finanzwelt Ausgabe 05/2018

Page 23

23 71

Patrick Smolka Vorsitzender Arbeitsgruppe D&O Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

Hartmuth Kremer-Jensen Chief Broking Officer Aon Beteiligungsmanagement Deutschland GmbH & Co. KG

Michael Franken Legal Advisor Howden Germany GmbH

in diesem Jahr die „absurde Situation, dass die rechtlichen Risiken in einigen Unternehmen größer sind als die Betriebsgefahren.“ In Deutschland gibt es D&O-Schutz noch zu bezahlbaren Preisen, die im Einzelfall vom guten Makler sogar noch nach unten verhandelt werden können. Und auch in den Versicherungsbedingungen bewegt sich Einiges – meist zum Guten. Davon berichtet etwa Michael Franken, Legal Advisor bei Howden D&O Insurance Broker: „Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat entschieden, dass D&O-Versicherer für verbotene Zahlungen im Insolvenzfall nicht aufkommen müssen.“ Gute D&O-Versicherungen ließen Manager aber auch in dieser Lage nicht im Stich. Wer um das Überleben seiner Firma kämpfe, setze häufig auf das Prinzip Hoffnung. Selbst gewissenhaften Kaufleuten könne es dabei passieren, dass sie – um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten – noch Überweisungen genehmigten, die ihnen per Gesetz längst verboten seien. Ein anderes Thema zum Stichwort Innovation ist die noch junge DSGVO. Ab dem 25. Mai können Unternehmen in Deutschland eine D&O-Datenschutzversicherung abschließen. Die Police des Spezialanbieters VOV springt ein, wenn im Zuge eines behördlich verfolgten Datenschutzverstoßes entweder der Betrieb, seine Entscheidungsträger oder

der interne Datenschutzbeauftragte finanziell belangt werden. Finanzielle Konsequenzen muss derzeit vor allem der Mittelstand fürchten. „Datenschutzverstöße entwickeln sich neben Insolvenzen zu den aktuell am meisten gefürchteten Haftungsrisiken“, erklärt Diederik Sutorius, Geschäftsführer des D&O-Anbieters VOV in Köln.

Trotz des starken Wettbewerbs haben einige D&O-Führungsversicherer laut Aon in diesem Jahr in Einzelfällen die Preise erhöht. Der Grund dafür seien die hohen Schadenkosten der Versicherer. Laut GDV lag die Schadenquote für das Jahr 2015 bei 114,9 % und für das Jahr 2016 bei 95 %. Bei Einbezug eines potenziellen Kostensatzes von durchschnittlich 30 % ergäben sich laut Aon Schadenkostenquoten von 145 % beziehungsweise von 125 %. Einige Kunden zeigten daher Verständnis für die Preiserhöhungsforderungen der Versicherer und zahlten die höheren Preise. Andere Kunden lehnten Erhöhungen ab und tauschten den D&O-Versicherer aus. Versicherungsmakler Marsh bestätigt die Preisentwicklung: Dieser Trend sei zum einem durch steigende Schadenquoten, zum anderen durch die gestiegenen Prozesskosten be-

dingt. Die Erhöhungen lägen meist in einer Größenordnung von 10 % und variierten je nach Versicherer hinsichtlich der Kundensegmente, in denen seitens der Versicherer Handlungsbedarf gesehen werde. Es handele sich jedoch noch nicht um eine durchgängige Verhärtung des Marktes. Zu denen, die die Prämien erhöhen, zählt Branchen-Schwergewicht AIG. Für den Bereich D&O, in dem AIG in Deutschland zu den markführenden Versicherern gehöre, seien die Ausgaben stärker gestiegen als erwartet, teilt das Unternehmen mit. Daher plane der Versicherer für 2019 Prämienerhöhungen von 10 % auf den Gesamtbestand. „Wir werden die Prämien nicht pauschal für alle Kunden erhöhen“, konkretisiert Nepomuk Loesti, Head of Financial Lines and Client Engagement der AIG in der DACH-Region. „Wir haben uns die Verträge sowohl im Einzelnen als auch auf Portfolioebene angesehen und werden primär dort erhöhen, wo die Schadenquoten besonders hoch sind, um Einnahmen und Schadenzahlungen wieder in ein gesundes Verhältnis zu setzen.

Diederik Sutorius Geschäftsführer VOV GmbH

Nepomuk Loesti Head of Financial Lines & Client Engagement AIG Europe Ltd:

Einige Versicherer steigen aus

finanzwelt 05/2018

Besonders im Großkundenbereich mit stark internationalem Engagement ist die Situation derzeit sehr herausfordernd.“ Bei AIG sehe man, dass sich einige Versicherer bereits jetzt aus dem D&O-Markt zurückgezogen hätten. In den letzten Monaten habe man zudem mit Blick auf Verhandlungen von Vergleichen von Schadenfällen innerhalb der Versicherungskonsortien festgestellt, dass sich die Beteiligungsbereitschaft bei einigen Marktteilnehmern erheblich verringert habe. Loesti: „Dieser Trend sollte nicht nur Einkäufern von hohen Kapazitäten zu denken geben.“ (hdm)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
finanzwelt Ausgabe 05/2018 by finanzwelt - Issuu