SP vom 01.09.2018
23 OSTALB-KULTUR
Bühne frei für Posterinos Dialog Tanz Das Aalener Kulturamt setzt zusammen mit der Münchner Posterino Dance Company einen neuen Schwerpunkt. Was die Zuschauer erwartet. Von Dagmar Oltersdorf
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anz. Bewegung. Emotion. Damit ist knapp beschrieben, was das neue Aalener Programm imPULS ausmachen soll. Das Kulturamt der Stadt möchte damit einen neuen Schwerpunkt Tanz im Jahresverlauf setzen. Wenn möglich auch über die zwei Jahre hinaus, für die das Projekt jetzt auch finanziell vom Dachverband Tanz Deutschland gefördert wird. Kooperiert wird dabei mit der Posterino Dance Company aus München. Einen Workshop und einen Flasmob mit dem Ensemble gab es bereits. Im Oktober werden die Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt dann gleich zwei Mal auf der Bühne der Stadthalle Aalen auftreten. Über das Projekt, die Company und ihren Stil sprach Dagmar Oltersdorf mit dem Choreografen Gaetano Posterino. Herr Posterino, zunächst die Frage: Sind Sie selbst auch Tänzer? Gaetano Posterino: Ich war erst
Tänzer und habe als solcher auch eine Karriere hinter mir. Kanada, Italien, Argentinien, die USA, Großbritannien, die Schweiz, Dänemark – ich habe in diesen Ländern als erster Solist, aber auch schon als Choreograf gearbeitet. Es war mir von Anfang an ein Bedürfnis, auch etwas zu kreieren, die Bühne als Plattform für Kommunikation zu nutzen. Das kam alles ganz natürlich und ich habe mein erstes Stück bereits vor 23 Jahren choreografiert. Mittlerweile habe ich längst eine eigene Tanzsprache entwickelt. Ich muss betonen: Nicht jeder Tänzer wird Choreograf. Man muss die Leidenschaft dafür haben und das Bedürfnis, zu kommunizieren und etwas zu gestalten. Sie wollten immer Tänzer sein?
Es war bei mir ein wenig wie bei Billy Elliot, der Figur aus dem gleichnamigen englischen Tanzfilm. Ich bin in Süditalien geboren und aufgewachsen. Sie können sich vorstellen, dass Tanz da nicht ganz so gut angesehen war. Eine Nachbarin hat mich immer mit in die Tanzschule genommen, was meine Eltern nicht wussten. Aber sie hatte mein Talent bemerkt. Als meine Eltern das erfuhren, nahmen sie erst einmal meine Tanzklamotten weg und ich bekam Hausarrest. Mit der Zeit haben sie meinen Traum akzeptiert. Wie ging es dann weiter?
Als ich elf Jahre alt wurde, wurde ich in der National Ballett School in Toronto aufgenommen. Dort blieb ich, bis ich 16 war. Dann ging es erst einmal zurück, weil meine Eltern wollten, dass ich meinen Schulabschluss mache. Danach gab es erste Engagements und ich konnte mich etablieren. Ich hatte, Glück, aber ich war auch hartnäckig, das gehört dazu. Am Staatstheater Wiesbaden und Theater Augsburg wirkte ich dann auch lange als Choreograf, während dessen ging es 2002 mit meiner eigenen
Die Posterino Dance Company wird in Aalen zwei Premieren zeigen: Am Freitag, 12. Oktober sind „Through my eyes/Love me if you can“ auf der Bühne der Stadthalle zu sehen. Foto: Posterino Dance Company
Company los. Wir waren dann von Anfang an bei vielen Festivals und an zahlreichen Theatern.
Es gehören Tänzer aus Japan und Deutschland, Portugal und Australien und anderen Ländern dazu. Es ist international. Es sind jüngere Leute dabei, denen ich die Möglichkeit gebe, sich künstlerisch zu formen. Sie bringen neue Impulse und frischen Wind mit in das Ensemble, lernen aber gleichzeitig auch viel von den erfahrenen Mitgliedern. Ein Austausch, durch den eine unglaubliche Energie entsteht – sowohl im Studio, als dann auch auf der Bühne.
Wie würden Sie Ihren und den Stil der Company beschreiben?
Grundlage ist der klassische Spitzentanz, allerdings unter Einbindung moderner Elemente hin zu einem zeitgenössischen Stil. Das ist für Tänzerinnen und Tänzer eine große Herausforderung. Es geht nicht nur um den körperlichen Ausdruck einzelner Personen, die Werke sind vielmehr mehrdimensional und abstrakt. Dafür ist der Dialog mit den Tänzern, aber auch den beteiligten Musikern so wichtig. Ist klassisches Ballett in Reinform denn aus der Mode gekommen?
