FUNDSCENE Januar - Februar 2015

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Crowdfunding - Crowdinvesting - Crowdlending - Venture Capital - Startup - Green Invest

Magazin für innovative Finanzstrategien

Januar - Februar 2015

#CROWDDIALOG14

90 Top-Referenten, weit über 600 Teilnehmer, ein voller Erfolg

Shai Hoffmann

Crowdfunding Beratung Projektmanagement

fairplaid

Crowdfunding Plattform für Sportprojekte

CONDA Crowdinvesting Plattform

ROCK YOUR CROWD

Mr. DAX Dirk Müller spricht Klartext

Gesetz zum Schutz der Kleinanleger Wohnwagon Autark Leben - ist das die Möglichkeit

icrowd

Eine Vision soll die Wirtschaft verändern

Food Angles

Investieren in Food Start-ups

Linette Heimrich Fachbetreuerin der IHK München


ECOtanka Generalvertretung Deutschland H.P. Marketing GmbH ( 0211- 43 83 17 90

www.ecotanka.eu

ECOTANKA™ TRINKFLASCHEN AUS EDELSTAHL: BPA-FREI | LANGLEBIG | 100 % RECYCLEBAR


EDITORIAL

Herzlich Willkommen

oder lang auch wirtschaftlich auszahlen. Wohlwollend aufgenommene und gut integrierte Flüchtlinge, ob politisch oder wirtschaftlich motiviert und Zuwanderer bieten unserer Gesellschaft, die unter dem demographischen Wandel leidet, nur Vorteile und Zugewinn. Während die Politik noch schleppend und fleißig diskutierend reagiert, fördern private Hilfsorganisationen und auch Unternehmen die Potenziale der Zuwanderer.

Ulrich Träm Leitender Redakteur

Crowdfunding Crowdinvesting Crowdlending Venture Capital Startup Green Invest Cover Foto: © Dirk Müller - Cashkurs

Auf www.fundscene.com berichten wir tagesaktuell ständig am Puls der Zeit. Gerade in unserer hektischen Welt werden aktuelle Berichte mit Bezug zum Tagesgeschehen und in den Sozialen Medien diskutierte Themen immer gerne gelesen, was unsere Zugriffszahlen belegen.

Liebe Leserinnen und Leser, Das Jahr 2014 war ein bewegtes Jahr. Krieg in der Ukraine, Ebola in Afrika, Uli Hoeneß verurteilt, die IS metzelt in Syrien und IRAK, Flüchtlinge erreichen Europa und manchmal leider auch nicht, der Euro noch immer in der Krise, ein neues EU-Parlament und eine neue EU-Kommission, die große Koalition will erstmals keine neuen Schulden machen, Deutschland wird Weltmeister, die Wirtschaft noch immer im Aufschwung, die Innovationskraft ist ungebrochen. Alles läuft doch ganz gut. Obwohl, da gäbe es noch was, was man tun könnte. Ein wenig mehr für die Infrastruktur mit Breitbandausstattung auch für den ländlichen Raum und endlich reparierte Straßen und ein gut ausgebauter Personennahverkehr wären nicht schlecht. Ach ja und ein geöffneter Flughafen in Berlin. Die Energiewende sollte in Schwung bleiben und intelligent gelöst werden, die Chancen müssen genutzt werden und als Technologievorsprung eine wirtschaftliche Power für Europa generieren. Flüchtlinge sollten wir nicht als Belastung und schon gar nicht als finanzielle Belastung betrachten. Humanitäre Großzügigkeit wird sich über kurz

Und überhaupt Politik. Natürlich ist politische Arbeit nicht leicht. Wie kann man es jedem oder den meisten oder wenigstens seinen Wählern recht machen und dies auch langfristig, was manchmal mit aktuellen Einschnitten verbunden ist. Politische Arbeit ist nicht leicht und gewiss machen sich Politiker ihr Leben und ihre Entscheidungen nicht so einfach, wie es uns manchmal erscheint. Intensive Beratung in vielen Gremien und Ausschüssen gehen Gesetzentwürfen voran. So auch der Entwurf zum Kleinanlegerschutzgesetz. Sicher begrüßenswert, beleuchten die Betreiber der von uns intervieweten Crowdfunding Plattformen den Entwurf von einer ganz anderen Seite. Ein anderes Bild auf die Welt, Europa und besonders unsere Finanzwelt mit interessanten Lösungsvorschlägen zeichnet Dirk Müller, Börsenexperte, erklärter Eurokritiker und doch glühender Europäer einen Weg zu einem friedlichen und gemeinsam finanziell stabilen und wirtschaftlich erfolgreichen Europa. Wir verlassen das Jahr 2014 rückblickend und betreten das Jahr 2015 mit gutem Mut, neuem Schwung und tatkräftigem Handeln. FUNDSCENE wünscht Ihnen ein glückliches Händchen und viel Erfolg auch für Ihre Finanzstrategien. Nutzen Sie die Stärken, meiden Sie die Schwächen und die Risiken, und lassen Sie Ihr Geld sinnvoll und produktiv arbeiten.

In diesem Sinne wünscht Ihnen FUNDSCENE ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2015. Bleiben Sie am Ball!

Ulrich Träm

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FUNDSCENE Ausgabe 1

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Jahrgang 1

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Januar - Februar 2015

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Mr. DAX Dirk M端ller spricht Klartetx

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Inhalt STANDART Editorial

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Impressum

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Inhalt

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Vorschau

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Abo

INHALT 8 Senat der Wirtschaft fordert mehr privates Kapital für Österreichs KMU und Start-ups 9 Dresdner Technologieunternehmen Cloud & Heat will mit zweitem Seedmatch-Crowdfunding fünf Millionen Euro einnehmen 10 Intelligente Lösungen für Licht und Luft 10 Online Marktplatz smartvie will mit Unterstützung der Crowd wachsen 11 Refill Express Druckershop finanziert Expansion über österreichische Crowdfunding Plattform 22 icrowd Wie eine Vision die Wirtschaft verändern kann 26 Econeers Die Plattform für Energieeffizienz und erneuerbare Energien 28 fairplaid Die Crowdfunding Plattform für dein Sportprojekt

34 CONDA Crowdinvesting Plattform 46 BOOK CORNER 49 Food Angels investieren in Food Start-ups 50 Shai Hoffmann Crowdfunding Beratung, Projektmanagement, Kommunikation und Marketingkonzeption 52 Ich wird`Crowdfunding Manager/in IHK 56 ROCK YOUR CROWD 66 Vivaldi Vier Jahreszeiten für Hund und Katz 68 Stroh statt Plastik 72 Velibre Espresso kreativer Kaffee durch die Crowd finanziert 74 Wohnwagon autark leben Ist das die Möglichkeit

32 Wemakeit Crowdfunding für kreative Projekte

60 Gesetz zum Schutz von Kleinanleger Foto: © Nomad_Soul - Fotolia.com

40 #crowddialog14 ein voller Erfolg FUNDSCENE

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NEWS

Senat der Wirtschaft fordert

Mehr privates Kapital für Österreichs KMU und Startups!

Der Senat der Wirtschaft überreichte gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Staatssekretär Harald Mahrer (BMWFW) sein neues Positionspapier und fordert, dass mehr privates Kapital in österreichische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und Startups fließen muss. Anlass dafür ist, dass die momentane Wirtschaftslage es zwingend erforderlich macht, neue Wege der Unternehmensfinanzierung zu finden. Das Forderungspapier bietet hierfür proaktiv umsetzbare und nachweislich wirksame Vorschläge zur Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungen. Österreichs KMU bilden das Rückgrat der nationalen Wirtschaft und tragen maßgeblich zum allgemeinen Wohlstand in Österreich bei. Der Senat der Wirtschaft hat deswegen gemeinsam mit AustrianStartups, der Austrian Angels Investors Association (AAIA), der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) sowie weiteren Interessenvertretungen und den wichtigsten Playern der Branche ein Positionspapier erarbeitet, in dem man die gesetzlichen Rahmenbedingungen für alternative KMU-Finanzierungen unter die Lupe nimmt. Das Positionspapier wurde gestern Staatssekretär Harald Mahrer (BMWFW) überreicht. Darin werden Vorschläge unterbreitet, die Investitionen in die österreichische Realwirtschaft nachhaltig stärken können. Zum Erreichen dieses Ziels baut das Papier auf drei grundlegende Kapitalquellen in der Entwicklungsstufe von jungen Unternehmen: Fonds, Business Angels und Crowdinvesting. Das gemeinsame Ziel ist die Mobilisierung von privatem Kapital zur Finanzierung der Realwirtschaft und die daraus folgende Schaffung von künftigen Arbeitsplätzen und die Stärkung der Wirtschaftskraft Österreichs. Realwirtschaftsinvestitionsfreibetrag am Beispiel Deutschland Erste Forderung ist die Schaffung eines Realwirtschaftsinvestitionsfreibetrags von 50.000.- Euro pro Jahr zur Investition in junge Unternehmen wie Startups. Der Vorschlag orientiert sich dabei an den Erfahrungen mit dem Sonderabgabenabzug in junge Aktien. Technisch gesehen kann dieser Sonderabgabenabzug auch auf Investments in junge Unternehmen umgemünzt werden. Erfüllungskriterien

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(v.l.n.r.) Daniel Horak (CONDA), Werner Wutscher (New Venture Scouting), Paul Pöltner (Vorsitzender Arbeitsgruppe Crowdinvesting, Fachverband Finanzdienstleister), Christoph Jeschke (AustrianStartups), Staatssekretär Harald Mahrer, Labinota Isufi (Senat der Wirtschaft), Selma Prodanovic (AAIA), Rudolf Kinsky (AVCO), Christian Tiringer (ARAX)

für diese Unternehmen kann man beim deutschen „Investitionszuschuss Wagniskapital“ finden und für Österreich anpassen: Unternehmen dürfen nicht älter als 10 Jahre sein, weniger als 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz oder eine Bilanzsumme von höchstens 10 Millionen Euro haben. Dazu muss das Unternehmen einen Hauptsitz in der EU und mindestens eine Betriebsstätte oder Zweigniederlassung in Österreich haben. Der Investor wiederum muss eine Mindesthaltedauer von drei Jahren erfüllen. Crowdinvesting: Mobilisierung der breiten Öffentlichkeit durch Erhöhung der Prospektpflicht Parallel zum Sonderabgabenabzug für Investments wie beispielsweise Crowdin-

vesting fordert der Senat der Wirtschaft speziell im Bereich Crowdinvesting zusätzlich die Erhöhung der Prospektpflicht von derzeit 250.000.- Euro auf zumindest 750.000.- Euro zur Ermöglichung von regionalen Unternehmensfinanzierungen. Mit der aktuellen Prospektpflichtgrenze ist Crowdinvesting nur für einen sehr eingeschränkten Kreis an Unternehmen interessant, durch diese Erhöhung soll es vor allem für regionale Unternehmen erleichtert werden, Kapital von jenen Personen für die Weiterentwicklung einzusammeln, die künftige Kunden des Unternehmens sind. Außerdem: Bei Veranlagungen zwischen 750.000.- Euro und 5 Millionen Euro sollten keine (kostenintensiven) externen Prüfpflichten vorgesehen werden. Formalisierte Informationspflichten durch die Unternehmen selbst sind aber möglich.


NEWS

Dresdner Technologieunternehmen Cloud & Heat will mit zweitem Seedmatch-Crowdfunding fünf Millionen Euro einnehmen Die Geschäftsidee von Cloud&Heat ist einfach: Das Unternehmen verbindet den klassischen Heizungsmarkt mit dem stark expandierenden Cloud-Markt. Dazu installieren die Technologieexperten Cloud-Server dezentral in Wohn- und Gewerbeimmobilien und nutzen die Abwärme zum Heizen der Gebäude. Eine Kühlung der Server entfällt. Davon profitieren alle: Wärmekunden bekommen eine nachhaltige und kostengünstige Heizlösung, während sich Cloud-Kunden auf eine grüne Cloud „hosted in Germany“ verlassen können. „Kostenseitig schlagen bei unseren Heatern allein die Anschaffungskosten zu Buche, die mit 12.000 Euro ungefähr so hoch sind wie die einer Wärmepumpenheizung“, erläutert

v.l.n.r. René Marcel Schretzmann, Professor Dr. Christof Fetzer, Dr. Jens Struckmeier Mitgründer und Geschäftsführer René Marcel Schretzmann. Cloud&Heat übernimmt die Anschlusskosten für Internet und Wartung der Anlage. Im Gegenzug zahlen die Dresdner den Immobilienbesitzern keine Miete. Daraus erwachsen Kostenvorteile gegenüber klassischen Serverfarmen, die das Unternehmen an seine Kunden weitergibt und damit Preise anbietet, die deutlich unter denen der Wettbewerber liegen. Dabei greifen deutsche Sicherheitsund Datenschutzstandards. Cloud&Heat hat seine Technologie in Zusammenarbeit mit der TU Dresden entwickelt und patentieren lassen. Das Unternehmen wächst stetig und hat für die Zukunft viel vor: Die Cloud-Produkte sollen weiterentwickelt und der riesige US-Markt erschlossen werden. Um dieses Wachstum zu finanzieren, setzt Cloud&Heat auf einen Mix aus Beteiligungs- und Schwarm kapital. Über die Crowdfunding-Plattform Seedmatch hatte das Unternehmen bereits

2011 eine Million Euro bei privaten Anlegern eingesammelt und damit den ersten Crowdfunding-Rekord in Deutschland aufgestellt. Am 11. Dezember ist die zweite Crowdfunding-Runde bei Seedmatch angelaufen, die nun sogar bis zu 5 Millionen Euro frisches Kapital für einbringen soll. Schretzmann begründet den Schritt: „Wir setzen auf diversifizierte Finanzierungsquellen und haben mit der Crowd sehr positive Erfahrungen gemacht. Es motiviert uns, dass unsere Investoren an unsere Idee glauben und unsere Vision mittragen. Über Crowdfunding hat jeder die Chance –schon mit kleinem Startbetrag – an der Marktdurchdringung einer nachhaltigen Technologie teilzuhaben.“ Vor dem Hintergrund steigender Heizkosten und Nachfrage nach sicheren CloudLösungen hat Cloud&Heat ein elementares Zukunftsthema besetzt – mit ausgezeichneten Wachstumschancen und Beteiligungsmöglichkeiten für die Crowd. FUNDSCENE

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NEWS

Intelligente Lösungen für Licht und Luft Mit hocheffizienten LED-Leuchtmitteln, Lichtmanagementund Raumluftsystemen leistet die WiRE Umwelttechnik GmbH kostensenkende und bedarfsgerechte Beiträge zum Umweltschutz. Um dies einer noch breiteren Zielgruppe im gewerblichen und öffentlichen Bereich zugute kommen zu lassen, geht das Unternehmen nun den Weg des Crowd Invest. Interessierte Anleger haben auf der Beteiligungsplattform DEUTSCHEMIKROINVEST.de die Möglichkeit, das Unternehmen in Form eines Nachrangdarlehensauf seinem künftigen Weg zu begleiten. Mit heLEDios und CleanTec Air! bietet WiRE über Analyse, Beratung und Recherche, einzigartige Lösungen für eine intelligente LED-Straßen-Licht-Steuerung plus umweltfreundlicher Luftendkeimung an. Lange Lebensdauer und hohe Energieeffizienz machen LED-Leuchten, durch eine Reduzierung der Energiekosten und CO2- Emissionen um 70% zum perfekten Beleuchtungsmittel. Gleichzeit steht CleanTec AIr! für einen einfachen Weg, in öffentlichen Räumen durch Luftendkeimung auf UV-C Basis für ein gesünderes Klima zu sorgen.

Innovativ und effizient - das WiRE Umwelttechnik Team

Günstig und umweltfreundlich - LED Lösungen von WiRE

Online Marktplatz smartvie will mit Unterstützung der Crowd wachsen Mit dem Slogan online shoppen neu erleben will der junge online Marktplatz smartvie mithilfe der Crowdinvestoren in das Wachstum. Online Händler erhalten eine Komplettlösung von der Artikelintegration bis zur Vermarktung, ohne Umstellungskosten und dank eines Partnernetzwerkes eine Millionenreichweite für ihre Angebote. Dazu hilft smartvie bei der Endkundenbetreuung. Käufer haben somit immer einen Ansprechpartner und Händler weniger Arbeit. Käufer genießen ein positives Kauferlebnis auch dank ausschließlich geprüfter Anbieter und besseren Preisen. smartvie hat sich für Crowdfunding entschieden, da das Angebot für alle Seiten fair ist. Investoren profitieren ab dem zweiten Jahr vom Jahresüberschuss und smartvie kann bis dahin mit vollem Fokus den Plan ausführen, welcher beinhaltet, die Umsätze auf ein vielfaches zu maximieren und massiv in die Entwicklung und in den Ausbau der Partnerschaften zu investieren. Positiv, der Proof of Concept ist gegeben – jetzt soll in kurzer Zeit die Gewinnschwelle erreicht werden.

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NEWS

Refill Express Druckershop finanziert Expansion über östereichische Crowdfunding Plattform Refill Express ist ein österreichisches Unternehmen spezialisiert auf Drucker und Drucker Verbrauchsmaterialien, welches sowohl alle Drucker Kartuschen im Original anbietet als auch auf Nachfüllungen von Drucker Patronen und Toner fokussiert ist. Des weiteren beraten wir unsere Kunden ausführlich und bieten auch neue Drucker, sowie seit kurzem auch nachfüllbare Stempel an. Kopien und Visitenkarten runden unser Sortiment ab. Dies geschieht über 3 Vertriebskanäle: 1. Unsere eigenen 4 Drucker Shops wo wir alle oben angeführten Leistungen für B2C und B2B Kunden anbieten 2. Über unseren Online Shop für fertige recycelte und Original Kartuschen 3. Über Franchise. Aktuell beliefert Refill Express 21 Franchiser in ganz Österreich. Die Philosophie ist einfach : Unseren Kunden helfen Geld zu sparen und dabei die Umwelt zu schonen, somit Kostenersparnis und Nachhaltigkeit Bis jetzt hat sich Refill Express rein über Eigenkapital finanziert und ist somit konstant Jahr für Jahr seit 2008 gewachsen. Da wir vielleicht auch gerade wegen Zeiten von Wirtschaftskrisen und nachhaltigem Verbraucher Denken einen immer größeren Zuspruch bemerkten, sowohl von Kunden als auch von Franchise Interessenten, beschlossen wir mit Aufnahme von Fremd Kapital unsere Expansion schneller voran zu treiben..

Wir wollen gerade in den Bereichen B2B als auch durch internationales Franchise in anderen europäischen Ländern wachsen. Um dies zu bewerkstelligen kamen für uns 3 Varianten der Finanzierung in Frage. Über Business Angel , jemand der sich mit Kapital und eigenem Know How ins Unternehmen einbringt, so jemand passenden hatten wir aber nicht gefunden. Oder eben einen normalen Bank Kredit oder Crowdfunding.. Aus unserer Sicht waren die Kosten für einen Kredit zwar etwas günstiger als über Crowdfunding, allerdings überzeugte uns dann , dass durch Crowdfunding viele neue Investoren dazu kommen, die aber auch gleichzeitig neue Kunden von refill Express sind und somit auch wiederum für uns Werbung machen.. Als die Entscheidung für Crowdfunding fiel, schauten wir uns die 3 in Österreich präsenten Crowdfunding Portale an und entscheiden uns für das erstens größte und vor allem auch nachhaltigste Portal nämlich www.greenrocket.com , da diese einen besonderen Schwerpunkt auf Umwelt freundliche Projekte legen, der mit unserer eigenen Philosophie natürlich perfekt harmoniert. Die Betreuung über greenrocket als auch die Hilfestellungen bei komplexen Themen hat uns bis jetzt sehr beeindruckt.

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Mr. DAX Dirk Müller spricht Klartext

Dirk Müller, Mr. Dax, Börsenexperte, ausgewiesener Eurokritiker und doch “glühend” brennender und bekennender Europäer, schildert in seinem Buch Showdown die Ursachen unserer globalen Krisen , von Eurokrise über Griechenland bis Ukraine. Auch wenn die Szenarien manchmal beängstigen, redet Dirk Müller über eine wirklich gute Zukunft und im Interview erfahren Sie mehr von seinen Rezepten für ein ethisch weit entwickeltes, finanziell starkes und wirtschaftlich erfolgreiches Europa an der Spitze der wirklich Großen. Herr Müller, in Ihrem Buch „Showdown“ haben Sie unter dem Schlagwort „cui bono“ drastisch und ein wenig erschreckend aufgedeckt was und wer von der Krise in Griechenland und der EU profitiert und eventuell sogar dahinter steckt. Soll uns dies die Ilussion Europa rauben oder sehen Sie eine Chance für ein Europa, ein gemeinsames funktionierendes Europa, von dem – cui bono - wir alle profitieren? Europa hat auf jeden Fall eine Chance, und zwar eine sehr große! Die Vereinigung Europas ist eine der wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahrhunderte, ein Projekt, dessen Bedeutung man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Dass wir es verstanden haben, nachdem wir uns über Jahrtausende die Köpfe eingeschlagen haben, jetzt in Europa ein friedliches, kooperatives Miteinander zu organisieren, ist allemal den Friedensnobelpreis wert. Aber wir müssen aufpassen, dass wir das Zeitfenster, das uns dafür bleibt, auch nutzen für ein gemeinsames starkes Europa. Wenn wir ein gemeinsames, starkes Europa haben, sind wir weniger abhängig von den Kräften von außerhalb, weniger beeinflussbar, weniger deren Launen ausgeliefert,

und deshalb glaube ich, wir sollten ein gemeinsames starkes Europa schaffen. Aber nicht mit handwerklichen Fehlern, die wir leider immer noch zu häufig machen. Die Menschen in Europa, die große Masse mit wenigen Ausnahmen sind durchaus begeistert von Europa, sie möchten ein gemeinsames Europa, aber es gibt die Sorge, dass es nicht das Europa ist, das sie sich vorstellen, dass die Politik falsch entscheidet, falsche Weichen setzt, die gemeinsame Idee zerstört, und dass am Ende ein Flickenteppich über bleibt und die große Idee durch wieder erstarkten Nationalismus gefährdet wird. Belegen die aktuellen Meldungen, wie Strafzinsen der Banken auf Guthaben die Tatsache, dass handwerkliche Fehler gemacht wurden? Ja, absolut. Es hängt alles damit zusammen, dass wir in Europa versuchen, völlig ungleiche Regionen zusammen zu führen, diese Ungleichheit aber nicht akzeptieren und tolerieren wollen. Dies wäre aber notwendig, denn ein geeinigtes Europa bedeutet nicht, dass alle gleich sind, dass alle im Gleichschritt marschieren, FUNDSCENE

