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Cannabioide gegen antibiotikaresistente Bakterien von Dr. med. Franjo Grotenhermen

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mmer wieder wird der Redaktion tendenziöser Journalismus vorgeworfen. Beschwerde führen vor allem Leser, die sich im politisch rechten Spektrum verorten und der Überzeugung sind, dass die rechtskonservativen und rechtsextremen Parteien nach der Machtergreifung den guten Willen haben, die Deutschen mit der Cannabis-Legalisierung zu beglücken. Diese „Wahrheit“ würde das „linksgrün versiffte“ Hanf Journal unterdrücken. Die Wut der rechtsaffinen Leser auf das „Schundblatt“ äußert sich oftmals in üblen Hasstiraden und wüsten Unterstellungen – und das zumeist auf unterstem sprachlichem Niveau, so dass sich eine Replik von Seiten der Redaktion erübrigt. Leute, die ihre Kritik in Pöbeleien kleiden, sind längst nicht mehr empfänglich für eine argumentative Auseinandersetzung in der Sache. (Das gilt übrigens auch für jene Leser, die in die politisch andere Richtung ausschlagen, sich aber ebenso einer vulgären Sprache bedienen.) Ob nun tendenziös oder nicht, Fakt ist, dass es keinen Beweis

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UNABHÄNGIG | ÜBERPARTEILICH | LEGAL CBD ist eine freizügige Substanz Partnerschaften von Cannabidiol

für hanfpolitische Wohltaten aus dem rechten politischen Milieu gibt. Einst versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass unter ihrer Regentschaft das Cannabis-Verbot nicht aufgehoben wird – und

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Hanfparade 2019 So lief die größte HanfDemo Deutschlands

zuführt. Die Amigos von CDU und CSU sind die Urheber des schweren Unrechts, das den Hänflingen im deutschen „Vaterland“ angetan wird – und das ist nicht zu leugnen. Mancher CDU/CSU- Fan wird

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Ausnahmegenehmigung Medizinalhanfblüten käuflich zu erwerben. Sogar die gesetzlichen Krankenkassen wurden in die Pflicht genommen, im Bedarfsfall eine Kostenerstattung zu gewährleisten.

schätzungen werden oftmals bewusst ignoriert, um den Antragsteller über ein langwieriges Widerspruchsverfahren zu zermürben. Doch bevor es soweit kommt, muss der Kassenpatient erst einmal einen

So schön das auch klingt, die Realität zeigt jedoch, dass die Gesetzesreform, nur einem Bruchteil der Patienten zum Vorteil gereicht. Die Krankenkassen verschleppen die Anträge auf Kostenübernahme oder lehnen diese nach Gutsherrenart ab. Ärztliche Diagnosen und Therapieein-

jener seltenen Ärzte ausfindig machen, der den bürokratischen Aufwand nicht scheut und Cannabis auf Rezept verordnet. Doch selbst mit Rezept steht so mancher Patient auf dem Schlauch, wenn die Apotheken mal wieder einen Lieferengpass haben – und das über Wochen. Richtig in die Röhre schauen auch jene Patienten, die dank der Gesetzesreform ihre Ausnahmegenehmigung zum Eigenbau von Medizinalhanf verloren haben. Im ausnahmslosen Anbauverbot für Patienten entfaltet die christdemokratische Cannabis-Politik ihre eigentliche Kraft, denn

CDU/CSU und AfD sind die Garanten der Cannabis-Prohibition

Bild: Collage - Archiv | Olaf Kosinsky CC-BY 3.0 sie hat Wort gehalten. Wer kifft, ist mehr denn je pfui und hat völlig zu Recht eine Tracht Prügel mit der Repressionskeule verdient. Merkels Anti-Hanf-Politik ist ein Erfolgsmodell, das jedes Jahr von Neuem alle Rekorde bricht und der Strafverfolgungsindustrie im Akkord Justizopfer

nun empört ins Feld führen, dass unter Merkels Ägide die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften bezüglich „Cannabis als Medizin“ geändert wurden. Immerhin haben Patienten nun die Möglichkeit, ohne eine vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ausgestellte

Immer Ärger mit der Presse Nachrichten vergessen wichtige Hinweise zu erwähnen

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m 21. August berichtete das Hanf Journal über mysteriöse Krankheitsfälle in den USA, die nach amerikanischen Nachrichten mit dem Konsum von Vapo-Kartuschen der dubiosen Firma Dank Vapes zusammenhängen sollen. Zwei Tage später gab es den ersten Todesfall zu vermelden, sodass sich dann auch andere Presseorgane auf die Nachricht stürzten. Jedoch – das wurde schnell klar – ließ man gewisse Informationen unerwähnt und schob das Ganze auf eine andere Ebene. Nicht die verunreinigten THC-Liquids eines gewissenlosen Produzenten waren jetzt im Visier der journalistischen Elite, sondern gleich die gesamte Konsumform des Vaporisierens. Warnungen über die Gefährlichkeit der E-Zigarette wurden ausgesprochen und verbreitet, die bekannten Details über das Vorhandensein giftiger Blausäure in den semiprofessionell produzierten Schwarzmarktkartuschen jedoch nicht erwähnt. „Erster Toter nach E-Zigaretten-Gebrauch in Amerika“, titelt die Frankfurter Allgemeine, um

HANFJOURNAL.DE | AUSGABE #236 | SEPTEMBER 2019 Eine Seite News Nachrichten aus der Welt des Cannabis

im Text nur kurz auf den THC-Konsum einzugehen, „Erster Toter durch E-Zigaretten: Raucher in den USA stirbt an Lungenproblemen“ schreibt der Focus und nennt weder den Schwarzmarkthintergrund noch die Zusammenhänge zum illegalen Cannabismarkt. Es scheint, als habe man kein Interesse an den tatsächlichen Ursachen dieser schicksalhaften Entwicklung, sondern möchte einfach nur die Nutzer der regulären E-Ziggis komplett vor den Kopf stoßen und verunsichern. Hier zeigt sich eindrucksvoll, wie die Presseorgane reagieren, wenn es Nachrichten gibt, die sich weniger lohnen, erwähnt zu werden. Es geht hier schließlich nicht nur um den Zigaretten-Markt, der Deutschland jährlich Steuergelder in Milliardenhöhe generiert, sondern auch um die Vorteile eines legalen Cannabismarktes. Solange kontrollierte Substanzen über Ladentische an Konsumenten abgegeben werden, haben die Nutzer keine großen Befürchtungen, vergiftet zu werden. Wird dagegen unter der Hand ver-

sucht Geld zu verdienen, kann es wesentlich häufiger vorkommen, dass das finanzielle Interesse Menschen über Leichen gehen lässt. So gab es auch in Deutschland schon 2008 die größte Vergiftungswelle mit Blei seit dem zweiten Weltkrieg, da kompromisslose Dealer ihr Cannabis zwecks dreister Gewichtsoptimierung mit dem giftigen Stoff versetzten. Diese beiden Beispiele zeigen, dass eine eigentlich nicht toxische Substanz wie THC unter den falschen Bedingungen zu einer Gesundheitsgefahr werden kann, wird seitens der Regierungen nicht daran gearbeitet, Sicherheiten durch Legalisierung zu gewährleisten. Es gibt neben der schädlichen Strafverfolgung von Konsumenten auch die gefährlichen Nebenwirkungen dank schlechter Menschen im Schwarzmarktgeschäft, was jeder nur halbwegs intelligenten Person eigentlich die Augen öffnen müsste, dass das Jahrtausende Jahre problemlos eingesetzte Naturrauschmittel Cannabis hinter dem Vorhang der Legalität wesentlich gefährlichere Eigen-

schaften erhält, als würde es vor diesem Schleier verkauft werden. Doch derartige Aussagen sind wohl kaum in der Öffentlichkeit seitens Presseorganen zu erwarten, verschweigen diese schon die Zusammenhänge zwischen den aktuellen Krankheitsfällen und dem zu bedauernden Todesfall in den USA, obwohl es äußerst wichtige Informationen sind. Vielleicht wird aber immerhin dem einen oder anderen E-Zigaretten-Raucher bewusst, dass man nicht alles ohne Hinterfragung für bare Münze nehmen sollte, wenn es gegen die Interessen der Mächtigen geht. Die Legalisierung von Cannabis könnte somit immerhin einige neue Befürworter gefunden haben – in der richtigen und nicht in der Details verschweigenden Pressewelt. Die Freigabe von Hanf sollte nun schließlich auch wieder allein aus gesundheitlichen Gründen von allen aufmerksamen Personen gefordert werden können. Gebt es frei!!

Eure Redaktion

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Die totale Entspannung Gesund durch Yoga

der Winkelzug, Hanfblüten per Rezept in Apotheken abzugeben, verstellt den Weg, das Recht auf Selbstversorgung einzuklagen. Dass in der Cannabis-Frage von rechts nichts Gutes kommt, sollte also nicht verschwiegen werden. Marlene Mortler, Jens Spahn und Konsorten sind keine Grünen, ebenso wenig wie Höcke & Co. Vertreter der Linken sind. Aus der rechten Ecke ist in den deutschen Parlamenten nichts zu vernehmen, das auf einen Sinneswandel hindeutet. Hinge das Schicksal Deutschlands von der Cannabis-Frage ab, ein Bündnis von CDU/CSU und AfD wäre sofort geschmiedet. Die Hanfprohibitionisten samt Gefolgschaft beim Namen zu nennen, ist folglich die Pflicht eines jeden Bürgers und Demokraten und hat unterm Strich nichts mit „linksgrün versifftem Gutmenschentum“ oder Tendenzjournalismus zu tun. Was zählt, ist die Befreiung des Hanfes – und dieser Kampf kann nur gewonnen werden, wenn sich auf parlamentarischer Ebene eine Mehrheit für die Freigabe findet. Somit gilt die Prämisse, die Prohibitionsparteien als solche anzuprangern und mit dem Prädikat „unwählbar“ zu versehen.

Beitrag von Sadhu van Hemp


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REDAKTION Matthias ‘mze’ Meyer (Chefredakteur)

MITARBEITER DIESER AUSGABE Dr. Franjo Grotenhermen, Amadara M. Schulzke Sadhu vanHemp, Christian Rausch, Kascha

LAYOUT Lippe

Bild: NIAID - CC-BY 2.0

Cannabinoide gegen antibiotikaresistente Bakterien zündungen. Heute bedeutet MRSA vor allem Multi-resistenter Staphylococcus aureus. In Deutschland bekannt wurden MRSA auch durch den Fernseh-Dokumentarfilm „Tatort Krankenhaus“ von Tilman Wolff. Darin wurde 2008 verdeutlicht, dass in deutschen Krankenhäusern jährlich bei etwa 160.000 Menschen eine MRSA-Besiedelung festgestellt wird und dass es im Klinikalltag vielfach an elementaren Hygienemaßnahmen wie Händewaschen mangelt. Heute gehört es in Deutschland zum Klinikalltag, neue Patienten auf das Vorliegen von MRSA zu untersuchen, um entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einleiten zu können. Multiresistente Bakterien verursachen häufig Erkrankun-

gen bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. Neben Staphylococcus aureus könnten auch andere Bakterien multiresistent sein, darunter Pseudomonas aeruginosa und verschiedene Darmbakterien. Die indischen Forscher hatten insgesamt 20 verschiedene Staphylococcus aureus-Stämme isoliert. Die meisten waren resistent gegen Penicillin, Methicillin, Oxacillin und Cefoxitin. Einige Stämme sprachen noch auf Vancomycin, ein so genanntes „Reserve-Antibiotikum“ an, das nur eingesetzt wird, wenn alle anderen Antibiotika wirkungslos sind. Neben Cannabinoiden scheinen noch andere Pflanzenbestandteile antibiotische Eigenschaften aufzuweisen, darunter Phenole, Quinone,

Flavonoide, Tannine, Alkaloide, Glykoside und Polsaccharide. Die synergistische Wirkung von Cannabis und Thuja mag darauf zurückzuführen sein, dass verschiedene dieser Substanzen sich in ihrer Wirkung ergänzt haben. Nach einer Pressemitteilung vom 1. August 2019 aus Australien hat kürzlich ein CBD-Unternehmen 40 Millionen US-Dollar erhalten, um die antibakteriellen Eigenschaften dieses Cannabinoids zu untersuchen. CBD ist auch in hohen Dosen sehr gut verträglich, könnte daher auch in hohen Dosen ohne große Gefahren eingesetzt werden. Die Investition zeigt, dass die Beteiligten hohe Erwartungen in das antibiotische Potenzial von Cannabidiol haben.

Ein Bekannter berichtete mir kürzlich, dass sein Bruder, der bei jedem Krankenhausbesuch positiv auf MRSA getestet wurde, plötzlich nicht mehr MRSA-positiv war, nachdem er eine mehrwöchige Kur mit Haschischöl durchgeführt hatte. Die Ärzte konnten es kaum glauben. Das ist eine bemerkenswerte Beobachtung, die es verdient, unter kontrollierten Bedingungen überprüft zu werden. Vielleicht mit CBD.

Beitrag von Dr. med. Franjo Grotenhermen

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m Jahr 2008 wurde erstmals eine Studie veröffentlicht, nach der verschiedenen Cannabinoide der Hanfpflanze (THC, Cannabidiol, Cannabigerol, Cannabichromen und Cannabinol) antibakterielle Eigenschaften gegen Bakterien besitzen, die mit den üblichen Antibiotika nicht mehr behandelt werden können. Das Problem der Antibiotikaresistenz, also dem fehlenden Ansprechen von bakteriellen Infektionen auf Antibiotika, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Daher wird verstärkt nach neuen Möglichkeiten gesucht, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Neue antibiotische Substanzen werden dringend benötigt. Zur Resistenzbildung tragen nicht nur der häufig unkritische Einsatz von Antibiotika beim Menschen, sondern auch die umfangreiche Verwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung bei. Die Wissenschaftler der Universität von Piemont in Italien schrieben im Jahr 2008, dass die systemische Anwendung von Cannabinoiden zur Bekämpfung von bakteriellen Entzündungen erst noch untersucht werden müsse, dass jedoch die örtliche Anwendung zur Reduzierung von resistenten Staphylokokken auf der Haut „vielversprechend erscheint“. Im Jahr 2018 haben Wissenschaftler des Saaii Kollegs für medizinische Wissenschaften und Technologie in Chaubepur in Indien einen wissenschaftlichen Artikel für ihre Arbeit veröffentlicht, in der sie die antibakterielle Aktivität dreier Pflanzen (Cannabis, Thuja und echte Guave) untersucht hatten. Sie konnten die früheren Beobachtungen bestätigen und weitere Erkenntnisse gewinnen. So stellten sie fest, dass eine Kombination aus Cannabis und Thuja wirksamer war als Extrakte einzelner Pflanzen. Sie testeten alkoholische Pflanzenextrakte gegen verschiedene Stämme von Staphylococcus aureus. Wenn von Antibiotikaresistenz die Rede ist, dann wird oft von MRSA-Keimen gesprochen. Ursprünglich waren damit Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus gemeint. Das Bakterium Staphylococcus aureus lebt meistens als harmloser Bewohner auf unserer Haut und unseren Schleimhäuten, kann jedoch auch Krankheiten verursachen, darunter schwere Hautinfektionen, Lungenentzündung und Hirnhautent-

ILLUS Lukas BILDER Archiv, Diagones Verlag, Fischer Verlag, NIAID, Olaf Kosinsky, Public Domain

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ie die Cannabinoide im menschlichen Körper wirken, ist ein äußerst komplexer Vorgang, deren Details ihres besonderen Mechanismus wir gerade erst zu verstehen beginnen. Denkt einfach einmal daran: vor einem halben Jahrhundert wussten wir noch nicht einmal etwas über die Existenz dieses komplett separaten Endocannabinoidsystems und erst vor einer Dekade wunderte man sich noch sehr über den sogenannten „Entoutrage-Effekt“. Ähnlich komplex ist es, wie CBD – der Hauptwirkstoff förderlicher Hanfeigenschaften – überhaupt funktioniert. In einem anderen Artikel befassen wir uns mit den Details, wie der Mechanismus funktioniert, der Cannabidiol mit den Endocannabinoid System interagieren lässt. Diese Interaktion ist extrem komplex und beinhaltet verschiedene Wege des CBDs, um sich an den Rezeptoren zu binden sowie auch indirekte Effekte auszulösen (hauptsächlich des Effekts auf Anandamid). Auch gibt es Informationen in Artikeln, welche die Effekte von Cannabidiol auf das Serotoninsystem beinhalten – ein Themenkomplex der gerade erst versucht wird aufgeschlüsselt zu werden, obwohl er wohl einen Durchbruch über das antipsychotische und antidepressive Potenzial von Hanf in sich birgt. In diesem Artikel hier versuchen wir dagegen einen kleinen Kreis zu schließen, der sich mit der Frage der Auswirkungen von CBD auf andere Rezeptoren beschäftigt, bei denen eine gewisse Anzahl zu besonders exotischen Rezeptoren zählt. Wie wir sehen werden, ist die Wirkung, die das wichtigste Cannabinoid auf den menschlichen Körper ausübt, extrem komplex und beinhaltet dessen überraschende Interaktionen mit Vanilloiden, Adenosin, Dopamin und neben anderen Verbindungen auch mit dem Opioid-System.

