage (Uni Frankfurt) www.kgu.de

Infarkt durch Gendefekt Gießen. Das Risiko für Gefäßerkrankungen steigt, wenn man einen bestimmten Gendefekt trägt. Das haben Mediziner der Justus-Liebig-Universität (JLU) zusammen mit Kollegen nachgewiesen. Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz- und Kreislauferkrankungen sind die Todesursache Nummer Eins in der westlichen Welt. Sie beruhen meist auf einer Gefäßverengung, die durch das Protein PDGF hervorgerufen wird, indem dieses die Zellen der Gefäßwand zur Vermehrung anregt. Die untersuchte Mutation zerstört ein Enzym, durch das PDGF normalerweise inaktiviert wird. Christel Lauterbach (JLU) www.uni-giessen.de

Liebig-Universität testet Genmais Gießen. Experten der Justus-Liebig-Universität (JLU) testen gentechnisch veränderten Mais. Das Bundessortenamt hat das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung I beauftragt, Wertprüfungen an 60 Maissorten vorzunehmen. Darunter befinden sich auch acht Kandidaten, deren Erbgut gezielt modifiziert worden ist (GVO). Die betreffenden Pflanzen sind resistent gegen Schadinsekten. Die umfangreichen Tests umfassen zum Beispiel Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten, den Ertrag und die Qualität der Feldfrüchte. Um Vermischung der GVO mit herkömmlichen Pflanzen auszuschließen, sichert das Institut unter seinem Leiter Professor Wolfgang Friedt zu, auf ausreichende Sicherheitsabstände zu achten. Zudem werde erwogen, die männlichen Blütenstände der gentechnisch veränderten Maispflanzen zu entfernen, um so Pollenflug und Auskreuzung auszuschließen, heißt es in einer Presseerklärung der Universität. Christel Lauterbach (JLU Gießen) www.uni-giessen.de

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EU-Geld für Bakterien-Genom Gießen. Die Europäische Union (EU) fördert das internationale Genomprojekt SPATELIS, das von der Justus-LiebigUniversität (JLU) aus koordiniert wird. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht das Bakterium Listeria monocytogenes, das schwere Lebensmittelinfektionen verursacht. Die beteiligten Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal und Israel erhalten insgesamt zwei Millionen Euro von der EU. Ziel ist es, die Wechselwirkungen aufzuklären, die zwischen Krankheitserreger und befallenem Wirt bestehen. Koordinator des Projektes ist Professor Trinad Chakraborty vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der JLU. Christel Lauterbach (JLU)

Vorbildlicher Hochschullehrer an der GoetheUniversität Frankfurt am Main. Der Chemiker Gisbert Schneider von der J.W. Goethe-Universität ist Professor des Jahres. Der Titel wurde von der Zeitschrift „UNICUM BERUF“ zuerkannt, die den Hochschullehrer unter 640 Konkurrenten auswählte. Eine Jury kürte in mehreren Kategorien diejenigen Bewerber, welche die berufliche Karriere ihrer Studenten in vorbildlicher Weise fördern: Durch intensive Betreuung, die Schulung von Soft Skills sowie die Vermittlung von Kontakten zu potenziellen Arbeitgebern. Uni Frankfurt www.uni-frankfurt.de

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Preis für Krebsforscher Signalübertragung: Heisenberg an Goethe! Frankfurt am Main. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert fünf Jahre lang die Professorenstelle des Biochemikers Jakob Pierer. Seine Arbeitsgruppe an der GoetheUniversität untersucht, wie zelluläre Signale übertragen werden. Wenn die Förderung durch das Heisenberg-Programm ausgelaufen ist, übernimmt die Universität die weitere Finanzierung der Position. Die DFG unterstützt mit den Heisenberg-Professuren junge Wissenschaftler, damit diese sich für eine dauerhafte Berufung profilieren. Bei der jüngst abgeschlossenen Bewerbungsrunde wurden 33 Anträge eingereicht – sieben Kandidaten konnten sich am Ende durchsetzen. ha/Jutta Rateike (DFG)

Jung-Brunnen für alte Herzen Frankfurt am Main. Zwei Kardiologen der J. W. Goethe-Universität erhalten den Ernst Jung-Preis für Medizin. Andreas Zeiher und Stefanie Dimmeler werden für ihre wissenschaftliche Arbeit mit Stammzellen geehrt, die sie für die Gefäßneubildung im Herzen nutzen. Die Auszeichnung der Hamburger Ernst Jung-Stiftung ist einer der am höchsten dotierten europäischen Forschungspreise. Die Frankfurter Professoren teilen ihn sich mit dem Wiener Mediziner Josef Penninger. Die Verleihung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 250.000 Euro verbunden. Ricarda Wessinghage (Universität Frankfurt)