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COVERSTORY das wäre der falsche Weg. Wir müssen akzeptieren und wertschätzen, dass unterschiedliche Menschen in den unterschiedlichen Regionen Europas leben und ihre individuellen Stärken haben. Diese unterschiedlichen Stärken müssen wir bündeln und zusammen führen zu einer gemeinsamen Stärke. Dies bedingt jedoch, dass wir Unterschiede erkennen und zulassen. Unterschiedliche Währungen waren ein ganz wichtiges Instrument, waren Puffersysteme, die es den unterschiedlichen Regionen erlaubt haben sich nach ihrem Tempo und ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten zu entwickeln und trotzdem miteinander kooperieren zu können. Die Währungen waren praktisch der Puffer, der Unterschiedlichkeiten zugelassen und ermöglicht hat. Diesen Puffer haben wir aus politischen Gründen, ich betone, aus politischen, nicht aus wirtschaftlichen Gründen ausgebaut. Die Einführung des Euro war keine wirtschaftliche Entscheidung. Diese Entscheidung keine von Wirtschaftswissenschaftlern, sondern die von Politikern. Wir hatten einmal ein Ecu-System, das von Wirtschaftswissenschaftlern eingeführt war, ein gemeinsames Währungssystem mit trotzdem parallel existierenden nationalen Währungen, die ein Puffersystem ermöglicht hatten. Dies haben wir abgeschafft zu Gunsten des gemeinsamen Euro, haben aber den Puffer zwischen immer noch ungleichen Regionen heraus genommen. Jetzt wissen wir nicht, wie wir die Situation auflösen sollen. Den Euro abschaffen will man nicht, zu Transferzahlungen ist auch niemand bereit. Für Zahlungen, die wir mit Murren leisten, fordern wir von den anderen Maßnahmen, die deren Lebenskonzept nicht passt. Das wollen die so nicht. Das ist ein solch handwerklicher Fehler, der Europa auseinander treibt. Wir wollen nicht zahlen und die anderen wollen sich nicht belehren lassen und ihr Tempo gehen. So geht das nicht wir brauchen Puffersysteme, wenn wir die Unterschiedlichkeit erhalten wollen. Und das ist alternativlos, weil es gar nicht geht, so viele Regionen in wenigen Jahrzehnten gleichzuschalten, was auch gar nicht sinnvoll wäre. Wenn wir keine unterschiedlichen Währungen wollen, muss mir bitte jemand erklären, wie diese Puffersysteme aussehen sollen. Dass die Politik den Euro abschafft ist wohl illusorisch. Wie können Sie sich Puffersysteme trotz eines Euro vorstellen? Vielleicht sollten wir aufhören schwarzweiß zu malen, wie wir dies häufig tun: entweder nur Euro oder nur nationale Währungen. Ich komme wieder auf das Modell Ecu zurück. Die Kombination aus nationalen Währungen und einer übergeordneten hatte sich über einen Zeitraum von zwanzig Jahren bezahlt gemacht. Der Ecu hat wunderbar funktioniert. Dies ist keine schillernde Idee von Dirk Müller, dies war Jahrzehnte

lang gelebte europäische Realität. Zu diesem Modell zurückzukehren und es weiter zu entwickeln, das wäre die sinnvolle Variante. Der Euro als gemeinsame, übergeordnete Abrechnungswährung zu erhalten, mit dem man Kredite aufnehmen kann, aber auch nationale Währungen als gesetzliches Zahlungsmittel in den jeweiligen Ländern, die es ermöglichen, dass sich die unterschiedlichen Regionen in ihrem Tempo bewegen. Man hat trotzdem den gemeinsamen Euro, behält den Euro als übergeordnete Gemeinschaftswährung, als Identitätsstückchen, auch als Währung für internationale Verträge, weil der Euro eben sehr stabil ist. Nur die Währungen der Länder werden sich gegenüber dem Euro bewegen. Der Euro selbst bliebe sehr stabil gegenüber anderen Währungen entsprechend der wirtschaftlichen Stärke des gemeinsamen Europas. Also eine Kombination der Vorteile des Euros und der Vorteile nationaler Währungen. Und es gibt nicht wenige, die sich hinter den Kulissen mit diesem Thema auseinander setzen und sagen: so dumm ist die Idee gar nicht. Doch, und da sind wir uns sicher einig, da wäre in der Politik ein sehr sehr dickes Brett zu bohren. Aber mir fehlen die Alternativen, wie es sonst aussehen könnte. Was wir im Moment machen, führt zur Katastrophe, zur Spaltung Europas. Da haben wir einen handwerklichen Fehler, den viele Menschen spüren, den sie vielleicht nicht definieren können, aber doch spüren, dass es so nicht geht. Wir hatten bei uns in Deutschland zweimal, einmal mit der Rückkehr des Saarlandes in den fünfziger Jahren und natürlich mit der deutschen Einheit erfolgreiche Vereinigungsmodelle. Waren dies nicht Erfolgsmodelle, aus denen man für Europa lernen könnte? Da muss ich Ihnen widersprechen. Es ist keineswegs so, dass die deutsche Einheit ein wirtschaftliches Erfolgsmodell war. Es war der gleiche Fehler, den wir heute in Europa auch machen. Ich erinnere mich an Otto Pöhl, den damaligen Bundesbankpräsidenten, der praktisch in Schnappatmung verfallen ist, als die Idee aufkam in den neuen Bundesländern sofort die D-Mark einzuführen. Bis dahin war man ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass es in den neuen und den alten Bundesländern über längere Zeit zwei unterschiedliche Währungen geben würde, weil die Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit dies zwingend erfordert hätte. Und auch da gab es nur politische Gründe. Damals war nach dem Spruch „Kommt die D-Mark nicht zu uns, kommen wir zur D-Mark!“ ein Exodus aus Ostdeutschland zu befürchten. Daraufhin konnte die Politik gar nicht anders, als sofort die D-Mark einzuführen mit der bekannten

Es ist keineswegs so, dass die deutsche Einheit ein wirtschaftliches Erfolgsmodell war. Es war der gleiche Fehler, den wir heute in Europa auch machen. FUNDSCENE

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COVERSTORY Erfolgsmodell und schon gar nicht für ein Muster für unser Europa. Im Gegenteil es zeigt, dass mit dem Verzicht auf unterschiedliche Währungen sehr, sehr hohe Transferzahlungen folgen, mit allen Konsequenzen, die daraus zu erwarten sind. In Ihrem Buch Showdown schlagen Sie eine Lösung vor. Sie gehen auf unsere Stärken ein, auf unsere Forschungsleistungen und unsere Innovationskraft gerade auch in Bezug auf das Thema Energiewende, die sie nicht als Bürde, sondern als Chance für Europa begreifen. Sie bringen einen Infrastrukturfond in die Diskussion. Was müssen wir darunter verstehen?

Und selbst in Westdeutschland gleichen wir die Unterschiede der Bundesländer wie Saarland und Bayern oder Baden-Württemberg mit Transferleistungen aus, dem Länderfinanzausgleich.

Konsequenz, dass die Betriebe im Osten reihenweise den Bach runter gegangen sind, weil sie wirtschaftlich mit der starken D-Mark überfordert waren. Die Wirtschaft im Osten ist zusammen gebrochen und in der Folge haben wir genau das getan, was jetzt für Europa diskutiert wird, nämlich Transferleistungen. 1,5 Billionen Euro sind von Westdeutschland in die neuen Bundesländer geflossen. Und selbst in Westdeutschland gleichen wir die Unterschiede der Bundesländer wie Saarland und Bayern oder Baden-Württemberg mit Transferleistungen aus, dem Länderfinanzausgleich. Oder auch die Sozialsysteme, die große Transferleistungen aufbringen. Wir nehmen hier in Deutschland nur mit Murren – man kennt die Diskussion in Bayern und Baden-Württemberg – diese Transferzahlungen hin. Nun kann man sich vorstellen, wie diese Transferzahlungen in Europa ein Vielfaches dessen wären. Hinzu kommt, dass wir natürlich in ganz Deutschland die gleichen Systeme haben, die gleichen Steuergesetze, die gleichen Rentengesetze, die gleichen Arbeitsgesetze usw. Davon sind wir jedoch in Europa meilenweit entfernt. Wir hätten eine Anpassung XXL verbunden mit Transferleistungen XXL in Europa. Sind wir dazu bereit? Das geht, wenn wir bereit sind unsere Wertschöpfung an die anderen zu überweisen und die bereit sind unsere Maßregelungen zu akzeptieren. Ich glaube das wollen die einen ebenso wenig wie die anderen. Und deshalb halte ich unsere Wiedervereinigung und die Eingliederung des Saarlandes eben nicht für ein

Korrekt, Europa ist einer der spannendsten Kontinente überhaupt. „Altes Europa“, was ja immer ein wenig abwertend angenommen wurde, nehme ich als Kompliment auf. „Altes Europa“ heißt für mich, dass wir lange Zeit hatten, Jahrtausende, uns dahin zu entwickeln, wo wir heute stehen. Dass wir aus den Fehlern der vergangenen Jahrhunderte gelernt haben. Wir haben die neue Demokratie entwickelt, nicht von jetzt auch gleich, sondern in einem Prozess über mehrere Jahrhunderte über Voltaire und alle diese Vordenker, die die demokratische Basis geschaffen haben. Aus den vielen leidvollen Kriegen haben wir gelernt, dass uns ein kriegerisches feindliches Gegenüber nicht weiter bringt. Wir haben gelernt, dass uns ein friedliches und freundschaftliches Miteinander einen viel größeren Nutzen bietet. Von dieser Erkenntnis sind die meisten Kontinente der Welt noch weit entfernt. Deshalb glaube ich, dass wir in Europa mit der Entwicklung der Gesellschaft vielen anderen um Jahrhunderte voraus sind. Daher sollten wir uns nicht erzählen lassen: Ihr wisst nicht, wie es geht. Wenn ich mir anschaue, mit welchen kriegerischen Mitteln Amerika in der Welt unterwegs ist, kann ich nur sagen: Amerika hat noch viel zu lernen was das gesellschaftliche Miteinander angeht. Wir in Europa haben das humanistische Weltbild entwickelt, das bedeutet, dass es mir besser geht, wenn es meinem Nachbarn nicht dreckig geht. Dies ist nirgendwo auf der Welt so weit entwickelt und führt zu einem harmonischen Umgang der Menschen miteinander. Ich glaube, dass Europa in diesem Sinne ein Vorreiter ist, dass wir anderen als Vorbild dienen können. Wir können als Leuchtturmmodell dienen, aber eben nicht indem wir andere mit der 6.Flotte oder dem flammenden Schwert des Glaubens bezwingen wollen, sondern

„Altes Europa“, was ja immer ein wenig abwertend angenommen wurde, nehme ich als Kompliment auf. „Altes Europa“ heißt für mich, dass wir lange Zeit hatten, Jahrtausende, uns dahin zu entwickeln, wo wir heute stehen. 16

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Wir verwalten in ganz Europa die Infrastruktur zunehmend aus der Substanz.

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indem wir ein attraktives Gesellschaftsmodell leben, von dem andere sagen: Mensch, das wollen wir auch, so wollen auch wir leben. Das muss unser Vorbild, unser Antrieb sein. Und auf diesem Weg sind wir, wenn wir uns nicht davon abbringen lassen. Das bedeutet auch, dass wir die Stärken, die wir haben nutzen, seien es die gesellschaftlicher Natur aber auch was das Know How angeht – wir haben die besten Wissenschaftler der Welt bei uns, wir haben unglaublich große Kapazitäten, wir haben wunderbare klimatische Voraussetzungen, Europa ist mehr als gesegnet. Dies alles zu nutzen macht mehr als Sinn, um die Probleme sinnvoll zu lösen. Und dazu gehört ganz wesentlich auch der Aufbau von Infrastruktur. Wir verwalten in ganz Europa die Infrastruktur zunehmend aus der Substanz. Wir verbrauchen nur bestehende Infrastruktur, anstatt neue zu schaffen. Und dabei wären die Möglichkeiten da. Eines der ganz großen Probleme unserer heutigen Wirtschafts- und Finanzpolitik ist die Tatsache, dass wir ein Schuldgeldsystem aufbauen, das so gestaltet ist, dass neue Investitionen immer nur durch neue Schulden realisiert werden, ohne Eigenkapital. Dabei ist genug Geld vorhanden. Wir haben über 1,5 Billionen Euro Geldvermögen der privaten Haushalte. Das ist in anderen europäischen Ländern nicht anders. Es sind riesige private Geldvermögen da. Das Problem ist jedoch nicht der, der das Geld verdient, sondern der, der es nicht mehr ausgibt. Es müssen neue Kredite aufgenommen werden, weil man an die bestehenden Vermögen nicht

ran kommt. Würde der, der das Geld hat, es ausgeben, durch Konsum oder – viel besser – durch Investitionen, beispielsweise in Infrastruktur, könnten die anderen auch wieder Geld zurück verdienen und eine Leistung erbringen, die bezahlt wird. Es ist mit ganz einfachen Mitteln zu realisieren, Mittel die heute schon auf dem Tisch liegen. Es ist ganz einfach zu machen, die Menschen zu motivieren, ihr Geld auszugeben und einen Teil davon jetzt in Infrastruktur zu investieren. Infrastruktur eben nicht durch Kredite und Darlehen finanziert sondern durch Beteiligung, etwa sich an einer Straße zu beteiligen oder an einem Kraftwerk. Denken wir an die USA. Der Ausbau der Eisenbahn, der maßgeblich für die Entwicklung des Landes verantwortlich war, wurde auf Eigenkapitalbasis mit Aktienbeteiligungen gebaut. Aber eben nicht mit Krediten und neuen Schulden. Der Weg in immer neue Schulden ist falsch. Das Geld sammelt sich bei wenigen, die Schulden muss die gesamte Gesellschaft tragen. Der Schwerpunkt muss auf Investitionen liegen, Investitionen auf Eigenkapitalbasis. Ich habe kürzlich an mehreren Symposien teilgenommen. Man hat verstanden, dass die Zukunft Europas in der Entwicklung neuer Infrastruktur liegt. Aber man hat nicht verstanden, dass das auf Eigenkapital basieren muss, sondern dies wieder mit neuen Krediten zu stemmen. Es wird nur darüber diskutiert, wer die Kredite aufnimmt, ob der Staat die aufnimmt oder die Unternehmen. Der Schlüssel liegt doch darin, die Menschen zu motivieren, ihr Geld auszugeben und


COVERSTORY zu investieren in Infrastruktur. Kann man denn mit Infrastruktur Geld verdienen? Selbstverständlich! Infrastruktur ist etwa ein Kraftwerk. Kann man mit einem Kraftwerk Geld verdienen? Selbstverständlich! Infrastruktur ist ein Telekommunikationsnetz. Können Sie damit Geld verdienen? Selbstverständlich! Infrastruktur ist eine Eisenbahnlinie. Können Sie mit einer Eisenbahnlinie Geld verdienen? Selbstverständlich! Infrastruktur sind natürlich auch Autobahnen, Theater, Universitäten, Schulen etc. Da stellt sich die Frage, wo kommt hier das Geld her. Bei Autobahnen könnte man über eine Nutzer abhängige Maut diskutieren. Bleibt die Frage nach den Infrastrukturprojekten, wie Universitäten und Schulen, mit denen man nicht direkt Geld verdienen kann. Bislang zahlt der Steuerzahler und trägt die Kosten für die Errichtung und den Betrieb von Kindergärten, Schulen, Universitäten etc. Was spricht dagegen, dass der Steuerzahler für privat finanzierte Einrichtungen zahlt. Es macht einen Unterschied, ob ein Investor sein Geld an den Staat verleiht oder ob er selbst investiert. Wenn ich als Staat für irgendein Projekt Geld leihe, muss ich dafür Zinsen zahlen, ganz egal ob die Wirtschaft steigt oder fällt. Nehmen wir mal den Extremfall an. Die Wirtschaft geht den Bach runter, die Autobahn würde nicht mehr genutzt, der Staat müsste trotzdem jedes Jahr seine x Prozent Zinsen abführen. Wenn ich jedoch eine Infrastruktur habe, wo der Investor abhängig bezahlt wird. Wird die Autobahn stark genutzt, erhält der Investor eine hohe Vergütung, ich als Staat habe jedoch auch hohe Steuereinnahmen, weil die Wirtschaft floriert. Liegt die Wirtschaft an Boden und die Autobahn wird wenig genutzt, habe ich auch weniger Kosten. Sind wir mal ehrlich. Der Steuerzahler bezahlt immer. Ob er es in Form von Zinsen bezahlt oder in Form von Erträgen, spielt für ihn keine Rolle. Erträge bewegen sich jedoch in Relation zu der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, während Zinszahlungen immer gleich sind. Ist ein Infrastrukturfond, wie Sie ihn in Ihrem Buch Showdown beschrieben haben, nur im Großen vorstellbar, oder auch im Kleinen etwa auf Kommunalebene? Das ist in jeder Größe machbar. Man kann es in der Kommune machen, auf Landesebene, auf Staatsebene oder sogar auf europäischer Ebene. Das ist überall möglich. Ich bin mit diesem Infrastrukturthema sehr viel unterwegs. Mein Konzept ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Wir haben nächste Woche in Berlin

unter dem Dach des Senats der Wirtschaft Deutschlands ein Symposium dazu mit sehr hochkarätiger Besetzung, wo wir dieses Konzept weiter verfeinern und dann zu gegebener Zeit auch der Öffentlichkeit vorstellen. Ich habe mit vielen Wirtschaftswissenschaftlern, Professoren, Politikern, Lobbyisten und Vertreten von vielen Gesellschaftsgruppen dieses Konzept durchgesprochen und bin überall auf große Begeisterung gestoßen. Wer sich das Konzept angeschaut hat, hat gesagt: das ist es. Wieso haben wir das noch nicht. Da liegt die Lösung drin. Das Heißt, ja es ist umsetzbar, auch realistisch umsetzbar. Es fehlen jetzt noch die richtigen Ohren und Gremien. Ich bin nicht naiv genug zu sagen, das kommt in absehbarer Zeit, aber ich bin auch optimistisch genug um zu sagen, es ist es wert, es zu probieren. Denn die Alternativen haben wir eigentlich gar nicht. Sie führen nicht weiter und sind nur darauf ausgerichtet, etwas Zeit zu gewinnen. Dieses Konzept ist darauf ausgerichtet, die entstandenen Probleme an ihrer Entstehung zu packen und zurück zu drehen. Ich möchte es mal so verdeutlichen: Wir haben Arbeit in einem großen Stausee gespeichert, dessen Staumauer zu bersten droht. Alle bisherigen Konzepte zielen darauf hin, den Stausee zu leeren und trocken zu legen. Mein Konzept geht dahin, die Schleusen genau dort zu öffnen, wo die Turbine hängt, um den Damm zu entlasten und die freigewordene Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen. Machen also Beteiligungen an Unternehmen Sinn? Macht es gesamtwirtschaftlich mehr Sinn das Geld zu investieren, sicherheitshalber breit gestreut, als es auf die Bank zu tragen? Absolut. Da bin ich vollkommen mit Ihnen dacore. Es ist die sinnvollste Investition für die Gesellschaft, weil es Beteiligungskapital ist. Aber auch für den Investor gibt es kaum ein sinnvolleres Investment als das in Aktien, mit denen man sich an Unternehmen beteiligt. Seit Anbeginn der Menschheit wächst die Wirtschaft, wächst unsere Gesellschaft in ihrer Entwicklung und damit die Wirtschaft. Sich an diesem Wachstum zu beteiligen ist das Natürlichste und Sinnvollste der Welt. Natürlich unterliegt die Entwicklung Schwankungen. Aber genau das macht es doch aus. Wenn man sich Aktienanlagen betrachtet: Eine Investition in Aktien während der letzten 50 Jahre hat immer spätestens nach 5 Jahren Gewinn abgeworfen. Egal wann in den letzten 50 Jahren sie gekauft hätten, spätestens nach 5 bis 6 Jahren waren Sie im Gewinn, je länger die Laufzeit desto größer. Ich verstehe bis heute nicht, warum die

Ich habe mit vielen Wirtschaftswissenschaftlern, Professoren, Politikern, Lobbyisten und Vertreten von vielen Gesellschaftsgruppen dieses Konzept durchgesprochen und bin überall auf große Begeisterung gestoßen.

Wird die Autobahn stark genutzt, erhält der Investor eine hohe Vergütung, ich als Staat habe jedoch auch hohe Steuereinnahmen, weil die Wirtschaft floriert. FUNDSCENE

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COVERSTORY Crowdfunding ist nichts anderes als das was früher die Börse war. Aufgabe der Börse war es, Geld von Leuten einzusammeln, die zwar Geld hatten, aber keine Ideen und in die Ideen zu investieren und sich daran zu beteiligen. Das war immer die Börse, das waren Aktien.

Menschen gegenüber Aktien so große Vorbehalte haben. Natürlich darf man nicht den Fehler machen, den viele machen und dann kaufen, wenn es am teuersten ist und dann verkaufen, wenn der Kurs gefallen ist. Die Börse ist der einzige Ort, an dem die Menschen anders ticken als im realen Leben. Wenn sie die Kamera, die sie immer haben wollen, irgendwo plötzlich um 30% billiger sehen, nehmen sie sich einen halben Tag Urlaub um rechtzeitig dort zu sein. Wenn an der Börse das Unternehmen, von dem sie seit Jahren begeistert sind, billiger gehandelt wird, will keiner investieren. Es könnte ja nochmal weiter runter gehen. Die Kamera könnte nächste Woche auch nochmal billiger sein. Oder wenn Sie auf dem Nachhauseweg an der Tankstelle vorbei kommen und es hängt ein Schild. Benzin heute 3,40 €. Haben Sie schon mal erlebt, dass da jemand eine Vollbremsung macht, schön volltankt und den Reservekanister auch noch auffüllt. Nein. Aber an der Börse wollen alle die teuren Aktien haben, weil morgen gibt es ja keine mehr. Also einfach nur an der Börse alles genau so machen wie im realen Leben. Die guten Sachen, von denen man überzeugt ist, die Unternehmen, von denen man sagt, ein tolles Unternehmen, an diesen beteiligen, wenn der Kurs niedrig ist, dann ist die Börse kein Hexenwerk. Man kann natürlich auch gute Unternehmen zu teuer kaufen. Alle paar Jahre bietet sich jedoch die Gelegenheit gute, stabile Unternehmen zu günstigen Preisen zu kaufen und diese Gelegenheit sollte man nutzen. Auch die Medien setzen die falschen Anreize. Fallen die Kurse, sehe ich die Kollegen von den Börsenmedien mit langen Gesichtern herumlaufen. Dabei ist es eine der besten Sachen, die einem Anleger passieren kann. Wann soll er billig etwas bekommen, wenn nicht bei fallenden Kursen. Wenn die Kurse nur steigen, hat er keine Chance, dann hat er immer zu viel bezahlt. Für den Anleger sind fallende Kurse mindestens so schön wie steigende. Er muss nur in die fallenden Kurse kaufen und wenn es steigt, freut er sich über die Kursgewinne. Da wir gerade über Beteiligungen reden. Wie stehen Sie zu dem noch recht neuen Modell des Crowdfundings respektive Crowdinvestings? Crowdfunding ist nichts anderes als das was früher die Börse war. Aufgabe der Börse war es, Geld von Leuten einzusammeln, die zwar Geld hatten, aber keine Ideen und in die Ideen zu investieren und sich daran zu beteiligen. Das war immer die Börse, das waren Aktien. Und Crowdfunding ist nichts anderes. Eben in kleinerem Maßstab, wo die Börse einfach zu überdimensioniert wäre. Man macht aber genau das gleiche und sammelt Geld von Menschen, die in eine gute Idee investieren wollen. So war das schon vor Jahrhunderten, als die Menschen zusammen gelegt hatten und das eine

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Handelsschiff nach Indien geschickt hatten. Ging es gut und das Schiff kam voll beladen zurück haben alle viel Geld verdient. Ist das Schiff unterwegs abgesoffen, hatten eben alle ihr Geld verloren. Das ist bei Crowdfunding genauso. Man muss sich überlegen, welchem Indienfahrer man sein Geld zur Verfügung stellt. Vielleicht verteilt man auf mehrere. Man muss also genau prüfen, da ist ein Risiko dabei. Aber das ist nun mal so, wenn man ins Risiko geht, und das ist beim Crowdfunding nicht anders, kann man verlieren. Und da sollte man schon genau überlegen, welche Idee und welches Unternehmen ich fördere, ob ich vertrauen kann oder nicht. Die Grundidee ist absolut sinnvoll. Die Idee, Geld von vielen Menschen zu sammeln für eine gute Idee, die die Menschheit weiter bringt. Um nochmal die Frage zu stellen cui bono? Sind das alle, die profitieren? Ja, absolut. Man darf natürlich die Risiken nicht unterschätzen. Man muss sich das genau anschauen und sich im klaren sein, dass so ein Indienfahrer auch im Sturm sinken kann. Es ist nichts für die solide Altersvorsorge . Es ist Risiko und man ist gut beraten, wenn man das Risiko abschätzen kann und breit zu streuen, eben in mehrere Indienfahrer zu investieren. Dann ist es nicht so schlimm, wenn einer es nicht schafft. Im Crowdfunding trifft man auf viele innovative Ideen und zunehmend auch auf Projekte im Bereich Green Invest, neue Energien und Umweltschutz. Sehen Sie in diesem Bereich eine Zukunft? Ja neue Ideen haben die Welt immer schon weiter gebracht. Auf die alten Ideen zu bauen macht da Sinn, wo man sein Geld seriös und langfristig anlegen möchte. Geld für die Altersvorsorge sollte man nicht in verrückte Ideen stecken, die vielleicht noch was werden können sondern in bewährte Konzepte stecken, in Unternehmen, die sich über Jahrzehnte am Markt etabliert und mit ihrem Geschäftsmodell immer wieder Gewinne generiert haben. Das sind Investitionen für Geld, das man später mal braucht. Summen, die man entbehren kann, kann und sollte man in neue Ideen stecken. Denn neue Ideen sind die Ideen, die die Welt voran bringen. Beispielsweise der 3D Druck. Vor 5 Jahren war das eine Spinnertechnologie. Die, die damals Risikokapital gegeben haben, die daran geglaubt haben, die gesagt haben, das ist ja vollkommen verrückt aber wir geben mal ein bisschen Geld bei und sehen mal, ob das was wird, haben sehr viel Geld verdient. Hätten sie es nicht gemacht, wäre dieser 3D Druck vielleicht nie erfunden worden. Herr Müller, ich bedanke mich für das Gespräch


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Das Cashkurs Team um Dirk Müller kommentiert auf www.cashkurs.com das Marktgeschehen, oft direkt von der Börse und gibt knackige fundierte und unabhängige Informationen und Lageeinschätzungen.

