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Ortschronik Schulwesen einst und heute

Das Schulwesen in unseren beiden Gemeinden – anno dazumal

(Fortsetzung)

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Zwei ehemalige Schüler berichten

Nach mehreren Folgen im Gemeindeblatt über das Schulwesen in unserer Gemeinde bis zum heutigen Tag habe ich mir gedacht, in einem Gespräch mit zwei ehemaligen Schülern der seinerzeitigen Grund- und Hauptschule von Siegertsbrunn, in der über viele Jahre auch die Kinder aus Höhenkirchen ein- und ausgingen, die Schulverhältnisse aus der Zeit um die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts aufleben zu lassen.

Zu dieser Unterhaltung haben sich freundlicherweise Irmgard Werner und Hans Minsinger, wohnhaft in unserer Gemeinde zur Verfügung gestellt: Beide sind geboren zum Ende bzw. bald nach dem 2. Weltkrieg, Frau Werner kam 1950 und Herr Minsinger 1958 in die Schule.

G. Schmid: Lang vorbei sind die Zeiten, wo Siegertsbrunner Kinder (auch die Höhenkirchner), ob Sommer oder tiefer Winter nach dem vier Kilometer entfernten Hohenbrunn täglich zur Schule gehen mussten. Da ist die Schule vor der Haustüre schon angenehm. Wie sah es mit der Schule aber selbst aus? I. Werner: Grundsätzlich, wie eigentlich alle Kinder, ging ich gerne zur Schule, wir hatten drei Klassen, die aufgeteilt waren in Jahrgang 1 bis 2, 3 bis 5 und 6 bis 8. Die jeweiligen Gruppen wurden unterrichtet durch Frl. Fiedler, Frl. Riederer und Herrn Güntner.

H. Minsinger: Die Aufteilung der Jahrgänge war zu meiner Zeit genauso, lediglich die Lehrkräfte hatten gewechselt. Statt Frl. Fiedler unterrichtete uns Frau Kania und später dann Herr Staudinger. Was unser Jahrgang aber als ganz große Erleichterung empfand, war, dass wir Frau Kania ab der Einschulung hatten. G. Schmid: Nochmals, eine Lehrkraft hatte damals in ihrer Klasse mehrere Schülerjahrgänge zu unterrichten, sicher keine leichte Aufgabe, die zum Wohl der Kinder erhebliche Anstrengungen erforderte. Obwohl ich – für Verhältnisse in städtischem Umfeld schwer denkbar – das auch heute noch kenne. Enkelkinder von mir, die im Oberallgäu leben,

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gehen dort in eine solche Dorfschule mit Mehrjahresklassen und sind ganz begeistert und von irgendwie „zurückbleiben“ keine Spur. Auf die weiterführenden Schulen geht es dann halt in die Kreisstadt. Auch „Corona“ ist dort ein bisschen weiter weg!

H. Minsinger: Mein Jahrgang hatte von der ersten Klasse an Frau Kania als junge Lehrerin, die voller Elan, Begeisterung und neuem Schwung den Schulunterricht zur Freude machte und uns Kinder für das Lernen motivierte.

I. Werner: Wir begannen unsere Schulzeit noch mit Frl. Fiedler, die bereits Jahrzehnte hier am Ort die Kinder der ersten und zweiten Klassen unterrichtet hatte. Sie war allseits

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bekannt, eine streng konsequente Lehrerin zu sein, was sich im Lauf der vielen Jahre sicher noch verfestigt hat. „Lausbuben“ mussten immer damit rechnen, dass Gehorsam oberstes Gebot war und bei Nichtbeachtung diszipliniert wurde.

H. Minsinger: Da muss man schon auch erläuternd anmerken, dass die Lehrkräfte damals allein schon vom gesellschaftsrechtlichen Konsens her befugt waren, die Kinder im Ausnahmefall körperlich zu disziplinieren (Watschn, Tatzen, am Ohr ziehen, auf Holzscheit knieen, in die Ecke stellen, Nachsitzen etc.).

G. Schmid: Und was die Sache dann womöglich noch getoppt hat, war die Gschicht, wenn man nach der Schule heimkam und hat sein Missgeschick erzählt, die Reaktion im Elternhaus: „Das wirst du schon „verdient“ haben, mit bestenfalls einer nachfolgenden Strafpredigt“. Natürlich muss man aber auch zur Ehrenrettung vieler Lehrkräfte feststellen, dass diese es auch verstanden, mit erzieherisch guten Methoden die ihnen anvertrauten Kinder zu führen. So habe ich auch gehört, dass Frl. Fiedler Schüler, die mit dem Lernen sich schwerer getan haben, außerhalb des Unterricht diese am Nachmittag oder am Wochenende förderte und unterstützte.

