Umbrella Kids Foundation

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Obwalden/Nidwalden

Sonntag, 19. Juni 2016 / Nr. 25  Zentralschweiz am Sonntag

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Sie geben armen Kindern neue Hoffnung FÜRIGEN Die Stiftung Umbrella Kids will Kindern in Drittweltländern eine Ausbildung ermöglichen. Davon profitiere letztlich auch die Schweiz, sagt der Gründer.

«Ich möchte nicht einfach nur hier leben, sondern auch mitgestalten können.» Aufs Gespräch angesprochen schmunzelt Festel, er habe sich gut auf die 50 Fragen vorbereitet, welche ihm gestellt wurden. «Ich finde das Verfahren absolut in Ordnung. Ich denke, man darf von Leuten, die sich um die Einbürgerung bewerben, einfordern, dass sie sich mit dem Land beschäftigen.»

Start-ups alimentieren Stiftung

PHILIPP UNTERSCHÜTZ philipp.unterschuetz@nidwaldnerzeitung.ch

«Für viele Leute mag es nur Kitsch sein. Ich liebe es halt, auf meinen Reisen Souvenirs zu kaufen», sagt Gunter Festel (50) in seinem Büro in Fürigen und lächelt. Das riesige, bunte Sammelsurium zeugt von vielen, meist beruflichen Reisen in mindestens 80 Länder der Welt. Rund ein Viertel des Jahres sei er hauptsächlich in Europa und Asien unterwegs, sagt der selbstständige Unternehmer, der sich mit der Gründung und Finanzierung von Startup-Unternehmen vorwiegend im Bereich der Biotech-Industrie beschäftigt.

Regenschirm-Kinder von Djakarta

Diesen Mai nun hat der aus Deutschland stammende Gunter Festel mit seiner Frau Karen die Stiftung Umbrella Kids gegründet. Damit will das Ehepaar sozial benachteiligte Kinder in unterentwickelten Ländern im Bildungsbereich unterstützen. Auslöser war ein Erlebnis im indonesischen Djakarta. «Im strömenden Monsunregen schützten Buben aus untersten sozialen Schichten mit Regenschirmen für ein Trinkgeld Geschäftsleute, während sie selbst klitschnass wurden», sagt Karen Festel. Die Jungs seien mit einem derartigen Eifer hin- und hergerannt, dass sich unweigerlich Gedanken aufdrängten, wie sich diese jungen Leute wohl mit gleichem Eifer in einer Ausbildung einsetzen würden, wenn sie nur die Chancen dazu hätten. Ansporn für das Projekt gewesen sei «diese Kombination von geschniegelten, arroganten Geschäftsleuten und den benachteiligten Jugendlichen, die in einen sozialen Status geboren werden, den sie kaum aufbrechen können», ergänzt Gunter Festel.

Begonnen wird in Myanmar

Mit der gemeinnützigen Stiftung, die vorerst mit 50 000 Franken dotiert ist, wollen die Festels in einer ersten Phase bereits bestehende Projekte im Ausbildungsbereich in Myanmar unterstützen. Myanmar sei ein Herzensentscheid gewesen, sagt Gunter Festel. Er habe dort unglaublich freundliche Menschen erlebt, und auch die politische Öffnung, die be-

Karen und Gunter Festel in ihrem Büro und Arbeitsraum in Fürigen, dekoriert mit unzähligen Reisesouvenirs. Bild Corinne Glanzmann

gonnen habe, sei ihm sehr sympathisch. Man werde vorerst wohl mit Institutionen, die von der Schweiz aus operierten, zusammenarbeiten und zugleich Kontakte vor Ort knüpfen, um später direkt im Land aktiv zu sein. Seit die Stiftung im Handelsregister eingetragen ist, seien bereits vier Anfragen eingegangen. «Alles unterstützungswürdige, ernst zu nehmende Projekte», sagt Festel.

Streben nach Unabhängigkeit

Warum aber eine eigene Stiftung gründen, wo es in diesem Bereich doch schon viele Aktivitäten gibt? Gunter Festel verneint die Frage, ob es um steuerliche Vorteile gehe. «Im Stiftungszweck ist ausdrücklich festgehalten, dass das Vermögen bei Auflösung der Stiftung in eine andere gemeinnützige Organisation oder Stiftung fliessen müsste.» Die Gründung spiegelt vielmehr die Philosophie wieder, die Festels ganzes Leben durchzieht: das Streben nach Unabhängigkeit. «Wir wollen die Projekte selber auswählen, die wir unterstützen. Wir wollten etwas Eigenes gestalten.» Vor diesem Hintergrund steht letztlich auch der Stiftungszweck. «Nur wer wirtschaftlich stark

ist, bleibt unabhängig. Und unterentwickelte Länder brauchen gut ausgebildete Leute, die das möglich machen», so Festel. Zu den Aufgaben der Stiftung gehört es auch, das Bewusstsein zu fördern, dass von diesem Engagement letztlich auch die entwickelten Länder profitieren. «Unseren Wohlstand können wir nur sichern, wenn es auch den Leuten in den anderen Teilen der Welt gut geht», ist Festel überzeugt. Unabhängigkeit war

auch ein Grund, dass sich das Ehepaar im Jahr 2000 in Zug niedergelassen hat und 2010 nach Fürigen am Bürgenstock gezogen ist. «Ich bin kein Europa-Gegner, aber ich glaube, dass die Schweiz mit ihrem selbstständigen Weg besser wegkommt. Und Nidwalden ist für Unternehmen ein genauso guter Standort wie Zug», sagt Festel, der vergangene Woche in Stansstad auf der Gemeinde beim Einbürgerungsgespräch war.

Nach dem Chemiestudium studierte Festel Wirtschaft. Er arbeitete beim Chemiekonzern Bayer, zudem war er auch Berater beim Strategieberatungsunternehmen McKinsey. Dort holte er sich die – wie er sagt – nötige Härte, um in seiner heutigen Tätigkeit erfolgreich zu sein. Diese Mischung aus Wissenschaft und Wirtschaft mache es aus, sagt Ehefrau Karen: «Gunter versteht die Sprache der Wissenschaftler, aber er versteht auch etwas vom Business.» Tatsächlich müsse er im Geschäft mit Start-up-Firmen manchmal auch der «böse Junge» sein. Wissenschaftler gingen halt oft etwas an der geschäftlichen Realität vorbei, ergänzt ihr Mann. Zwischen 10 und 30 Prozent investiert Festel jeweils in ein Start-up. Dieses wird normalerweise verkauft, wenn das geplante Produkt marktreif ist. Das ist der Moment, wo sich seine Investition auszahlt und wo künftig auch das Stiftungsvermögen profitieren wird. Momentan sei er in zehn solcher Firmen engagiert. Eigentlich funktioniere die UmbrellaKids-Stiftung nach der gleichen Logik wie Start-up-Unternehmen, betont Gunter Festel. «Es geht darum, mit limitierten Ressourcen etwas aufzubauen und durch Leistung etwas zu erreichen.» HINWEIS Mehr Informationen finden Sie unter: www.festel.com und www.umbrella-kids.ch


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