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INTERVIEW

icrowd

Wie eine Vision die Wirtschaft verändern kann Wer oder was ist iCrowd? iCrowd ist unsere Vision die Wirtschaft zu verändern. Wir glauben daran, dass man gemeinsam einfach alles erreichen kann. Bisher mussten Kunden kaufen, was große Unternehmen auf den Markt brachten. Das wollen wir ändern. In Zukunft sollen Kunden entscheiden, wie Produkte aussehen und welche Funktionen sie haben. Wir haben noch nicht die Mittel wie große Konzerne, aber wir sind uns sicher, dass wir mit der Kraft von vielen Großes bewirken können. Frei nach dem afrikanischen Sprichwort: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern. Mit iCrowd machen wir es möglich, dass jeder Mensch aktiv an der Wirtschaft partizipieren kann. Das klingt sehr spannend und visionär. Wie sieht die Umsetzung denn konkret aus? Anstatt wie große Konzerne ihre Produkte nach ihren eigenen Vorstellungen zu entwickeln, binden wir Kunden direkt mit in die Wertschöpfungskette ein. Ein Ansatz, der auch mit der Industrie 4.0 immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auf unserer Plattform entwickeln

Anstatt wie große Konzerne ihre Produkte nach ihren eigenen Vorstellungen zu entwickeln, binden wir Kunden direkt mit in die Wertschöpfungskette ein. 22

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wir gemeinsam mit der Crowd Produkte. Jeder kann bei uns Produktideen einreichen oder sich an aktuellen Entwicklungsprozessen beteiligen. Mit Hilfe von Crowdinnovation wird es so möglich, die Intelligenz der Masse zu nutzen und dabei innovative Produkte zu entwickeln. Was passiert, wenn ihr Produkte entwickelt habt? Anschließend lassen wir die Produkte herstellen und verkaufen sie. Da unsere Nutzer die Produkte entwickelt haben, bekommen sie 50% der Gewinne eines jeden verkauften Produktes. Wir Pinden das nur fair. Und genau das ist ja auch unser Ansatz. Das klingt wirklich fair. Stelle dich und das Team hinter iCrowd doch bitte kurz vor? Unser Team besteht aus Rieka, Jan, Britta und mir. Wir kommen alle aus unterschiedlichen akademischen Bereichen. Das macht uns sehr kreativ und vielseitig. Außerdem halten wir eine gute Frauenquote. Aus welchen Bereichen kommt ihr denn alle? Rieka ist unsere Produktdesignerin. Sie kümmert sich um das Design und die technischen Aspekte der Produktentwicklungen. Sie entwickelt 3D-­Modelle mit CAD, arbeitet mit Photoshop und fertigt Produktentwürfe mit 3D-­er oder Laserschneider an. Außerdem kennt sie sich mit Werkstoffen aus. Ihre kreative Art


INTERVIEW

Jeder kann bei uns seine Produktideen einreichen oder sich bei aktuellen Produktentwicklungen beteiligen. Wird eine neue Produktidee eingereicht, dann überprüfen wir diese intern auf Machbarkeit und stellen das Projekt anschließend aufbereitet auf unserer Website allen Nutzern vor. bereichert das Team. Jan ist unser Wirtschaftsingenieur. Er hat sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Durch seine langjährige Arbeit in einem großem Unternehmen, hat er außerdem Erfahrungen im Webdevelopment, Projektmanagement und Qualitätsmanagement. Da er gelernter Industriemechaniker ist, kennt er auch die technischen Aspekte aus praktischer Perspektive des Produktionsumfeldes. Britta ist unsere Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie deckt die wirtschaftlichen Kompetenzen im Unternehmen ab. Durch ihre Studienschwerpunkte „Finanzmanagement“ und „Management“, hat sie umfangreiche Kenntnisse bei Kalkulation, Führung und Entscheidungsfindung erlangt. Sie ist für den operativen Teil im Unternehmen verantwortlich. Ich (Christoph) habe einen Bachelorabschluss in Philosophie, Soziologie und

Pädagogik. Analytisches und konzeptionelles Denken lag mir schon immer. Daher kümmere ich mich um Strategieplanung, Prozess‐ und Qualitätsmanagement. Außerdem bin ich für Vertrieb, Marketing und PR verantwortlich, da ich mehrere Jahre als Sales Manager gearbeitet habe. Wie genau funktioniert das mit den Projekten auf iCrowd? Jeder kann bei uns seine Produktideen einreichen oder sich bei aktuellen Produktentwicklungen beteiligen. Wird eine neue Produktidee eingereicht, dann überprüfen wir diese intern auf Machbarkeit und stellen das Projekt anschließend aufbereitet auf unserer Website allen Nutzern vor. Dann wird das erste Feedback und das Interesse der Crowd evaluiert. Haben unsere Nutzer Interesse an der Idee und sehen darin Potential, dann geht die Produktidee in die Entwicklungsphase. Wir haben dafür extra einen standardisierten Entwicklungsprozess entworfen. Innerhalb

dieses Prozesses durchläuft das Projekt mehrere Entwicklungsphasen mit verschiedenen Aktvitätenmodulen. Jedes Aktivitätenmodul beinhaltet eine kleine Aufgabe, die von unseren Nutzern abgearbeitet wird. Dabei handelt es sich beispielsweise um kreative Aufgaben wie Farbauswahlen oder die Recherche von ähnlichen Produkten. Wenn das Produkt alle Phasen durchlaufen hat und fertig entwickelt ist, dann geht es in den Verkauf. Das klingt nach einem ziemlich interessanten, offenen Prozess. Wie wollt ihr die Herstellung denn Finanzieren? Die Erstfinanzierungsrunde wird als Kleinauflage über Crowdfunding ablaufen. Das ist die ehrlichste Art der Finanzierung. Damit erreichen wir den besten Nachweis, ob unsere Nutzer das fertige Produkt auch wirklich möchten. Mit dem Nachweis können wir dann Großhändlern zeigen, dass es einen Markt für kundenentwickelte Produkte gibt. FUNDSCENE

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INTERVIEW

Foto: © Rawpixel - Fotolia.com

Dann kann es also auch über andere Vertriebskanäle verkauft werden. Woher wisst ihr denn, wer von euren Nutzern, wie viel Geld bekommt? Gute Frage! Für die Beteiligung an Aktivitätenmodulen sammeln unsere Nutzer Punkte. Mit Hilfe eines von uns entwickelten Algorithmus können wir die Punkte in eine prozentuale Gewinnbeteiligung umrechnen. So ist es uns möglich anschließend genau festzustellen, wie viel Geld jeder Nutzer beim Verkauf der Produkte verdient.

Wir sind gegenüber fast allen Produktideen offen. Eine Produktidee sollte lediglich in den Consumer-­‐Bereich fallen, also für Endverbraucher gedacht sein. Außerdem werden wir uns vorerst auf „Hardware“-­‐Produkte konzentrieren und keine Softwareideen umsetzen. Die Produktideen dürfen nicht bereits geschützt sein oder exakt so bereits von anderen Unternehmen produziert werden. Auch dürfen nicht die Rechte Dritter verletzt werden. Das heißt, dass der Ideengeber berechtigt sein muss uns die Idee zu übermitteln.

Welche Kriterien muss ein Projekt oder Produkt erfüllen, damit es auf iCrowd vorgestellt wird?

Welche Produkte finden die User aktuell auf iCrowd und welche Projekte wurden schon erfolgreich abgeschlossen?

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Momentan konzentrieren wir uns auf die Neuentwicklung unserer Website. Nach unserer Planung ist sie pünktlich zum Start des nächsten Jahres fertig. Die Usability unserer bisherigen Seite war jedoch nicht die Allerbeste. Aktuell haben wir als Projekt ein T-­‐Shirt mit diebstahlsicherer Tasche. Wir befinden uns gerade in unseren ersten Entwicklungen. Damit unsere Nutzerzahl steigt, fokussieren wir uns erst mal auf ein Projekt mit einer großen Zielgruppe, weshalb wir uns mit der neuen Website auf das T‐Shirt Projekt konzentrieren. Für unser Wachstum ist es wichtig anfangs Produkte zu entwickeln, die einen großen Markt ansprechen. Insgesamt wurden uns sogar schon 11 Produktideen eingereicht.


INTERVIEW

Damit unsere Nutzerzahl steigt, fokussieren wir uns erst mal auf ein Projekt mit einer großen Zielgruppe, weshalb wir uns mit der neuen Website auf das T‐Shirt Projekt konzentrieren.

Wie viele registrierte Nutzer habt ihr bis jetzt für iCrowd begeistern können? Unsere selbst programmierte Website ist nun seit fünf Monaten online. Da unser Budget begrenzt ist, nutzen wir unsere Kreativität beim Marketing. Mit nur 70 € konnten wir über 350 Nutzer gewinnen. Nach dem Relaunch unserer Website werden wir unser Marketing noch verstärken, um noch mehr Nutzer zu gewinnen. Unser Ziel ist ein gesundes Wachstum, um Ende 2015 über 50.000 Nutzer zu haben.

Ihr hattet die Möglichkeit euch auf dem CrowdDialog 2014 im November in München zu präsentieren, wie sind bis jetzt die Resonanzen? Der Crowddialog14 war eine der besten Veranstaltungen, auf der wir bisher waren. Da wir uns beim Crowdranking und der Jurybewertung durchsetzten, wurden wir als eines der TOP 10 Unternehmen zum Crowddialog eingeladen. Dies war für uns bereits der Hauptgewinn! Wir konnten viele wertvolle Branchenkontakte knüpfen und uns mit ihnen austauschen. Ihr Feedback und ihre Erfahrungen sind für uns Gold wert! Der Crowddialog war auch aus finan-

zieller Perspektive für uns eine erfolgreiche Veranstaltung. Wir hatten viele Gespräche mit Investoren. Die Verhandlungen sind jetzt auch schon konkreter geworden. Eine Finanzierung ist bei Unternehmen in der Wachstumsphase immer willkommen, weshalb wir uns über diese Entwicklungen sehr freuen. Wir hoffen, dass wir demnächst mit einem strategischen Partner zusammenkommen. Wir freuen uns allerdings immer über neuen Anfragen und Partner. Seit kurzem erhaltet Ihr durch Microsoft eine interessante Finanzielle Unterstützung. Wie wichtig ist das für eure Expansion und wie gut ist so eine Unterstützung für das Selbstbewusstsein? Wenn der größte Softwarehersteller der Welt mit über 77 Mrd. € Umsatz ein so junges Unternehmen unterstützt, weil er an die Idee glaubt, dann ist das wohl die beste Bestätigung, die man bekommen kann. Microsofts Unterstützung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und das gibt uns einen enormen Performanceschub. Neben den Leistungen sind wir jetzt auch automatisch Mitglied im Netzwerk von Microsoft. Die Erfahrungen erfolgreicher Unternehmen sind für aufstrebende Unternehmen wertvoll und für unsere

weitere Entwicklung sehr förderlich. Für das Wachstum von iCrowd ist die Unterstützung von Microsoft also in mehreren Dimensionen hilfreich. Auf der einen Seite die enorme Motivation, dann die direkten Leistungen, die uns Arbeit abnehmen, Prozesse vereinfachen und unsere eigenen finanziellen Ressourcen schonen und auf der anderen Seite die Netzwerke, die für Unternehmen immer sehr wichtig sind. Welche Ziele habt Ihr für 2015 und wo seht Ihr euch in fünf Jahren? Wir haben ganz klare Ziele vor Augen. 2015 wird für uns ein extrem spannendes Jahr. Mit unserer neuen Website wollen wir über 50.000 Nutzer gewinnen, mindestens 6 Produkte entwickeln und auf den Markt bringen und erste Umsätze generieren. In fünf Jahren sind wir die größte Crowdinnovation-­Plattform in Europa und haben mehr als 500.000 Nutzern. Bis dahin wollen wir über 400 Produkte entwickelt haben und Umsätze im höheren zweistelligen Millionenbereich einnehmen. Damit all dies möglich ist, haben wir intensive Vorarbeiten geleistet, um nun richtig durchzustarten.

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INTERVIEW

Econeers

Die Plattform für Energieeffizienz und erneuerbare Energien Welche Projekte können über Ihre Plattform finanziert werden? Über Econeers können nachhaltige Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien per Crowdfunding finanziert werden. Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen und wie ist das Prozedere, um eine Kampagne auf Ihrer Plattform zu starten? In der Regel handelt es sich um bereits realisierte Projekte bzw. Projekte die kurz vor der Realisierung stehen. Dadurch entfällt das Risiko für die Crowd-Investoren, dass in der Planungsphase des Projektes etwas schief geht. Grundsätzlich sollte das Projekt natürlich wirtschaftlich rentabel sein und den Econeers-Investoren eine feste Verzinsung ihres Kapitals bieten

Grundsätzlich sollte das Projekt natürlich wirtschaftlich rentabel sein und den Econeers-Investoren eine feste Verzinsung ihres Kapitals bieten können.

können. Zudem legen wir Wert auf erfahrene Betreiber, die mit den Prozessen und den Problemen, die bei der Umsetzung eines solchen Projektes auftreten können, vertraut sind. Natürlich sollten diese bereit sein, sich auf das Crowdfunding einzulassen. Dazu gehört es, medial präsent zu sein, und sich auch den kritischen Fragen der Crowd zu stellen. Die Projekte bewerben sich in der Regel per Mail bei uns. Wenn es passt, lernen wir die Projektbetreiber in einem persönlichen Gespräch kennen. Worauf sollte ein Investor achten, bevor er in ein Unternehmen oder Projekt über Ihre Plattform investiert? Natürlich sollte er sich das Investmentangebot inklusive der Risikohinweise sehr genau anschauen und dann abwägen, ob er in das Projekt investieren möchte. Wie lange läuft eine Crowdfunding Kampagne in der Regel? Entweder bis zum Erreichen der Fundingschwelle – das kann je nach benötigter Kapitalhöhe zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen dauern. Oder bis zum Ende der Fundingzeit. Ein Funding bei Econeers läuft 60 Tage und kann einmalig um weiter 60 Tage verlängert werden. In den letzten Monaten drängen immer mehr Crowdfunding Plattformen auf den Markt. Wie kann ich die für mich richtige Plattform finden? Es kommt ganz darauf an, welche Ansprüche man hat. Möchten Sie innovative Start-ups unterstützen, die Energiewende vorantreiben, kulturelle und soziale Projekte fördern. Möchten Sie mit „Crowdinvesting“ eine Rendite erzielen oder geht es Ihnen einfach darum, eine gute Sache zu unterstützen. Für alle Anforderungen gibt es die richtige Plattform. Ist Crowdinvesting in Niedrigzinszeiten eine Alterna-

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INTERVIEW tive oder kann ich als Kleinanleger sogar von einem sensationellen Start-up-Unternehmen profitieren? Die Projekte bei Econeers bieten eine feste Verzinsung, die in der Regel bei 4 bis 6 Prozent pro Jahr liegt. Allerdings weisen wir auch deutlich auf die Risiken hin, die mit einem Investment verbunden sind. Grundsätzlich gilt für Crowd-Investoren immer: Es sollte nur Geld investiert werden, auf das man leicht verzichten kann. Bei unserer Schwesterplattform Seedmatch haben Investoren die Möglichkeit, direkt in Start-ups zu investieren und sind dann auch an deren finanziellem Erfolg beteiligt. Wenn sich ein Startup gut entwickelt, lassen sich hohe Renditen erzielen, allerdings sind die Risiken bei einem jungen Unternehmen deutlich höher als bei grünen Projekten, die langfristige Einnahmen haben, die häufig sogar gesetzlich über das Erneuerbare Energien Gesetz abgesichert sind. Deshalb sollten sich die Investoren ein breites Portfolio an Investments anlegen, um Ihr Risiko auf viele Projekte zu verteilen. So ist es für Seedmatch-Investoren auch sinnvoll, sich zu Ihren Start-up-Investments auch das ein oder andere grüne Econeers-Projekt ins Portfolio zu holen. Seit wann existiert Ihre Plattform? Wann wurde das erste Projekt gestartet?

Bei unserer Schwesterplattform Seedmatch haben Investoren die Möglichkeit, direkt in Start-ups zu investieren und sind dann auch an deren finanziellem Erfolg beteiligt.

Econeers ist im Oktober 2013 mit dem ersten Projekt Tiefschwarz gestartet, das innerhalb von neun Wochen 570.000 Euro von 424 Crowd-Investoren einsammeln konnte. Wie viele Projekte wurden bisher gestartet? Wie viele dieser Projekte wurden erfolgreich finanziert? Wie viele Projekte laufen noch? Bisher wurden sechs Projekte gestartet. Zwei davon sind bereits erfolgreich abgeschlossen (Tiefschwarz 570.000 €, DZ-4 180.000 €). Für zwei Projekte läuft das Funding aktuell noch (Solarpark Langenbogen und Miller Waldenergie). Bei zwei Projekten konnte die Fundingschwelle leider nicht erreicht werden (LC Bionenergie und Biogas Dannemann). Welche Kapitalsumme konnte durch erfolgreiche Projekte eingesammelt werden? 750.000 € für die beiden abgeschlossenen Projekte plus 350.000 € für die noch laufenden, aber bereits erfolgreichen Projekte (Fundingschwelle geschafft). Insgesamt 1,1 Mio. von der Econeers-Crowd.

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INTERVIEW

fairplaid Die Crowdfunding Plattform für dein Sportprojekt. Im Gespräch mit Marthe-Victoria Lorenz Geschäftsführerin von fairplaid

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen und wie ist das Prozedere, um eine Kampagne auf Ihrer Plattform zu starten? Wir sprechen mit fairplaid.org Vereine, Einzelsportler

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oder auch Organisationen an, die ganz einfach und schnell ihr Projekt bei uns einstellen können. Nachdem die Projektstarter die Projektseite mit Hilfe von Anleitungsfragen vollständig ausgefüllt haben, müssen sich diese nach dem deutschen Geldwäsche-Gesetz verifizieren. Dies erfolgt bei Privatpersonen ebenso wie bei Vereinen oder Organisationen über das eigene (Haus-)Bankkonto und den dafür notwendigen Daten, die bei uns einzureichen sind.

Foto: © Sergey Nivens - Fotolia.com

Welche Projekte können über Ihre Plattform finanziert werden? Alle Projekte, die mit Bewegung und Sport zu tun haben, vom Trikotsatz bis hin zum Kunstrasenplatz.


INTERVIEW

„Wir sprechen mit fairplaid.org Vereine, Einzelsportler oder auch Organisationen an, die ganz einfach und schnell ihr Projekt bei uns einstellen können.“ FUNDSCENE

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INTERVIEW

„Wie bei jedem Crowdfunding Projekt ist es wichtig, die Projektseite mit Texten, Bildern und Videos so aufzubereiten, dass potenzielle Unterstützer genau wissen wofür das Projekt sammelt.“ Nach welchem Verfahren wählen Sie diese Unternehmen aus? Die Projektstarter kommen auf uns zu, wir lehnen Projekte nur ab, wenn diese inhaltlich nicht mit Bewegung oder Sport zu tun haben.

Es wurden bisher über 70 Projekte gestartet.

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Worauf sollte ein Investor achten, bevor er in ein Unternehmen oder Projekt über Ihre Plattform investiert? Wie bei jedem Crowdfunding Projekt ist es wichtig, die Projektseite mit Texten, Bildern und Videos so aufzubereiten, dass potenzielle Unterstützer genau wissen wofür das Projekt sammelt. Die klare Ansprache und Transparenz ist hierbei wichtig.

Wie lange läuft eine Crowdfunding Kampagne in der Regel? Bei uns laufen Projekte meist ca. 60 Tage. Länger empfehlen wir nicht, denn Crowdfunding ist harte Arbeit für den Projektstarter bzw. das ganze Team drumherum. Studien beweisen, dass eine längere Finanzierungsphase nicht unbedingt zu größeren Erfolgschancen verhelfen. Kürze Laufzeiten sind natürlich jederzeit möglich. In den letzten Monaten drängen immer mehr Crowdfunding Plattformen auf den Markt. Wie kann ich die für mich richtige Plattform finden? Wer eine Crowdfunding-Plattform sucht, sollte zunächt wissen: Wer ist meine Zielgruppe? Treffe ich diese auf


INTERVIEW

dieser Plattform? Wie sind die Rahmenbedingungen, z.B. Vorlaufzeit bis zum Launch, Gebühren, wann erhalte ich das Geld nach der Finanzierung? Wie ist die Betreuung der Plattform, was bringt diese mit? Z.B. spezielle Projektbetreuung, Pressearbeit, hat die Plattform schon eine gewisse Öffentlichkeit, die angezapft werden kann? Wir besetzen mit fairplaid.org ganz klar die Sportnische, wer Sportler oder Sportverein ist oder ein Projekt hat, welches mit Bewegung zu tun hat ist bei uns richtig. Wir betreiben allerdings nur „Crowdfunding“ kein „Crowdinvesting“. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Crowdfundings in den nächsten Jahren? Wir sehen großes Potenzial beim Thema Crowdfunding im Sport, da traditionelle Finanzierungsmethoden v.a. für Sportler und Sportarten, die nicht in den Medien präsent sind ( fast alles außer Fußball), nicht greifen. Sponsoren sind meist schon längst abgegrast, Kommunen und Gemeinden kürzen

Zuschüsse. Wir denken, dass mit Crowdfunding in den nächsten 3-5 Jahren eine neue, etablierte Säule der Sportfördung entsteht. Seit wann existiert Ihre Plattform? Wann wurde das erste Projekt gestartet? fairplaid.org ist seit Mitte 2013 online. Gestartet sind wir mit mehreren Projekten, u.a. Trikots für die U16 Basketballmannschaft des MTV Stuttgart sowie der Unterwasserhockey-Nationalmannschaft, die ihre WM-Fahrt finanzieren wollte. Beide Projekte sind erfolgreich finanziert worden.

Crowdfunding ist harte Arbeit für den Projektstarter bzw. das ganze Team drumherum.

Wie viele Projekte wurden bisher gestartet? Es wurden bisher über 70 Projekte gestartet. Wie viele dieser Projekte wurden erfolgreich finanziert? Wir haben mittlerweile knapp 40 erfolgreich finanzierte Projekte auf unserer Plattform. Wie viele Projekte laufen noch? 12 Projekte, es kommen kontinuierlich neue dazu. Welche Kapitalsumme konnte durch erfolgreiche Projekte eingesammelt werden? 98.200€ - bald knacken wir die 100.000! FUNDSCENE

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INTERVIEW

Foto: Š SKatharinaluetscher.ch - Wemakeit

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INTERVIEW

Wemakeit - Crowdfunding für kreative Projekte Rea Eggli im Interview mit FUNDSCENE Wann wurde die Plattform wemakeit gegründet ? Wemakeit ging im Februar 2012 online. Welche Projekte können über Ihre Plattform finanziert werden? Kreative Projekte aus den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Technologie, Design, Mode, Landwirtschaft, Küche, Umwelt, etc. Wir betreiben eine reward based Crowdfunding-Plattform.

beteiligen kann, sondern um eine Unterstützung eines Projektes oder ein Vorverkauf eines Produktes. Das Risiko hier besteht darin, dass das Projekt/Produkt aus unvorhergesehenen Gründen nicht umgesetzt werden kann. Dies ist äußerst selten der Fall. Auf Fraud trifft man auch selten, da die Crowd ein gut funktionierender, sozialer Kontrollmechanismus ist Wie lange läuft eine Crowdfunding Kampagne in der Regel? In der Regel 30 Tage.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen und wie ist das Prozedere, um eine Kampagne auf Ihrer Plattform zu starten?

