Addiction (by Hannah Hiecke)

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Substanzstörung Abhängigkeit, Missbrauch


Über psychische Störungen wird viel geschwiegen. In der Gesellschaft gelten psychische Störungen als Schwäche, eine Tabuisierung von diesen schafft Grenzen. Unwissenheit fördert ein negatives Zusammenleben. Personen, die unter psychischen Störungen leiden, werden häufiger stigmatisiert als körperliche kranke Menschen. Obwohl die Behandlung psychischer Störungen positive Veränderungen hervorruft, hat das Stigma, das mit einer psychischen Erkrankung einhergeht, einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität. Vorurteile kommen durch Wissensdefizite. Die vorliegenden Hefte bieten Aufklärung, über die Verteilung, Symptome und Erklärungsansätzen von psychischen Störungen. Transparenz schafft Verständnis. Mehr als 33% der deutschen Bevölkerung leiden unter einer psychischen Störung, nur etwa 36% davon haben einer groben adäquaten Intervention. Jedoch lassen sich nur 10%, das sind 3 von 33 Betroffenen, länger und regelmäßig behandeln. Hingegen sind mehr als 90% aller Suizide mit psychischen Erkrankungen assoziiert. Heute gibt es gute Heilungschancen und professionelle Ärzte, die bei psychischen Störungen unterstützend wirken können. Eine psychische Störung heißt nicht, dass der Betroffene damit leben zu müssen.


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Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch

2.

Lebenszeitrisiko und Verteilung in Deutschland

4.

Definition und Kriterien

6.

Symptome

20.

Ätiologie

22.

Faktoren

24.

Risikotest

26.

Auflösung

28.

Hilfe und Ansprechpartner


Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Lebenszeitrisiko und Verteilung in Deutschland

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100 Frauen (18 - 65 Jahren)

Abhängigkeit/Missbrauch Alkohol 1,3% der Frauen

Abhängigkeit/Missbrauch illigaler Substanzen 0,5% der Frauen


100 Männer (18 - 65 Jahren)

Anhängigkeit/Missbrauch von Alkohol 6,8% der Männer

Abhängigkeit/ Missbrauch illegaler Substanzen 1% der Männer


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Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Definition und Kriterien

Die Menschen kennen und nutzen schon seit jeher Substanzen, die Schmerzen lindern, die Stimmung verbessern, Entspannung herbeiführen oder andere angenehme Wirkungen hervorrufen. Der Konsum solcher Substanzen hat oft verheerende Folgen für Körper und Geist. Daher ist der Konsum einiger besonders gefährlicher psychotroper Substanzen oder Drogen gesetzlich untersagt. Andere sind verschreibungspflichtig und sollten nur auf ärztliche Anweisung konsumiert werden. Dies alles kann jedoch nicht verhindern, dass es zum Missbrauch und zur Abhängigkeit von psychotropen Substanzen kommt. Es gibt eine Vielzahl an Substanzen mit einem Abhängigkeitspotenzial. Eine Verallgemeinerung und Zusammenfassung ist dadurch erschwert. So gibt es auch Unterschiede in den Kriterien, Symptomen und Erklärungsansätzen. Betroffene von verschiedenen Substanzstörungen unterscheiden sich erheblich bezüglich sozioökonomischer Daten, auffälligem Verhalten, Entwicklung und Ausprägung der Störung in der Behandlungsprognose. Es bestehen allerdings auch zahlreiche gemeinsame Merkmale, wie die psychische und meistens körperliche Abhängigkeit bzw. Formen des schädlichen Gebrauchs ohne Abhängigkeit, Phänomene wie Entzugserscheinungen und Rückfall, langfristige negative Auswirkungen auf der psychischen, somatischen und sozialen Ebene und den Kontrollverlust.

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Das Symbol der Flasch gilt in allen Abbildungen als Zeichen irgendeiner Substanz, mit Abhängigkeitspotenzial.

Viele Aspekte können also ohne Bezug zu einer spezifischen Substanz behandelt werden. Die Broschüre gibt einen Überblick über die Entwicklung und Merkmale einer Abhängigkeit und über konsumbedingte Störungen von psychoaktive (psychotrope) Substanzen.


