FRIZZ Das Magazin Frankfurt Mai 2015

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„Wir verkaufen ein Stück Lebensqualität“ 115 Jahre Optiker Müller in Frankfurt Nicht jeder kann von sich behaupten, einen Urgroßvater zu haben, dem die Goldmedaille als königlich-kaiserlicher Hoflieferant verliehen wurde. Daniela Kupferschmidt ist immer noch stolz darauf und pflegt gemeinsam mit ihrer Schwester die Familientradition des Unternehmens, das zu den führenden Fachgeschäften in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet gehört. ›› Interview & Text: Franziska Jentsch

© Mario Andreya

Welche Veränderungen hat die Augenoptik in 115 Jahren durchlaufen? Damals war es ein Männerberuf, in dem ein weißer Kittel getragen wurde. Mittlerweile sitzen in den Berufsschulen 75 Prozent Frauen. Der rein handwerkliche Aspekt ist in den Hintergrund gerückt: Heute ist die Brille wie Kleidung und Schmuck auch ein modisches Accessoire. Persönlichkeiten und Stars tragen bewusst auffällige Brillen. Die ganze Branche verändert sich momentan dahingehend, dass man das Sehen ganzheitlich betrachtet. Ein neues Feld in der Augenoptik ist die Optometrie, die wir auch hier im Haus anbieten, mit Augentrainings und Augen-Vorsorge-Screening. Das ist gerade ab einem gewissen Alter wichtig. Wenn bei einer Messung eine Auffälligkeit festgestellt wird, sind wir in der Lage, den Kunden bezüglich seines Sehens wesentlich besser aufzuklären und auch direkt zum Augenarzt zu schicken. In Amerika und England gibt es den Beruf des Optometristen schon länger, in Deutschland etabliert sich diese Zusatzqualifikation seit einigen Jahren mehr und mehr. Was unterscheidet Ihr Geschäft von den großen Ketten und vom Onlinehandel? Unser Bestreben ist es, ein qualitativ hervorragendes Niveau zu bieten, nachhaltig zu arbeiten und den Kunden – vom Kleinkind bis ins Rentenalter – ganzheitlich zu sehen. Wir schauen bei der Beratung nicht auf die Uhr und er bekommt hier alles aus einer Hand: Wir haben unsere hauseigene Werkstatt, vier vollausgestattete Messräume und eines der größten Kontaktlinsenlager in Deutschland. Auch einen KontaktlinsenService inklusive Direktlieferung bieten wir an. Im Erdgeschoss halten wir neben einer großen Auswahl von Kinderbrillen etwa 6.000 Brillenfassungen von allen namhaften Designern vor (Chanel, Celine, Ray-Ban, Cartier), wobei unser Augenmerk auf individuellen Kollektionen liegt (Moscot, Wollenweber, Lindberg, Martin & Martin). Der Kunde wird bei uns sowohl modisch als auch technisch beraten, eben das ist im Internet gerade nicht möglich. In unserem Hause arbeiten nur ausgebildete Augenoptiker/ innen und Augenoptikermeister/innen bzw. Optometrist/innen. Wir wollen, dass der Kunde mit dem ganzen Paket aus Beratung, Messung und Service glücklich aus unserem Laden schwebt.

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900 eröffnete Carl Müller sein erstes Geschäft in Mainz. Hier war der engagierte Augenoptiker auch Mitbegründer und Leiter der Fachschule für Augenoptik, später lange Zeit 2. Vorsitzender der ebenfalls neu ins Leben gerufenen Süddeutschen Augenoptikerinnung. Sein eigenes Unternehmen wuchs um Filialen in Frankfurt, Wiesbaden, London, Monte Carlo und St. Petersburg. Nach dem Ersten Weltkrieg blieben nur noch die Betriebe in Deutschland bestehen, deren Leitung im Jahr 1925 Tochter Christine mit ihrem Mann Albert Kupferschmidt übernahm. Der Zweite Weltkrieg hinterließ nur noch ein Geschäft – den heutigen Laden im Steinweg in Frankfurt. 1985 trat ihr Sohn Gerhard Kupferschmidt die Geschäftsführung an und erweiterte später die Räume auf drei Etagen. Heute führen seine Töchter, Betriebswirtin (HWK) Daniela und Optometristin (ZVA) Patricia, beide Augenoptiker-Meisterinnen, das Familienunternehmen. FRIZZ Das Magazin hat mit Geschäftsführerin Daniela Kupferschmidt und Augenoptikermeister/Optometrist (ZVA) Jan Hellstern über Entwicklungen und Trends in der Branche gesprochen.

Würden Sie Ihren Kunden eher zur Brille oder zu Kontaktlinsen raten? Es ist typisch deutsch zu sagen: Ich bin Linsenträger, ich bin Brillenträger. Das macht sonst keiner auf der Welt. Wir empfehlen immer beides, im Wechsel. Es gibt Situationen, in denen Kontaktlinsen einfach praktischer sind. In Deutschland tragen nur 6 Prozent aller Fehlsichtigen Kontaktlinsen, unser Linsenanteil liegt bei ca. 20 Prozent, weil wir sie aktiv anbieten und geschulte Anpasser haben. Kontaktlinsen sind eine tolle Alternative oder Ergänzung zur Brille. Die Hochzeitssaison steht bevor, der Urlaub … Auch beim Sport sind Kontaktlinsen oft die bessere Variante. Ein interessantes Thema – die Antwort des Optikers auf Laser-OPs – sind Sleep Lenses, bei denen die Fehlsichtigkeit über Nacht beeinflusst wird, ähnlich Zahnspangen. Auch das bieten wir an. Der unkomplizierte, selbstverständliche Umgang mit dem Produkt ist uns wichtig. Welche Brillenform ist 2015 Trend in Frankfurt? Das große Thema Retro ist noch da, sichtbare und starke Brillen. Aber es zeichnet sich ab, dass die Kunststoffrahmen wieder dünner werden und der Trend hin zu runden Formen geht. Randlose und Metallbrillen sind so gut wie nicht gefragt. Sehr angesagt in Frankfurt ist gerade die deutsche Manufaktur Lunor, die mit der Vintage-Materie spielt. www.frizz-frankfurt.de

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