Wie viele Projekte wurden bisher gestartet? Knapp 1350 Projekte, 76 davon sind zur Zeit online

Bei Crowdfunding gilt: Nur wer sich Zeit nimmt ist erfolgreich. Eine Kampagne muss gut vorbereitet sein und betreut werden, damit sie ein Erfolg wird. Wir stehen den Initiatoren beratend zur Verfügung. Mit einer einfachen Projekt-Anmeldung auf wemakeit.com oder wemakeit.at bestätigt das Unternehmen, dass er das Projekt umsetzt und alle Belohnungen den Unterstützern zukommen lässt, falls die Kampagne erfolgreich endet. Wir prüfen kurz, ob die Projekteingabe unseren Richtlinien entspricht, und geben dem Unternehmen den Zugang zur Kampagnensoftware, um die Projekteingabe detailliert fertigzustellen. Worauf sollte ein Investor achten, bevor er in ein Unternehmen oder Projekt über Ihre Plattform investiert? Im reward based Crowdfunding geht es weniger um Investitionen, da man sich nicht an Unternehmen

Wie viele dieser Projekte wurden erfolgreich finanziert? 907 wurden erfolgreich finanziert, sprich etwas über 70%. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Crowdfundings in den nächsten Jahren? Nebst der Ideenfinanzierung und dem Produktvorverkauf wird Crowdfunding zu einem nicht mehr wegzudenkenden Marketing-Mechanismus für Unternehmen, die ihre Konsumenten nachhaltig partizipieren lassen wollen.

Eine Kampagne muss gut vorbereitet sein und betreut werden, damit sie ein Erfolg wird. FUNDSCENE

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INTERVIEW

CONDA

Crowdinvesting Plattform

CONDA CEO Daniel Horak im Interview mit dem FUNDSCENE Magazin über die Vor und Nachteile von Crowdinvesting und wo der Weg von CONDA hingeht Auf CONDA finden junge Unternehmer und zukunftsorientierte Investoren zusammen, um spannende Projekte gemeinsam zum Erfolg zu führen? Richtig. Uns ist es wichtig, auf Conda.eu zu zeigen, wie vielfältig Unternehmertum ist und bieten jedem die Möglichkeit, sich an solchen Unternehmen zu beteiligen und am Erfolg langfristig teilzuhaben. Wann wurde CONDA gegründet und welches war die erste Crowdinvesting Kampagne? CONDA wurde am 9.1.2013 ins Firmenbuch eingetragen. Die erste Kampagne, WOHNWAGON, startete im März 2013.Ein WOHNWAGON bietet individuellen, natürlichen Raum zum Leben draußen. Autark, dank Photovoltaikanlage, eigenem Ofen und Wasseraufbereitungsanlage. Aus natürlichen Materialien, in ehrlichem Handwerk entstanden. Ideal als mobiler Zweitwohnsitz, Ferienzimmer im Grünen und in der kleinen Variante als unabhängiger Naturholz-Camper. Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen, um eine Crowdinvesting Kampagne auf CONDA starten zu können? Die Geschäftsidee sollte innovativ sein, das Businessmodell auf langfristiges Wachstum ausgerichtet. Wir bevorzugen Projekte, die schon einen proof-of-concept haben, also eine gewisse Markterprobung mitbringen. Das können Kundentests, Vorverträge mit Vertriebspartnern oder bereits laufende Umsätze sein. Außerdem ist es uns wichtig, dass es kein Ein-Personen-Unternehmen ist, weil diese mit der Umsetzung der Crowdinvesting Kampagne parallel zu ihrer sonstigen Geschäftstätigkeit oftmals überfordert sein können. Rechtlich gesehen brauchen wir für die Finanzierung eine Kapitalgesellschaft oder zumindest die Gründung einer solchen vor Kampagnenstart.

CONDA CEO Daniel Horak 34

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Wie lange läuft eine durchschnittliche Kampagne auf CONDA und wie werden die Unternehmen während


INTERVIEW

Das CONDA-Team mit den beiden Geschäftsführern Daniel Horak und Paul Pöltner der Kampagne von Ihnen unterstützt? Die Kampagne läuft maximal 3 Monate, sollte die Fundingschwelle bis dahin nicht erreicht worden sein, so wird das Projekt leider nicht finanziert. Möglich ist es aber auch, dass die Zeichnungsphase viel schneller beendet wird, weil das Fundinglimit erreicht wurde. Unsere Erfahrungen bei der zweiten Finanzierungsrunde von Nixe zeigen, dass ein Projekt sogar innerhalb von vier Tagen das gesteckte Limit von EUR 99.900 erreichen kann. Wir helfen den Projekten bei der Kampagnenvorbereitung und -führung, indem wir eine Planung der online und offline Aktivitäten erarbeiten, sie in der Plattform-Präsentation und Medienarbeit unterstützen, aber auch indem wir sie mit wichtigen Kontakten vernetzen oder allgemeine Fragen von Crowdinvestoren klären. Wie viele Crowdinvesting Kampagnen sind schon erfolgreich auf CONDA gelaufen? Und welches waren die Top Investitionen? Wir können uns mittlerweile bereits über 9 erfolgreiche Projekte freuen, von welchen wohl die Kampagnen von All I Need (EUR 193.800,00) und Nixe (gesamt EUR 249.000,00) am besten gelaufen sind. Die höchste eingezahlte Summe eines Crowdinvestors liegt bei EUR 25.000,00. In Summe haben wir mehr als EUR 1 Mio. aus der Crowd gesammelt. Dieses Kapital kombinieren wir oft mit anderen Quellen von Kapital, wie etwa Business Angels – hier haben wir über EUR 650.000 bereits für unsere Unternehmen lukriert.

Ab wie viel Euro kann ein Investor auf CONDA investieren? Auf unserer Plattform können Beträge ab EUR 100,- bis hin zu einem Maximalbetrag von € 5.000,- gezeichnet werden, darüber hinausgehende Investitionen sind möglich, wenn der Crowdinvestor direkt mit CONDA in Kontakt tritt und von uns umfassend über die Risiken informiert wird. In Deutschland muss ab Inkrafttretens des neuen Kleinanlegerschutzgesetzes bei Beträgen ab EUR 1.000,00 ein Formular ausgedruckt und unterschrieben an uns gesendet werden. Was ist der Unterschied zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting? Beim Crowdfunding wird der Geldbetrag geschenkt, als Dank dafür erhält man meist einmalig ein Produkt oder eine Dienstleistung, Rabatte oder Ähnliches. Beim Crowdinvesting hingegen ist man über einen längerfristigen Zeitraum, meist 10 Jahre, an der Wertschöpfung des Unternehmens beteiligt. Bei CONDA erhält der Crowdinvestor eine jährliche Basisverzinsung auf sein eingesetztes Kapital, sowie einen Wertsteigerungs-Bonus am Ende der Laufzeit, der sich am gesteigerten Unternehmenswert orientiert. Wo sehen Sie die Vor und Nachteile von Crowdinvesting? Beim Crowdinvesting gibt man sein Geld an Unternehmen, meist Start-ups, womit man automatisch das unternehmerische Risiko mitträgt. Das bedeutet, dass

Wir bevorzugen Projekte, die schon einen proof-of-concept haben, also eine gewisse Markterprobung mitbringen. FUNDSCENE

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INTERVIEW Unserer Ansicht nach wird Crowdinvesting eine immer bedeutendere Rolle unter den alternativen Finanzierungsformen für Unternehmen und Anlagemöglichkeiten für Investoren.

man für die Chance am wachsenden Unternehmenswert zu partizipieren, auch das Risiko in Kauf nimmt, einen Totalverlust zu erleiden. Wir stellen diese Risiken auf unserer Plattform und in den Verträgen transparent dar und raten unseren Crowdinvestoren dazu, nur Geld zu investieren, dessen Verlust sie finanziell verkraften können. Die Vorteile für Unternehmen liegen auf der Hand: sie bekommen Kapital aus einer Crowd, die sie bestenfalls zu ihren ersten treuen Kunden und langfristigen Markenbotschaftern machen können. Die Projekte können die Crowdinvesting Kampagne selbst ausgezeichnet nutzen, um mediale Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihr Produkt am Markt zu testen. Wenn das Projekt finanziert wird und das Unternehmen wächst, haben am Schluss alle etwas davon! Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Crowdinvesting in den nächsten fünf Jahren? Unserer Ansicht nach wird Crowdinvesting eine immer bedeutendere Rolle unter den alternativen Finanzierungsformen für Unternehmen und Anlagemöglichkeiten für Investoren. Es wird sich im bereits bestehenden Unternehmensfinanzierungsmix etablieren und eine sinnvolle Ergänzung darstellen – dies erleben wir schon heute und sehen den Mehrwert. Auch aus Sicht der Investoren wird Crowdinvesting weiter an Attraktivität gewinnen – denn mit der Professionalisierung der Branche werden auch viele spannende Unternehmen für die Crowd zugänglich werden. In vielen Gesprächen mit unseren Crowdinvestoren sehen wir, dass der Bedarf da ist, zu wissen in welche Unternehmen das eigene Kapital fließt und sich Crowinvesting daher als spannende Alternative zu den etablierten Finanzmärkten durchsetzen wird. CONDA ist gespannt auf die künftigen Ereignisse und Weiterentwicklungen der Branche und wir gehen da-

Paul Pöltner Geschäftsführer CONDA von aus, diese maßgeblich mitverändern und -verbessern zu können. CONDA ist ab Dezember 2014 auch in Deutschland vertreten. Warum gehen Sie diesen Schritt? Wir sehen die Chancen in der Entwicklung unserer Plattform, aber auch in der Entwicklung der gesamten Branche, darin, Märkte grenzübergreifend zu erschließen. Damit ermöglichen wir den Unternehmen, ihren Crowdinvesting Kampagnen eine größere Bühne zu bieten und umgekehrt den Investoren ein größeres Portfolio an Investmentangeboten. Sprachlich und geographisch gesehen liegt Deutschland aus dem Ursprungsmarkt Österreich kommend natürlich nahe. Der deutsche Markt ist in der Entwicklung dem Österreichischen auch einiges voraus, was es für uns besonders spannend macht, hier eine neue Alternative am Markt darstellen zu können. Sind noch weitere Expansionen für die nächsten fünf Jahre geplant? Wir arbeiten ständig an Verbesserungen und Neuerung für unsere Crowd und planen bereits weitere spannende Schritte und haben aber auch viele tolle Projekte in der Pipeline. Über ungelegte Eier wollen wir heute noch nicht sprechen – aber so viel können wir verraten: „Die Ideen gehen uns noch länger nicht aus und wir werden auch 2015 einige Überraschungen präsentieren können!“

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#CROWDDIALOG14 90 Top-Referenten, weit über 600 Teilnehmer, ein voller Erfolg Fotos: marketing society - CrowdDialog

Man schreibt den 20. November 2014. Die heiligen Hallen der IHK München waren die passende Location für die zweite Auflage der bedeutendsten Konferenz für die Crowd, des CrowdDialogs 2014. Praxis, Wissenschaft und auch Politik rund um die Innovationsthemen CrowdSourcing, CrowdFunding und CrowdInnovation standen im Zentrum des CrowdDialogs. Interessierte, Wissenschaftler und Experten wurden kompetent informiert und effektiv vernetzt. Der CrowdDialog 2014 hat sich nicht zuletzt durch die engagierte Arbeit des Initiators und Organisators Dr. Michael Gebert von Marketing Society, Gründungsmitglied des German Crowdfunding Network sowie im European Crowdfunding Network aktiv, als der bedeutendste Informationspool für die modernen, neuen Themen der Einbindung und Forderung der Massen etabliert.

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Praxis, Wissenschaft und auch Politik rund um die Innovationsthemen CrowdSourcing, CrowdFunding und CrowdInnovation standen im Zentrum des CrowdDialogs. Die drei Kernthemen des CrowdDialogs 2014 waren Crowdsourcing für innovative Rekrutierungs- und Beschäftigungsmodelle, Crowdinnovation für das frühzeitige Erkennen von Trends und Crowdfunding zur Einbindung einer breiten Masse in die moderne Unternehmensfinanzierung. Die 60 Top-Referenten spulten ein strammes Tagesprogramm ab, das von Vorträgen zu den unterschiedlichsten Themen über intensive Workshops bis zu fruchtbaren Gesprächen in kleiner oder größerer Runde und entspannter Atmosphäre reichte. Dr. Michael Gebert gab mit der Eröffnung pünktlich um 8:30 Uhr den Startschuss zum CrowdDialog 2014. Ein straffes Programm mit mehr als 30 Vorträgen wartete auf die Teilnehmer, die ihre bevorzugten und für sie wichtigen Themen aussuchen

und ihre ganz individuelle eigene Vortragsreihe zusammenstellen konnten. So ging man nach der Eröffnung dann auch sofort in medias res. Crowdfunding als Alternative zu Mezzanine und Co war der Startvortrag im Großen Saal. Die Referenten zeigten Wege auf, wie Grüner aber auch Mitteständler neue Wege und Zugänge zu Finanzierungen finden können, abseits des klassischen Bankgeschäfts. Die Referenten prognostizieren einen wachsenden Crowdfundingsektor trotz möglicher Risiken und der noch relativen Unkenntnis der Unternehmer über diese Finanzierungsart als Alternative. Anschließend wurde das Thema des Scheiterns der aus der Crowd finanzierten Unternehmen intensiv beleuchtet. Unter anderem Matthias Kröner, Geschäftsführer

der FIDOR Bank AG und Jens Uwe Sauer, Grüner und Geschäftsführer des Crowdfunding-Dienstleisters Seedmatch referierten über den Umgang mit der Gefahr des Scheiterns von jungen Unternehmen, die auch bei diesen Crowdfinanzierten Unternehmen bestehen bleibt. Konkrete Ratschläge für den Umgang mit derartigen Fehlschlägen und Tipps, wie man diese trotz allem als Gewinn und neue Chance in die Zukunft begreifen und realisieren kann. Ebenfalls im Großen Saal wurde das Problem Kundengewinnung thematisiert. Crowdfunding führt neben der alternativen Finanzierung durch eventuelle zukünftige Kunden aus der Crowd auch zu einer Presumer-Kultur. Die Crowd und damit die Kunden finden schon in der Finanzierungsphase vor der eigentlichen MarkteinFUNDSCENE

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Der Weg weg von fossilen, Brennstoffen und Kernenergie ist alternativlos. Nun gilt es diesen Weg zu pflastern, damit er schnell und sicher beschritten werden kann. führung durch die intensive Information heraus, ob ein Produkt am Markt bestehen kann. Am Nachmittag erhielten Kunst und Kultur ein Forum. In Raum 1 konnte man sich über die Möglichkeiten des Crowdfundings in Finanzierung kultureller und künstlerischer Projekte informieren. In einer Zeit des kulturellen Überangebots erfährt Crowdfunding als gleichzeitiges Modell der Finanzierung und der Marktplatzierung

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eines Projekts eine Bedeutung die in der digitalen Entwicklung der Gesellschaft mit ihre Unübersichtlichkeit Kunst und Kultur Wege zum Konsumenten öffnet und ebnet. Noch etwas stiefmütterlich behandelt, auch auf dem Crowddialog, ist das Thema Green Crowdfunding. Noch immer wird die Energiewende in Deutschland und noch mehr im angrenzenden Europa eher als Belastung denn als Chance gesehen. Dabei wird die Energiewende eines der wichtigsten Themen des Jahrhunderts sein. Der

Weg weg von fossilen, Brennstoffen und Kernenergie ist alternativlos. Nun gilt es diesen Weg zu pflastern, damit er schnell und sicher beschritten werden kann. Neben den Rahmenbedingungen durch die Politik, leider oft noch unzureichend und wenig innovativ, stehen auch alternative Finanzierungsmethoden im Raum. Crowdfunding passt gut zu Green Invest, denn Crowdfunding kann schon in der Gründungsphase die Innovationskraft und die Zukunftsfähigkeit ebenso wie die Massentauglichkeit zumindest in Grundzügen feststellen. Doch trifft dies nicht nur für Start-ups zu. Auch bestehende Unternehmen können ihre Energieeffizienz durch Crowdfunding als alternative Finanzierungsform steigern und


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so ihren Beitrag zur Energiewende und der eigenen Zukunftsfähigkeit leisten. Und der Mittelstand, kann der Mittelstand und wenn ja, wie kann er von Crowdfunding profitieren. Dr. Martin Bartels, Peter Leppelt und Franz Lucien Mörsdorf zeigten die Möglichkeiten des Crowdfundings zur Realisierung des Innovationsschubs mittelständischer Unternehmen auf. Wenn Bankdarlehen wegen fehlender Sicherhei-

ten nicht oder nur ungenügend realisiert werden können, finden im Crowdfunding nicht nur eine Chance zur Generierung privater Darlehen. Auch die Erhöhung des Eigenkapitals durch Crowdfunding alternativ oder ergänzend zur Fremdfinanzierung kann sinnvoll und zielführend sein. Die Referenten konnten an praktischen Beispielen belegen und beschreiben, wie dies effektiv und erfolgreich realisiert werden kann. Crowdfunding ist neu, zumindest für Poli-

tik, Behörden, Bürokratie, Rechtsprechung und Verbraucherschutz neu. Durch die rasante Entwicklung im Internet befördert, konnte die Regulierung mit dem neuen Trend nicht mithalten. Bestehende Gesetze und Regelungen können auf Crowdfunding basierte Finanzierungen nicht reagieren. Diesem Handlungsbedarf folgend wurden die ersten Regulierungen in einigen europäischen Ländern wie etwa Italien, Frankreich und UK eingeführt. Auch in

Und der Mittelstand, kann der Mittelstand und wenn ja, wie kann er von Crowdfunding profitieren. Dr. Martin Bartels, Peter Leppelt und Franz Lucien Mörsdorf zeigten die Möglichkeiten des Crowdfundings zur Realisierung des Innovationsschubs mittelständischer Unternehmen auf. FUNDSCENE

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Crowdinnovation war ein weiterer bedeutender Themenkomplex, der in Vorträgen und Workshops behandelt wurde. Deutschland und künftig eventuell EU-weit steht eine harmonische Regulierung auf der Agenda. Die Referenten zeigten die aktuellen Situationen in den verschiedenen Ländern auf und wagten einen Ausblick in die Zukunft der Regelung der crowdbasierten Finanzierungen und der Investition in Crowdfunding. Crowdinnovation war ein weiterer bedeutender Themenkomplex, der in Vorträgen und Workshops behandelt wurde. Bei der Generierung von Innovationsprozessen aus der Crowd kann es durchaus zu

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Kollisionen mit den Ansprüchen auf geistiges Eigentum kommen. Diese Ängste und Besorgnisse, die in Unternehmen berechtigterweise existieren, konnte Referent JanDierk Schaal, KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft mildern. Er zeigte in seinem Vortrag, wie Unternehmen die Innovationskraft der Crowd effektiv schutzrechtsfähig nutzen können. Nüchtern und sachlich gab er klare Hinweise auf die kleinen und großen rechtlichen Fallstricke, die Unternehmen vermeiden sollen und können bei der Durchführung von Crowdinnovations-Projekten.

In Raum 2 wagten noch vor Mittag die Referenten einen „Blick über den Tellerrand“. Das Transportieren fremder Ideen, Ideen und Trends aus anderen Kulturkreisen und Ländern in eigne Innovation soll und kann dem eigenen Unternehmen zu einem Innovationsvorsprung verhelfen. Anhand vieler praktischer Beispiele belegten die Referenten die These und, nahmen den Unternehmern die Ängste und Vorbehalte.


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Unternehmensinterne Innovation gehört zum täglichen Geschäft. Jedes Unternehmen hat in seinen Mitarbeitern einen internen Schwarm. Die Möglichkeiten die Innovationskraft dieser internen Crowd zu fördern und dem Unternehmen zugänglich zu machen, gute Ideen zu entwickeln und so die Mitarbeiterschaft zusätzlich emotional an das Unternehmen zu binden, wurden von den Referenten dargestellt. Am Nachmittag stand ein Praxisbericht nach 4 Jahren „Pearlfinder“ auf der Agenda. Katrin Thiel aus dem Pearlfinder Management und Matthias C. Wendt schilderten wie das Unternehmen Beiersdorf auch in Zukunft mit seinem erfolgreichen Open Innovation Instrument den Bereich Forschung & Entwicklung für den B2B Bereich öffnet und weiterhin gemeinsam an zukunftsfähigen Innovationen arbeiten möchte. 4 Jahre Pearlfinder haben die Macher lernen lassen und zeigen einen kreativen Weg zu B2B Crowdinnovation.

Die Praxis zu Innovationsprozessen aus der Crowd fußt auf kreativen Plattformen, die mittels Open Innovation Software realisiert werden. Ausgestaltungsmöglichkeiten und Auswahlkriterien für Crowdinnovationsplattformen stellte Catharina van Delden, Geschäftsführerin der Innosabi GmbH, anhand vieler Praxisbeispiele vor. Die Liste der Referenten des zweiten CrowdDialogs liest sich wie das Who is Who der Deutschen Crowdfunding Szene. So waren Branchenexperten aus den verschiedensten Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen gekommen, und dies spiegelte sich in der sehr hohen Qualität der anspruchsvollen Podiumsdiskussionen wieder und gab einen spannenden Einblick in die Geheimnisse crowdbasierter Innovationsprozesse, Arbeitsmodelle und Finanzierungsszenarien zur Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Entdeckung neuer Trends. Auch in diesem Jahr konnten sich Start-

ups und Projekte unter dem Motto „Wir lieben Querdenker“ bewerben, die mittels einer Poster Session ihre Idee und/oder ihr Unternehmen der Crowd präsentieren konnten. Dies gab es erstmals auch beim ersten CrowdDialog 2013, wo sich mehr als 70 Start-ups und Projekte beworben hatten von denen dann 10 Teams für die Poster Session nominiert wurden. Zusätzlich bot sich für die Teilnehmer die Möglichkeit in einem oder mehreren der 5 Intensiv-Workshops Wissen in Theorie und Praxis zu erfahren und produktiv zu erarbeiten. Pausen boten ausreichend Raum und Zeit für kleine Erfrischungen und intensive Gespräche, in denen man die Themen und Gedanken vertiefen und sein persönliches Netzwerk ausbauen konnte. Politische Meinungen, rechtliche Vorgaben, wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Erfahrungen und innovative Ideen fanden zueinander. FUNDSCENE

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BOOK CORNER

CROWDINVESTING Die Investition der Vielen Mit Crowdfunding lassen sich Ideen finanzieren, die nicht so schnell Kreditgeber finden. Crowdinvesting verspricht den Investoren zusätzlich Gewinne in Form von Zinsen um die 7 Prozent, was in Zeiten der Niedrigzinsen eher eine Ausnahme ist. Der Wirtschaftswissenschaftler Ralf Beck

erklärt, wie man sich bereits mit kleinen Summen an Unternehmen beteiligen kann, und welche Risiken und Chancen dahinter stecken. Auch Start-ups finden in dem Buch zahlreiche Tipps für eine erfolgreiche Crowdinvesting-Kampagne. Das erste Buch seiner Art im deutschsprachigen Raum.