Eine freizügige Substanz Zuerst eine kleine Erinnerung. Die Tatsache, dass wir die Wirkung von CBD auf vielen Ebenen und an vielen verschiedenen Rezeptoren vieler verschiedener Systeme analysieren können, rührt von der Pleiotropie und Promiskuität dieses Cannabinoids her. Pleiotropie - die Ausprägung mehrerer phänotypischer Merkmale, die durch ein einzelnes Gen hervorgerufen wird - bezieht sich auf den Fakt, dass eine Substanz mehr als einen einzigen spezifischen Effekt verursachen kann, während Promiskuität - ja, das ist tatsächlich ein wissenschaftlicher Begriff, der für Freizügigkeit steht - darauf hindeutet, dass eine Substanz mehr als nur ein pharmakologisches Ziel anspricht. In unserm Kontext bedeutet dies, dass mit mehr als einem spezifischen Typ eines Rezeptors Interaktion und eine Bindung stattfinden kann. Diese zweite Eigenschaft - die Promiskuität von Cannabinoiden - spornt Moleküle dazu an, nach mehr als einem molekularen Part-

Die nicht erwarteten Partner von CBD Bild: Archiv ner zu suchen, und dank dieser Eigenschaft kann man die Auswirkungen von CBD auch außerhalb seines „dedizierten“ Endocannabinoidsystems betrachten. Erwähnenswert ist dazu auch, dass diese pharmakologische Promiskuität eher typisch für Substanzen natürlichen Ursprungs und für die frühe Generierung von Arzneimitteln ist. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Arzneimittelhersteller versuchen heute ein potentes und möglichst selektives Produkt zu kreieren (sich auf ein pharmakologisches Ziel zu konzentrieren, soll auch mögliche potenzielle Nebenwirkungen ausschließen), während Mutter Natur sich hier hingegen ein wenig verschwenderischer zeigt. Aus diesem Grund besitzen Substanzen in Pflanzen - so wie auch die Cannabinoide - öfter auch eine größere Bandbreite an unterschiedlichen zuträglichen Eigenschaften, welche sie beim Konsum demonstrieren. Bei dieser Sichtweise aus den Augen von Konsumenten

ist der Griff zu Hanfprodukten aufgrund ihrer allgemeinen positiven Effekte auf den Körper (CBD-Hanföl stellt ein bestes Beispiel für derartige Nahrungsergänzungsmittel dar) ein unbezahlbarer Vorteil für diverse Effekte. Dennoch kann die Pleiotropie auch ein kleines Problem darstellen, betrachtet man potenzielle Einsätze im medizinischen Sinne. Für einen allgemeinen gesundheitsförderlichen Einsatz ist daher empfohlen, sich auf Vollspektrumextrakte der gesamten Pflanze zu verlassen, während die Pharmaindustrie sich wohl eher für die Isolate interessieren wird (die Koexistenz mehrerer Cannabinoide und ihre Synergien behindern zusätzlich die gewünschte Selektivität), oder sich daran versucht, „verbesserte“ synthetische Cannabinoide einzusetzen. Zu guter Letzt ist es erwähnenswert, dass das einfache Auftreten dieser Form von „Nebenwirkungen“ davon abhängig ist, wie stark Substanzen vorhanden oder kon-

zentriert sind. Im Falle von niedriger dosierten Cannabidiol werden bloß gewisse Effekte auftreten, die mit dem Endocannabinoidsystem in Verbindung stehen, während eine Erhöhung der Konzentration im Körper auch andere Rezeptoren effektiv ansprechen kann.

Dopaminrezeptoren Dopamin ist einer der wichtigsten Neurotransmitter. Man bezeichnet es - in einfacher Form - gerne als den Neurotransmitter für Befriedigung und Erfüllung, doch es ist ein klein wenig komplizierter. Genauer stellt Dopamin ein wichtiges Element in dem sogenannten Belohnungssystem des Körpers dar, aber die Effekte dieses Neurotransmitters sind wesentlich komplexer. Fünf verschiedene Typen von Dopaminrezeptoren sind bislang identifiziert worden. Sie befinden sich in den limbischen, extrapyramidalen und hypothalamischen Systemen und regulieren emotionale Prozesse, höhere Gehirnfunk-

tionen, Muskeltonus und Hormonsekretion. CBD bindet an den D2-Rezeptor in einem Zustand hoher Affinität zu Dopamin (dieser Rezeptor kann in zwei Dopamin-Affinitätszuständen existieren, die als D2Low und D2High bezeichnet werden). Der D2High-Rezeptor ist mit dem Auftreten von Schizophrenie und Psychosen assoziiert. Cannabidiol ist ein partieller Agonist des D2High-Rezeptors, was möglicherweise mit der antipsychotischen Wirkung des Hanfwirkstoffes zusammenhängt. Bestimmte Nebenwirkungen von CBD - wie Schläfrigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit - können auch mit der Wechselwirkung dieses Cannabinoids und dem betreffenden Rezeptor zusammenhängen.

Opioidrezeptoren Die Opioidrezeptoren werden hauptsächlich mit der Schmerzwahrnehmung in Verbindung gebracht, doch sollen sie auch für das Empfinden

von Schläfrigkeit und Lust mit verantwortlich sein. Ebenso regulieren sie das Atmungssystem. Die Opioidrezeptoren werden durch endogene Substanzen wie Endorphine sowie durch das gesamte Spektrum synthetischer Opioide stimuliert: von Codein bis Heroin. Genannte Opioide werden hauptsächlich in starken Schmerzmitteln verwendet. Es wurde nachgewiesen, dass CBD ein schwach negativer allosterischer Modulator der Opioidrezeptoren μ (mu) und δ (delta) ist. Die allosterische Modulation ist eine Möglichkeit, den Rezeptor indirekt zu beeinflussen - im Falle einer negativen Modulation ist es weniger wahrscheinlich, dass der Rezeptor seine dedizierten Neurotransmitter bindet. Es wurde jedoch nur die Wechselwirkung von CBD mit diesen Opioidrezeptoren untersucht, wohingegen die möglichen Auswirkungen dieser Wechselwirkung nicht untersucht worden sind. Wichtiger als die direkte Stimulation mit Cannabidiol scheint die Dimerisierung von CB1-Rezeptoren


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mit Opioidrezeptoren zu sein (Dimerisierung ist eine Art Verstrickung von Rezeptoren verschiedener Typen, solche Hybridrezeptoren weisen häufig einzigartige Eigenschaften auf). CBD hat einige analgetische Wirkungen und geht einige interessante Synergien mit Opioiden ein. Inwieweit diese Eigenschaften jedoch mit indirekten oder direkten Wirkungen auf das Opioidsystem zusammenhängen, muss noch untersucht werden.

Adenosinrezeptoren Adenosin dient als Botenstoff des Nervensystems. Es spielt die Schlüsselrolle bei der Übertragung von Signalen vom Gehirn zum Rest des Körpers. Einer der bekanntesten Antagonisten von Adenosinrezeptoren ist Koffein. CBD beeinflusst Adenosinrezeptoren nicht direkt, sondern ist ein Adenosin-Wiederaufnahmehemmer. Diese Art der Wechselwirkung beinhaltet die Erhöhung der Menge des aktiven Neurotransmitters in den Synapsen, wodurch dessen Funktion verbessert wird. Insbesondere stört CBD die Aktivität von ENT1 - einem Adenosintransporter, der es aus den Synapsen entfernt. Wir haben es hier mit einer ähnlichen Situation zu tun wie mit der Wirkung von CBD auf das FABP-Protein im Endocannabinoidsystem. Die möglichen Wirkungen von Cannabidiol auf den Adenosin-A1A-Rezeptor können mit seinen entzündungshemmenden Eigenschaften sowie mit einigen unerwünschten Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit verbunden sein. Es wurden jedoch keine Untersuchungen durchgeführt, um die praktische Bedeutung dieses Effekts zu untersuchen.

tivierung des Nervensystems hemmen. Daher reguliert Glycin das Schmerzempfinden und Entzündungen. Sowohl CBD als auch Anandamid sind positive allosterische Modulatoren des GlyR-Glycinrezeptors - das heißt, sie können die Wahrscheinlichkeit die Aktivierung dieses Rezeptors erhöhen. In Anbetracht der Tatsache, dass CBD die Zufuhr und Aktivität von Anandamid signifikant beeinflusst und dass beide Verbindungen auf GlyR-Rezeptoren wirken, kann angenommen werden,

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dass einige der analgetischen und entzündungshemmenden Wirkungen von Hanf mit Glycin zusammenhängen. Die ersten Studien an Tieren legen in der Tat nahe, dass CBD die Übertragung von Schmerzsignalen entlang der Wirbelsäule verlangsamt, indem es auf die Glycin-α-3 -Rezeptoren einwirkt.

GABA-Rezeptoren GABA oder Gamma-Aminobuttersäure ist einer der wichtigsten Neurotransmitter mit

Vanilloidrezeptoren Der schmackhafte Begriff „Vanilloidrezeptor“ bezieht sich auf den TRPV1-Rezeptor, der das Gefühl von Schmerz und Temperatur vermittelt. Interessanterweise ist eine der bekanntesten Substanzen, die TRV1 aktivieren, Capsaicin eine Verbindung, die für die Schärfe von Chilischoten verantwortlich ist. CBD (ebenso wie das Anandamid) ist ein TRPV1-Rezeptoragonist. Paradoxerweise verursacht die Stimulation von

Rezeptoren und dies auf viele verschiedene Arten - es wirkt als Agonist, Antagonist, allosterischer Modulator, partieller Agonist, inverser Agonist ... Kann diese unbestreitbare Promiskuität von Cannabidiol zu ebenso vielen nützlichen Anwendungen führen? Es ist schwer zu diesem Zeitpunkt zu bestimmen. Das Potenzial von Cannabis ist enorm, aber seine Wirkungen außerhalb des Endocannabinoidsystems scheinen ziemlich begrenzt zu sein - zumindest bis eingehendere Untersuchungen durch-

Über die überraschende Freizügigkeit des wohl wichtigsten Cannabinoids.

Glycinrezeptoren Glycinrezeptoren (GlyRs) sind ligandengesteuerte Ionenkanäle (während die meisten der hier beschriebenen Rezeptoren G-Protein-gekoppelte Rezeptoren sind), die die Ak-

Bild: Archiv allgemeinen inhibitorischen Eigenschaften. Zwei Arten von GABA-Rezeptoren werden von Substanzen wie Alkohol und Benzodiazepinen angesprochen. CBD bindet am GABA-A-Rezeptor (allerdings anders als Benzodiazepine) und dient als positiver allosterischer Modulator. In einem Tiermodell wurden antikonvulsive und analgetische Wirkungen von CBD beobachtet, die mit der Stimulierung von GABA-Rezeptoren verbunden sind.

TRPV1 kein längeres Gefühl von brennendem Schmerz, sondern im Gegenteil - sie unterdrückt seine Wirkung und lindert das Gefühl chronischer Schmerzen. Capsaicin wird bereits zur Linderung von chronischen neuropathischen Schmerzen eingesetzt, was die Hoffnung auf ein ähnliches Potenzial seitens CBD weckt.

Praktische Auswirkungen Wie wir gesehen haben, akti-

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geführt werden. Für Verbraucher, die zur allgemeinen Verbesserung der Gesundheit nach aus Hanf gewonnenen Nahrungsergänzungsmitteln wie CBD-Hanföl greifen, haben Cannabidiol-Tricks innerhalb des GABA- oder Vanilloid-Systems jedoch nur geringe praktische Konsequenzen. Warum? Erinnern wir uns an den ersten Teil unseres Minizyklus. Die Aktivierung weiterer pharmakologischer Ziele von Cannabinoiden erfolgt in höheren Konzentrationen - normalerweise nach Verabreichung von medizinischen Präparaten oder Isolaten. In Anbetracht der Tatsache, dass die einzige Form von CBD, die in hierzulande sowohl legal als auch allgemein verfügbar ist, Pflanzenextrakte sind, die

den Status von Nahrungsergänzungsmitteln haben - das heißt: Wirkstoffe mit mäßigem Cannabidiolgehalt sind - sollte festgestellt werden, dass Verbraucher, die nach solchen Hanfpräparaten greifen, hauptsächlich von den Effekten profitieren, die mit der Aktivierung des Endocannabinoidsystems verbunden sind. Bei solchen Verbrauchern bleibt die Auswirkung von CBD auf andere Systeme und Rezeptoren daher vernachlässigbar gering. Bezüglich der spezifischen, streng medizinischen Anwendung von Cannabidiol und der möglichen praktischen Auswirkungen seiner Wechselwirkung mit Serotonin-, Dopamin- oder Opioidrezeptoren warten wir dagegen noch auf weitere Untersuchungsergebnisse. Nur dann wird es möglich sein, über die praktische Bedeutung der Auswirkungen der CBD auf andere Systeme zu sprechen und selbst dann wird eine solche Auswirkung wahrscheinlich nur für Patienten relevant sein, die andere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Für alle anderen Personen - das heißt: für diejenigen, die nach Nahrungsergänzungsmitteln aus Hanf zur allgemeinen Verbesserung der Gesundheit greifen - wird die Wirksamkeit von CBD außerhalb seines „zweckgebundenen“ Systems eine akademische Neugier bleiben, die praktisch bedeutungslos ist, jedoch inspiriert und zum Nachdenken anregt. Wie komplex sind die Wege des Hanfs - und wie wenig wissen wir noch über sie! Quellen: P. Consroe, M. Benedito, J. Leite, E. Carlini, R. Mechoulam: Effects of cannabidiol on behavioural seizures caused by convulsant drugs or current in mice. How CBD Works. C.Ibeas Bih, T. Chen, A. Nunn, M. Bazelot, M. Dallas, J. Whalley: Molecular Targets of Cannabidiol in Neurological Disorders. P. Morales, Dow P. Hurst, P. Reggio: Molecular Targets of the Phytocannabinoids-A Complex Picture. THC & CBD - Promiscuous Partners With Many Receptors. J1. Wager-Miller, R. Westenbroek, K. Mackie: Dimerization of G protein-coupled receptors: CB1 cannabinoid receptors as an example. W. Xiong, T. Cui, K. Cheng, F. Yang, S. Chen, D. Willenbring, Y. Guan, H. Pan, K. Ren, Y. Xu, L. Zhang: Cannabinoids suppress inflammatory and neuropathic pain by targeting α3 glycine receptors.

