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Ein fröhliches Chriſtfeſt in Jndien
from Missions-Taube 1905
Wieviel Kampf, Entfagungen und Lcbensgefahren waren mit der Gründung neuer Stationen verbunden! Da gab es ſehr mühſame Anfänge, bittere Enttäuſchungen und auf lange Jahre hinaus oft nur geringe Erfolge. Wie viele Miſſionare haben dort ſhon den Märtyrertod erlitten ! Noch vor einigen Jahren, bei dem blutigen Boxerauſſtand, ſchien es mit der Miſſion in dem chineſiſhen Millionen-
reiche faſt vorbei zu ſein. Aber ſeitdem — weld) ein Auf- {dung der Miſſion in China! Jmmer neue Berichte übet offene Türen, neue Miſſionsſtationen, reiche Miffions- ernten, Mangel an Arbeitern !
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Jm Jahre 1898 wurde die Berliner Miſſionsſtation in Kanton durh Feuer zerſtört. Sekt iſt ſie auf einem
neuen, ſehr ſhön gelegenen Plage auf der Juſel Honan viel großartiger, als fie zuvor war, wieder aufgebaut worden und iſt, nun der Mittelpunkt einer reihgeſegneten, fic) raſh
ausbreitenden Miſſionstätigkeit. R. K. Schulkindern. Am Tage vorher wurden alle ermahnt, fid für die Gelegenheit beſonders ſauber zu waſchen, womöglich
mit Sand, damit die neuen Gewänder nicht zu ſehr ab- ſtähhen. Wie ſtrahlten die Geſichter, als die Feier endlich ihren Anfang nahm! Friſch und frei beantworteten die Kinder die Fragen über die Geſchichte von der Geburt
Chriſti. So groß war ihr Eifer, daß man faſt Einhalt tun mußte, daß es nicht zu raſh ging. Zur Veſcherung mußten ſie der Größe nach antreten, und die neuen Klei- dungsſtücke wurden, wie ſie für die einzelnen paften, ver- teilt. Gleich wurden die Sachen übergezogen, und bald ſtand die Kindergeſellſchaft wie umgewandelt da, und ihnen
lachte das Herz über die bunte Farbenpraht. Nachdem die Kinder und ihre eingeborenen Lehrer noch mit andern Sachen beſchenkt worden waren, gingen alle fröhlich aus-
einander.
Am heiligen Abend wurde im Miffionshaus gefeiert.
Die Miſſionsgeſchwiſter Kellerbauer von Barugur hatten
Die neue Berliner Miffionsftation in Kanton. Ein fröhliches Chriſtfeſt in Judieu.
Auf der miſſouriſchen Miſſionsſtation Kriſhnagiri in Oſtindien, wo während des vergangenen Jahres Miſſionar Mathers Tod fo ſhwere Trauer bereitet hatte, iſt mit dem lieben Weihnachtsfeſt wieder Freude eingekehrt, wie Miſ-
ſionar G. Naumann berichtet.
Jn der Adventszeit wurden mit den tamuliſhen Schul- findern die Weisſagungen des Alten Teſtaments durch- genommen und Weihnachtslieder eingeübt. Mit beſon- derer Leichtigkeit und Begeiſterung lernten die Kinder unter Leitung ihres tamuliſhen Lehrers Devabuſhanam einige Weihnachtslieder, die nah den für Ausländer gar nicht leichten tamuliſhen Weiſen geſungen wurden. Schön klang einen Chriſtbaum geſchi>t, der einem Tannenbaum ähnlich ſieht und fic) in ſeinem Shmu> und Lichterglanz recht ſhön ausnimmt. Die lieben Baruguräer ſtellten ſich reht- zeitig zur Feier ein. Die tamuliſchen Lehrer mit ihren Familien, ſowie die Dienſtleute mit Anhang und unſere kleine Kinderſchar bildeten eine ganz anſehnliche Feſtver- ſammlung, und das geräumige Zimmer war nicht zu groß.
Zunächſt ſangen wir Deutſchen in unſerer Mutterſprache „Vom Himmel hoh“ und hörten das lieblihe Weihnachts- evangelium. Dann wurde auch tamuliſh geſungen und nach Jef. 9 die rehte Bedeutung des Lichterbaumes gezeigt und hingewieſen auf das JEſuskind als das rechte Licht, das in die Welt gekommen iſt.
Am erſten Chriſttag erſchienen alle Kinder wieder zum
es aber auch, als die Kinderſchar dad beliebte Qutherlicd „Vom Himmel hoch da komm ich her“ ſingen konnte. Große Freude wurde arch wieder durh die Sendung von allerlei nüßlihen und hübſchen Weihnachtsgaben von Fort Wayne bereitet. Gott ſegne die lieben Geber für ihre mildtätige Miſſionsliebe. Am Freitag vor Weihnachten war die Feier mit den
Gottesdienſt, auch auffällig viele Männer und Frauen ſtell- ten ſih ein. Noch einmal wurden die Weihnachtslieder mit großer Freude geſungen und in Frage und Antwort die Feſtgeſchichte durhgenommen. Eine beſondere Freude war es für die Kinder, daß jedes nah Schluß eine Taſſe Reis bekam. Sie bekommen nämlich faſt das ganze Jahr nichts Ordentliches zu eſſen. Den Alten hielt Miſſionar
Kellerbauer noch cine Predigt über JEſum, das Brot des Lebens. — Während wir zu Tiſche ſaßen, hätte ſich faſt ein
Unglück ereignet. Die verwitwete Miſſionarsfrau Näther hatte zur Probe cin Licht unter den Baum geſtellt, um zu
„Heilige“ Kühe waren es, bei denen der blinde Heide bei Lebzeiten Troſt und Hilfe geſucht hat. Ein fold) ab-
göttiſch verehrtes Stück Rindvieh ſoll ihm auch jest in ſeiner legten Not noch Helfen. Mit Aufbietung ſeiner lesten Kräfte
ſchen, wie die Krippe ſo beleuchtet werden könnte. Dabei fing der Chriſtbaum Feuer. Zum Glück ging alles noc gut ab, nur daß den Kindern, die den Baum gern nod im
Lichterglanz geſehen hätten, die Freude getrübt wurde.
