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„ZWEI EIN HALB“ statt „ZWEI“ –Der ungewöhnlichste Druckfehler der Altdeutschen Staaten!

Am 21. März 1881 konnten die Mitglieder vom „1. Philatelisten Verein Dresden“ kaum glauben, welche philatelistische Sensation der junge Apotheker

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Ferdinand Meyer aus Franzensbad in Form eines ganzen Originalbogens der Lübeck 2 Schilling rotbraun von 1859 vorlegte. Ferdinand Meyer, gerade 34 Jahre alt geworden, galt als einer der bedeutendsten Experten während der frühen Pionierjahre der Philatelie.

Apotheker Meyer war Verfasser zahlreicher Fachartikel und Werke zu den unterschiedlichsten Themen, darunter so schwierige Gebiete wie der „Katalog der Postwertzeichen des ottomanischen Kaisertums“ (1875) und „Afghanistan“ (1879). Jetzt legte der anerkannte

Philatelist einen kompletten Schalterbogen von 100 Stück der 2 Schilling Erstausgabe von Lübeck vor, bei dem die 6. und die 7. Marke der untersten Bogenreihe in den Ecken zwar die korrekte Wertziffer „2“ zeigten, im Wertschild neben dem Doppelköpfigen Adler jedoch die falsche Inschrift „ZWEI EIN HALB“ statt „ZWEI“ stand.

Was war passiert? Die Buch- und Steindruckerei

H.G. Rathgens in Lübeck hatte den Auftrag für die Herstellung der neuen Postmarken erhalten, die am 1. Januar 1859 zur Verfügung stehen mussten. Die Zeit drängte. Die fünf verschiedenen Wertstufen von ½ Schilling bis 4 Schillinge sollten in Bogen mit 100 Exemplaren im Steindruck hergestellt werden. Die Übertragung der 100 Felder auf den Druckstein war ein großer Arbeits- und Zeitaufwand. Nachdem 95 Felder der 100 Felder auf dem Stein der 2 Schilling übertragen waren, unterlief dem Lithografen ein folgenschwerer Fehler, der aber wohl nur ihm selbst aufgefallen war. Warum auch immer, übertrug er auf Feld 96 und 97 irrtümlich das Bild der 2 ½ Schilling Postmarke.

Bald darauf entdeckte er seinen Fehler. Doch statt in einem aufwändigen Verfahren auf dem Druckstein die beiden Felder mit dem Bild der 2 ½ Schilling vollständig zu entfernen, entschied er sich nur für die Korrektur der Eckziffern. Er entfernte die acht Wertziffern „2½“ und zeichnete von Hand acht „2“ Ziffern in die Ecken der

Positionen 96 und 97. Jede der von Hand gezeichneten Eckziffern „2“ hat dabei ein etwas anderes Aussehen als die Wertziffern „2“ auf den übrigen 98 Feldern des Bogens. Gleichzeitig übersah der Drucker, dass in den beiden Wertschildern links des Adlers die falsche Inschrift „ZWEI EIN HALB“ verblieb. So entstand der auffälligste Fehldruck der Altdeutschen Staaten.

Die Buch- und Steindruckerei H. G. Rathgens lieferte die Bogen mit den beiden Fehldrucken unbemerkt an das Stadt-Post-Amt Lübeck. Kurios ist die Tatsache, dass der Kontrollstempel vom Stadt-Post-Amt im Bogenrand praktisch immer unterhalb der beiden unbemerkten Fehldrucke platziert ist. Es sollten 22 Jahre vergehen, bis der junge Briefmarkensammler Ferdinand Meyer aus Franzensbad den Druckfehler den staunenden Mitgliedern des „1. Philatelisten Verein Dresden“ präsentierte. Dr. jur. Otto Rommel berichtet in einem separaten Abdruck „Die Postwertzeichen von Lübeck“ aus der PostwertzeichenKunde im Jahr 1895 von seinem Vergnügen als Sammler: „… der Verfasser (Dr. jur. Otto Rommel) hatte aber auch selbst das seltene Vergnügen, im Mai 1890 einen ganzen Bogen des Wertes zu 2 Schilling einschließlich der Fehldrucke bei Herrn A. Larisch – München bewundern zu dürfen“. Ein Vergnügen, das bis zum heutigen Tag über viele Sammlergenerationen nur wenige Philatelisten erleben durften!

Bogen, mit den zwei Fehldruckmarken bei Position 96 und 97, darunter der Kontrollstempel.

1859 wAppENAusgABE mit wAssErZEichEN

98 6 2 Schilling rotbraun mit Inschrift "ZWEIEINHALB", der berühmte Fehldruck, zusammen mit Normalmarke 2 Schilling rotbraun, beide außerordentlich farbfrisch und voll- bis meist breitrandig, als Paar geklebt, mit klaren, übergehend aufgesetzten Balkenstempeln und sauber nebengesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK 5/12" auf Briefhülle nach Neustrelitz. Rückseitig roter Bahnpoststempel "HAGENOW-ROSTOCK 1 IT" und Ausgabestempel. Sehr schöne, frische, tadellose und ursprüngliche Erhaltung. Der Fehldruck auf Brief gehört zu den großen Seltenheiten der Altdeutschland-Philatelie, neben dieser einmaligen Frankaturkombination sind nur 6 Einzelfrankaturen registriert.