Beitrag von Robert Kania Übersetzung aus dem Englischen: mze


06 PSYCHONAUTIK

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evor wir zum Abschluss dieser kleinen, vierteiligen Serie kommen, hier noch zwei weitere Bausteine der kleinen Reihe über Politoxikomanie. Es fehlen nämlich noch wichtige, nicht zu unterschätzende Aspekte in der kleinen Artikel-Serie. Betrachtete der erste Artikel einen jungen Menschen, so drehte sich der zweite um eine Frau aus dem klassischen „Mittelalter“. Aber auch die Altersgruppe der „Alten“ sollte nicht vernachlässigt werden, da auch hier in ganz besonders hohem Umfang Polytoxikomanie vorkommt. Und last but not least sollten wir auch diejenigen im Blick haben, die für die Gesetzgebung zuständig sind, und die theoretisch legislativ den Weg für die Legalisierung von Cannabis vorgeben könnten. Hierbei wollen wir es allerdings bei einem eher untypischen Beispiel belassen, das aber so oder so ähnlich in der Wirklichkeit auch vorkommt. Wie gesagt: Alle Personen in der Artikel-Serie über Polytoxikomanie sind zwar Fiktion, aber die lehnen sich stark an in der Realität vorhandenen Beispielen an und entspringen nicht alleine der schriftstellerischen Fantasie. Nochmals kurz zur Erinnerung - oder für diejenigen, die den ersten oder zweiten Artikel nicht gelesen haben und erst jetzt einstiegen. Polytoxikomanie meint den multiplen Gebrauch unterschiedlicher Substanzen oder von Substanzgruppen, die insgesamt die Merkmale eines Abhängig-Werdens aufweisen. Es geht also um Menschen, die nicht oder nur unter ganz schweren Bedingungen in der Lage sind, ihren Alltag ohne den dauerhaften Konsum ebenjener Substanzen zu meistern. Noch einmal die Zahlen, um sie sich sprichwörtlich auf der Zunge zergehen zu lassen. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens jede 100. (!) Person in Deutschland von dem Phänomen der Polytoxikomanie betroffen ist. Dabei geht es aber nicht selten „nur“ um Abhängig-Sein, sondern es ist auch irgendwann eine Sache von Leben und Tod. Denn jährlich sterben in Deutschland mindestens 2.000 Menschen von den direkten, indirekten, kurz- oder langfristigen Folgen von Polytoxikomanie. Im ersten Fall geht es um ein „altes Eisen“, das von der Sucht nach verschiedenen Substanzen geplagt wird. Erna M. feiert bald ihren 75. Geburtstag und wohnt in einer kleinen Zweizimmer-Altbau-Wohnung in Berlin-Wilmersdorf. Leider ist ihr Mann vor einigen Jahren an den Folgen eines jahrelangen Alkoholabusus gestorben. Sowohl Leber als auch das Herz- und Kreislaufsystem hatten die jahrelange Tortur für den Körper und Geist nicht mehr mitgemacht, sodass Erna seitdem Dahinscheiden ihres Gatten ihren Alltag alleine meistern muss. Ihre Tochter und deren beide Kinder sieht sie selten, da diese inzwischen in Hessen leben. Erna bemüht sich trotz ihrer Einsamkeit um ein emsiges soziales Leben. Sie hat

Freund*innen, mit denen sie Ausflüge und Wandertouren unternimmt. Für das Kaffeetrinken und Kuchenessen in einem vornehmeren Berliner Café reicht das Geld nicht, es sei denn, eine ihrer Freund*innen lädt Erna dazu ein. Da Erna zeit ihres Lebens Hausfrau, Mutter und Ehefrau war, kann sie sich wirklich kein

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liegt bei durchschnittlich fünf Zigaretten am Tag. Niemand würde auf die Idee kommen, Erna deshalb grobes Suchtverhalten vorzuwerfen. Das Geld für die Zigaretten spart sie sich sprichwörtlich vom Munde ab. Denn in der Tat würde es Erna inzwischen nicht mehr schaffen, einen Tag ohne Nikotin zu überstehen – selbst

hanfjournal.de

als Café au Lait, sodass der bittere Kaffeegeschmack etwas verloren geht, die Wachmacher-Wirkung aber dennoch erhalten bleibt. Doch damit nicht genug, denn Menschen können auch – dies wissen wir seit Christof Wackernagels Suchtkolumnen an dieser Stelle – auch nach Zucker und Weißmehl süchtig

kommen und von Polytoxikomanie zu sprechen. Zumal es sich bei den süchtig machenden Substanzen und Substanzgruppen um völlig legale solche handelt. Doch damit ist Ernas polytoxikomanisches Potenzial noch längst nicht erschöpft. Denn mit dem Alter haben sich einige „Zipperlein“ eingestellt,

Polytoxikomanie III

Bild: Public Domain bisschen Luxus leisten. Auch aus dieser Art von Verzweiflung begibt sie sich nicht in die Abhängigkeit verschiedener Substanzgruppen. Durch die Aufstockung vom Amt lebt Erna quasi auf HARTZ-IV-Niveau. Das Geld reicht weder

bei schlimmsten Erkältungen und böser Grippe greift sie zu mindestens einem „Glimmstängel“ am Tag. Das bedeutet im Umkehrschluss aber eine durchaus vorhandene Nikotin-Abhängigkeit. Hinzu kommt, dass Erna am

werden. Die Sucht nach Koffein wird also durch den Konsum von wahlweise - äußerst günstigen - Schokoladencroissants oder – ebenso preisgünstiger - Brioche aus dem Discounter ergänzt. Nicht selten gönnt sich Erna auch noch

Auch (gerade) das Alter feit nicht vor Suchtgewohnheiten zum Leben noch zum Sterben. Trotz der materiellen Armut ist Erna seit Jahrzehnten von verschiedenen Substanzen abhängig. Niemand in ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis würde dies aber so sehen und anzusehen ist Ernas äußerer Erscheinung auch nichts. Allgemein bekannt ist, dass Erna sich immer schon gerne ein Zigarettchen gegönnt hat. Mit Ausnahme der Schwangerschaft hat sie seit Beginn ihrer 20er-Jahre geraucht. Dabei hat sie es aber nie übertrieben. Ihr Zigarettenkonsum

Morgen eher Probleme hat, auf Touren zu kommen. Der Kreislauf hängt durch und je nachdem wie sie geschlafen hat, ist sie manchmal richtig neben der Kappe. Gegen diese Zustände gibt es ein veritables Zaubermittel, das Kaffee heißt. In einer italienischen Cafétiere braut sich Erna am frühen Morgen nach dem Aufstehen erst einmal ein Kännchen sehr starken Kaffee – auch dies ist ein Luxus, den sie an anderer Stelle wieder bitterlich einsparen muss. Das starke Gebräu trinkt sie mit sehr viel Milch

den Luxus, das Stück Brioche zentimeterdick mit 50 % zuckerhaltiger Marmelade einer Billig-Supermarktkette zu bestreichen. Nach dem Frühstück überfällt Erna dann das eher angenehme Verlangen nach einer Zigarette. Diesem Bedürfnis gibt sie dann – meistens noch mit einer weiteren Tasse Milchkaffee bewaffnet – auch auf dem Balkon nach. Doch was bedeutet dieses Verhalten? Kein „normaler“ Mensch würde bei solchen Verhaltens- und Konsummustern ad hoc auf die Idee

die Ernas Meinung nach der medikamentösen Behandlung bedürfen. Erna hat, seitdem sie das 50. Lebensjahr überschritten hatte, Probleme mit dem Rücken. Ständig plagen sie hier Schmerzen. Je nach Jahreszeit und Witterungslage können die Schmerzen beinahe unerträglich werden. Wegen ihres Rückenleidens hat Erna einige Ärzte aufgesucht. Keiner konnte sie von ihrem Leiden befreien. Während ein Arzt von physiologischen Problemen und Fehlstellungen sprach, meinte ein anderer, dass das eine Alterserscheinung sei und ein Dritter war der Meinung, dass es sich um eine psychosomatische Erscheinung handle, und wollte sie schon zum Psychologen überweisen, was Erna aber ablehnte. Die ärztlichen Diagnosen halfen Erna nicht wirklich weiter. Die Ärzt*innen hatten ihr gegen das Rückenleiden unterschiedliche Substanzen verschrieben. Der erste Arzt Paracetamol, der zweite Ibuprofen und die dritte Ärztin Gelonida. Erna hat

sich nie die Mühe gemacht, über die ihr verschriebenen Substanzen nachzuforschen. Denn dann hätte sie festgestellt, dass die Wirkstoffe Paracetamol (dies ist auch der Hauptbestandteil von Gelonida, wobei hierin auch noch ein kleiner Anteil Codein vorhanden ist) und Ibuprofen durchaus sehr schädlich sind und fatale Nebenwirkungen haben können. Paracetamol zerstört – in hohen Maßen und über lange Zeit eingenommen – die Leber und in geringerem Umfang auch die Nieren. Ibuprofen schädigt insbesondere die Nieren und die Leber. Zudem geht ein dauerhafter und umfangreicher Konsum stark zulasten des Herz-Kreislauf-Systems. Nicht wenige Schlaganfälle und Herzinfarkte (insbesondere bei Männern) werden angeblich auf den zu hohen Dauerkonsum von Ibuprofen zurückgeführt. Wenn Erna „ihre“ Schmerztabletten aber weglässt, hat sie das Gefühl, dass die Schmerzen zu stark werden, um damit durch den Tag kommen zu können. So nimmt sie jeden Tag mindestens eine der genannten Tabletten – manchmal sind es sogar bis zu fünf Stück. Da die Substanzen auch ohne ärztliches Rezept erhältlich sind, können doch ihrer Meinung nach die Auswirkungen dieser Medikamente gar nicht gravierend oder schädlich für den Menschen sein. Hier begeht sie, wie viele ihrer Mitbürger*innen auch, einen schwerwiegenden Fehlschluss. Nur der Umstand, dass ein Medikament ohne Rezept vom Arzt frei erhältlich ist, bedeutet nicht, dass dieses Medikament auch harmlos ist. Und natürlich bilden weder Ibuprofen noch Paracetamol veritable Suchtzwänge aus. Die Stoffe verursachen – egal in welcher Menge konsumiert – keinen Rausch im Kopf. Die verquere Logik des Gesetzgebers lautet, dass diese Stoffe dann auch ohne ärztliche Verordnung erworben werden können. Das stimmt so auch – aber nur bedingt. Denn wie gesagt: Erna hat sich durch die jahrelange Einnahme so an die Tabletten gewöhnt, dass ihr Gehirn automatisch in den „Schmerz-Modus“ schaltet, wenn sie diese weglässt. Anders formuliert: Paracetamol wirkt zum Beispiel so entzündungshemmend im Körper, dass nach Weglassen der Einnahme die potenziell entzündeten Körperstellen dem Gehirn das Vorhandensein von Schmerzen melden, auch wenn diese – ohne die vorige langjährige Einnahme des Wirkstoffs – so gut wie gar nicht signifikant wären. Einen Vorteil haben die Schmerztabletten: Sie zügeln etwas den Hunger. So kann Erna das Geld, das sie für die Arztgebühr und die Rezepte bezahlen muss, an anderer Stelle wieder einsparen, was auch dringend nötig ist. Doch damit noch nicht genug. Schließlich ist Erna der Meinung, dass sie auch etwas „vom Leben haben soll“, denn sie ist ja kein Ding, das vor sich hinvegetieren soll. So kommt es, dass Erna sich am Abend vor dem Fernseher auch ein Gläschen Sekt gönnt. Der Schaumwein ist zwar der


