Berufliche Weiterbildungswünsche

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes:

Weiterbildung während der Elternzeit: Notwendig oder Luxus? 2. Europäische Befragung im Rahmen des EU-Projektes: Re-Start Women 2.0 Wenn ein Kind geboren wird, ändert sich für die Mütter sehr viel. Zunächst viel Zeit für das Kind zu haben finden viele sehr wichtig. Aber irgendwann heißt es für die meisten erwerbstätigen Mütter: zurück in den Job. Laut einer Umfrage in Deutschland wünschen sich 74 Prozent der Erwerbstätigen mit Kind Weiterbildungsmöglichkeiten in der Elternzeit. Und viele Mütter freuen sich auch auf ihre Rückkehr ins Berufsleben. Aber nicht immer können oder wollen sie im Beruf so weitermachen wie bisher. Im Arbeitsleben haben sich schon in einem Jahr meist Arbeitsabläufe und Techniken verändert. Dadurch sind neue Qualifikationen nötig. Nach einer längeren beruflichen Auszeit kann der Anschluss an die Entwicklung im Unternehmen schnell verpasst sein. Um nach der Elternzeit weiterhin gute berufliche Perspektiven zu haben, gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Lebenslanges Lernen ist heute eine Grundlage nahezu jeder Erwerbstätigkeit. Dies gilt auch außerhalb der Elternzeit. Für viele Mütter ist die Elternzeit aber auch eine gute Phase, um sich beruflich fit zu halten. Fast alle Berufsrückkehrerinnen -die während dieser Zeit an Weiterbildungen teilgenommen haben - sagen, dass ihnen dies bei ihrer Rückkehr in den Job maßgeblich geholfen hat. Doch real nutzten nicht sehr viele Mütter solche Weiterbildungen - weder in Deutschland – noch in den befragten weiteren europäischen Ländern. Wir wollten wissen, woran das liegt das? Im Rahmen des europäischen Projektes Re-start women 2.0 untersuchen wir seit 2 Jahren u.a. das Weiterbildungsverhalten von Müttern in der Europäischen Union. Beteiligt sind die Länder: England, Holland, Italien, Kroatien und Deutschland. Zusammen mit diesen Ländern haben wir eine ELernplattform für Berufsrückkehrerinnen entwickelt, welche auch die länderspezifischen Unterschiede bei der Berufsrückkehr hinsichtlich der Lerninhalte beinhaltet. Vorteil der e-Lernplattform ist, dass die Teilnehmenden dann lernen können, wenn sie Zeit dazu haben. Auch dieses Lernen erfordert Konzentration und Ruhe und ein Lernen während der Kinderbetreuung ist nicht sinnvoll. Wir haben Mütter aus den 5 Ländern befragt, ob sie während ihrer Berufspause an einer Weiterbildung teilgenommen haben, was sie lernen wollten, wieviel Zeit sie investieren konnten, wer die Weiterbildung ihrer Meinung nach bezahlen sollte – und vieles mehr. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen in einigen Bereichen große Unterschiede zwischen den Ländern auf. Die Mehrheit der befragten Mütter (58%) aus Deutschland und knapp die Hälfte (46%) der englischen Befragten haben während ihrer Berufspause an einer Weiterbildung teilgenommen, in den Niederlanden, Italien

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes: und Kroatien hingegen nahm lediglich ein geringer Anteil der Befragten an einer Weiterbildung teil, wie die nachfolgende Grafik zeigt:

Bei der Mehrheit der Weiterbildungsteilnehmer aus Deutschland, den Niederlanden, Italien und Kroatien ging der Impuls zur Teilnahme von den Befragten selbst aus. Zudem spielte in den Niederlanden, England und Kroatien in dieser Hinsicht der Arbeitgeber in einigen Fällen eine Rolle, wohingegen in Deutschland die Agentur für Arbeit in einigen Fällen zu einer Teilnahme geraten hat.

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes: Bezüglich der Kenntnisse, die in einer Weiterbildung vermittelt werden sollten, waren die Computerkenntnisse und fachlichen Kenntnisse von besonderer Bedeutung, insbesondere für die Befragten aus Deutschland. Diese Kenntnisse sind auch für die Befragten der anderen Länder wichtig, jedoch erachteten die Befragten aus England und Kroatien die sozialen Qualifikationen als wichtigste zu vermittelnde Kenntnisse.