Crowdinvesting als Finanzierungsalternative für deutsche Startups In Deutschland ist Crowdinvesting, als Ausprägung des Crowdfundings, stark im Kommen und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Private Anleger können mit geringem Kapitaleinsatz in ein Startup-Unternehmen investieren und somit am eventuellen Geschäftserfolg teilhaben. Für ein Startup bietet eine Finanzierung durch Crowdinvesting mehrere Vorteile. Es wird frisches Kapital beschafft und darüber hinaus bildet sich eine interessante und vielschichtige Investorengruppe mit wirtschaftlichem Interesse am Unternehmenserfolg. Zusätzlich entsteht eine enorme Außenwirkung, da ein gewisser kostenfreier Werbeeffekt entsteht. Vorausgesetzt der Finanzierungsprozess verläuft erfolgreich, schafft dieser Effekt Aufmerksamkeit und Vertrauen bei weiteren potentiellen Investoren und Kunden. Das Buch liefert einen guten Überblick über die Crowdinvesting-Sze-

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ne in Deutschland und stellt dar, welcher Nutzen für Startup-Unternehmen entsteht und welche Schritte der Prozess einer Finanzierung über eine Crowdinvesting-Plattform beinhaltet. Anhand von allgemeinen Umfragen und persönlichen Befragungen erhalten die Leser Daten und Informationen, um aktuelle Aussagen zu Crowdinvesting-Projekten treffen zu können. So betritt dieses Buch größtenteils Neuland. Um sich den Fragestellungen zu nähern, werden in einem ersten Schritt die Entstehung, die Entwicklung, der gegenwärtige Stand, sowie eine Zukunftsprognose gegeben. Anschließend wird Crowdinvesting in die bereits vorhandenen Finanzierungsformen eingeordnet, wobei die Wichtigkeit von neuen Frühphasenfinanzierungs-Instrumenten für deutsche Unternehmen deutlich wird. Weiterhin werden die Chancen und Risiken, die entstehen können, erörtert. Der Prozess wird

vollständig, von der ersten Kontaktaufnahme ausgehend, bis hin zum möglichen Ende der Beteiligungen, beispielhaft erläutert. Im letzten Schritt können, durch die Untersuchungen und Analysen, fundierte Aussagen über die vermuteten Effekte getroffen werden.


BOOK CORNER

Die Bank sind wir

Telepolis-Buch über Social Banking Was ist Social Banking? Sind von Nutzern selbst organisierte Kreditgemeinschaften eine alternative Investmentklasse? Wie durchgreifend ist die ökologisch-soziale Geldanlage? Das Buch „Die Bank sind wir“ zeigt, dass gerade mit Hilfe des Internets neue Formen der Beteiligung an den Geschäftsprozessen einer Bank möglich sind, die sich mit den Begriffen Partizipation, Mitbestimmung und Transparenz verbinden.

unterschiedlichen Plattformen in der sozialen Kreditvergabe und in den sich neu formierenden finanziellen Netzwerken. Er untersucht, welche Nutzer sich mit welchen Motiven auf welchen Plattformen tummeln. Hierbei fließen Erkenntnisse aus der Kapitalmarktforschung und der Finanzsoziologie mit ein, um eine Brücke zwischen Anlage- und Konsumverhalten einerseits und dem Lebensstil unter dem Einfluss neuer Medien andererseits herzustellen.

In der Einführung erläutert Autor Lothar Lochmaier, wo die Defizite in der provisionsorientierten Bankberatung liegen. Ein historischer Rückblick beleuchtet die Entstehung und den Bedeutungswandel des „Social Banking“.

In einem Ausblick vermittelt der Autor schließlich Ansätze, die das Bankwesen stärker auf die zentralen Existenzgrundlagen von Gesellschaft und Wirtschaft ausrichten.

Lochmaier analysiert neue Banking-Ansätze und beschreibt die

die Zukunft im Bankwesen darstellt, sondern Geschäftsmodelle, bei denen die Nutzer die Regie führen.

Lesenswert für alle, die einen Blick hinter die „Black Box Bank“ werfen wollen – und daran glauben, dass nicht mehr staatliche Regulierung

WARUM ANDERE AUF IHRE KOSTEN IMMER REICHER WERDEN ...und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielen Das Geld kommt vom Staat! Das stellt eigentlich niemand in Frage. Sollte man aber. Denn das staatliche Geldmonopol ist für eine Volkswirtschaft mitunter genauso schädlich wie Monopole in der Privatwirtschaft. Und hier käme niemand auf die Idee, diese zu verteidigen. Deutschland hat wie alle Länder ein reines Papiergeldsystem, in dem neues Geld quasi aus dem Nichts entsteht. Andreas Marquart und Philipp Bagus zeigen spannend und für jeden verständlich, warum unser Geld schlechtes Geld ist. Welche Rolle Staat, Regierung und Politik bei der Umverteilung zugunsten Superreicher spielen und warum naive Staatsgläubigkeit keine Zukunftsstrategie für den Bürger ist, demonstrieren die beiden Autoren anhand vieler Beispiele.

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BOOK CORNER

Dirk Müller

SHOWDOWN Der Kampf um Europa und unser Geld Dirk Müller ist Finanzexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Vortragsredner, Gründer von Cashkurs.com – und gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an der Börse begann 1992, heute zählt er zu den bekanntesten Gesichtern des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne Mr. DAX genannt.Dirk Müllers Fähigkeit, komplexe Sachverhalte mit spielender Leichtigkeit auf das Wesentliche zusammenzufassen und für die Allgemeinheit verständlich zu erläutern, zeichnet seine einzigartige Berichterstattung auf Cashkurs.com aus. Hierbei ist ihm vor allem an der Aufklärung der „normalen Menschen“ und der Vermittlung von unabhängigen, ehrlichen Hintergrundinformationen gelegen. Cashkurs.com Diese und weitere Themen werden ebenfalls auf Cashkurs.com (www.cashkurs.com) fortgeführt. Mit seinem Team übermittelt Dirk Müller auf dem unabhängigen Finanzinformationsportal die wichtigsten Informationen und Hintergründe rund um die Themen Wirtschaft, Finanzen, Börse, Politik und Gesellschaft. Cashkurs.com zählt zu den erfolgreichsten unabhängigen Portalen in Deutschland und zeichnet sich durch hohe Aktualität, gut verständliche sowie fundierte Analysen und Berichte aus. Showdown Bereits bei Erstveröffentlichung des Buches im April 2013 beschreibt Dirk Müller die großen Öl- und Erdgasvorkommen im Mittelmeer rund um Zypern und Griechenland und erklärt damit anschaulich die wahren Hintergründe der Entwicklung in Südeuropa und den an das Mittelmeer angrenzenden arabischen Staaten. Müller zeigt anhand von vielen interessanten Beispielen und tiefen, zum Teil unglaublichen Hintergrundberichten auf, welche Triebkräfte in Europa am Werk sind, wer Profit daraus zieht und wer heute ein massives Interesse am Zerfall eines starken europäischen Währungs- und Wirtschaftsraumes hat. In der erweiterten Taschenbuchaus-

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gabe von „Showdown – Der Kampf um Europa und unser Geld“ geht Müller auf euroatlantische Strukturen und die Ukraine als Dreh- und Angelpunkt im Machtkampf zwischen Washington und Moskau auf europäischem Boden ein. „Die betreiben äußerst aggressive Geopolitik in Europas Garten und wir müssen die Rechnung bezahlen!“ sagt Müller zur aktuellen Situation.


INTERVIEW

Food Angels investieren in Food Start-ups Im Gespräch mit Wolf M. Nietzer von den Food Angels, in welche Food Start-ups die Food Angels investieren und wie Sie die Start-ups begleiten. Food Angels investieren in Food-Start-ups . Wann wurden Food Angels gegründet? Frühjahr 2014.

in Transaktionen, Gesellschafterversammlungen und sonstige Meetings, als kleine Gruppen immer handlungsfähig und ansprechbar.

Wieviele Food-Startups wurden von Ihnen schon unterstützt? Den besten Überblick unserer Invest / Portfoliounternehmen sehen Sie auf unserer Webseite – wachsend.

Kann jeder ein Food Angels werden? Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? Nein; unser „System“ ist vertrauens- und Know-how basiert und wir wollen ein kleiner Kreis bleiben. Allerdings kann man zum Netzwerk der Food Angels stoßen (z.B. Food-Industrieunternehmen , Family Offices, Know-how Träger aus dem Bereich Food)

Wie werden die Food-Start-ups von Ihnen nach dem Investment weiter unterstützt? Mit Rat und Tat, wir sehen unseren Invest immer als Smart Money. Wir helfen mit unserem Netzwerk bei weiteren Finanzierungsrunden, Sparring betreff z.B. Vertrieb, Verschaffung von nützlichen Kontakten in die Industrie und zu unseren anderen Start-ups. In 2015 werden wir ein Food Bootcamp in Heilbronn organisieren, hauptsächlich für unsere Portfolio-Start-ups. Welche Voraussetzungen sollte ein Food-Start-up mitbringen, damit Sie investieren? Seed Phase / Early Stage; durchdachter Business Plan, stabiles Team, Skalierbarkeit Was unterscheidet die Food Angels von anderen Finanzierungsformen? Jeder Partner der Food Angels ist rechtlich selbständig, wir sind ein Pool an Know-how, kombiniert mit dem finanziellen Invest eines jeden, schlagkräftig, kurze / schnelle Entscheidungen, gegenseitige Vertretungen

Food Angels wo, geht der Weg hin? Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre? Die Food Angels werden die „ersten“ Ansprechpartner in Deutschland für Start-ups im Food Bereich.

Wer / was sind die FOOD ANGELS: Die Food Angels (www.food-angels.org) verstehen sich nicht nur als klassische Business Angels, sondern als langfristige Partner und verlässliche Berater von innovativen Unternehmen im Lebensmittelsektor. Ihr Ziel ist es, spannende und leckere Food-Startups mit Kapital, Wissen und Netzwerk zu fördern. Die Food Angels sind ein professionelles Netzwerk, bestehend aus erfahrenen Experten aus den Bereichen Lebensmittel (einschließlich Forschung und Entwicklung), Unternehmertum (Old und New Economy), Wirtschafts- und Transaktionsrecht (auch USA) sowie Finanzen.

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INTERVIEW

shai hoffmann MARKETINGKONZEPTION KOMMUNIKATION

CROWDFUNDINGBERATUNG PROJEKTMANAGEMENT

Schafft es der Projektstarter nicht die Unterstützer emotional an seine Idee zu binden, wird es schwierig das Fundingziel zu erreichen.

Wer sind Ihre Kunden?

Ist Crowdfunding nur ein Hype oder wird es sich als alternative Finanzierungsmethode etablieren?

Meine Kunden sind diejenigen, die sowohl Crowdfunding (CF) als auch Crowdinvesting (CI)-Projekte bzw. –Kampagnen starten wollen. Demographisch gesehen sind es vor allem Menschen, die eine neue Finanzierungsform, nämlich die demokratischste, wählen möchten und eine Beratung bzw. ein Coaching wünschen.

Derzeit ist Crowdfunding ein Hype. Einer der aus den USA (zweistellige Wachstumsraten) rüber schwappt. Ich denke, dass sich dieser legen wird, Crowdfunding sich aber dennoch als ernstzunehmende Alternative zu konventionellen Finanzierungsmöglichkeiten etablieren wird.

Für wen ist ein Crowdfunding und Crowdinvesting Interessant?

Wie sehen Sie die Pläne der Regierung zur Regulierung des Kleinanlegerschutzes?

Diese Festlegung bedarf einer gründlichen Analyse des Projektvorhabens. Nicht jedes Projekt, bei dem der Projektinitiator z.B. ein CI vorsieht, ist hierfür geeignet. In enger Absprache mit dem Starter entscheiden wir dann auf welcher Plattform wir das Projekt platzieren. Hierbei ist eine enge Abstimmung mit den jeweiligen Plattformen unerlässlich.

Crowdfunding bzw. –investing ist relativ jung. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Regierung versucht, den Kleinanleger vor möglichen Risiken zu schützen. Das ist gewissermaßen die Aufgabe der Regierung. Diese sollte jedoch unbedingt bedenken, dass keine Gesetze erlassen werden sollten, die für Projektstarter unter dem Strich eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen – etwa durch Veröffentlichungspflichten bestimmter Prospekte oder Berichte. Die Kosten sollten sich deshalb immer proportional zum benötigten Kapital verhalten. Alles andere wäre destruktiv und würde die tolle neue Möglichkeit der unkonventionellen Geldbeschaffung behindern. Ein Dialog wurde hier bereits vom German Crowdfunding Network angestoßen, ! den ich für absolut sinnvoll und notwendig halte. Warum scheitern Projekte an der Crowd?

Foto: © Emrullah Gümüşsoy

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Das kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt einige Gründe, die ein Scheitern erklären können. So z.B. eine nicht überzeugende Kampagnenpräsentation, zu der neben einem herausstechenden Video auch die proaktive Kommunikation mit der Crowd gehört. Schafft es der Projektstarter nicht die Unterstützer emotional an seine Idee zu binden, wird es schwierig das Fundingziel zu erreichen. Welche Projekte würden Sie persönlich gerne einmal in einem Crowdfunding umsetzten?


INTERVIEW

Neben der Karma Chakhs2-Kampagne auf Startnext (www.startnext.de/karma-chakhs2), die ich von Oktober 2013 bis Mai 2014 führen durfte, würde ich gerne weitere schöne Karma-Projekte machen. Ein großes, hoffentlich sehr aufmerksamkeitswirksames Projekt ist in der Planung. Allerdings verrate ich nur so viel: Wir bauen die Karma-Bewegung mit einem sehr spannenden Format aus. Mehr dazu dann in Kürze auf www.facebook.com/ itskarmababy1. In welchen Projekten sind Sie momentan aktiv involviert? Gerade erfolgreich abgeschlossen habe ich die Gutta Soles Kampagne von Leslie Bentil (www.startnext.de/gutta-soles). Hier geht es um ein schönes Upcycling-Projekt, bei dem alte Autoreifen zu Schuhsohlen und zusammengekehrte Fabrikstoffreste zu einem Schuh zusammengesetzt werden. Ein wertvolles und sinnstiftendes Projekt. Des Weiteren betreue ich gerade zwei weitere Kunden, die sich derzeit in der Planungsphase einer Kampagne befinden. Hier entwickeln wir neben der Kommunikationsstrategie auch ein kohärentes und aussagekräftiges Pitch-Video für die Kampagnenseite. Aber auch ehrenamtlich stehe ich bspw. karitativen Einrichtungen für Tipps zu Seite, einfach weil ich ein persönliches Interesse daran habe, das karitative Einrichtungen ein erfolgreiches Crowdfunding auf die Beine stellen können. Foto: © Sergey Nivens - Fotolia.com

Wo sehen Sie sich in den nächsten 5 Jahren? Wenn ich das wüsste, würde ich Hellseher werden. Vor allem möchte ich in 5 Jahren immer noch jeden Morgen aufstehen, in den Spiegel schauen, und denken „Yes, auf die Herausforderungen, die heute anstehen, hast du richtig Bock.“ Für mich ist „glücklich sein, mit dem was man macht“ das Allerwichtigste. Das weiß ich jeden Tag aufs Neue zu schätzen, denn ich bin verdammt glücklich.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.shaihoffmann.de FUNDSCENE

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INTERVIEW

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INTERVIEW

Ich werd`Crowdfunding Manager/in IHK Seit kurzem gibt es die Weiterbildung zum Crowdfunding Manager/-in IHK, diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Crowdsourcingverband e.V. entwickelt. Unseren Fragen stellte sich Linette Heimrich Fachbetreuerin Crowdsourcing - Crowdfunding der IHK München.

Seit kurzem bietet die IHK München den Zertifizierungskurs Crowdfunding Manager/-in IHK an. Für wen ist dieser Kurs interessant? Unser Weiterbildungsangebot richtet sich an alle, die sich intensiver mit der neuen Finanzierungsform auseinandersetzen möchten und auch beruflich Schnittstellen zum Thema Finanzierung haben. Das können sowohl Gründungs- und Finanzberater sein als auch Vertreter mittelständischer Unternehmen, die selbst Crowdfunding nutzen möchten, um beispielsweise neue Produkte am Markt zu testen. Eine gute Ergänzung ist der Crowdfunding Manager IHK aber auch für klassische Fundraiser sowie für öffentliche Träger, Stiftungen und gemeinnützige Einrichtungen die Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit für sich nutzen möchten. Grundsätzlich steht der Kurs aber allen offen und verlangt auch keine tieferen Vorkenntnisse zum Thema. Wie sind die Resonanzen auf diesen ZertifizierungsLehrgang? Foto: © IHK München Linette Heimrich

In München wird der Lehrgang Anfang 2015 zum ersten Mal starten. Die IHK Berlin, die den Crowdfunding Manager IHK ebenfalls anbietet, startete den ersten Durchgang bereits im vergangenen Sommer. Die Rückmeldungen der Teilnehmer zum Seminar waren sehr positiv. Es gibt erste Überlegungen weiterer IHKs, den Lehrgang ebenfalls anzubieten. Für ein so neues Thema ist die Resonanz durchaus gut.

Welche Inhalte werden den Kursteilnehmern in diesem Kurs vermittelt? Als Einstieg vermittelt der Kurs ein umfassendes Gesamtbild der neuen Finanzierungsart. Dazu gehört Wissen über die Prinzipien des Crowdfundings genauso, wie rechtliche Rahmenbedingungen oder die Frage, wie sich Crowdfunding in die Wachstumsstrategie eines Unternehmens integrieren lässt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Praxisteil. Hier lernen die Teilnehmer, wie man eine CrowdfundingKampagne konzipiert und praktisch umsetzt. Dies geschieht in einer Projektarbeit, deren Ergebnisse auch in den Abschluss des Lehrgangs einfließen. Mit dem Abschluss des Crowdfunding Managers IHK sind die Teilnehmer in der Lage, das Erlernte praktisch umzusetzen und natürlich auch andere hierzu zu beraten. Die Inhalte des Kurses sind in enger Zusammenarbeit mit den Experten aus dem German Crowdfunding Network entstanden. Diese leiten auch die Seminare. Die Teilnehmer können also davon ausgehen, dass tatsächlich aktuelle Inhalte und Expertenwissen vermittelt werden. Sie sind bei der IHK München und Oberbayern Fachbetreuerin rund um die Crowd, was sind hierbei genau Ihre Aufgaben? Als erste Ansprechpartnerin für die Themen Crowdsourcing und Crowdfunding leiste ich vor allem FUNDSCENE

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INTERVIEW

Foto: © Trueffelpix - Fotolia.com

Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben einer Reihe von Informationen auf unserer Website und im Blog, biete ich zusätzlich eine kostenlose, ein-stündige Crowdfunding-Beratung für Gründer an. In dieser Erstberatung gebe ich vor allem Orientierung, ob und welche Art von Crowdfunding in Frage kommt und welche Dinge es grundsätzlich zu beachten gibt. Außerdem erarbeite ich Positionierungen, wie aktuell zum Kleinanlegerschutzgesetz, und organisiere verschiedene Veranstaltungen. Neben Fachkonferenzen zum Thema ist ein regelmäßiges Format die Crowdfunding Night, in der wir crowdfunding-erfahrene Projektstarter und Interessierte zusammenbringen. Als IHK sind wir Vernetzer der Wirtschaft und ich denke, gerade bei jungen Themen wie Crowdfunding sind Erfahrungs-

„Als IHK sind wir Vernetzer der Wirtschaft und ich denke, gerade bei jungen Themen wie Crowdfunding sind Erfahrungsaustausch und Networking sehr wichtig.“ 54

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austausch und Networking sehr wichtig. Die nächste Crowdfunding Night in München wird voraussichtlich am 11. Februar stattfinden. Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Crowdfunding / Crowdinvsting / Crodsourcing in den nächsten Jahren entwickeln? Wir erleben momentan einen deutlichen Wandel zu einer stark vernetzten Wirtschaft und Gesellschaft. Die digitalen Möglichkeiten lassen es zu, dass der Einzelne selbst aktiv werden und eigene Vorstellungen einbringen kann. Und die Leute haben Lust darauf. Was vor einigen Jahren mit der Kommunikation im Web2.0 begann, spiegelt sich heute in der Unterstützung von Crowdfundig-Projekten oder im Crowdsourcing wider. Ich denke, wie auch die Kommunikation über soziale Medien, die heute für uns selbstverständlich ist, werden sich Crowdfunding und Crowdsourcing weiter etablieren. Wir stehen in dieser Entwicklung noch ziemlich am Anfang. Aber angesichts des rasanten technologischen Fortschritts wird noch viel passieren, was wir heute für unvorstellbar halten.


INTERVIEW

„Die Facebook-Gruppe bietet Crowdfunding-Begeisterten die Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten online zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Als IHK für München und Oberbayern möchten wir zeigen, dass Crowdfunding nicht nur in den USA oder in Berlin passiert.“ Wie bewerten Sie den Gesetzentwurf zum Kleinanlegerschutzgesetz der Bundesregierung? Eine Regulierung war per se nötig und richtig, um Klarheit und Rechtssicherheit für Investoren und Emittenten zu schaffen. Zum ersten Referentenentwurf gab es eine Stellungnahme unsererseits über den Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Im Ergebnis wurden aber nur wenige unserer Forderungen für eine intelligente Regulierung aufgegriffen. Das ist bedauerlich, da einige Punkte des Kleinanlegerschutzgesetzes aus unserer Sicht weder den Anleger schützen, noch den Ansprüchen unserer digitalisierten Welt gerecht werden. Zu begrüßen ist, dass der Gesetzgeber eine Ausnahmeregelung für Crowdinvesting vorsieht, indem er die Prospektgrenze in diesem Fall auf 1. Mio. Euro anhebt. Unsere Kritik: Diese Ausnahme gilt nach dem Entwurf nur für die Anlageform des partiarischen Darlehens. Partiarische Darlehen sind aus Anlegersicht jedoch eher unattraktiv, da sie dem Anleger keinerlei Rechte einräumen. Eine Ausweitung dieser Ausnahme auf verschiedene Arten von Vermögensanalgen wäre sinnvoller gerade mit Blick auf den Anlegerschutz.

Sie betreuen die Facebook Gruppe „Crowdfunding in München und Oberbayern“, erzählen Sie uns doch was der Facebook Nutzer in der Gruppe findet? Die Facebook-Gruppe bietet Crowdfunding-Begeisterten die Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten online zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Als IHK für München und Oberbayern möchten wir zeigen, dass Crowdfunding nicht nur in den USA oder in Berlin passiert. Auch in München und Umgebung gibt es spannende Projekte und Veranstaltungen, die wir über unseren MUCrowd-Blog oder die Facebook-Gruppe nach außen tragen. Außerdem ist die Gruppe für uns als IHK eine gute Möglichkeit, Feedback und Verbesserungsvorschläge für unsere eigenen Angebote zu sammeln. Vor dem Start unserer neuen Veranstaltungsreihe, der Crowdfunding Night, haben wir in der Gruppe eine kleine Umfrage gestartet, was die Mitglieder von einer solchen Veranstaltung erwarten und konnten dies in die Planung einfließen lassen. Ein Mini-Crowdsourcing sozusagen. Zukünftig möchten wir hier noch stärker werden und enger mit der „Crowd“ zusammenarbeiten.

Zukünftig möchten wir hier noch stärker werden und enger mit der „Crowd“ zusammenarbeiten.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das Werbeverbot für Crowdinvesting außerhalb von Wirtschaftsmedien. Das macht eine Bewerbung in sozialen Medien unmöglich. Praktisch wäre die Crowd damit kaum erreichbar und von Crowdinvesting ausgeschlossen. Statt Werbung komplett zu verbieten, könnte man darüber nachdenken, die Werbeinhalte einzuschränken, um bspw. zu vermeiden, dass die Anleger mit zu hohen Renditeversprechen gelockt werden. Richtig finde ich die Pflicht, den Anleger deutlich auf das hohe Ausfallrisiko beim Crowdinvesting hinzuweisen, um zu vermeiden, dass Menschen leichtfertig ihr Geld investieren. Insgesamt ist bei der Regulierung mehr Fingerspitzengefühl gefragt. Im Sinne unserer Wirtschaft sollten wir diese neue Form des Wagniskapitals für junge Unternehmen erhalten, um international nicht den Anschluss zu verlieren und jungen Innovationsführern in unserem Land den Start zu erleichtern. FUNDSCENE

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INTERVIEW

ROCK YOUR CROWD

Im Gespräch mit Ernst Neumeister von CrowdCamp, Crowdfunding-Fanatiker und angehender Lehrer

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Wie sind Sie selbst mit Crowdfunding in Berührung gekommen?

bei Startnext und bekamen 208.633 Euro in 50 Tagen zusammen (https://www.startnext.de/fairnopoly).

