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Viel Gesang und beste Stimmung beim Freien Singen

Einmal im Monat erklingen vielstimmige Lieder im Pfarreizentrum. Dann trifft sich

Walter Boss mit Gleichgesinnten zum Freien Singen. Frei bedeutet, dass jeder teilnehmen kann, wann und so oft er will. Aber auch das Programm ist sehr frei gestaltet.

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«Freude, schöner Götterfunken! Götterfunken!» Die letzten Töne von Beethovens 9. Sinfonie erklingen. Walter Boss drückt einige wenige Knöpfe am Laptop und ruft: «Weiter geht es im gelben Buch mit der Nummer 72. Es darf auch geschunkelt werden.» Dann folgt die Melodie von «Fliege mit mir in die Heimat» und rund 40 Sängerinnen und Sänger setzen mit ein, genau wie Walter Boss, der ab und zu auch mit den Händen die Einsätze anzeigt. Ähnlich spielen sich diese Szenen an jedem letzten Mittwoch im Monat zwischen 19.30 und 21.30 Uhr ab. Dann findet im Untergeschoss des Schaaner Pfarreizentrums das Freie Singen statt.

Vier Büchlein statt einer Zettelwirtschaft

Das Format existiert seit 1988. «Werner Niedhart – er ist bis heute so gut wie jedes Mal dabei – hat das Freie Singen 1988 zusammen mit Pepi Frommelt ins

Leben gerufen. Seither findet es nach demselben Prinzip statt. Jeder kann kommen und mitsingen. Ohne Zwang, ohne Verpflichtung», sagt Walter Boss. Er selbst hat 2010 das erste Mal mitgesungen, als Hansjakob Falk für die Leitung zuständig war. «Ich war sofort begeistert, habe aber gleich für eine erste Änderung gesorgt», sagt Boss schmunzelnd. «Bei den Liedtexten herrschte eine Zettelwirtschaft. Jeder hatte sie in anderer Grösse, Reihenfolge und Form, und es dauerte entsprechend lange, bis alle ihren Text hatten. Das habe ich geändert, indem ich 84 Stücke in einem Büchlein zusammengefasst habe.» Inzwischen sind es vier Bände mit über 300 Liedern. Die Ansage «Blau, 26» beispielsweise reicht, und alle haben ihren Text in Sekunden. Da Walter Boss auch komponiert, hat er Hansjakob Falk ausserdem zu einigen neuen Liedern die Noten für die Klavierbegleitung mithilfe eines PC-Programms aufgeschrieben.

«Aus Eigeninitiative habe ich ausserdem gleich auch alle anderen Stücke elektronisch hinterlegt. Das habe ich aber kaum jemandem erzählt», sagt Walter Boss. Es kam erst heraus, als er Falk, der einige Zeit ausgefallen ist, vertreten hat. «Da habe ich meinen Laptop angeschlossen, und wir haben losgesungen. So sind mehr Instrumente möglich als ‹nur› das

Klavier. Offenbar waren die Teilnehmer begeistert und haben es Hansjakob erzählt. Er hat dann gefragt, ob ich nicht gleich ganz für ihn übernehmen könnte, da er aus Altersgründen ohnehin kürzertreten wollte.» So leitet Walter Boss das Freie Singen seit 2018.

Teilnehmerzahl steigt und steigt Die Pandemie hat auch dem Freien Singen eine Zwangspause beschert, doch seit Februar 2022 besteht das Format wieder. «Wir haben seither einen ziemlichen Aufschwung erlebt. Früher kamen vielleicht 20 oder 22 Personen. Heute sind wir regelmässig um die 40. Vor Weihnachten waren es sogar 50. Auf der Liste der potenziellen Teilnehmer, die ich immer per Mail vorinformiere, stehen mittlerweile über 70 Namen», sagt Walter Boss. Was zum Erfolg beiträgt, ist neben der Unverbindlichkeit auch das Wunschkonzert. «Nach den ersten drei Liedern, die ich, quasi zum Warmwerden, vorgebe, dürfen die Teilnehmer ihre eigenen Wünsche einbringen. Das kommt gut an, und es sind ein paar Klassiker drunter, die eigentlich jedes Mal gefordert werden.» Willkommen sind beim Freien Singen weiterhin alle, die Freude am Gesang haben. Hineinzuschnuppern ist natürlich auch möglich. Der symbolische Beitrag von 2 Franken pro Abend dürfte jedenfalls niemanden davon abhalten, zwei Stunden bei bester Stimmung zu geniessen.

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