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billigste vom Billigen, aber gut gekühlt schmeckt er ihr dann doch ganz gut. Sie trinkt nie viel mehr als das eine Glas, aber manchmal schenkt sie sich nach dem ersten Glas auch noch einen zweiten, kleineren Schwung Perlwein ein. Aber danach ist dann wirklich Schluss. Dennoch gehört auch dieses Trinkverhalten in Sachen Alkohol dann zu dem Gesamtthemenkomplex Polytoxikomanie dazu. Denn ohne ein Glas Sekt möchte Erna am Abend nicht sein, und es gibt für sie keinen Grund, damit aufzuhören. Der wenige Alkohol am Abend ist für sie ein Stück Lebensqualität, das sie nicht missen möchte. Da ihr Mann in Sachen Alkoholkonsum alles andere als ein leuchtendes Beispiel war, sieht sie vernünftigerweise davon ab, mehr zu trinken. Aber das eine „gepflegte“ Glas Schaumwein ist für sie ein essenzieller Bestandteil ihrer Lebenskultur. Würde man Erna fragen, ob sie von irgendetwas abhängig sei, so würde sie diese Frage vehement verneinen. Alkohol, Zigaretten, Tabletten und so weiter sieht sie als integrale Bestandteile ihres Alltags an, die nötig sind, ihr Wohlbefinden und ihre Körpergesundheit zu erhalten. Aber wir wissen, dass Erna letztlich auch ein Fall von Polytoxikomanie ist – ebenso wie das nächste, kurze Beispiel. Iven M. ist einer der jüngsten Bundestags-Abgeordneten überhaupt. In seinem Wahlkreis hat er aufgrund seines Charismas, seines jugendlichen Eifers und einem unwiderstehlichen Charme die anderen Kandidat*innen weit hinter sich gelassen. Hinzu kommt, dass seine Partei in seinem Wahlkreis seit ihrem Bestehen sehr gut abschneidet. Es handelt sich sozusagen um eine Hochburg. Für Iven ist der Alltag als Bundestagsabgeordneter sehr aufregend, zumal es sich um seine erste Legislaturperiode handelt. Da er am Abend nach der Teilnahme an Sit-

zungen, Partei-Events und Basis-Arbeit vor Ort in seinem Wahlkreis Probleme hat, „herunterzufahren“, benötigt er eine Einschlafhilfe. Iven hält – so wie das viele seiner Parteikolleg*innen auch tun – nichts von deutscher Chemie der Pharmaindustrie und nimmt

hanfjournal.de

PSYCHONAUTIK 07

schen Eindruck hinterlässt. Das kommt schließlich weder bei den Wähler*innen noch bei den Abgeordneten-Kolleg*innen gut an. Deshalb ist der Koffein-Konsum von Iven beinahe besorgniserregend und alles andere als gesund. Abgesehen davon, würde es Iven

damit noch nicht genug, denn Iven gehört einer Partei an, die seit ihrer Gründung sehr hanfophil ist. Da THC-haltiger Cannabis in Deutschland nach wie vor illegal ist, hat er sich einen Dealer seines Vertrauens zugelegt. Für Iven ist es zum allabendlichen Ritual

kleinen, aber feinen Joint zu bauen. Manchmal benötigt er noch einen zweiten HaschJoint und die Anzahl der von ihm gerauchten Köpfchen bleibt zwar immer im einstelligen Bereich, aber es sind auch beinahe nie weniger als fünf. Insofern schließt sich bei Iven

momentan nicht schaffen, auf Koffein zu verzichten. Da ihm manchmal vom vielen Koffein schlecht wird, trinkt er zusätzlich viel Kamillentee, was ihm gegen die Bauchbeschwerden hilft. Und da sein Herz, nach seinem Empfinden, nach zu viel Kaffee manchmal viel zu schnell schlägt, nimmt Iven auch tagsüber Baldrian-Tabletten, die ihn beruhigen sollen. Und so hat sich Iven durch Koffein und Baldrian in einen zwar noch ungefährlichen Teufelskreislauf begeben, aber in einen, der durchaus auch schon als Polytoxikomanie durchgehen könnte. Doch

geworden, nach Erledigung seiner offiziellen Termine, erst einmal einen fetten Joint zu bauen. Dabei verlangt er vom Fachhändler seines Vertrauens immer die stärkste verfügbare Cannabis- und Haschisch-Sorte. Das Geld spielt in dieser Sache für ihn keine Rolle, da er ja als Bundestagsabgeordneter recht üppig verdient. Das Gras raucht Iven pur und nur mit Bong. Da er aber auch gerne Haschisch konsumiert und jeden Abend Wert darauf legt, sowohl Gras als auch Haschisch zu rauchen, muss er dem Hasch etwas Tabak beimischen, um daraus einen

der polytoxikomanische Kreislauf. THC und das im Tabak enthaltene Nikotin sind zwei weitere Substanzen, ohne die Iven seinen Tag und die in ihm enthaltenen Anforderungen nicht meistern könnte. Iven ist aus der Zunft der Bundestagsabgeordneten sicherlich noch ein eher harmloses Beispiel für Polytoxokomanie. Ab und an lässt sich ja einer der werten Abgeordneten beim Kauf und/oder Konsum von richtig scharfen Sachen erwischen, was zwar kurzzeitig medial für Wellen sorgt, aber nie zu irgendwelchen ernsthaften Konsequenzen führt. Auch

Bild: Public Domain ein sehr starkes Baldrian-Hopfen-Gemisch, das ihm hilft, einzuschlafen. Dennoch wacht er in der Nacht mehrfach auf und hat dann Probleme, wieder in den Schlaf hineinzufinden, da sein Gehirnkino anspringt. Dann denkt er an die anstehenden Probleme und Aufgaben, die er am nächsten Tag bewältigen muss. Nach solchen Nächten benötigt Iven dann am Morgen sehr viel Koffein. Er trinkt mindestens zwei starke Espresso. Doch dabei bleibt es nicht. Iven hat Angst, im Bundestag dadurch aufzufallen, dass er zu müde ist oder einen wenig dynami-

hier scheint leider ein durch nichts zu rechtfertigender „Standesunterschied“ zwischen den „Otto-Normal-Bürger*innen“ und den Volksvertreter*innen zu herrschen. Die drei hier veröffentlichten Artikel über Polytoxikomanie haben deutlich gezeigt, dass Polytoxikomanie nicht zwingend bedeuten muss, dass jemand den ganzen Tag über „high“ im Bett liegt und die heimische Höhle nur dann verlässt, wenn er/sie Nachschub der legalen und vor allem auch illegalen Substanzen benötigt. Zudem begehen Polytoxikomanen nicht ständig „krumme Dinger“, um ihre diversen Süchte zu finanzieren. Vielmehr sind viele Polytoxikomanen ein funktionierender und essenzieller Bestandteil unserer Gesellschaft. Vielleicht sollten wir uns alle mal fragen, wie viel von einem Polytoxikomanen in uns steckt und was das für den/die einzelne(n) für uns bedeutet. Vor allem aber soll die Artikel-Serie den Politiker*innen einen Denkanstoß geben, wie sinnvoll die Verbote von sogenannten „Drogen“ sind. Die UN hat ja bereits das bis vor kurzem noch proklamierte Ziel der drogenfreien Welt aufgegeben. Die Menschheit scheint nicht auf die ihr lieb gewordenen Substanzen verzichten zu wollen und zu können. Und ob es vor diesem Hintergrund Sinn macht, Menschen für den Konsum von verbotenen Stoffgruppen zu betrafen, mag an dieser Stelle kritisch hinterfragt werden. Zumindest in Sachen Cannabis, das sicherlich eine der oder sogar die harmloseste/n verbotenen Substanzen ist, scheint die Absurdität der reinen Verbotspolitik evident zu sein. Insofern ist es an der Zeit für einen Wechsel. Und das möglichst schnell.

Beitrag von Christian Rausch


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hanfjournal.de

Die Hanfparade 2019 ist gelaufen A

m 10. August 2019 fand zum 23. Mal die Hanfparade in Deutschlands Hauptstadt statt. Für die Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken, die Beendigung der Strafverfolgung gewöhnlicher Konsumenten und für eine Rehabilitation der nützlichen Hanfpflanze trafen sich in Berlin am 10.08.2019 erneut zig Tausende Legalisierungsbefürworter und Aktivisten zum friedlichen Demonstrieren, um der Regierung des Landes erneut einen Wink mit dem Zaunpfahl zu geben. Zu lange schon wird an einer Verbotspolitik festgehalten, die keine positiven Auswirkungen auf das heiß diskutierte Thema hat und nur dem Schwarzmarkt in die Hände spielt. Zu lange haben sich Polizisten und Gerichte mit rechtschaffenen Bürgern abgekämpft, da man diese beim Konsum einer Jahrtausende alten Nutz-, Heil-, und Rauschpflanze erwischte. Um eine möglichste schnelle Veränderung der fatalen Situation herbeizuführen, versammelte man sich, wie schon seit 1997, damit Vernunft und moderne Erkenntnisse in der Cannabispolitik endlich Einzug erhalten. Die Hanfparade 2019 ist gelaufen! Unter dem diesjährigen Motto „Legalisierung nur mit dir!“ trafen sich ab 12:00 Uhr erste Demonstrationsteilnehmer auf dem Berliner Alexanderplatz, um in Steinwurfnähe zum Roten Rathaus erste Programmpunkte der Hanfparade 2019 einzuläuten. Nach einer Auftaktkundgebung begannen Redebeiträge verschiedener Persönlichkeiten aus Politik und Aktivismus, musikalische Beitrage lockerten zwischen drei Blöcken argumentativ logischer Forderungen die Stimmung auf. Frank Tempel von LEAP-Deutschland, Kirstin Kappert-Gonther von der grünen Partei und Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband ließen beispielsweise ihre Erkenntnisse und vernunftbasierten Argumente von der etwas vergrößerten Bühne schallen, die allesamt ein Ziel verfolgten. Deutschland muss in der Can-

Cannabisdemonstration lockt circa 8000 Besucher zum Demonstrieren in Berlin an

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nabisfrage endlich mit der Zeit gehen lernen und sich den Veränderungen auf der Welt stellen. Dazu gehört eine Drogenpolitik, die nicht aufgrund von versteiften Vorstellungen und Idealen in versteinerten Parteien mehr Schaden anrichtet als das sie ihn verhindert. Etwas verspätet startet dann der Demonstrationszug um 15:30 Uhr, der nach Veranstalteraussage bis zu über 8000 Personen zählte. Mit lautsprecherbeladenen LKWs und wummernden Beats zog sich dann die Hanfparade 2019 ihren Weg durch die Berliner Innenstadt und lud vorbeischlendernde Passanten und Touristen zum Staunen und Schießen von Fotos ein. Ein sehr buntes Publikum, das von jung bis alt und von freakig bis gediegen reichte, feierte dann eine Hanf-Party die für eine deutliche Veränderung der Umgebungsluft sorgte. Cannabis ließ sich bei vielen Teilnehmern in Form von Joints und anderen Mischungen in den Händen finden und wurde während der gesamten Veranstaltung konsumiert, als würde es den 420-Day an einem anderen Datum in Deutschland für jedermann geben. Rauchsäulen stiegen dann auch am Ende des Umzuges weiter in die Berliner Luft, da sich an den geparkten Musiktrucks, im Park und vor der Bühne der Hanfparade alle Ankommenden nicht aufgrund von Angst vor Polizei und drohenden Sanktionen davon abbringen ließen, kontinuierlich ihre konischen Glimmstängel kreisen

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zu lassen. Die Staatsmacht hielt sich äußerst zurück, die geltende Gesetzeslage durchzusetzen und Besucher der Demonstration unnötig zu drangsalieren. Somit war die Hanfparade 2019 eine für alle Seiten vollkommen friedliche Veranstaltung, auf der erneut der Duft der Freiheit der Hanfpflanze im Vorfeld der Legalisierung genossen werden konnte. Bis 22:00 Uhr unterhielt neben den laut schallenden Techno-Lastwägen eine Mischung aus Beiträgen und Musik, wobei sogar Culcha Candela sich die Ehre gaben, die 23. Hanfparade gebührend zu unterstützen. Die Hanfparade 2019 lief somit sehr gut – jetzt müsste es nur noch genauso in der Politik flutschen! PS: Besonders erfreulich war während der Hanfparade, dass die Stadt München auf der Berliner Veranstaltung den Sprecher des Deutschen Hanfverband München für dessen ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet hat. Micha Greif erhielt Urkunden des Programms „München dankt!“ auf der Bühne der Parade überreicht, was ihn zu einem der ersten Cannabisaktivisten Deutschlands und dem ersten DHV-Aktivisten macht, der eine staatliche Auszeichnung erhalten hat. Seine freiwillige Arbeit im Themenfeld rund um medizinisches Cannabis wurde auf diesem Wege feierlich prämiert. Applaus!



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hanfjournal.de

Promotion

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chon zweimal hat man seitens der Agentur Sowjet GmbH in Polen eine erfolgreiche Hanffachmesse ausgerichtet, deren Auftritt sich in diesem Jahr zum dritten Mal jährt. Erneut wird in Warschau die Cannabis-Branche eingeladen, sich bestmöglich zu präsentieren, damit auch in Zentralosteuropa das Wissen über Hanf, Cannabis und Marihuana vermittelt werden kann, ohne dass negative Vorurteile das Rennen machen. Wie auch in den letzten beiden Jahren wird zu diesem Zweck die große Centrum-Targowo-Kongresowe-Global-EXPO-Halle von namhaften Herstellern aus dem Cannabusiness besiedelt und man hofft auf wachsendes Interesse seitens der polnischen Bevölkerung. Die Cannabizz 2019 in Polen findet vom 29.11. bis zum 01.12.2019 statt und bietet allen Besuchern ein buntes Potpourri an allen interessanten Dingen, die mit Hanf und Cannabis in Verbindung stehen. Natürlich wird neben der Ausstellerfläche auch die Bühne für Diskussionsbeiträge und wissenschaftliche Vorträge frei gemacht werden, sodass während des Schlenderns über das gesamte Areal

auch viel wissenswertes über die derzeitige Entwicklung der Hanfkultur in Polen und der gesamten Welt eingesaugt werden kann. Dabei wird es in erster Linie um die sozia-

Besucher sowie stark interessiertes Publikum für alle anwesenden Aussteller. Hier finden sich Samenproduzenten aus dem Seedbank-Geschäft, Düngemittelhersteller

naueren Augenschein genommen werden können. Knapp einhundert Aussteller dürfen erwartet werden, die sich nach Zentralosteuropa trauen und in einer der berühmtes-

in Polen eine Veränderung in möglichst geringem Zeitraum durchsetzen lässt, darf die Cannabizz Hanffachmesse als Pionier in dem Segment betrachtet werden, das andern-

Die Cannabizz 2019 in Polen

len Aspekte, die industriellen Hintergründe und den medizinischen Einsatz der vielseitigen Hanfpflanze gehen, sodass für jeden Besucher und Teilnehmer viel Informationen bereitgestellt sind, wenn die Cannabizz 2019 zum dritten Mal ihre Pforten öffnet. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Investors Lounge - noch einmal extra zu der Business Lounge - in der Firmen spezielle Präsentationen von ihrem Business abhalten dürfen und dabei potenzielle Investoren oder Business-Partner treffen können. Das letzte Wochenende im November bietet somit viel Auswahl für anreisende

Warsaw is calling aus den verschiedensten Teilen der Welt, CBD-Anbieter unterschiedlichster Herkunft und natürlich auch Netzwerke, denen der medizinische Einsatz oder die Legalisierung von Cannabis am Herzen liegt. Dazwischen finden sich andere Produzenten mannigfaltiger Produkte, die für die Herstellung oder den Konsum von Marihuana geeignet wären, sodass die neusten Entwicklungen des Marktes aus den verschiedensten Bereichen unter ge-

ten Städte der Welt dafür Sorge tragen, dass auch dort die Hanfkultur unter veränderten Bedingungen vorankommen kann. Da die Gesetzeslage in Polen derzeit noch strikt gegen den Gebrauch von Genuss-Cannabis spricht, ist dieses Engagement von allen Seiten als besonders vorbildlich wahrzunehmen, da man schließlich die Arbeit in anderen Gefilden, mit geringerem Vorbehalt gegen Hanf, natürlich etwas entspannender gewöhnt ist. Damit sich auch

orts für Milliardeneinnahmen und sprudelnde Steuergelder verantwortlich gemacht wird. Arbeitsplätze, Jugendschutz und gesundheitliche Vorteile sind Teil des Geschäftes mit Cannabis, sodass kein schlechtes Gewissen zu plagen hat, freut man sich auf den Besuch der dritten Hanffachmesse in Polen, die unter dem Namen Cannabis 2019 möglichst viele interessierte Personen nach Warschau zu locken versucht, damit auch der Nachbar Deutsch-

gemacht bekämen; Treffen auf Events sollen stattfinden, damit man seinen Freundeskreis erweitern kann, und geschlossene Freundschaften können durch Tweeder anschließend besser verbunden bleiben. Ausgeschlossen wird durch das Nutzen der bald auch als App verfügbaren Präsenz, dass einem das geliebte Gegenüber irgendwann einmal mit Nörgelei über das eigene Konsummuster das Leben erschwert, da im Vorfeld schon geklärt wird, dass man sich zur Spezies der Cannabis affinen Menschen zählt, für die die hoffentlich bald legale Pflanze einfach

ein bisschen mehr bedeutet als bloß ein schnödes Beiwerk des Seins. Die anonyme Cannabiskomune ist via tweeder. eu im Netz zu erreichen und via Facebook könnte man sich direkt einloggen, um an dem bunten Treiben teilzunehmen. Auch kann man sich selbstverständlich einen neuen und einzigartigen Account kreieren, wofür nur eine Email-Adresse, ein Passwort und ein Nutzername benötigt wird. Den Herrschaften hinter Tweeder ist es wichtig, dass Sicherheiten gewahrt werden, weshalb keine großen Sorgen bestehen sollte, loggt man sich auf der Plattform ein,

lands aus dem Tiefschlaf erwacht und die praktischen Eigenschaften der fantastischen Pflanze zu erkennen beginnt. Die Cannabizz lädt daher auch alle aus der Heimat stammenden Hanfbefürworter zu einem Besuch in Polens Hauptstadt ein, um die Kommunikation zwischen den unterschiedlich weit fortgeschrittenen Fraktionen zu unterstützen. Warsaw is calling – Cannabis 2019. www.cannabizz.pl LOCATION Centrum Targowo-Kongresowe Global EXPO ul. Modlińska 6D, 03-216 Warsaw, Poland DATES 29.11.-01.12.2019 OPENING HOURS Friday: 10⁰⁰ to 18⁰⁰ Saturday: 10⁰⁰ to 18⁰⁰ Sunday: 10⁰⁰ to 18⁰⁰ TICKETS PRICE 1 Day Normal ticket: 19 zł 3 Days Normal ticket: 38 zł VIP ticket: 99 zł

