78 | KOMMENTAR
Carsten Maschmeyer:
Besser als sein Ruf!? Ein Kommentar von Dr. Franz-Josef Liesenfeld, Chefredakteur finanzwelt.
Und so kam es. Er gab sein Studium auf und absolvierte bei der OVB schnell den vorgeschriebenen Karriereplan. Stufe um Stufe stieg er die Karriereleiter bis zum Landesdirektor auf. Es folgten viele erfolgreiche Jahre bei dem Kölner Finanzvertrieb. Aber Maschmeyer wäre nicht er selbst, wenn er damit zufrieden gewesen wäre. Schon früh legte er sich mit Otto Wittschier, Gründer und Chef der OVB, an, weil ihm die Vertriebsmethoden und die Geschäftspolitik nicht zusagten. Immer wieder machte er Wittschier Vorschläge, wie der Vertrieb effizienter und seriöser organisiert werden kann. Bei Wittschier traf er jedoch auf taube Ohren. Dazu sein damaliger „Chef“ Jürgen Kosian: „Ich hatte den Eindruck, dass Carsten schon im Jahr 1986 innerlich gekündigt hatte. Der Finanzmarkt war seinerzeit im Umbruch. Hierdurch wurde eine völlig neue Herangehensweise erforderlich. Maschmeyer hatte dies früh erkannt und es bei den Gesellschaftern immer wieder angesprochen. Da seine Vorschläge jedoch nicht aufgegriffen wurden, ließ seine Motivation deutlich nach.“ Und so kündigte Maschmeyer dann auch 1987 und musste mit einer Abfindung von weit über 1 Million DM mit 28 Jahren in den „vorgezogenen Ruhestand“ gehen. Die hohe Abfindung hatte er allerdings nur mit einem wasserdichten Wettbewerbsverbot erhalten. Man wollte von einem so erfolgreichen Finanzberater schließlich keine spätere Konkurrenz.
finanzwelt 05/2017
Foto: © ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH
Carsten Maschmeyer wollte Arzt werden. Der junge Mann studierte in Hannover Medizin und träumte von einer Karriere in einer Klinik oder Praxis auf dem Land. Doch es kam alles anders. Der junge Maschmeyer machte im Sommer 1979 Urlaub in Tunesien und wollte sich vom Unistress erholen. Auch Jürgen Kosian aus Hamburg hatte seinen Urlaub in Tunesien gebucht. Kosian war technischer Beamter bei der Deutschen Bundesbahn und vermittelte seit 1979 nebenberuflich Finanzdienstleistungsprodukte für die Kölner OVB Vermögensberatung. Anfang 1981 entschloss er sich, seinen Beruf aufzugeben und als hauptberuflicher Finanzberater bei der OVB seine spätere, steile Karriere zu beginnen. Schnell stieg er die Karriereleiter bis zum geschäftsführenden Landesdirektor auf. Seine Aufgabe: Unter anderem das Gewinnen von geeigneten nebenberuflichen Mitarbeitern. Natürlich hatte Kosian auch den jungen Medizinstudenten im Visier und sprach Maschmeyer auf eine nebenberufliche Zusammenarbeit als Vermittler der OVB an.