Leseprobe "Meine Männer ... und ich"

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Meine Männer … … und ich

Lächle, wenn dir zum Weinen ist ... Gedanken einer Frau.


1. Auflage Originalausgabe April 2011 Copyright Š by Lydia Nowottnick, Berlin Umschlaggestaltung: Ira HÜhne, nach einer Idee von Andreas Ludwig Cover-Bild: Lydia Nowottnick Comic: Cecilia und Lydia Nowottnick Lektorat und Satz: hadiho Made in Germany


Meine Männer … … und ich Inhalt Prolog und Warnung ................................................................. 9 Kapitel 1 »Erkennen« ............................................................... 15 Kapitel 13 »Technik« .............................................................. 113 Kapitel 17 »Zum gutem Schluss« ......................................... 143



Danksagung Ich möchte mich bei meiner Tochter Cecilia bedanken, die mir mit ihrer Kreativität viel Freude machte und fleißig Bild für Bild zeichnete. Bedanken möchte ich mich auch bei meinem Lebenspartner, Andreas Ludwig, der in vielen Erzählungen Inspiration war. Danke, Schatz! Ebenso sehr danken möchte ich meiner Tochter Ira Höhne und meinem Lebenspartner Andreas Ludwig, die mit viel Liebe und Geduld meine unmöglichen Vorstellungen, dieses Cover betreffend, ergriffen und es Wirklichkeit werden ließen. Großen Dank gebührt auch Hans-Dieter Hoferichter, dessen Ideen und Vorschläge, sowie einige Verbesserungen, mir sehr halfen und mich zum Lachen brachten. Ohne Euch hätte ich nicht soviel Freude dabei gehabt. Ihr habt mir nicht nur eure Liebe, sondern auch eure Zeit und euren Humor geschenkt. Danke



Prolog und Warnung Meine Männer … … wobei sich mir die Frage stellt, ob Sie denn wirklich »meine« Männer sind/waren. Da sie aber meistens ziellos durch die Gegend zu laufen pflegen und aussehen, als hätte Frauchen sie am Supermarkt vergessen, erbarme ich mich ihrer und nenne sie daher »meine Männer« als Synonym für »neues Frauchen«. Dabei ist die Länge des Aufenthalts bei der neuen Besitzerin nicht festgelegt. Es könnte durchaus möglich sein, dass sie eines Tages wieder »VERGESSEN« werden und mit gleichem, leicht dümmlichen Gesichtsausdruck, neu suchend, in die Gegend schauen. Und wieder wird ein neues Frauchen bereitstehen, ihnen eine Zeit lang Dach, Essen, sowie ein warmer SCHLAFPLATZ mit unverwechselbarer Zuneigung, eben jene, die sie zu diesen »frauchenlosen Hündchen« werden lies, nämlich »Sex«, zu geben. Anschmiegsam hoffen sie, nun eine Heimat gefunden zu haben. Ihr Gesichtsausdruck verändert sich zusehends und aus dem dümmlich-schauenden Etwas wird ein stolzer Blick, der den anderen »Ausgesetzten« zu sagen scheint »seht her, ich hab es geschafft«.

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Dabei vergessen sie die Hoffnungen, die man mit ihrer Aufnahme verband, und haben somit ihr erneutes »Aussetzen« schon wieder eingeläutet. Leider bemerken sie ihr nahendes Schicksal immer zu spät und werden bald darauf von denen, die sie eben noch mit stolzem Blick musterten, erst geächtet, dann wieder aufgenommen. Man findet diese Exemplare meist in Gruppen gerottet. Diese Gruppen treten jedoch nur in Dämmerstunden und zur Nachtzeit auf. Dann sieht man hier und dort, eines dieser Wesen verstohlen aus einer Tür schauen, und meist, nahe einer Mauer schleichend, sich dem Zielort nähern, wo andere seiner Art schon, ihn laut grölend, erwarten. Zusammen sitzt man an einem Tisch und verbringt nun Stunden damit, sein Schicksal zu erläutern, zu diskutieren und dabei wird kräftig für das leibliche Wohl gesorgt. Dieses wird in flüssiger Form gereicht, da diese Form leicht verdaulich ist und von seinem Inhaltsstoff alles hat, was Mann braucht: Stärke und Mut, für einige Stunden. Lustig wird die Szenerie, wenn ein Frauchen auf der Suche nach einem »Neuen«, plötzlich die Runde betritt. In den Gesichtern der »Ausgestoßenen« sieht man Gefühle wechseln und wie ein Schatten huschen alle emotional er10