Promotion

Tweeder

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eitdem es das Internet gibt, wird sich über das Netz verbunden, ausgetauscht und auch verabredet. Es gibt einige Geschichten, in welchen Ehen, Lieb- und Freundschaften entstanden, nachdem sich zwei Unbekannte im virtuellen Raum trafen und ihre Gemeinsamkeiten in der Realität begriffen. Da es auf den derzeit angesagten Plattformen aber im Grunde immer um möglichst schnellen oder ungezwungenen Austausch geht, verliert oft das Essenzielle an Gewicht. Damit auch teilweise skeptisch betrachtete Freunde von Hanf in Zukunft bessere Chancen bei der Teil-

Für (neue) Freunde der Hanfpflanze

nahme derartiger Kennenlernseiten bekommen, dachte sich ein Team aus Berlin, dass man die Liebe zur Pflanze als Grundlage für einen neuen Ansatz der Dating-Plattformen einsetzen könnte und allen Nutzern ein schwierig anzusprechendes Thema vorab von den Schultern nimmt. Tweeder heißt die Plattform, die alle Personen verbinden möchte, die sich zur Hanf-Community zählen und

auf der Suche nach neuen Bekanntschaften sind. Nicht nur als Dating-Plattform sollte man Tweeder verstehen, sondern zeitgleich als ständige Schnittstelle für News, Trends und andere Themen. Die Legalisierung übernimmt eine wichtige Rolle, Veranstaltungen sind ebenso ein Teil des Themenfeldes. So sollen Beziehungen ermöglicht werden, die es andernorts nicht so leicht

um neue Freundschaften zu schließen. Wer also die Nase voll von unergiebigen Gesprächen und vorwurfsvollen Blicken bei ersten Dates hat, der kann und sollte sich vielleicht einmal bei Tweeder einklinken und versuchen, dort sein Glück zu versuchen. Wir drücken die Daumen, dass es in der Liebe, der Freundschaft und dem Miteinander hier für Kiffer endlich besser klappt, als auf elitären Partnerseiten und banalen Sexaustauschprogrammen. Tweeder für alle! www.tweeder.eu


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29.11. - 01.12.

Centrum Targowo-Kongresowe Global EXPO

cannbizz.pl www.growshop.cz



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NEWS 13

hanfjournal.de

Stetiger Rückgang beim Cannabiskonsum unter Jugendlichen in den USA Die Legalisierung und ihre vorteilhaften Folgen Während unter den prohibitionistischen Methoden des Cannabisverbotes hierzulande selbst Achtklässler besseren Zugang zu Marihuana auf dem Schwarzmarkt haben als Medizinalhanfpatienten über die Apothekenversorgung, bestätigen immer wieder Erhebungen aus den USA, dass die Folgen der Legalisierung nicht nur Vorteile für die Nutzer des natürlichen Rauschmittels hat. Während in den verschiedensten Bundesländern Deutschlands der Anteil jugendlicher Konsumenten aufgrund des ungeregelten Handels stark ansteigt, lassen sich in regelmäßigen Abständen durch Statistiken beweisen, dass sich in den Vereinigten Staaten immer weniger

Kinder verzeichnen lassen, die Cannabis konsumieren. Jetzt bestätigt ein offizieller Bericht des Gesundheitsministeriums, dass ein stetiger Rückgang beim Cannabiskonsum unter Jugendlichen in den USA eine Tatsache ist. Die vorteilhaften Folgen der Legalisierung sind also nicht nur in der Beendigung der Strafverfolgung und den wirtschaftlichen Auswirkungen festzustellen, auch der Jugendschutz profitiert eindeutig von einer geregelten Hanffreigabe. Der 2018 NSDUH Annual National Report der United States Substance Abuse and Mental Health Services Administration stellt fest, dass sich in den USA seit 2002 ein stetiger Rückgang bezüglich

des Konsumverhaltens bei 12bis 17-Jährigen verzeichnen lässt. Von 15,8 Prozent ist die Anzahl jugendlicher Cannabisnutzer auf 12,5 Prozent gesunken. Nimmt man das Jahr 2012 und die Legalisierung von Cannabis in Colorado und Washington als Anhaltspunkte, dann hat sogar ein Rückgang von acht Prozent stattgefunden. Ebenso wurde festgestellt, dass von Jahr zu Jahr immer weniger Kinder unter einer sogenannten Marihuana-Konsumstörung litten, was sich zuvor auch schon in anderen Studien immer wieder herauskristallisierte. Während der Konsum unter volljährigen Bewohnern der USA nach Zählung eigener Aussagen der Nutzer zugenom-

men haben soll, sprechen die selbst getätigten Aussagen der Minderjährigen davon, dass in jungen Jahren mittlerweile weniger Cannabis konsumiert werden würde, als noch in der Vergangenheit. Getrennte Auswertungen von Marihuana-Konsummustern – speziell in Staaten, in welchen Marihuana noch nicht vollständig legalisiert wurde – zeigten wenig oder gar keine Änderung des Cannabiskonsums oder der Zugangsoptionen von Jugendlichen. Daten, die im Juli in JAMA Pediatrics online veröffentlicht wurden, zeigten dagegen auf, dass Staaten mit existierenden Marihuanagesetzen – die den Genusskonsum erlauben – mit einem Rückgang der Mari-

huana-Konsumwahrscheinlichkeit bei Jugendlichen um acht Prozent und der einer häufigeren Marihuana-Konsumwahrscheinlichkeit um neun Prozent in Verbindung gebracht werden können. Zu den neuen Datenerhebungen sagte der stellvertretende NORML-Direktor Paul Armentano: „Regulierung und Erziehung sind ein wirksameres und eher zu befürwortendes Instrument, um die Nutzung seitens Jugendlichen und den Zugang zu Cannabis zu verhindern als die Kriminalisierung.“ Er fügte hinzu: „Ein pragmatischer Rechtsrahmen, der eine legale und lizenzierte kommerzielle Produktion und den Einzelhandelsverkauf von Marihuana an Erwachsene erlaubt, aber die

Einschränkung des Konsums bei jungen Menschen verfolgt, gepaart mit einem rechtlichen Umfeld, das einen offenen, ehrlichen Dialog zwischen Eltern und Kindern über die möglichen Schäden von Cannabis fördert, verringert die Risiken, die mit dem Konsum oder Missbrauch der Pflanze verbunden sind, am effektivsten. Das Festhalten an der Fortsetzung der Kriminalisierung von Marihuana macht es dagegen nur schlimmer.“

auf hanfjournal.de Freitag, 23. August 2019

Fake-Vape-Cartridges verursachen bedrohliche Gesundheitsschäden „Dank Vapes“ Graskonzentrate sollen Bestandteile von Zyklon B enthalten Wie wichtig ein regulierter und kontrollierter Markt von Cannabisprodukten ist, zeigt aktuell ein bestürzendes Beispiel aus den Vereinigten Staaten. Obwohl in 11 Bundesstaaten Cannabis zu Genusszwecken für Erwachsene verfügbar ist und medizinisches Marihuana im Großteil der USA gehandelt werden darf, bleibt in gewissen Gefilden der Gang auf den Schwarzmarkt notwendig, will man sich mit Cannabis berauschen. Hier hat sich in der letzten Zeit ein Trend durchgesetzt, der jetzt für gesundheitliche Probleme der gefährlichsten Art sorgt. Kartuschen mit Cannabiskonzentraten werden in Amerika aktuell besonders gerne gekauft, da sich ein unauffälliger Konsum damit bewerkstelligen lässt

und vaporisieren gesundheitsförderlicher erscheint als das Rauchen von Cannabis. Nun haben sich jedoch Fälle gehäuft, bei denen Menschen mit schweren Lungen- und Herzschäden im Krankenhaus behandelt werden mussten, nachdem sie die Inhaltsstoffe aus unter der Hand gehandelten Kartuschen inhalierten. Diese Fake-Vape-Cartridges verursachen bedrohliche Gesundheitsschäden und ein professionell betriebener Anbieter soll dafür verantwortlich sein. Unter dem Namen „Dank Vapes“ scheint ein eigentlich in der Verpackungsindustrie operierender Konzern den Handel mit Vape-Kartuschen auf dem Schwarzmarkt zu betreiben, der sich nicht daran hält, die Reinheit seiner Pro-

dukte zu beachten. Auf Nachfrage seitens des Portals Inverse sagte der Gründer der auf das Cannabis-Geschäft konzentrierten Doja-App, dass „Dank Vapes“ zwar wie eine Cannabis-Firma agiere, jedoch tatsächlich überhaupt nicht existieren würde. „Dies sind nur unbekannte Leute, die Patronen als „Dank Vapes“ füllen. Es gibt keine einzige Einrichtung der Firma. Es sind nur Leute in ihren Garagen, die sie füllen und verkaufen“, meint Mark Hoashi gegenüber dem Portal. Myron Roney, der ein Testlabor für Cannabisprodukte betreibt, weiß nach Untersuchungen, dass in jenen Schwarzmarktwaren oft das Azol-Fungizid Myclobutanil enthalten ist, welches bei Erhitzung giftige Dämpfe freisetzt. Einer der Stoffe der dabei entsteht,

ist Cyanwasserstoff, das ein Hauptbestandteil von Zyklon B ist. Die umgangssprachlich bezeichnete Blausäure wurde von den Nazis während der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern eingesetzt, um Massenmord an den Inhaftierten zu begehen. Jetzt hat es in den USA mehrfach Menschen in Krankenhäuser gebracht, die sich nach dem Inhalieren der nachgemachten Vape-Cartridges schwere Schäden an Herz und Luge zuzogen. Ein 26-jähriger Mann aus Wisconsin musst nach seiner Einlieferung sogar in ein künstliches Koma versetzt werden, nachdem er die viskosen Cannabiskonzentrate konsumierte, die von dem mysteriösen Hersteller „Dank Vapes“ auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Dies

stellt keinen Einzelfall dar, da in der vergangenen Woche bereits 20 Menschen aus Illinois, Minnesota und Wisconsin aufgrund von Atemproblemen in Krankenhäusern aufgenommen wurden, die allesamt zuvor von Vape-Cartridges aus unbekannter Quelle Lungenzüge nahmen. Auch in New York und selbst in Kalifornien sollen aufgrund vergleichbarer Zusammenhänge insgesamt 17 Personen unter den Symptomen einer schweren Lungenentzündung gelitten haben, die sich mittlerweile auf Intensivstationen aufgrund der fatalen Konditionen ihrer Atmungsorgane befinden. Vergleiche lassen sich bezüglich dieser Auswüchse mit der Zeit der Alkoholprohibition ziehen, als jährlich circa 1000

Personen aufgrund gepanschter Flüssigkeiten in den USA das Zeitliche segneten. Um derartige Situationen verhindern zu können, ist es offensichtlich doch bitter benötigt, kontrollierte Produkte auf einem legalen Markt anzubieten. Nur so werden Konsumenten davor bewahrt, den geldgierigen Fängen gewissenloser Falschspieler und ihren gesundheitsschädlichen Produktplagiaten ungeschützt ausgeliefert zu sein.

auf hanfjournal.de Mittwoch, 21. August 2019

Rechtsanwalt stellt Strafanzeige gegen Rossmann und dm Gleichberechtigung aller im CBD-Feld tätigen Geschäfte Obwohl Cannabidiol aus Hanfpflanzen nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt und als Nahrungsergänzungsmittel nach Herleitung eines sich damit intensiv beschäftigenden Rechtsanwaltes auch nicht als neuartiges Lebensmittel bezeichnet werden kann, wird weiterhin in regelmäßigen Abständen durch die Staatsmacht eingegriffen und kleine Händler werden ohne Vorwarnung ihrer Warenbestände beraubt. Erst kürzlich konnte in Hamburg ein Großeinsatz von Drogenfahndern damit Schlagzeile machen, dass man Hanftee beschlagnahmte – auf einer Seniorenmesse fühlte sich ein Staatsanwalt berufen, dem Verkauf von CBD-Öl mittels Polizei entgegenzuwirken, um die

aus seiner Sicht bestehende „Gefahr im Verzug“ schnurstracks zu beenden. Da jedoch auch große Unternehmen auf den CBD-Zug aufsprangen, jedoch keine Besuche der Staatsmacht willkommen heißen mussten, scheint es offensichtlich, dass die bestehende Unsicherheit im richtigen Umgang mit Cannabidiol Gesetzeshüter nur dort anlockt, wo geringe Gegenwehr erwartet wird. Aus diesem Grund hat sich nun der Rechtsanwalt eines CBD-Händlers mit dieser Tatsache beschäftigt und einen CBD beschlagnahmenden Staatsanwalt unter Druck gesetzt, in dem er Strafanzeige gegen die Gründer/Geschäftsführer der großen Unternehmen Rossmann und dm stellte, die bislang ohne Poli-

zeiaufgebot mit Cannabidiol Geschäfte machen konnten. Ein Rechtsanwalt stellt Strafanzeige gegen Rossmann und dm. Rechtsanwalt Matthias Schillo stellte gegenüber dem spontan CBD beschlagnahmenden und recht jungen Staatsanwalt Herrn Rühl Strafanzeige gegen dm Gründer Götz Werner und Rossmann Geschäftsführer Dirk Roßmann, da sich in den von ihnen aufgebauten Geschäften deutschlandweit CBD-Produkte befinden, die der Millionen Personen zählenden Kundschaft ohne ärztliche Verschreibung zum Einkaufen angeboten werden. Auch wenn die Produkte mittlerweile als Duftöle getarnt in den Handel gelangten, wäre durch die Gebrauchshinwei-

se offensichtlich, dass sie zur Einnahme oder Anwendung am menschlichen Körper bestimmt seien. Aus diesem Grund wären die CBD-Öle im Sinne der Arzneimittelverschreibungsverordnung Funktionsarzneimittel, die nicht in dieser Form bei den beiden großen Unternehmen geführt werden dürften. RA Schillo erklärt, dass er Werner und Roßmann als Unternehmer und gesellschaftlich engagierte Bürger außerordentlich schätze. Es geht ihm nicht um ihre Bestrafung oder um eine Beendigung des Handeltreibens seitens der namhaften Unternehmen, sondern in erster Linie um die Beendigung der Übergriffe offensichtlich unterbeschäftigter Justizorgane und die