Frankfurt am Main. Der Mediziner Torsten Tonn hat den Fritz-Acker-Preis 2006 erhalten. Der Oberarzt am Frankfurter Universitätsklinikum wurde damit für seine Verdienste um die Krebsforschung ausgezeichnet. Tonn und seine Kollegen haben eine neue Therapie gegen Krebs entwickelt. Dabei erhalten die Patienten Infusionen mit so genannten Killerzellen, die das körpereigene Immunsystem unterstützen. Der Vorteil der verwendeten Zell-Linien: Die Zellen lassen sich unabhängig vom individuellen Gewebetyp der Patienten einsetzen. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Therapie dabei mit keinerlei Nebenwirkungen behaftet ist“, erläutert Tonn die Vorzüge des Verfahrens. Der Fritz-Acker-Preis und wird jährlich von der Fritz-AckerStiftung verliehen und ist mit 5000 Euro dotiert. Ricarda Wessinghage, (Uniklinikum Frankfurt am Main) www.uni-frankfurt.de

Informationslücke Gießen. Die Ärztin Birgit Burkhardt hat den „Oldtimer-MarktForschungspreis“ erhalten. Die Medizinerin von der JustusLiebig-Universität fand heraus, dass man Lymphknotenkrebs vorhersagen kann, wenn ein Stück des Chromosoms 6 fehlt. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. ha/Charlotte Brückner-Ihl (Uni Gießen) www.uni-giessen.de

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Ionen im Flug Gießen. Die Justus-Liebig-Universität hat ein Flugzeit-Massenspektrometer in Betrieb genommen. Mit ihm läßt sich ermitteln, aus welchen Molekülen sich eine Probe zusammensetzt. Künftig soll das Großgerät unter anderem zur Bioanalytik eingesetzt werden. Christel Lauterbach (Uni Gießen) www.uni-giessen.de

Sado-Maso-Symbiose: Ungewöhnliche Lebensgemeinschaft von Pilz und Pflanze Gießen. Wüstenpflanzen gedeihen besser, wenn sie einzellige Pilze beherbergen, obwohl diese die Wurzelzellen abtöten. Das haben Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität (JLU) und des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie zusammen mit Tübinger Kollegen herausgefunden. Die untersuchten Mikroorganismen zeigen eine bislang unbekannte Lebensweise: Um sich zu vermehren, besiedeln sie Wurzelgewebe, das sie vorher abgetötet haben – vermutlich, indem sie die Pflanzenzellen zum Selbstmord veranlassen. Zu solchem programmierten Zelltod kommt es zum Beispiel auch, wenn im Herbst die Blätter fallen. Die Forscher konnten nachweisen, dass Getreide besser wächst, wenn es von den Pilzen besiedelt wird. Außerdem sind die Pflanzen weniger empfindlich gegenüber Salzstress und Krankheitserregern. Die Mikroorganismen könnten daher in der Landwirtschaft dazu führen, dass weniger Pestizide benötigt werden. Christel Lauterbach (JLU)/ha Originalveröffentlichung: S. Deshmukh@al., http://www.pnas.org/papbyrecent.shtml Karl-Heinz.Kogel@agrar.uni-giessen.de

Enzym mit Nebenjob

Der Parasit beutet andere Pflanzen aus, indem er deren Leitgefäße anzapft. Zu diesem Zweck scheidet er Eiweißstoffe aus, um die Oberfläche des Wirts aufzuweichen. Dagegen richtet sich das Mittel der Darmstädter Forscher, die sich bereits das Patent gesichert haben. Lars Rosumek (TU Darmstadt) www.tu-darmstadt.de

Tumore brauchen Ordnung: Neue Krebstherapie Marburg. Wissenschaftler der Philipps-Universität haben einen neuen Ansatz entdeckt, um Krebs zu bekämpfen. Wenn die Forscher einen Mechanismus ausschalten, der bei fehlerhafter Chromosomenverteilung aktiv wird, lassen sich wuchernde Zellen selektiv abtöten. Uni Marburg www.uni-marburg.de

Erfolgreicher Transfer Kassel. Der Fachbereich „Ökologische Agrarwissenschaften“ der Universität Kassel ist eine Keimzelle für Unternehmensgründungen: Aus der Abteilung gingen in den vergangenen Jahren weit über 50 Firmen hervor, die erfolgreich am Markt operieren. Diesen Unternehmen bietet der Fachbereich die Möglichkeit, sich über seine Homepage zu verlinken. In Zukunft soll die Zusammenarbeit zwischen Firmeninhabern und Universität weiter vertieft werden. So sollen Seminare zur Existenzgründung ebenso angeboten werden wie thematische Veranstaltungen zur Zertifizierung, zum Qualitätsmanagement oder zum internationalen Handel und zum Marketing. Einige Firmen erklärten sich bereit, Studierende der Universität Kassel während des Studiums finanziell zu unterstützen. Ingrid Hildebrand (Universität Kassel) www.uni-kassel.de/agrar/?c=241 bichler@uni-kassel.de

Marburg. Molekularbiologen der Philipps-Universität haben einen bislang unbekannten Mechanismus entdeckt, der eine wichtige Funktion bei der Protein-Biosynthese hat. Das untersuchte Enzym schleust nicht nur die Protein-Baupläne aus dem Zellkern, sondern wird auch zum fehlerfreien Lesen der Vorlage benötigt. Uni Marburg Ihre News für die NEWS

Harte Zeiten für den Teufelszwirn Darmstadt. Der „Teufelszwirn“ hat verspielt: Botaniker der Technischen Universität haben ein Mittel gegen den Pflanzenschädling gefunden. Das Team von Professor Kaldenhoff hemmt Proteine des Schmarotzers mit einer eigens entwickelten Peptidlösung.