lebten Situationen, die sie jemals mit »Frauchen« verbanden, hinweg. Man kann verschiedenstes Erleben erkennen. Von heißdurchfluteter Hoffnung bis hin zum absoluten Entsetzen, mischt sich so eine frohe und bunte Palette, der schönsten Farben. »Frauchen« dieses meist sofort erkennend, hat nun nur noch die Aufgabe, den für sie passenden zu finden und ihm unmissverständlich mitzuteilen, das er eventuell ein neues Heim gefunden hat. Und wiederum ist die Dauer des Aufenthalts nicht festgelegt. Es ist eher ein Abtasten, ein sich beschnuppern oder ein Probebesuch, der in diesen Dämmerstunden vonstattengeht. Auch gibt es unter den Frauchen verschiedene Kategorien. Da sind zum einen die, die vergeblich und mit einer enormen Kraft an Liebe, soviel investierten, dass sie nun, ernüchtert an den hier vorfindenden Wesen, einen aussucht, um einige Stunden der Illusion zu erliegen und diese auch sofort vor dem Frühstück wieder ZU enden. Und dann gibt es die anderen, die schon soviel Exemplare versuchten, dass sie einige der Eigenschaften von ihnen übernahmen und nun ihrerseits mit ebenso leicht dümmlichem Ausdruck, sich Flüssignahrung beschaffen und somit in die Runde besser passend, als »gleichwertig« aufgenommen werden. 11


Nach einigen Jahren dieses Verhaltens erkennt man auch an den Äußerlichkeiten gewisse Gleichheiten. Ich will sagen, sie haben sich angepasst. Als ebenbürtig anerkannt, entsteht nun eine gewisse Symbiose, die sich im Geben und Nehmen von Bedürfnissen, erkennen lässt. Diese Bedürfnisse wanken und spiegeln Jahreszeit und gesellschaftlichen Status wieder. Im Winter zum Beispiel sitzen sie gemeinsam zusammen, um sich der Melancholie und der Sehnsucht nach Unerreichtem hinzugeben, welche im Frühling bis hin zum Spätsommer sofort vergessen und sich für die neue kalte Zeit, aufbewahrt wird. Gemeinsam hört man gleiche Musik und verlagert die Flüssignahrungsaufnahme meisten an den Strand oder in einsam liegende Parkanlagen. Dort wiederholt sich beschrieben Szenerie und setzt sich, wie schon erwähnt, später an altbekannten Orten fort. Doch immer bleiben sie gerottet und schleichen sich verschlagen an Mauern in Dämmerstunden zu besagten Treffpunkten, um auf ihresgleichen zu treffen. *** Zu den Details komme ich später. Doch eins sei im Vorfeld gesagt. Jeder von uns kennt ein solches Exemplar oder ist vielleicht selber in einer meiner beschriebenen Kategorien zu finden. 12


*** Da ich niemanden zu nahe treten will, hoffe ich ... 1. … auf einen Rest von Humor zu stoßen, 2. … auf einen gewissen Intellekt, der hinter den Worten mein liebesvolles Lächeln erkennen vermag, und dann 3. … eine gewisse Selbsteinschätzung in sich trägt, die auch über sich selber lachen lässt. Wer nichts von diesen drei Dingen in sich trägt, sollte das Buch nicht lesen. Es würde zu viel zerstören und zu wenig geben. Diesen möchte ich jedoch auch drei Dinge mitgeben, welche überdacht werden sollten. 1. Fehlender Humor lässt schneller altern (in ihrer Situation wäre dies fatal). 2. Ohne humorvolle Selbsteinschätzung werden sie selbst in ihrer Rotte bald an letzter Stelle stehen (in ihrer Situation wäre auch das sehr fatal). Und dann