Mit Fairnopoly (heute Fairmondo - https://www.fairmondo.de) habe ich meine ersten Crowdfunding-Kampagnen geplant und durchgeführt. Hier war ich ca. 1,5 Jahre als Co-Founder dabei und habe mich federführend um die durchgeführten Kampagnen gekümmert. Am Anfang im Herbst 2012 startete unsere erste Kampagne auf Indiegogo, bei welcher wir etwas mehr als 12.000 Euro von unseren Unterstützern und Unterstützerinnen bekamen. Mit diesem Geld konnten wir mit unserem damaligen Projekt die ersten Schritte gehen und Anfang 2013 kam dann unsere zweiten, sehr viel größere Kampagne: Mit dieser brachen wir damals den Rekord

Im Anschluss erreichten mich viele viele Anfragen von anderen Kampagnenstartern und -starterinnen, und da ich diese nicht immer bewältigen konnte, reifte so langsam die Idee des CrowdCamps: Ein Ort an dem alle Fragen zum Thema Crowdfunding beantwortet würden und man eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findet. Wer ist das Team hinter dem Projekt CrowdCamp.de? Hinter dem CrowdCamp stehen zur Zeit ca. 10 Personen. Von besonderer Bedeutung sind dabei vor allem unsere sehr erfolgreichen Crowdfunding-Experten, die


INTERVIEW

„Im Kernteam sind wir zur Zeit zu viert, wobei wir unsere Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen verbinden, um unser E-Learning-Angebot so gut wie möglich zu machen. „

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INTERVIEW uns für den kommenden Online-Kurs für Interviews und damit mit Rat und Tat zu Seite stehen. Hierzu zählen u.a. Van Bo Le-Mentzel als Serien-Crowdfunder auf Startnext, Milena von Original Unverpackt, Maxie von Ruby Cup, Jan von Vehement und jemand von Protonet aus Hamburg. Mit dieser vielseitigen Auswahl an Experten und Expertinnen, versuchen wir die verschiedensten Crowdfunding-Erfahrungen und -Sichtweisen zusammen zu führen. Im Kernteam sind wir zur Zeit zu viert, wobei wir unsere Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen verbinden, um unser E-Learning-Angebot so gut wie möglich zu machen. Jonas beispielsweise hat Nonprofit-Management und Public Governance studiert und arbeitet zur Zeit als Campaigner bei Oxfam. Roos hat Kommunikation und Marketing studiert und Ulrike Politcal Economy of European Integration. Ich selbst bin angehender Lehrer und selbsterklärter Autodidakt. Uns alle vereint die Leidenschaft für Crowdfunding und der Wunsch, dass mehr coole Ideen Wirklichkeit werden. Warum scheitern aus Ihrer Sicht Crowdfunding Projekte? Ich denke, oft wird unterschätzt, wie viel Arbeit hinter den erfolgreichen Kampagnen steckt. Crowdfunding ist kein Selbstläufer sondern eher wie ein Marathonlauf zu betrachten. Um einen solchen entspannt zu

„Ich denke, oft wird unterschätzt, wie viel Arbeit hinter den erfolgreichen Kampagnen steckt. Crowdfunding ist kein Selbstläufer sondern eher wie ein Marathonlauf zu betrachten.“ bestehen, ist bekanntermaßen vor allem eine gute Vorbereitung von besonderer Bedeutung. Genau hier wird das CrowdCamp ansetzen und zukünftige Kampagnenstarter und -starterinnen bei der Vorbereitung unterstützen. Aber auch wenn die eigene Kampagne zunächst scheitern sollte, bekommt man dabei viel wertvolles Feedback mit dem man es noch einmal versuchen und das Projekt verbessern kann. Ist Crowdfunding/Crowdinvesting für jedes Unternehmen und/oder Projekt inte-

ressant? Crowdfunding ist für viele Projekte, Ideen und Visionen eine spannende Möglichkeit eine coole Finanzierungsform zu finden. Crowdfunding ist aber meiner Meinung nach nicht für alle Projekte geeignet. Insbesondere habe ich kürzliche einige B2B-Kampagnen scheitern sehen, weil hier einfach die richtige Crowd gar nicht erst erreicht werden konnte. Des Weiteren ist Crowdfunding ein öffentlicher Auftritt und das bedeutet, dass man sichtbar ist. Es besteht keine Möglichkeit für aufkommende Konkurrenz unsichtbar zu bleiben und das sollten sich Projekte, die mit einem Vorsprung starten wollen oder Angst vor Nachahmern haben, klar machen. Was findet der Crowdfunding/Crowdinvesting interessierte auf CrowdCamp.de? Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, wichtige Informationen zum Thema Crowdfunding an einem Ort zu bündeln und wertvolle Tipps und Tricks aus der Erfahrung weiter zu geben.

Serien-Crowdfunder Van Bo Le-Mentzel 58

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Statt sich alles selbst anlesen zu müssen, versuchen wir unser Wissen in Form eines Experten-Onlinekurses weiter zu geben und setzen vor allem auf Video und ergänzendes Material, wie Checklisten und knappe Zusammenfassungen der wichtigsten ange-


INTERVIEW

Ernst Neumeister, CrowdfundingFanatiker und angehender Lehrer sprochenen Punkte. Die Kampagnenvorbereitung, Die Durchführung und die Nachbereitung, sowie die Kommunikationsstrategie werden dabei in eigenen Lektionen behandelt, sodass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen immer das lernen und anwenden können, was gerade für sie Relevanz hat. Um früh Feedback zur eigenen Kampagne zu bekommen, wird darüber hinaus eine Community für Fragen und Antworten aufgebaut. Welche Crowdfunding Kampagnen haben Sie bis jetzt betreut? Wie weiter oben erwähnt, habe ich mehrere Kampagnen von Fairnopoly geplant, durchgeführt und die Nachbereitung übernommen. (https://www.indiegogo.com/ projects/fairnopoly--3 / https://www.startnext.de/fairnopoly / https://www.startnext. de/fairnopoly2). Bei Vehement (http://kck. st/10skMwv) habe ich den Kampagnenstarter und Geschäftsführer Jan Löwenherz vor Kampagnenstart beraten und im Anschluss bei der Durchführung und im Fullfillment tatkräftig unterstützt. Des Weiteren habe ich beim Open Transfercamp in Berlin und Hamburg, bei einer Summerschool und in

Zusammenarbeit mit Startnext viele weitere Projektstarterinnen beraten. Wann werden alle Funktionen und Kurse auf CrowdCamp verfügbar sein? Die Türen des CrowdCamp‘s werden sich aller Voraussicht nach im Frühjahr 2015 zum ersten Mal öffnen. Wer im ersten Durchgang dabei sein und sich darüber hinaus schon jetzt für die gratis Video-Serie anmelden möchte, kann sich gerne schon einmal hier eintragen: http://crowdcamp.de/ rock-your-campaign/experten-kurs/ Wie wird sich das Crowdfunding in den nächsten Jahren entwickeln? Crowdfunding wird weiter an Bedeutung gewinnen und uns werden mit Sicherheit viele weitere spannende Kampagnen und Ideen begegnen.

Im Jahr 2013 wurden in Deutschland ca. 5,3 Millionen Euro durch Crowdfunding gesammelt und in 2014 kamen dann schon 4,1 Millionen durch Crowdfunding allein in den ersten sechs Monaten zusammen (Quelle: http://www.fuer-gruender.de/fileadmin/ mediapool/Unsere_Studien/Crowdfunding-Monitor_H1_2014_Für-Gründer. de.pdf). Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt und hoffe, dass sich die derzeitige Kampagne-Erfolgsquote von rund 64% auch durch unser Angebot - weiter verbessern wird. Für wen ist das CrowdCamp interessant? Das CrowdCamp machen wir für alle, die eigenen Ideen und Visionen durch Crowdfunding realisieren möchten.

„Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt und hoffe, dass sich die derzeitige Kampagne-Erfolgsquote von rund 64% - auch durch unser Angebot - weiter verbessern wird.“

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INSIDE REPORT

„Kosten werden entstehen und nun raten wir mal, wer diese bezahlt. In ihrem Entwurf beziffert die Bundesregierung die Kosten auf 65,5 Mio. Euro für die Wirtschaft und 8,6 Mio Euro für die Verwaltung, wer die wohl zahlt: „Insgesamt beträgt der Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft 65,5 Mio. Euro.“

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INSIDE REPORT

Gesetz zum Schutz der Kleinanleger Das Bundesfinanzministerium hat in seinem Entwurf zum Kleinanlegerschutzgesetz einen großen Wurf getan. Hat es dies wirklich? Hehre Ziele hat man verfolgt. So steht in dem Entwurf „Mit dem vorliegenden Gesetzesentwurf sollen fortbestehende Regelungslücken geschlossen werden. Insbesondere soll die Transparenz von Vermögensanlagen weiter erhöht werden, um einem Anleger vollständige und zum Anlagezeitpunkt aktuelle Informationen über die Vermögensanlage zu verschaffen. Damit soll der Anleger die Seriosität und die Erfolgsaussichten einer Anlage einschätzen und eine informierte und risikobewusste Entscheidung treffen können. Durch verbesserten Schutz von Anlegern sollen Vermögensschäden verhindert werden und das Vertrauen in die in Deutschland angebotenen Finanzdienstleistungen und Produkte gestärkt werden.“ So schön es sich liest, so kompliziert ist die Sache. Der Kleinanlegerschutz soll durch Änderung bestehender Rechtsvorschriften erreicht werden, wie etwa das Vermögensanlagengesetzes, die Vermögensanlagen-Verkaufsprospektverordnung, das Wertpapierhandelsgesetzes, die Wertpapierdienstleistungs- Verhaltens- und Organisationsverordnung, das Handelsgesetzbuchs. Ob durch die Vorschriften Transparenz erhöht wird und Investoren durch bessere Information geschützt sein wird - lassen wir uns überraschen. Ob nicht doch ein windiger Anlagenver-

käufer eine nette kleine Lücke findet um Anleger in die Falle zu locken. Natürlich wirkt sich ein solches Gesetz auch auf die Anlagen und die Renditen aus. Kosten werden entstehen und nun raten wir mal, wer diese bezahlt. In ihrem Entwurf beziffert die Bundesregierung die Kosten auf 65,5 Mio. Euro für die Wirtschaft und 8,6 Mio Euro für die Verwaltung, wer die wohl zahlt: „Insgesamt beträgt der Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft 65,5 Mio. Euro. Davon entfallen auf zusätzliche Informationspflichten 13,4 Mio. Euro.“ Dass Anleger geschützt werden müssen steht außer Frage. Wie sie geschützt werden können ohne die Wirtschaft, die durch diese Anleger befeuert wird, zu bremsen, ist noch diskussionswürdig. Wir haben diese Fragen an die Betreiber einiger Crowdfunding-Plattformen gestellt. Denn auch diese noch sehr junge Form einer Finanzstrategie ist von diesem Gesetzentwurf betroffen. Hier liegt der Verdacht nahe, dass der Gesetzentwurf nicht ausreichend auf diese digitale Form des Investments eingestellt ist. In der Politik ist man offensichtlich noch nicht wirklich in der digitalen Realität angekommen. Ob da ein bürokratisches Monster schlüpft Foto: © Nomad_Soul - Fotolia.com

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INSIDE REPORT Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Kleinanleger Schutzgesetz vom November diesen Jahres betrifft auch Crowdfunding. Ist eine Regulierung des Crowdfunding Markts entsprechend der Gesetzesvorlage erforderlich oder ist die Regulierungswut übertrieben? Fundernation/Uli Fricke: Anlegerschutz ist sinnvoll und begrüßenswert. Neue Regulierung sollte jedoch immer so ausgelegt sein, dass sie das Ziel Anlegerschutz auch tatsächlich erreichen kann, und gleichzeitig angemessen, also nicht überdimensioniert sein. Wichtig ist auch, zunächst dafür zu sorgen, dass bestehende Gesetze und Regeln eingehalten werden, bevor neue Auflagen eingeführt werden. Da die Crowdfunding Branche noch ganz jung ist, sind viele Details der Arbeitsweise und des Geschäftsmodells noch nicht ausreichend verstanden, so dass einige der Regulierungsvorschläge am Ziel des Anlegerschutzes vorbei schießen. Hier ist dringender Aufklärungs-

bedarf, im Interesse der Anleger. Bankless24/ Dirk Littig: Ich begrüße grundsätzlich die Einbeziehung des Crowdfunding in die Regulierung - aber bitte mit Augenmaß. Das derzeit im Entwurf vorliegende Kleinanlegerschutzgesetz ist aus dem Wunsch entstanden, Kleinanleger besser vor Verlusten aus intransparenten, mit großem Werbedruck vermarkteten Investments am grauen Markt zu schützen. Auslöser war die Insolvenz von Prokon und die dort im Feuer stehenden 1,4 Mrd. Euro Anlegergelder. Crowdfunding ist mit solchen Anlageformen überhaupt nicht vergleichbar. Crowdfunding lebt von Transparenz, von Risikostreuung durch Portfoliobildung, von unterschiedlichsten Geschäftsmodellen, in die kleine Beträge investiert werden. Dennoch hat man das für den Graumarkt bestimmte Regulierungskorsett einfach mal so mit über das Crowdfunding gestülpt. Das geht vollkommen fehl.

Die Bundesregierung hat in ihrer Koalitionsvereinbarung festgehalten, Crowdfunding fördern zu wollen. Davon ist nichts erkennbar. Gerade im europäischen Kontext, wo viel für die Entwicklung des Crowdfunding getan wird, gefährdet diese Überregulierung die weitere Entwicklung. Fundsters/ Annika Böhm: Generell begrüßt FUNDSTERS eine Regulierung der Crowdinvesting-Szene in Deutschland und ab einem gewissen Schwellenwert die Prospektpflicht für alle Finanzanlagen, da dies die fortschreitende Professionalisierung des Marktes unterstützt. Auch kann man positiv feststellen, dass der Gesetzgeber die Bedeutung von Crowdinvesting erkannt hat und bemüht ist, diese neuartige Finanzierungsform am Markt zu etablieren. Damit dies auch umgesetzt werden kann, ist der Gesetzentwurf jedoch noch an die tatsächlichen Begebenheiten und Anforderungen von Crowdinvesting anzupassen. Wir hoffen, dass der Gesetzgeber an dem

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INSIDE REPORT

„Es ist verständlich, dass der Gesetzgeber die Intention verfolgt, potentielle Schäden der Investoren möglichst gering zu halten. Jedoch hat die Begrenzung der Investitionssumme auf 10.000 EUR, je nach Einkommens- und Vermögensverhältnissen eines Investors, unterschiedlichste Auswirkungen auf dessen Risikoprofil.“ Entwurf noch Änderungen vornimmt, um nicht den Kapitalmarkt für nicht börsennotierte Unternehmen, und damit deren Quelle zu Eigenkapitalfinanzierungen, zu gefährden. Dazu gehört: Eine im Sinne der Verständlichkeit für Kleinanleger geeignete inhaltliche Überarbeitung der Prospektdarstellung, insbesondere der § 13 VermAnlG und der VermVerkProspV. - Kompletter Verzicht auf das Werbeverbot von Vermögensanlagen. - Keine Medienbrüche bei elektronischer Zeichnung einer Vermögensanlage (kein Unterzeichnen des VIBs und kein Einsenden des VIBs per Post). - Regulierung von Crowdinvesting? Ja, aber bitte unbürokratisch und investorenfreundlich, sowie aufgeschlossen gegenüber modernen, elektronischen Kommunikationsmitteln. Oneplanetcrowd: Natürlich begrüßen wir es, wenn der Gesetzgeber endlich einen verbindlichen Rahmen für Crowdfunding-Plattformen schafft. Allerdings geht der Entwurf am Thema vorbei. Mit dem Zwang ein Papierdokument zu unterschreiben wird die Sicherheit keines einzigen Anlegers erhöht. Auch bei Madoff und im Fall Prokon wurden zahlreiche Papierdokumente unterschrieben und trotzdem Millionen und Milliarden vernichtet. Noch ein Kommentar zum aktuellen Risiko: zur Zeit lagern ca. 1,5 Billionen Euro mit Nahe-Null-Verzinsung auf deutschen Sichteinlagen- oder Festgeldkonten. Dies entspricht ca. 18750€/ Bundesbürger. Dagegen investiert der Deutsche im Schnitt in 2014 ca. 0,70€ in Crowdfundingprojekte. Die Summen des realen Kapitalverlustes durch die Null-Verzinsung der Sichteinlagen ist fundamental und nicht annähernd vergleichbar mit dem durch insolvente CF Projekte verursachten Kapitalverlusten. Welche Vorschrift aus dem geplanten Gesetz wird das stärkste Hemmnis für die

deutsche Crowdfunding Szene werden? Fundernation/Uli Fricke: Die Beschränkung auf maximale Investitionsbeträge pro Investor verhindert die Teilnahme von Business Angel Investoren an den Finanzierungen. Diese spielen jedoch eine ganz wesentliche Rolle, sowohl als Ankerinvestoren, und auch als aktive Partner für die Unternehmen. Die Beschränkung auf einen maximalen Betrag pro Kampagne, der zu niedrig angesetzt ist, in Verbindung mit dem geplanten Verbot, nur dann eine Folgekampagne durchzuführen, wenn die erste Finanzierung zurück gezahlt ist. Das widerspricht vollkommen der üblichen Finanzierung von jungen Unternehmen durch Business Angel oder Venture Capital Investoren. Hier ist es ganz üblich, in verschiedenen, aufeinander folgenden Finanzierungsrunden zu investieren. Und selbstverständlich wird nicht zwischendrin Geld an die Investoren ausgezahlt. Im Gegenteil, es ist strickt geregelt, dass eine Finanzierung nicht zur Rückzahlung einer vorherigen Finanzierung verwendet werden darf. Dies sollte auch bei Crowdfunding übrigens eine der Anforderungen sein: mit dem Geld der Crowd dürfen keine bestehenden Investorenforderungen begleichen werden. Leider wird jedoch der bestehenden Vorschlag der Begrenzung einfach dazu führen, dass vielen Start-ups auf halber Strecke das Geld ausgehen wird, da sie keine zweite oder dritte Finanzierungsrunde machen können. Das ist leider sehr kontraproduktiv, insbesondere für die Anleger. Bankless24/ Dirk Littig: Das geplante Gesetz ist in sich nicht rund. Es fällt mir daher nicht leicht, einzelne Punkte herauszugreifen. Ich will es versuchen. Die stärksten Hemmnisse sehe ich einerseits in der Pflicht zur Unterschrift des Vermögensinformationsblatts - diesen Medienbruch werden viele Nutzer als nicht zumutbar empfinden. Andererseits wird die Begrenzung der Anlagebeträge je In-

vestor ein wesentliches Hemmnis sein. Die Crowd braucht Signalgeber, die zu größeren Investments bereits sind, die sich aufgrund der höheren Beträge intensiver mit den Projekten auseinandersetzen oder die eine größere Nähe zu den Projekten haben und diese deshalb gut beurteilen können. Wenn ein Investor 100 Euro investiert, will er sich nicht tagelang mit der Analyse beschäftigen. Die Chance, die Interessen von größeren und kleineren Anlegern gleich auszurichten, wird damit leider vertan. Fundsters/ Annika Böhm: Wir können uns vorstellen, dass das Werbeverbot für Vermögensanlagen (Art. 2 Nr. 13 KleinAnlSchG) zu einem Problem werden könnte. Gerade diese Regelung steht im vollkommenen Widerspruch zum Konzept von Crowdinvesting, das die breite Öffentlichkeit anspricht und durch eine Beschränkung auf bestimmte Kommunikationskanäle gehemmt wird. Um die breite Öffentlichkeit weiterhin ansprechen zu können, muss Werbung für das eigene Unternehmen erlaubt sein, andernfalls wird es vielen Startups und auch Plattformen gar nicht mehr oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich sein, Investoren zu erreichen. Und dies ist schließlich nicht der Gedanke von Crowdinvesting. Oneplanetcrowd: Der Zwang Investments auf Papier zu unterschreiben und zuzuschicken bricht nicht nur die Web 2.0 Logik und somit die Dynamik des CF, sondern dieser Papiertiger-Zwang bricht auch mit den Vorgaben der Digitale Agenda 2014-2017 der Bundesregierung. Das Gesetz sieht Höchstgrenzen für Projekte und für Einzel Investoren vor. Wie beurteilen Sie diese? Bankless24/ Dirk Littig: Die Ausnahme von der Prospektpflicht für Crowdfunding ist insgesamt vollkommen unlogisch strukturiert. Man hat zunächst die bisher unregulierten Nachrangdarlehen der ReguFUNDSCENE

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INSIDE REPORT

Foto: © jesussanz - Fotolia.com

lierung unterworfen, um anschließend für diese - und NUR für diese - eine Crowdfunding-Ausnahme einzuführen. Dabei wird vollkommen verkannt, dass die Nachrangdarlehen nichts anderes als eine Umgehung der bisherigen Regulierung waren. Andere, regulierte Instrumente wie die Stille Beteiligung oder das Genussrecht sind vielfach viel besser geeignete Finanzinstrumente aber für diese gilt die Ausnahme nicht. Das muss mir mal jemand schlüssig erklären. Zur Höchstgrenze von 1 Mio. Euro muss ich sagen, dass die nicht in den europäischen Kontext passt. In anderen Ländern liegt die bspw. bei 5 Mio. Euro. Wesentlich gefährlicher allerdings sind die willkürlichen Grenzen für Einzelinvestoren von 1.000 Euro bzw. max. 10.000 Euro. Die gelten übrigens auch für juristische Personen, also professionelle Anleger. Diese Grenze wird dazu führen, dass die Kleinanleger eben nicht mehr investieren dürfen, die Großanleger aber abseits eines Crowdfunding-Projektes in die Unternehmen investieren werden. Werden so Interessen gleichgerichtet?

der Erstellung teuren Prospekt nicht schon ab 100.000 EUR, sondern ab 1.000.000 EUR erstellen. FUNDSTERS sieht in der Ausnahme des Gesetzesentwurfs keine sinnvolle Regelung. Zum einen ist es fraglich, ob diese Handhabung dem im Europarecht und dem im deutschen Grundgesetz verankerten Gleichbehandlungsgrundsatz standhält. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich partiarische Darlehen und Nachrangdarlehen von stillen Beteiligungen oder Genussrechten sowohl wirtschaftlich als auch in Hinsicht auf Investorenrechte und –pflichten wesentlich unterscheiden und in der Folge eine solche Diskriminierung verhältnismäßig erscheinen lässt. Es wirft zum anderen die Frage auf, ob Investoren, die in Form von partiarische Darlehen und Nachrangdarlehen investieren, weniger schutzwürdig sind, als beispielsweise Investoren, die als Kommanditist in eine GmbH & Co. KG investieren. Zudem sind partiarische Darlehen und Nachrangdarlehen mit weniger Investorenrechten ausgestattet als beispielsweise Kommanditanteile.

