Linz Textil deutsch

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Johann Ev. Grillmayrs einziger Sohn Johann Karl (1862–1915), Textilindustrieller in Schwanenstadt und Mährisch-Krumau.

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chenden Akt des Distriktskommissariats Linz heißt es, das Unternehmen beschäftige eine nicht unbedeutende Anzahl von Arbeitern und erzeuge ein namhaftes Quantum Garn. Die Anlage bestehe aus einem zweistöckigen Gebäude und einer Schlosserei, in welcher zehn Gespunstmaschinen gebaut worden seien, die bereits auf vollen Touren laufen. Die Schlosserei beschäftige derzeit 15, die Spinnerei 64 Personen. Die Firma, so fasste das Distrikts­ kommissariat Linz zusammen, verdiene eine vorzügliche Beachtung, „um den Fabricanten von Baumwollgespunsten die Gelegenheit darzubieten, die notwendigen Gespunste im Inland zu erhalten und ihre Fabricate in jener Vollkommenheit und Wohlfeilheit zu erzeugen, welche den auswärtigen das Gleichgewicht hält.“ Das Ansuchen wurde daher nunmehr positiv beurteilt. Am 26. März bzw. 17. April 1840 wurde von der oö. Landesregierung den Inhabern der Firma Johann Grillmayr et Wöss die k.k. Landesfabriksbefugnis zuerkannt. Am 3. Oktober 1840 wurde die Firma „Johann Grillmayr et Wöss“ protokolliert: „Nach dem Erwerb der Hälfte der beiden Grundstücke Hammer- und Jaukerwiese von den Hagerschen Ehegatten erklären sich Johann und Katharina Grillmayr grundsätzlich bereit, das zum Teil hergestellte Gebäude zu vollenden.“ Da aber Anton Wöss für die Erbauung des Fabriksgebäudes und für die Anschaffung der Maschinen bereits einen bedeutenden Aufwand getätigt hatte, anerkannten die Grillmayrischen Ehegatten die vorgelegte Ausgabenrechnung und verpflichteten sich, die Hälfte davon Anton Wöss zu ersetzen. Die Grillmayrischen Ehegatten erhielten das alleinige Recht auf den Vertrieb der Erzeugnisse über ihre Niederlage in Linz. Wöss schied 1841 aus der Firma aus.

Der Schlossbesitzer Was folgte, war eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte in der Hektik des frühen Maschinenzeitalters, in den hungrigen 1840er-Jahren, während der Revolution von 1848 und in der schwierigen Zeit des Neoabsolutismus, die 1859 mit dem Verlust der Lombardei endete und in die schwere Wirtschaftskrise der frühen 1860er-Jahre führte. Von Grillmayrs Tatkraft und seinem technischen Geschick zeugen seine diesbezüglichen Notizen und Maschinenskizzen, die er bei zahlreichen Reisen und Firmenbesuchen anfertigte. Über Grillmayrs familiäres Schicksal sind nur einige Eckdaten bekannt. Am 12. Jänner 1860 hatte sich das Ehepaar Grillmayr einen standesgemäßen Wohnsitz zugelegt. Um 56.000 Gulden wurde das bei Offenhausen nächst Lambach gelegene Schloss Würting erworben, dazu 200 Joch Grundbesitz und eine Ökonomie. Das stark baufällige, aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Wasserschloss wurde von Grillmayr mit viel Liebe und Aufwand renoviert und vom Keller bis zum Dach mit Kunstwerken vollgeräumt. Die Schlosskapelle wurde mit einem neuen Altar ausgestattet. In diese Zeit fällt wohl auch Grillmayrs angebliche Erhebung in den Adelsstand. Das Wappen mit der Magd und den Lilien schmückte den Altar der Kapelle. Dass im Adelsbrief der Name Grillmayr in Grillmayer geändert wurde, dürfte aber wohl auf einen Schreibfehler zurückzuführen sein. Doch das Glück des neuen Schlossbesitzers währte nur ganz kurz. Am 20. Juni 1860 war seine Frau Katharina gestorben. Zwei Tage vor dem Tod seiner Frau richtete er mit seinen Stiefsöhnen Georg, Johann und Julius Hörzinger und seinen Schwiegersöhnen Moritz Cramer und Wilhelm Stucki die Fa. Johann Grillmayr & Söhne ein. Das Gesellschaftskapital wur-


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