FRIZZ - Das Magazin für Darmstadt - 05/09

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Foto: Catharina Clauss

Thiemo Gutfried & Frank Grossmann „Wir sind mit dem Schlossgrabenfest ein Stück erwachsen geworden.“ Die Macher des Schlossgrabenfestes der ersten Stunde, Thiemo Gutfried und Frank Grossmann, zeigen gut einen Monat vor Beginn des Schlossgrabenfestes keine Anzeichen von Nervosität. Verständlich. Schließlich startet es dieses Jahr am 28. Mai 2009 in die elfte Runde. Als ich Thiemo Gutfried anrufe, um ein Interviewtermin mit ihm zu vereinbaren, blubbern mir nach dem ersten Freizeichen die portugiesichen Worte des Songs „Girl from Ipanema“ entgegen. „Damit man gleich ganz entspannt in das Gespräch hineingeht“, erklärt mir Thiemo, als ich ihn am Telefon habe und kann sein Grinsen hören. Einen Tag später sitzen wir zusammen mit seinem Geschäftspartner Frank Grossmann tatsächlich ganz entspannt und bei schönstem Wetter vormittags auf dem Riegerplatz im Darmstädter Martinsviertel. Wer meint, die Jungs seien gut einen Monat vor Beginn des Schlossgrabenfestes nervös oder gestresst, der bekommt, so wie ich, einen ganz anderen Eindruck. Mittlerweile gehört die professionelle Routine dazu. „Am Anfang haben wir mit dem Schlossgrabenfest etwas geschaffen, was keiner wollte“, erinnert sich Frank Grossmann. „Damals waren wir in der Krone, im Kesselhaus und im Eledil unterwegs und haben viele regionale Livebands gehört, die ein größeres Publikum verdient hätten“, ergänzt Gutfried. Nur dass diese Livebands mit ihrem Kellerpublikum eigentlich recht zufrie-

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den waren und erstmal keinen Sinn darin sahen, sich auf eine größere Bühne zu stellen. „Man kann nie nur Nische präsentieren“, dachten sich die beiden, machten sich an die Planung des ersten Schlossgrabenfestes und setzten dabei auf einen Mix aus Bekanntem (Coverbands) und Neuem (regionale Livebands). Schließlich hatten sie es geschafft, ein Alternative-Indie-Festival auf eine große Bühne mitten in die Darmstädter Innenstadt zu bringen. Und das zu einer Zeit, in der Frank die Organisation nebenberuflich stemmte und Thiemo mitten im Abitur steckte. „Unser Ziel heute ist es, jedem sein ganz persönliches Schlossgrabenfest-Feeling zu bieten“, erklärt Gutfried. „Deshalb gibt es Alternative auf der Echo-Bühne, Mainstream auf der Entega Bühne, eine Bühne für Local Talents, eine SalsaBühne, eine World-Music-Bühne oder eine Disco Area. Da kann sich musikalisch jeder etwas raussuchen oder nur einen Flammkuchen essen oder zum Gottesdienst gehen“. Ab diesem Jahr gibt es Kart-Taxis für Kinder und einen jährlich wechselnden Kulturschwerpunkt, den Anfang macht Russland. Das bedeutet, dass ungefähr zehn Prozent der Musiker auf dem Schlossgrabenfest über einen russischen Background verfügen. In Sachen Musik allerdings halten sich Gutfried und Grossmann zurück. Die Auswahl der Bands übernimmt seit dem ersten Schlossgrabenfest Benjamin Metz. „Wir lesen keine Musikmagazine, sondern die Wirtschaftswoche, damit wir wissen, wie es auf dem Sponsorenmarkt aussieht“, lacht

Gutfried. Kennengelernt haben sich die beiden als Thiemo für das Schülermagazin freax schrieb und mit dem Event- und Gastronomiemanager Frank erste Konzerte realisierte. Später beendete Gutfried sein Studium als Diplom Medienwirt in Wiesbaden. Die jeweiligen Erfahrungen aus Medienlandschaft, Gastronomie und Eventveranstaltung ist der Grundstein für die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden. „Darüber hinaus zählt für uns vor allem Loyalität“, meint Grossmann. Vor alledem ist jedoch Organisationstalent gefragt, wenn alljährlich Standvermietung, Sponsorenakquise und Gespräche mit Stadt, Ordnungsamt, Grünflächenamt, sowie Organisation von Bereichsleitern, Infrastruktur und 1.500 Essen für Personal und Künstler stattfinden, um nur einen kleinen Auszug aus der To-Do-Liste zu nennen. Dass sich die Mühe lohnt, dafür sorgen Augenblicke, wenn beispielsweise MIA die Massen trotz strömenden Regens zum Kochen bringt. Oder die beiden mit einem Soap-Star über das Fest laufen und von kreischenden Teenies um Autogramme gebeten werden. Eines der Highlights vom letzten Jahr war sicherlich das spontane Ständchen eines heiteren Bräutigams für seine frisch Angetraute: „Auf einmal war er Samstag Nachmittag auf der Bühne und hat ‚Kleine Taschenlampe Brenn‘ gesungen“, erinnern sich die beiden lachend. Ich bin gespannt, ob das zu toppen ist. CATHARINA CLAUSS

FRIZZ Das Magazin 5.2009


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