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Körperliche Schäden 8 9

Der Substanzgebrauch verursacht eindeutig körperliche Schäden. Risiken und wiederholte körperliche Gefährdung (zum Beispiel im Straßenverkehr) werden eingegangen, da der Missbrauch bzw. Gebrauch diese nicht als solche erkenntlich machen und das Rekationsvermögenbeispielsweise nicht mehr normal funktioniert.


Psychische Probleme Der Gebrauch der Substanz führt zu eindeutigen psychischen Problemen. Andere psychische Probleme sind oftmals mit einem Missbrauch oder einer Abhängigkeit verbunden. Depression und Angststörungen sind die häuftigsten Störungen unter denen zusätzlich abhängige Menschen leiden.

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Abhängigkeit 10 11

Das Abhängigkeitssyndrom wird auf das Verhalten bezogenen, kognitiven und körperlichen Phänomenen definiert, die sich nach wiederholter Einnahme von psychotropen Substanzen entwickeln. Die Abhänigkeit als das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen von seelischen, sozialen und körperlichen Prozessen.


Verlangen, Zwang Abh채ngige haben ein starkes Verlangen oder Zwang, die Substanz zu gebrauchen. Charakteristisch ist ein starkes, oft un체berwindbares Verlangen sich die Substanz zuzuf체hren.


Kontrollverlust 체ber Beginn des Konsums 12 13

Der Beginn des Konsums kann nicht mehr kontrolliert werden, das Verlangen nach der Substanz kontrolliert den Konsum. Kennzeichen sind eine fortw채hrende oder periodische Einnahme der Substanz.


Kontrollverlust über Beendigung des Konsums Der Konsum der Substanz kann nicht mehr eigenhändig reduziert oder beendigt werden, die Entzugserscheinungen und der Zwang zum konsumieren drängt den Abhängigen zum weiter, andauerden Konsum. Eine Periodität und wohlmöglich eine Dosiserhöhung sind die Folge.


Toleranz 14 15

Weniger Wirkung bei gleicher Einnahmedosis, als bei frĂźheren Einnahmen. Bei einer Dosissteigerung kehrt eine Toleranz ein. Es kommt dabei zu einer ToleranzerhĂśhung und zu einem kĂśrperlichen Entzugssyndromen.


Gebrauch trotz körperlichen Schäden Es treten körperliche Entzugserscheinungen oder Entzugssyndrome bei Reduktion oder Absetzen der Substanz auf. Entzugserscheinungen sind körperliche und psychische Schäden und Probleme, dennoch wird trotz dieser schädlichen Folgen weiter konsumiert.


Fixierung 16 17

Die Substanz wird zu Lebensmittelpunkt, auf welches sich der Abh채ngige immer mehr fixiert. Den Konsum zu kontrollieren bzw. ihm nachzugehen, bewirkt eine fortschreitende Vernachl채ssigung anderer Verpflichtungen oder Aktivit채ten.


Einengung Die Fixierung auf die Substanz und ihren Konsum bewirkt, dass viele andere Bereiche des Lebens, beispielsweise soziale, kulturelle oder lebenserhaltende Faktoren, in den Hintergrund r端cken.


Kontrollverlust 端ber die Menge des Konsums 18 19

Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren. Neben dem Kontrollverlust von Beginn und Beendigung des Konsums, kann zudem die Menge nicht mehr kontrolliert werden. Die Mengen des Konsums werden im Laufe tendenziell mehr.


Kontrollverlust Der Konsum kontrolliert mehr den Betroffenen, als das der Betroffene den Konsum kontrolliert, obwohl dies vom Abh辰ngigen nicht als solches wahrgenommen wird. Entzugserscheinungen f端hren zu einem hemmungslosen Verhalten, der Betroffene verliert immer mehr die Kontrolle 端ber sich selbst. Der Konsument erhofft sich durch den Konsum eine Kontrolle 端ber sich und seinen Zustand zu bekommen. Das Gegenteil tritt langfristig ein.