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3. »Frauchen« wissen Humorlosigkeit gar nicht zu schätzen (was vielleicht einer der Gründe ist, warum sie seit geraumer Zeit keines mehr hatten). ICH HABE SIE GEWARNT!!!

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Kapitel 1 »Erkennen«

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Mann erkennt uns. Seine Augen fixieren unsere Seele und instinktiv sieht er: Gemütlichkeit … warmer Schlafplatz … Streicheleinheiten … Sex … und regelmäßiges Essen. Ich glaube fest daran, dass sich die Priorität der einzelnen Dinge auch in dieser Reihenfolge abspielt. Wir erkennen … erkannt worden zu sein. Ganz Frau, fühlen wir uns angenommen. Gleichzeitig wächst in uns Bewunderung FÜR UNS. Scheinen wir doch etwas zu haben, was Mann nicht besitzt. Und dieses beginnen wir nun auseinander zunehmen und genauestens zu untersuchen. Was ich damit meine ist … Wir setzen nun ebenfalls instinktiv pro und Kontra gegenüber und wägen ab. Mit uns selber uneins beginnt ein lebenslanger Streit, den wir nur selber beenden können. Doch dieses werden wir nicht tun, weil wir ahnen, dass damit unser Lebensinhalt ebenfalls zu Ende wäre. Sprich, wie haben wir es in diesem Frühstadion von Frau/chen schon gelernt »Kampf heißt leben – wir müssen nur gewinnen«. Und dieses Gewinnen, nein, diesen Kampf werden wir mit Bravour meistern. Sie würden lernen, den Auserwählten dahin zu bekommen, wo er hingehört? Sie fragen sie nun sicher, wohin? Wie alt sind sie? 17


Sehr jung? Nun, ich kann ihnen getrost verspreche: Sie werden es in einigen Jahren wissen! Des weiteren werden sie (Frau/chen) erfahren, dass Mann zu fast allem unfähig erscheinen will, außer zu Fußball, Autofahren und/oder Abenden mit Freunden. Sie kränkeln, wenn es um den Abwasch geht, stöhnen beim Müll runter bringen, sinken erschöpft nieder nach dem Bügeln von diversen Wäschehaufen und lehnen wankend und leichenblass an der Wand, wenn es heißt »Liebling, wir müssten mal wieder renovieren«. Seien Sie klug! Erwähnen sie in Nachhall dieses Satzes das Fußballspiel, welches am Abend läuft und gehen sie dann schnell weiter. Sie werden, aus versteckter Position beobachtend, folgendes Bild erblicken: Ein eben noch wankender Mann beginnt, einen denkenden Gesichtsausdruck zu bekommen. Er wägt ab zwischen Nutzen und Vorteil und in Hinblick auf zwei schöne Stunden vor dem TV oder besser noch, ein TV-Abend mit Freunden und somit ein schon frühzeitig geprägtes Rottenverhalten ausleben könnend, bekommen seine Augen einen schimmernden Glanz. Eben noch leichenblass, sieht man seine Ohren leichte Farbe erhalten, was auf eine innere hochpeitschende Reaktion schließen lässt. Er beschließt, und dies können sie meine Damen immer und bei jedem erkennen, ein sofortiges sanftes Säuseln, welche 18