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Für die hessen-biotech NEWS suchen wir ständig nach Neuigkeiten und Berichten aus der Praxis. Wenn Ihre Forschung zu neuen Erkenntnissen geführt hat, Sie ein neues Verfahren oder Produkt entwickelt haben, wenn Sie eine interdisziplinäre Kooperation eingegangen sind, lassen Sie uns an Ihrem Erfolg teilhaben und informieren Sie uns.


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An: HA Hessen Agentur GmbH Aktionslinie hessen-biotech Johannes Scholten Fax 06 11 / 7 74-5 86 46 hessen-biotech NEWS: Bitte schicken Sie mir die zukünftigen Ausgaben der hessen-biotech NEWS (kostenlos). per Post per E-Mail (pdf-Datei) Kompetenzatlas hessen-biotech: Unser Unternehmen ist noch nicht im Kompetenzatlas hessen-biotech vertreten. Bitte schicken Sie uns ein Zugangspasswort und nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Bitte schicken Sie mir den aktuellen Kompetenzatlas hessen-biotech in gedruckter Form (kostenlos). Broschüren (kostenlos): Bitte senden Sie mir die Broschüre „Hessen – Gateway to Clinical Research in Europe“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Nanomedizin – Innovationspotenziale in Hessen“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Hessen – Gateway to Biomanufacturing“ (kostenlos). Bitte senden Sie mir die Broschüre „Förderoptionen“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Werkzeuge der Natur. Weiße Biotechnologie in Hessen“

Bestellung (kostenlos)

Veranstaltungen: Ich interessiere mich für Veranstaltungen der Aktionslinie hessen-biotech. Bitte informieren Sie mich vor dem nächsten Termin. Technologie-Angebote und Gesuche des IRC: Ich interessiere mich für folgende Technologie-Angebote und -Gesuche (Bitte die Nummer angeben):

Firma Abteilung Name Position Straße PLZ/ Ort Telefon Fax E-Mail

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Veranstaltungen/Termine 24.4.2007 Göttingen Automatisierung und Miniaturisierung in den Life Sciences Symposium www.novia.de 4.5.2007

Marburg

18. Marburger Neurologentagung Philipps-Universität Marburg E-Mail: loewerh@med.uni-marburg.de 6.5.-9.5.2007

Boston, MA

BIO 2007 Conference & Exhibition Hessischer Gemeinschaftsstand www.hessen-biotech.de/Veranstaltungen

11.5.-13.5.2007 Kassel Internationale Fachmesse und Kongress „Erneuerbare Energien“ Messehallen www.denex.info 16.5.2007

Frankfurt am Main

FBA-Expertenforum „Nutzen von Arzneimitteln“ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie Telefon 069/800 865 10

HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Straße 38 - 42 65189 Wiesbaden www.hessen-agentur.de Projektleitung hessen-biotech Dr. Detlef Terzenbach Telefon 06 11 / 7 74 - 86 13 detlef.terzenbach@hessen-agentur.de www.hessen-biotech.de

30.5.-1.6.2007 Köln European BioPerspectives Hessischer Gemeinschaftsstand www.bioperspectives.org 20.6.2007 Frankfurt am Main 6. Innovationsforum Industrie- und Handelskammer www.hessen-biotech.de

2.9.-5.9.2007 Frankfurt am Main International Biohydrometallurgy Symposium DECHEMA-Haus www.dechema.de

9.10.-11.10.2007 Hannover BIOTECHNICA 2007 Hessischer Gemeinschaftsstand www.biotechnica.de

14.11.-17.11.2007 Düsseldorf Medica Hessischer Gemeinschaftsstand www.medica.de

hessen-biotech NEWS 1/2007/April

Auftraggeber der Aktionslinie hessen-biotech Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Kaiser-Friedrich-Ring 75 65189 Wiesbaden Jens Krüger Telefon 06 11/ 8 15-24 93 jens.krueger@hmwvl.hessen.de

Impressum Redaktion hessen-biotech NEWS Johannes Scholten Telefon 06 11 / 7 74 - 86 46 johannes.scholten@hessen-agentur.de Titelbild Pilzkulturen liefern Enzyme für die Industrie (Foto: Nadicom) Gestaltung Muhr, Design+Werbung, Wiesbaden, www.muhrdw.de Druck W.B. Druckerei GmbH, Hochheim

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.


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