Bewerbungsmagazin

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Inhaltsverzeichnis

1 Arbeitsproben 1.1 Text „Bazar der Geschlechter“ im Print „Missy Magazine“ 1.2 Reportage „Beruf Vater“ -published on torial 2 Bewerbungsreportage exclusive for Edition F!: „Warum ein Krankenhaus nicht wie eine Bank zu leiten ist“



Online-Reportage <<Beruf Vater>> Teaser: Das AutorInnenpaar Stefanie Lohaus und Tobias Scholz versucht sich seit der Geburt ihres Kindes Job und Haushalt 50/50 aufzuteilen. Im Umfeld der beiden sorgt das für Unverständnis.1 Kollidieren Väter, die, und sei es auch nur für begrenzte Zeit, Kindeserziehung statt Karriere machen, auch 2015 noch mit dem traditionellen Bild des abwesenden Familienernährers? Vollpapa oder Vollzeit? „Auf dem Arbeitsamt fühle ich mich manchmal selbst schon wie ein Irrer,“ bemerkt Tom, 27, aus Potsdam. Als seine Frau Josepha ihre Ausbildung in Vollzeit begann, blieb er mit dem eineinhalbjährigen Juri daheim. Auch heute arbeitet er nur 4 Stunden, während der Sohn, mittlerweile dreijährig, in der Kita ist. So bleibt die Mama noch ein Jahr lang die Hauptverdienerin, mit 800 Euro Ausbildungsgehalt. Trotz des nur geringen Zuschusses von 200 Euro besteht Druck vom Amt: Tom soll sich eine Vollzeitstelle suchen. „Wie soll da noch Zeit für das Kind bleiben, wenn beide Eltern ganztags arbeiten?“ Noch kann Tom sie beschwichtigen: In einem Jahr, nachdem Josepha ihren Abschluss hat, kann alles wieder anders werden. Eine Rückkehr zur traditionellen Rollenverteilung bedeute das jedoch nicht. Tom sieht sich bei einer Vollzeitstelle „Abstriche machen, die ich nicht machen will.“ Patchwork-Family Die Prioritäten sind bei SAP-Berater Steffen aus Brandenburg anders gesetzt. Sein höherer Verdienst war entscheidend dafür, dass Ex-Freundin Maria als Physiotherapeutin zu Hause bleibt. Was die beiden jedoch nicht erwarteten: Der Kindersegen kam im Dreier-Pack, und Mama war durch eine Thrombose mehrere Wochen nach der Geburt der Kinder zu geschwächt, um Mama zu sein. Steffen stopfte also zwei Monate lang drei hungrige Mäuler und wechselte Windeln. Überforderung und Frust sind die Stichworte, an die er sich aus dieser Zeit erinnert. Drei Jahre später: Maria und Steffen haben sich getrennt, doch für seine neue Partnerin Jana und deren 9jährige Tochter Zoe ist ein Leben ohne die Drillinge nicht vorstellbar. Die Kinder sind in der Kita, und haben Stiefpapa, Stiefmama, Großeltern und Stiefgeschwister dazugewonnen. Was hätte besser laufen können? Die Elternzeit sollte für Steffen lieber 20 als 14 Monate lang sein und gerne hätte er mehr als zwei Monate genommen, „aber das hätten wir finanziell nicht wuppen können.“ Großfamilienglück? Die Höhe des Verdienstes allein muss jedoch nicht die Struktur der Erziehung prägen. Sozialpädagogin Sevilay sieht bei den Männern, die wöchentlich zu ihr ins „Panke-Haus“ in Berlin-Wedding2 kommen, um sich mit anderen türkischsprachigen Vätern auszutauschen, einen großen Vorteil gegenüber der 50/50 Aufteilung der deutschen Kleinfamilie: „In der türkischen Community sind die Väter nie wirklich allein. Da sind Oma, Geschwister, Tante und Onkel. Die Familie hat auch in der 2. Generation noch einen hohen Stellenwert, und man hilft sich, wo man kann.“ Bis zum sechsten Lebensjahr möchten Eltern aus der Community ihr Kind gern in der Familie belassen. „Es kommt aber auf das Kind an“, fügt Sevilay, selbst Mutter von zwei Kindern, zu. Während sie Vollzeit arbeitet, sitzt ihr Mann nicht nur im Home-Office, sondern fährt die Kinder zu Kita und Freizeitterminen und kocht Abendbrot. Die jüngere Tochter stecke die Fremdbetreuung dabei deutlich besser weg als die Ältere. 1 2

Link, der dieses Unverständnis erläutert, aus der Kolumne der Autorin: http://www.zeit.de/lebensart/partnerschaft/2013-04/gleichberechtigung-kindererziehung-normen/seite-2 Link zu Medlungen aus dem „Problembezirk“ Wedding: http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/wedding/wedding-jetzt/


Mikro-Utopien Die drei Perspektiven zeigen: Es geht bei Vätern, die zu Hause bleiben, nicht um eine bloße Umkehrung des traditionellen Rollenverhältnisses. Es geht darum, wie Eltern 2015 Beruf und Familie vereinbaren wollen. Die enge Bindung, die sie in Elternzeit zu ihrem Kind aufbauten, ist für alle drei Vätertypen ein Gewinn. Selbst Karriere-Papa Steffen sagt: „Kinder sind eigentlich das Größte, was man so zustande bringt.“ Gesellschaftliche Akzeptanz von Vätern, denen Zeit mit ihren Kindern wichtiger ist als Karriere, Flexibilität im Job, sowie Modelle der gewählten oder biologischen Großfamilie sind Mikro-Utopien der neuen Familie.