bestimmt ist von Worten wie »Liebling, sicher, ich wollte schon lange den Vorschlag machen, neue Farbe aufzubringen und der Müll ist schon unten und kann ich noch etwas für dich tun?« »Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe? Du siehst bezaubernd aus, das Kleid kenne ich gar nicht«. Lächeln sie und nehmen sie Abstand davon, dass sie wie immer beim Großputz die ollen Hosen von vor drei Jahren tragen und ein T-Shirt aus ihrer Schwangerschaft. Stehen sie darüber und erfreuen sie sich, ihn für einen Moment glücklich gemacht zu haben. Rächen können sie sich später! Nämlich dann, wenn seine Freunde alle da sind und als Rotte vor dem TV sitzen, um anderen Rotten zuzugrölen. Dann gehen sie lächelnd zu ihm und hauchen sie hörbar für alle Rottenmitglieder. »Liebling, danke, dass du gestern Abend mit mir im Musical Cats warst. Der Abend war herrlich, und du hast in dem Hemd, welches du Weihnachten von meiner Mutter bekommen hast soooo gut ausgesehen. Hast du deinen Freunden schon davon berichtet? Und du, Liebling, kannst du morgen die Fenster putzen? Ich will mich mit meiner Freundin treffen.«

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Blicken sie währenddessen seinen Freunden tief und strahlend in die Augen und gehen sie dann, stolz und erhabenen Schrittes aus dem Zimmer, sich umdrehend, einen Blick zurückwerfend, die Frage an alle gerichtet »will noch jemand ein schönes kühles Bier?« Der augenblicklich besänftigte Ausdruck in den Augen der Freunde lässt von der eben noch gemeinschaftlich empfundenen Empörung nichts mehr ahnen und zufrieden fließt der Abend dahin. Wenn sie sich vorher noch in Schale geworfen haben und das vorhin gelobte neue Kleid Realität werden liesen, werden die Blicke nicht nur ihres Bierangebotes wegen glänzen, sondern auch ihres Daseins wegen. Versucht ihr Mann gegen sie zu rebellieren, wird er von seiner Rotte geächtet und sie werden für einige Momente Rottenführerin sein. Lehnen sie den Titel dankend ab, es wir sich lohnen. Sie werden ab sofort mit jedem anderen Frau/chen verglichen und ganz sicher absolut gut abschneiden. Ein kleines Lächeln, ein Zwinkern und Erröten und sie spielen an diesem Abend das erfolgreichste Spiel. Sind die Freunde nach Hause gegangen, und ihr Mann versucht, auf seine Art ..die in ihren Augen keine Art ist, über Demütigung zu reden, drehen sie sich um und tun so, als würden sie schlafen. 20


Geben sie ihm wieder, was er ihnen so oft schenkte: Absolute Gleichgültigkeit der Bedürfnisse!!! Doch die schönste Überraschung schenken sie ihm am nächsten Morgen. Wenn sie, fertig angezogen und fröhlich singend, seine Worte von gestern ernst nehmend und ihn wecken mit den säuselnden Worten »komm Liebling ... Farbe kaufen ... ach du bist so lieb, ich freue mich so sehr«. Und sollte er nicht reagieren »kommst du, Schatz?« Und es ist immer noch Stille? Dann setzen sie nach, mit einem Satz nach: »Gut, dann schlafe weiter Liebling ... ich fahre alleine ... deine Schlüssel sind doch in deiner Jackentasche?« Spätestens jetzt wird er aufstehen, wenn auch nicht annähernd so glücklich wie sie! Lassen sie sich seiner schlechten Laune wegen nicht betrüben. Der nächste TV-Abend kommt bestimmt und wenn nicht, hilft immer noch … »aussetzen!!!«

