DIGITAL RETAIL VISION

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Er muss den Verbrauchern Begegnungsmöglichkeiten bieten, indem er Treffpunkte aufbaut. Z.B. kann man im Laden eine Expressobar aufbauen. Für jeden, der hin geht, gibt es einen kostenlosen Expresso. Der Kunde kann sich also hinsetzen und mit dem Nachbarn diskutieren. Dann gibt es noch die Möglichkeit außerhalb der Checkout-Zone, in der Vorkassenzone, Meeting-Points zu gestalten, z.B. Cafes. An dieser Stelle muss der EH kompensieren. Das ist auch eine soziale Verantwortung. Aber das erfordert ein Denken außerhalb der bisherigen Strategie, nur günstige Waren zu verkaufen. Da muss man natürlich sein Gesamtkonzept überdenken. Und das fällt dem EH insgesamt sehr schwer.

D.h. mehr serviceorientiert handeln, anstatt nur auf den Preis zu achten? Genau.

Was sind die konkreten Gründe, warum der deutsche EH hier so hinterherhinkt? Drei Punkte. Einmal die Investitionsmaßnahmen: es kostet Geld. Das Geld ist nicht vorhanden. Bei einer Umsatzrendite von 1,5% kann der EH keine großen Sprünge machen. Zweitens die Angst der Mitarbeiter/der Kassiererin davor, den Arbeitsplatz zu verlieren. Hier hat man auch die Arbeitnehmervertreter gegen sich. Das Dritte ist, dass auch der Kunde reserviert ist, weil er sagt: „Ich werde gläsern.“ Es gibt noch einen vierten Punkt: Das Managementproblem im deutschen EH. Manager machen einfach gerne in diesen geordneten Bahnen, in ihrer Komfortzone, weiter, ohne sich viel mit Innovationen beschäftigen zu müssen. Der Einzelunternehmer ist bereit, auch mal ein Experiment einzugehen, aber die angestellten Manager tun sich da unheimlich schwer. Sie haben Angst, dass es schief geht und dass sie

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