Nein, das ist nicht out. Ich habe auch Klassiker des Balletts wie „Dornröschen“ und ein „Schwanensee“-Extrakt modern auf der Bühne inszeniert. Ich betrachte es als Innovation, aus Altem Neues zu machen, habe aber auch die Verpflichtung, die Tradition zu wahren. Was bedeutet Tanz für Sie?
Es ist meine Art, mich auszudrücken und dabei werde ich von meiner Umgebung, von meinen Wurzeln, aber auch von den Tänzern inspiriert. Das alles wechselt, ist anders und so gibt es auch immer wieder eine neue Choreografie. Am Ende steht aber immer das Produkt meiner Phantasie und Inspirationen, das durch die Tänzer auf die Bühne gebracht wird. Tanzen Sie selbst noch?
Wie kommt es denn zu der Zusammenarbeit mit Aalen? Der Choreograf und CompanyLeiter Gaetano Posterino. Foto: Posterino Dance Company
Ich tanze noch, wenn ich kann und Zeit habe, aber seit einem Jahr nicht mehr mit auf der Bühne. Meine Energie und mein Fokus richten sich nun ganz auf die Company, eine Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Aber ich bin mit dieser Entscheidung glücklich, auch wenn ich die Bühne manchmal vermisse. Und ich bin ja durch meine Choreografien trotzdem dort präsent. Als Ansprechpartner bin ich für meine Tänzer immer da. Das muss auch so sein. Mein Stil ist nicht einfach. Er beinhaltet klassische und moderne Elemente und ist sehr vielseitig, und ich bin ein klein wenig pedantisch. Mittlerweile sind so über 50 Werke für verschiedene Ensembles und Einzeltänzer entstanden. Wie würden Sie Ihr Ensemble charakterisieren?
ZAHL DES TAGES
Kunst und Gartenkunst
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An diesem Sonntag, 2. September, findet im Schloss Fachsenfeld um 13.30 Uhr eine Themenführung „Frauenzimmer“ sowie eine Themenführung „Bäume“ statt. Als landschaftsarchitektonisches Kleinod präsentiert sich der im Stile eines englischen Landschaftsparks passend zum Schloss in den Jahren 1829 bis 1859 geschaffene Schlosspark. Solitär stehende Bäume wie Riesenmammutbaum und Blutbuche wechseln sich mit verschiedenen Azaleen - und Rhododendronbüschen ab. Während der Taubenbaum im Früh-
Jahre alt war Gaetano Posterino, als er in die National Ballett School in Toronto aufgenommen wurde.
jahr seine weiße Blütenpracht zeigte, präsentieren sich nun Gurkenmagnolie und Edelkastanie stolz mit ihren roten oder stachligen Früchten. Amberbaum, Gingko, Urweltmammutbaum, Linde und Elsbeere zeigen bereits ihr erstes herbstliches Farbenspiel. Ebenfalls ist am Wochenende (Samstag von 13 bis 17 Uhr und Sonntag von 11 bis 17 Uhr) die Spitzwegausstellung geöffnet. Eintritt für Erwachsene: 5 Euro, Schüler und Studenten 2,50 Euro, Kinder unter 10 Jahren erhalten freien Eintritt.
Das ist ein Zufallsprodukt, aber auch ein ungeschliffenes Juwel. Bis jetzt wird ja in Aalen nicht viel zeitgenössischer Tanz gezeigt. Ich habe Lust, mit dem Publikum dort in den Dialog zu treten, ihm unseren Stil näher zu bringen und es dafür zu begeistern. Ich freue mich sehr, dass das die Förderung der Kulturstiftung des Bundes über zwei Jahre möglich macht. Die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt macht wirklich Spaß. Und was wissen ihre Tänzerinnen und Tänzer schon über die Stadt?
Eigentlich noch gar nichts. Die haben erst mal gefragt, wo das liegt. Man muss natürlich nicht fragen, wo liegt Kopenhagen, Berlin oder Amsterdam. Aber die Bedingungen in Aalen sind wunderbar. Große Ensembles wie das Stuttgarter Ballett sind hier schon aufgetreten. Meine Tänzer haben also nicht gefragt warum, die freuen sich, egal wo sie tanzen. Hauptsache, wir können zeigen, was wir drauf haben.
