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Fortsetzung von „Nicht die erste Seuche
(...) im letzten Hefthabe ich berichtet, wie verheerend die Pest in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in der hiesigen Gegend gewütet hat. Nun folgt als Fortsetzung wie die Cholera in der damaligen Gemeinde Höhenkirchen den Menschen schweren Schaden zufügte. (Im folgenden zitiere ich aus der Ortschronik von R. Stingl) Nicht die erste Seuche... (Fortsetzung vom Mai 2020)
(...) 1873 tratin München diegefürchteteCholera auf. Das bedeutete, dass die Einwohner der umliegenden Dörfer jede Verbindung mit München mieden. Sie schlossen sich praktisch hermetisch von der Stadt ab. Jeder Kontakt mit Durchreisenden wurde nach Möglichkeit unterbunden. Um Weihnachten 1873 ging der Höhenkirchener Holzapfelbauer Mathias Kainz trotz Warnung seiner Nachbarn nach München, wurde dort angesteckt und schleppte die Krankheit nach Höhenkirchen ein. Welch ein Schrecken war es für ein Dorf, wenn solch eine Epidemie auftrat! Es gab in Höhenkirchen keinen Arzt und wenn –er hätte nicht helfen können. Innerhalb weniger Tage raffte diese ansteckende Krankheit in Höhenkirchen fünf Personen hinweg: Mattias Kainz starb im Alter von 52 Jahren am 30. Dezember1873 um 2 Uhrfrüh. Maria Pöttinger, geb. Kainz, die ihren Bruder während der Krankheit pflegte, verschied am 1. Januar 1874, 5 Uhr abends, im Alter von 55 Jahren.
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Das dritte Opfer war der ledige Mesnerssohn Michael Six, der ebenfalls am Neujahrstag 1874um 10Uhrabends22jährig von derCho
lera hinweggerafft wurde. Er hatte den Bene- fiziaten auf dem Versehgang zum Holzapfel- bauern begleitet.
Am 2.Januar1874starbum 11 Uhrnachtsdas fünf Monate alte Töchterlein Caecilia Kainz. Der älteste gleichnamige Sohn, Mathias Kainz, wurde noch in das Krankenhaus nach Schwa- bing gebracht. Dort verschied der 17-jährige am 10. Januar 1874.
Im Zusammenhang mit der Cholera erließ die Gemeinde Höhenkirchen am 25. Juli 1884 fol- gende Maßregeln: 1. Zur Aufnahme von Cholerakranken stellt der
Ökonom Georg Maier ein Zimmer zur Ver- fügung. Er erhält dafür pro Tag eine Mark. 2. Choleraleichen sind bis zur Bestattung in der Feuergerätehalle unterzubringen. 3. Zur Warte und Pflege Cholerakranker soll sich eine Person freiwillig gegen gute Be- zahlung melden. 4. Wollene Decken, Bett- und Leibwäsche sei- en im Bedarfsfalle sofort anzuschaffen. 5. Das Verbringen von Choleraleichen in den
Friedhof sei freiwilligen Trägern zu überlas- sen. 6. Desinfektionsmittel hat Apotheker Drobny stets bereitzuhalten... (Ende Zitat). Übrigens, zu diesen Zeiten hatten Höhenkir- chen 213 und Siegertsbrunn 246 Einwohner.
Dass Ende des Ersten Weltkrieges haupt- sächlich in den Jahren 1918/1919 die sog. Spanische Grippe die halbe Welt heimsuchte und damit auch unsere Gemeinde, ist in der Ortschronik mit den entsprechenden Auswir- kungen nicht erwähnt. Lediglich anhand der beurkundeten Sterbefälle durch das Standes- amt der Gemeinde lässt sich schlussfolgern, dass im Vergleich mit den Jahren davor und danach mehr als üblich Gemeindebürger ver- storben sind.
Günther Schmid, Ortschronist Höhenkirchen