Prof. Dr. Andreas Novy - Die Regionalwährung Waldviertler

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Der Waldviertler als Regionalwährung

(vgl. Musil 2001: 56). Zu Beginn jeder Produktion steht somit Geld, dass häufig in Form von Krediten aufgenommen werden muss. Sind die Zinsen jedoch zu hoch, können die entstehenden Kosten Unternehmen von einer Kreditaufnahme abhalten (vgl. ebd.: 55). Aber auch zu niedrige Zinsen sind problematisch: Unter anderem führen diese im bestehenden Geldsystem zu Zahlungsunfähigkeit, da in diesem Fall die Vermögenden nicht mehr bereit sind, ihr Geld in Form von Krediten weiterzugeben und somit eine Nachfragelücke entsteht (vgl. Creutz 2004: 449). Dies bedeutet jedoch nicht, dass niedrige oder gegen Null gehende Zinsen generell ein Problem darstellen; dann nämlich nicht, wenn auch noch andere Variablen des existierenden Systems verändert werden (siehe Kapitel 3.3.1).

Geld als Recheneinheit, Wertmesser oder Preisvergleicher Geld als Maßeinheit ermöglicht unterschiedliche Produkte miteinander vergleichen zu können (vgl. Lietaer 1999: 439), da es hilft den Wert von Gütern in Einheiten auszudrücken, die für jeden/jede nachvollziehbar sind. Ähnlich wie durch seine Tauschmittelfunktion erleichtert Geld hier somit ebenso Tauschakte und führt zu Kostensenkungen (vgl. Kammel 2007: 6). Neben Preisen werden auch Verträge und Schulden in Geldeinheiten ausgedrückt (vgl. Sawyer 2003: 4), womit hier ebenfalls eine generelle Nachvollziehbarkeit erreicht wird. Dies bringt jedoch auch mit sich, dass allem ein Geldwert „verpasst“ werden muss (vgl. Möhl/Wentzke 2007: 31). Was nicht in Geld ausdrückbar ist, ist nichts wert.

Geld als Wertaufbewahrungs- und Wertübertragungsmittel Tauscht man die eigene Arbeitskraft gegen Waren ein, müsste das im Falle der NichtExistenz von Geld zeitgleich passieren. Geld ermöglicht jedoch, für die eigene Arbeitsleistung erhaltenes Einkommen nicht augenblicklich ausgeben zu müssen. In diesem Sinne ist Geld ein „Speicher der Kaufkraft über die Zeit“ (Kammel 2007: 6) und dient der Wertaufbewahrung. Neben Geld können aber auch andere Güter – Immobilien, Aktien, Schmuck – Wert aufbewahren. Allerdings sind diese bezüglich ihrer Liquidität dem Geld unterlegen. Sie können meist nicht direkt als Tauschmittel eingesetzt werden, sondern es bedarf einer Transformation, welche Kosten mit sich bringt. Dies ist im Falle des Wertaufbewahrungsmittels Geld nicht notwendig.

Die Regionalwährung Waldviertler – Auswirkungen eines Projektes solidarischer Ökonomie

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