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Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Ätiologie

Substanzabhängigkeit wird allgemein als Ergebnis einer Entwicklung gesehen. Ein Stufenmodell wird auf der folgenden Seite näher erläutert. Jedoch macht nicht jeder Betroffene alle Stufen durch. Verschiedene soziokulturelle, psychische und biologische Faktoren können bei der Entstehung von schädlichen Gebrauch und Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen eine Rolle spielen. Man geht davon aus, dass die Neigung zur Substanztoleranz vererbt wird oder diese angelernt werden kann, wenn beispielsweise Elternteile oder Bekannte an einer Substanzstörung leiden. Somit ist die Wahrscheinlichkeit einer Substanzstörung höher, wenn Bekannt oder jemand in der Familie abhängig ist. Hauptgrund für den Substanzkonsum liegt in der Veränderung der Stimmung, viele der beschriebenen Substanzen fördern positive und mildern negative Affekte. Es wird erwartet, dass die Substanz Stress und Ängste abbaut. Positive Reize aktivieren das mesokortikolimbische Belohnungssystem. Es kommt zur Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen und dadurch zur Empfindung von positiven Emotionen. Suchterzeugende Substanzen wirken genau dort, sie bewirken eine noch stärkere Aktivierung, sodass sie eine noch stärkere Euphorie erleben. Das mesokortikolimbische Belohnungssystem gilt als hauptverantwortlich für die verstärkte Wirkung. Konsumenten erleben eine stärkere Spannungsminderung durch den Konsum, solange die Substanz im Körper und Blut des Kosnumenten wirkt. Beginnt die Dosis nachzulassen, der Akloholspiegel beispielsweise sinkt, spüren die Konsumenten weniger von der Wirkung und die vorherige Probleme, Stimmung und die Entzugserscheinung der Substanz kehren in den Wahrnehmungsfokus. Als einzige Lösung schein weiterer Kosnum. so wird im Laufe der Zeit der Konsum gesteigert.

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Substanzstörung Abhängigkeit, Missbrauch • Faktoren

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Objektiv kann man festhalten, dass es fünf Stufen in der Entstehung einer Substanzabhängigkeit gibt. Grundlage für eine Abhängigkeit ist eine positivie Einstellung zur Substanz (1). Diese Stufe kennt eigentlich beinah jeder, der schon ab und zu mal Alkohol trinkt beispielsweise, nachvollziehn. Vereinzelte Substanzen sind als Genußmittel in vielen Kulturen und Gesellschaften verbreitet. Es gibt außerdem zwischen verschieden Ländern und Kulturen Unterschiede in der Akzeptanz der jeweiligen Substanzen. Zweiter Schritt ist das experimentieren und ausprobieren mit der Substanz (2), welche bei Drogen und ähnlichem sehr gefährlich sein kann. Eine weitere, wichtige Stufe zur Abhängigkeit, die den Abhängigen von dem gelegentlichen Benutzer unterscheidet, ist der regelmäßige Konsum (3). Durch eine Regelmäßigkeit, entwickelt sich langsam die Abhängigkeit und Toleranz. Toleranz (4) als Ursache für die vierte Stufe. Die Wirkung bei gleicher Menge ist auf dauer weniger befriedigend, wodurch die Menge erhöht wird. Dies führt dann schließlich zum unkontrollierten konsumieren (5) und somit zu einer Abhängigkeit. Der Kosument kann sich ein Leben oder ein lebensfähigen Alltag nicht mehr ohne die Substanz vorstellen. Suizid und Todesgedanken sind, oftmals auch durch andere Probleme und psychische Belastungen bestärkt, neben den körperlichen Schäden, die schlimmsten Folgen einer Abhängigkeit.


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Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Risikotest

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Teste, ob du unter einer Abhängigkeit leidest oder nicht. Viele Menschen, die unter einer Störung leiden, wissen es entweder nicht, oder wollen es sich nicht eingestehen, da es einfacher ist mit der Störung weiter zu leben. Sich eine Störung einzugestehen und sich Hilfe zu suchen braucht viel Kraft und einen Willen. Wer sich in der Symptombeschreibung wiedererkennt, kann einen Selbsttest vornehmen. Hierfür werden zahlreiche Tests in Form von Fragebögen im Internet angeboten. Nach dem Beantworten der Fragen soll das Ergebnis Aufschluss über den psychischen Stand des Lesers, oder einer seiner Bekannten, geben. Nach dem Beantworten kann man erkennen, ob überhaupt eine Störung vorliegt oder ob der Konsum normal ist. Der Sättigungsgrad der anzukreuzenden Punkte gibt Aufschluss und eine Tendenz über den möglichen Schweregrades der Störung. Allerdings ist bei diesem und jedem anderen Selbsttest zu beachten, dass er keine fachärztliche Diagnose ersetzt. Denoch wäre es wichtig den Test ehrlich zu beantworten, um das Ergebnis und vielleicht auch eine Vermutung bestehtigt zu sehen und erkennbar zu machen. Der Test soll helfen, Aufmerksam zu machen und ein weiteres Handeln in die Wege zuleiten. Sollte der Verdacht bestehen, an einer Störung zu leiden, ist ein Besuch bei einem Facharzt, wie einem Psychologen, Psychotherapeuten oder Neurologen, unumgänglich.