Fundsters/ Annika Böhm: Projekte, die mit der Finanzierung über das partiarische Nachrangdarlehen arbeiten, müssen, anders als bei der stillen Beteiligung, ein in

Des Weiteren fürchten wir, dass in Folge dieser Gesetzesänderung die Finanzierung etlicher Assetklassen, von Immobilien- bis hin zu Venture Capital-Beteiligungen, nur

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deshalb in Form von partiarische Darlehen und Nachrangdarlehen strukturiert wird, um eine Prospektpflicht zu umgehen. Dabei macht es je nach Unternehmensstruktur und Assetklasse oft keinen Sinn, die Finanzierung eines Unternehmens bzw. Assets in diesen Darlehensarten zu konzipieren. Insbesondere für Startups und junge Unternehmen, die eben durch diese Ausnahme gefördert werden sollen, ist es nicht klug, nahezu den gesamten Kapitalbedarf in einem Zug mit Darlehen zu decken, da der Fälligkeitstermin der Darlehen wie ein Damoklesschwert über den jungen Unternehmen schwebt. Bekommt das junge Unternehmen bis zum Fälligkeitstermin keine Anschlussfinanzierung muss es den Betrieb einstellen. Die Höchstgrenze für Einzelinvestoren von 10.000 EUR halten wir für nicht sachgemäß. Es ist verständlich, dass der Gesetzgeber die Intention verfolgt, potentielle Schäden der Investoren möglichst gering zu halten. Jedoch hat die Begrenzung der Investitionssumme auf 10.000 EUR, je nach Einkommens- und Vermögensverhältnissen eines Investors, unterschiedlichste Auswirkungen auf dessen Risikoprofil. Der Gegenvorschlag aus der Branche, die zulässige Anlagehöhe


INSIDE REPORT je Investor in Bezug auf dessen Einkommen und/oder Vermögen festzulegen, halten wir für einen guten Kompromiss, insbesondere, wenn die Auskunft des Investors leicht über elektronische Medien abgewickelt werden kann. Ein weiterer Punkt spricht gegen maximal Investments von 10.000 EUR, da hierdurch Investitionen von Ankerinvestoren verhindert werden, die mit der entsprechenden Analysekompetenz das Risikoprofil der Investition besser einschätzen können. Oneplanetcrowd: Höchstgrenze für Projekte sollte bei 5 Mio. € liegen. Höchstgrenzen für Einzelinvestoren verkomplizieren den gesamten Prozess und entmündigen den Investor. Wird durch das Unterschreiben - online signieren ist nicht ausreichend - ein weiteres bürokratischer Monster geschaffen? Fundernation/Uli Fricke: Es ist schwer vorzustellen, warum das Ausdrucken, Unterschreiben, Briefmarke kleben und zur Post tragen für mehr Transparenz sorgen soll. Wenn die Regelung so bleibt, werden zusätzliche Kosten für die Verwaltung entstehen, ohne dass ein einziger Anleger davon einen Vorteil hätte. Transparenz lässt sich auch online herstellen. Bankless24/ Dirk Littig: Absolut. Ich habe schon einige Stimmen von Crowdinvestoren gehört, für die dieser zusätzliche Aufwand dazu führen wird, dass sie weniger Crowdinvestments machen werden. Mal ganz abgesehen vom Aufwand für die Plattformen. Fundsters/ Annika Böhm: Nach erheblicher Kritik an der letzten Version ist der Regierungsentwurf von einem postalischen Versand des unterschriebenen VIB abgerückt. So soll es nun ausreichen, dass das VIB ausgedruckt, unterzeichnet, eingescannt und per E-Mail an den Anbieter gesandt wird. Dies stellt zwar gegenüber dem Postversand eine erhebliche Erleichterung dar, ist aber weiterhin eine anachronistische Hemmschwelle. Einen vergleichbaren Anlegerschutz könnte man auch über Funktionen, wie etwa durch eine unvermeidbare Mindesteinblendedauer des VIBs auf dem

Bildschirm des Investors, erreichen. Diese Bürokratisierung ist unserer Meinung nach nicht mehr zeitgemäß und schafft auf jeden Fall einen Mehraufwand für Investoren und Anbieter, der hätte umgangen werden können. Oneplanetcrowd: Ja, wie bereits erwähnt. Anlegerschutz muss auch im Sinne der Betreiber von Crowdfunding Plattformen liegen. Wie soll dieser Schutz aus Ihrer Sicht gestaltet und garantiert werden? Fundernation/Uli Fricke: Anlegerschutz ist wichtig, sinnvoll und begrüßenswert. Eine der wichtigsten Bedingungen für den Anlegerschutz ist eine sehr hohe Transparenz im Sinne der Anleger. Jeder Anleger muss die – einfach und verständlich zugängliche – Möglichkeit haben, sich ein klares Bild von dem Investment und den damit verbundenen Chancen und Risiken zu machen. Das ist nicht mit einem 50 Seite Prospekt getan, sondern eher im Gegenteil mit überschaubar knappen, klar strukturierten Informationen, die auch eine Vergleichbarkeit ermöglichen. - Wenn der Anleger entsprechend sehr gut informiert ist, dann kann er auch eine gute Entscheidung treffen. - Aus unserer Sicht muss also viel mehr Augenmerk auf die Klarheit, Vollständigkeit und Verständlichkeit aller Informationen gelegt werden, so dass auch ein Anleger, der kein Kapitalmarkt Experte ist, verstehen kann, worauf er sich einlässt. Bankless24/ Dirk Littig: In der Tat, Anlegerschutz ist ein wesentliches Interesse der Plattformen. Bereits seit einem Jahr machen wir uns dazu im German Crowdfunding Network intensiv Gedanken. Ganz wesentlich ist aus meiner Sicht ein hohes Maß an Transparenz. Das ist bereits heute bei den meisten Plattformen gewährleistet. Ein guter Weg könnten Standards hierzu sein, deren Einhaltung bspw. für ein Qualitätssiegel des Verbands erforderlich ist. So kann der Anleger auf einen Blick erkennen, ob die jeweilige Plattform bestimmte Standards erfüllt. Darüber hinaus könnte man überlegen, ein plattformübergreifendes Forum einzurichten, wo Projekte diskutiert und bewertet werden können.

Die Branche will Anlegerschutz aktiv fördern. Die Regelungen des Kleinanlegerschutzgesetzes sind dazu aus meiner Sicht nicht geeignet. Fundsters/ Annika Böhm: FUNDSTERS hat bewusst auf ein Beteiligungsmodell gesetzt, das nicht auf Ausnahmetatbeständen beruht, da wir von Anfang an der Meinung waren, dass insbesondere Privatinvestoren Sicherheit und Transparenz benötigen. Dazu gehört für uns auch, sich im Sinne eines nachhaltigen Geschäftsmodells nicht bewusst der Aufsicht durch die Behörden zu entziehen und gesetzlich bestimmte Transparenz pflichten (Prospektpflicht) und Sicherheitsvorschriften (Geldwäscheprüfung der Investoren) einzuhalten. Fundsters Venture Capital wurde von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht geprüft und besitzt schon jetzt einen von ihr gebilligten Beteiligungsprospekt mit einer umfangreichen Beschreibung der Risiken. Damit erfüllen wir schon jetzt die kommenden verbraucherschutzrechtlichen Anforderungen und übererfüllen sie teilweise sogar. Damit sind wird aktuell die einzige Crowdinvesting-Plattform in Deutschland, die auch im kommenden Regulierungsrahmen Finanzierungen von über 1.000.000 Euro realisieren könnte. Das Beteiligungsmodell von FUNDSTERS ist der Beweis, dass Kleinanlegerschutz sowie die damit zusammenhängende Transparenz mittels Prospekt und das Bedürfnis der zu finanzierenden Unternehmen nach einer kostengünstigen Eigenkapitalfinanzierung nicht im Widerspruch steht. Oneplanetcrowd: - Plattformbetreiber sollten einem Screening durch die Bafin unterworfen werden, so wie das z.B. bei unseren Partnern in den Niederlanden der Fall ist. - Risikohinweis - Erfolgsquoten bzw. Ausfallquoten der einzelnen Plattformen sollten transparent auf der Plattform erkenntlich sein, Anlegerschutz funktioniert durch Transparenz und über die Kommunikation der Crowd, die mit der Plattform ein Medium hat. Link zum Entwurf: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/ Downloads/Gesetze/2014-11-12-kleinanlegerschutzgesetz. pdf?__blob=publicationFile&v=2

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SPOTLIGHT

Vivaldi

Vier Jahreszeiten für Hund und Katz Hund uns Katz fressen schon lange nicht mehr alles, was ihnen vorgesetzt wird. Da sind besondere Kompositionen gefragt. Tierfreunde achten nicht nur auf eigene Ernährung, auch der Liebling soll gesund und artgerecht ernährt werden. So ist im Laufe der Jahre ein Markt mit gigantischem Potenzial entstanden, in dem auch immer wieder neue Produkte und Vertriebsformen ihre Nische finden. Vivaldi folgt mit seiner high quality Tiernahrung aus regionaler Produktion einem Trend zum Premiumprodukt mit Lieferservice bei der Versorgung des Heimtiers. Dass man so gar nicht old school ist, zeigt sich auch in der Tatsache, dass man sich neuen, innovativen Finanzierungsmethoden nicht verschließt. Im Interview berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Altermann, MBA über seine Erfahrungen mit Crowdinvesting. Tiernahrung ohne Konservierungsstoffe etc. ist nicht mehr die Ausnahme. Was hat Sie dazu bewogen, sich in diesem Markt zu platzieren? VIVALDI ist bereits seit 17 Jahren am Markt. Das Marktsegment der hochqualitativen Tiernahrung ist – begründet durch das steigende Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten – ständig wachsend. VIVALDI bewegt sich bewusst in dieser Nische. Wir übernehmen ebendiese Verantwortung für die uns anvertrauten Tiere – und, im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsprogrammes – auch für die Umwelt.

Was ist das Besondere an Ihrer Tiernahrung? Die Ausgewogenheit der Nährstoffe, die zu einer besonders guten Verträglichkeit und Verdaulichkeit bei Hunden und Katzen führen. Die ausgesuchten Rohstoffe, die vorwiegend aus der Region kommen und wo wir auf artgerechte Tierhaltung besonders viel Wert legen. Kurze Transportwege. Ein Nachhaltigkeitsprogramm vom ausgesuchten Rohstoff, über ausgewogene Rezepturen bis hin zur Belieferung unserer Kunden bis an die Haustüre. Wie abwechslungsreich ist Ihre Auswahl und bieten Sie in naher Zukunft weitere Produkte evtl. Zubehör an? VIVALDI steht für Abwechslung – jeden Tag ein frisches Menü für Ihren Hund und Ihre Katze. Auch den Bedürfnissen von hypoallergenen Tiern wird Rechnung getragen – unsere SENSITIV Linie bietet eine abwechslungsreiche Kost, auch wenn diverse Unverträglichkeiten bei Hund oder Katze vorliegen. Kann Ihre Tiernahrung auch preislich mit herkömmlicher Tiernahrung konkurrieren? Qualitätsunterschieden zeigen sich durchaus auch im Preis. Wir stehen

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Die Leute haben es satt, dass ihr Geld in Finanzprodukte „angelegt“ wird, die teilweise nicht mal mehr von den Bankern verstanden werden.


SPOTLIGHT dazu, dass etwa 45% hochqualitativer Muskelfleischanteil sowie weitere beste Zutaten einfach einen höheren Preis haben als ca. 4% bei „herkömmlicher“ Tiernahrung. Über welche Vertriebskanäle bringen Sie Ihre Tiernahrung an Hund und Katz? Unsere VIVALDI Partner liefern die VIVALDI Menüs bis an die Haustüre – die Lieferung ist kostenfrei! Sie haben Crowdfunding auf der Plattform Conda gestartet. Warum gehen Sie den Weg über Crowdfunding? Alternative Finanzierungsmethoden zum Zwecke der Expansion sind gerade für KMU´s ein notwendiges Instrument. Das Team von CONDA hat uns auf diesem Weg sehr gut unterstützt. Wir haben mehr als 2000 Kunden am Markt. Diesen wollen wir die Möglichkeit geben, am Erfolg und der Expansion von VIVALDI zu partizipieren. Schließlich tragen sie zum Erfolg durch ihre monatlichen Bestellungen bei. Auch für klassische Investoren bedeutet unser Angebot eine echte Chance auf gute Rendite. Ansprechen wollen wir aber auch strategische Partner – etwa zukünftige VIVALDI Partner, Logistik Partner oder PR Agenturen. Wir haben im Rahmen der geplanten Expansion durchaus auch Aufträge zu vergeben – das Zeichnen bei VIVALDI stellt auch hier ein Bekenntnis zu zukünftiger, erfolgreicher und langfristiger Zusammenarbeit dar. Welchen Nutzen tragen Sie und welchen ihre Investoren davon? VIVALDI kann auch in Zukunft auf ein immer größer werdendes Netz an Unterstützern und Botschaftern zurückgreifen – dies sind unsere bestehenden Kunden und Partner schon gegenwärtig. Für Investoren steht sicher die Wertvermehrung im Vordergrund. Durch das Investment in VIVALDI hat der Investor nicht nur die Sicherheit in ein seit 17 Jahren bestehendes und nachhaltig erfolgreiches Unternehmen zu investieren, sondern tut dies auch im ständig wachsenden Markt der hochqualitativen Tiernahrung. Deswegen laden wir durchaus auch „Institutionelle Investoren“ ein – wobei natürlich unser Hauptaugenmerk auf

Wer Vertrauen bei der CROWD schaffen möchte muss offen über sein Unternehmen, seine Geschäftsidee kommunizieren der CROWD liegt! Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung auf ihre Zukunftsfähigkeit? Die klassischen Finanzierungsformen haben sich überholt – Stichwort „Kreditklemme“. Die Leute haben es satt, dass ihr Geld in Finanzprodukte „angelegt“ wird, die teilweise nicht mal mehr von den Bankern verstanden werden. Da schon lieber in ein Unternehmen investiert, bei dem ich im Idealfall sogar selbst Kunde bin. Worauf sollten Unternehmer achten, wenn sie eine Crowdfunding-Kampagne planen? Transparenz, Offenheit, damit auf die Leute zugehen. Wer Vertrauen bei der CROWD schaffen möchte muss offen über sein Unternehmen, seine Geschäftsidee kommunizieren. In weiterer wesentlicher Punkt ist die Plausibilität der Zukunftsaussichten. Hier kann ich professionelle Hilfe nur empfehlen – wenn jedoch alles steht, ist es eine

richtig spannende Zeit! Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren? Haben Sie neue Vertriebswege und/oder Entwicklungen im Ärmel? VIVALDI hat sich aus tiefer Überzeugung der Nachhaltigkeit verschrieben. Dies im ökonomischen, ökologischen als auch im soziokulturellen Sinn. Wir wollen einen Mehrwert schaffen: für die Tiere, die Zulieferer, die VIVALDI Partner und natürlich nicht zuletzt für unsere Investoren.Im Vertrieb halten wir an unseren altbewährten Wegen fest: VIVALDI nach Hause geliefert bietet nicht nur unseren Kunden einen echten Vorteil – kein Schleppen, beste Beratung – sondern auch wir haben ständig Kontakt zu den Haustieren und ihren Haltern. So sind wir in der Lage, auf den Markt unmittelbar zu reagieren.Das hat auch dazu geführt, dass wir zwei neue Hundemenüs – Pute&Wildschwein sowie Huhn&Kaninchen – gelaunched haben.Im ersten Quartal werden wir mit 3 neuen, nachhaltigen Katzenmenüs aufhorchen lassen. FUNDSCENE

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SPOTLIGHT

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SPOTLIGHT

Stroh statt Plastik

Plastik verschmutzt die Umwelt, ist in allen Lebenslagen gegenwärtig, von Abfalltüte bis Zahncreme und ist praktisch unvermeidbar. Ist Plastik wirklich nicht vermeidbar. Jana Gessert, Geschäftsführerin der Bio Strohhalme GmbH sieht dies anders und so bietet ihr Unternehmen Strohhalme, also Trinkhalme aus Stroh, ja aus Stroh. Wie dies geht, ob dies geht und wie das Unternehmen mit dem guten Gewissen für die Umwelt mit biologischem Anbau und fairem Handel auch wirtschaftlich bestehen kann, schildert Jana Gessert im Interview Was hat Sie dazu bewogen, einen Strohhalm aus Stroh auf den Markt zu bringen? Unsere Passion ist es – „Innovationsleader“ für nachhaltige und hochwertige Strohhalme zu sein. Und uns sind die Menschen, die die Strohhalme nutzen – genauso wichtig wie das Produkt selbst. Auch wenn, man bei dem Wort Strohhalm an Stroh denken könnte, hat man jedoch eher den üblichen Trinkhalm aus Plastik im Kopf. Deshalb haben wir vor ca. 3 1/2 Jahren damit angefangen nachzuforschen – wo der Ursprung des Strohhalms herkommt und wie wir den Natur-Strohhalme wieder-beleben können. Trinkhalme sind ein Gebrauchsartikel und kostenmäßig im unteren Cent-Bereich angesiedelt. In der Regel kommt jeder Artikel nur ein einziges Mal zur Anwendung und wird dann weggeworfen. So ist die Idee entstanden den echten Natur-Strohhalm wieder herzustellen um damit eine nachhaltige Alternative zu dem Plastik-Trinkhalm anbieten zu können und damit einen Beitrag zur unserer Umwelt zu leisten. Ist Stroh gegenüber dem Plastik auch wirtschaftlich konkurrenzfähig? Heute kauft der Gastronom den Plastik-Trinkhalm die zu 80% aus Asien kommen, zu einem 1000-St.-Preis von ca. 5 Euro ein. Das ist für einen Wegwerf-Artikel nun mal der Preis. Heute ist die Szene (Bar, Hotel, Cafe, Bistro, Gastronomie) viel nachhaltiger geworden, lebendig bunt und alte Muster weichen. Nachhaltigkeit ist mittlerweile mehr als ein Trend – es ist ein Life-Style der sich durchgesetzt hat und deshalb sind wir sehr zuversichtlich (und die hohe Nachfrage bestätigt uns das auch), dass wir mit unseren Produkten einen immer stärker wachsenden Markt bedienen können. Unser Ansinnen ist nicht das Konkurrieren sondern für alle eine Alternative zu schaffen – die Welt ein Stück „plastikfreier“ sich vorstellen. Wie hygienisch sind die Natur-Strohhalme?

Es gibt Anbieter, dass sind zum einen Händler die „Bastel-Stroh“ anbieten, das meist aus dem Asiatischen Bereich kommt und für den Lebensmittel-Bedarf nicht eingesetzt werden kann. Aber öfters kommt es hier zu Verwechslungen und wir werden damit preislich verglichen. Dann gibt es einen Anbieter der ähnlich wie wir arbeitet, doch die Strohhalme werden mit Chlor gebleicht und auch nicht vorher gereinigt. Die Chlor-Bleiche trocknet die Halme aus und macht diese leicht porös. Auch der haptische Eindruck ist nicht besonders schön und die Eigenschaft des Strohhalms leidet darunter. Das war für uns nicht zielführend. Deshalb haben wir in den letzten 3 ½ Jahren ein spezielles Augenmerk darauf gelegt und daran gearbeitet unser Produkt mit einem speziellem Reinigungsverfahren zu waschen und zu säubern. Schonend zu desinfizieren mit sehr heißem Dampf - danach werden die Halme in einem medizinischen Trocknungs-Ofen langsam und lange getrocknet. So können wir die Voraussetzung erbringen einen hygienisch einwandfreien Artikel anzubieten. Sie betonen, dass Sie biologisch angebautes Stroh nutzen. Nun ist Stroh ein Abfallprodukt aus der Getreideproduktion. Was geschieht mit dem Getreide und können Sie ausreichend biologisch angebaute Getreidebauern für Ihr Stroh auch in Zukunft begeistern? Die Ernte von unserem „Roh-Produkt“ dem Getreidehalm, geht eine spezielle Ernte-Technik voraus, bei der der Bio-Landwirt zuerst die Ähre gewinnt. Diese wird meistens für die Weiterverarbeitung zu Bäckerei-Produkten in Mühlen gebracht, oder als Futter verwendet. Unsere anbauenden Biobauern erhalten von uns eine faire Bezahlung. Da unsere Produkte ausschließlich aus heimischem Anbau stammen, leisten wir nebenbei einen erheblichen Beitrag zur Existenzsicherung der regionalen Landwirtschaft. Wir haben dieses Jahr weitere Bio-Landwirte, auch für den großen Österreichischen Markt gewinnen können.

Die Ernte von unserem „Roh-Produkt“ dem Getreidehalm, geht eine spezielle Ernte-Technik voraus, bei der der Bio-Landwirt zuerst die Ähre gewinnt. FUNDSCENE

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Liegt Ihre Zielgruppe ausschließlich im privaten Bereich oder kann auch die Gastronomie mit Ihren Strohhalmen ausgerüstet werden und davon profitieren? Über unseren Online-Shop (www.bio-strohhalme.de) können Privatkunden Haushalts-Menge einkaufen aber auch die Gastronomie. Unsere Zielgruppe sind die nachhaltigen Online-Händler, der Bio-Einzelhandel, die Industrie, die Werbeagenturen und die Werbemittelhändler. In der Gastronomie haben wir mittlerweile große Abnehmer die auch immer wieder unsere Bio-Strohhalme nachkaufen. Dass sind Szene-Bars, Bio Hotels, Cafés, Restaurants und VEGANE-Bistros. Sie haben Crowdfunding auf der Plattform Conda gestartet. Warum gehen Sie den Weg über Crowdfunding? Crowdfunding ist der beste Weg mit den Anlegern direkt in Kontakt zu treten, gemeinsam zu wachsen und bereits mit einem kleinen Anlagebetrag sich an dem Unternehmen, dem ökologischen Zukunftsmarkt zu beteiligen. Zu dem auch einen Beitrag für eine plastikfreiere Umwelt zu leisten und mit dieser Anlage sich aktiv monetär daran zu beteiligen. Wir hatten bereits im Vorfeld mehrere europäische Wirtschafts- und Umweltpreise gewonnen und in diesem Zusammenhang eine größere „Fan-Gruppe“ zu uns und unserem Produkt aufgebaut. Das war auch eine wichtige Vorarbeit um die richtigen Menschen über das Crowdinvesting zu erreichen, die die gleichen Ideen und Lebenseinstellung zur Nachhaltigen Umwelt haben. Wir stehen im kontinuierlichen Kontakt mit unseren Investoren. Unsere Hausbank hatte uns sehr günstige KfW Kredite und Fördermittel angeboten, aber dennoch war für

Crowdfunding ist der beste Weg mit den Anlegern direkt in Kontakt zu treten, gemeinsam zu wachsen und bereits mit einem kleinen Anlagebetrag sich an dem Unternehmen, dem ökologischen Zukunftsmarkt zu beteiligen. 70

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uns der Weg über ein Crowdinvesting „wertvoller“. Der Kreditvertrag wird zwischen der Bank und uns getroffen und das war es – kein Kunde – hätte davon etwas erfahren. Bankgeschäfte finden in der Regel im Stillen statt. Crowdfunding ist der Weg in die Öffentlichkeit und das ist das, was für junge Start-ups äußerst wichtig ist – die Welt wissen zu lassen, dass es uns gibt. Welchen Nutzen tragen Sie und welchen ihre Investoren davon? Unser Nutzen und deshalb auch die Entscheidung gegen den Bank-Kredit - ist die öffentliche Aufmerksamkeit die wir durch die Awards und die Crowdkampagnen und Social-Media Präsenz erreichen können. Wir hatten vor unserem Markteintritt viel Recherchiert und dabei festgestellt – alle Welt kennt und nutzt einen Strohhalm – aber bei ~ 90 % der Menschen sind es „Plastik-Trinkhalme“ – weil der echte Strohhalm – das Original – nicht bewusst ist. So wäre eine „Bekanntmachung“ nur mit sehr großen finanziellen Mittel über PR – und Medienmaßnahme möglich gewesen. Unsere Investoren bekommen neben der Verzinsung der Anlage auch die Möglichkeit mit uns zu wachsen – sie sind nicht nur am Gewinn beteiligt sondern am Ende der Laufzeit auch am Unternehmenswert. Auch unsere Umwelt zu schützen, einen Betrag zu leisten, dass wir etwas plastikfreier werden. Es muss deshalb auf einen „Strohhalm“ nicht verzichtet werden, denn es ist auch ein täglicher Hygiene-Artikel und gehört zu unserem Lifestyle, dazu trägt jeder Investor mit bei. Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung auf ihre Zukunftsfähigkeit? Ich denke dass es ein Finanzierungs-Konzept mit vielen Möglichkeiten und Chancen ist und das nicht nur für Start-ups. Viele Unternehmer denken darüber nach „Banken-unabhängiger“ zu sein oder zu werden und Crowdinvesting ist für Unternehmen und Investor eine hervorragende Möglichkeit zusammen zu finden und


