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Heute Nacht geträumt

Kunstmuseum Basel | Gegenwart

Eine Ausstellung von Ruth Buchanan

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19.03.2022 – 14.08.2022

Wann beginnt die Gegenwart? Welche Geschichte wird gezeigt? Wie passt mein Körper hier hinein? Werde ich wiederkommen? Diese Fragen sind zentral für Ruth Buchanans Ausstellung Heute Nacht geträumt im Kunstmuseum Basel | Gegenwart. Sie dienen dazu, die Parameter zu denken, nach welchen ein Museum funktionieren könnte.

Ruth Buchanan mit HIT, Where does my body belong? (Question 3), 2021

Ruth Buchanan, Ihre Ausstellung untersucht die Institution «Museum». Was interessiert Sie daran?

Ruth Buchanan: Mich interessieren Museen, die zeitgenössische Kunst sammeln und produzieren. Doch auch diese Museen sind mit historischen Museumstypen verbunden. Ein Kurator in Berlin, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, hat Museen als Orte beschrieben, an denen Erkenntnis und Erfahrung aufeinandertreffen. Konkret spielt sich das für ihn auf körperlicher Ebene ab. Mich interessiert, diese Schnittstelle ins Zentrum zu stellen, wie auch die Erwartungen, was ein Museum ist und was geschieht, wenn wir seine Grenzen ausdehnen.

Die Ausstellung stellt den Besucher:innen Fragen. Wozu dienen sie?

Diese Fragen entstanden im Gespräch mit der Kuratorin Maja Wismer und ihrer Mitarbeiter:in Len Schaller. Mit jeder Frage haben wir versucht zu behandeln, was ich beim Besuch von Museen prinzipiell wichtig finde: ihren spezifischen Kontext, ihre Beziehung zur Geschichte, ihre Beziehung zu unseren Körpern, und ihre Aufforderung, dauerhafte Beziehungen mit ihren Gemeinschaften und ihrem Publikum einzugehen. Die Fragen sind eine Einladung an die Besucher:innen, ein Gespräch darüber zu beginnen, wie sie Museen allgemein und auch wie sie einen Besuch im Kunstmuseum Basel | Gegenwart im Speziellen erleben.

In Ihrer Arbeit spielt Farbe eine wichtige Rolle. Für diese Ausstellung ist Violett zentral. Weshalb?

Farben lösen Emotionen und Reaktionen aus, die bisweilen sehr stark sind. Diese Reaktionen sehe ich als Teil einer differenzierten Erfahrung von Kommunikation. Violett hat für mich eine starke Verbindung zu feministischer Praxis, zum Beispiel die Suffragettenbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in meinem Heimatland Aotearoa Neuseeland oder heutige Logos von Frauenhäusern. Ich bringe Violett in die Ausstellung ein, um zu unterstreichen, dass das Projekt aus einem feministischen Blickwinkel und den damit verbundenen radikalen, ermutigenden und kritischen Praktiken entstanden ist.

Warum der Titel Heute Nacht geträumt?

Bei meinen Recherchen in der Sammlung des Kunstmuseums stiess ich auf das Gemälde von Miriam Cahn heute nacht geträumt (meine werkstatt in N.Y.). Es ist so ein wunderbares Gemälde, das mich total angesprochen hat. Die Verbindung des Ortes von Träumen mit dem Ort künstlerischer Arbeiten im Titel war genau das, was unsere Ausstellung meiner Ansicht nach brauchte: das Überdenken der Parameter, nach denen institutionelle Praxis stattfinden kann, wo wir Traumsphäre als Quelle konkreter und anwendbarer Energie begreifen, gleichzeitig aber auch als im Vordergrund und Mittelpunkt stehendes Kunstwerk.

Wie würde das Museum Ihrer Träume aussehen?

Ich glaube, dass die Zukunft von Museen darin liegt, so vielfältig zu sein wie die Gemeinschaften, denen sie dienen. Ich bin der festen Überzeugung, dass eines der wichtigsten Dinge, die künstlerisches Schaffen und Denken uns bieten können, das Bekenntnis zu etwas Andersartigem ist, und uns auffordert, die Welt anders zu denken und entsprechend anders zu handeln. Ich stelle mir das Museum meiner Träume als Spirale vor, das im Verhältnis zu seiner Geschichte, seiner Gegenwart und den vielen Zukunftsszenarien, an deren Gestaltung es teilhaben kann, permanent wächst. ◀

Die Künstlerin Ruth Buchanan, 2021

Die Fragen stellte Karen N. Gerig, Leiterin Kommunikation am Kunstmuseum Basel.

In Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen vom Besucherdienst entsteht ein Teil der Uniform und die Arbeit Spiral Time, 2022