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Kapitel 13 »Technik«

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Wir Frauen stehen ja im Verdacht, von Technik nichts, und schon gar keine Ahnung zu haben. Dies mag stimmen ... Wir haben wirklich überhaupt keine Ahnung ... Wir wissen nichts über technische Dinge und schon gar nicht, warum sie so oder so funktionieren. Auch werden wir nie den Drang verspüren, die ablaufenden Prozesse zu erforschen. Warum? Weil es uns einfach nicht interessiert! Wichtig ist ... Es FUNKTIONIERT! Und dies tut es. Fast immer. Meistens halt. Für unsere Exemplare unverständig. Nicht nachvollziehbar und absolut gegen deren Ethik. Sie müssen wissen. WAS und WIE etwas funktioniert. Nicht, dass sie es wirklich verstehen würden ... Doch alleine die Beschäftigung mit demselbigen macht sie in ihren Augen irgendwie zu ... … höhergestellten Wesen? … wertigeren Menschen? … Wissenden? … Könnern? Macht sie wichtig!? Suchen sie sich als Frau eins aus! Sie werden bei jedem feststellen ... 115


… hmmm, na gut. Wie dem auch sei … … bei uns Frauen muss es einfach klappen. Fertig! Werfen wir einen Blick auf unsere Küchengeräte. Die Waschmaschine! Schon seit 10 Jahren ist sie uns treu und verrichtet besser als so mancher Mensch jeden Tag aufs Neue ihre Dienste. Sie wäscht und wäscht und … Mehr soll sie auch nicht. Dass sie dabei ein wenig ruckelt und stöhnt ... … nun, dies stört uns nicht weiter. Bei so viel Jahren Erfahrung, denken wir, wird sie schon wissen ... was sie tut. Nicht so unser holdes Exemplar von Mann. Er beginnt, besorgte Blicke zu werfen ... Ein Streichen über die Oberfläche ... Dann die strengen Fragen, natürlich mit hochgezogenen Brauen: »Macht sie die Geräusche schon lange?«

Oder:

»Schatz, macht du auch immer genau so viel Wäsche rein, wie draufsteht? Du darfst sie niemals zu schwer beladen.« »Hmm ... Sicher!« Wir haben ja auch soviel Lust am Waschen ... 116


Sicher!!! Wir werden den ganzen Tag damit beschäftigt sein, fein säuberlich genauestens 3 kg abzuwiegen und hineinzugeben ... GENAUSTENS ... Nicht eine Socke mehr! Wir nicken freundlich … »Natürlich Schatz.« Ein mahnender Blick, dann Zufriedenheit in seinen Zügen. Gut, sehr gut ... Frauchen hört aufs Wort! Die Moral ihres Herzens für diesen Tag gelebt habend, gehen sie nun ihren täglichen Beschäftigungen nach. Wir dagegen … grinsen froh ... ihn einmal mehr zufriedengestellt zu haben. Und Aufwand war’s auf kein großer. Frohen Mutes überhören wir leicht ratternde Geräusche. Voller Mut ignorieren wir auch das leichte Beben des Küchenbodens ... Auch der harte Knall stört uns nicht im Geringsten ... Irgendwann ist sie fertig, wir entnehmen ihr die sauberen Sachen und hängen sie frohgemut und fröhlich pfeifend draußen im Sonnenschein auf. Ab, wieder zum Wäschekorb. Heute ist so ein schönes Wetter … das soll sich lohnen ... Die nächste Wäsche wird gestopft, gedrückt …, nachgeschoben ... 117


Und zu, die Klappe ... noch schnell in die Waschmittelklappe alles rein, was säubert und gut duftet ... Und ... Start! Nichts! Gar nichts geschieht. Verwundert schauen wir zurück. Gehen zu ihr hin. Wackeln ein wenig. Treten zärtlich gegen sie. Na wirst du wohl? Neuer Versuch. Nichts! Nach einigen Experimenten und verschiedenen Klopfzeichen (in Stärke und Frequenz variierend), die wir mit unserer Handinnenfläche vollziehen ... Wieder Nichts! Dann ... plötzlich ... Ein Scheppern ... ein Knall ... Und wie immer beginnt das leicht säuselnde Geräusch der Wasser pumpenden, und ihre Trommel bewegenden, Verbündeten zu singen ... Eine Stunde später ... hängen wir Gewaschenes auf. Natürlich fröhlich singend. Für heute werden wir es mal lassen … die alte Lady braucht Zeit zur Erholung, denke wir uns und verschieben die nächste Wäsche auf morgen.