Gleichberechtigung aller in diesem Feld tätigen Geschäfte. Es kann schließlich nicht sein, dass deutschlandweit operierenden Großdrogerien der Verkauf von CBD unbeanstandet gestattet wird, während kleineren Händler das Geschäft mit Hanfprodukten durch Eingriffe der Staatsmacht zerstört werden soll. Aufgrund der Strafanzeige gegen Rossmann und dm befindet sich der zuvor noch zu einhundert Prozent auf der sicheren Seite fühlende Staatsanwalt Herr Rühl nun unter gewaltigem Zugzwang, Gerechtigkeit bei allen im Geschäftsfeld tätigen Parteien walten zu lassen. Jetzt geht es daher darum, dass entweder schnell Schritte eingeleitet werden, die Beschlagnahmun-

gen bei den beiden großen Unternehmen zur Folge haben, oder aber, dass sich die zuvor angeordneten Einsätze bei den kleinen Händlern nachträglich als vollkommen falsch angegangen herausstellen und rückwirkend wieder richtig gerückt gehören. Es ist schließlich längst an der Zeit, das unfaire Prozedere gegenüber allen CBD-Händlern zu beenden und eine eindeutige Rechtssicherheit in dem blühenden Geschäft zu erhalten. Alle betroffenen Händler, die sich ebenfalls wehren wollen, können sich daher spontan hier melden: info@hanfjournal.de auf hanfjournal.de Dienstag, 20. August 2019


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ür mich gibt es keine deutsche Nachkriegsschriftsteller*innen, die es mit Jörg Fauser aufnehmen können. Dabei ist Fauser bis heute leider vielen Zeitgenoss*innen unbekannt geblieben. Zu Lebzeiten hatte er es zu einem eher bescheidenen schriftstellerischen Ruhm gebracht. Wenige, die sich ihren Ruhm als subversiv im Underground sichern wollen, wie Benjamin Stuckrad-Barre, heben zwar Fausers literarische Bedeutung heraus, meinen aber damit lediglich die persönliche Bedeutung, die Fauser für sie als Abziehbild in Sachen eigener Posen besessen hat. Dabei war Fauser genau jenes sehr fremd: Pose, posen und das Sich-in-Szene setzen, um sich zu verkaufen, um Profit zu generieren. Und in den in jetzt im Diogenes Verlag unter dem unsäglichen Titel „Rohstoff Elements“ (der Titel soll wohl signalisieren, dass die frühen Prosatexte die Grundlage für sein späteres Werk „Rohstoff“ bildeten) herausgegebenen frühen Prosatexten und Gedichten Fausers wird spürbar, dass das Leben für Fauser Stoff ist und umgekehrt der Stoff Opium/Aitsch/ Eukodal – you just name it - das Leben. Leben bedeutet für Fauser die Sucht nach Opiaten aller Art und wenn es sein muss auch mal was anderes. Zur Not eben auch Speed, Koks oder ein Joint. Aber wenn zu viele Joints zu exzessiv kreisten, dann wurde Fauser ab und an ungehalten. Denn Joints ohne Junk waren für ihn lediglich der Ausdruck einer verkommen-dekadenten westlichen Gesellschaft, die sich in einer Art Friede-Freude-Eierkuchen-Zusammenhalt unter einer Dope-Rauchwolke retten wollte. Denn zu jener Zeit als die Texte entstanden (zwischen den späten 60er und frühen 70er Jahren), flüchteten sich immer mehr Menschen in eine Art Hippie-Nostalgie und wollten auf den Zug der Spät-68er aufspringen. Für Fauser waren das Anzeichen von Flucht

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äre Greta Thunberg ein wenig älter, würde sie nicht an mehreren schwerwiegenden Krankheiten laborieren und wäre sie an einem anderen Ort in Schweden sozialisiert worden, dann wäre es auch durchaus denkbar, dass Hanf in ihren Reden zum Klimaschutz eine nicht unwesentliche Rolle spielen würde. Dann könnte sie zum Beispiel auf die exorbitante Rolle des Nutzhanfs hinweisen, den dieser als ökologisch korrekter, beinahe klimaneutraler Rohstoff besitzt. Nutzhanfsamen können so als äußerst wertvolles Futtermittel dienen, Nutzhanf ist sehr sinnvoll bei der Dämmung von Häusern zu verwenden und so weiter und so fort. Jetzt hat der Fischer Verlag Gretas reden zum Klimaschutz in einem Buch mit

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und Verrat, ohne an den Kern des eigenen Selbst und der Gesellschaft gelangt zu sein. Fauser bestand vielmehr auf seiner Haltung, die darin bestand, sich in sich selbst unter Zuhilfenahme von Opiaten aller Art zurückzuziehen, das Leben, die Gesellschaft und alles, was dazu gehört, mes-

nichts bedeutenden Ficks. Ja, es scheint, als ob für Fauser die Tätigkeit des Junkies und Kopulierens ein und dasselbe waren; Junk und Sperma als Chiffren einer neuen Ära. Das diesbezügliche Sinnbild der in der Vene verschwindenden Injektionsnadel und das sich kurz darauf einstellende „or-

hanfjournal.de

eine Art der Lebensführung entschieden hat und dass er diese Haltung ohne Standesdünkel, ohne falsche Scham und ohne jegliche falsche Attitüde transportiert hat. Die Lektüre von Fausers frühen Schriften ist Rausch pur – manchmal am ehesten wohl mit einem Trip zu ver-

gleichen. Das hängt vor allem mit der von ihm verwendeten Cut-up-Methode und dem Inhalt, also dem High-Sein auf Opium, zusammen. Insofern kann es kaum eine bessere Entsprechung von Form und Inhalt geben. Oder anders formuliert: Das Was der Texte (berauschende Substanzen

Junk, Junk und ab und zu ein Joint Jörg Fausers frühe Schriften neu herausgebracht

serscharf zu analysieren und dadurch der Gesellschaft das dreckige Feedback zu geben, das sie seiner Meinung nach verdient hatte. Aber keine Sorge, Fauser hatte nichts gegen einen guten Joint. Im Gegenteil, in seinen in Tangier, Istanbul, London, Berlin, München und anderswo spielenden Texten kreisen genug Joints aus sehr gutem Kif – meistens aus Marokko oder der Türkei. Was sich Fauser verbat, war lediglich das sich-in-Pose-setzen, um dem Kiffen und dem eigenen Ich theatralische Geltung zu verleihen. Kiffen um des Kiffens willens hingegen war ihm willkommen – Kiffen, um eine Botschaft zu senden oder sich zu inszenieren, widerten ihn völlig an. Fausers frühe Prosatexte handeln vor allem von: der Fixe, Opium, Heroin, Eukodal, allen anderen Opium-Derivaten, dem Drücken, dem Entzug, der nie endenden Suche und Sucht nach dem Stoff, der Rauschgiftdezernat-Schmiere, abartigen Ärzten, gestohlenen Rezeptblocks und

gasmische“ Gefühl sind für ihn folglich zwei Seiten ein und derselben Medaille. Die Kehrseite des Opiat-Orgasmus‘ ist für Fauser der Entzug. Und auch den verheimlicht er seinen Leser*innen nicht. Da ist ein Schriftsteller, der ganz genau weiß, von was er schreibt, der das gelebt hat, was er zu Papier bringt und der weder verherrlicht noch beschönigt. Die vom Verlag und den Interpretator*innen genannten Bezüge Fausers zu den amerikanischen Schriftstellern Kerouac und Burroughs sind sicherlich richtig, helfen aber beim Verständnis von Fausers Schriften nur wenig. Lediglich formalliterarische Bezüge zur Beat-Literatur und zum Cut-up sind zwar nicht von der Hand zu weisen, helfen aber bei der Interpretation von Fausers Werk wenig weiter. Am hilfreichsten ist da noch die Bemerkung des Verfassers des Nachworts, der darauf hinweist, dass Fausers Dasein als Junkie wohl am ehesten damit zu verstehen ist, dass er sich bewusst für

ISBN: 978-3-257-07035-4

Bild: Diagones Verlag

Sie will, dass alle in Panik geraten, um dadurch die Welt zu retten dem programmatischen Titel „Ich will, dass ihr in Panik geratet!“ herausgegeben. Dass es sich bei der Thematik auch für Cannaseure um ein äußerst wichtiges Thema handelt, liegt auf der Hand, aber lohnt sich auch der Kauf des 64-seitigen Bändchens?

Zum Inhalt: Den Verlagsangaben nach dokumentieren die gesammelten Reden der 16-jährigen Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg ihren in mehrfacher Hinsicht eindrucksvollen Aufruf zum weltweiten Schulstreik für das Klima. Wie durch die Medien

inzwischen sattsam bekannt ist, demonstrieren unter #FridaysForFuture Tausende Schüler jeden Freitag mit ihr gemeinsam gegen CO2-Emissionen, die Verbrennung fossiler Energieträger und den menschengemachten Klimawandel. Das Erstaunliche

und die durch sie erreichten Formen des menschlichen Daseins) wird wunderbar durch das Wie (die Methode des Cut-up) transportiert. Das hängt damit zusammen, dass Cut-up keine linear-chronologische Erzählweise betreibt. Bei Cut-up verschwimmen also sowohl die zeitlichen als auch räumlichen Grenzen, was dem Zustand des Rauschs wohl ziemlich nahekommt – so nahe, wie man ihn eben als Mensch mit den Mitteln der Wörter literarisch beschreiben kann. Fauser ist einer der ganz Großen der deutschen Literatur. Zu Lebzeiten wurde er aber weitgehend verkannt und vom korrupten, systemstabilisierenden Mainstream-Literaturbetrieb verrissen – weder Reich-Ranicki noch andere ließen ein gutes Haar an ihm. Heute ist er eine nur Wenigen bekannte Ikone. Insofern ist der Versuch des Diogenes Verlags, Fauser einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sehr löblich. Ein No-Go ist aber wie gesagt der Titel, der nichts mit dem Inhalt des Buchs zu tun hat, da sein Buch „Rohstoff“ erst viel später erschien und die Hardcover-Ausgabe von „Rohstoff Elements“ lieblos und ohne Fantasie gestaltet ist. Was es mit dem Schwanen-Bild auf dem Cover auf sich haben soll, bleibt wohl bis auf Weiteres ein ungelüftetes Geheimnis des Verlags. Gut, dass Fauser das nicht mehr erleben muss. Die vielleicht beste Nachricht für alle Leser*innen am Schluss. Die Lektüre von „Rohstoff Elements“ ist sowohl nüchtern als auch unter dem Genuss von THC-haltigen Produkten fantastisch. Und bei letzterer Variante gelingt es den Leser*innen vielleicht sogar wegen des unglaublichen Stils, der Cut-up-Methode und des Inhalts, sich einem heftigen Opiat-Rausch

daran ist für mich, dass die Schüler*innen die Demonstrationen auch in den Ferien abhalten, wodurch sie wohl zeigen möchten, dass es ihnen wirklich um Inhalte geht und nicht darum – wie es ihnen häufig vorgeworfen wird – die Schule zu schwänzen. In

ihren mittlerweile weltweit bekannten Reden, vor dem schwedischen Parlament, bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz oder beim Weltwirtschaftsforum in Davos, fordert Greta Thunberg eine absolut radikale Kehrtwende in der Klimapolitik und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens. Dabei spielen für sie das sogenannte ZweiGrad-Ziel (hinsichtlich der maximalen Erderwärmunng, das inzwischen auf 1,5 Grad gesenkt wurde) und die Klimagerechtigkeit entscheidende Rollen. Klimagerechtigkeit soll heißen, dass Menschen in hoch entwickelten Ländern zugunsten von armen, wenig entwickelten Ländern auf Emissionen und Luxus verzichten, damit die Länder der 3. Welt die Chance haben, zu


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den Ländern der 1. Welt aufzuschließen. Greta macht mit Zahlen, Fakten und stichhaltigen Argumenten eindrücklich und schonungslos deutlich: Die Klimakrise findet jetzt statt und sie erfordert umgehende Antworten. Um die Katastrophe nämlich abzuwenden, müssen wir alle endlich handeln. Wir müssen unseren mitunter bequem-luxuriösen Alltag nachhaltig verändern und selbst Verantwortung übernehmen für die Energiewende und eine Lebensweise generieren, welche die Welt in absehbarer Zukunft nicht vollständig zerstört. Dabei ist #Istayontheground nur der Anfang. Greta Thunbergs Reden sind laut Fischer Verlag ein Weckruf, den wir nicht länger ignorieren können. Meines Erachtens ist es gut, dass Gretas Reden jetzt in Buchform erschienen sind. Die Reden besitzen Substanz. Greta hat sich dabei nach allen Seiten abgesichert. Sie behauptet Dinge, welche durch die Wissenschaft weitgehend bestätigt werden und sie fordert Sachen, die wirklich zur Rettung der Menschheit beitragen. Inhaltlich stört mich an Gretas Reden lediglich, dass sie die Ergebnisse der jetzigen Wissenschaft so darstellt, als ob es sich dabei um unabdingbare Wahrheiten

handelt. So funktioniert Wissenschaft aber nicht. Wissenschaft ist ein Diskurssystem, das durch „Trial-and-Error“ versucht, sich der Wahrheit anzunähern. Und einige Din-

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erarbeiteten Geldes für lauter Wiederholungen auszugeben und durch den Papierverbrauch durch den Buchkauf auch noch die Umwelt zu schädigen, scheint auch

Für die angesprochenen Kritikpunkte kann Greta selbst nichts. Insofern sei an dieser Stelle ein eindeutiges „Weiter so, Greta!“ ausgesprochen. Denn ihre klimapolitische Ar-

Gretas Sinne. In diesem Sinne lasst uns für eine bessere Welt kämpfen, es lohnt sich.

Unsere Nachfahren werden es uns danken.