Die Mehrheit der befragten Mütter aus den Niederlanden und Deutschland sowie knapp die Hälfte aus England und Kroatien sind bereit, mehr als zwei Stunden wöchentlich für Weiterbildung aufzuwenden. Über die Hälfte der Befragten aus Italien sowie 35 Prozent aus den Niederlanden gaben an, keine Zeit für Weiterbildung aufwenden zu können. Hinsichtlich des Zeitraums, über den die Weiterbildung stattfinden sollte, ist kein eindeutiges Meinungsbild zwischen den Ländern und innerhalb der Länder erkennbar.

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes:

Die Ergebnisse zeigen, dass den Frauen insgesamt kein sehr großer zeitlicher Spielraum für Weiterbildung verbleibt. Deshalb ist vor einer Weiterbildungsentscheidung vor allem eine ehrliche Einschätzung der eigenen Möglichkeiten sehr wichtig: Wie viel Zeit kann jede einzelne Frau für ihre Weiterbildung aufbringen, wie weit kann sie zum Schulungsort fahren, wie viel kann und will sie in die Qualifizierung investieren? Gibt es eine Möglichkeit, das Kind stundenweise betreuen zu lassen und was tut der Partner, um zu unterstützen bzw. die Frauen bei der Familienarbeit zu entlasten?

In allen Ländern bewertete die Mehrheit der befragten Frauen einen Weiterbildungsnachweis als sehr wichtig oder wichtig für den Wiedereinstieg in den Beruf. Im Hinblick auf die Frage, wer für die Finanzierung der Weiterbildung zuständig sein sollte, besteht keine einheitliche Meinung. Die Mehrheit der Befragten aus Italien und Deutschland sieht den Staat als zuständig für die Finanzierung an, wohingegen in den Niederlanden und Kroatien von vielen der Arbeitgeber als zuständig angesehen wird. In allen Ländern außer Italien sieht sich jedoch auch ein kleiner Teil der Befragten als selbst verantwortlich für die Finanzierung einer Weiterbildung.

Die bevorzugte Lernform der befragten Frauen aus Italien, Kroatien und England ist eine Mischform aus Präsenzveranstaltungen und online Lernen, wohingegen die Mehrheit aus Deutschland klassische Präsenzveranstaltungen und die Mehrheit aus den Niederlanden online Lernen präferieren.

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes:

Bezüglich der Anbieter von Weiterbildungen sind nur die Befragten aus Deutschland und den Niederlanden der Überzeugung, dass es entsprechende Weiterbildungsangebote in ihrer Umgebung gibt. Viele der befragten Frauen aus den anderen Ländern denken, dass es diese Angebote nicht gibt oder wissen nicht, ob es entsprechende Anbieter in ihrer Umgebung gibt. Die große Mehrheit der Befragten aus England, Kroatien und den Niederlanden sowie alle Befragten aus Italien gaben an, dass sie nicht wissen, wer sie bezüglich einer Weiterbildung in der Familienphase beraten kann. In Deutschland gaben immerhin 41% an, dass sie über solche Beratungsmöglichkeiten Bescheid wissen.

Fazit: Insbesondere in Italien scheint es noch einen großen Bedarf an Beratung zu Weiterbildungsmöglichkeiten zu geben und es müsste auch zum Thema der Vereinbarkeit von Weiterbildung und Familienphase beraten werden. In den anderen Ländern ist die Bereitschaft zur Teilnahme (zeitlicher und finanzieller Aufwand) größer, jedoch besteht auch hier noch Beratungsbedarf. Die Inhalte und Lernformen sollten an die jeweiligen Bedarfe in den Ländern angepasst werden, da hier z.T.

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Europäische Befragung im Rahmen des Projektes: große Unterschiede in den Präferenzen der Befragten bestehen. Je nach Land können auch Arbeitgeber eingebunden werden, um einen Impuls zur Weiterbildungsteilnahme zu geben. Insgesamt sehen die Befragten einen Weiterbildungsnachweis als (sehr) wichtig für den beruflichen Wiedereinstieg an.

Kassel, August 2016

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