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Friedlich schlafen wir am Abend ein ... das letzte, was wir vor unserem geistigen Auge sehen … ist … diese Maschine. Selig lächelnd und irgendwie stolz auf uns, gleiten wir hinüber ins Reich der Träume. Der nächste Tag. Gleich morgens. Noch vor dem Kaffee … … Wäsche rein ... Nachtreten ... stopfen … zwingen ... drücken ... schieben. Geschafft! Start! Sie läuft an. Hört sich ein wenig nach einem überladenen Auto an ... Oder wie der Kerl aus der Nachbarschaft, mit seiner chronischen Bronchitis. Ein wenig beginnt etwas in uns zu mahnen ... Gewissen? Quatsch ... das wird schon! Er immer … mit seiner dauerhaft pessimistischen Einstellung. Es wird schon nichts geschehen. Knall ... beben des Bodens ... wir schauen zurück ... sehen die Maschine uns eben entgegenkommen ... Oh Schreck ... gut das ER das nicht gesehen hat. Schnell den Stecker raus aus der Dose! Puh ... Ruhe ... erstmal! Vorsichtig … nachdem sich unser Herz wieder beruhigt hat, nähern wir uns ihr und öffnen die Klappe. 119


Uns strömen einige Liter Wasser entgegen, welche wir geistesgegenwärtig gleich dazu nutzen, den Boden zu aufzuziehen. Etwas zermürbt machen wir uns nun daran, ein wenig der Wäsche wieder hinauszunehmen. Sollte er doch recht haben? Dies wäre wirklich das erste Mal. Zerknirscht legen wir die nasse Wäsche in eine Schüssel … machen die nun fast leere Maschine wieder an … und … Nichts! Einfach nichts! Egal was wir tun ... Sie versagt ihren Dienst. Komisch, noch nicht mal mehr eine Anzeige. Der STECKER! Wiederum Gott dankend, dass ER nicht zugegen ist … Stecker rein … Ein Stoßgebet zum Himmel. Ein weiterer Versuch. Nach einer Stunde und immer weniger Wäsche in der alten Lady ... es liegt eben mal noch ein Sockenpaar in der Trommel ... wollen wir gerade aufgeben, als uns Wut und Verzweiflung packen. DAS DARF NICHT SEIN! ER WIRD NIEMALS RECHT HABEN! NIEMALS! Wir schmeißen alles wieder rein. Drücken … schieben ...

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Dann zu ... mit der sch… Tür! Start gedrückt und voller Wut treten wir kräftig gegen das alte Eisen. Die Ronaldinhos, Messis, Beckhams, ja selbst der »Kaiser«, würden vor Neid ob meiner Kicktechnik erblassen. Und siehe da ... Sie beginnt zu waschen ... Zwar mault sie unüberhörbar … aber sie tut! Gekonnt ignorieren wir den leicht gummiartigen Duft, der sich langsam durch alle Räume zieht. Wir haben gesiegt und das reicht. Abends ... zu unserem Exemplar: »Du Schatziiihiii? Die Maschine ... kannst du mal nachschauen ... ich verstehe es nicht ... ich habe nur ein paar Socken waschen wollen ...« »Na, hast du sie überfüllt?« (Seh’ ich das Gesicht dazu, könnt’ ich schon wieder …) »Nein, wirklich nicht ... du weißt doch, dass ich ordentlich mit unserer Technik umgehe.« Undefinierbares Grummeln seinerseits. Ich will's überhören ... Bloß kein Streit jetzt! Wichtig betritt einige Minuten später im »Blaumann« (ich bekomm’ gleich einen Lachkrampf …) die Küche ... mein Mann! Ächzend und stöhnend beginnt er nun, seinem »Baby« gut zuzureden (vielleicht funktioniert das auch bei mir, wenn ich mal nicht reagiere … wenn er … Start …? Obwohl …). 121