Nicht Abhängig Kritischer Gebrauch von Substanzen Missbrauch von Substanzen Abhängig


Schädlicher Gebrauch Gebrauch verursacht körperliche Schäden Gebrauch verursacht psychische Probleme Abhängigkeit Verlangen oder Zwang, die Substanz zu gebrauchen Kontrollverlust über Beginn Kontrollverlust über Beendigung Kontrollverlust über Menge des Konsums Entzugssyndrome Gebrauch zur Vermeidung von Entzugssyndromen Gelegentlicher „User“ Toleranz bei Dosissteigerung Verminderte Wirkung bei gleicher Dosis Einengung auf den Gebrauch der Substanz Anhaltender Gebrauch, trotz schädlicher Folgen Abhängigkeit, Substanz als Lebensmittelpunkt Versagen bei der Erfüllung wichtiger Verpflichtungen Körperliche Gefährdung Probleme mit dem Gesetz

ja

häufiger

weniger

nein

Gewichtsreduzierung


Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Auflösung

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Abhängigkeitssrisiko „nein – trifft gar nicht zu“ Seelische Stabilität ist vorhanden und keine Neigung zum Gebrauch oder Abhängigkeit von irgendeiner Substanz.

Abhängigkeitssrisiko „trifft weniger zu“ Sehr seltener bzw. gelegentlicher „User“ von leichten Substanzen. Tendenz zu einer Substanzstörung könnte erkennbar sein. Sobald Konsummenge gesteigert wir und eine Toleranz entwickelt wird, professionelle Hilfe aufsuchen.

Abhängigkeitssrisiko „trifft häufiger auf“ Tendenz zu einem Missbrauch und Abhängigkeit von einer Substanz ist vorhanden. Professionelle Hilfe aufsuchen, um Gefahr einer Abhängigkeit auszuschließen.

Abhängigkeitssrisiko „ja – trifft zu“ Abhängig einer Substanz. Der Gebrauch dieser, schädigt den Körper und man hat die Kontrolle über diesen verlohren. Die Abhängigkeit gefährdet die Gesundheit und das Leben.


www.kreuzbund-wittlich.de/test.htm


Substanzstörung

Abhängigkeit, Missbrauch • Hilfe und Unterstützung

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Der Risikotest hat erschreckend gezeigt, dass der Leser oder jemand seiner Bekannten, Freunde oder ein Familienmitglied, Anzeichen einer Substanzstörung aufweist. Abhängige Menschen und der Missbrauch von Substanzen können heute gut theapeutisch begleitet werden. Die Heilungschance sind zudem sehr hoch. 100 prozentig kann man festhalten, professionelle Unterstützung und Begleitung ist besser als garnichts. Das Verhältnis zur Substanz sollte normalisiert bzw. ganz aufgehoben werden, die Substanz sollte wieder aus dem Lebensmittelpunkt gerückt, und Freude am Leben gefunden werden. Dabei kann geholfen werden. Die Mortalitätsrate und Suizidgefahr bei Abhängigen ist sehr hoch, da der Gebrauch tödlich Enden könnte. Begleitende Unterstützung, nicht mit der Störung allein zu sein, würde die Mortalitätsrate stark senken. Deutschlandweite Hilfe bzw. Ansprechpartner unter:

• Suchthilfen Deutschland, verschieden Ansprechpartner www.suchthilfe.de

• Suchthilfe „Die Fleckenbuehler“ www.diefleckenbuehler.de/drogenfrei-leben/index.php Ansonsten ist der Hausarzt immer über lokale Ansprechpartner informiert und leitet an professionelle Hilfe weiter.


Semesterarbeit von Hannah Hiecke Kommunikationsdesign FH Aachen fßr Gestaltung (B.A.) 5. Semester • Abgabe im Januar 2012 Betreuung Prof. Dipl.-Des. Ilka Helmig



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