Glaswelt Sonderheft "Montagepraxis"

Page 21

Kundenhinweise  Vor der Montage

Planen, informieren und Absichern

Den Kunden nicht für unwissend halten

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In seiner Tätigkeit als öbuv. Sachverständiger hat Alexander Dupp schon viele Schäden begutachten müssen, denen eine ungenügende Planung und Vorbereitung der Montage vorausging. In diesem Beitrag gibt er Auskunft, wie man am besten den Problemen aus den Weg geht: Indem man hinreichend plant, informiert und sich gleichzeitig auch gegenüber dem Auftraggeber absichert. Ganz wesentlich ist für Alexander Dupp bei der ersten Kontaktaufnah­ me mit dem Auftraggeber die Frage: Gibt es ei­ nen Architekten/Planer, der mit der Baumaßnah­ me betraut ist? Wenn nicht, dann müsse dem Fensteranbieter klar sein, dass er auch für die Planung in aller Konsequenz verantwortlich ist. Für Dupp gibt es einige „Wegmarken“ im Projekt­ ablauf, die man für Hinweise, Aufklärung und auch zur Absicherung nutzen kann: Bei dem Auf­ maßtermin sorgt eine Checkliste nicht nur dafür, dass man selbst an alle Eventualitäten denkt – der Kunde wird die Gewissenhaftigkeit des Auf­ tragnehmers zu schätzen wissen. Und auch die Angebotsabgabe lässt sich dazu nutzen, auf viele Dinge hinzuweisen. „Das zeugt auch von Seriosität und Fachkompetenz.“ Im An­ gebotsschreiben empfiehlt er auf folgende Punk­ te aufmerksam zu machen: Die Verpflichtung auf die Einhaltung der Wartungs- und Bedienungsanleitung, die Tatsache, dass sich nach dem Fenster­ tausch ggf. das Lüftungsverhalten ändern muss, um Tauwasserbildung zu verhindern, ein erforderliches Lüftungskonzept, welches vom Auftraggeber gesondert beauftragt werden müsse,

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eventuell entstehende Probleme im Bereich des Rollladenkastens und dass dieser bei einer Sanierungsmaßnahme ebenfalls gedämmt werden muss, eventuell anfallende Beiputz- und Malerar­ beiten, die nicht im Preis enthalten sind. Zusätzlich gibt der Fensterspezialist materialund konstruktionsbedingte Hinweise: Holz ist ein Naturprodukt, Farb- und Wuchs­ unterschiede könne man nicht ausschließen und seien ggfs. kein Reklamationsgrund. Beim Glas gelte es zu beachten, dass es bei einer Überkopfverglasung zu einem veränderten Ug-Wert kommen kann. Wichtig zu erwähnen ist ihm, dass es bei Ganzglasecken zu Tauwasserbildung und in Folge dessen auch zu Schimmelpilzbildung kommen kann. Auch was die Montagematerialien angeht, infor­ miert und sichert sich Dupp ab: Er verweist auf die anerkannten Regel der Technik für die Mon­ tage und deren inkludierte Bedingung, die Bau­ anschlussfuge im Grundsatz „innen luftdicht und außen schlagregendicht“ zu schließen. Dabei macht er den entscheidenen Hinweis, dass er für die Montage je nach Montagematerial einen nö­ tigen Glattstrich der Laibung vorfinden muss. ■■

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Porträt Alexander Dupp Der Tischlermeister Alexander Dupp ist Vorsitzender des Fenster- und ­ Fassaden­ausschusses im rheinland-pfälzischen Fachverband und des Bundesfach­ beirats Fenster und Fassade von Tischler/Schreiner Deutschland. Gleichzeitig betätigt er sich als ö.b.u.v. Sachverständiger für das Tischler- und für das Roll­laden- und Son­ nenschutzhandwerk. Spezialisiert hat er sich auf das Themengebiet der einbruch­ hemmenden Bauteile und die Montage von Fenster und Türen. www.sachverstaendiger-tischler.de

Für den Sachverständigen ist klar: „Für jeden Bau­ anschluss gibt es eine Lösung durch geeignete Dichtbänder und Dichtstoffe etc. Wichtig ist aber auch das technische Datenblatt des Dichtmit­ tels gelesen zu haben und die Verwendbarkeit mit der Anschlussituaton vor Ort verglichen zu haben. Und mit der Bibel zur Fenstermontage – dem RAL-Montageleitfaden – lässt sich eigent­ lich jedes Problem lösen.“ Aber gleichzeitig gibt er auch zu: „Man kann nicht auf jeder Baustelle stur nach der Norm handeln. Schwierig wird es manchmal im Altbau, wenn man ein sehr insta­ biles Mauerwerk vorfindet.“ Für einen ordnungsgemäßen Montageablauf empfiehlt er eine werkseigene Montagekontrol­ le: In einer Checkliste werden Befestigungsmit­ tel, Dicht- und Dämmstoffe und Rollladensyste­ me mit den entsprechenden Chargennummern dokumentiert. „Wer schreibt, der bleibt“, so seine kurze Begründung zu diesem Dokumentierungs­ aufwand. „Auch ein Foto empfiehlt sich zur Do­ kumentation besonders kritischer Punkte“, und eine Kamera sei ja heutzutage immer auf der Baustelle – den Smartphones sei Dank. Auch ihm ist bewusst, dass es immer andere An­ bieter geben wird, die mit Dumpingpreisen lo­ cken und die viel weniger Wert auf eine aufwen­ dige Montagequalität legen. „Das sind dann halt meine Kunden von morgen,“ so argumentiert der Sachverständige. Generell empfiehlt er allen Unternehmen sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und die brancheninterne Kannibalisierung zu unter­ lassen. „Einigen Sie sich doch mit ihrem Wett­ bewerber/Kollegen im Umkreis, wer von ihnen besser montiert und wer die besseren Fens­ ter herstellt und nutzen sie diese Synergien. – ­Gemeinsam ist man stark.“ — Daniel Mund

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