FRIZZ Würzburg 02/14

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special.lifestyle

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Alles eine Frage von Stil

…denn

Einen sogenannten Lifestyle zu pflegen ist eine Sache der Neigung, der Haltung, der Erwartung – und der (pop-)kulturellen Prägung, die sich in den allermeisten Fällen aus dem sozialen Milieu erschließt, in dem sich jemand bewegt. So reflektierte etwa der Rapper Big L über den Lifestyle „of the Poor and Dangerous“ und inwiefern sich die scheinbar divergierenden Prädikate „arm“ und „gefährlich“ hierbei die Hände reichen – bis er seinen Schussverletzungen erlag. Und die Pop-Punks von Good Charlotte wagten sich an eine persiflierende Annäherung an den „Lifestyle of the rich and the famous“, just als sie als Band anfingen, große Erfolge zu feiern und entsprechend „rich“ und „famous“ waren.

 Wenn ich an meine Grundschulzeit zurückdenke, gab es drei große Helden, in deren Fußstapfen neben mir quasi jeder meiner Mitschüler männlichen Geschlechts wandeln wollte: James Bond, Bud Spencer und Colt Seavers. Sobald wir groß waren wollten wir so sein wie sie – in etwa also ein Geheimagent, dem die Frauen zu Füßen liegen, während er alle Stunts alleine vollführt und seine Gegner mit jenem charakteristischen Geräusch, das nur Buddys Fäuste erzeugen kann, umnietet. Eines war dabei also schon früher augenscheinlich: Ein ernstzunehmender Lifestyle braucht Gegner. Andernfalls müsste man ja ihn nicht verkörpern. Die neidischen Blicke der Gegenseite scheinen genauso wichtig zu sein wie die Uniform, anhand der man sich von anderen abgrenzen möchte. Was aber ist mit jenen, die größeren Sorgen als die neidischen oder auch geringschätzigen Blicke anderer haben? Und was ist mit jenen, die aufgrund ihrer sozialen Präposition zeitgemäße Lifestyles lediglich vom Fernseher

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oder sogar nur vom Hörensagen kennen? Das alles ist schwer zu beantworten. Eines jedoch ist klar: Ein Angehöriger der Inuit z.B. kann sehr wohl mit Ernsthaftigkeit eine Punk-Attitüde an den Tag legen. Wenn er diese allerdings auf die gleiche Weise verkörpern und (vergeistigen!) möchte wie unsere sich dem Punk zugehörig fühlenden Systemverweigerer, müsste er hierbei etwas Phantasie bzw. noch mehr Phantasie beweisen: Sein Bemühen, an einem komplett verlassenen Bahnhof im ewigen Eis von Grönland ein Beispiel für eine Antihaltung abzugeben und/oder etwas Kleingeld zu erschnorren, wäre kaum von Erfolg gekrönt. Und wenn wir schon bei den Inuit sind: Berühmt ist auch jener Lifestyle, der sich aus dem sogenannten American Way Of Life ergibt. Merkwürdig ist bei diesem allerdings, dass er die indigene Bevölkerung Nordamerikas (die eigentlichen Americans also) in seiner Definition vernachlässigt – auch, wenn der Anteil der in US-Städten abseits ihrer Reservatsgebiete lebenden FRIZZ Das Magazin 2.2014


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