Die Geschichte - Rivius Gymnasium

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lich und fleißig instituieren und zu solchem End die Schulen einrichten, halten und vollziehen." Nach großen Anfangsschwierigkeiten begann der Lehrbetrieb des Gymnasiums in größerem Umfang erst 1678. Als Franziskanerkloster und Gymnasialgebäude durch den Stadtbrand des Jahres 1742 völlig vernichtet worden waren, wurde im Jahre 1748 von dem Freiherrn Christian von Fürstenberg nicht nur ein neues Klostergebäude, sondern auch gegenüber der Klosterkirche an der Kölner Straße ein neues Gebäude für das Gymnasium errichtet. Dieses enthielt einen sehr geräumigen "Aktionssaal", wo von nun an am Schluss jeden Schuljahrs von den Schülern dramatische Aufführungen, sogenannte Actiones, gegeben wurden. Am Ende der Actiones wurden an die besten Schüler "güldene Bücher" als Prämien verteilt. In der Einladungsschrift des Gymnasiums aus dem Jahr 1790 wird zu einer öffentlichen Prüfung eingeladen. Diese Prüfungen fanden seit 1783 anstatt der Actiones am Schluss des Schuljahres statt. Im Jahre 1783 wurde Attendorn wieder von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht, in der fast sämtliche Gebäude der Stadt, darunter das Rathaus, das Kloster und das Gymnasium, niederbrannten. Dem Stadtbrand fiel auch das Archiv des Gymnasiums zum Opfer. So fehlt es fast ganz an schriftlichen Zeugnissen über Art und Umfang des Lehrbetriebs. Aus später durchgeführten mündlichen Befragungen geht hervor, dass Griechisch, neuere Sprachen sowie Naturwissenschaften nicht gelehrt wurden, Mathematik und Geschichte nur Randfächer, Religion und Latein die zentralen Unterrichtsgegenstände waren und Deutsch notdürftig am Lateinischen eingeübt wurde. Die Klassen waren, wie in allen Klosterschulen, von unten nach oben: Infima, Secunda, Tertia (Syntaxis), Quarta (Poetica), Quinta (Rhetorica), Sexta (Philosophia) benannt. Außerdem bestand eine Vorbereitungsklasse Principia. Die Zahl der Schüler dürfte zwischen 50 und 60 gelegen haben, nicht wenig für die damalige Zeit. Der hohe Stand der grammatischen und rhetorischen Schulung am Attendorner Gymnasium Marianum Seraphicum lässt sich aus der Einladung zu einem Schauspiel 30

vom 22. September 1715 ersehen. Das Stück trug den Titel "Edler und ruhmvoller Sieg, errungen im schwachen Geschlecht, oder Maria, die Magd des Heiden Tertullius". Das Spiel, das alle Merkmale des damals blühenden Jesuitendramas aufweist, zwang zu einer genauen Kenntnis des Lateins, zur Schulung des Gedächtnisses, zum deutlichen Sprechen und zum gewandten Auftreten in der Öffentlichkeit. Für alle, die nur geringe Lateinkenntnisse hatten, ist im Argumentum eine Inhaltsübersicht gegeben. Dazu erklärt ein Sprecher knapp die einzelnen Auftritte. Das Stück selbst ist - wie üblich nicht gedruckt worden und deshalb verlorengegangen. Einer der besten Schüler dieses Franziskanergymnasiums war Heinrich Franz Heuel, der 1648 als Sohn armer Eltern geboren wurde, das Gymnasium besuchte, in Köln und Mainz studierte, in Wien Reichshofrat wurde und schließlich vom Kaiser Leopold I. in den Freiherrnstand erhoben wurde. Nach einer Phase des Niedergangs nach dem Brand von 1783 wurde das Gymnasium Marianum Seraphicum von der hessischen Regierung - Attendorn war 1802 (bis 1816) hessisch geworden - trotz einer Bittschrift der Stadt um Erhaltung aufgehoben.

3. Städtisches Progymnasium (1825 - 1875) 1815 wurde Attendorn preußisch. In Anknüpfung an die neuhumanistische Schulreform W. v. Humboldts wurde 10 Jahre später ein städtisches Progymnasium gegründet, zunächst mit 22 Schülern in den drei unteren Klassen. In der Folgezeit gab es trotz großer finanzieller Schwierigkeiten immer wieder Ausbaubestrebungen. So konnte 1835 die 4. Klasse, die Tertia, angegliedert werden. 1840 kam es zu einer Eingabe an den preußischen Minister für geistlichen Unterricht und Medizinal-Angelegenheiten wegen des Ausbaus der Schule. Darin heißt es: "Attendorn ist ein stilles, freundliches Städtchen, wo die Schüler für ein mäßiges Kostgeld bei ordentlichen Leuten untergebracht werden können und wo sie fern von aller Verführung und Vergnügungssucht, wie sie in großen und volkreichen Städten sich wohl darbietet, und unangesteckt von allen verkehrten und schwindelnden Ideen, wie


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