Seine Züge haben fast einen hypnotisierten Ausdruck angenommen. Seine Muskulatur kommt zur Geltung und seine Adern schwellen leicht an. So hockt er vor der alten Maschine und streichelt zärtlich über ihre Konturen. Seine Tasche mit dem Werkzeug steht griffbereit. Er öffnet, schraubt ... schließt wieder ... stöhnt ... Nach einer Weile ... »So Schatz, nun wollen wir mal hoffen, dass es wieder klappt.« In mir gleiches Hoffen beim Anblick der sich mittlerweile stapelnden Wäsche. Start! Nichts! Verwunderte Blicke seinerseits. Was … wo … warum … er hat es nicht geschafft? Wie ... sie widersetzt sich seinem Willen? Dies liegt sicherlich an ihrem falschen Umgang, den sie hat. Mit mir!!! (Ich schmunzle, still und ohne dass er es sieht. Irgendwie fühle ich mich in diesem Moment, im Geiste, tief verbunden mit ihr). Wieder ... Stunden trauter Zweisamkeit ... zwischen ihm und ihr!

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Neuer Versuch! Nichts! In mir steigt plötzlich etwas hoch. Mut? Übermut? Todesmut? Ich höre mich noch eben sagen: »Liebling? … geh doch mal ein Stück zur Seite, ja?« Komme gerannt ... mit Anlauf, versteht sich, und trete gekonnt … »Oh mein Gott« höre ich ihn entsetzt schreien ... Die Maschine läuft. Herrliches Surren ... schnurren ... Kurzes, verwundertes Innehalten meines Exemplars ... Dann bleiches Kopfschütteln ... Kein Wunder .. meint er noch ... saß sie nicht mehr richtig läuft ... bei solcher Behandlung ... Wenn er wüsste ... dass mein PC, den er seit Jahren sorgfältig wartet, jeden Tag aufs Neue ähnlichen »Zuspruch« erhält. Ich setzte mich hin ... … beuge mich leicht nach rechts ... … ein Faustschlag auf den Rechner ... Start ... und er fährt hoch! Wunderbar!!! 123


Was meine Waschmaschine angeht ... läuft sie seit Wochen ohne Macken. Ich stand nämlich vor ihr und gab ihr unmissverständlich zu verstehen: »Wenn du nicht mehr richtig läufst ... und weiter rumzickst ... werde ich dich einfach …« »aussetzen!!!«

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Kapitel 17 »Zum gutem Schluss«

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Wenn man nun denkt, ich würde das »Thema Mann« nicht ernst nehmen, dann täuscht Man(n)/Frau sich. Nichts nehme ich ernster als genau Sie. Sie sind niedlich verloren, gefährlich einsam und liebevoll boshaft. Wenn man sie sieht ... beginnt man zu träumen ... von ... … Besserem? Nein, ich liebe Männer. Obwohl ich gestehen muss, dass mich die Sehnsucht nach ihnen mehr reizt, als ihr wahres Sein. Leider scheinen sie die Kluft zwischen dem, was sie wollen und dem, was sie geworden sind, nicht überwinden zu können. Ich selber lebe mit einem dieser herrlichen Exemplare zusammen und ich kann nur sagen ... … als ich begann, durch ihn wieder zu lachen ... obwohl mir zum Weinen zumute war ... wurde mein Leben reich und bunt. Doch um dieses zu lernen, musste ich erst 41 Jahre alt werden, musste viel Liebe erleben und auch den Verlust zu verschmerzen lernen. Doch durch all dieses ... … begann ich zu lachen. Nicht boshaft! Nein ... liebevoll und voller tiefen Verstehen ... Heute sage ich DANKE ... zu denen ich einst verfluchte. Danke, dass ihr meine Tränen in Lachen verwandeltet!

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