Individuelle Lern- und Entwicklungsdokumentation

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Vorwort der Staatsministerin

„Im Kopf eines Dreijährigen steckt Wissen, von dem nicht einmal seine Eltern etwas ahnen.“1 Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher staunen immer wieder, was Kinder durch intensive und konzentrierte Beschäftigung mit den sie umgebenden Menschen und Dingen fast wie nebenbei lernen. Bis zum Schuleintritt werden so insgesamt größere Lernleistungen erbracht, als in den darauffolgenden Jahren in den verschiedenen Bildungsinstitutionen und das passiert in vergleichsweise kurzen Zeiträumen. Es fällt nicht immer leicht, diese rasante Entwicklung als Pädagoge nachzuvollziehen. Deshalb fordert der Sächsische Bildungsplan die Erzieherinnen und Erzieher dazu auf, die Entwicklung der Kinder zu beobachten und zu dokumentieren. In den sächsischen Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege ist dies inzwischen zum Alltag geworden. Jedes Kind lernt anders, hat andere individuelle Voraussetzungen, besondere Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse. Beobachtung und Dokumentation ist deshalb ein sehr individueller Prozess. In ihn werden in aller Regel auch die Kinder und ihre Eltern einbezogen. Dennoch gibt es immer wieder Fragen. Welches Instrument ist das richtige? Welche Form, welchen Umfang soll die Dokumentation haben? Wo ist die Grenze zwischen der Dokumentation beobachteter Entwicklung und der Diagnostik? Die vorliegende Broschüre möchte dazu beitragen, diese Fragen zu beantworten. Sie nennt zum einen Grundlagen und Prinzipien des systematischen Beobachtens und Dokumentierens, zum anderen werden Beispiele guter Erfahrungen aus der Praxis veröffentlicht. Neben dem Prinzip der „Bildungs- und Lerngeschichten“ gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, auf die diese Broschüre hinweist. Die Entwicklung des Kindes zu beobachten und zu dokumentieren erfordert Geduld und vor allem Zeit. Nicht immer sind diese beiden Faktoren im Alltag optimal verfügbar. Es zeigt sich jedoch immer mehr, dass ein gutes Portfolio, in dem die Bildungsprozesse der Kinder ablesbar sind, eine echte Unterstützung der pädagogischen Arbeit sein kann. Bei Beachtung der gegebenen Voraussetzungen hilft die Dokumentation auch zu einem reibungslosen Start beim Übergang in die Grundschule. Alle Autorinnen und Autoren dieser Broschüre sind der Kita–Praxis eng verbunden. Für diese zeitaufwändige und kompetente Arbeit am Thema danke ich allen bei der Erstellung der Broschüre Beteiligten sehr herzlich. Ich bin sicher, dass die vorliegenden Texte in der Praxis auf ein gutes Echo stoßen werden.

Brunhild Kurth Sächsische Staatsministerin für Kultus

(H.-J. Laewen/B.Andres: Künstler, Forscher, Konstrukteure. Werkstattbuch zum Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen, Berlin 2002)

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