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Ortschronik Nicht die erste Seuche
Nicht die erste Seuche
(...)dieunserLandunddamitauchunserenOrt heimsucht ist die derzeitige Epidemie/Pandemie, genannt Coronavirus oderCovid 19. Sie beherrscht derzeit das öffentliche und private Leben und hält unter anderem in gesundheitlicher, wirtschaftlicherund politischer HinsichtEuropa und den RestderWeltin Geiselhaft. Zu Angst und Sorgen kommt noch eine große Verunsicherung, die durch den medialen Dauerbeschuss von sich immer wieder auch widersprechenden Informationen und Meinungen die Menschen irritiert. Ein Blick zurück in vorige Jahrhunderte zeigt uns allerdings, dass unsere Vorfahren - am Beispiel der Ortschronik von Höhenkirchen, aufgezeichnet aufgrund historischer Ereignisse durch Rudolf Stingl - gesundheitliche Lei
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den und Kümmernisse durchzustehen hatten, die unsere gegenwärtige Situation bei weitem in den Schatten stellen.
ImFolgendenberichteicheiniges,wassichbei historisch verbürgten Seuchen hier in Höhenkirchen und damit natürlich gleichermaßen auch in Siegertsbrunn und den umliegenden Orten abgespielt hat. Zwei der furchtbaren Krankheiten, die Pest und die Cholera möchte ich herausgreifen: „(…)DerDreißigjährigeKrieg (1618-1648).Von diesem verheerenden Ereignis ist die Seuche der Pest nicht zu trennen. Hier geben die Annalen von Hohenbrunn und Aying Hinweise.
Und auch aus Hohenbrunn erfahren wir: Am Ärgsten trieben es die Schweden. 1632
kamen sie von München zwei Mal nach Hohenbrunn. Es brannten alle Häuser der Stiftsuntertanen mit Ausnahme des Wagner- und Freysingerhofes, von den Schweden angezündet. Diesen zwei Anwesen wurden das Getreide und die Fahrnisse weggenommen.…
Und in derAyingerChroniksteht: Seit 1632 trieben sich Kriegshorden durch die Gegend, im Verlaufe von Scharmützeln und kleineren Zusammenstößen wurden 11 Ayinger getötet. Das war aber erst das Vorspiel. 1634 kamen die gefürchteten Schweden und im selben Jahr wurde von Sauerlach her die Pest eingeschleppt. Die große mehrschiffige Kirche, der Pfarrhof und die meisten Bauernhäuser wurden verbrannt bzw. zerstört, die Felder verwüstet. Was sich in die weiten Wälder ringsum geflüchtet hatte, konnte noch einigermaßen hoffen, zu überleben.

Die Pfarrbücher zeigen hier eine schauerliche Übersicht auf: 1634 starben in der Pfarrei 118 Personen durch Kriegsereignisse. Ein Teil der geflüchteten Einwohner kehrte sowieso nicht mehr zurück, so daß die Einwohnerzahl auf ,etliche dreyssig zusammengeschmolzen war."
Wenn die schwedischen Truppen in Hohenbrunn und Aying plünderten, so blieben wohl auch Höhenkirchen und Siegertsbrunn nicht verschont. Zu allem Überfluss gesellten sich dazu 1633 noch EndeMai großeKältemitEisund Schnee und großer Trockenheit im Sommer mit einer katastrophalen Missernte. (…)
Noch schlimmerwurdeesdann 1634mitdem Schrecken derPest. Schlimm kam im Jahre 1634 die Pest über die Dörfer. Einquartierte spanische Truppen schleppten im Juli 1634 in München die Pest ein. In kürzester Zeit breitete sie sich in der Stadt aus und griff auf das Umland über. Pfarrer Wenk von Hohenbrunn schrieb in seinen Aufzeichnungen „Geschichtliches über Höhenkirchen": (…)Die Pest wütete so furchtbar in dieser Gegend, daß in Höhenkirchen wie in der Nachbarschaft Brunnthal nur je ein Mann am Leben blieb. Und zwar von Höhenkirchen der Forstmeister und von Brunnthal der Portenlänger von Portenläng (...)
Man kann sich leicht ausmalen, was die Menschen damals auszuhalten hatten noch bar der Errungenschaften, die die moderne Zeit uns Heutigen bietet. In den Jahren 1873/74 suchte eine Choleraepidemie, von München ausgehend unseren Ort heim, über die in der Ortschronikvon Rudolf Stingl ebenfalls berichtet wird. Näheres darüberim nächsten Monat. (die einzelnen Quellen, aufdie sich dieserBeitrag bezieht, sind im Text jeweils erwähnt)
Günther Schmid, Ortschronist Höhenkirchen