(Michel-Nr. 3F+ 3)

Provenienz: Konsul Alfred Weinberger

John R. Boker, Jr. (1988)

40.000,–

99 6 1 Schilling schwärzlichorange, sehr schön farbfrisch und voll- bis meist sehr breitrandig, mit sauber aufgesetztem Strichstempel und klar nebengesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK 4/7" (1862) auf komplettem Faltbrief nach Dassow in Mecklenburg. Die Marke hat oben rechts einen winzigen Vortrennschnitt, der die Rahmenlinie kurz berührt, sonst tadellose und sehr frische Erhaltung (das Attest erwähnt kleine getönte Stellen, für uns nicht wahrnehmbar). Ein sehr attraktiver Brief in überdurchschnittlicher Erhaltung. Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. 2)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1985)

2.000,–

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1859 wAppENAusgABE mit wAssErZEichEN

100 6 2½ Schilling mittelmagenta, farbfrisch und allseits voll- bis breitrandig, mit sauber aufgesetztem Strichstempel und leicht nebengesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK 3/4" auf Briefhülle nach Wardow bei Laage in Mecklenburg mit rückseitigem Bahnpoststempel. Eine sehr attraktive Einzelfrankatur in tadelloser Erhaltung. Fototattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. 4)

Provenienz: 'Romanow' (8. Kruschel-Auktion, 1976)

1.500,–

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1863 präg EDruckAusg ABE

101 6 ½ Schilling dunkelgelblichgrün, farbfrisch und gut durchstochen, mit sauber aufgesetztem LetzttagsStempel "LUEBECK St. P. A. 31/12" auf Drucksachenhülle nach Hamburg; rückseitig der an diesem Tage eingeführte neue NDP-Einkreisstempel "HAMBURG I.A. 1/1" (1868). Ein attraktiver und in dieser Form sehr seltener und interessanter Brief, der den Übergang in den Norddeutschen Postbezirk ganz besonders anschaulich dokumentiert. Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. 8)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1987)

500,–

102 6 ½ Schilling grün im senkrechten Paar, farbfrisch und gut durchstochen, mit glasklar aufgesetzten Hufeisenstempeln "LÜBECK 22. 4 66" auf Briefhülle nach Dassow im mecklenburgischen Grenzrayon. Ein besonders attraktiver und seltener Brief in tadelloser Erhaltung. Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. 8)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1985)

500,–

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1863 präg EDruckAusg ABE

103 6 ½ Schilling grün, 2 Einzelwerte, beide farbfrisch und gut durchstochen, in Mischfrankatur mit 1864, Steindruck 1¼ Schilling dunkelbraun, voll- bis breitrandig, mit sauber aufgesetztem Doppelkreisstempel

"LUEBECK F.P.A. 2/7" (1865) auf Postvorschuss-Brief der Eisenbahnzeitung nach Ratzeburg. Sehr schöne, frische und tadellose Erhaltung. Ein attraktives und seltenes Ganzstück. Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. 8+ 13b)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1987)

1.000,–

104 6 4 Schilling ocker, farbfrisch und gut durchstochen, mit sauber auf- und nebengesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK F.P.A. 14 6" (1866) auf Postanweisung über 100 Mark Courant, ohne Coupon, nach Itzehoe mit Ankunftsstempel und Auszahlungsvermerk. Ein senkrechter Bug im Formular gestützt, die Marke oben geschlossenes Rißchen, sonst einwandfrei. Es sind nur wenige frankierte Postanweisungen von Lübeck registriert, dies ist die einzige mit dieser Einzelfrankatur. Fotoattest Mehlmann BPP (2023) (Michel-Nr. 12A)

Provenienz: 65. Ebel-Auktion (1962)

John R. Boker, Jr. (1986)

2.000,–

105 6 Umschlag 2 Schilling rosa mit Zufrankatur 2½ Schilling ultramarin im waagerechten Paar (war gelöst), mit sauber aufgesetztem Doppelkreisstempel "LÜBECK 3/5"(1865) nach Manchester mit ausgewiesenem Weiterfranko von "2 ¾" Silbergroschen und vorderseitigem Ankunftsstempel. Eine einmalige und sehr dekorative Frankatur-Kombination. Fotoattest Mehlmann BPP (2022)

(Michel-Nr. U8+ 11A)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1986)

106 6 Umschlag 2½ Schilling ultramarin mit Zufrankatur 2 Schilling rosa und 2½ Schilling ultramarin, mit sauber aufgesetztem Doppelkreisstempel "LÜBECK 3/8"(1867) nach Manchester mit ausgewiesenem Weiterfranko von "2 ¾" Silbergroschen und vorderseitigem Ankunftsstempel. Die Zufrankatur geringe Randfehler, sonst einwandfreie und frische Erhaltung. Eine außerordentlich seltene und dekorative Frankatur-Kombination. Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. U9+ 10A, 11A)

Provenienz: John R. Boker, Jr. (1987) 1.500,–

107 6 Ganzsachenausschnitt 1½ Schilling bräunlichlila, 2 Stück, beide achteckig geschnitten, als Zufrankatur auf Ganzsachenumschlag 4 Schilling ocker (links stark beschnitten), mit sauber aufgesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK BAHNH. IIZ 25/9" nach Luzern in der Schweiz mit rückseitigen Bahnpost- und Ankunftsstempeln. Das Stück ist etwas gereinigt und Öffnungsspuren teilweise geschlossen, sonst einwandfrei. Ganzsachenausschnitte als Zufrankatur von Lübeck sind äußerst selten; vom 1½ Schilling-Ausschnitt haben wir kein weiteres Ganzstück registriert. Signiert Hunziker und Ebel, Fotoattest Mehlmann BPP (2022) (Michel-Nr. GAA4, U12)

Provenienz: 20. Heinrich Köhler-Auktion (1919)

Gaston Nehrlich (29. Heinrich Köhler-Auktion,1923)

65. Ebel-Auktion (1962)

John R. Boker, Jr. (1986) 5.000,–

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