Greta von Thunbergs Reden zum Klimaschutz ge, die zu einem bestimmten Zeitpunkt als „wahr“ gelten, werden später durch andere Ergebnisse der Wissenschaft wieder revidiert. Dass eine 16-Jährige über solche wissenschaftshistorischen und wissenschaftsgeschichtlichen Aspekte nicht unbedingt Bescheid wissen muss, versteht sich von selbst. An dem Buch stören mich die Wiederholungen. So sind die elf Reden von Greta zum Klimaschutz inhaltlich beinahe identisch. Sie benutzt (verständlicherweise) immer wieder dieselben eingängigen Argumente und viele Reden gleichen sich bis in den Wortlaut hinein. Das ist für Leser*innen, die sich mit den Grundgedanken Gretas vertraut machen wollen, ermüdend und enttäuschend. Und zudem noch 7 € des hart

nicht sehr sinnvoll. Insofern fällt auch mein Fazit an dieser Stelle zwiespältig aus. Wer sich mit der absolut essenziellen und für das Überleben der Spezies Mensch wichtigen Gedankenwelt der Greta von Thunberg auseinandersetzen möchte, der sollte vielleicht eher umweltfreundlicher und klimaneutraler eine ihrer Reden googeln, anstatt sich das Buch zu kaufen. Der Kauf des Buchs macht meines Erachtens nur dann Sinn, wenn jemand ein eingefleischter Greta-Kenner und Greta-Fan ist. Dann ist es nämlich interessant zu schauen, in welchen Nuancen sich zum Beispiel Gretas Rede vor der UN-Klimakonferenz in Kattowitz von der Rede vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos unterscheidet.

beit ist essenziell und für das Überleben des Planeten nicht unerheblich. Ach ja und last but not least, zurück zum Beginn dieser Rezension: Hätte Greta Cannabis-Erfahrungen gesammelt, dann könnte sie in ihren Reden beispielsweise unter anderem darauf hinweisen, dass die Welt eine bessere wäre, wenn Cannabis legalisiert wäre und auch insbesondere CEOS, Politiker*innen und andere Entscheidungsträger*innen reichlich davon Gebrauch machen würden. Dann würden nämlich das Profitstreben und die Gier nach immer Mehr etwas eingedämmt werden und es könnten sich Aspekte wie Altruismus, Nachhaltigkeit und Erhaltung der Erde eher durchsetzen. Und das wäre doch absolut in

Bild: Fischer Verlag

ISBN: 978-3-596-70542-9

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ie einen belächeln es, die anderen schwören darauf: Yoga, ursprünglich eine philosophische Lehre aus Indien, die zum Ziel hat, Körper und Geist zu vereinen. Hanf-Journal sprach darüber mit Yin-Yoga-Lehrerin Elle Gerber aus Berlin. Hanf Journal: Wann und wie bist Du zum Yoga gekommen? Elle Gerber: Das war 1975. In dem Esoterikbuchladen in der Lister Meile in Hannover hatte ich einen Flyer gefunden. Nach meiner Scheidung musste ich dringend etwas für meine Seele tun. So nahm ich an einem Yoga-Wochenende im Raschplatzpavillon teil.

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In meinem Kopf, da tobten die Affen

Hanf Journal: Wie hast Du Deine allererste Begegnung mit Yoga in Erinnerung? Elle Gerber: Ich fühlte mich steif und fehl am Platz – und das mit meinen fast 30 Jahren. Trotzdem fand ich drei bis vier Übungen, die mir sehr guttaten. Das Wochenende war ein neugieriges Kennenlernen. Hanf Journal: Was hat Dich bewogen, weiter zu üben? Elle Gerber: In meinem Kopf, da tobten die Affen. Ich fand keine Ruhe zum Meditieren. Ich hatte das dringende Bedürfnis, meinen Geist zu kontrollieren. Das funktionierte überhaupt nicht. Ich tendierte zu Meditation und Esoterik, weil ich unbedingt Heilung finden wollte. Hanf Journal: Hast Du Yoga ab dieser Zeit regelmäßig praktiziert? Elle Gerber: Nein, mit drei Kindern als alleinerziehende Mutter und mit der Arbeit funktionierte das leider nicht. Den normalen Alltag im Griff zu haben, stand im Vordergrund. Während der nächsten 15 bis 20 Jahre spürte ich immer dringender die Notwendigkeit, Yoga zu praktizieren. Du musst es leben, sonst nutzt Dir keine Erkenntnis etwas. Hanf-Journal: Wie ging es weiter? Elle Gerber: Sporadisch schloss ich mich der ein und anderen Yoga-Gruppe an, wie im Selbstlauf entstand Kontinuität. Damals gab es für mich nur das Hatha-Yoga. Heute kenne ich viele Richtungen, die alle nützlich sind. Hanf Journal: Wie meinst Du das? Elle Gerber: Es gibt viele Wege, um nach Rom zu kommen, nicht den einen wahren. Jeder sollte ausprobieren, welches Yoga ihm am meisten zusagt. Das ist gleichermaßen abhängig von der Lebensphase, in der man sich befindet. In einem Jahr habe ich vier Wochen Tantra-Yoga mitgemacht, ich erlebte es als großartig. Im Jahr darauf sagte es mir überhaupt nicht mehr zu, und ich wollte nur noch weg. Hanf Journal: Du warst oft in Arambol in Goa in Indien. Was ist das Besondere an diesem Ort? Elle Gerber: Drop-in-Klassen für Yoga-, Meditations-,

Bild: Amandara M. Schulzke Massage- und andere Gruppen sind da verbreitet. Du kannst hingehen oder es bleiben lassen. Du musst keine Zehner-Karte kaufen und ein schlechtes Gewissen haben, wenn Du einmal nicht teilnimmst. Muss und Verpflichtung sind dort unbekannte Wörter. Yoga und Meditation als Kür. Jeder kann viele verschiedene Richtungen und

spielen andauernd Spitzenbands. Tänzer, Akrobaten und Artisten trainieren an den Stränden und führen ihre Künste abends dem Publikum vor. Da bleibt einem die Luft weg, so gut sind die. Alle zwei Wochen laden dreitägige Festivals ein. Trommeln, Feuerschlucken oder Artistik zum Beispiel. Unwahrscheinlich viel freakige Menschen

Ich hatte mittags Lust auf ein Lassi. Auf dem Tisch lagen kleine grüne Kügelchen. Der Inder, der es mir verkaufte, textete mich auf Hindi zu, das ich natürlich nicht verstand. Ich wunderte mich, dass das Lassi doppelt so teuer war wie normal. Es dauerte eine Weile, dann konnte ich nicht mehr vom Stuhl aufstehen, ich hielt mich mit beiden Händen am

es intelligent angewendet wird. Ich habe eine Freundin, der hilft es gegen ihre Spastiken durch Multiple Sklerose besser als jedes schulmedizinische Medikament. Als Negativbeispiele kenne ich drei Männer im Alter zwischen 35 und 50, bei denen ein hoher Cannabiskonsum im Jugendalter zu Psychosen geführt hat. Bei einem davon war es

Yoga kann lindern:

Yoga trainiert:

Stress Durchblutungsstörungen Schlafstörungen Nervöse Beschwerden Angst und Depression Chronische Kopfschmerzen Nacken- und Rückenschmerzen.

Flexibilität Gleichgewichtssinn Muskelausdauer Stärke für Seele und Körper Inneres Wohlbefinden

Stile entdecken. In Deutschland praktizierte ich Yoga oft allein zuhause, weil ich Sorge hatte, nicht in die Gruppe hinein zu kommen und nicht gut genug zu sein. Das war in Indien nie ein Problem. In dem Sackgassenort Arambol tummeln sich von Ende Oktober bis Ende März um die 3000 Touristen unterschiedlicher Nationalitäten. In rund zehn Restaurants

können sich dort ausleben. In Arambol herrscht die Leichtigkeit des Daseins für Touristen, in dem Umfeld ist Yoga einfach nur klasse. Hanf Journal: Vermutlich wird dort reichlich gekifft, hast Du es ausprobiert? Elle Gerber: Gekifft habe ich nie. Allerdings hatte ich ein unschönes Erlebnis in Udaipur in Indien vor langer Zeit.

Sitz fest. Ich bekam Schüttelfrost und Schweißausbrüche abwechselnd. Als ich wieder laufen konnte, fand ich mein Hotel nicht, ich kotzte die ganze Nacht. Nix mit nett und fröhlich. Diese Erfahrung wollte ich um nichts in der Welt wiederholen. Hanf Journal: Welche Meinung hast Du zu medizinischem Cannabis? Elle Gerber: Sicherlich ist das nützlich und wertvoll, wenn

ein Wegweiser zu Härterem. Viele nehmen Cannabis als Rauschdroge für schöne Gefühle und um sich zu entspannen. Das kann Yoga besser. Hanf Journal: Was empfiehlst Du Neulingen? Elle Gerber: Auf jeden Fall in eine Gruppe zu gehen. Ich mag die Gruppendynamik, die entsteht, wenn Menschen gemeinsam üben. Die Übungen – im Yoga Asanas genannt - sind intensiver und

Jeder muss das/den Yoga finden, das/der am besten zu ihm und zur jeweiligen Lebensphase passt. Hier eine kleine Übersicht: Hatha Yoga: eine Kombination aus Körperstellungen, Atemübungen und Meditation Kundalini Yoga: erweckt die Schlangenkraft vom unteren Ende der Wirbelsäule bis zum Scheitel-Chakra – dynamisch Karma Yoga: jede Tat dient unserer spirituellen Entwicklung Iyengar Yoga: langsame und konzentrierte Körper- und Atemübungen mit vielen Hilfsmitteln Raja Yoga: Königliches Yoga als achtfacher Übungspfad Bakti Yoga: liebevolle und verehrende Hingabe zu Gott, einem Guru und/oder der gesamten Schöpfung.

Jnana Yoga: Yoga der spirituellen Erkenntnis – philosophisch Ashtanga (Power) Yoga: körperbetontes Yoga, schnell und kraftvoll Bikram Yoga: Yoga in heißen Räumen zur besse akra Yoga: Yoga, um die Lebensgeister in Schwung zu bringen Nada Yoga: Yoga mit Klängen TriYoga: der meditative Tanz

ich kann mich besser konzentrieren. Ein Youtube-Video gucke ich nur, wenn ich etwas vertiefen will oder wenn mir eine Übung entfallen ist. Mein zweiter Tipp: Wer, nachdem er in einer Gruppe war, zuhause weiter üben will, sollte mit zehn Minuten am Tag beginnen und sich nicht das Ziel setzen, eine ganze Stunde durchzuhalten. Bald schon tritt ein Wohlfühleffekt ein, und die Zeit wird automatisch länger. Ich kann Yoga überall und jederzeit praktizieren. Andere brauchen eher einen Rückzugsort. Hanf Journal: Du hast die Ausbildung zur Yin-Yoga-Lehrerin gemacht, warum? Elle Gerber: Diese spezielle Richtung lernte ich ebenfalls vor mittlerweile 15 Jahren in Indien kennen und schätzen. Sie entspricht mir inzwischen am meisten. Für Leute ab 50 oder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ist Yin-Yoga ohne große Schwierigkeiten zu praktizieren. Durch das lange Halten der Stellungen – mindestens drei Minuten – erreichen die Positionen nicht nur die Muskulatur und tiefer liegendes Bindegewebe, sondern auch die Faszien, Sehnen, Bänder, Gelenke – man sagt sogar bis zum Knochengewebe. Kurz und gut, es geht hier um die Stimulation des Gewebes. Die Durchblutung wird gesteigert, dadurch können Schadstoffe abtransportiert werden. Der Körper entgiftet. Extrem wichtig ist, nach den Übungen mindestens zehn Minuten zu entspannen und ausreichend Wasser zu trinken, damit die freigesetzten Gifte ausgespült werden. Wichtig ist es, hinzugucken, was mein eigener Körper mir sagt und variabel Stellungen anderer Yogarichtungen mit einfließen zu lassen. Hanf Journal: Du praktizierst jetzt weit über 40 Jahre Yoga. Was hat es Dir gebracht? Elle Gerber: Guck mich an, wie aktiv und fit ich bin und das mit 73 Jahren. Ich durchwandere Gebirge, reise durch die Welt, ich male und gestalte Skulpturen, ich arbeite ehrenamtlich mit Senioren, bin Vegetarierin und ernähre mich gesund. Ich bin toleranter und offener geworden. Ich muss nicht permanent alles bewerten. Jeder Tag ist anders, jede Körperseite ist anders, jeder Mensch ist anders. Ich bin nicht besser oder schlechter als andere – nur anders. Ich bin körperlich und seelisch bei mir selbst angekommen, ich habe mich durch Yoga kennengelernt, bin innerlich zur Ruhe gekommen. Das wünsche ich jedem einzelnen Menschen. Für das Hanf Journal fragte Amandara M. Schulzke, die vor 25 Jahren mit Kundalini-Yoga begann, weitere Richtungen ausprobierte und nach langer Pause Gewinn aus Yin Yoga zieht.

Mehr unter www.yoga-welten.de

Beitrag von Amandara M. Schulzke



18 KASCHA

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Erste Hilfe für Kiffer DIE HANFBERATUNG IM HANF JOURNAL Matthias (30, aus Leipzig) fragt:

Jasmin (23, aus München) möchte wissen: „Hallo Kascha, ich habe vor Kurzem eine Ausbildung absolviert, für die ich auch einen Drogentest absolvieren muss. Die machen wohl eine Urinprobe. Ich kiffe eigentlich nicht, also nicht so wirklich. Nur zum Beispiel auf Partys, oder manchmal ziehe ich bei Freunden am Joint. Aber auch höchstens ein bis zwei Mal im Monat. Der Drogentest ist in vier Wochen und ich habe vor einer Woche das letzte Mal gekifft – muss ich da irgendwas befürchten?“ Kascha antwortet: „Hi Jasmin, grundsätzlich kommt es bei einem Cannabis-Drogentest darauf an, worauf genau getestet wird. Aktives THC lässt sich nur für einige Stunden im Blut feststellen – das hängt von der Menge ab. Wenn man, bevor das THC völlig abgebaut ist, noch einen Joint raucht, dann addiert sich die Restmenge und es kann sogar etwas mehr als einen Tag dauern, bis

kein THC mehr nachweisbar ist. Das ist vor allem im Straßenverkehr entscheidend – denn wer gestern Abend hart gekifft hat, kann möglicherweise am nächsten Nachmittag noch nachweisbare Restmengen im Urin haben, ohne wirklich noch berauscht zu sein. In Deinem Fall wird wahrscheinlich eher nach Abbauprodukten gesucht, denn diese können ein Hinweis auf regelmäßigen Konsum sein. Und der wird häufig mit Abhängigkeit oder Missbrauch gleichgesetzt. Wer nur einmal einen Joint geraucht hat, wird noch etwa für die nächsten drei bis fünf Tage nachweisbares THCCOOH, so heißt das Stoffwechselprodukt von THC, in seinem Urin haben. Wer dann innerhalb von, sagen wir mal, drei Tagen einen weiteren Joint raucht, akkumuliert das THC-COOH in seinem Körper: Er führt es schneller zu, als es ausgeschieden werden kann, wodurch immer mehr davon im Körper vorhanden ist. Damit dauert es, wenn man nicht mehr weiter kifft, auch immer länger, bis alles ausgeschieden und nicht mehr im Urin nachweisbar ist.