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am Wirtschafts-Markt zu wachsen. Crowdinvesting hat für mich Zukunft. Worauf sollten Unternehmer achten, wenn sie eine Crowdfunding-Kampagne planen? Durch einen durch die IHK veranstalteten Informationstag im Herbst 2013 sind wir zum Thema „Crowdfunding“ gekommen. Auf dieser Veranstaltung hatten wir die Gelegenheit mit sehr vielen Anbieter von Crowdfunding-Plattformen zu sprechen. Das ist mit Sicherheit eine im Vorfeld wichtige Vorbereitung um sich bewusst zu sein wer ist der richtige Partner. Welche Plattform hat auch als richtige Publikum / Anleger –Potential für mein Produkt. Dazu sollten sich auch die Unternehmer Gedanken machen über rechtliche Verpflichtungen und den rechtlichen Rahmen die die Verträge mit Anlegern und den Plattformbetreibern mit sich bringen. Welche Anlageform soll angeboten werden? Welche Summe möchte das Unternehmen einsammeln und wie wird es verwendet? Eben dadurch ausreichend Zeit im Vorfeld einplanen, denn es ist für das Unternehmen vorher viel in Eigenleistung zu erbringen, gerade am Anfang verfügt man nicht über einen Stab an PR, Marketing und Rechts-Experten. Ein entscheidender Aspekt – der uns jetzt erst in der Nachschau erst richtig bewusst geworden ist – Die Kampagne kostet auch richtig Geld. Wir haben die Zahlen analysiert und errechnet, dass wir ca. 25 % des eingesammelten Geld eigentlich gar nicht zu Verfügung haben. Die mit dem Prozess entstehenden Kosten, wie z.B. die Gebühr für die Platt-Formbetreiber (in der Regel liegen die Kosten zwischen 7 bis 9 % der Investing-Summe), für Anwälte, Steuerberater und Medien-Arbeit (ständige Sozial-Medien Anpassungen, Filme, YouTube, Website überarbeiten usw. ) die laufend passieren sollte um erfolgreich zu sein, sind nicht unerheblich.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren? Haben Sie neue Vertriebswege und/oder Entwicklungen im Ärmel? Gerade sind wir mitten in der Europäischen Markteinführung von nachhaltigen Papier-Trinkhalmen, die sich im Getränk nicht auflösen. Diese werden mit einem patentierten Herstellungsverfahren und mit westlichem Standard produziert. Nach Gebrauch sind die Halme biologisch abbaubar und zu 100% kompostierbar. Die Halme sind lebensmittelecht (zertifiziert nach EU Verordnung) und frei von Blei, Chlor und Weichmachern. Die Papier-Trinkhalme ergänzen optimal unsere Bio Strohhalme, da diese einen genormten Durchmesser von 6 mm haben und somit bestens geeignet für dickflüssigere Getränke (z. B. Smoothies, dicke Fruchtsäfte, Bubble Tea oder Cocktails mit Rohrzucker). Wir bieten die Papier-Trinkhalme in tollem Design mit trendigen Farben und Mustern an. Aktuell zu Weihnachten mit grünen Tannenbäumchen oder goldenen Sternen. Mit den Papier-Trinkhalmen können wir auch „Knick-Halme“ anbieten eine absolute Neuheit in Europa. Die Halme in Papier hüllen (das Papier ist als Werbefläche nutzbar) oder mit den Logos, Werbespruch oder einem Statement des Kunden, den ganzen Papier-Trinkhalm designt anbieten. Somit treten wir in die Welt der „Werber und Werbemittelhändler“ ein, denn immer mehr Unternehmen wünschen nachhaltige Werbemittel. Die Papier-Trinkhalme liegen Preislich zwischen den Plastik-Trinkhalmen und den Strohhalmen, so ergänzen wir unsere Sortiment für die Kunden, für die der Preis noch zu hoch war, um auf „Nachhaltigkeit“ zu wechseln. Vorstellen werden wir die Papier-Trinkhalme und Papier-Knickhalme auf der internationalen Werbe-Leitmesse - der „PSI“ in Düsseldorf vom 07. bis zum 09. Januar 2015 und vom 11. Bis zum 14. Februar 2015 auf der internationalen „BIOFACH“ Messe in Nürnberg.

Gerade sind wir mitten in der Europäischen Markteinführung von nachhaltigen Papier-Trinkhalmen, die sich im Getränk nicht auflösen.

Unser Ziel für die nächsten Jahre: „Weltweit die Nummer 1 als Anbieter und Produzent von nachhaltigen STROHHALME zu sein“.

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Kaffee ist ein Trendgetränk, das sich ungebrochener Beliebtheit erfreut. In jüngerer Zeit gewinnen Kaffeekapseln bequem, wie sie sind, an Bedeutung. Mit Velibre Espresso strebt ein junges Unternehmen in die Phalanx der Kaffeekapselanbieter mit kreativem Kaffee und durch die Crowd finanziert. Warum einen weiteren Anbieter für Kaffee? Wir denken, Velibre hat beste Chancen auf dem Markt für Nespresso kompatible Kaffeekapseln eine entscheidende Rolle zu spielen. Unsere Produkte und das Marktumfeld bieten ideale Voraussetzungen: In 2014 werden circa 10 Milliarden Kaffeekapseln weltweit verkauft. Das Nespresso-System dominiert den Markt mit einem Anteil von rund 70 Prozent. Die jährlichen Wachstumsraten der vergangenen Jahre für Kaffeekapseln betrugen durchschnittlich etwa 20 Prozent. Dieser Trend wird anhalten: Für 2020 wird ein weltweiter Umsatz von mehr als 30 Milliarden Kaffeekapseln prognostiziert. Wo sehen Sie den Bedarf und was ist das Besondere an Velibre Espresso? Die Nachfrage nach preisgünstigen Kapseln und hochwertigen Kaffee ist sehr groß und genau hier bieten wir das passende Produkt an. Zudem haben wir uns dem Umweltaspekt verschrieben, so dass unsere Kapseln keinerlei Umverpackungen mehr benötigen, was den Verpackungsmüll erheblich reduziert. Es ging uns bei der Entwicklung der Velibre Kaffeekapsel darum, durch ein entsprechendes Design mit weniger Verpackungsmaterial auszukommen. Die Mehrzahl der Hersteller von Kaffeekapseln ist nicht in der Lage das Kaffeearoma ohne diese zusätzlichen Verpackungstütchen zu erhalten. Der Kaffee wäre dann schnell ungenießbar. Das einzigartige Design unserer vollkommen verschlossenen Kapsel stellt sicher, dass sich das besondere Aroma und der Duft des Espresso erst in der Tasse entfalten. Preislich können Sie mit den Markenanbietern gut mithalten. Können Velibre Espressos eine hohe Qualität und ein genussvolles Geschmackserlebnis bieten? Das Geheimnis der Einzigartigkeit der fünf Velibre Espressomischungen beruht auf

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den verwendeten Rohkaffeebohnen. Für jede unserer Mischungen verwenden wir ausschließlich erstklassige Bohnen. Auf diese Weise kann Velibre den höchsten Grad an Geschmack und Qualität erzielen. Im Bereich Intensität reichen unsere Geschmacksrichtungen von der mildesten, „Volante“ mit Vanillegeschmack, bis hin zur kräftigsten, „Fortis“. Um die höchste Qualitätsstufe aufrechterhalten zu können, wird der Kaffee abschließend innerhalb von 24 Stunden in komplett abgeschlossene Kapseln gefüllt. Die Velibre Kaffeekapseln bieten hochwertigen Espresso zum günstigen Preis, das wurde von unabhängigen Testern bestätigt: kapsel-kaffee.net hat uns getestet hier geht es zum Test auf inn-joy kapsel-check hat unseren Fortis getestet Kaffeenavigator findet unseren Volante sehr gut Schon äußerlich seitens der Verpackung heben Sie sich deutlich von den herkömmlichen Anbietern für Kaffeekapseln ab. Was haben Sie sich bei der Entwicklung und Verwendung dieser Verpackung gedacht? Für uns stand die Anzahl der Kapseln und die Möglichkeit diese so neben der Maschine zu platzieren bei der Entwicklung im Vordergrund. Die Velibre Boxen sind so konzipiert worden, dass sie den für die Verpackung der Kapseln anfallenden Abfall auf ein Minimum reduzieren. Die Boxen entsprechen einem Würfel mit ca. 12 cm Kantenlänge und können 42 Kapseln aufnehmen. In unsere Boxen passen deshalb so viele Kapseln hinein, da diese, im Gegensatz zu Kapseln vieler anderer Anbieter, nicht einzeln mit einem Plastikbeutel verpackt werden müssen, um den Kaffee frisch zu halten. Die Kapsel besteht aus einer durchsichtigen äußeren und einer farbigen inneren Schicht. Die innere Schicht ist Teil eines ausgeklügelten Flusssystems, das die Menge des Wassers steuert, die durch das Premium Kaffeepulver strömt. Es stellt sicher, dass

der köstliche Espresso gleichmäßig in die Tassen fließt. Die äußere Schicht versiegelt die Kapsel. Sie sorgt dafür, dass der innerhalb von 24 Stunden geröstete, gemahlene und verpackte Kaffee frisch bleibt. Damit die einzelnen Sorten einfacher auseinander gehalten werden können, wurden die Kapseln farbig gestaltet: schwarz, rot, grün, blau und lila. Woher stammt Ihr Kaffee? Wir verwenden Produkte aus den weltweit besten Anbaugebieten wie Kenia, Äthiopien, Brasilien und Kolumbien, um nur einige der Schlüsselländer zu nennen. Wir sind in der Lage, die vollständige Entwicklung unserer Bohnen zu verfolgen. Das beginnt mit der Ernte im Ursprungsland und endet mit der Kapsel, die wir an Sie ausliefern. Wo und wie wird Ihr Kaffee geröstet? Der Röster ist bestens vertraut mit den unverwechselbaren Eigenschaften der fünf Velibre Mischungen. Diese Eigenschaften werden durch den Röstprozess verstärkt, der die Bereiche Säure, Körper, Aroma und Geschmack entscheidend bestimmt. Wo und wie kann man Ihren Kaffee beziehen? Sind neue Vertriebswege in Planung? Im April 2013 wurde die Velibre GmbH in Bremen gegründet. Bis April 2014 wurden die erste mit dem Nespresso System kompatible Kaffeekapsel ohne Umverpackung, eine eigenes CRM- und Warenwirtschafts-System und eine erste Website für die Vermarktung der Kaffeekapseln entwickelt. Des Weiteren wird in Zusammenarbeit mit einer hochprofessionellen Werbeagentur ein Marken Re-Branding bis Ende 2014 durchgeführt und unter anderem eine neue Online Präsenz und weitere Vertriebswege aufgebaut. Velibre hat bereits im April 2014 mit dem Online-Handel gestartet. Bestellungen werden zusätzlich telefonisch entgegengenommen. Darüber hinaus ist der Aufbau eines indirekten Vertriebes, zu-


SPOTLIGHT nächst in Deutschland, geplant. Das Angebot richtet sich hierbei an Handelsunternehmen, die das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit aufgreifen. Bis Ende 2015 sollen weitere europäische Länder vertriebsseitig erschlossen werden. Besonderer Fokus liegt dabei auf Frankreich, Spanien und Italien, da in diesen Ländern bereits heute deutlich mehr Nespresso Kaffeekapseln verkauft werden als in Deutschland. Sie haben über Innovestment.de von 19 Investoren 88.000,-€ über Crowdfunding gesammelt. Warum gingen Sie den Weg über Crowdfunding? Welchen Nutzen tragen Sie und welchen ihre Investoren davon? Wir glauben an eine bankenunabhängige Finanzierung und haben äußerst positive Erfahrungen mit dem Crowdfunding gemacht. Zahlreiche Investoren, sowohl herkömmlicher Art als auch aus dem Crowdfunding, bringen sich aktiv mit Ihrem Knowhow in das Unternehmen Velibre ein. Wir haben einen Beirat gegründet, indem mehrere Investoren vertreten sind und wir regelmäßig über die Entwicklung von Velibre kommunizieren. Konnten Sie Ihre Investoren bereits mit Erträgen erfreuen? Unsere Investoren erhalten eine Beteiligung, die sich spätestens dann auszahlt, wenn Velibre die angestrebten Wachstumsziele einhält. Des Weiteren haben wir auch schon mit Ausschüttungen in Form von Kaffeekapselmaschinen und in Form von Kaffeekapseln gearbeitet. Wir sind hier individuellen Lösungen gegenüber sehr offen und tauschen uns immer eng mit den Investoren aus. Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung auf ihre Zukunftsfähigkeit? Wir sehen diese Entwicklung sehr positiv und begrüßen diese Art der Unternehmensfinanzierung. In Zukunft wird Crowdfunding weiter zunehmen, das zeigt auch die wachsende Zahl der Anbieter auf dem Markt. Worauf sollten Unternehmer achten, wenn sie eine Crowdfunding-Kampagne planen? Klare und transparente Kommunikation mit den Investoren ist ganz wichtig. Die Installation eines Beirats kann dies zusätzlich positiv unterstützen.

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Foto: © Picture-Factory - Fotolia.com

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren? Haben Sie neue Vertriebswege und/oder Entwicklungen im Ärmel? Wir planen einen großen Relaunch der Marke, der Website und der Produkte zu Beginn des Jahres 2015, was einen großen Schub für Velibre am Markt bringen wird. Dazu gehört auch die Expansion in weitere europäische Länder. Wir laden alle interessierten Investoren ein, sich mit uns in Kontakt zu setzen und uns hier in Bremen, der Stadt mit viel Kaffeegeschichte, zu besuchen. FUNDSCENE

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Wohnwagon autark leben

Ist das die Mรถglichkeit!?

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Energiekrise, Finanzkrise, Umweltkrise, wen wundert da der Wunsch auf ein wenig Unabhängigkeit. Ganz unabhängig und autark leben, davon hat schon mach einer geträumt. Die WW Wohnwagon GmbH aus Wien lässt mit ihrem Wohnwagon ein wenig Realität in diesen Traum. „Ein Wohnwagon ist mehr als ein Wohnwagon. Er ist ein Statement – philosophisch, politisch, persönlich. Es ist eine Lebensart. Er macht Selbstreduktion zum Luxus. Reduktion heißt hier aber nicht gleich Verzicht. ‚Reduce to the Max‘ ist das Motto.“, beschreibt das Unternehmen seine Philosophie. Dass dies mehr als nur Phantastereien sind, schildert im Interview Theresa Steininger, Geschäftsführerin und liebevoll „Frau Chefin“ genannt.

Was hat Sie dazu bewogen, einen autarken Wohnwagen zu bauen? Wir haben uns die Frage gestellt: Was braucht man eigentlich für ein gutes Leben? - Eigentlich nicht viel: Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, ein natürliches Wohngefühl, Platz zum Denken und Atmen. Die Reduktion auf das Wesentliche ist dabei in unserer heutigen Zeit der eigentliche Luxus. Ausgehend von diesen Gedanken haben wir im November 2013 begonnen, den Wohnwagon zu entwickeln und uns mit Autarkie zu beschäftigen. Der Wagen ist ein politisches und philosophisches Statement. das greifbar machen soll, wie sich ein reduzierteres, selbstbestimmtes Leben anfühlen könnte und wie das auch ein spannendes Produkt ergeben kann. Wie autark kann man wirklich leben? Eigentlich ziemlich autark! Der 25 Quadratmeter große Wagen ist mit eigener Strom- und Wärmeversorgung, Biotoilette und Wasseraufbereitungsanlage ausgestattet. Das Duschwasser wird also aufbereitet und wiederverwendet, der Strom kommt von der Sonne, geheizt wird mit einem speziell entwickelten Badeofen, der mit der Solaranlage verbunden ist. Im tiefen Winter braucht man für diesen Ofen dann noch etwas Holz zum Zuheizen, ansonsten ist man Unabhängig! Der Wohnwagon wird so gesehen auch zu einem neuen Ansatz, wie man Wohnen neu definiert. Wenn man autark in einem Wohnwagon lebt, dann sucht man von sich aus wieder gemeinschaftlich genutzten Raum, der wieder belebt wird. Für uns gehört zur Autarkie aber deswegen auch das Thema Selbstbestimmung & Handwerk: Kann ich mir selbst helfen, wenn etwas kaputt ist? Tropft der Wasserhahn und ich muss schon wieder einen Installateur anrufen, oder kann ich das selbst reparieren? Zur Unabhängigkeit gehören auch gewisse Fähigkeiten und Fertigkeiten, darum haben wir auch unser Workshop-Programm ins Leben gerufen. Ist autarkes Leben konsumstarken Bevölkerungs-

gruppen mit überdurchschnittlichem Einkommen vorbehalten? Wenn man einen fix-fertigen, vollautarken Wohnwagon kaufen will, der von Anfang an mit allen Finessen ausgestattet ist, dann kostet das natürlich. Aber so ist es mit allen technischen Innovationen, die am Anfang teuer sind und dann mit den steigenden Nutzungszahlen auch die Kosten sinken. Deshalb haben wir ein ganzes Ökosystem zum Thema Autarkie aufgebaut: Es gibt Einzelprodukte im Webshop, wir bieten Workshops zu verschiedenen Themen, usw. Da ist also für jeden Geldbeutel was dabei. Der Weg zu einem autarken Leben kann also auch Schritt für Schritt erfolgen. Wo werden Ihre Leuchtmittel produziert? Unsere Leuchtmittel sind handelsübliche LED- Lampen. Die sind energiesparend, brauchen aber natürlich trotzdem Strom und werden über die Photovoltaik-Anlage des Wohnwagons versorgt. Wir sind gerade in Gesprächen mit „Glowee“ einem Start-up aus Frankreich, das gerade biologische Leuchtmittel entwickelt, die über Reaktionen von Bakterien funktionieren - vielleicht schaffen wir ja, eine Beleuchtung ohne Strombedarf für unseren Wohnwagon sicherzustellen. Wir sind immer aktiv auf der Suche nach neuen Entwicklungen und Innovationen. Liegt Ihre Zielgruppe ausschließlich im privaten

Der 25 Quadratmeter große Wagen ist mit eigener Strom- und Wärmeversorgung, Biotoilette und Wasseraufbereitungsanlage ausgestattet. FUNDSCENE

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„Wir haben schon unsere Startfinanzierung gemeinsam mit der Crowd aufgestellt und gesehen, wie viel Dynamik das einem jungen Unternehmen gibt.“

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SPOTLIGHT Bereich oder kann auch der Gewerbebetrieb mit Ihren autarken Ideen ausgerüstet werden und davon profitieren? Etwa 40%, also fast die Hälfte unserer Interessenten, sind gewerbliche Anfragen. Es wird Wohnwagons als Café, als autarkes Hotelzimmer, als Promotionfahrzeug, als inspirierendes Büro, als Verkaufsstand und als vieles mehr geben. Wir bauen jeden Wagen ganz nach den Bedürfnissen des Kunden, es sind also tausend verschiedene Spielarten der Idee möglich. Sie haben Crowdfunding auf der Plattform Conda gestartet. Warum gehen Sie den Weg über Crowdfunding? Wir haben schon unsere Startfinanzierung gemeinsam mit der Crowd aufgestellt und gesehen, wie viel Dynamik das einem jungen Unternehmen gibt. Die Crowd bringt nicht nur Geld, es geht auch um Kontakte, Netzwerke, eine Community und das Gefühl mit Menschen zu wachsen, die auch an die gemeinsame Idee glauben. Das ist der große Mehrwert und durch nichts zu ersetzen. Welchen Nutzen tragen Sie und welchen ihre Investoren davon?

den nächsten Jahren sicherlich noch weiter wachsen, da es auch als Finanzierungsinstrument für mittelständische Betriebe zunehmend interessant wird. Und große Unternehmen werden bald das Potenzial nutzen, mit einer eigenen Community in Kontakt treten zu können und Menschen begeistern, die auch noch Investoren werden. Da kommt noch viel und wir sind erst am Anfang dieser Entwicklung.

Die Crowd, unsere Investoren, kann mitfiebern und aus erster Hand miterleben wie aus unserem jungen Projekt ein Unternehmen wird. Sie hat das unmittelbare Gefühl, dabei zu sein an einem Projekt, das etwas grundlegend verändern will und bekommt regelmäßige Updates von der Entwicklung und unseren kleinen und großen Erfolgen. Wir laden die Investoren regelmäßig in unsere Werkstatt und halten sie am laufenden. Und am Ende bekommen die Investoren natürlich auch eine attraktive Verzinsung. Sie sind über das nachrangige Darlehen am Firmenwert und am Gewinn direkt beteiligt. Wenn alles gut geht, ist diese Form der Investition viel rentabler als ein Sparbuch und man investiert in ein echtes und angreifbares Unternehmen. Wir als Wohnwagon-Team bekommen – neben dem Geld um unsere Idee umzusetzen – Rückmeldung auf die Idee, die sehr wertvoll ist, neue Kontakte, bauen ein Netzwerk auf und Freuen uns an der Begeisterung und der Energie, die täglich von der Crowd kommt.

Worauf sollten Unternehmer achten, wenn sie eine Crowdfunding-Kampagne planen?

Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung auf ihre Zukunftsfähigkeit?

Auch bei der Entwicklung des Wohnwagons setzen wir auf Innovation: Der Wasserfilter mit Pflanzen soll Trinkwasserqualität herstellen, in der Produktion wollen wir noch regionaler und natürlicher werden, und vieles mehr. Die Ideenliste ist lang und wir freuen uns auf die nächsten spannenden Monate.

Wir sind überzeugt dass Crowdinvesting in Zukunft ein zentrales und wichtiges Finanzierungsinstrument für junge Unternehmen sein wird. Die Bedeutung wird in

Wichtig ist ausreichende Kommunikation - es sollten genügend Ressourcen für die Kampagne eingeplant werden, und dann heißt es: reden, reden, reden. Es gibt keine anonyme Crowd die nur darauf wartet zu investieren, man muss selbst überzeugen, die Leute von der eigenen Idee begeistern.

Die Crowd, unsere Investoren, kann mitfiebern und aus erster Hand miterleben wie aus unserem jungen Projekt ein Unternehmen wird.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren? Haben Sie neue Vertriebswege und/oder Entwicklungen im Ärmel? Wir haben noch ziemlich viel im Ärmel! Wir werden der erste Ansprechpartner sein, wenn es um autarkes, selbstbestimmtes Leben geht. Unseren Webshop werden wir dazu zu einer umfassenden Service- und Wissensplattform entwickeln.

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VORSCHAU

Impressum Herausgeber: Markus Elsässer Foto: © Kurhan - Fotolia.com

Freihandel mit TTIP und CETA - Fluch oder Segen Wem nutz es, was bringt es, wo schadet es.

Chefredakteur: Ulrich Träm (V.I.S.D.P.) Stellvertretender Chefredakteur: Sabine Elsässer Redaktion: Pamina Fabienne Elsässer Geschäftsführer: Sabine Elsässer Verlag: Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Waldblickstr. 40 - DE-75245 Neulingen Registergericht: Amtsgericht Mannheim Registernummer: HRB 706231 Ust-Ident-Nummer:DE264671277 Tel.: +49 (0)72374868197 E-Mail: pr@fundscene.com Anzeigenvermarktung: Edeltraut Richter +49 (0) 8968071298 edeltraud.richter@ads4economy.de

Filmkraut Crowdinvesting Plattform für Filme

Abo-Service Bestellungen oder Änderungen senden Sie bitte an: FUNDSCENE Abo Betreuung Waldblickstr.40 75245 Göbrichen Tel.: +49 (0)72374868197

Wir wünschen allen Lesern ein gesegnetes

Preis Jahresabo Print 6 Ausgaben innerhalb Deutschland 36€ inkl. Lieferung. Jahresabo inkl. Internationalem Versand 54€

Weihnachtsfest und ein Erfolgreiches 2015

Web: www.fundscene.com E-Mail: se@fundscene.com

Die Inhalte der FUNDSCENE sind urheberrechtlich geschützt, alle Rechte liegen beim Verlag Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Vervielfältigung oder Nachdruck bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages. Senden Sie uns Ihre Pressemeldungen an pr[at]fundscene.com. Bitte beachten Sie aber, dass wir uns vorbehalten eingesendete Pressemeldungen (Texte, Dateien usw.) abzulehnen!

Anzeigen- und Redaktionsschluss ist der 06. Februar 2015 Foto: © Israfil Sen - Fotolia.com

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Die nächste FUNDSCENE MAGAZIN erscheint am 26. Februar 2015


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