Das imPULS-Programm im Überblick imPULS bietet während der Aalener Kulturwochen im Oktober gleich mehrere Veranstaltungen für Tanzinteressierte, Tänzerinnen und Tänzer in der Region: Mittwoch, 10. Oktober, 20 Uhr, Kino am Kocher. „Pina“ (2D), ein Film von Wim Wenders über die Tänzerin und Choregrafin Pina Bausch. Freitag, 12. Oktober, 19 Uhr, Stadthalle Aalen: Podiumsgespräch. Theater trifft Oper trifft Tanz mit Kay Metzger, Intendant des Theaters Ulm, dem Aalener Intendanten Tonio Kleinknecht und Gaetano Posterino. Moderation: Miriam Althammer, Tanzwissenschaftlerin an der Uni Bayreuth. Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle Aalen. Premiere von „Through my eyes/Love me if you can“, mit der Posterino Dance Company. Samstag, 13. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle im Rahmen des Theaterringes. „Through my eyes/Love me if you can“, mit der Posterino Dance Company. Im Anschluss folgt ein Publikumsgespräch mit dem Choreografen Posterino und Comgany-Mitgliedern. Karten gib es im Vorverkauf ab 25 Euro, Ermäßigungen für Schüler, Studierende und Jugendliche. Familienpass 30 Prozent. Dienstag, 16. Oktober, 19 Uhr, Torhaus: Kurt Jooss und „Der grüne Tisch.“ Der Tänzer und Choreograf Kurt Jooss wurde 1901 in Wasseralfingen geboren.
Samstag, 1. September 2018
Kunstobjekte mit deutlicher Ansage Ausstellung Die Galerie Edith Wahland zeigt das Lebenswerk des 2016 verstorbenen Gmünder Künstlers Walter Giers. In keinem Ausstellungsraum war er so oft vertreten wie in der Galerie Edith Wahlandt: Elektronik-Künstler Walter Giers, der vor zwei Jahren starb. Jetzt widmet die seit 1986 in Stuttgart ansässige Galerie dem Gmünder eine Einzelausstellung: „Licht und Klang“. Zu sehen vom 8. September bis zum 29. November. Erstmals zeigt Wahlandt den jungen Giers 1971 in Schwäbisch Gmünd, in der Parlerstraße beginnt auch die Karriere der Galeristin. Die letzte Werkschau inszeniert sie 2007 zum 70. Geburtstag von Walter Giers. In der aktuellen Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf den für sein Gesamtwerk zentralen Themen Licht und Klang mit elektronischen Objekten von 1968 bis 2004. Giers startet mit seiner Kunst 1968, gilt im In- und Ausland als Pionier der „Electronic-Art“. Er beginnt, elektronische Schaltkreise als Gestaltungselemente in seine Kunstwerke sichtbar zu integrieren, die „Bilder“ hinter Acrylglas sind aber mehr als ästhetische Arbeiten. Seine interaktiven oder auch autonomen Systeme wirken durch Licht und Ton auf den Betrachter. Ganz zu Beginn lässt er Kunstwerke Betrachter mit Händen berühren, um elektronische Reaktionen auszulösen. Andere Arbeiten sind von Zufallsgeneratoren gesteuert, führen ein Eigenleben, wie das „Zahlenbild“ von 1978, in dem eine zufällige Folge von Zahlen zu hören, auch zu sehen, ist. Giers gelingt es, Gesellschaftskritik wie auch (schwarzen) Humor in die Kunstwerke zu verpacken. Sprechende Grabsteine oder tönende Reisekoffer tragen ihren Teil dazu bei. Er verarbeitet Aufnahmen von politischen Abhöraffären, Straßenlärm, Wasserfallgeräuschen, Vogelgezwitscher, er zitiert Originaltöne des Dadaisten Raoul Hausmann ebenso wie buddhistische Mönchsgesänge. Edith Wahlandt bezeichnet Giers‘ Werke als „lyrisch, sinnlich und meditativ wie auch als absurd, hintersinnig und verstörend“. Die Ausstellung in Stuttgart (Hölderlinstraße 55) wird am Samstag, 8. September, eröffnet. Um 12 Uhr spricht Philipp Ziegler vom ZKM Karlsruhe. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 19 Uhr. Kuno Staudenmaier
Giers-Werke, hier im Schmiedturm in Gmünd. Foto: Tom
Jazz-Mission Matinee in der Villa Seiz
Bekannte Namen im Park Musik An diesem Sonntag kommen mit Siggi Schwarz und Tom Cròel zum „Sommer im Park“ in Heidenheim. Begleitet werden die beiden von Keyboarder Reinhold Ohmayer und Schlagzeuger Bernd Elsenhans. Das Konzert auf dem kleinen Festplatz beginnt um 16 Uhr. Foto: privat
In Kooperation mit der Villa Seiz veranstaltet die Jazz-Mission Schwäbisch Gmünd am Sonntag, 2. September, um 11 Uhr eine Jazz-Matinee im Museum Villa Seiz am Nepperberg 4. Zu Gast ist die „Linda Kyei Swing Combo“. „Musik wird für mich dann spannend, wenn sie Raum für Entwicklung und Entfaltung bietet.“ Unter diesem Motto spielt und produziert die Sängerin, die ihre Wurzeln in Ghana hat, ihre Kompositionen.