Wer häufig kifft, muss schon mit etwa fünf oder sechs Wochen rechnen – in extremen Fällen sogar doppelt so lange. Hinzu kommt, dass jeder Körper dabei ein anderes Tempo hat, was zum Beispiel durch den unterschiedlichen Fettstoffwechsel bedingt ist. Komplett sichergehen kannst Du, indem Du Dir selbst einen Teststreifen aus der Apotheke besorgst. Wenn Du aber weniger oft als einmal pro Woche kiffst und dabei im Durchschnitt weniger als einen Joint rauchst, solltest Du bei einem vier Wochen entfernten Drogentest nicht viel zu befürchten haben. Natürlich nur, wenn Du in diesen vier Wochen nicht weiter kiffst …“

„Hi Kascha, ich habe bei meinen Eltern ein paar Pflanzen im Garten zu stehen, die inzwischen gut in Blüte stehen. Dabei habe ich aber bemerkt, dass eine der Pflanzen wohl unbemerkt gezwittert hat – da sind tatsächlich ein paar männliche Blüten dran. Kann man da jetzt noch etwas machen oder ist es dafür inzwischen zu spät? Und was kann ich tun, die männlichen Blüten alle abschneiden?“

Kascha antwortet: „Hi Matthias, da der Anbau von Cannabis in Deutschland ohne Genehmigung verboten ist, darf ich Dich an dieser Stelle nicht zum

illegalen Anbau von Cannabis anleiten. Dein Problem ist aber tatsächlich relativ häufig, denn wenn man die „Männchen“ aussortiert, bleiben Zwitter, vor allem, wenn sie zuerst weibliche Blüten entwickeln, schnell mal unbemerkt. Ärgerlich das es aber umso mehr, denn an dieser Stelle ist das Kind in der Regel bereits in den Brunnen gefallen. Das heißt: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die männlichen Blüten bereits mindestens die weiblichen Blüten der eigenen Pflanze, möglicherweise auch die weiblichen Blüten benachbarter Pflanzen bestäubt hat. Natürlich kann man die Blüten jetzt noch abschneiden – aus zwei Gründen verzichten viele Grower aber darauf. Erstens ist es immer noch möglich, dass man winzige Blütensprosse übersehen hat, die dann ein

paar Tage später plötzlich Probleme bereiten. Und zweitens wirbelt man all die noch nicht losgeflogenen Pollen aus den männlichen Blüten dabei mächtig auf und löst noch mal ein fröhliches Bestäuben aus. Viele Grower, die sichergehen wollen, stülpen einen Plastikbeutel über die Pflanze, schneiden sie komplett ab und entsorgen sie dann, wie man das allgemein bei Pflanzen mit blühenden männlichen Blüten tun sollte, schnell und weit von den weiblichen Pflanzen entfernt. Darüber hinaus bleibt Dir nur, auf etwas Glück zu hoffen – vielleicht hat der Wind ja in eine andere Richtung geweht und Deine Weibchen sind von der ungewollten Empfängnis verschont geblieben.“

Illu: Lucas

Daniel (27, aus Köln) fragt: „High Kascha, ich habe in letzter Zeit superviel Stress mit Uni und Arbeit und so weiter und merke langsam, wie mir das an die Nerven geht. Ich kann mich abends auch mit meinem Feierabendjoint nicht mehr so gut entspannen, der macht mich eher nervös. Auf Bier will ich aber auch nicht umsteigen, das wirkt zwar betäubend, aber dann komme ich nicht mehr um fünf Uhr aus dem Bett. Jetzt hat mir ein Bekannter CBD empfohlen – ich habe dazu ein bisschen recherchiert, bin mir aber noch nicht klar, ob das bei Stress hilft und vor allem, wie?“ Kascha antwortet: „High Daniel, ich bin natürlich kein Arzt und kann und darf Dir keine medizinische Beratung geben – vor allem, da THC-Hanf ohne ärztliches Rezept illegal ist und CBD-Hanf als Nahrungsergänzungsmittel offiziell keine medizinische Verwendung hat. Gerade diese Situation hat sicher auch Deine Recherche etwas schwierig gestaltet. Tatsächlich kann das mit dem CBD aber funktionieren: In Versuchen wurde bereits festgestellt, dass die Gabe von CBD bei Versuchstieren die Symptome von Stress, etwa Herzrasen, lindert.

Daher ist es wahrscheinlich, wenn auch noch nicht so umfangreich am Menschen erforscht, dass es ein gutes Hilfsmittel sein kann, um sich nach einem stressreichen Tag zu entspannen. Das sagen auch viele Nutzer. Außerdem scheint es die beim Kiffen hin und wieder auftretende Paranoia zu mildern – wer gerne eine leichte Rauschwirkung dazu hat, kombiniert das CBD mit dem Feierabendjoint. Bisher wurde dabei immer angenommen, dass CBD die THC-Wirkung blockiert, neue Forschungsergebnisse legen aber nahe, dass dies nur bei höheren CBD-Dosierungen passiert. Niedrige Dosierungen scheinen die THC-Wirkung, nicht aber die Paranoia, sogar etwas zu verstärken. So oder so bietet die Kombination von CBD und THC interessante Kombinationsmöglichkeiten, die sich auch in aktuellen Züchtungen widerspiegeln. Manche Sorten setzen inzwischen auf ausgewogenere CBD-THC-Kombinationen, für ein deutlich anderes High als Sorten, die auf hohen THC- und niedrigen CBD-Anteil gezüchtet wurden. Leider gibt die derzeitige Situation mit dem Schwarzmarkt Konsumenten kaum eine Möglichkeit, wirklich vorherzusagen, wie das Gras wirkt – wer gezielt mit CBD ergänzen möchte, findet aber im Handel inzwischen eine große Auswahl an Ölen und Vapes.“

Kascha ist per Email zu erreichen also ran an die Tasten, dumme Fragen gibt es nicht! kascha@hanfjournal.de


#236 . September . 2019

hanfjournal.de

D

as ist aber eine komische Zigarette! - Spätestens dieser Satz aus Kindermund bringt jeden Hänfling in Erklärungsnot. In den meisten Fällen begnügt sich der ertappte Hanfsünder mit einer Notlüge, die er in die Köpfe der Bambini pflanzt, um sein illegales Laster zu vertuschen. Dabei übersieht der Schwindler nur, dass Kinder, die Fragen stellen, längst nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben und sich schon selbst in der hohen Kunst der Unredlichkeit üben. Doch was soll der arme kiffende Vater anderes machen, wenn ihn die wissbegierigen Stammhalter ausforschen? Kann die Mutti ihren Kindern gestehen, dass der Glimmstängel in Wirklichkeit ein Joint ist, der dazu dient, sich „die Rübe zuzudröhnen“? Die Antwort auf diese Fragen ist ein klares Ja, schließlich geht es um das Wohl des Kindes. Denn einzig die Wahrheit ist im Sinne des Jugendschutzes! Wer Kinder mit Lug und Trug abspeist, der säugt die bigotte Erwachsenenbrut von morgen – also jene armen Teufel, deren Seelen durch diffuse Ängste, Verlogenheit und Dummheit vergiftet sind. Je früher der Nachwuchs erfährt, dass Lügen kurze Beine haben, die einen das ganze Leben auf Schritt und Tritt verfolgen, desto leichter bilden sich die Tugenden heraus, die später einen rechtschaffenen und offenen Menschen auszeichnen. Das Erziehungsziel muss sein, einen klaren Verstand heranzubilden, der den Kitzel des Abenteuers erfahren will, ohne jedoch die Suche danach zur Sucht werden zu lassen. Alles andere ist ein Irrweg. Kiffende Eltern, die ihren Kindern die kleine Schwäche verheimlichen, lügen doppelt, indem sie nicht nur sich selbst verleugnen, sondern überdies auch die elende Hanflüge bedienen. Entsprechend hoch ist dann auch der Schaden, wenn Misstrauen und Angst in der Familie umsichgreifen und kaum noch Worte am Mittagstisch gewechselt werden, weil sie sowieso nur gelogen sind. Dass sich Kiffer gegenüber ihren Kindern outen sollten, widerspricht natürlich dem Jugendschutz, dessen hehrer Anspruch darin besteht, Cannabis grundsätzlich jede verkehrfähig abzusprechen, so dass sich der Genuss des orientalischen Krauts von selbst verbietet. Dieser Anspruch ist natürlich wieder so eine Lüge, denn in Wahrheit ist der Jugendschutz nur die Rechtfertigung für das generelle Hanfverbot. Diese Infamie ist es dann auch, die unsere Kinder

LANGE GLOSSE 19 sene ein Versteckspiel aus ihrem kleinen Laster machen. Keinem kiffenden Elternteil wird es jemals gelingen, seinen Sprössling bis zum 18. Geburtstag zu täuschen, zumal Erwachsene grundsätzlich die Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern unterschätzen. Wenn also der Moment gekommen ist, an dem das Töchterchen zur Mutti flitzt und petzt, dass der Papi mit dem Onkel auf dem Balkon eine Stinkezigarette raucht, hilft keine Lüge, sondern nur wahrheitsgemäße Aufklärung über das Ritual, das das Kind als seltsam und geheimnisvoll wahrnimmt. Die Angst kiffender Eltern, dass die kleinen Racker das Familiengeheimnis ausplaudern, ist zu vernachlässigen, solange sie nicht mit Polizistenkindern spielen. Wer seinen Nachkommen überdies ein liebevoller Mensch ist und sie nicht wie Idioten behandelt, wird schnell verlässliche Partner haben, die selbst unter Folter dichthalten.

Bild: Collage - Archiv | Public Domain

Wie sage ich es meinem Kinde? Millionen Deutsche frönen dem Cannabisgenuss, wohl wissend, dass ihr Tun gesellschaftlich geächtet ist. Dieses Stigma verlangt den Hänflingen so einige Verrenkungen ab, insbesondere wenn sie stolze Besitzer von Kindern sind, die Augen im Kopf haben und eine Nase im Gesicht tragen. dumm hält und schließlich zu Dummheiten verführt. Das Leben will nun mal erlernt werden, und dazu zählt auch der Umgang mit Risiken und Gefahren. Nicht die unselige Kampagne „KEINE MACHT DEN DROGEN“ fördert die nötige Charakterbildung unserer Jüngsten und schon gar nicht die Heimlichtuerei der kiffenden Mamas und Papas, Omas und Opas. Ein offener Umgang mit Cannabis auch vor den Augen der Kinder ist daher nur ein selbstverständlicher Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Und Hand aufs Herz! Wer von uns Erwachsenen war so artig und hat bis zum Erreichen der Volljährigkeit gewartet? Kein Jugendlicher zählt über Jahre die vielen langen Tage, bis er sich endlich Pornos, Schnaps

und Joints reinziehen darf. Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Jugendliche sind wahre Künstler im Übertreten von Verboten. Auch wenn Mutti und Vati noch so warnen, spätestens beim Einschalten des Mobilfunktelefons tauchen unsere Kinder ab – in eine Welt voller Schlechtigkeiten und Boshaftigkeiten, die heimlich nachgespielt werden will. Warum also sollen sich gerade kiffende Eltern vor ihren Kindern verstecken und sich zu Moralaposteln aufschwingen, um eines Tages als Lügner für eine Sache dazustehen, die es gar nicht wert war? Wenn Pleite-Manager und Steuerhinterzieher ihre Kinder zu ihresgleichen deformieren, dann darf das auch der Cannabisliebhaber! Alles andere ist Doppelmoral. Verbrecher sind mehr denn je salonfähig und folglich die wahren Helden unserer Eleven. Und so stellt sich abermals die Frage: Wie sage ich es meinem Kinde, dass ich abends verbotenerweise im Garten sitze und mir die Ruhe des ausklingenden Tages mit einer Tüte versüße?

Im Gegensatz zum Alkoholkonsumenten, der sich ungeniert sogar bis ins Koma saufen darf, um sich dann von seinen Töchtern mit der Schubkarre aus der Kneipe abholen zu lassen, schwebt über dem Kiffer die Keule der strafrechtlichen Repression, die aus einem vor Kinderaugen gerauchten Joint schnell einen Fall für Gerichte und Jugendämter macht. Während Sportidole unseren Kindern in den Werbepausen der Sportschau die Lust aufs Biertrinken eintrichtern, müssen sich die Hanffreunde bedeckt halten. Doch genau an diesem Punkt findet sich der Ansatz für eine bedachte Kindererziehung in einer Familie, die neben Schnittlauch und Petersilie auch eine Hanfpflanze im Kräutergarten umsorgt. Und damit ist nicht jene Sorte Eltern gemeint, die ihren Filius zum Schnapsholen schickt oder sich vom Töchterchen die Bong anrauchen lässt, sondern die, die wissen, dass Kinder sich selbst Droge genug sind und sich vornehmlich im Spielrausch verlieren. Die Neugier der Kleinen wird erst geweckt, wenn Erwach-

Bleibt die Frage, inwieweit kiffende Eltern ihre Kinder darauf konditionieren, später selbst Cannabis zu konsumieren. Ein Blick nach Colorado zeigt, dass Haschgift ohne den Reiz des Verbotenen bei den Jugendlichen an Attraktivität verliert. Offen kiffende Mütter und Väter regen nicht mehr zur Nachahmung an als Eltern, die zum Abendbrot eine Flasche Bier öffnen oder beim Tatortgucken Tabak inhalieren. Und selbst wenn Eltern ihre Kinder an den Konsum von Cannabis gewöhnen, bedeutet das noch lange nicht, dass das per se etwas Schlechtes ist. Schließlich ist der Hanf ein universelles Heilkraut für alle Lebewesen – egal welchen Alters. Zuletzt ist es die Entscheidung der Heranwachsenden, wie sie mit Cannabis umgehen, und die meisten bevorzugen den kontrollierten Konsum – wie Millionen Erwachsene auch. Gefördert

wird dieser Entschluss durch die vielen abschreckenden Beispiele, die hemmungsloser Drogenkonsum produziert. Eltern, die sich hin und wieder oder auch öfter mit welchem Stoff auch immer zudröhnen, sollten sich daher als Vormund stets der hohen Verantwortung bewusst sein, denn nur sie sind es, die bis zur Pubertät die erste und letzte Instanz sind, was den Erziehungsprozess betrifft. Der Vater, der seinem Kind als Abendgruß eine Alkoholfahne ins Gesicht haucht oder mit dem Joint am Frühstückstisch erscheint, muss sich stets vor Augen führen, dass sein egoistisches Verhalten maßgeblichen Einfluss auf das Wohl des kleinen Menschen hat. Kinder können nicht wie der Lebenspartner einfach die Koffer packen und das Weite suchen, wenn es ihnen mit den Rauschexzessen zu bunt wird. Oft ist es nur die reine Affenliebe der Kinder, die diese Tortur ertragen lässt. Die goldene Regel für alle Eltern ist, stets bei der Wahrheit zu bleiben und sich in Gegenwart der Kinder drogentechnisch zu mäßigen. Kinder suchen keine unberechenbaren Zombieeltern, sondern Geborgenheit und Liebe – und davon kann es nicht genug geben. Wer das beherzt, wird auch die konfliktreiche Zeit der Pubertät meistern und den Nachwuchs gut gerüstet in ein selbstbestimmtes Leben entlassen. Also, machen wir uns keinen Kopp! Lassen wir unsere Kinder in aller Ruhe neben uns aufwachsen! Stehen wir zu unserem kleinen Laster, ohne zu belästigen – und alles wird gut. Und wer weiß, vielleicht kommt ja mal der Tag, an dem der Hanfbauer seine Kinder genauso mit zur Ernte nimmt wie der Winzer seine Brut zur Weinlese.

Beitrag von Sadhu van Hemp

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