Am nächſten Tag war noch eine kirchliche Feier, bei der Miſſionar Kellerbauer predigte. Auch wurde den Schul- kindern zu ihrer Freude mit Figuren die Anbetung der Hir-
ten veranſchaulicht, und ſie wurden wieder mit Reis be- ſchenkt, wozu uns liebe Schul- finder aus Fllinois die Mittel geſchickt Hatten. Wie dankbar machten die Tamulenkinder da
ihren ſhönſten Salaam (Frie- greift er nach ihrem Schwanze und hält ſich daran feſt. Das ſoll ihm ſicher zur Seligkeit verhelfen. Ju dieſem torichten Wahn ſtirbt ev dahin, der unglückſelige Heide.
Ein Miſſionsarzt hatte einem vornehmen Kranken einen Beſuch abzuſtatten. Draußen vor dem Tor ſtand ruhig eine ſtattlihe Kuh. An ihrem Schwanz war eine rote Schnur befeſtigt. Der Arzt ging dieſer Schnur entlang durch den Hof und durch winkelige Gänge, bis er zulest ins Kranken-
zimmer gelangte und ſah, daß der Kranke das Ende derſelben feſt in der Hand hielt, um ſo die Verbindung mit dem „hei- ligen“ Tier herzuſtellen.
densgruß), wobei fie, wie es hier Sitte iſt, die rehte Hand
bis vors Geſicht erhoben.
Goit gebe, daß die Samen- körner ſeines Wortes, die wäh- rend der Feſtzeit in die Kin-
derherzen ausgeſtreut wurden, reiche Früchte tragen.
-—— Der lette Halt des jterben- den Brahminen.

Es wird für ein großes Verdienſt angeſehen, wenn man den Kühen Dienſte er- weiſt, ſie füttert, wäſcht, in ihrer Krankheit pflegt, ihnen in der Hike Kühlung und in der Kälte Bedeckung verſchafft. Man hat deswegen auch be- ſondere Kuhhoſpitäler einge- richtet und läßt dem „heiligen“ Vieh die beſte Behandlung und
Aufwartung zu teil werden.
Nein, es iſt fürwahr nicht *
zum Lachen, ſo komiſch man- cher etwa dieſes Bild auch fin- den mag. Da liegt ein ſterben- der Heide. Schon während ſeines Lebens war ex ohne Gott und ohne Hoffnung. Er hatte keinen rechten Frieden im Her-
Der lehte Halt eines ſterbenden Brahminen.
zen, keinen Troſt, keine Hilfe, keinen Halt, wenn er auch zur ſtolzen Brahminenkaſte ge- hörte. Der arme, bejammernswerte Heide! Nun muß er ſterben. Er ſteht vor den Toren der Ewigkeit. O wie ſchauerlich dunkel iſt ſie für ihn! -Woran ſoll er ſich halten, da er am Verſinken iſt und hinab muß in den grauenvollen Abgrund des Todes? Er weiß nichts von unſerer ſeligen Chriſtenhoffnung. Ex kennt den nicht, der für unſere Sün- den geſtorben ijt, der dem Tode die Macht genommen und uns das ewige Leben erworben hat. Er kann nicht beten : Erſcheine mir zum Schilde, Zum Troſt in meinem Tod, Und laß mich ſehn dein Vilde Sn deiner Kreuzesnot. Da will ich nach dir blicken, Da will ich glaubensvoll Dich feſt an mein Herz drücken; Wer ſo ſtirbt, der ſtirbt wohl.
Es wird für einen furcht- baren Frevel angeſehen, einer Kuh etwas zuleide zu tun oder ſie gar zu tôten. Eine Kuh zu ſchlachten gilt für ein Verbre- chen, das Todesftrafe verdient. Als der Diener eines eingebo- renen Fürſten einmal aus Ver- ſehen eine Kuh erſchoß, wurden ihm beide Hände abgehauen.
Möge die Miſſion in jenem Heidenlande immer mehr zum Siege gelangen, damit fold) eine greulihe Kuhver- götterung und aller Gößendienſt aufhöre ! R. K. Das gläuzeude Eleud indiſcher Fraueu.
Eines Tages, ſo erzählt die gelehrte Brahmanenwitwe Namabai, die Gründerin eines Aſyls für indiſhe Witwen in Puna, beſuchte ich die ſtolzen Paläſte der Großmoguln in Agra. Unter ihnen ijt beſonders bemerfensivert der große Khas Mahal, des Kaiſers Privatpalaſt, wo er Hunderte {öner Frauen, die hier wie in einem Gefängnis einge- \{loſſen lebten, hielt. Der Führer zeigte uns die großarti- gen Marmorſäle, die man wohl „Lieder in Marmor“ ge-