Rausch und Risiko von Dani Winter

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01.inhalt.drogen.-1ZEILE!!

06.08.2003

13:36 Uhr

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162 Drogenprävention – Suche nach dem sinnvollen Weg

Drogenerziehung statt Drogenprävention? Es gibt gestandene Fachleute, die zum Schluss kommen, dass die gegenwärtigen Präventionsprogramme weitgehend gescheitert sind. Einer von ihnen ist der langjährige Direktor des Instituts für Drogenforschung an der Universität Bremen, Stephan Quensel. In allen westlichen Ländern sei ein Ansteigen des jugendlichen Drogenkonsums zu beobachten, obwohl die Präventions-Bemühungen immer mehr ausgeweitet würden. Einen Hauptgrund für das Scheitern sieht Quensel in der nahezu nur die negative Seite betonenden Defizit-Perspektive: «Die traditionelle Drogenprävention begreift sowohl die Droge wie auch den Drogenkonsum und die drogenkonsumierende Persönlichkeit – notwendigerweise – vom negativen Ende her. Notwendigerweise, weil sie mit der Zielvorstellung der Drogenfreiheit den Jugendlichen vor solch einem Übel bewahren will.» Diese Auffassung führt dazu, dass Drogen ausschliesslich negativ und mit Blick auf ihre Gefährlichkeit betrachtet werden. Das verunmöglicht das Wahrnehmen der Tatsache, dass es einen genussvollen und risikoarmen Umgang mit solchen Substanzen durchaus gibt, und verhindert, diesen zu erlernen. Quensel: «Die derzeitige Drogenprävention hat das Stadium einer Sexualaufklärung erreicht, die uns seinerzeit den vorehelichen Sexualverkehr durch Hinweise auf Geschlechtskrankheiten und unerwünschte Schwangerschaft vermiesen wollte.»

Ziel: Drogenmündigkeit Ganz klar: Der Konsum von Drogen birgt Risiken. Gerade deshalb muss der Umgang mit ihnen erlernt werden. Stephan Quensel plädiert daher für eine Drogenerziehung, deren Ziel es ist, «Drogenmündigkeit» zu erreichen. Diese erst befähigt den Menschen, sich eigenverantwortlich und frei für oder gegen eine Droge zu entscheiden. Quensel: «Eine solche Drogenerziehung bietet drogenspezifische Informationen über deren Wirkung, kulturellen Gebrauch und deren Risiken. Sie baut übertriebene Ängste und Sorgen ab und entlarvt Mythen, Werbung und überzogene Erwartungen.» Natürlich gehört zu einer solchen Drogenerziehung schliesslich auch das Erlernen von Abstinenz – doch soll


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