I. Werner: Apropos Wochenende, in unserer Kinderzeit waren am Sonntag viele Kinder beim Sonntagsgottesdienst in St. Peter und man kann sich gut vorstellen, dass in den Kinderbänken nicht durchwegs größte Andacht herrschte! Aber auch da war Frl. Fiedler zur Stelle, indem sie nach vorne ging und die lebhaften Geister zur Ruhe mahnte.

G. Schmid: In Kürze, wie waren denn Eure Unterrichtstage damals strukturiert? H. Minsinger: Unterricht war von 8 bis 12 Uhr, manchmal auch am Nachmittag, aber nicht, weil wir aufbewahrt werden mussten, sondern weil der Unterrichtsstoff den Schichtunterricht erforderte. Die Grundfächer entsprachen im Wesentlichen der heutigen Zeit. Fachlehrer, außer Religion gab es keine und beim Sport war der Klasslehrer oder die Lehrerin anwesend. Der fand auf der Pausenwiese hinter dem Schulhaus statt, die Buben spielten Fußball und die Mädchen Völkerball. Aber wehe der Ball sprang in die Nachbarwiese hinterm Zaun, da war mit einem Donnerwetter zu rechnen. Das Gras dort durfte nicht zusammengetreten werden, weil es der Bauer doch als Viehfutter brauchte.

I. Werner: „Sport“ war auch das Aufrichten des Brennholzes, das alljährlich bei der Schule zum Heizen der Öfen in den Klassenzimmern angeliefert worden ist und bis zum Winter trocken gelagert werden musste. Möbliert waren unsere Klassenzimmer mit hölzernen Zweierbänken in Reih und Glied, an der Vorderseite des Raumes zwei große Tafeln, vor denen die Lehrkräfte sich bewegten. Schulgänge z.B in das Rathaus oder zur Feuerwehr, Ausflüge oder Klassenfahrten fanden so gut wie nie statt, ich kann mich nur an zwei Wanderungen nach Brunnthal bzw. Dürrnhaar erinnern. Wenn ich 70 Jahre zurückdenke, wäre vieles von dem, was heute in der Schule selbstverständlich ist, weit außerhalb aller Vorstellungskraft gelegen, etwa eine Schule ohne Präsenzunterricht, die ganze heutige digitale Welt, Künstliche Intelligenz (KI), Klassenfahrten nach Rom oder Paris, die Schulbusse, die Nachmittagsbetreuung, Ferienprogramme und etliches mehr.

H. Minsinger: Schön war, wir haben bei der einen oder anderen Wallfahrt frei bekommen, um daran teilnehmen zu können. Und wer

Ministrant war, ein Privileg der Buben, bekam schulfrei, um bei Beerdigungen mitzuwirken.

I. Werner: Mir fällt noch ein, in der 8., der letzten Klasse kam ich mit zwei Mitschülerinnen an die Schule in Altperlach, die von Klosterschwestern geführt worden ist. Dort hatten wir dann Unterrichtsfächer, die es in Siegertsbrunn nicht gab, nämlich Stenografie und Singen, was uns sehr gefiel. Und eines ist mir noch in Erinnerung geblieben: Die unterrichtende Schwester hat bei uns Dreien eigens betont, welche schöne, exakte Schrift wir hatten und meinte: „Das sieht man deutlich, ihr kommt aus Siegertsbrunn und habt bei Frl. Fiedler das Schreiben gelernt!“

Frl. Fiedler ist nachdem sie in den Ruhestand gegangen war, nach München verzogen und im Jahr 1966 verstorben. Es gibt ehemalige Schülerinnen, die sie dort noch besucht haben.

G. Schmid: Ich danke Euch herzlich für dieses Gespräch und die Erinnerungen, die vergangene Zeiten wieder aufleben lassen. Ein persönlicher Gedanke von mir, eine Anregung an ältere Leser/Großeltern oder vielleicht auch ganz junge Leser, sollten diese das Gemeindeblatt zur Hand nehmen: Lasst Euch von den Alten deren ganz persönliche Erinnerungen an diese Zeiten erzählen, bevor das alles im Strudel des Fortschrittes und der heutigen Hektik vergessen ist. (Foto: Schule Siegertsbrunn, Sommer 1956, die Geburtsjahrgänge 1945/1946/1947 Bild-Quelle: Heimatbuch Siegertsbrunn, Wolfgang Bethke, Seite 266) Günther Schmid, Ortschronist

Bahnhofstraße 19 85635 Höhenkirchen-Siegertsbrunn Telefon 08102 999 38 79 giorgiobla@hotmail.de

Praxisübernahme am 1. April 2022

Blanka Giorgio

staatlich anerkannte Podologin mit 25 Jahren Berufserfahrung in der Fußpflege Kassenzulassung, alle Kassen

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