Prof. Dr. Andreas Novy - Die Regionalwährung Waldviertler

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Der Waldviertler als Regionalwährung

(vgl. Zarlenga 2004: 541). Handel kann in der bestehenden arbeitsteiligen Wirtschaft nur mit Hilfe des Geldes als „Tauschmittel“ funktionieren. Aus eben dieser „Nützlichkeit für die Wirtschaftsteilnehmer und aus dem staatlichen Vorrecht Geld zu sein“ (Musil 2001: 63) resultiert der Wert des Geldes. Darüber hinausgehend beruht der vorgebliche Wert des Geldes auch darauf, dass jeder/jede Einzelne davon überzeugt ist, dass auch alle anderen dem Geld denselben Wert beimessen (vgl. Lietaer 1999: 116). Somit „besitzt [Geld] nur in Gesellschaft anderer Menschen Wert“ (Novy 2000: 194) und seine Macht ist sozial konstruiert (vgl. Zarlenga 2004: 544). Vertrauen spielt hier eine ausschlaggebende Rolle.

3.1.4 Funktionen des Geldes Die Grundfunktionen des Geldes sind die des Tausch- und Zahlungsmittels, des Wertaufbewahrungsmittels und der Recheneinheit (vgl. Issing 2007: 1 f.). Creutz (2004: 34) erweitert die zwei letzteren Funktionsbezeichnungen zu „Recheneinheit, Wertmesser oder Preisvergleicher“ bzw. „Wertaufbewahrungs- und Wertübertragungsmittel“ (ebd.) und konkretisiert bzw. detailliert diese somit. Nachstehend wird nun auf die einzelnen Funktionen eingegangen.

Geld als Tausch- bzw. Zahlungsmittel Durch die Entstehung des Geldes wurden Tauschvorgänge wesentlich erleichtert, in dem es „the double coincidence of wants“ (Sawyer 2003: 3) überwindet. Dabei waren bestimmte Kriterien ausschlaggebend für die Tatsache, dass „Geld“ als solches verwendet werden konnte und noch immer kann: Einerseits muss ein Gut, das als Geld verwendet wird, teilbar sein, um Tausch zu ermöglichen. Weiters muss es einfach zu transportieren sein und darf seinen Wert nicht schnell verlieren. Außerdem muss es von der Gesellschaft, in der es Geltung besitzt, als Zahlungsmittel anerkannt werden. All dies trifft auf unser heutiges Geld zu und sorgt dafür, dass Tauschvorgänge sehr einfach abgewickelt werden können (vgl. Kammel 2007: 6). An dieser Stelle sei jedoch bereits erwähnt, dass Geld Tauschakte auch verhindern kann – nämlich dann, wenn es knapp ist und aufgrund von Geldmangel Transaktionen nicht zustande kommen. Geld „macht […] sich selbst zur Bedingung dafür, dass die Waren in Bewegung geraten“ (Möhl/Wentzke 2007: 12) und kann somit auch zu einem Hindernis werden. Dieses Verhältnis drückt sich in der berühmten Formel von Marx G-W-G‘ aus

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Die Regionalwährung Waldviertler – Auswirkungen eines Projektes solidarischer Ökonomie


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