Bonner perspektiven 2 2013

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PARTEIEN 57

„Bei CDU wie CSU, so lautet ein Befund, gehöre die christliche Ausrichtung zum ‚gewachsenen Erbe‘“

funden verschiedener Untersuchungen gar nicht oder kaum wahrgenommen. Von einer großen Mehrheit der Bevölkerung und von einer überwältigenden Mehrheit ihrer Wähler wird die Union – grundsätzlich, abstrakt – immer noch mit christlichen Werten in Verbindung gebracht. Bei CDU wie CSU, so lautet ein Befund, gehöre die christliche Ausrichtung zum „gewachsenen Erbe“. Dieses Erbe wird mehrheitlich in der Bevölkerung – eben auch von jenen, die selbst von sich sagen, sie stehen der Kirche distanziert gegenüber – positiv gesehen. Doch dieses Erbe, ein hohes Gut aus Sicht der Partei, macht es nicht einfach, im politischen Alltag klare Positionen zu finden. Es ist eben nicht immer einfach, mit dem Verweis auf das „C“ politische Weichenstellungen vorzunehmen: Legt das „C“ fest, ob Schwarz-Grün nun möglich wird oder nicht? Quasi: C+Ö?

Legt das „C“ die Marschroute auf dem Weg zur „Energiewende“ fest? Legt das „C“ fest, wie bei der Frage der Präimplantationsdiagnostik zu entscheiden ist? Die Fragen sind auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt, unterschiedlich wichtig – aber sie alle können im Zeichen des „C“ diskutiert werden. Gibt es die Antwort? Von sich aus, gewissermaßen autoritativ, muss die Antwort „nein“ lauten. Das „C“ kann nur vermittelt – eben in der Sphäre der Politik – Geltung erlangen. Dies sei anhand von zwei o.g. Fragen verdeutlicht: Erstens: Ist Schwarz-Grün wünschenswert? Aus christlicher Sicht wäre die Antwort positiv, wenn man an die verbindenden Elemente der Bewahrung der Schöpfung, der Nachhaltigkeit oder des Subsidiaritätsprinzips denkt. Nein lautete die Antwort, wenn man grüne Forderungen stark akzentuiert, die den christlichen Religionsunterricht abschaffen oder den christlichen Gottesbezug aus dem Grundgesetz streichen wollen. Was aber wiegt schwerer? Zweitens: Als die CDU auf ihrem Karlsruher Parteitag 2010 über die PID debattierte und abstimmte, sprach sich eine knappe Mehrheit gegen Gentests an Embryonen aus. 51 Prozent waren generell gegen die PID, 49 Prozent für eine PID in engen Grenzen. Damit hatten nur 17 Stimmen den Ausschlag gegeben. Wie beide Seiten im Ringen um das Für und Wider dieser medizinischen Praxis argumentierten, musste beeindrucken. Befürworter wie Gegner stellten bei ihrer Argumentati-


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