Bewerbungsreportage

Warum ein Krankenhaus nicht wie eine Bank zu leiten ist Durch die Nacht mit einer Krankenpflegerin, die sich zur Managerin qualifiziert Berlin - Während andere junge Menschen in der beginnenden Juninacht in den Straßencafés das EM-Spiel Deutschland-Ukraine, 21:00 schaun, geht Julia, 24 Jahre alt, in den Untergrund und liest über Demenz. Sie hat Musik im Ohr, versucht sich wach zu halten. Wie so oft, klappt sie auf ihren Beinen den Laptop auf, und schreibt. Darüber legt sie dicht bedruckte Seiten wissenschaftlichen Text. Manchmal muss sie ein Wort googlen. Sie nutzt die Zeit in der Bahn, denn gleich hat sie neun Stunden Nachtschicht. Danach geht es in die Uni. Nachts ist Julia Gesundheits- und Krankenpflegerin, in Teilzeit angestellt bei einem der größten Personaldienstleister im Medizinbereich. Am Tag ist sie Vollzeitstudentin des „Gesundheits- und Pflegemanagements“ an der Alice-Salomo-Hochschule in Berlin. Ein Studiengang, speziell geschaffen für die Direktion von Gesundheitseinrichtungen und nur studierbar von Menschen, die zuvor eine Ausbildung im Pflegebereich absolviert haben. Das ist laut Julia auch gut so: „Sonst hast Du ja die selben Leute wie jetzt oben zu sitzen,“ berlinert sie klagend, „die keine Ahnung davon haben, wie es abläuft und die dir aber irgendwie erzählen wollen, wie Du's zu machen hast. Viele sind ja Betriebswirtschaftler und wissen natürlich, wie man nen Unternehmen führt, aber nicht, wie man mit Menschen umzugehen hat. Und es ist ein ganz großer Unterschied, ob man ne Bank leitet oder ob man nen Krankenhaus leitet.Es wär halt schon schön, wenn unsere Gesundheitspolitiker mal in der Pflege gearbeitet hätte. Ich glaube, das sind auch alles nur meistens Ärzte.“ Tatsächlich ist etwa der aktuelle Gesundheitsminister Hermann Gröhe, kein Arzt, sondern ausgebildeter Rechtsanwalt und seit 1994 Berufspolitiker. Die Pflege ist ihm laut seiner Website bei einer älter werdenden Gesellschaft ein wichtiges Anliegen. „Es werden schon immer mehr Leute in der Pflege eingestellt, aber immer nur Teilzeit,“ ergänzt Julia. 16 Stunden die Woche arbeitet sie in Krankenhäusern, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Das lohnt sich kaum, wenn sie etwa in den Bezirk Reinickendorf geschickt wird, etwa zwei Stunden von ihrem Wohnort entfernt. „Ich wohne direkt neben dem Krankenhaus Friedrichshain, da hab ich aber noch nie gearbeitet.“, beklagt sie beispielsweise. Ihren Kollegen*, oft Mütter, reicht das Geld kaum, um ihre Familien zu ernähren. In 10 Jahren, wenn sie selbst ein Kind hat, möchte Julia daher auch „ihre Berufung gefunden und ausreichend Geld verdient haben.“ Letztes Jahr hatte sie einen Bandscheibenvorfall. Ihre Ärztin riet ihr daraufhin, den Beruf zu wechseln. Julias Reaktion: Sie qualifiziert sich mit dem Studium für andere Aufgaben. Jedoch, möchte sie der Arbeit mit Menschen treu bleiben, wenn auch nicht mehr direkt am Bett. Angekommen an einer Klinik tief im Osten der Stadt. Der Dienst heute ist weniger körperlich anstrengend. Es ist die Kinderstation, obwohl Julia keine Kinderkrankenschwester ist. Die Arbeit ist weniger medizinisch, sie versorgt hier Eltern und Kinder vor allem seelisch. Durch die Generalisierung sollen Arbeitskräfte flexibler einsetzbar werden. Dies hat laut Julia auch individuelle Vorteile: Ihr könne es egal sein, ob jemand im Team häufig fehle oder ständig die


Dienste tausche. Mit Streiks und Gewerkschaften möchte sie daher nichts zu tun haben. Auf dem Heimweg, 7:00 morgens, versucht sie schon einmal zu schlafen. In ein paar Stunden wird es im Seminarraum um Maßnahmen zur Motivation der Mitarbeiter gehen. „Ich musste noch nie zur Arbeit motiviert werden“, erklärt Julia amüsiert.


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