Logische Untersuchungen

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noch einen weiteren Schritt entgegen. Obwohl wir auch jetzt wieder den Unterschied zwischen rein logischen und methodologischen Sätzen geltend zu machen gedenken, gestehen wir bezüglich der ersteren ausdrücklich zu, daß sie eine gewisse Beziehung zum psychologischen Datum der Evidenz haben und in gewissem Sinne psychologische Bedingungen desselben hergeben_ Aber allerdings gilt uns diese Beziehung als eine rein ideale und indirekte. Wir leugnen es, daß die rein logischen Sätze selbst über die Evidenz und ihre Bedingungen das Geringste aussagen. Wir glauben zeigen zu können, daß sie jene Beziehung zu Evidenzerlebrdssen nur auf dem Wege der Anwendung, resp. Umwendung erlangen können, nämlich auf gleiche Weise, wie jedes „rein in Begriffen gründende" Gesetz auf den allgemein »vorgestellten Bereich empirischer Einzelfälle jener Begriffe übertragen werden kann. Die so erwachsenden Evidenzsätze behalten aber nach wie vor ihren apriorischen Charakter, und die Evidenzbedingungen, die sie nun aussagen, sind nichts weniger als psychologische, also reale Bedingungen. Die rein begrifflichen Sätze wandeln sich vielmehr, hier wie in jedem analogen Falle, in Aussagen über ideale Unverträglichkeiten, bzw. Möglichkeiten um. Eine einfache Überlegung wird Klarheit schaffen. Aus jedem rein logischen Gesetz kann man, durch a priori mögliche (evidente) Umformung gewisse Evidenzsätze, wenn man will, Evidenzbedingungen ablesen. Das kombinierte Prinzip vom Widerspruch und ausgeschlossenen Dritten ist sicherlieh äquivalent mit dem Satze: Evidenz kann bei Einem, aber auch nur bei Einem von einem Paar kontradiktorischer' Urteile auftreten.' Wieder ist der modus barbara zweifellos äquIvalent dem Satze: die Evidenz der notwendigen Wahrheit eines Verlangte die Evidenztheorie wirklich die Deutung, welche 115FLER a. a. 0. S. 133 bietet, so wäre sie schon durch unsere frühere Kritik der empiristischen Verkennungen der logischen Prinzipien gerichtet (vgl. 8. 74 d. W.). Hdruats Satz „ein bejahendes und ein 'verneinendes Urteil über denselben Gegenstand sind unverträglich" ist, genau besehen, in sich falsch,


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